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My love bite on your neck

von

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Love bite 58 - Regenbogenbaum (Ohne Adult)

Love bite 58 - Regenbogenbaum (Ohne Adult)
 

"Guten Morgen", japse ich und lehne mich erschöpft und todmüde gegen die Rezeption. Dabei klimpert der Plastikschmuck des kleinen Plastikbaumes in meinem Arm leise. "Ich wollte zu Herrn ... Großfels. Er ... erwartet mich." Scheiße! Ich bekomme kaum Luft! Ich sollte in meinem Alter nicht mehr so schnell rennen. Erst recht nicht um zwei Uhr nachts bei dieser Saukälte, die sich bei jedem angestrengten Atemzug in die Lunge brennt, wie ein eiskaltes Stück Eisen.

Die hochgewachsene Blondine hinter der Rezeption beäugt mich belustigt. Na vielen Dank auch! Es freut mich immer, wenn durch mein Leid andere zum Lachen gebracht werden. "Ihr Name bitte?", fragt sie mich.

"Ed Towing."

"Einen Moment bitte." Sie tippt auf ihrer Tastatur herum. "Sie können hoch gehen. Zimmer 324."

"Ich weiß schon. Danke." Ich raffe meinen Kram zusammen und marschiere klimpernd wie ein Kesselflicker los.

"Soll Ihnen jemand tragen helfen?"

"Nein, nein!" Bloß nicht! Ich will niemanden dabei haben, wenn ich endlich vor Meilo stehe. "Das schaffe ich schon." Die paar Meter sind ein Klacks nach dem Gerenne eben vom Parkplatz bis hier her.
 

Die Aufzugtür geht hinter mir zu. Stöhnend lehne ich mich gegen die Wand und drücke die Drei. Ich sause nach oben. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt mir nicht, bis sich die Türen wieder öffnen, und ich aus dem Aufzug treten kann.

Bepackt mit dem Baum und meiner Tasche, gehe ich auf die Suche nach Zimmer Nummer 324. Erst laufe ich in die verkehrte Richtung, bemerke es, und drehe wieder um. Dann habe ich Meilos Zimmer endlich gefunden.

Ungeduldig klopfe ich an. Es rumpelt hinter der Tür. Ein leiser Fluch. "Meilo? Alles okay?"

"Ja, ja", ächzt er. Die Tür geht auf. "Bin nur über meine Schuhe gestolpert. Nichts schlimmes also ehm ... Oh Nic! Ich glaub's nicht! Du bist wirklich hier."

"Überraschung kann ich jetzt schlecht sagen, oder?", lache ich.

"Weniger", grinst mein Liebster und macht die Tür ganz auf. "Komm schnell rein."

"Wenn du mal Platz machst. Ich habe heute Überbreite." Umständlich drängle ich mich durch die Zimmertür und klingle dabei immer noch wie der Weihnachtsmann höchst persönlich.

"Was hast du denn da?", fragt Meilo grinsend und zeigt auf den Baum.

"Sieht man das nicht? Einen wunderschönen Plastikbaum von der Tanke." Meilo schließt lachend die Tür. "Wenn du irgendwo eine Steckdose hast, stecke ich ihn dir rein." Ich blinzle ihn zweideutig an.

Meilo geht an mir vorbei, wirft mir lüsterne Blicke zu und leckt sich über die Unterlippe. "Im Schlafzimmer sind welche", meint er. "Wir stöpseln einfach eine der Lampen aus." Stöpseln? Im Schlafzimmer? War das eben eine Anspielung, oder klang das nur für meine Ohren versaut?

"Oki", trällere ich unschuldig und dackle ihm nach. Meine Tasche lege ich neben das Bett, während Meilo die Lampe vom Tisch nimmt.

"Stell ihn hier drauf." Gesagt, getan. Stecker rein und Schalter gedrückt, schon leuchtet das Bäumchen in allen bunten Regenbogenfarben, die gegen die Wand und die nahegelegenen Möbel geworfen werden.

"Ein Regenbogenbaum", gluckse ich. Wie passend.

Meilo nimmt mich in den Arm. "Ich habe noch nie einen so hübsch-hässlichen Weihnachtsbaum gesehen."

"Danke", brumme ich und schiebe meine Unterlippe vor.

"Hm ... Wenn du schmollst, bist du immer so verflucht sexy", schnurrt mein Schatz und fängt meine Lippen ein. Auf diese Begrüßung habe ich schon sehnlichst gewartet.

Ich lege ebenfalls meine Arme um ihn, kraule über seinen Rücken und presse mich gegen seinen wundervoll warmen und festen Körper. "Frohe Weihnachten", wispere ich gegen Meilos Lippen und schaue ihm tief in die grünen Augen.

"Ich denke, die werde ich wirklich haben, jetzt, wo du da bist."

"Mir geht es genauso. Der heutige Tag war furchtbar. Alles war so ... glanzlos." Ein trübes, leeres Weihnachten, obwohl es doch eigentlich wie jedes Jahr war. Mit einer Ausnahme natürlich. Und die wog so schwer, dass ich den heutigen Tag einfach nicht genießen konnte. Doch jetzt ist alles wieder gut. Jetzt bin ich bei meinem Meilo. Dadurch wird sogar der Tankstellenbaum so kostbar wie eine drei Meter hohe Edeltanne.
 

Wir schmusen noch ein wenig miteinander, bis ich mich von meinem Schatz löse und die Tasche öffne. "Ich ziehe mir schnell was Bequemes an und dann gibt es Bescherung", grinse ich.

"Hast du meins schon aufgemacht?", fragt Meilo und macht es sich auf dem Bett bequem.

"Halb. Bevor ich das Papier ganz abmachen konnte, hatte ich den Entschluss gefasst, zu dir zu fahren." Meine Kleidung fliegt. Im Nullkommanichts stehe ich nur mit Shorts und Shirt bekleidet da, und klettere zu Meilo, der mir die Decke hochhält, damit ich drunter ins Warme schlüpfen kann. Die Geschenke habe ich vorher auf die Bettdecke gelegt.

"Mach dein Geschenk zuerst auf, wenn du schon angefangen hast", meint Meilo und tippt auf das halb aufgerissene Päckchen.

"Okay." Ich ziehe es auf meinen Schoß. Diesmal freue ich mich richtig, es aufzumachen und reiße wie ein kleines, aufgeregtes Kind am Geschenkpapier.

"Hätte ich gewusst, dass du heute kommst, hätte ich mir das Porto auch sparen können", kichert Meilo und legt seinen Arm um meine Schultern.

"Tja. Selbst schuld." Ich verpasse ihm einen Schmatz auf die Wange und mache mich dran, mein Geschenk genauer zu begutachten.

Es handelt sich um eine kleine Holzkiste. Sie ist mit einem kleinen Scharnier versehen, das ich aufschiebe und den Deckel danach nach oben klappe. Ein Zettel liegt darin. Darunter muss auch etwas sein, doch das wird von dem Stück Papier verdeckt. Noch. Ich klaube es aus der Kiste. "Ein Apfel und ein Kugelschreiber?", frage ich perplex und schaue Meilo verwirrt an.

"Lies den Zettel", schmunzelt er. Na gut, dann lese ich eben den Zettel.

"Hebe den Kugelschreiber gut auf. Du wirst ihn für dein richtiges Weihnachtsgeschenk noch brauchen", steht darauf. Schlauer bin ich dadurch noch immer nicht und was es mit dem Apfel auf sich hat, weiß ich ebenfalls nicht.

Ich lege den Zettel beiseite und nehme den Stift in die Hand. Er sieht teuer aus, aber sonst ist nichts Ungewöhnliches dran. "Du verstehst es schon wieder nicht, hm?"

"Was verstehe ich nicht? Das du mir einen Stift schenkst?"

"Nicht das mit dem Stift", winkt er ab. "Das erkläre ich dir gleich. Ich meinte den Apfel."

"Du schenkst mir einen Apfel an Weihnachten. Sehr nostalgisch." Fehlen nur noch Mandarinen und Walnüsse.

Meilo verdreht die Augen und schnappt sich den kleinen Apfel. Ehe ich mich versehe, beißt er auch schon rein. "Hey! Das ist mein Geschenk." Ich will danach greifen, doch Meilo dreht sich weg. Frechheit!

Höchst skeptisch schaue ich ihm dabei zu, wie er immer wieder in den Apfel beißt, nachschaut, und wieder hinein beißt. Was soll das? Als er anscheinend genug vom Apfelbeißen hat, hält er ihn mir vor die Nase. "Soll ich jetzt, oder ...?"

"Nein du Dussel! Schau ihn dir an!", lacht er.

Ich schaue ihn mir wie befohlen an. "Das sieht aus wie ein Herz", stelle ich fest. "Aber was soll ..." Und plötzlich fällt es mir wieder ein. "Love bite!"

"Er hat es!", jubelt Meilo und wirft die Hände in die Luft. "Du erinnerst dich noch daran."

"Tue ich", lache ich leicht peinlich berührt. Wie konnte ich das anfangs vergessen? Ich angle mir den Apfel aus Meilos Händen und beiße auch ein Stück ab. Natürlich neben dem herzförmigen Bissen. "Lecker", schmatze ich. "Aber was ist jetzt mit dem Kugelschreiber?"

"Für den zweiten Teil deines Geschenkes, den ich dir überreichen wollte, wenn wir uns wiedersehen. Also: Bitte sehr", erklärt mein Schatz und zaubert einen Umschlag hervor, den er heimlich neben sich deponiert haben muss, als ich nicht hingesehen habe.

"Was ist das?"

"Öffne ihn, und du wirst es wissen." Der Apfel wandert zurück ins Kästchen.

Gespannt öffne ich die Lasche des Umschlags und ziehe den Inhalt heraus.

"Gutschein für ein halbes Haus ... Was?" Ein halbes Haus? Meint er etwa das Haus, dass wir uns kaufen wollen? Ist er verrückt geworden?! "Was soll das?", möchte ich umgehend wissen, obwohl ich die Antwort schon längst kenne.

"Na den Stift brauchst du für die Unterschrift, wenn ..."

"Das meine ich nicht!", unterbreche ich ihn. "Du sollst mir kein halbes Haus schenken!"

"Du willst das Ganze? Hm ... Na schön. Wenn du magst. Aber ich dachte, wir wollen es gemeinsam ..."

"Nein! Ich will auch kein ganzes Haus!" Himmel noch eins! Ist das so schwer zu verstehen? "Ich werde mir ganz sicher von dir kein halbes Haus schenken lassen!" Ich drücke den Umschlag samt Inhalt in Meilos Hände. Ich komme mir total überrumpelt vor. "So läuft das nicht, mein Lieber."

Meilo atmet tief ein und faltet das Stück Papier sorgfältig zusammen. "Ich hatte so gehofft, dass du dich darüber freuen würdest." Ich gebe ein unwilliges Brummen von mir. Wie kann er auch nur glauben, ich würde mich darüber freuen? "Warum fühlst du dich so unwohl dabei?"

"Weil ich auch etwas beisteuern möchte. Nein! Nicht etwas. Ich will, dass wir komplett gleichberechtigt an die Sache gehen." Ich schaue Meilo ernst an. "Verstehst du das?"

Er denkt kurz nach, nickt dann anschließend. "Klar verstehe ich das. Aber wenn du das jetzt nicht annimmst, stehe ich ohne Weihnachtsgeschenk für dich da."

"Und was ist mit dem Apfel?", frage ich und lächle schmal, doch Meilo findet das nicht so lustig.

"Ach Nic!", seufzt er. "Jetzt verstehst du mich nicht." Er klappt den Deckel des Holzkästchens zu und stellt es neben sich auf den schmalen Nachttisch. Den Umschlag legt er auf den flachen Deckel.

"Dann erkläre es mir", bitte ich ihn. "Warum sollte ich mir deiner Meinung nach von dir ein halbes Haus schenken lasen?" Mit verschränkten Armen schaue ich ihn aufmerksam an.

Meilo erwidert den Blick. So ernst habe ich ihn selten gesehen. "Weil ich dich liebe", antwortet er mir. Ich muss schlucken. "Und weil ich dich glücklich machen möchte. Nur aus diesem einfachen Grund." Ich hole Luft und will zu einem Gegenwort ansetzen, doch mir fällt keine ein. Meilos Arm verschwindet von meinen Schultern. Er rappelt sich auf und kniet sich neben mich. Meine Hände werden von seinen ergriffen. "Nic, ich liebe dich. Und ich möchte, dass du ohne schlechtes Gewissen mit mir ein gemeinsames Leben beginnen kannst, ganz ohne Finanzierungsplan, Darlehen und langen Gesprächen mit einem Bankheini. Ich will, dass wir glücklich werden."

"Das will ich doch auch", seufze ich. "Aber ich fühle mich schlecht dabei." Ich komme da einfach nicht aus meiner Haut.

"Nic? Würde es dir helfen, wenn ich dir sage, dass das Geld fürs Haus von meiner Plattenfirma kommt?"

Ich lege den Kopf schief. Glaubt er etwa mich damit wieder herumzubekommen? So wie mit der Pizza letztens? "Ein Haus ist keine Pizza, Meilo", grummle ich daher.

"Zum Glück! Sonst würdest du ständig daran herumknabbern." Meilo grinst breit. Ich strecke ihm die Zunge raus, was ihn nur noch mehr zum Lachen bringt.

"Mal ernsthaft jetzt", meckere ich.

"Ich bin ernst."

"Das sehe ich."

Meilos Lachen endet abrupt. Er schafft es sogar, mich mit bitter ernster Miene anzuschauen. Vom Popsänger zum Schauspieler scheint es wirklich kein allzu großer Sprung zu sein. "Gut", sagt er im sachlichen Tonfall. "Dann werde ich jetzt mal ernst."

"Da bin ich aber mal gespannt", gluckse ich. Wenn Meilo so tut, als wolle er erst drein gucken, kann ich auf keinen Fall ernst bleiben.

"Wenn du mein Geschenk nicht annimmst, werde ich nicht für das Haus bieten." Langsam sinken meine Mundwinkel nach unten.

"Was?", krächze ich.

"Du hast mich verstanden. Kein Haus, solange du nicht ja hierzu sagst." Er nickt mit dem Kopf zu dem Umschlag.

"Du veralberst mich!"

"Tue ich nicht." Er guckt immer noch ernst drein. "Du denkst bei der ganzen Sache gerade nämlich nur an dich, aber an das, was ich will, denkst du dabei gar nicht."

"Das stimmt doch gar nicht!"

"Natürlich stimmt das!", blafft er mich an. Ich bin so erschrocken darüber, dass ich ihn nur stumm anstarren kann. "Genieße es doch einfach", spricht er mit ruhiger Stimme weiter. "Denk nicht über diesen ganzen Finanzierungskram nach, hör auf dir Gedanken zu machen, dass du nicht viel zum Haus beisteuern kannst. Denk doch endlich mal darüber nach, wie schön es werden wird, wenn wir dort zusammen wohnen." Flehend sieht er mich an.

"Aber das tue ich doch", verteidige ich mich kleinlaut.

"Das tust du nicht. Du bist ständig nur dabei vom Geld zu reden, was überhaupt nicht nötig ist, weil ich das Haus schon längst gekauft habe."*

Ich blinzle ein paar Mal. "Du hast was?" Ich muss mich eben verhört haben! Ja, ganz sicher!

"Das Haus gehört bereits mir", flüstert er und sieht mich beinahe ängstlich an, während ich das Gefühl habe, Stück für Stück auseinander zu bröseln.
 

Ungläubig schüttle ich schwach den Kopf, halte wieder inne und suche nach Worten. "Du lügst mich an", sage ich leise. Meilo verneint. "Aber du kannst es gar nicht gekauft haben, weil es doch erst noch versteigert werden soll."

"Die Versteigerung wurde zurückgezogen."

"Wann?"

"Ein paar Tage nachdem wir es besichtigt hatten. Irgendwas stimmte mit dem Startgebot nicht und bevor eine neue Versteigerung angesetzt werden konnte, bat ich die Maklerin, dem Hausbesitzer mein ganz persönliches Angebot zu unterbreiten." Ich sehe das Glitzern in Meilos Augen. Sehe, wie seine Mundwinkel zucken. Doch mir ist ganz und gar nicht nach lachen zumute.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir nicht sicher bin, ob das ganz legal war, was Meilo da getan hat: "Warum hat du mir das verschwiegen?!", frage ich ihn wütend.

"Ich wollte dich überraschen." Er zuckt mit den Schultern. "Dein Weihnachtsgeschenk. Ich wollte es dir sagen, nachdem du mir nach dem Öffnen des Umschlags freudestrahlend um den Hals gefallen wärst." Abermals schüttle ich fassungslos den Kopf. Das kann er doch nicht tun! Er kann nicht einfach so ein Haus kaufen, mir nichts davon sagen, und mir dann auch noch die Hälfte davon schenken!

"Du hast sie doch nicht mehr alle", japse ich. "Das kannst du doch nicht ... Du hast ... Wie kannst du ... War das überhaupt ...?"

"Nic? Geht es dir nicht gut?"

Ich greife mir an die Stirn. "Das ist mir gerade alles zu viel", murmle ich. "Immer überrumpelst du mich."

"Immer? Wann habe ich dich jemals überrumpelt?"

Meine Hand, die eben noch auf meiner Stirn lag, fällt schwer auf mein Bein. "Zum Beispiel bei unserem ersten Mal, oder als ich erkannte, dass du Keith Kandyce bist und du mir im selben Atemzug eine gesungene Liebeserklärung gemacht hast. Mit der Verlobung hast du mich auch quasi vor vollendete Tatsachen gestellt, und jetzt das", zähle ich einige der vergangenen Überraschungen auf, die er mir schon beschert hat.

"Das tut mir leid", sagt er. "Ich hatte nie vor dich zu überrumpeln. Aber du musst zugeben, das ging alles gut aus. Selbst die Keith Kandyce Geschichte." Meilos Blick wird ganz weich, was mein Herz zum Rasen bringt. Mit seinem Hündchenblick bekommt er mich immer. "Bist du jetzt sauer auf mich?" Ich ringe mit mir. Auch wenn ich gern sauer auf ihn wäre, ich kann es nicht, was nicht an seinem Blick liegt. Nicht nur. Kann sein, dass ich bloß zu müde bin, um sauer zu sein, aber allmählich fühle ich, wie der aufgebaute Druck in mir abnimmt. Erst jetzt bemerke ich, dass er überhaupt da war.

Meilo hat das Haus schon gekauft. Komme was wolle, wir werden dort einziehen. Und das zu wissen, nimmt mir all dem zuvor entstandenen Druck, wo auch immer der herkam.

"Nicht wirklich", antworte ich ihm und meine es auch so.

"Ja?"

Ich nicke und fange an zu grinsen. "Wir haben also das Haus? Es gehört uns?"

"Noch gehört es nur mir, aber ich warte nur darauf, dich mit ins Grundbuch eintragen zu lassen." Die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf. Was für eine Vorstellung! "Sag schon ja", fleht er leise und klettert auf meinen Schoß. Seine Hände streicheln über meinen Bauch. "Komm schon. Ein kleines, einfaches Wörtchen."

Ich gerate arg ins Schwanken. Wie gesagt, eigentlich ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen. "Du zwingst mich ja quasi dazu", sage ich schließlich.

"Also ja?" Meilo wirkt ganz aufgeregt.

Ich seufze und mustere Meilos Gesicht, das noch kräftiger strahlt, als der kitschige Weihnachtsbaum rechts neben uns. Noch einmal entkommt mir ein leises Seufzen, dann nicke ich. "Ja. Ja, ich nehme dein Geschenk an."

"Na endlich!", japst er glucksend und zieht mich an sich. "Mehr wollte ich doch gar nicht. Mit meinem heißgeliebten Sweetheart in unser gemeinsames Haus ziehen." Ich lächle gegen seine Schulter. Irgendwie fühle ich mich immer noch leicht überfahren, dennoch bin auch ich glücklich. Einmal die Entscheidung getroffen, ist es plötzlich ganz einfach. Wir haben ein Haus!
 

Wir halten uns noch eine Weile lang in den Armen, doch dann werde ich kribbelig. Meilo hat noch gar nicht mein Geschenk ausgepackt!

Ich schäle mich aus seiner Umarmung und ziehe es zu uns heran. "Es hat nicht so viel gekostet, wie ein Haus", erkläre ich, als ich es ihm überreiche "aber du kannst sicher etwas damit anfangen."

"Bestimmt", lächelt er und fängt an die Geschenkverpackung aufzureißen.

Die Verkäuferin hat es mir in eine stabile Box eingepackt, die zusätzlich mit Papier ausgepolstert ist. So habe ich es auch gelassen, als ich es mit dem Geschenkpapier verpackt habe. Es raschelt, als Meilo es aus dem Papier holt.

"Ein Metronom?" Er grinst verblüfft.

"Ein antikes Metronom", ergänze ich. "Ich hatte es bei einem Antikhändler gesehen und musste sofort an dich denken."

"Für meinen Flügel?"

Ich nicke. "Es funktioniert auch. Ich hoffe, du hast so eins nicht schon?"

"Nur ein Elektronisches", antwortet er mir. "Aber nicht so ein Schönes." Ich bin erleichtert. Es gefällt ihm. "Das kommt in unserer Wohnung gleich zum Einsatz. Danke!" Behutsam legt er das Metronom wieder zurück und küsst mich liebevoll. "Vielen Dank. Jetzt muss ich erst recht an dich denken, wenn ich Musik mache."

"Das war auch mein Plan gewesen", schmunzle ich und hole mir noch einen Kuss ab.

"Und was ist das da noch?" Meilo zeigt auf das kleine Päckchen von Nicole. Das hätte ich jetzt wieder vergessen!

"Das ist von meiner Schwester. Mit herzlichen Grüßen an dich."

"Das ist ja lieb", lächelt mein Schatz und macht es auf. Ich schaue ihm neugierig dabei zu, weil ich selbst gespannt bin, was darin ist. Doch als ich die Verpackung unter dem Geschenkpapier sehe, kann ich mir schon denken, was es ist. Nämlich das Gleiche, das sie mir geschenkt hat. Und tatsächlich. Eine Handyhülle mit dem selben Foto hinten drauf wie bei meiner.

"Dafür hat sie also das Bild gewollt", lacht er. "Und ich dachte, sie will es für dein Geschenk."

"Hat sie auch", sage ich. "Ich habe auch eine Hülle für mein Handy. Sie liegt allerdings noch Zuhause."

"Wie cool. Dann können wir im Partnerlook miteinander Telefonieren", grinst mich mein Liebling an.

"Na ja", säusle ich. "Das müssen wir bald doch gar nicht mehr."

"Du willst nicht mehr mit mir telefonieren?"

"Was? Doch! Ich meinte wegen deines Jobs. Natürlich telefonieren wir noch miteinander. Nur eben nicht mehr so viel." Meilo grinst frech, was bedeutet, ich habe mich gerade völlig unnötig um Kopf und Kragen geredet. Doch ich bin zu müde, um Meilo noch einen schlagfertigen Kommentar aufzudrücken.

Also schnappe ich mir Nicoles Geschenk, sowie alles andere, das auf dem Bett verteilt herumliegt, und lege es ordentlich beiseite. Danach knipse ich alle Lichter, bis auf die des Tankstellenbaumes aus, und kuschle mich in die Kissen. "Kommt jetzt der gemütliche Teil?", frag mich Meilo.

"Hmhm. Der Schlafteil." Ich bin wirklich hundemüde. "Lass uns später weiter quatschen, ja?", gähne ich.

"Gute Idee." Meilo legt sich ebenfalls hin und zieht mich an sich.

Eigentlich wollte ich ihn noch so viel fragen, und noch viel mehr mit ihm herumschmusen, aber ich bin viel zu kaputt von der langen Fahrt und der späten Stunde. Das hat alles noch Zeit bis nachher, deswegen rücke ich näher an meinen Liebsten ran, schließe die Augen und dämmere müde aber glücklich in den Schlaf.
 

***
 

"Oh Nic!", schnauft Meilo, nachdem er seine Worte wiedergefunden hat.

"Merry Christmas mein Liebling", kichere ich, lasse ihn los und beuge mich hinab zu ihm, um ihm einen Kuss zu verpassen. "Na? Immer noch Hunger?"

Meilo lächelt schief. "Im Moment ... nicht", sagt er. Das heißt dann wohl, das Mittagessen wird hiermit verschoben.

"Das war die richtige Antwort. Dafür bekommst du einen Bonus."

"Einen Bonus?" Ich nicke und lege mich neben ihn. "Was für einen?"

"Wenn du willst, mich. Nackt, eingeschäumt und feucht unter der Dusche." Ich bin mir nicht sicher, ob der Glanz in Meilos Augen noch von seinem kürzlich erlebten Orgasmus herrührt, oder von den Bildern in seinem Kopf, wie ich unter der Dusche stehe. Wie dem auch sei, ich steige aus dem Bett und halte auf das angrenzende Badezimmer zu. Ich habe es noch gar nicht betreten, da höre ich auch schon, wie Meilo aus dem Bett stolpert.

Ha! Ich weiß eben, wie ich ihn aus dem Bett bekomme. Meilo sollte sich an mir mal ein Beispiel nehmen. ... Oder besser auch nicht. Es reicht, wenn ich ihn mit Erotik-Fantasien manipuliere, den davon habe ich meist schon selbst genug. Vorerst reicht es, wenn ich Meilo damit unter die Dusche bekomme, weil, ich gebe es ungern zu, ich verspüre allmählich auch ein leichtes Hungergefühl.
 

Nach einer ausgiebigen Dusche und anschließendem Klamottenhervorkramen (nicht nur ich musste in meiner Tasche nach etwas zum Anziehen suchen, auch Meilo, der wie immer nicht ausgepackt hat), schlenderten wir hinab zum Hotelrestaurant. Dort war es erschreckend leer, was nach kurzer Überlegung allerdings nicht verwunderlich ist. An Weihnachten sieht wohl jeder zu, dass er bei seiner Familie ist, oder so wie ich, bei seinem Liebsten.

An einem netten, abseits gelegenen Plätzchen, machten wir es uns letztlich bequem.

Dort sitzen wir immer noch, haben fast aufgegessen und genießen die Stille im Hotel. Bloß ein Typ der gewaltig nach Geschäftsmann aussieht, teilt mit uns den Raum. Er beachtet und gar nicht, sondern schlürft seinen Kaffee und stiert beinahe die ganze Zeit über auf sein Smartphone.

"Möchtest du noch einen Nachtisch?" Ich schüttle den Kopf und lege das Besteck auf den leeren Teller.

"Ich bin satt." Meilo lächelt mich an, scheint aber irgendwie durch mich hindurch zu blicken. "Was denn?", frage ich. Spinne ich, oder sieht er so aus, als läge ihm etwas auf der Seele?

Auch er legt sein Besteck weg und schiebt den Teller an den äußeren Tischrand. "Da gibt es was, das ich dir sagen muss", beginnt er in einem ernsten Tonfall. Mein Eindruck hat mich also nicht getäuscht.

"Und was? Ist irgendwas passiert?", frage ich mit leichter Besorgnis nach. Eigentlich kann es sich ja nur eins handeln: Keith.

"So gesehen ... ja." Meilo sieht mich an und schluckt hart. "Ich wollte es dir am Telefon nicht sagen und gestern war der Zeitpunkt auch schlecht dafür, und heute Morgen, na ja ..."

"Sag es schon!", fordere ich ihn auf. Sein Gedrugse macht mich noch verrückt!

"Gerd hat uns gesehen", platzt es aus Meilo.

"Was?" Ich runzle die Stirn. "Wie gesehen?"

"Als du bei mir in Berlin warst."

"Klar hat er uns gesehen. Wir waren ja auch zusammen beim Dreh", erwidere ich.

"Nicht dort. Als wir uns abends voneinander verabschiedet haben. Gerd war da." Geschockt schaue ich Meilo an. "Er wollte nochmal zu mir um mit mir reden."

"Und da hat er uns gesehen?"

Meilo nickt und mir wird schlecht. "Knutschend vor deinem Auto."

"Scheiße", hauche ich panisch. Wieso haben wir das nicht bemerkt? "Und jetzt? Hast du Ärger deswegen bekommen? Weiß die Plattenfirma davon?!" Mir kommt fast das Essen hoch. Warum waren wir nicht vorsichtiger?!

Ich glaube es nicht, aber Meilo schmunzelt leise. "Keine Panik Nic", versucht er mich doch tatsächlich zu beruhigen. "Ich habe ihm gesagt, dass du mir nur den Abend versüßt hast."

"Den Abend versüßt? Heißt das, du hast ihm gesagt ich sei ..."

"Ed Towing, mein ganz persönlicher, sagen wir, Freund für einsame Stunden."

"WAS?!" Hinter mir räuspert sich der einsame Geschäftsmann lautstark. Der kann mich mal! "Gerd weiß von meinem Pseudonym?"

"Natürlich weiß er davon." Ha! Natürlich! Warum frage ich eigentlich so blöd? Das gibt's doch nicht! "Irgendwie musste ich es ihm doch erklären."

"Und er glaubt, ich sei dein ... Lustknabe, oder was?"

"Bist du das nicht?", lacht er. Wie kann er da lachen?!

"Meilo!"

"Ist ja schon gut." Er grinst noch immer, dieser Idiot! "Ich konnte Gerd von der Lüge überzeugen, dass du nur eine Bettbekanntschaft bist. Auch ein Keith Kandyce hat Bedürfnisse", grinst Meilo.

"Und das glaubt er wirklich?"

"Ich hoffe." Schluck. "Doch selbst wenn nicht. Er muss uns erst das Gegenteil beweisen und das wird er in der kurzen Zeit kaum schaffen." Ich bin da nicht ganz so optimistisch wie er. Jetzt, wo er von mir weiß, wird er eins und eins zusammenzählen können, falls er auf den Trichter kommt, dass ich in Logans Verkleidung steckte.

"Was, wenn er plötzlich hier auftaucht und uns wieder sieht?" Meilo zuckt mit den Schultern.

Ich schnaufe ungehalten. "So what? Gerd kann mich mal. Es sind noch fünf Tage."

"In sechs Tagen kann 'ne Menge passieren." Ganze Beziehungen können in dieser Zeit zerbrechen. Leben ruiniert werden. Plattenfirmen am Rad drehen, weil ihr Goldesel einen Verlobten, und somit gegen den Vertrag verstoßen hat. Ich mag gar nicht weiter darüber nachdenken.

Meilo greift über den Tisch und nimmt meine Hand, die ich jedoch sofort wieder wegziehe. "Gerd könnte auftauchen", zische ich nervös doch Meilo lacht auf.

"Sicher nicht. Der ist Zuhause bei Kind und Kegel."

"Der hat Kinder?"

"Ja. Drei Stück." Die armen Balgen.

"Und wenn er jemanden auf dich angesetzt hat? Den Typ hinter mir zum Beispiel", flüstere ich und werde nur noch nervöser bei der Vorstellung.

"Jetzt werde mir ja nicht paranoid."

"Bin ich gar nicht!" Obwohl ...

"Nic", säuselt Meilo mir zu und greift wieder nach meiner Hand. Dieses Mal mit Erfolg. Er hält sie fest umschlossen, streichelt allerdings sanft über meinen Handrücken. "Niemand bespitzelt uns. Und selbst wenn, dass wir Händchen halten ist kein Verbrechen."

"Das zwar zum Glück nicht, aber ..."

"Nichts aber. Der Typ ist weder mit Gerd bekannt, noch einer seiner angeblichen Spitzel." Ich beiße mir auf die Unterlippe und schiele unauffällig zu dem Typen rüber. Er sitzt ganz ruhig da und schlürft seinen Kaffee während er immer noch auf seinem Smartphone, das neben seinem Teller liegt, herumtippt.

"Ja, du hast wahrscheinlich recht", gebe ich zu. "Aber nimm es mir nicht übel, dass ich bei deinem Job manchmal leicht paranoid werde."

Lachend sieht Meilo mich schief an. "Du glaubst paranoid zu werden? Was soll ich dann da sagen?" Auch wieder wahr.

"Okay", seufze ich und versuche den Gedanken zu ignorieren, dass hier überall Gerds Spione lauern könnten. "Vergessen wir das. Die paar Tage überstehen wir schon ohne großen Schaden."

"Meine Rede", grinst Meilo und lässt meine Hand los. "Da dass nun geklärt ist, was hältst du von einem schönen Schaufensterbummel durch München?"

"Hört sich gut an", erwidere ich und stehe ebenfalls auf. "Aber nur, wenn du mich warm hältst."

"Na ich weiß nicht." Meilo kräuselt die Nase.

"Was heißt hier, ich weiß nicht?"

Meilo läuft um den Tisch herum und legt seinen Arm um meine Schulter, ehe er mich hinaus aus dem Essenssaal führt. "Was, wenn Gerds Spione uns dabei erwischen", kichert er leise in mein Ohr.

"Darum werde ich mich schon kümmern", brumme ich, lasse dabei mir meine Fingerknöchel knacksen und mache ein bedrohliches Gesicht.

"Die armen Spione." Meilo lächelt mich frech an. "Langsam bekomme ich Mitleid mit ihnen." Oller Scherzbold.
 

******
 


 

* Fara: Moment mal Meilo! Du kannst doch jetzt nicht einfach sagen, dass du das Haus schon gekauft hast! O_O

Meilo: Doch kann ich. Weil ich es schon habe.

Fara: Aber so ist das von mir gar nicht geplant gewesen!

Meilo: Dann mach dir einen anderen Plan. Es ist passiert, also leb damit.

Fara: Ahhrg! Ich hasse es, wenn sowas passiert! ;_____;



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