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My love bite on your neck

von

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Love bite 49 - Eifersuchtsgetue (Ohne Adult)

Hey ^^

Ich hoffe, ihr hattet heute alle einen schönen ruhigen Tag.

So. Für alle, die sich Gedanken um Nics Eifersuchtsattacken gemacht haben, kann ich schon mal verraten, in diesem Kapitel wird es auch nicht besser xD

Nein, mal im Ernst. Hier geht es zwar gleich heiß her, aber keine Panik. Nic wird geheilt. *lach*

Viel mehr will ich jetzt aber nicht verraten. Lest einfach selbst nach, was passiert ^^
 


 

Love bite 49 - Eifersuchtsgetue (Ohne Adult)
 

Es hat mir regelrecht die Sprache verschlagen, als wir das Gewächshaus betreten haben. Die Solarfackeln, die Klaus gestern erwähnt hatte, wirken unglaublich schön, und weisen einem dem Weg zur Lichtung, die noch größer geworden zu sein scheint. Die weißen, verschnörkelten Eisentische sind mit je einem hohen Glas bestückt, das mit Blumen und einer dicken Kerze, die in der Mitte in einem zweiten Glas steht, dekoriert sind. Überall stehen Amphoren, die ebenfalls mit Frischblumen ausgesteckt sind, und um den Wasserfall herum stehen lauter kleinere Gläser, in denen ebenfalls Kerzen flackern. Ich muss sagen, mich hat es echt aus den Latschen gehauen. Es sieht unglaublich schön aus. Hochzeit eben.
 

Inzwischen haben alle einen Sitzplatz gefunden. Meilo und ich sitzen bei Gwen und ihrem Mann Carl am Tisch. Die Kinder jagen sich laut schreiend gegenseitig durch das Gewächshaus, bis auf den dauer-mürrischen Jan. Der hat sich in eine Ecke verzogen und hört seine Musik, und die kleine Pauline sitzt auf Gwens Schoß und quietscht immer wieder vergnügt, wenn ich für sie heimlich Grimassen schneide. "Das ist so wunderschön", haucht Gwen. "Mach ja viele Bilder Carl! Hörst du?"

"Bin schon dabei", sagt Carl und lässt sein Handy langsam über die Szenerie schwenken.

Ich folge seinem Beispiel und schaue mich abermals um. Vorn tauchen schon wieder neue Gäste auf. "Bin mal schnell Fotos machen", sagt Meilo und steht auf, um die Neuankömmlinge beim Gratulieren festzuhalten. Ich frage mich, warum er nicht gleich bei seinen Eltern stehen bleibt. Wäre doch praktischer. Sicher möchte er nicht, dass ich hier allein herumhocke, doch darum muss er sich keine Gedanken mehr machen. Mit Gwen und Carl verstehe ich mich blendend. Wir haben uns vorhin schon eine Weile lang miteinander unterhalten. Ich kann verstehen, warum Gwen Meilos Lieblingstante ist. Sie ist witzig und gut drauf, und das, obwohl sie ihre Kinder immer wieder ermahnen muss, doch mal etwas ruhiger zu sein.

"Ich frage mich, wann es Essen gibt", brummt Carl. "Hab ich einen Hunger!"

Gwen verdreht die Augen. "Du mal wieder. Es gibt sicher bald was."

"Hoffentlich", schmollt Carl und spielt mit dem Besteck vor sich.

"Es scheinen immer noch nicht alle da zu sein", überlege ich laut. "Vorher wird es wohl nichts geben." Carl sackt in sich zusammen.

"Ich habe eine Banane in Paulines Täschchen. Möchtest du die?", fragt Gwen ihren Mann.

"Eine Banane? Und die soll ich hier vor allen Leuten essen?"

"Na dann eben nicht! Dann motz aber auch nicht, dass du Hunger hast." Ich grinse in mich hinein. Die zwei sind manchmal wirklich zu lustig anzuschauen, wie sie miteinander umgehen. Keineswegs böse oder genervt vom anderen, viel mehr liebevoll ruppig.

Ich höre den beiden noch ein wenig zu, dann wird meine Aufmerksamkeit von etwas anderem angezogen. Vorn höre ich, wie Meilo einen lauten Freudenruf ausstößt. Interessiert suche ich ihn, und finde ihn prompt. In den armen eines anderen Kerls.

Irritiert verfolge ich das Geschehen. "Ach wie schön!", sagt Gwen. "Jeff ist auch da." Jeff? "Kein Wunder, dass sich Meilo so freut." Wer, verflucht nochmal, ist Jeff? Und wieso freut sich Meilo so sehr ihn zu sehen? Meilo strahlt richtig, packt diesen Jeff ständig an und redet angeregt mit ihm.

Meine Unterkiefer pressen sich beinahe schmerzhaft zusammen. Dieser Jeff sieht attraktiv aus, mit seinem rabenschwarzen Haaren, der kräftigen Statur und dem ausgeprägten Kinn. Und dieser schlichte, aber dennoch perfekt sitzende Anzug, steht ihm ausgesprochen gut. Ich hasse ihn auf den ersten Blick.
 

Eilig senke ich den Kopf, mustere die Serviette auf meinem Teller und versuche die aufkommende Eifersucht, die ich bei dem Anblick der beiden spüre, erst gar nicht Gestalt annehmen zu lassen. Schön ruhig bleiben Nic. Keinen Grund zur Sorge, das weißt du doch. Wer auch immer dieser Jeff ist, Meilo ist mit dir zusammen. Wir lieben uns. Jeff ist bestimmt nur ein alter Freund. Ja, genau. Mehr nicht. Keine Panik schieben. Ich bin nicht eifersüchtig!

"Nic?" Meilo steht plötzlich neben mir. Ich schaue auf und starre direkt in das Gesicht dieses Jeffs. Scheiße, der ist wirklich scheiße gutaussehend! "Ich würde dir gern jemanden vorstellen", beginnt Meilo. "Das ist Jeff, mein ältester und bester Freund seit der Grundschule." Sein bester Freund? Wieso beruhigt mich das nicht? Und wieso hat Meilo seinen Arm um ihn gelegt? All meine zuvor gesammelte Ruhe ist dahin. Mein Kampfgeist ist geweckt.

Ich lege mein charmantestes Lächeln auf und richte mich auf. Mit arger Genugtuung bemerke ich, dass dieser Jeff kleiner ist als ich. So kann ich auf ihn herab starren, wenn auch nicht sehr weit runter. "Hallo Jeff", sage ich. "Ich bin Niclas. Meilos Partner."

"Ich weiß", lacht er. "Meilo hat mir schon viel von dir erzählt."

"Hat er das?", frage ich ehrlich erstaunt. "Wann denn?"

"Am Telefon. Er redet seit Monaten nur noch von dir, wenn wir miteinander telefonieren." Die beiden telefonieren miteinander? Und Meilo redet dabei nur von mir? Ich weiß nicht, ob ich mich freuen, oder ärgern soll.

Jeff schnappt sich meine Hand, die ich gerade im Begriff war, ihm darzureichen, und zieht mich an sich. Ich lande hart auf seiner Brust und bekomme den Rücken weichgeklopft. "Endlich lerne ich dich persönlich kennen", sagt Jeff und lässt mich wieder los. "Wir müssen nachher unbedingt einen zusammen trinken, ja?" Ich nicke. Mehr aus Verwirrung, als aus Zustimmung. "Klasse! ... So! Jetzt klappere ich aber mal alle anderen ab." Er lacht einnehmend und läuft um den Tisch, um gleich mit dem Abklappern bei Gwen und ihrem Mann zu beginnen. Jeff kennt Meilos Familie augenscheinlich mehr als gut. Wieder etwas, was mich ärgert.

"Oh. Da kommen noch mehr Gäste. Bin wieder vorn", spricht mein Schatz, küsst mich auf die Wange und saust davon. Und ich? Ich bleibe hier hocken, schaue Meilo nach, dann Jeff, wie er bei jedem, den er hier trifft, eine riesige Welle veranstaltet. Jeder scheint sich tierisch über diesen Typen zu freuen.

Gierig streckt die Eifersucht zum wiederholten Male ihre Fühler nach mir aus. Musste dieser Kerl hier unbedingt auftauchen?
 

***
 

Die Party ist im vollen Gange. Das Essen ist passé, Tanzen und Trinken ist angesagt.

Laut dröhnt Musik aus den Lautsprechern. Eine ganz gute Mischung, muss ich sagen, doch es erhellt mich auch nicht, als We are the champions von Queen anläuft. Jeff sitzt uns gegenüber. Er kam zu uns an den Tisch, ein Tablett voll Gläser mit diesem ekelhaten Jacky Cola Zeugs in der Hand. Die Hälfte ist schon leer, wobei ich gerade mal eins getrunken habe. Meilo langt kräftig zu und unterhält sich angeregt mit Jeff.

"Weißt du noch? Wie wir der alten Schröder neben der Schule den Briefkasten mit Schuhcreme eingeschmiert haben?", lacht Jeff leicht angeheitert.

"Oh ja!", japst Meilo. "Das hatte 'se aber auch verdient."

"Und wie! Bis die das Zeug ab hatte, war sie selbst von oben bis unten vollgeschmiert!"

"Warum hat sie das verdient?", frage ich nach. Irgendwie muss ich mich ja auch an der Unterhaltung beteiligen, wenn ich nicht will, dass ich völlig vergessen werde.

"Sie hat uns immer angepöbelt, wenn wir morgens in die Schule gelaufen sind", erklärt Jeff im verschwörerischen Tonfall. "Wir wären zu laut, und wenn wir nicht ruhig sind, hetzt sie die Polizei auf uns."

Meilo kichert. "Das hat sie bei allen gemacht. Die hat Kinder gehasst!"

"Lebt die eigentlich noch?"

"Glaube nicht", antwortet Meilo auf Jeffs Frage und genehmigt sich noch einen Drink. Ich bekomme ebenfalls einen vor die Nase geschoben. Also gut. Vielleicht kann ich mich so besser ins Gespräch einklinken.

Ich exe das Zeug runter und knalle das Glas lautstark auf den Tisch. "Dein Süßer hat aber einen Zug!", lacht Jeff. Ich grinse ihn süffisant an.

"Ja, saugen kann ich", erwidere ich, noch bevor ich es aufhalten kann.

Meilo fängt an zu husten und lacht stockend. "Und wie er das kann!", gackert er.

"Zu viel Info." Jeff lächelt schmal. "So viel muss ich dann doch nicht über eure Beziehung erfahren." Ach? Fühlt der werte Herr sich unangenehm berührt, wenn ich über unanständige Dinge spreche, die Meilo und ich miteinander tun? Interessant ...

Ich schnappe mir noch eins der Gläser und trinke einen kräftigen Schluck. Eigentlich ist das Zeug gar nicht mein Fall, aber man gewöhnt sich äußerst schnell daran. "Schade", säusle ich und lehne mich vor. "Aber du hast recht. Es macht sowieso viel mehr Spaß es zu tun, als bloß darüber zu reden." Das Glas landet auf den Tisch und ich drehe mich zu Meilo, der zu meiner Rechten sitzt, schiebe ihm meine Hand in den Nacken und ziehe ihn zu mir. Seine Lippen schmecken nach Alkohol und Cola.

Irgendwo in meinem Hinterkopf flüstert ein leises Stimmchen, dass ich damit lieber aufhören sollte, bevor ich noch etwas tue, dass ich später bereue, weil ich schon von den zweieinhalb Gläsern Jacky leicht beschwipst bin, doch ich bringe das Stimmchen zum Schweigen, indem ich mich voll und ganz auf Meilos Zunge konzentriere, die ich versuche in meinen Mund zu locken. Leider beißt Meilo nicht an, sondern löst sich von mir.

Enttäuscht schaue ich ihn an. Er allerdings sieht mich mit seinen leuchtenden Augen verrucht an und leckt sich über die Lippen. "Lecker", haucht Meilo, zwinkert mir zu und wendet sich wieder Jeff zu. Hey! Das gibt's doch nicht! Hallo?!

Eingeschnappt nehme ich wieder mein Glas zur Hand und leere es. Wo bleibt das Nächste?
 

Meilo und Jeff unterhalten sich weiter, quatschen ausgelassen über die Vergangenheit und lachen dabei wie kleine Jungs. Ich versuche mich gar nicht mehr einzuklinken. Hin und wieder lächle ich schmal, wenn Meilo mir versucht, die ein oder andere Begebenheit zu erklären. Mehr aber auch nicht.

In der Zwischenzeit versuche ich unauffällig Jeffs Gesten zu deuten, versuche zu erkennen, ob er in irgendeiner Weise an Meilo interessiert ist, doch nichts dergleichen fällt mir auf. Ich hasse mich selbst dafür, dass ich es tue, aber ich kann nicht anders. Lief da mal was zwischen den beiden? So wie bei Sebastian?

Unwillkürlich muss ich an den Ring denken, den Sebastian trägt. Sofort klebt mein Blick an Jeffs Händen und tatsächlich! Ein Ring! Das muss noch nichts heißen, aber ... "Du bist verheiratet?", frage ich, was nur die Schuld der Drinks ist, aber ich bin froh, dass ich den Mut hatte, und gefragt hab. Alk ist nicht immer schlecht.

"Was?" Jeff schaut mich fragend an. Ich deute auf seine Hand. "Ach ja!", lacht er. "Tut mir leid, aber ich habe mich noch nicht dran gewöhnt."

"Immer noch nicht?", lacht Meilo auf. "Den hast du seit drei Jahren am Finger!" Seit drei Jahren also schon. "Was sagt Lisa dazu?"

"Nichts, wenn du ihr das nicht verrätst." Lisa? Oh ja! Jeff is 'ne Hete! Das wird ja immer besser!

"Sicher nicht", grinst mein Schatz. "Sag mal, warum hast du sie nicht mitgebracht?" Gute Frage. Wäre sie dabei gewesen, hätte ich mir nicht schon wieder so eine Eifersuchtsattacke antun müssen.

"Na ja ... Sie wollte nicht mit. Große Feiern sind im Moment nicht so ihr Ding. Außerdem habe ich mich so auf dich gefreut, da wäre sie nur beleidigt gewesen, wenn ich nur bei dir herumhänge." Lisa, wir beide hätten uns hervorragend verstanden.

"Hat sie noch immer was gegen mich?", möchte Meilo wissen. Oh. Lisa, ich glaube, wir zwei verstehen uns dann doch nicht so gut, wie gedacht.

"Du kennst sie doch. Für sie bist du der Feind." Beide lachen verkniffen.

Das verstehe ich aber nicht. "Hattet ihr mal Stress miteinander?", frage ich Meilo. "Du und Lisa?"

"Wie man es nimmt", antwortet er mir. "Ich bin ihr ein Dorn im Auge, weil ich schwul bin." Ups.

"Sie glaubt, Meilo will mich verführen", gluckst Jeff und nippt an seinem Glas.

"Ach wirklich?", fiepse ich. "Wie kommt sie denn darauf?" Die Antwort darauf interessiert mich brennend.

"Alte Kamelle. Sie misstraut Meilo." Mein Blick wandert von Jeff zu meinem Freund. Er sieht vor sich auf den Tisch und dreht das Glas in seiner Hand im die eigene Achse. Mir wird schwindelig. Nicht wegen dem Alk, sondern weil ich ahne, dass da noch viel mehr dahintersteckt. "Oh", macht Jeff plötzlich und greift sich in die Jackeninnentasche seines Jacketts. "wenn man vom Teufel spricht", grinst er und hebt ab. "Hallo mein Schatz. ... Ja, alles bestens. ... Geht es dir auch gut? ... Wirklich? ... Schön ... Ja, er ist auch hier. Zusammen mit seinem Freund." Jeff leckt sich über die Lippen und sieht uns belustigt an, ehe er aufsteht, und sich einen ruhigeren Platz zum Telefonieren sucht. Meilo und ich bleiben allein am Tisch zurück.
 

Zuerst sagt keiner von uns beiden was, doch dann drehe ich den Kopf zu Meilo, der das bemerkt, und mich ebenfalls anschaut. "Du willst es wissen, hm?", fragt er mich.

"Wenn es dir keine Umstände macht", entgegne ich etwas zu barsch, woran eindeutig der Alkohol schuld ist. Mistzeug!

"Wo soll ich anfangen?"

"Wo du willst."

Er nickt, trinkt einen Schluck und dreht sich zu mir. Den Kopf auf seine Hand gestützt, sieht er mich nachdenklich an. "Ich hatte mal Streit mit Lisa. Als sie erfuhr, dass ich schwul bin, unterstellte sie mir, ich würde ihr Jeff ausspannen wollen. Keine Ahnung, wie sie darauf kam."

"Wann war das?"

"Vor fünf Jahren, als sich die zwei kennenlernten."

"Hm", mache ich und zupfe an meiner benutzten Serviette herum.

"Nic? Über was grübelst du nun schon wieder?"

Ich lasse die Serviette los und zwinge ein Lächeln auf meine Lippen. "Nichts. Der Alkohol macht mir bloß zu schaffen."

"Wirklich?"

"Wirklich", beteuere ich, was aber eine Lüge ist.

Meilo mustert mich, als wüsste er, dass ich lüge, doch dann kommt Jeff wieder und setzt sich seufzend zu uns. "Mann! Ehrlich, ich liebe Lisa, aber manchmal dreht sie wirklich am Rad." Jeff sieht richtig unglücklich aus.

"Wegen mir?", will Meilo von Jeff wissen.

"Ja, auch", seufzt Jeff und hat dabei einen mehr als komischen Blick drauf. "Sie macht sich Gedanken, und dass du einen Kerl hast, glaubt sie mir auch nicht."

"Weißt du was? Mach ein Foto von uns und schicke es ihr. Vielleicht glaubt sie dir dann?" Meilos Arm legt sich um mich.

"Einen Versucht ist es wert", kichert Jeff, zückt abermals sein Handy und hält es auf uns. Ich werde überhaupt nicht gefragt, sondern bekomme abrupt den Mund geplündert. Nach der ersten Schreck- und Ärgersekunde spiele ich mit, umarme Meilo ebenfalls und steige halb auf seinen Schoß. "Ist gut, ist gut!", krächzt Jeff. "Das reicht!" Leicht verlegen rutsche ich zurück auf meinen Platz. "Meine Herrn! Hier sind Kinder anwesend!" Berauscht von dem Kuss, strecke ich Jeff die Zunge raus. "Danke. Zunge hatte ich dank eurer Darbietung eben genug." Ich fange an zu lachen, auch wenn mir gar nicht danach ist. Allerdings hält das nicht lange an.

Meilo und Jeff sind bald wieder in der Vergangenheit vertieft, und ich spiele wieder drittes Rad am Wagen. Zurück auf Anfang.
 

Es ärgert mich. Es wurmt und fuchst mich. Es bringt die Eifersucht zurück.

Immer wieder denke ich an den Satz von Meilo, in dem er behauptete, er habe keine Ahnung, wie Lisa darauf kam, dass er ihr Jeff ausspannen wollte. Wieso glaube ich ihm das nicht? Und wieso habe ich es das Gefühl, dass Meilo mir nicht alles erzählt hat? Meilo hat mir mal erzählt, als Junge hätte er sich in einen seiner Mitschüler verliebt, und da sei ihm langsam bewusst geworden, dass er anders ist, als andere Jungs. War es Jeff? Hat er damals von ihm gesprochen? Und falls ja, was spielt das heute noch für eine Rolle?

Mein Hirn fängt an zu pochen. Zu viel Grübelei für meine jetzigen Verhältnisse. Und ich bin mir fast sicher, dass ich mir all die Fragen gar nicht stellen würde, wäre ich nüchtern.

Ich winke den Kellner heran, und ordere mir ein großes Wasser. Schluss mit Alk. Als der Kellner es mir bringt, trinke ich ein paar Schlucke und habe sofort das Gefühl, wieder etwas klarer denken zu können, aber es hilft immer noch nicht gegen das dumpfe Pochen der Eifersucht in mir. Mein Verstand versucht mir klar zu machen, dass es schwachsinnig ist, eifersüchtig zu sein. Dazu muss ich mir in Meilos Augen sehen, um darüber Gewissheit zu bekommen, trotzdem komme ich nicht dagegen an. Mag sein das der noch immer in mir tobende Alkohol daran Schuld ist, aber ich werde immer rasender.

Jedes Mal, wenn Meilo über etwas lacht, was Jeff gesagt hat, krampft sich mein Herz zusammen. Shit! Ich will das nicht! Ich will nicht so fühlen, aber ich kann es einfach nicht abstellen. "Bin gleich wieder da", sage ich, ungeachtet ihres Gesprächs, und stehe auf.

Meilo sieht mich fragend an, doch ich lächle und deute auf die leeren Gläser vor mir. Er lässt mich gehen, und noch bevor ich vom Tisch weggetreten bin, ist er wieder dabei, sich angeregt mit Jeff zu unterhalten. Irgendwas witziges, denn wieder lachen sie laut.

Ich beeile mich, damit ich wegkomme, bevor ich die Eifersucht mich vollends im Griff hat, und ich was sage, was mir hinterher leid tut.
 

Vorn im Hotel sind die Waschräume der Angestellten für die Gäste geöffnet. Dorthin verziehe ich mich. Ein wenig kaltes Wasser im Gesicht wird mir gut tun.

Am Waschbecken halte ich die Hände unter das kühle nass, lasse es über meine Handgelenke laufen und schaufle mir dann einen Schwall davon ins Gesicht. "Kalt", bibbere ich leise.

"Wir haben auch warmes Wasser", sagt jemand und tritt schräg hinter mir aus der Kabine. Es ist Sebastian, der sich neben mich stellt und sich die Hände wäscht. "Alles klar bei dir?", fragt er.

"Ja. Natürlich."

"Klingt nicht so."

"Euer Barkeeper macht für meine Verhältnisse die Drinks zu stark", schmunzle ich.

"Okay", grinst er. "Ich werde meinem Mann sagen, dass er dir weniger Alkohol in die Getränke mixen soll."

"Deinem Mann?" Erstaunt drehe ich mich zu Sebastian. "Der Barkeeper ist dein Mann?"

"Natürlich. Der schärfste Kerl im Raum, und er gehört zu mir." Lachend wedelt Sebastian mit seiner Hand, die der Ehering ziert.

"Natürlich", grinse ich. "Aber jetzt, wo ich es weiß, werde ich ihn mir mal genauer anschauen müssen."

"Lass das lieber und bleib bei Meilo", schmunzelt er. Meilo ... Er ist gerade mit Jeff zusammen. Was sie wohl tun? ... "Oh, oh. Den Blick kenne ich", holt mich Sebastian aus meinen Überlegungen. "Wie heißt er, und warum denkst du überhaupt an sowas."

"An was?", frage ich ausweichend.

"Das weißt du genau." Verflucht! "Gehe ich recht in der Annahme, dass es um Jeff geht?" Ich knirsche mit den Zähnen und weiche Sebastians prüfenden Blick aus. "Ich habe also recht", schließt er daraus.

"Es ist dumm, ich weiß!", jammere ich. "Aber ich kann nichts dagegen tun. Sie reden und reden und reden, und ich bleibe außen vor." Zudem sieht Jeff auch noch verdammt gut aus, aber das sage ich mal lieber nicht.

"Die beiden sehen sich ja auch so gut wie gar nicht. Jeff wohnt inzwischen in Belgien. Wusstest du das?"

"Nein", erwidere ich erstaunt.

"Es ist logisch, dass sie sich viel zu erzählen haben." Scheint so.

"Und wie ist Jeff so? Lief da mal was zwischen den beiden?"

Sebastian sieht mich schräg an. "Frag das am besten Meilo, und nicht mich." Er klopft mir auf die Schulter. "Und trinke besser keinen Alkohol mehr. Der flüstert einem manchmal Dinge in den Kopf, die gar nicht da sind." Mit diesen Worten verabschiedet sich Sebastian wieder von mir, wünscht mir noch einen schönen Abend und verlässt die Toilette. Dumm nur, dass einige der komischen Dinge in meinem Kopf schon vor dem Alk da waren, doch Sebastian hat recht. Ich rede lieber mit Meilo, ehe ich deswegen noch total am Rad drehe.
 

Mit entschlossenen Schritten gehe ich zurück ins Gewächshaus, laufe den beleuchteten Weg entlang und suche unseren Tisch auf, aber dann die Enttäuschung: Der Tisch ist leer. Keine drei Meter entfernt steht Gwen. Ich laufe zu ihr. "Gwen?"

"Nic!", ruft sie und fällt mir um den Hals. Sebastians Liebster schenkt wirklich ganz schöne Bomben aus. Sie ist hacke dicht. "Na suuu?"

"Hast du Meilo gesehen?"

"Meilo?" Sie runzelt die Stirn. "Nööö! Hasu Carl gesehen? Der wollde die Kin...Kinder ins Bett ... bringen."

"Das war schon vor einer Stunde. Carl steht da hinten an der Bar."

"Ach? ... CARLIMAUS!" Ich bin vergessen. Carlimaus wird schwankend angesteuert. Na gut, dann muss ich Meilo selbst suchen gehen.

Ich streife zwischen all den Tanzenden umher, frage mal hier und mal da nach, bis mir Gerhard über den Weg läuft. "Hallo du Hübscher", kichert er. Kann es sein, dass hier alle stockbesoffen sind? "Legst du mit mir eine flotte Sohle aufs Parkett?"

"Nachher vielleicht", weiche ich aus. "Hast du Meilo gesehen?"

"Ähm ... der is vorhin an mir vorbei gelaufen. Da lang!" Gerhard zeigt mir den Weg.

"Danke!"

"Wenn du ihn gefunden hast, dann tanzt du zum Dank aber mit mir!"

"Ist gut", grinse ich und beeile mich, damit ich Land gewinne. Falls ich Glück habe, vergisst Gerhard die Tanzeinladung wieder oder hat jemanden anderen dazu genötigt.
 

"Meilo?" Ich schlage den Weg ein, den mir Gerhard gezeigt hat. Es ist nicht ganz so hell, wie vorn auf der Lichtung, aber man kann genug sehen. Eine leise Stimme in mir stellt die Frage, warum Meilo überhaupt hier lang gelaufen ist, aber ich verdränge sie wieder. Vielleicht musste er auch mal austreten, war aber zu faul, um zur Toilette zu gehen. Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen, aber könnte ja sein.

Ich schlänge mich an großen Palmblättern vorbei und suche die Umgebung ab. "Meilo?" Niemand in Sicht. Doch als ich gerade umdrehen, und meine Suche wo anders fortsetzen will, höre ich ein Rascheln nicht unweit von mir entfernt. Ich bleibe stehen und lausche. Es kam von meiner Linken, also recke ich den Hals, um etwas zu erkennen. "Meilo?" Unsicher verlasse ich den befestigten Weg und betrete ich den weichen Boden.

Vor mir mache ich eine Gestalt aus. Na endlich! Das muss er sein. Ich beschließe, ihn nicht zu rufen, sondern schleiche mich leise an ihn ran. Wenn er wirklich pinkelt, bekommt er jetzt von mir einen Rüffel.

Ich ducke mich unter einem hohen Farn hindurch und kann nicht aufhören zu grinsen. Gleich bist du dran, mein Lieber! Schritt für Schritt nähere ich mich ihm, aber dann werde ich auf einmal stutzig. Da steht nicht nur eine Person. Da sind zwei. Zwei Leute, die sich fest umarmen.

Wie vom Donner gerührt bleibe ich stehen und versuche zu erkennen, wer das ist. Eigentlich weiß ich es schon, und erkenne zumindest einen von ihnen, aber ich will es nicht wahr haben. Das kann nicht Meilos Anzug sein! Das kann nicht sein Hinterkopf sein, der sich an den von Jeff schmiegt! Das kann nicht sein!

Als mich die Erkenntnis mit voller Wucht trifft, gebe ich einen unterdrückten Laut von mir, der jedoch laut genug ist, um die beiden aufschrecken zu lassen. Meilos Kopf ruckt zu mir. Erschrocken sieht er mich an. "Nic? Was tust du denn hier?" Unter mir bricht der Boden weg. Ich will etwas sagen, kann aber nicht. Meine Kehle ist regelrecht zugeschnürt.

Wie unter Zwang drehe ich mich auf dem Absatz und stolpere durch das Dickicht aus Pflanzen und feuchter Erde. "Scheiße", zischt Meilo hinter mir. "Nic! Bleib bitte stehen!" Im Leben nicht!

Ich renne blindlings davon, will einfach nur weg von hier, doch dann passiert, was passieren musste: Ich bleibe an einer Wurzel hängen und fliege der Länge nach auf den erdigen Boden. "NIC!" Dumpfe, schnelle Schritte heben mir. "Nic! Verdammt! Hast du dir weh getan?" Hände greifen nach mir.

"Pfoten weg!", brülle ich panisch und rapple mich halb auf. "Geh weg von mir!" Noch immer sehe ich ihn vor mir, wie er eng umschlungen Jeff im Arm hält, und es tut so scheiße weh! Und als ob das nicht noch genug wäre, kommt auch noch Jeff angerannt und geht vor mir in die Hocke, während mir die Augen zu brennen beginnen.

"Hast du dich verletzt?", fragt er dreist.

"Verschwinde!", schreie ich ihn an und stehe auf. Mein Knie schmerzt, aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was in meiner Brust vorgeht. Ich muss hier endlich weg! Sonst drohe ich noch zu ersticken.

"Nic! Warte doch! Hau nicht ab!" Meilo setzt mir nach.

"Lass mich!"

"Von wegen", knurrt er und fängt mich ein. Ich versuche mich zu befreien, vergebens. Meilo ist stärker. "Hör mir nur kurz zu!", redet er auf mich ein. So ungern ich es tue, aber ich gebe nach und höre auf, ihm gegen die Brust zu schlagen. Größtenteils, weil es sowieso nicht hilft mich aus seinem Griff zu befreien.

Jeff ist uns wieder nachgelaufen. Er sieht mitgenommen aus, was ich nur am Rande mitbekomme. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. "Erkläre es ihm", sagt Jeff, was mein Herz dazu bringt, sich schmerzhaft zusammenzuziehen.

"Was sollst du mir erklären?", brülle ich Meilo an. "Was?!" Jeff und Meilo sehen sich an. So vertraut und auf eine furchtbare Weise wissend. Mir knallt fast eine Sicherung durch, als ich das sehe. "WAS?!", schreie ich. Jeff senkt den Kopf und verschwindet ohne ein weiteres Wort. Was auch immer nun kommt, ich habe Angst davor es zu erfahren. Die Umarmung war einfach zu eindeutig.
 

Mit einem Ruck schaffe ich es, Meilo zu überrumpeln und mich von ihm zu lösen. Er will mich gleich wieder an sich ziehen, aber ich weiche ihm aus zische ihm ein "wage es ja nicht" zu. Er nickt und bleibt stehen.

"Nic, es ist nicht so, wie es aussah", beginnt er. Ich könnte kotzen!

"Das ist es nie, oder?", lache ich höhnisch. Gedanklich sehe ich plötzlich Kilian vor mir stehen. Ein halbes Jahr ist es nun her. 'Ich liebe dich einfach nicht mehr.' Kommt das jetzt wieder? Das würde ich nicht überstehen. Diesmal nicht. Nicht, wenn es aus Meilos Mund kommt.

"Es ist kompliziert", sagt Meilo. Ich kneife verbissen die Lippen aufeinander und starre Meilo in die Augen. Er soll sehen, wie sehr er mich verletzt, wenn er es ausspricht! "Jeff hat mich um ein Gespräch unter vier Augen gebeten, als du weg warst." Er hat die Chance gleich genutzt. Dieser Bastard! Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Am liebsten würde ich ... "Wir kamen hier her, weil wir hier als Kinder oft waren." Das interessiert mich nicht! Warum erzählt er mir das?

"Komm auf den Punkt", fordere ich Meilo mit angespannten Kiefermuskeln auf.

Nervös leckt sich Meilo über die Lippen und sieht mich plötzlich dermaßen traurig an, dass ich es fast körperlich spüren kann. Hoffentlich spürt er meinen Schmerz ebenso heftig! "Jeff ist aus einem besonderen Grund ohne Lisa hier", beginnt er endlich Tacheles zu reden.

"Ich wusste es", flüstere ich und kann seinem Blick nicht mehr Stand halten. Was zu viel ist, ist zu viel.

"Nic, egal was du denkst, so ist es nicht!"

"Und wie ist es dann?!"

"Lisa hatte eine Fehlgeburt." Ich hole tief Luft, doch mir bleiben die Worte, die ich mir zuvor zurechtgelegt hatte, in der Kehle stecken.

"Was?", hauche ich fassungslos.

"Vor zwei Monaten. Jeff konnte es mir am Telefon nicht sagen. Deswegen ist er hier her gekommen. Ohne Lisa, denn sie ist zur Zeit bei ihren Eltern." Mir wird schlecht. Richtig schlecht. "Verstehst du es jetzt? Die Umarmung war ..."

"Notwendig", krächze ich. "Oh Gott Meilo! Das tut mir so leid!" Ich Idiot! Ich Trottel! Ich eifersüchtiges, besoffenes Biest!
 

Abermals fangen meine Augen an zu brennen, doch diesmal nicht vor Wut und Eifersucht, sondern aus Trauer. "Wie furchtbar", sage ich und schlucke hart. Ich fühle mich elend und schlecht.

"Ja", flüstert Meilo betroffen. "Jeffs Ausgelassenheit war nur Fassade, was ich zwar bemerkt habe, aber ich wusste nicht, wie ich es vor dir ansprechen sollte."

"Ist doch egal", sage ich und gehe zwei Schritte vor, um Meilo an mich zu drücken. Seine Arme legen sich um meinen Rücken. Eine komische Mischung aus Scham, Erleichterung und Trauer erfasst mich. "Entschuldige", wispere ich in Meilos Nacken. "Ich habe euch zusammen gesehen und da sind mir sämtliche Sicherungen durchgebrannt." Die Entladung meiner Eifersuchtsanfälle.

"Du musst dich nicht entschuldigen."

"Doch, muss ich! Ich habe mich total arschig verhalten." Ich komme mir mit einem Mal so dämlich vor.

"Ich hätte nichts anderes getan, wenn ich dich in so einer Situation zum Beispiel mit Ingo erwischt hätte."

"Ingo?", frage ich grinsend. "Warum gerade mit Ingo?"

"Ingo ist attraktiv", meint er achselzuckend.

"Findest du?"

"Du nicht?"

"Na ja ... doch ... schon ... irgendwie ..." In Wahrheit ist Ingo wirklich ein ziemlich heißer Kerl, aber das tut nichts zur Sache. "Komm", treibe ich Meilo an. "Gehen wir zu Jeff. Ich muss mich noch bei ihm entschuldigen, und dann solltet ihr nochmal in Ruhe miteinander quatschen."

"Sicher?"

"Ganz sicher", bejahe ich. "Das tut man doch unter Freunden."

Meilo lächelt mich an und umfasst mein Gesicht. "Ich liebe dich Nic. Nur dich und niemand anderen."

"Das weiß ich doch." Auch wenn ich das für kurze Zeit vergessen zu haben scheine. "Aber es ist schön, wenn du mich immer wieder daran erinnerst."

"Damit du nicht eifersüchtig wirst", lacht Meilo.

Ich rümpfe die Nase. "Daran ist nur der Alk schuld."

"Ja, ja. Und den Weihnachtsmann gibt es wirklich."

"Ich geb dir gleich", knurre ich und betrete mit ihm zusammen wieder den Weg. Mein Knie schmerzt, aber es ist auszuhalten.

Dennoch bemerkt Meilo es. "Du humpelst."

"Geht schon."

"Nichts da! Bleib stehen."

"Hm? ... AH!" Ohne Vorwarnung hebt Meilo mich hoch und trägt mich auf seinen Armen. Schnell lege ich einen Arm um seine Schulter, um mich besser festzuhalten. "Lass mich runter! Ich kann laufen!"

"Mir egal. Nun trage ich dich."

"Wenn uns jemand sieht!"

"Und? Was wäre daran so schlimm?"

"Na ja ..." Ja, was wäre daran so schlimm? "Also schön", gebe ich nach. "Aber nur bis vor zur Bar."

"Wir werden sehen", lacht Meilo und küsst mich zärtlich. Dieser Spinner! Wie konnte ich bloß glauben, dass er und Jeff was am Laufen haben?

Zu meiner Verteidigung, es sah schon ziemlich eindeutig aus, und woher sollte ich denn wissen, dass in Wahrheit etwas völlig anderes, aber ebenso furchtbares, dahinter steckt? Armer Jeff und arme Lisa. Ein Kind zu verlieren, das hat niemand verdient.

"Sag mal", frage ich Meilo "Jeff hat ihr doch nicht wirklich das Foto von uns geschickt, oder?" Das würde doch keiner in so einer Situation machen.

"Hat er nicht. Er wollte nur mitspielen." Ich nicke betroffen. Wie schwer muss es für ihn gewesen sein, einen auf fröhlich zu machen, während das Leben einen so schlimm mitspielt?
 

Wieder bei den anderen Gästen angekommen, lässt mich Meilo wieder runter. Natürlich nicht, bevor nicht auch jeder mit einer Kamera oder einem Handy in der Hand ein Bild gemacht hat. Es kommt mir total unpassend vor, nachdem, was ich vor Kurzem erfahren habe, und das Gefühl steigert sich noch, als ich Jeff allein am Tisch sitzen sehe.

Als wir auf ihn zugehen, wächst mir erneut ein Klos im Hals. Ich weiß nicht, was ich zu ihm sagen soll, schaue ihn nur traurig an. "Schon gut", sagt er und versucht zu lächeln. Schon gut? Gar nichts ist gut!

Ich falle neben ihn auf den Stuhl und umarme ihn. Egal was vorher war, das ganze Eifersuchtsgetue habe ich mir sowieso nur eingeredet, ich muss das einfach tun.

Meilo reibt mir im Vorbeigehen über den Rücken und setzt sich Jeff gegenüber. Mein Stichwort. Ich stehe auf. "Redet ihr mal in Ruhe miteinander. Ich mische mich unter die Gäste."

Ich deute hinter mich und will mich gerade umdrehen, da packt Jeff meine Hand. "Setz dich schon hin. Du gehörst doch jetzt zu unserer kleinen Clique." Perplex schaue ich zu Meilo. Der greift grinsend neben sich den Stuhl und rückt ihn für mich zurecht.

"Okay, aber vorher hole ich uns noch was zu Trinken. Das brauchen wir jetzt, glaube ich." Und wie gut, dass ich einen Barkeeper kenne, der eine ordentliche Mischung drauf hat.
 

***
 

"Ihr schafft das, ja?"

"Logisch", lächelt Jeff. "Und hör auf mich so mitleidig anzuschauen!" Reumütig senke ich den Kopf. "Das ist das Leben, Nic. Und so hart es sich anhören mag, aber das Leben geht weiter." Ich nicke wortlos und drücke Jeff noch einmal fest an mich.

"Gute Nacht", wünsche ich ihm, genau wie Meilo. Jeff zwinkert uns zu, wünscht uns ebenfalls eine gute Nacht und ruft uns noch ein bis morgen Früh zu, dann ist er aus unserem Sichtfeld verschwunden.

Meilo und ich haben uns lange mit ihm unterhalten. Nicht nur über diese furchtbare Geschichte, die ihn und Lisa vor zwei Monaten getroffen hat, sondern auch über damals, als er und Meilo noch in der Schule gewesen waren, und diesmal brachte ich mich ganz ungezwungen in die Unterhaltung mit ein. Schon erstaunlich, was so ein bisschen Eifersucht ausmacht.

Meilo und ich erzählten ihm auch, was wir so alles erlebt hatten. Jeff weiß, was Meilo beruflich macht. Sie sind wirklich gute Freunde, und auch, dass sie so weit voneinander entfernt Leben, ändert nichts daran. "Meilo?"

"Ja?"

"Du warst mal in ihn verknallt, oder?" Ich schaue Meilo neugierig an.

"Das ist lange her", sagt er schlicht.

"War er dieser Mitschüler, von dem du mal gesprochen hast?"

"Nein", lacht Meilo auf. "Das war nach Jeff. Sie waren beide bloß kleine Schwärmereien, die man eben so hat, wenn man noch jung und unbedarft ist."

"Also war da nie mehr zwischen euch?"

"Niemals", beteuert Meilo und nimmt mich in den Arm. "Jeff ist hetero. Selbst wenn ich ihn mal angemacht hätte, wäre er nicht drauf angesprungen."

Verliebt lächle ich meinen Schatz an. "Da bin ich aber froh", raune ich ihm zu und kuschle mich an ihn. "Aber es tut mir wirklich so leid, was ihm und Lisa passiert ist."

"Jeff packt das. Und Lisa auch." Er mag recht haben, doch es ist schwer vorzustellen, dass man jemals darüber hinwegkommen kann. Wahrscheinlich wird man das nie, aber man kann damit leben. Irgendwann und irgendwie ... "Okay Nicilein! Was machen wir beide jetzt?" Ich überhöre das Nicilein und zucke mit den Schultern.

Es ist halb zwei, und die Party ist noch voll im Gang. Dass Jeff sich schon verabschiedet hat, hat nichts damit zu tun, dass die Party schon am Ende ist. Die anderen Gäste sind noch kräftig am Feiern und so schnell werden sie auch nicht damit aufhören. "Ablenkung", sage ich zu Meilo und schnappe mir seine Hand. "Lass uns tanzen!"

"Ganz wie du willst", lacht er und schon stehen wir unter den anderen tanzwütigen Gästen.

Aus den Boxen dröhnt Hippiemusik, was alle ausgelassen tanzen lässt. Einer ruft sogar "Woodstock lebt!" und dreht sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis.

"Sag mir nicht, dass der mit dir verwandt ist", lache ich.

"Doch. Ganz weit entfernt, aber er gehört zur Familie."

"Meinst du, er hat Gras?"

"Du willst einen Joint?"

"Na ja, egal was der geraucht hat, es muss gut sein, wenn er glaubt, in Woodstock zu sein", grinse ich.

"Also mir reicht das, was du uns ständig in flüssiger Form an den Tisch geschleppt hast", antwortet Meilo. "Nicht, dass ich später zu knülle bin, um das mit dir zu tun, was ich letzte Nacht über geplant habe."

"Du hast was geplant?" Da werde ich doch gleich hellhörig. "Was denn?"

"Das verrate ich dir nicht."

"Och bitte!"

"Hn ... Na gut. Ich zeige es dir."

"Jetzt?"

"Wenn du genug hast von Tanzen und Trinken", grinst er mich süffisant an.

"Aber sowas von genug!", rufe ich und verlasse, noch bevor Meilo und ich auch nur einen Tanz getanzt haben, mit ihm zusammen die Feier seiner Eltern.
 

Schnellen Schrittes laufen wir den Weg zurück ins Hotel. Leise und verlassen liegt es vor uns. Nur das Wummern der Musik ist noch leicht zu hören. "Und jetzt?", frage ich Meilo.

"Psst. Sei leise", flüstert er mir zu und huscht hinter die Rezeption. Dort schnappt er sich einen der Zimmerschlüssel, kommt zu mir zurück, greift meine Hand und zerrt mich im Eilschritt durch die Lobby auf den Flur zu, der zu den unteren Zimmern führt. Ich kenne den Weg den wir einschlagen, und ich würde glatt meine gesamte Habe darauf verwetten, dass ich weiß, wohin er mich genau führt: In die Hochzeitssuite.

"Dürfen wir denn hier heute überhaupt rein?", frage ich ihn, als wir genau wie vermutet, davorstehen.

Meilo hantiert im Halbdunkel mit dem Zimmerschlüssel herum. "Offiziell? Nein", lacht er. "Aber was niemand weiß, macht niemanden heiß. ... Bis auf uns, wenn wir uns in dem großen Bett miteinander vergnügen." Ich betitle ihn kopfschüttelnd als Spinner, dann stolpern wir auch schon ins Dunkel des Zimmers. Das Licht bleibt aus, was mich aber nicht im Geringsten stört. Irgendwie verboten. Einfach total aufregend!

"Es ist kalt hier drinnen", bibbere ich und reibe über meine Arme. Ob meine Gänsehaut allein davon herrührt, wage ich allerdings zu bezweifeln. Wir tun hier schließlich etwas Verbotenes. Mein Herz schlägt schnell und laut in meiner Brust. In meinem Bauch kribbelt es leicht. Ich glaube nicht, dass wir das tatsächlich tun!

"Warte. Ich mach gleich den Kamin an", sagt Meilo und geht rüber zum Kamin, wo er zuerst die Kerzen im dreiarmigen Kerzenständer anzündet, der auf dem Sims darüber steht. Sanftes Licht erhellt die Suite.

"Wie gut, dass du im Feuer machen ein Profi bist", grinse ich und setzte mich auf das Bett.

"Was glaubst du denn, woher ich das so gut kann?" Meilo hockt sich vor den Kamin und stapelt das Feuerholz auf, das daneben in einem großen Eisenkorb aufgeschichtet ist. "Im Haus meiner Eltern haben wir im Winter fast nur mit dem Holzofen geheizt. Und wenn ich hier heimlich die Nächte verbrachte, musste natürlich auch immer ein Feuer brennen."

"Natürlich", ahme ich seinen Tonfall nach. "Was auch sonst?" Meilo dreht sich kurz zu mir um und grinst mich an. Ich werfe ihm einen Luftkuss zu und erfreue mich an dem Leuchten seiner Augen, bevor er sich wieder dem Holz zuwendet.
 

Während er sich um die Wärme kümmert, steige ich aus meinen Schuhen, stehe noch einmal auf und schließe das Zimmer ab. Wer weiß schon, ob sich nicht einer von Meilos volltrunkenen Verwandten hier her verirrt?

Danach gehe ich wieder zurück zum Bett, befreie mich aus meinem Jackett und ziehe die Überdecke weg. Darunter kommt eine kitschige Bettwäsche zum Vorschein, die mit rosa Röschen verziert ist. "Wie neckisch", lache ich. "Wo bleiben die richtigen Rosenblätter?"

"Die gibt es erst, wenn wir zwei den Bund der Ehe eingegangen sind, und danach die Hochzeitssuite ganz offiziell gebucht haben."

"Also komme ich nie zu Rosenblüten im Bett", seufze ich und falle mit dem Rücken voran auf die weiche Bettwäsche.

"Sag niemals nie", kichert Meilo und steht auf. Er hat es doch tatsächlich geschafft, binnen kürzester Zeit das Feuer im Karmin zu entzünden. Ob er meins auch so schnell entzünden kann? Aber was frage ich? Natürlich wird er das. Das kann er sogar, wenn er nicht bei mir ist, und ich nur an ihn denke.

"Vertagen wir das Thema lieber", sage ich, setze mich wieder auf und schaue Meilo neugierig an.

"Einverstanden. Aber eine Probe für die Hochzeitsnacht ist doch drinnen, oder?" Er steht vor dem flackernden Feuer und streift sich das Jackett von den Schultern. Ungeachtet wirft er es auf den kleinen Schemel, der vor dem Bett steht. Danach ist sein Hemd dran, das er langsam aufknöpft. Als auch dieses auf dem Schemel landet, sauge ich den Anblick, den er mir bietet, gierig auf. Sein Oberkörper leuchtet im Schein des Feuers und sieht aus, wie in einer anrüchig-erotischen Fantasie.

"Unbedingt", wispere ich erregt. "Lass uns proben."

Mit langsamen Schritten kommt er auf mich zu und steigt mit den Knien auf die Matratze. "Also was erlauben Sie sich?", kichere ich. "Sie sollten sich doch nur um das Feuer kümmern, und sich nicht zu mir legen."

Meilos Augen fixieren mich, währenddessen er auf mich zu robbt. "Das gehört aber zum Romanik-Paket dazu, meine Hoheit", sagt er, beugt sich über mich, legt eine Hand auf meine Brust und drückt mich nieder.

"Tut es das? Na dann will ich mal nicht so sein", gluckse ich und strecke den Hals durch. Dabei finden sich unsere Lippen wie zwei Magnete.

Verspielt schnappt Meilos Mund nach meinem. Ich kontere, schnappe zurück und schlüpfe mit der Zunge zwischen seine Lippen hindurch, ehe er mir Retour geben kann. Am Rande bekomme ich mit, wie er nun ebenfalls bei meinem Hemd einen Knopf nach dem Anderen öffnet.

Zärtlich streichelt er über meinen Oberkörper, nachdem er die beiden Hälften auseinander geschoben hat. Eine Gänsehaut nach der Nächsten regnet über mich hinweg. Seine Finger scheinen noch heißer, als das Feuer, das neben uns leise knistert.

Gemächlich wandert Meilos Mund über mein Kinn hinab bis zu meinem Hals, wo er sich, natürlich, festsaugt, und dort lauter Knutschflecken verteilt. Ich begnüge mich damit, mit meinen Fingernägeln über seinen Rücken zu kratzen, und leise Seufzer von mir zu geben. Einfach himmlisch!
 

*
 

Wir beide brauchen einige Zeit, bis wir wieder klar denken können. "Oh Mann!", lache ich abgehackt und drehe den Kopf soweit, bis ich Meilos Profil erblicken kann. "Punktlandung."

Meilo lächelt schwach. "Immer wieder gern", schnaubt er angestrengt.

Nachdem noch ein paar weitere Minuten verstrichen sind, kriechen wir unter die warme Rösendecke und fallen sofort in einen komatösen Schlaf. Der Tag war einfach zu anstrengend und zu aufregend gewesen, aber eins geht mir noch durch den Sinn, ehe ich in einen Traumlosen Schlaf falle: Wenn schon unsere Probe-Hochzeitsnacht so endet, werde ich mir das mit dem Heiraten definitiv noch mal ernsthaft überlegen.
 

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