My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 51 - Spiele --------------------- Na? War ist Nikolaus heute auch schön brav zu euch gewesen ;P Zu mir war er es, denn mit dem heutigen Kapitel sind wir wieder auf Stand xD Also nicht wundern, wenn morgen kein Kapitel kommt ^^ Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit dem nächsten Kapitel und noch einen schönen Nikolaustag. :-* Love bite 51 - Spiele "Woha!" Schnaufend lande ich mit dem Rücken voran auf der Matratze. "Das war ... das war gar nicht ... mal so ... schlecht!" Ich fühle mich noch immer so, als würde ich langsam fallen und mich dabei gemächlich um die eigene Achse drehen. "Danke", pustet Meilo, der neben mir liegt. "Äh ... Warte ... Gar nicht mal ... so schlecht?" Lächelnd öffne ich die Augen und sehe die holzvertäfelte Zimmerdecke über mir. Das drehende Gefühl ebnet langsam ab. "Ja ... Der Verlobungssex", erläutere ich. "Er ist anders." "Schlechter?" Ich schüttle den Kopf, lache leise und drehe mich zu Meilo. Hat er eben nicht richtig zugehört? "Schlechter? Warst du gerade nicht dabei?" Ich meine hallo?! Hat er etwa nicht mitbekommen, dass ich ohne einen Handgriff davongeflogen bin? Ingo würde mich wieder beglückwünschen. "Weiß nicht ..." "Du weißt es nicht?" Ich bin zwar völlig erledigt, aber ich kann nicht mehr ruhig liegen bleiben und setze mich auf, um Meilo besser anschauen zu können. Er liegt mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, die linke Hand auf seinem Bauch, der sich schnell hebt und senkt. "Nicht genau", murmelt er. "Ich war hin und wieder wo anders." Das Gefühl kenne ich. Kichernd lege ich meinen Kopf auf seine Brust. "Oh du warst da", bezeuge ich. "Ich habe dich ganz deutlich gespürt …" "Wenn du das sagst", schmunzelt er abgehakt. Meine Hand hat sich derweil auf seine gelegt. Unsere Finger spielen miteinander. Meilos Haut ist noch ganz feucht. Ich drehe leicht meinen Kopf und lasse meine Lippen über die salzigen Perlen gleiten. Wieder seufzt Meilo und räkelt sich schnurrend. Plötzlich bäumt er sich auf und noch bevor ich es begreife, liege ich unter ihm. "Sollen wir eine zweite Runde einläuten?", fragt er mich glucksend. "Jetzt schon?" Ich bin noch fertig genug von der Ersten! "Warum nicht?" "Kannst du etwa schon wieder?" Bei aller Liebe, aber das glaube ich weniger. "Ich könnte schon …" "Könnte, oder können?", hake ich nach. Könnte ist schließlich was völlig anderes als können. "Hn … Wir müssen ja nicht gleich in den Ring steigen", meint mein liebestoller Freund und grinst mich lüstern an. "Ding, ding", hauche ich und schnappe nach seinen Lippen. "Was heißt hier ding?", kichert Meilo. "Heißt das nicht 'piep-piep'?" Ich fange an zu lachen und schüttle den Kopf. "Nein. Piep-piep gabs vorhin. Ding, ding machen wir jetzt." Meilos ratloser Blick lässt mich noch lauter lachen. "Komm her. Ich zeige dir den Unterschied." Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn zu mir runter. Ich liebe es, nach dem Sex mit Meilo noch ein wenig herumzuschäkern. Seine Nähe und Liebe zu spüren, seine Wärme und das noch immer leichte Pulsieren des eben erlebten Höhepunktes dabei zu fühlen. Es ist einfach zu schön … Und es könnte auch noch lange so schön bleiben, wäre da nicht dieses Kratzen zu hören, dass uns bald schon wieder auseinander treibt. "Was ist das?", will ich wissen und schaue rüber zur Zimmertür, von wo das Kratzen offenkundig herkommt. "Daisy", seufzt Meilo. "Sie will wieder ins Zimmer." "Aber wir haben sie doch erst raus gelassen." Meilos Mutter war mit den Hunden draußen, was uns sehr gelegen kam. Ohne Hund im Bett hat man ja so viel mehr Platz. "Das war vor zwei Stunden", sagt Meilo grinsend. "Zwei Stunden?" So lange kam mir das gar nicht vor. "Wie die Zeit vergeht, wenn man am piepsen ist." Meilo erhebt sich lachend. "Leider viel zu schnell. Ein bisschen mehr Zeit zum Dingsen hätte noch drin sein können." Er schlüpft in seine Shorts und auch ich gehe auf die Suche nach meiner. Sie gefunden, ziehe ich sie mir im Liegen an. "Dann kennst du den Unterschied nun?", frage ich ihn und decke mich wieder zu. Es ist kühl hier drinnen, fällt mir nebenbei auf. "Inzwischen ja. Du hast ihn mir sehr anschaulich erklärt." Meilo öffnet die Tür und schon kommt Daisy ins Zimmer geschneit. Im wahrsten Sinne. Ihr Fell glänzt vor lauter Wasserperlen. "Oh nein! Hat dich denn keiner abgetrocknet?" Wie auf Kommando schüttelt sie sich und verteilt den geschmolzenen Schnee auf Meilo. "Ih!" Ich grinse in die Bettdecke hinein, die ich mir bis zur Nase gezogen habe. "Ich geh schnell ein Handtuch holen", brummt mein feuchter Schatz und sucht das Badezimmer auf. Ich gähne derweil herzhaft und drehe mich auf die Seite. Schön in die Decke gekuschelt, schließe ich die Augen. Leise Tapsgeräusche ertönen. "Wehe, du hüpfst aufs Bett. Mach Platz Daisy", nuschle ich, doch die Hundedame hört nicht und hechelt mir in den Nacken. "Sitz!" Das Hecheln hört auf. Ruhe. Zufrieden mit meinen Hundedressierkünsten, presse ich mein Gesicht ins Kopfkissen und atme Meilos Duft ein. Hoffentlich legt er sich nochmal zu mir ins Bett. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit, bis wir losfahren müssen. Dingsen kann man auch mit Hund im Zimmer, und vielleicht können wir ja noch … "AH!" Es rummst, das Bett wackelt und etwas landet auf meinen Beinen. Vor Schreck sitze ich kerzengerade im Bett und schaue direkt in ein nasses, hechelndes Hundegesicht. "Daisy!" Der Köter ist einfach auf mich gesprungen! "Runter!" Ich versuche Daisy von mir zu schieben, doch es klappt nicht. Das Einzige, dass passiert, ist, dass ich nur ein langes, nasses und kaltes Fell betatsche. Keine schöne Sache. "Och Mensch Daisy! Geh endlich runter! Du machst alles nass!" Sie gibt eine Art leises Knurren von sich, das allerdings eher verspielt, als bedrohlich klingt. Kaum habe ich das gedacht, setzt sich der Koloss endlich in Bewegung, nur zu meinem Pech nicht runter auf den Boden, sondern weiter auf mich zu. "DAISY!!!" Nasses Hundefell über mir, eine noch nassere Hundeschnauze auf meinem Gesicht. HILFE! "Was macht ihr denn da?" Meilo! Endlich! "Hol sie runter von mir!", rufe ich, drücke und schiebe, aber das scheint Daisy nur noch mehr anzustacheln. Doch ein Pfiff von Meilo, und der Köter hört. "Komm her, Süße. Runter von meinem Mann." Daisy verschwindet und ich kann wieder durchatmen. Die Erleichterung darüber hält jedoch nicht lange an. Ich klebe, bin feucht und rieche bestimmt nach Hundesabber. "Ich bin in der Dusche", krächze ich, pflücke die Bettdecke von mir und steige aus dem Bett. Als ich an Daisy vorbeigehe, werfe ich ihr einen bösen Blick zu. "Böser Hund. Ganz, ganz böser Hund", schnaube ich und sehe zu, dass ich ins Bad komme. Hinter mir höre ich Meilo kichern. Na danke auch! In der Dusche strecke ich erleichtert den Kopf gen Wasserstrahl. Herrlich! Hundesabber ade. Das warme Wasser weckt endgültig wieder all meine Lebensgeister. Nach dem turbulenten Beginn des Tages ist das auch gut so. Eigentlich dachte ich ja, die Aufregungen hätten mit dem gestrigen Tag erst einmal geendet, aber dem ist wohl nicht so. Daisy war anscheinend der Meinung, dass ich noch nicht genug davon hatte. Dabei verlief der Abend gestern so schön. Alle Gäste waren alle bis zum frühen Abend abgereist. Die Verabschiedung von allen war mindestens so chaotisch wie davor die Begrüßung. Mit vielen von ihnen tauschte ich meine Handynummer aus, mit dem Versprechen, alle auf dem Laufenden zu halten, was unsere Hochzeitspläne angeht. Ich habe bloß genickt. Zu erklären, dass diese Pläne wohl erstmal ungeplant bleiben, wäre zu aufwendig gewesen. Sebastian, der das Hotel schon wieder auf Vordermann gebracht hatte, hatte sich danach auch auf dem Weg gemacht, und zur Feier des Tages gab es zum Abendessen ganz schlicht Pizza vom Lieferdienst, die wir uns zu viert im Wohnzimmer schmecken ließen. Lediglich unser Plan, uns ungesehen vom Acker zu machen, hatte nicht hingehauen. Und als wir endlich alleine im Bett lagen, schliefen wir auch schon ein, noch bevor unsere Köpfe überhaupt das Kopfkissen berührt hatten. Es war aber auch ein anstrengendes Wochenende gewesen. Tja, aber dafür hatten Meilo und ich heute Morgen endlich Zeit für uns, nachdem Doro Daisy aus Meilos Zimmer gelockt hatte. Aber so schön es danach auch wurde, es ist schade, dass es schon wieder vorbei ist. Eine Stunde Dingsen hätte doch sicher noch drin sein können. "Nic?" "AH!" Ich pralle vor Schreck gegen die kalte Duschwand. "Meilo! Fuck!" Wo kommt der denn plötzlich hier? Mein Herz rast, so erschrocken bin ich. "Alles klar bei dir?", fragt er mich doch allen ernstes und steht vor der Dusche, die Glastür aufgeschoben und starrt mich unschuldig mit seinem Dackelblick an. "Ob alles klar ist?", krächze ich. "Du hast mir einen Scheiß-Schrecken eingejagt!" "Sorry." Sorry? Mehr hat er dazu nicht zu sagen? "Wie kommst du überhaupt hier rein? Ich hab doch die Tür abgeschlossen." Oder etwa doch nicht? "Ich habe so meine Tricks", grinst er rotzfrech und leckt sich über die Unterlippe. "Besonders, wenn ich weiß, was auf der anderen Seite der Tür auf mich wartet ..." "Oh wage es nicht", zische ich ihn an, als ich sehe, wie er die Dusche betritt. "Nicht? Seit wann verbannst du mich aus der Dusche?" "Seit du dich hinterrücks an mich heranschleichst!" Mit den Händen schaufle ich einen Schwall Wasser Richtung Meilo, doch dem macht das nichts aus. Er steigt aus seiner Unterhose und lässt sie vor der Duschkabine auf das ausgelegte Handtuch fallen. "Du willst mich nassspritzen?" "Ich will nicht nur", sage ich. "Ich hab's schon getan, und ich werde es wieder tun." "Ach ja?" "Ja!" Ich greife mir die abnehmbare Brause, während Meilo die Glastür zuschiebt. "Raus!" "Niemals!" "Dann nimm das!" Schreiend und lachend rangeln wir miteinander um den Duschkopf. Vielleicht ist das keine sonderlich gute Idee bei dem rutschigen Boden. Naja, wir stehen sowieso keine Minute später aneinandergepresst an die Duschwand gelehnt und rauben uns gierige Küsse. Die Brause ist derweil auf dem Boden gelandet und braust unsere Füße ein. "Und? Wer hat das Duell gewonnen?", haucht Meilo gegen meine Lippen. "Unentschieden", beschließe ich. "Ich darf also bleiben, und mit dir duschen?" "Ausnahmsweise." Bin ich nicht zu gütig? *** Ich muss sagen, nach den ganzen Aufregungen gestern und heute Morgen, verlief das Frühstück völlig tiefenentspannt. Das hat höchstwahrscheinlich daran gelegen, dass keiner Gäste mehr hier waren, und wir somit ganz in Ruhe und ohne Hast am Küchentisch sitzen konnten. Richtig wohltuend. Deshalb summe ich ganz gelassen vor mich hin, als ich meinen kleinen Reisekoffer für die Rückfahrt packe. Daisy schaut mir dabei gelangweilt zu. Den Kopf auf die ausgestreckten Vorderpfoten gelegt, hat sie es sich neben Meilos Bett bequem gemacht. "Tut es dir nicht weh, sie hier zu lassen?", frage ich Meilo, der ebenfalls packt. "Ich kann sie ja schlecht mit auf Tour nehmen", antwortet er mir. "Und auch wenn ich sie gern bei mir hätte, hier ist sie besser aufgehoben." "Das hast du schon mal gesagt", erinnere ich mich. "Wieso fragst du dann?" "Nur so." Ich zucke mit den Schultern. Meilo stutzt. "Sag bloß, du magst Daisy." Bei ihrem Namen hebt die große Hündin ihren Kopf. Ich beuge mich runter und tätschle sie kurz, was sie entspannt die Augen schließen lässt. "Ich habe nie gesagt, dass ich sie nicht mag", verteidige ich mich. "Also wenn das so ist ..." Meilo stellt sich hinter mich. Seine Arme legen sich um meinen Bauch und sein Mund streift meinen Hals. Nun bin ich derjenige, der entspannt die Augen schließt. Wie schön ... "Daisy! Komm her!" Hä?! Krallen kratzen über den Boden. Ein dumpfes Knurren. Und noch bevor ich ausweichen kann (Meilo hält mich gemeinerweise fest), springt Daisy an mir hoch. Hundesabber! "Ah!" Jetzt kann ich gleich noch einmal duschen gehen! Meilo lacht sich einen Ast, nachdem ich es irgendwie geschafft habe, den Hund wieder von mir wegzubekommen. "Das war nicht witzig!", pampe ich ihn an und wische mir mit dem Armrücken übers Gesicht. Daisy steht noch immer vor mir und wedelt freudig mit dem Schwanz. Ihr hat das Spiel fast genau so gut gefallen wie ihrem noch immer lachenden Herrchen. "Doch. War es", kichert Meilo hinter mir auch gleich zur Bestätigung. Als Antwort darauf verpasse ich ihm einen Stupser mit dem Ellenbogen. "Uh. Ich liebe es, wenn du zickig wirst." "Ich bin nicht zickig." "Wenn du meinst ..." Boha! Ich drehe mich blitzschnell zu ihm herum, packe mir sein dümmlich grinsende Gesicht und presse meine Lippen auf seine. Daisy bellt aufgeregt und umrundet uns ein paar Mal neugierig. Mit einem lauten Schmatz endet meine Knutschattacke. "Na?", lache ich. "Hundesabber im Gesicht ist lustig, nicht?" Meilo zieht die Nase hoch. "Das gibt Rache", wispert er. "Wann und wo?" "Daisy? FASS!" "Nein!" Daisy hat mich natürlich nicht tollwütig angesprungen. Sie hat lediglich ihren Kopf zwischen uns geschoben, als wolle sie sagen: Ja und jetzt? Wie geht das Spiel weiter? Das Spiel ging insofern weiter, in dem wir unsere Koffer schon mal nach unten schleppten und uns danach in die Küche begaben, wo wir nun vor der Arbeitsplatte stehen und Gemüse schnippeln. Doro hatte uns heute Morgen das Versprechen abgerungen, noch wenigstens bis zum Mittagessen zu bleiben. Ich hatte keine Einwände dagegen, alles hing von Meilos Terminen ab. "Wenn wir schnell essen, habe ich nichts dagegen." Beschlossene Sache. "Niclas? Bist du fertig mit den Zwiebeln?" "Ja", schniefe ich. "Heulst du?", fragt Meilo, der neben mir steht. "Nein." "Und wie du heulst." "Hör auf zu kichern! Die Zwiebeln sind scharf", meckere ich ihn an. "Nicht das Einzige, das scharf ist", säuselt er und zwinkert mir zu. "Während der Arbeit wird nicht geflirtet!", schreitet Doro ein und nimmt mein Schneidebrettchen mit den Zwiebeln an sich. "Ich flirte doch gar nicht", wendet Meilo ein. "Und ich bin Mutter Theresa. Sind die Karotten geschnitten?" "Gleich." "Gleich? Mach mal ein bisschen schneller!" Ich kichere leise. "Was gibt es da zu kichern?", mault mich mein Schatz an. Ich mach es wie er eben, und zwinkere ihm zu. Das zaubert ihm ein süffisantes Grinsen ins Gesicht. "Himmel! Macht euch schon vom Acker. Ich schaffe den Rest auch selbst", meint Doro plötzlich und drängelt Meilo weg von seinem Schneidebrett. "Ohne euch geht es mit Sicherheit schneller." "Sicher Mama?", fragt Meilo kleinlaut. "Ganz sicher. Geht raus spielen." Schon wieder spielen? "Und nehmt die Hunde mit!" "Machen wir", freut sich mein Spinner-Freund, schnappt sich meine Hand und zieht mich raus aus die Küche. Moment mal! "Raus? In den Schnee?" "Aber sowas von", lacht Meilo und zieht seine Jacke über. "Ich will aber nicht!" "Die Hunde müssen raus." "Dann lass sie raus und wir bleiben im Warmen", jammere ich. Die Aussicht auf Schnee und Kälte lassen mich jetzt schon zittern. "Stell dich nicht so an. Das macht Spaß!" "Jippie", brumme ich mürrisch. Meilo legt den Kopf schräg und kommt auf mich zu. "Ich geh schon mal vor." Unbarmherzig drückt er mir meine Jacke in die Hand und scheucht die Hunde auf. Wuselndes graues Hundefell, zwischendrin mein Melio, und alle wollen gleichzeitig durch die Haustür. Bis alle draußen sind, bin ich allein schon von der kalten Luft, die zu mir rüberweht, halb erfroren. "Warum immer ich", seufze ich und füge mich in mein Schicksal. Ich hasse Schnee! *** Schal, Mütze, Handschuh, dicke Schuhe. So stehe im abgezäunten Garten hinter dem Haus der Haugs. Der Schnee reicht mir bis zu den Knöcheln. Wenigstens scheint die Sonne, wenngleich sie es kaum fertig bringt, mich zu wärmen. "Da bist du ja endlich!", lacht Meilo laut und rangelt mit Daisy um einen alten Lumpen. Keine Ahnung, wer am Ende gewinnt, aber wenn ich tippen müsste, würde ich auf Daisy wetten. "Komm her!", ruft Meilo mir zu. "Nein!" "Los jetzt! Wenn du da stehen bleibst, erfrierst du noch!" "Bin ich schon längst." Meine Fußzehen werden schon jetzt taub. "Oh du Weichei!" Meilo lässt den Lumpen los. Die siegreiche Wolfshündin schmeißt sich in den Schnee, legt ihre Vorderpfoten drauf und macht sich daran, den Lumpen noch mehr zu zerfleddern. "Soll ich erst wieder Daisy auf dich hetzen?" "Bloß nicht!" "Dann komm zu mir!" Ich seufze laut. "Na gut." Hab ja nichts besseres zu tun. Mühsam suche ich mir einen Weg durch die weiße Hölle und versuche dabei auf dem schon platt getretenen Schnee zu laufen. Das klappt auch ganz gut bis "Treffer!" "Hey!" Meilo hat einen Schneeball nach mit geworfen! Er hat mir mitten auf der Brust erwischt. "Was soll das?" "Nach was sieht es denn aus?", gackert Meilo und formt schon wieder den nächsten Schneeball. "Lass das! Das ist nicht witzig!" "Und wie witzig das ist!" "Wehe!" Ich strecke die Arme hoch. "Du wirst doch keinen unbewaffneten Mann beschießen?" "Unbewaffnet?" Ich nicke heftig, während Meilo dasteht und den Schnee weiter formt. "Deinen Waffen konnte ich noch nie widerstehen." "Wa.. Ahhmpf!" "Hahhaa!" Dieser Schweinehund! Er hat mich mitten im Gesicht getroffen!" "Na warte!", krächze ich und spucke Schnee. "Dir zeig ichs!" Der bekommt gleich die Schneeabreibung seines Lebens! Schneebälle fliegen, Hunde jagen ausgelassen bellend umher, lautes Lachen und Schreien wird von den hohen Bäumen zurückgeworfen. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich jemals wieder bei einer Schneeballschlacht mitmachen würde! Doch Meilo hat es geschafft. Ich renne durch dieses furchtbare weiße Zeug und habe sogar noch Spaß dabei. "Bleib stehen!", rufe ich Meilo hinterher, der soeben vor mir die Flucht ergriffen hat. "Nie im Leben!", lacht er und rennt weiter. Warum? Weil ich mit meinen Armen eine Riesenkugel zusammengeformt habe, und sie ihm nun großzügigerweise schenken möchte. Vorzugsweise direkt in sein Gesicht. "Du wolltest doch Schnee!" "Aber nicht so!" "Wie dann?" Endlich bleibt er stehen und dreht sich zu mir um. Er atmet schwer, grinst allerdings. Seine Wangen sind ganz rosig. "Lass den Haufen fallen, dann antworte ich dir", sagt er keuchend. Ich überlege kurz. Ich kann ihn ja nachher wieder zusammensammeln. "Gut!", rufe ich und breite die Arme aus. Mit einem dumpfen fump landet er auf dem Boden. "Sprich." "Also ...", japst er und stampft auf mich zu. "Schnee ist ja auch toll. Aber in Maßen." "In Maßen?" "Ja. Hier ein bisschen, dort ein wenig. Aber nicht ein ganzer Haufen davon. Allerdings ..." "Allerdings?" Er ist fast bei mir angekommen. "Allerdings gibt es eine Ausnahme." "Und die wäre?" Ich bekomme ein ungutes Gefühl. Ich sehe doch, dass er was ausheckt. Laut ausatmend bleibt er vor mir stehen. "Du willst es wirklich wissen?" "Ich weiß nicht ...", überlege ich. Der führt hundert pro was im Schilde. "Nicht? Aber die Antwort wird dich überraschen." "Inwiefern?" "Insofern, dass du ..." Meilos Hände legen sich auf meine Taille. Ich ahne Furchtbares. "Vor Freunde schreien wirst, wenn ich dir das verrate!", lacht Meilo überschwänglich und packt mich. "Was? …" Meine Füße heben ab. "Nein! Meilo! Nicht!" "Oh doch mein Lieber." "Lass mich runter! Meilo! Bitte!" Ich strample mich vergebens ab. Er wird mich nicht loslassen. Nicht, bevor ich unter ihm im Schnee liege. "Meilo!" Sein Lachen wird immer lauter. "Nicht!" "Runter mit dir!" "Nein!" Meilo landet auf den Knien, und keine Sekunde später liege ich auf dem Rücken. Schnee unter und neben mir, Meilo postwendend auf mir. Ich schlage halbherzig auf seine Brust ein. "Ich werde nass!", jammere ich und spüre im selben Moment, wie meine Jeans am Hintern feucht wird. "Genau das will ich ja", kichert mein dämlicher Freund. "Wieso?" "Weil ich dich dann gleich wieder ausziehen kann." "Na das hättest du auch einfacher haben können", bibbere ich. "Ach sei ruhig." Das hat er gerade nicht wirklich gesagt, oder? Ich will ihn deswegen ordentlich den Marsch blasen, doch es kommt ganz anders. Meilo versiegelt mir die Lippen und hindert mich auf diesem Wege daran, ihn anzuschnauzen. Ein höchst geschicktes Manöver. Auf diese Weise vergesse ich beinahe, warum ich eigentlich sauer auf ihn bin, ja sogar, dass ich im Schnee liege. Als der Kuss allerdings zwecks Luftmangels wieder endet, werde ich mir meiner Lage wieder bewusst. Inzwischen ist die gesamte Unterseite meiner Jeans pitschnass und fühlt sich an, als stecke mein Hintern in einer Kühltruhe. "Du bist ein riesiger Idiot", hauche ich. "Bin ich das?" Ich nicke und setze eine ernste Miene auf. "Wieso bist du denn die ganze Zeit über so schlecht drauf?" "Bin ich nicht." "Doch, bist du. Seit Daisy heute Morgen ins Zimmer gekommen ist. Ich dachte, ich hätte das unter der Dusche wieder gutgemacht." "Mittlerweile hast du wieder genug zum Gutmachen gesammelt", kläre ich ihn auf. "Angefangen bei einer trockenen Hose für mich." "Dabei helfe ich dir doch immer gerne." "Ha ha." "Was denn?" "Meine gesamten Klamotten sind schon im Koffer, vergessen? Jetzt darf ich alles wieder auspacken." "Es gibt schlimmeres", schmunzelt Meilo. "Stimmt. Zum Beispiel, dass einem die Eier abfrieren, weil man zu lange im Schnee liegt." Ich rutsche mit meinem Gesäß leicht hin und her. "Ich glaube, eins hat sich auch schon vom Acker gemacht." Bald bin ich eierlos. "Das braucht nur etwas Wärme", kugscheißert Meilo. "Zeig mal." "Nichts da! Pfoten weg!" Ich patsche auf seine Hände ein und Meilo zieht ein beleidigtes Gesicht. "Eier gibt es erst wieder, wenn ich aufgewärmt bin." "Schade." "Nix schade. Geh mal lieber runter von mir, anstatt zu schmollen. Bevor sich mein anderes Ei auch noch verzieht." "Lass es doch. Ich locke es nachher auch wieder ganz liebevoll und sanft aus seinem Verstehmm..." "Klappe jetzt!" Eine Ladung Schnee wird sein überhitztes Gemüt hoffentlich abkühlen. Und falls nicht, so stopft es ihm wenigstens das freche Mundwerk. Nachdem Meilo wieder von mir runter gestiegen ist, und mir auf die Beine geholfen hat, sammeln wir noch schnell die Hunde ein und beeilen uns, damit wir ins Haus kommen. Meine Beine sind schon ganz steif und durchgefroren. Falls ich krank werde, ist das allein Meilos Schuld, soviel steht fest! "Mama? Kannst du die Hunde abtrocknen?", ruft Meilo ins Haus, als wir es betreten. "Kann ich machen, aber wieso ... Ach du meine Güte! Wie seht ihr denn aus?" Doro sieht uns erschrocken an. "Habt ihr eine Schneeballschlacht veranstaltet?" "So ungefähr", seufze ich. "Du bist ja klitschnass!" Schön, dass es wenigstens ihr auffällt. "Du, ab in die Dusche", weist sie mich an. "Und du kümmerst dich um die Hunde." Damit ist Meilo gemeint. "Aber ..." "Nichts aber! Ich kenne dich. Sicher bist du Schuld an Nics nasser Hose." Schuld an Nics nasser Hose. Wie sich das anhört. "Aber ..." "Kein Ton mehr! Strafe muss sein." "Ja Meilo. Strafe muss sein", kichere ich, tätschle ihm die Schulter und schnappe mir meinen Koffer, um ihn wieder hinauf zu schleppen. "Ich gönne mir jetzt erstmal eine schöne, lange, heiße Dusche." "Aber ..." "Bis nachher mein Schatz." Meilos entrüsteter Blick ist für die Götter! Schade, dass ich mein Handy im Koffer habe und davon kein Foto machen kann. Im Badezimmer vergewissere ich mich zwei Mal, ob die Tür auch wirklich abgeschlossen ist. Diesmal will ich keinen Meilo mit in der Duschkabine haben. Zwar ist es vorhin ausgesprochen schön mit ihm gewesen, aber wenn wir uns jetzt wieder verzetteln, wird die Zeit knapp, mit dem Ergebnis, dass Meilo wieder wie ein Irrer fahren muss, um noch pünktlich zu seinem Termin zu kommen. Und das will ich natürlich nicht. Die nasse Jeans klebt wie Hölle an meinem Hintern und an meinen Beinen, aber irgendwann habe ich mich aus ihr befreit und kann in die Dusche steigen. Wie angenehm nach der Kälte eben. Ich muss ja zugeben, so schlimm war es dann doch nicht. Die Bewegung hat gegen die Kälte geholfen, und mich mit Meilo zu kabbeln macht mir sowieso immer Spaß, solange es nur ein Spiel ist, versteht sich. Dennoch geht mir eins nicht aus dem Kopf. Seine Frage vorhin, warum ich den ganzen Tag über schon so schlecht drauf bin. Bin ich das? Eigentlich nicht. Bis auf die kleinen nagenden Gedanken, die ich mir hin und wieder mache. Trage ich die wirklich nach außen, ohne es zu bemerken? Zwar ist meine Laune echt nicht die Beste heute, das muss ich zugeben, das liegt aber nicht an Daisy und ihrer Gabe, uns immer zum ungünstigsten Zeitpunkt zu stören, wie Meilo geglaubt hat, sondern daran, dass er und ich nachher wieder voneinander getrennt sein werden. Vielleicht hat er das bei mir gespürt. Meine Traurigkeit, dass wir uns vielleicht bis nächstes Jahr nicht mehr sehen werden. So sieht es nämlich aus. Wenn wir großes Pech haben, wird Meilo so sehr beschäftigt sein, dass er keine Zeit mehr für mich hat. Solange, bis sein Vertrag endlich endet. Bestimmt wird jetzt der ein oder andere sagen, na und? Bis dahin sind es doch nur noch 18 Tage. Das stimmt zwar, aber stellt euch mal vor, ihr müsstet die Feiertage ohne den wichtigsten Menschen in eurem Leben verbringen. Könnt ihr jetzt meine schlechte Laune verstehen? Ich stelle das Wasser aus. Genug aufgewärmt. Betrübt trockne ich mich ab und laufe zu meinem Koffer, woraus ich mir frische Kleidung nehme. Ich muss auf andere Gedanken kommen. Grieskrämern kann ich auch noch, wenn Meilo weg ist. Jetzt freue ich mich erst einmal auf das Mittagessen, auf die Gesellschaft von Doro und Eberhard und noch ein, zwei schöne Stunden, ehe wir die Rückfahrt antreten müssen. "Jawoll!", sage ich zu meinem Spiegelbild, kämme mir mit den Fingern nochmal durch meine Haare und gehe wieder, mit meinem Koffer im Schlepptau, nach unten. *** "Macht's gut ihr zwei." Doro umarmt Meilo und wiegt ihn einige Male hin und her. "Pass auf dich auf und bleib brav." Meilo verdreht die Augen, was mich zum Schmunzeln bringt. Kurz darauf bin ich dran, mich von Doro umarmen zu lassen. "Schön, dass du mitgekommen bist." "War doch selbstverständlich." Mehr oder weniger. "Und pass mir gut auf meinen Schatz auf ja? Er ist immer so schrecklich allein, wenn er auf Tour ist." "Mama!" Wieder verdreht Meilo die Augen. "Ich werde mein bestes geben", verspreche ich ihr und schenke Meilo ein liebevolles Lächeln. Er braucht sich gar nicht zu beschweren. Wir wissen alle, dass Doro Recht hat, und man ein wachsames Auge auf ihn haben muss. "Auf Wiedersehen." Eberhard reicht mir die Hand. Auch diesmal vergesse ich nicht, so fest zuzudrücken, wie nur irgend möglich. "Bis bald." Wir steigen ein. "Und vergesst das Neujahrsessen bei uns nicht!", ruft Doro uns noch zu. "Bestimmt nicht", ruft Meilo zurück und schenkt mir einen amüsierten Blick. "Und Nic?" Doro ruft mich. "Deine Eltern sind auch herzlich dazu eingeladen." "Ich werde es ihnen ausrichten." "Wir freuen uns schon, sie kennenzulernen. Tschau!" "Tschüss!" Ich winke den beiden zu, während Meilo zwei mal hupt, und dann auf den Weg fährt, der uns auf die Umgehungsstraße führt. Das war's. Das Kennenlernwochenende mit Meilos Eltern ist vorbei. Ich finde, ich habe mich ganz wacker geschlagen. "Was habe ich gesagt? Du hast das Wochenende überlebt", gluckst Meilo. "Bis auf das Drama mit Jeff, aber das kann schon mal vorkommen." Höre ich da leichte Belustigung aus seiner Stimme? "Musst du das jetzt erwähnen? Die Angelegenheit ist mir immer noch furchtbar peinlich und tut mir schrecklich leid." Ich habe mich wirklich idiotisch verhalten. "Hoffentlich geht es den beiden bald wieder besser." "Ja", seufzt Meilo. "Es ist schon furchtbar und schmerzhaft genug, etwas zu verlieren, das man liebt. Aber dann noch das eigene Kind ... Ich mag mir das gar nicht vorstellen." Mich überzieht eine Gänsehaut. Ich beuge mich vor und drehe die Heizung höher. Eine Weile lang fahren wir schweigend dahin. Viele Dinge gehen mir durch den Kopf. Das vergangene Wochenende, diese total überraschend entstandene Verlobung (irgendwie kommt das mir immer noch so surreal vor), Jeff und seine Frau, und Meilos Erzählungen über seine Vergangenheit. Doch am meisten beschäftigt mich die Zukunft. Angefangen von den Tagen bis zum nächsten Jahr, bis hin zu dem 11ten Januar, dem Tag, an dem wir vielleicht zu Hausbesitzern werden. Oder vielmehr Meilo wird es. Das hört sich alles noch so entfernt an, dabei dauert es nicht mehr lange. Nach dem, was wir die letzten Monate über alles erlebt haben, wirken die kommenden Tage wenig. Trotzdem kommt es mir so vor, als läge bis dahin noch ein langer Weg vor uns. "Du grübelst wieder", holt mich Meilo aus den Gedanken. "Hm? ... Ja, kann sein", gebe ich zu. "Darf ich fragen, über was?" "Über alles." Im Großen und Ganzen stimmt das ja auch. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Meilo leicht die Stirn runzelt. "Was meinst du im Genauen über alles? Das Treffen unserer Eltern?" "Wie? Nein. Darüber habe ich noch überhaupt nicht nachgedacht. ... Du etwa?" Eigentlich halte ich das für kein Problem. Meilos Eltern sind super und meine Eltern sind eigentlich auch recht umgänglich. Allein Nicole könnte unangenehm auffallen, wobei ich ihr inzwischen mehr vertraue, als damals, vor Meilo und meinem Kennenlernen. "Macht dich der Gedanke, dass unsere Eltern sich treffen, denn nicht nervös?", fragt mich Meilo verwundert. "Nö. Ich sehe das ganz entspannt." Es gibt genug andere Dinge, die mich nervös machen. Zum Beispiel, dass ich Meilo bis nächstes Jahr wahrscheinlich nicht mehr wiedersehe. Horror! "Also ich bin ganz und gar nicht entspannt." "Wieso denn nicht?" Das verwirrt mich nun aber. Sonst sieht Meilo solchen Sachen doch recht gelassen entgegen. "Was, wenn sie sich nicht leiden können?", will er wissen. "Das wird schon nicht passieren", versuche ich ihn zu beruhigen. "Sicher? Du kennst meine Eltern nicht. Wenn die einen nicht leiden können, dann zeigen sie das sehr deutlich." Ich fange an zu lachen. "Du meine Güte! Das glaube ich nicht." "Oh doch. So sind sie." "Und das sagst du mir jetzt? Hätte ich das früher gewusst", grinse ich. "Hättest du das früher gewusst, wärst du letztes Wochenende bestimmt nicht mitgefahren." "Darauf hättest du Gift nehmen können!" Demnach hat er mich also angelogen, was seine Eltern betrifft. Dieser Schuft! "Aber mal im Ernst jetzt, warum sollten sich die Vier nicht verstehen können? Deine Eltern waren super nett zu mir." Ich verstehe es immer noch nicht. "Manchmal sind sie eben ziemlich ... schwierig", windet Meilo sich. "Das ist alles?" "Sie hatten schon mal was an den Eltern eines meiner Freunde auszusetzen. Die hatten sich damals richtig in den Haaren gelegen." "Eltern eines Freundes, oder eines festen Freundes." "Eines Freundes", sagt Meilo mit der Betonung auf eines. "Das kommt schon mal vor", winke ich ab. "Außerdem ist das mit uns was ganz anderes." "Ich weiß nicht ..." Es ist echt putzig, dass sich diesmal er Sorgen um das Thema Eltern macht. "Und wenn schon Meilo. Falls sie sich nicht riechen können, was ich allerdings nicht glaube, dann können wir sowieso nichts dran ändern." "Hm. Scheint so." Schmunzelnd tätschle ich sein Bein. "Jetzt weißt du, wie ich mich immer dabei fühle, wenn ich mir Sorgen mache", ärgere ich ihn. "Und du weißt, wie ich mich dabei fühle, wenn ich dich deswegen belächle." "Du belächelst mich wegen meiner Sorgen?", frage ich entrüstet. "Hin und wieder ..." Freches Grinsen. "Boha!" Klatsch! Den Schlag auf den Oberschenkel hat er definitiv verdient. Lachend greift Meilo nach meiner Hand und drückt sie fest. "Ich belächle dich doch nicht wirklich dafür", säuselt er versöhnlich. "Ich weiß." Er ist trotzdem ein Idiot. Mein Idiot. Auf den Straßen war heute viel mehr Verkehr, als auf der Hinfahrt, weshalb wir über eine halbe Stunde länger unterwegs waren. Aus diesem Grund bleibt Meilo auch im Wagen sitzen, als wir bei mir ankommen. Er muss gleich weiterfahren, um nicht zu spät zu kommen. Wir stehen bei Ingo und Ed auf dem Hof. Der Motor läuft noch, während ich meinen Kram aus dem Kofferraum hole und neben dem Auto abstelle. Danach laufe ich zur Fahrerseite, öffne die Tür und beuge mich zu Meilo ins Innere. "Geh noch nicht", flüstere ich und umarme ihn. "Ich muss." "Ich weiß." Scheiße! "Wenn du Bescheid weißt, wann und wo wir uns wiedersehen können, dann ..." "Dann sage ich dir auf der Stelle Bescheid", beendet er meinen Satz. "Versprochen." Ich seufze schwer und berge mein Gesicht in Meilos Halsbeuge. "Fahr nicht zu schnell", trichtere ich ihm ein, klaube mir einen feuchten Kuss und trete vom Auto weg, nachdem ich die Fahrertür wieder geschlossen habe. Das Fenster geht runter. "Ich ruf dich nachher an", sichert er mir noch zu, dann rollt er vom Hof. Weg ist er. Nun stehe ich da, mit meinem Zeug, einsam und allein auf Eds Hof. "Nic?" Wenn man an den Teufel denkt. "Hallo Ed." "Schon wieder Zuhause?" "Wie man sieht." Ich lächle Ed schmal an. "Oh je. Meilo-Sehnsucht." "Was hat mich verraten?" "Einfach alles", grinst Ed und bleibt vor mir stehen. "Willst'e erstmal mit rein kommen? Ingo ist auch in der Werkstatt." Ich überlege nur kurz, dann willige ich ein. Ich will noch nicht nach Hause. Ich raffe meinen Kram zusammen und folge Ed durch die Holztür des Schuppens, der in die Werkstatt führt. "Nicilein!", ruft Ingo fröhlich, als er mich sieht. "Du liebes Lottchen! Sag bloß, Ingo ist besoffen", frage ich Ed, der mich daraufhin belustigt anschaut. "Was?!", blökt Ingo. Natürlich hat er das gehört. "Ich bin nicht besoffen." "Hörte sich eben aber so an." "Darf man hier noch nicht mal seinen Lieblingsnachbarn begrüßen? Komm her." Ingo breitet seine Arme aus. Wie immer sind seine Rückenklopfer gemein gefährlich. "Gib's zu", ächze ich und lasse nach der festen Umarmung meine Schultern kreisen. "Du hast doch was getrunken." "Quatsch! Ich brauche kein Alk, um mich gut zu fühlen. Dazu reicht mir Ed." Ingos dreckiges Grinsen spricht Bände. Ebenso Eds aufflammende Wangen daraufhin. "Verstehe", lache ich. "Alles beim Alten bei euch." "Logisch. Haste was anders erwartet?" "Eigentlich nicht." "Siehste!" Während ich mich neben Ingo auf einen der Gartenstühle fallen lasse, stampft Ed etwas unverständliches murmelnd auf einen alten VW Polo zu und beugt sich in den Motorraum. "Neuer Auftrag?" Ich nicke zum Polo rüber. "Ja", antwortet Ingo. "Gehört einem Bekannten von mir. Er will ihn für seine Süße aufmotzen lassen." "Das muss Liebe sein", gluckse ich. "Ich will auch einen alten Polo." "Ey! Nichts gegen Polo. Ich hatte auch mal einen." "Echt? Ich dachte, du fährst nur Zweiräder." "Tue ich ja auch. Deshalb stand der Arme jahrelang in der Garage und rottete vor sich hin." Lachend schüttle ich den Kopf. "Oh je. Ich werde euch vermissen, wenn ich ausgezogen bin", plappere ich drauf los. Eds Kopf zuckt unter der Motorhaube hervor. "Du ziehst aus?" Ich beiße mir auf die Unterlippe. Stimmt ja. Sie wissen es noch gar nicht. "Habt ihr eine Bude gefunden?" "So gut wie", gebe ich zu. "Doch bis jetzt ist noch nichts in trockenen Tüchern." "Das heißt?", will Ingo wissen. "Am elften Januar ist erst die Versteigerung." "Versteigerung?" Ingo runzelt die Stirn. "Bedeutet das, ihr schafft euch 'ne eigene Hütte an?" "Überraschenderweise ... Ja. Das bedeutet es." Das zu sagen fühlt sich komisch an. "Krass! Ihr könnt es echt nicht abwarten, Nägeln mit Köpfen zu machen, was?" "Anscheinend", lächle ich verlegen. Wenn die wüssten! Im Nägel mit Köpfen machen sind Meilo und ich ganz offensichtlich einsame Spitze. Von der Verlobung sage ich nichts. Ist ja auch noch nicht offiziell. "Meilo wollte sich schon lange ein Eigenheim zulegen. Und da sich die Gelegenheit bietet ..." Ich zucke hilflos mit den Schultern. Ingo verengt seine Augen. "Hört sich nicht an, als wärst du begeistert davon", sagt er schließlich. "Doch, bin ich! Nur ..." "Nur?", fragt Ed nach, der sich einen drehbaren Hocker herangezogen, und sich zu uns gesellt hat. "Es ist ein komisches Gefühl", antworte ich. "Klar. Das ist eine große Verantwortung." Ingo versteht mich. "Aber man gewöhnt sich dran." Er zwinkert Ed zu. Die beiden wohnen auch in ihrem eigenen Haus, oder besser gesagt, in Eds Haus. Er hat es damals geerbt und Ingo wohnt jetzt bei ihm. "Ja, das denke ich auch", seufze ich. "Ich meine, im Endeffekt wäre es nichts anderes, als hätten wir eine Wohnung gemietet." "Mit dem kleinen Unterschied, dass die Bude euch allein gehört", wendet Ingo ein. "Sie gehört nicht uns", kläre ich ihn auf. "Meilo kauft sie und ich wohne sozusagen als Untermieter bei ihm." Ingo und Ed schauen sich merkwürdig an. "Was?" "Na ja", murmelt Ed. "Es hatte sich nur so angehört, als würdet ihr es zusammen kaufen." Unsicherheit macht sich in mir breit. "Dann findet ihr es merkwürdig, dass Meilo es kauft, ich aber nicht?" Mir wird ganz anders. Wenn die beiden jetzt ja sagen, dann könnte Meilo genauso denken. Hinterher ist er gar nicht mit unserem Kompromiss einverstanden! "Nein! Ach was!", meint Ingo. "Es hatte sich eben nur so angehört. War bloß verwirrt." "Ach so." Ich lächle schmal. "Wie habt ihr das denn geregelt?", möchte ich von ihnen wissen und schaue einen nach dem Anderen fragend an. Ingo antwortet. "Eigentlich machen wir es ähnlich. Ed muss monatlich einen Abschlag bezahlen. Das geht noch für sieben Jahre. Ich bezahle die Hälfte. Anstatt einer Miete, sozusagen." "Dann findet ihr nicht, es sei komisch, wenn Meilo das Haus für uns kauft, ich aber zur Miete einziehe?" "Finden wir nicht", sagt Ed und auch Ingo schüttelt den Kopf. "Mach dir keinen Kopf. Ihr habt doch darüber geredet, oder?" Ich bejahe. "Dann ist doch alles geritzt", grinst Ed. "Willst du einen Kaffee? Hab vorhin einen aufgesetzt." "Wenn er von dir ist Ed, dann ja", lächle ich schmal. "Hey! Gibt's was an meinem Kaffee auszusetzen?", pikiert sich Ingo. Als ob er das nicht wüsste. "Nein. Nur, dass man damit Dächer abdichten kann, im Falle es mal reinregnen sollte", feixe ich. "Ed?! Nic bekommt nie wieder einen Kaffee bei uns!" "Glaub'ste ja wohl selbst nicht." Lachend stehe ich auf und folge Ed, der sich schon auf den Weg nach drinnen gemacht hat. Ingo kommt zeternd hinterher. Was würde ich nur ohne die beiden machen? Doch trotz der Heiterkeit, ihre Worte klingen mir immer noch in den Ohren. Die Sache mit dem Haus lässt mir wieder keine Ruhe. Habe ich falsch reagiert? Hätte ich nicht so vehement dagegen sein sollen, bis Meilo mir mit diesem Kompromiss kam? Und kann er überhaupt mit diesem Kompromiss leben? Jetzt, wo wir ja quasi inoffiziell verlobt sind, kommt dem eine ganz andere Bedeutung zu. Vielleicht sollte ich das Ganze doch nochmal überdenken ... Ach verdammt! Wieso muss alles so kompliziert sein? ****** Nö, Nic. Muss es nicht. Du machst es nur immer so kompliziert :-P Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)