My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 47 - Liebe mit Unterbrechungen ---------------------------------------- Etwas spät heute, aber es kommt. Das nächste Kapitel ^^ Viel Spaß damit und bis morgen. ;D Love bite 47 - Liebe mit Unterbrechungen "Ich glaub's nicht." "Beruhige dich. War doch nicht schlimm." "Nicht schlimm? Der hätte uns fast erwischt!" "Genau. Nur fast. Alles nochmal gut gegangen." Ich seufze. Das Meilo so ruhig bleiben kann! "Wieso musstest du auch gerade Sebastian fragen, ob er dir Taschentücher gibt? War doch klar, das er dir folgt." "Das war Zufall. Er wollte die Pferde füttern." "Ah ja. Die Pferde. Als stellvertretender Hotelchef." "Er macht das hin und wieder mal", sagt Meilo achselzuckend. Warum glaube ich das nicht? Es ärgert mich, das ich Sebastian unterschwellig unterstelle, absichtlich Meilo gefolgt zu sein, denn eigentlich will ich es nicht, doch als er plötzlich in der Scheune stand, während Meilo und ich notdürftig die Spuren unseres kleinen Stelldicheins beseitigt haben, hat das mich, verständlicher weise, furchtbar erschrocken. Ich meine, wir standen mit heruntergelassenen Hosen zwischen den Heuballen! Dem Heu, mit dem Sebastian die Pferde füttern wollte! "Nic? Sicher, dass du nicht eifersü..." "Nein! Bin ich nicht!", fahre ich ihn an und bleibe neben ihm stehen, als er anhält. "Wollte nur sicher gehen", grinst er, und öffnet die Zimmertür direkt vor uns. "Und Sebastian ist sich bestimmt sicher, dass er genau weiß, was wir in der Scheune miteinander getrieben haben." "Und? Der nimmt das locker. Also hör auf zu schmollen, auch wenn das bei dir furchtbar sexy aussieht, und folge mir in unsere Hochzeitssuite." Ich sehe sexy aus, wenn ich schmolle? Äh ... Moment mal. Hochzeitssuite?! Perplex schaue ich ins Zimmer hinein, wobei mir ein leises "Wow", über die Lippen kommt. "Nicht wahr?", schmunzelt Meilo und führt mich in die Suite. "Willkommen in unserem hoteleigenen Liebesnest." Sebastian ist vorerst vergessen. Was für ein Zimmer! Das Bett ist riesig! Hohe gedrechselte Pfosten aus dunklem Holz, die bis fast an die Zimmerdecke reichen. Das Kopfteil ist aufwendig verziert. Ihm gegenüber ein Karmin, wie man ihn aus amerikanischen Weihnachtsfilmen her kennt. Hohe Fenster, Stuck an Decke und Wänden, ein Kronleuchter hängt von der Decke. Dazu silberne Kerzenständer und kitschige Bilder, die den Eindruck von Romantik erzeugen wollen, es meiner Meinung nach damit allerdings dezent übertreiben. Trotzdem hat dieses Zimmer die Bezeichnung Hochzeitssuite voll verdient. Hier haben bestimmt schon einige Paare ihre Hochzeitsnacht miteinander verbracht. "Das hier ist schon immer mein Lieblingszimmer gewesen", schwärmt Meilo. "Wenn es nicht belegt war, habe ich oft heimlich hier drinnen übernachtet." "Mit Sebastian?", frage ich ihn zickig. "Nein. Ausnahmsweise nicht mit ihm." Wie? Meilo lacht und nimmt mich in den Arm. "Bitte sei doch nicht mehr sauer." Ich schiebe beleidigt die Unterlippe vor, was Meilo nur noch mehr zum Lachen bringt. "Wenn du so guckst, muss ich mich ganz schön beherrschen." "Wieso?" "Na weil du so niedlich bist." Ich überhöre mal das Wörtchen niedlich geflissentlich. "Nein", murmle ich. "Wieso musst du dich unbedingt beherrschen wollen?" "Muss ich das nicht?" Ich schüttle den Kopf. "Ich dachte, weil du sauer auf mich bist." Ich verdrehe seufzend die Augen. "Wenn das so ist ...", japst Meilolein und presst mir auch schon die Lippen auf. Ich werde rüber zum Bett gezogen, wo wir uns drauf setzen und innige Zungenküsse miteinander austauschen. Als sich allerdings Meilos Hand unter meinen Pullover schiebt, rücke ich ein kleines Stück von ihm ab. "Hier? So kurz nach unserem Heuerlebnis?", frage ich heißer. "Weißt du eigentlich, wie heiß es mich macht, dass du gleich wieder denkst, ich würde dich flachlegen wollen?" Wie bitte? Ich keuche erschrocken auf. Meilos Mund liegt schon wieder auf meinem, und das mit so viel Schwung, dass ich mich auf dem Rücken liegend wiederfinde, er auf mir. Ich verstehe indessen gar nichts mehr. Mag daran liegen, dass ich nicht gut nachdenken kann, wenn Meilos Zunge meinen Gaumen erkundet, doch so ganz werde ich nicht schlau aus Meilos letzten Satz. Will er jetzt, oder nicht? "Meilo? Seid ihr hier?" Oh Shit! Das ist Doro! "Ups", kichert mein Schatz. "Das müssen wir anscheinend verschieben." "Was denn?" "Da fragst du noch?" Klar! Ich weiß ja noch immer nicht, was Meilo mit mir hier vorgehabt hat. Knutschen, Fummel, Sex, oder alles auf einmal? Nochmal genauer nachzufragen, dazu fehlt die Zeit. Schritte nähern sich der Hochzeitssuite. Meilo steht auf, reicht mir die Hand und zieht mich hoch. Dann glättet er die Bettwäsche. "Sie wird wütend, wenn sie das sieht", erklärt er. Ich bleibe einfach stehen und versuche das Rätsel zu lösen, das Meilos Verhalten mir aufgibt. "Meilo?" "Hier sind wir!", ruft er seiner Mutter zu und stellt sich neben mich. Die Tür öffnet sich. Doros Kopf schiebt sich zwischen den Spalt. "Was treibt ihr hier?" "Nic wollte sich mal das Hotel ansehen. Da dachte ich, ich beeindrucke ihn mit der Hochzeitssuite." "Ach so", lächelt Doro und tritt ein. "Sie ist unser ganzer Stolz", wendet sie sich an mich. "Das Bett ist aus dem achtzehnten Jahrhundert. In ihm sollen laut Legende schon mehrere berühmte Adelige genächtigt haben. Darunter auch Königin Lui..." "Ammenmärchen", unterbricht Meilo seine Mutter. "Das hat Großvater immer erzählt, um vor Besuchern anzugeben." "Woher willst du das denn wissen?" "Weil es für seine Behauptungen keine Beweise gibt." Doro stürzt die Lippen. "Du kannst bei Nic damit sowieso keinen Eindruck schinden. Er hat es nicht so mit Geschichte." "Gar nicht wahr!", wehre ich mich. "Ich mag nur keine langweiligen Fakten und lerne Daten auswendig wie manch anderer hier im Raum." Auffordernd schiele ich Meilo an. Doro fängt an zu lachen. "Kinder, was seit ihr zwei doch für ein süßes Paar!" Süß? "Schaut euch ruhig noch ein wenig hier um, aber in einer halben Stunde gibt es Mittagessen drüben im Haus, ja?" "Ist gut", sagt Meilo, und auch ich nicke brav. "Und? Wo geht es jetzt hin?", will ich wissen, als Doro wieder aus dem Raum geschwebt ist. "Wohin du willst. In die Sauna, das Schwimmbecken, den Essenssaal, die Terrasse ..." "Du Snob", zische ich. "Ich will zuerst zum Schwimmbecken." Mit hochgestreckter Nase harke ich mich unter Meilos Arm. "Wie Hoheit wünscht", näselt Meilo. "Hier lang bitte." *** Das Hotel ist wirklich der Hammer! Ich meine, allein das Schwimmbad unten in dem großen Gewölbe ist schon ein wahrer Hingucker. Mit den grob gehauenen Steinen und den Rundbögen wirkt es wie eine verwunschene Grotte. Mal ganz abgesehen davon, dass auch die Sauna, die ebenfalls unten liegt, Platz für eine Menge Gäste bietet (jetzt weiß ich auch, woher Meilo weiß, wie ein perfekter Aufguss geht), und den Zimmern, die zwar neben der Hochzeitssuite ein kleines bisschen abstinken, aber trotzdem noch mit jedem besseren Hotel mithalten können, schießt doch eine Besonderheit den Vogel komplett ab: Das Gewächshaus. "Hier findet morgen die Feier statt", erklärt Meilo, während ich nur staunend nach oben schaue, und in das grüne Blätterdach starre. "Ein paar Helfer sind schon dabei, die Tische aufzubauen. Gehen wir mal nachschauen." "Gut", fiepse ich und lasse mich von Meilo den Hauptweg entlangführen. "Ich hätte mir doch kurze Kleidung einpacken müssen." Es ist richtig warm hier! Zumindest im Pullover. "Ich sagte doch, dass du in deinem Hemd nicht frieren wirst", lacht Meilo. "Hier drin sind immer angenehme 25 Grad. Außer im Sommer, da wird es schon mal wärmer, wegen des Glasdaches." "Ah ja." Ich lasse meine Finger über eine dunkelviolette Blüte gleiten. "Warum haben wir uns noch nicht in unserer Kindheit gekannt? Stellt dir mal vor, was wir hier alles hätten machen können!" Fast kommt es einem so vor, als lauere hinter der nächsten Biegung ein Raubtier oder eine gefährliche Schlange. Als kleiner Junge wäre das hier der perfekte Spielplatz für mich gewesen. "Eigentlich stelle ich mir viel lieber vor, was ich jetzt alles mit dir hier machen könnte", flüstert Meilo und drängelt mich gegen eine hohe Palme. "Kann es sein, dass du heute schon wieder irgendwie dauergeil bist?", frage ich ihn schmunzelnd. "Wann bin ich das in deiner Gegenwart mal nicht?", stellt er die Gegenfrage und lässt eine Hand auf meinen Hintern gleiten. Ich versinke in seinen grünen Augen, die die gleiche Farbe haben, wie die vielen tropischen Pflanzen um uns herum. Als hätten seine Linsen die Farbe schon seit frühster Kindheit kopiert und in sich aufgenommen. Oder vielleicht war es ja auch genau anders herum ... "Ah Meilo! Da bist du ja!" Ich zucke zusammen. Schon wieder wurden wir erwischt. "Klaus!" Meilo strahlt den auf uns zukommenden Mann ausgelassen an. "Schön dich mal wieder zu sehen", sagt mein Schatz zu dem schon sehr ergrauten Mann, und fällt ihm in die Arme. "Gleichfalls, Kleiner. Aber so wenig, wie du dich bei uns blicken lässt, darf dich das nicht wundern." Meilo macht ein leicht verkniffenes Gesicht. Ich ahne, was er denkt. Deshalb räuspere ich mich und strecke meine Hand nach diesem Klaus aus. "Hallo. Ich bin Niclas." "Ah! Niclas! Dorothea hat mir schon von dir erzählt. Unserem Neuzuwachs." "Äh ... ja", lache ich dünn und bekomme die Hand fest geschüttelt. Hat der einen Händedruck! "Nic? Klaus kümmert sich um die Pflanzen rund ums Haus und auch hier im Gewächshaus", erklärt mir Meilo. "Und das schon seit über zwanzig Jahren!" Stolz schwingt in seiner Stimme mit. "Wollt ihr sehen, wo morgen die Feier stattfindet? Die Tische stehen schon." "Gern", antwortet Meilo. Klaus führt uns weiter den Hauptweg entlang. Nach einer sanften Linkskurve stehen wir plötzlich vor einer Art Lichtung. Sie ist riesig und bietet eine Menge Platz, doch dann entdecke ich was, dass mich echt umhaut, denn weiter hinten plätschert ein kleiner Wasserfall an dunkelbraunen Steinen hinab. Davor, auf eben jener Lichtung, stehen unzählige weiße, verschnörkelte Eisentische mit passenden Stühlen. Zudem gibt es noch ein paar Stehtische, sowie eine lange Garnitur. "Wir werden noch etwas mehr Platz benötigen, und ein paar der Kübelpflanzen verstellen. Ich denke, das wird ganz hübsch, aber was weiß ich schon", lacht Klaus. "Um die Aufstellung und die Deko kümmert sich meine Tochter. Die hat mehr Ahnung davon." "Klaus Tochter ist Floristin", erklärt Meilo mir. "Bleibt alles in der Familie!", lacht Klaus dröhnend. "Ich muss dann auch mal. Dorothea möchte noch LED-Fackeln am Weg entlang haben, damit sich die Gäste abends zurechtfinden." Er winkt uns, dann verschwindet er in bester Tarzanmaniert zwischen den Pflanzen und ist nicht mehr ausfindig zu machen. Meilo grinst mich an. "Sag nichts", bitte ich ihn leise. "Mit ihm hattest du auch mal was." "Was?! Nein!" Meilo guckt ganz entsetzt. "Klaus ist Hetero und könnte mein Vater sein!" Ich fange an zu lachen. "War doch nur ein Scherz." "Na warte! Das bekommst du zurück." "Ja? Wann denn?" "Weiß ich noch nicht, aber bald. Darauf kannst du dich verlassen." Ich setze meinen verführerischsten Blick auf und schmeichle mich an Meilo ran. "Jetzt machst du mich erst recht neugierig", raune ich ihm zu und schaue mich um. Keiner in Sicht. Meine Hände verschwinden unter den Rand von Meilos Pulli. Seine Haut darunter ist so warum und weich und schreit nach so viel mehr. Zärtlich schmuse ich mit meinen Lippen über seine, ehe wir uns beinahe scheu zu küssen beginnen. Ich liebe es, wenn wir uns auf diese Weise küssen. Ich glaube, Meilos heutige Geilheit ist ansteckend. Aber solange sie nur auf mich ansteckend wirkt ... Tüdelüdelüüü! AH! "Mein Handy", schmunzelt Meilo. "Irgendwie werden wir heute ständig unterbrochen, sobald wir uns küssen." "Ja", brumme ich. "Da lässt sich ein Muster erkennen." "Hallo Mama", meldet Meilo sich am Handy. "Ja, wir sind unterwegs. ... Machen wir. Bis gleich. ... Uff." "Lass mich raten. Das Essen ist fertig?" "Das auch. Aber wir sollen noch Wein mitbringen." "Wein? Und woher?" "Na aus dem Hotel", meint Meilo lachend. "Wie praktisch. Vielleicht sollten wir auch in die Nachbarschaft eines Hotels ziehen." "Lieber nicht. Mal abgesehen von diesem hier, habe ich die Nase voll von Hotels." "Ich kann es dir nachfühlen", seufze ich, nehme Meilos Hand und schlendere mit ihm den Weg zurück, den wir eben gekommen sind. Im Hotel machen wir an der Rezeption halt, wo Sebastian schon auf uns wartet, und uns ungefragt zwei Flaschen Wein in die Hände drückt. "Guten Appetit", wünscht er uns, lächelt, meiner Meinung nach etwas zu wissend, und geht wieder seiner Arbeit nach. Meilo schenkt mir einen amüsierten Blick. "Was?" "Nichts", sagt er. "Ist auch besser so." Wir grinsen uns an und machen uns auf den Weg zum Wohnhaus. Dort begrüßt uns leckerer Essensduft, was mein Magen mit einem leisem Knurren quittiert. Jetzt erst bemerkte ich, das ich Hunger habe. Wir betreten eine antik wirkende Küche. Doch nur auf den ersten Blick denkt man, sie sei alt. In dem rustikalen, gekachelten Herd verbirgt sich ein modernes Ceranfeld sowie ein großer Ofen. "Da seit ihr ja!", begrüßt uns Doro. "Der Auflauf steht schon auf dem Tisch. Beeilt euch, nicht dass er kalt wird." "Wo ist Papa?" "Er hat schon gegessen, weil er noch Besorgungen für morgen machen muss", sagt Doro und setzt sich zu uns. "Und Daisy?" "Draußen im Garten und da bleibt sie auch." Meilo gibt ein brummendes Och von sich, was mich grinsen lässt. Wie ein kleiner Junge. "Ist Daisy dein Liebling von der ganzen Hundemeute?", frage ich meinen Liebsten. "Ist sie", bestätigt er mir. "Sie ist mein Hund." Das überrascht mich. Meilo hat nie verlauten lassen, dass er einen Hund hat. Wieder etwas, dass er mir nicht erzählt hat. "Meili hat sie damals mit der Flasche großgezogen, weil unsere Hündin nicht genug Milch für den ganzen Wurf hatte." "Nenn mich bitte nicht mehr Meili", motzt Meilo seine Mutter an. "Ich bin keine fünf mehr." Doro lacht und verteilt einige Löffel des Auflaufs auf unsere Teller. Sieht der lecker aus! "Meilo ist es peinlich, wenn ich ihn vor seinen Freunden Meili nenne", flüstert sie mir zu, was Meilo natürlich hören kann. Ich komme aus dem Grinsen nicht mehr raus. "Ich finde, Meili hört sich doch ganz niedlich an", kichere ich. "Eben drum! Also hört auf damit!" "Alles klar, Meili." Oh oh. Wenn Blicke töten könnten ... "Klappe, Nicilein." Boha! Das war fies! "Kinder, hört auf euch zu streiten und esst, bevor es kalt wird." Mama hat gesprochen. Der Auflauf ist wirklich köstlich und ich genehmige mir gleich noch einen dicken Nachschlag, was Doro sichtlich erfreut, jedoch als Meilo vor mir fertig ist, und sich kurz entschuldigt, gefriert mir für einen Moment das Blut in den Adern. Meilo will mich mit seiner Mutter alleine lassen? Als ich ihm panisch nachschaue, zwinkert er mir zu. Dieser Schuft! Unsicher lächle ich Doro an. Was mag jetzt auf mich zukommen? Eine peinliche Befragung? Was tun Schwiegermütter so, wenn sie dem Partner ihres Sprösslings das erste Mal ungestört vor sich haben? Was meine Mutter tun würde weiß ich. Fragen stellen, und das auf Teufel komm raus. Kein Problem für Meilo, der kann jede Frage charmant beantworten, sehr zur Freude meiner Mutter, aber ich kann das einfach nicht. Wenn ich nervös werde, bekomme ich keinen gescheiten Satz heraus. Deshalb hat es mir damals nie etwas ausgemacht, dass Kilians Eltern sich bei mir nach dem ersten Treffen nicht haben blicken lassen, oder auch bloß Interesse an dem Partner ihres Sohnes gezeigt haben. Ich konnte solche Situationen demnach auch noch nicht großartig üben. Also was tun? Ich schaue rüber zu Doro. Sie sieht mich an, weshalb ich freundlich zu lächeln beginne. "Der Auflauf ist richtig köstlich", plaudere ich drauf los, damit die Stille, die in der Küche herrscht, verscheucht wird. "Danke. Ist ein Rezept meiner Großmutter." Uh! Bitte jetzt nicht über Familienangelegenheiten reden! Ich lächle wieder, dieses mal leicht unbeholfen und bin froh, dass noch etwas vom Auflauf auf meinem Teller ist, womit ich meinen Mund füllen kann. Doro scheint die Situation auch nicht ganz geheuer zu sein, denn sie schiebt ihren leeren Teller von sich und faltet die Hände. Ein Räuspern, verlegener Augenaufschlag. Schnell greife ich nach meinem Glas und trinke hastige Schlucke. "Meilo ist wirklich ein wundervoller und außergewöhnlicher Junge, nicht?" Ich nicke und stelle das Glas wieder ab. Es ist leer, genau wie mein Teller und die Auflaufform. So ein Mist! "Er ist mehr als das", erwidere ich wahrheitsgemäß. Doro lächelt selig, legt jedoch den Kopf schief. "Aber vor allem ist er sehr sensibel. Das mag einem auf den ersten und zweiten Blick nicht auffallen, aber ihm geht sehr schnell etwas zu Herzen, doch wenn man ihn darauf anspricht, tut er alles mit einem Lächeln und einem ausweichenden Spruch ab." "Ich weiß", seufze ich. "Anfangs ist es mir nicht aufgefallen, aber inzwischen kenne ich ihn." "Wirklich?" "Wirklich." Doro mustert mich. Ich weiß, was sie vorhat. Sie will mir auf den Zahn fühlen. Okay. Wenn, aber dann auch richtig, finde ich. Ich drehe mich kurz zur Tür, bevor ich weiter rede. Kein Meilo in Sicht. Gut. "Er macht sich große Sorgen wegen dem Ende von Keith", beginne ich Doro zu erzählen. "Hat er dir das gesagt?" Ich nicke. "Hin und wieder lässt er ein paar Sätze fallen, die mir Sorgen bereiten." Wie vor kurzen, als er meinte, er hätte niemanden außer mich. Das er sich das nur einbildet, müsste ihm doch spätestens hier, in seinem Zuhause, wieder klar geworden sein. "Und die wären?", möchte Doro wissen. "Na ja ..." Erst überlege ich, ob ich ihr das alles erzählen soll, was in letzter Zeit geschehen ist, doch dann plätschert alles aus mir heraus, ohne dass ich es stoppen kann. "Ihm bereiten so unwahrscheinlich viele Dinge Sorgen. Seine Plattenfirma und sein Manager reden wohl immer noch auf ihn ein, nicht mit Keith aufzuhören. Dann macht er sich Gedanken um seine Fans, und hat Angst, dass sie ausflippen, wenn sie hören, dass es Keith nicht mehr gibt." Woran meine Schwester nicht ganz unschuldig ist. "Dann redet er sich ständig Dinge ein, die gar nicht stimmen." "Welche Dinge?" "Das ich ihn früher oder später betrügen würde, weil wir so oft voneinander getrennt sind, zum Beispiel." Ich weiß noch viel zu gut, wie er in der Hütte beinahe einen Zusammenbruch gehabt hatte, bloß weil ich so doof war, und ihn Keith genannt habe. "Keith Kandyce ist die Pest!", zische ich, erschrecke dann jedoch vor meinen kleinen Gefühlsausbruch und schaue Doro entschuldigend an. "Also damit meine ich nicht Meilo, sondern ..." "Schon gut", winkt sie ab. "Ich weiß, wie du das meinst. Ich kenne Keith schon länger als du." Abermals nicke ich. "Keith ist schon lange ein Teil von ihm. Ich weiß noch, wie ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ich habe ihn erwischt, wie er mit Schminke im Gesicht und einem hautengen Outfit vor seinem Spiegel in Pose gestellt hat." "Etwa oben? In seinem Zimmer?" "Genau da", sagt sie kichernd. "Ich sah ihn, und fragte erschrocken, wer er denn sei, denn ich erkannte Meilo auf den ersten Blick gar nicht. Er drehte sich um, sah mich mit riesigen Augen an und sagte: Ich bin Keith. An seiner Stimme erkannte ich ihn schließlich, aber hätte er nichts gesagt, wäre ich nicht so schnell drauf gekommen." "So ging es mir auch. Dabei hatte ich ihn ständig vor meiner Nase." Doros fragender Gesichtsausdruck lässt mich das näher erklären. "Meine Schwester ist ein großer Fan von Keith, hat überall Poster von ihm hängen und hört ständig diese Katzenjammermusik ... Verzeihung." "Kein Ding. Ich höre die Songs auch nicht gern. Dabei hat Meilo eine so wundervolle Stimme." "Stimmt. Die hat er auf jeden Fall. Hast du schon seine neuen Songs gehört?" "Ja. Er hat mir eine CD geschickt. ... Die Texte sind schon sehr eindeutig." Sie grinst süffisant. Ich werde doch tatsächlich ein klein wenig rot. Es kommt eben nicht oft vor, dass sein Liebster seine Liebe zu seinem Partner dermaßen in die Welt hinaussingt. "Er liebt dich sehr." "Genau wie ich ihn", antworte ich. "Deshalb mache ich mich auch so Sorgen um ihn." "Meilo packt das schon. Solange er dich hat, mache ich mir da keine Gedanken." Ich muss zugeben, es erfüllt mich mit Stolz, dass Doro das so sieht. Ich meine, sie kennt mich ja eigentlich kaum. "Meilo strahlt richtig, wenn er in deiner Nähe ist. Das hat er schon lange nicht mehr gemacht." Weil ich nicht weiß, was ich darauf sagen soll, lächle ich einfach nur. "Wie hast du es eigentlich herausgefunden? Das Meilo noch ein geheimes Zweitleben führt. Hat er es dir von selbst gesagt?" Eigentlich führt er sogar zwei geheime Leben. Nämlich noch eins mit mir. Jedenfalls vor der Plattenfirma und diesem Widerling Gerd. "Ich war auf einem seiner Konzerte", erzähle ich ihr. "Ich habe meine Schwester und ihre Freundinnen begleitet, weil mein Vater sie sonst nicht hätte gehen lassen. Sie ist erst fünfzehn." "Verstehe. Fünfzehn ist ein schwieriges Alter." Wem sagt sie das! "Inzwischen geht es", lache ich. "Nicole ist dank Meilo handzahmer geworden. Er kann gut mit Teenagern." "Wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Als Teen war er selbst streckenweise total schwierig." "Inwiefern?" Jetzt wird es interessant. "Versuch du mal mit einem Teenager klar zu kommen, der sich in der Freizeit schminkt und als Keith die Umgebung unsicher macht. Ich war überfordert und unglaublich besorgt. Du weißt ja sicher, was teilweise für ignorante Idioten da draußen herumlaufen." Ich nicke. "Ich hatte große Angst, dass ihm etwas passieren würde, wenn er so die Straßen unsicher machte, und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Am liebsten hätte ich ihn festgebunden, aber das ging ja nicht. Am Ende musste ich zusehen, wie er hinaus in die Welt ging, und seinen Weg suchte. Ich konnte nur darauf hoffen, dass er zu uns kommt, wenn es ihm schlecht geht, was er ja dann auch glücklicher weise getan hat." "Benedikt?", frage ich vorsichtig nach. "Ja", antwortet Doro leise. "Nach der Trennung war er ein Wrack." Es schnürt mir die Brust zu, wenn ich mir das auch nur für eine Sekunde lang vorstelle. "Meilo hatte ja schon einige kleine Liebesabenteuer hinter sich, aber mit Benedikt war es ihm das erste Mal richtig ernst gewesen. Er hat ihn sehr geliebt. Danach ist er auch mit niemanden mehr zusammen gewesen." "Ich weiß. Meilo hat mir alles erzählt." Doro atmet tief ein und knetet ihre Finger. "Ich weiß, dass ich das jetzt nicht sagen sollte, aber ... Verspricht mir, dass du ihm nicht das Gleiche antun wirst. Versprich mir, dass du ihm niemals so sehr verletzten wirst, dass er wieder ... Versprich es mir einfach." Fast flehend sieht Doro mich an, und in mir keimt das unschöne Gefühl, dass damals etwas vorgefallen ist, was Meilo mir nicht erzählt hat. Ich überlege kurz, Meilos Mutter danach zu fragen, doch ich lasse es. Eigentlich will ich es nicht wissen. Ich will nicht darüber nachdenken müssen, weil es mein Herz schwer werden lässt. "Ich verspreche es", sage ich zu ihr, auch wenn wir beide wissen, dass man die Zukunft niemals vorhersehen kann. Doch egal was passiert, ich werde Meilo nicht verletzten. Ich werde ganz sicher nicht so ein Schwein sein wie sein Ex. Ich will mein Leben mit diesem wunderbaren Mann verbringen, dieses sündhaft teure Haus mit ihm zusammen kaufen und mit ihm darin leben, bis wir alt und runzlig sind. Genau das ist es, was ich will, und nichts anderes. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, und weil ich das Gefühl habe, es tun zu müssen, lege ich meine Hände auf ihre. "Danke", flüstert sie und ringt sich trotz der beklemmenden Stimmung ein Lächeln ab. Dieses Lächeln, dass Meilos so unglaublich ähnlich ist. *** "Wieso willst du es mir nicht verraten?" "Weil es dich nichts angeht." "Natürlich geht es mich was an! Sie ist meine Mutter!" Lachend lege ich meinen Kopf auf Meilos Schulter. "Also schön", gebe ich nach. "Wir haben über deine Teenagerzeit geredet. Sollst ja ganz schön umtriebig gewesen sein." "Was?!" Ich lache noch lauter. "Das war ich nicht! Jedenfalls nicht umtriebiger als du." "Oho!", rufe ich und setze mich auf. "Selbst wenn du nur halb so umtriebig gewesen bist wie ich, dann ..." Meilo macht ein entsetztes Gesicht. "Was hast du damals denn alles angestellt?" "Viel", sage ich, auch wenn dies leicht übertrieben ist. "Was bedeutet viel?" "Ich hatte meinen Spaß." "Wie viel Spaß?", fragt er mich tonlos. Ich sacke in mir zusammen. Meilo zu foppen ist ja sonst immer ganz lustig, aber wenn er mich mit diesem besorgt-niedergeschlagenen Blick anschaut, dann muss ich einlenken. "Knutschen mit süßen Jungs und heimlich Alk trinken. Mehr war da nicht." "Mehr nicht?" "Nein. Bis auf hin und wieder mal ein gelegentliches Nümmerchen mit ausgewählten Kerlen, aber da war ich schon älter." Mehr oder weniger ... "Na dann will ich dir das mal glauben", brummt Meilolein, oder wie ich ihn ab jetzt heimlich nenne: Meili, und zieht mich an seine Brust. "Du weißt doch, dass ich dich damit nur foppen wollte, oder?" "Ja ... Sorry, aber manchmal ..." "Redet dir dein hübsches Köpfchen Dinge ein, die gar nicht da sind", beende ich seinen Satz. "So ungefähr." "Siehst du? Und so ging es mir, als du das mit dir und Sebastian erzählt hast." "Das ist schon lange Vergangenheit." "Genau wie meine Teenagerzeit." "Ewigkeiten." "Jahrzehnte." "Jahrhunderte." "Äonen von Zivilisationen liegen seitdem dazwischen ..." Wir brechen in lautes Gelächter aus. "Wir sind ganz schön alte Säcke, was?", gillert Meilo. "Aber sowas von!" Ich kuschle mich dichter an Meilo, nachdem wir uns wieder eingekriegt haben, und schließe schnurrend die Augen. "Aber das ist doch gerade das Gute. Wir sind alt und weise genug, um zu wissen, dass wir das nicht mehr brauchen. Wir brauchen nur noch uns." Meilo gibt mir nickend recht und fängt an, meinen Nacken zu kraulen. Wir sitzen im Wohnzimmer auf der Couch. Das leise Prasseln des Karmins und dessen Wärme sind unglaublich entspannend. Meilos Eltern sind vor geraumer Zeit schon ins Bett gegangen. Kein Wunder. Morgen wird sicher ein anstrengender Tag. Und auch heute gab es den ganzen Tag über noch viel vorzubereiten. Meilo und ich wollten helfen, doch man ließ uns nicht. Wir seien Gäste, hieß es, also hätten wir nur eins zu tun: Entspannen. So ganz hielten wir uns nicht dran, denn als Doro sich verabschiedete, um im Gewächshaus nach dem Rechten zu sehen, sorgten Meilo und ich dafür, dass die Küche wieder blitzblank glänzte. Danach schafften wir unsere Geschenke für morgen ungesehen ins Haus und versteckten sie in Meilos Zimmer, ehe er mich mit nach draußen nahm, wo er mir die Umgebung zeigte. Es ist echt wunderschön hier. Und weitläufig. Meilo nahm Daisy mit auf unseren Spaziergang, die aufgeregt neben uns hertrabte, mal hierhin und mal dorthin rannte, schnupperte und im Dreck wühlte. "Wenn wir das Haus bekommen, willst du Daisy dann mitnehmen?", wollte ich von ihm wissen und ging in Gedanken die Maße der Hundehütte durch, die wir für sie bräuchten. Ob die Veranda oder der kleine Garten hinter dem Haus dafür ausreichen würde? "Nein", meinte Meilo jedoch. "Hier ist sie besser aufgehoben." Ich widersprach nicht, weil ich es genauso empfand. Das Zuhause von den Haugs ist ein wahres Riesen-Hunde-Paradies. Als wir nach dem langen Spaziergang wieder am Haus ankamen, uns aus den kalten Klamotten schälten und schnell unter die Dusche sprangen, war es auch schon ziemlich spät. Meilos Eltern waren inzwischen beide zuhause und warteten im Wohnzimmer auf uns. Zwei Kannen Tee, ein Rührkuchen zum Fingerablecken, und ein langes und lustiges Gespräch später, sitzen wir noch immer hier, genießen unsere Zweisamkeit und lassen den Tag mit seinen vielen neuen Eindrücken ausklingen. Daisy liegt vor der Couch und leistet uns Gesellschaft, während die anderen Hunde draußen in ihren Körbchen liegen, obwohl Körbchen zu verniedlicht klingt. Diese riesigen Köter brauchen ganze Körbe, um darin gemütlich liegen zu können. "Nic?" Meilos Mund schmust über mein Haar. "Hmhm?" "Wollen wir auch hoch?" "Noch nicht", seufze ich. "Hier ist es so schön." Besonders, wenn er damit weiter macht, meinen Nacken zu kraulen. "Fein", murmelt er und schiebt mich von sich. "Aber dann legen wir uns, ja?" "Hört sich gut an", kichere ich und warte, bis sich Meilo auf der Couch langgemacht hat, ehe ich mich zu ihm lege. Meinen Kopf auf seiner Brust und meinen Arm um seinen Bauch geschlungen, könnte ich ewig so liegen blieben. Daisy findet das allerdings nicht so, steht auf und hechelt uns schwanzwedelnd ihren Hundeatem ins Gesicht. Ich kräusle die Nase und drücke sie in Meilos Pulli. "Geh weg Daisy", verscheucht mein Schatz den neugierigen Hund. "Mach Platz." Sie horcht aufs Wort. "Sie hört aber gut auf dich." "Bei ihrer Größe muss sie das auch." Kann ich mir vorstellen. "Zeus hat mich schon mal umgerannt. Er hat mich zwar bloß gestreift, aber es hat ausgereicht, um mich umzuschmeißen." "Autsch." "Hatte mir das Handgelenk verstaucht, weil ich mich damit abgestützt hatte." Meilo hebt seinen rechten Arm, auf dem das Tattoo zu sehen ist. "Dieses Handgelenk?" Meilo nickt. "Wie kann Zeus es nur wagen!", brumme ich, greife mir seine Hand und drücke meine Lippen auf die Innenseite seines Handgelenkes. Meilo lacht leise. "Er wusste eben nicht, dass mein Handgelenk mal dir gehören würde." "Als Gott müsste er das aber gewusst haben", wispere ich gegen die warme Haut. Ich kann das Pochen seines Pulses an meinen Lippen fühlen. Mit der Zunge suche ich eine der kleinen Erhebungen, und streiche an der Ader entlang. "Sicher, dass wir nicht hoch gehen sollen?", fragt Meilo ein weiteres Mal nach. "Sicher ..." Ich mag jetzt nicht aufstehen und die Treppe empor steigen. Viel lieber schiebe ich Meilos Pullover hoch und befühle die darunterliegende warme Haut. Meilo seufzt und schmunzelt leise, als ich meinen Zeigefinger in seinen Bauchnabel tauche. Das fühlt sich so phantastisch an, dass ich nicht widerstehen kann Ich rutsche runter, hocke mich auf Meilos Beine und beuge mich hinab. Meilos Augen beobachten mich haargenau, schauen zu, wie ich mit der Zunge um den Bauchnabel herumkreise, und dann hineingleite. Meilo erschaudert und greift mir ins Haar. Ich presse meine Nase in seine weiche Haut, atme deren Duft ein und spüre, wie eine leichte Erregung an meinen Nervenenden zieht. Fahrig verteile ich kleine Küsse unterhalb seines Bauchnabels, dort, wo ein Streifen weicher, dunkler Haare zu sehen ist. Der Weg ins Glück. Ich gehe ihn nicht bis zum Ende, sondern stoppe am Hosenbund. Meilo gefällt das gar nicht. Er gibt einen enttäuschten Laut von sich, was Daisy wieder auf den Plan ruft. Sie bellt leise und knurrt sogar drohend, während sie auf uns zutappst. "Dein Hundchen möchte mitmachen", lache ich und tätschle den großen Hundekopf. Braune Hundeaugen mustern mich skeptisch. Ihr passt es nicht, dass ich Meilo zum Knurren bringe. "Ist doch alles gut." Ich schmuse sie hinterm Ohr. "Lass das lieber", warnt mich Meilo, doch zu spät. Die große Hundedame springt aus dem Stand zu uns auf die Couch. Direkt auf Meilo. "Ahhh! Runter Daisy!" Ich sehe nur noch graues Hundefell vor mir. "Nic! Hilf mir!" "Wie denn?" "Pack mit an!" "Wo denn?" So viel Hund! Wo ist vorn? Wo ist hinten? Ich drücke auf gut Glück, bekomme Daisys Bauch zu fassen und versuche sie runter zu schieben. Vergeblich. Ich werde angeknurrt. "Daisy! Aus!" Meilo rappelt sich unter der Hundedame hervor und packt sie am Halsband. So lässt sie sich lammfromm zurück auf den Boden befördern. "Nic wird nicht angeknurrt, hörst du?" Drohend erhebt Meilo seinen Zeigefinger vor der mächtigen Hundedame. Man könnte glatt glauben, sie hätte verstanden was Meilo zu ihr gesagt hat, so geknickt sieht sie aus. Ihre braunen Rehaugen gucken traurig. Man kann ihr einfach nicht böse sein. "Was haben wir heute nur an uns, dass wir ständig unterbrochen werden, sobald wir uns näher kommen?", fragt Meilo mich und lehnt sich gegen die Rückenlehne. "Weiß nicht, aber seit unserem Ausflug ins Heu, passiert das auffällig oft." "Was machen wir dagegen?" "Nichts", erwidere ich. "Bleiben wir heute eben brav. Vielleicht haben wir morgen mehr Glück." Ich muss lachen, da Meilo mich schmollend von der Seite anschielt. "Sag mal, ist noch was von dem Kuchen da?" Mein Bauch knurrt schon wieder. Bis auf den Auflauf und zwei Stückchen des besagten Kuchens habe ich heute noch nichts gegessen. Das Frühstück fiel sogar fast komplett aus, weil ich dazu viel zu aufgeregt war. Das recht sich nun. "Leider nicht", sagt Meilo. "Der ist gegessen." "Schade." Ich reibe mir den gurgelnden Bauch. "Ich hätte jetzt richtig Hunger auf was Süßes." "Vielleicht finden wir ja noch was in der Küche", schlägt mein Schatz vor und erhebt sich. Ich tue es ihm gleich und folge ihm in die Küche. Daisy läuft uns nach, legt sich dann jedoch in ihr Körbchen und spielt beleidigte Prinzessin. "Sie ist sauer, weil ich dich ihr vorziehe", schmunzelt Meilo. "Es kann eben nur einer auf dir liegen", kichere ich. "Genau. Vor allem bist du nicht so schwer wie sie." War das jetzt ein Kompliment? Ich frage besser nicht nach. In der Küche machen wir uns gleich über den Kühlschrank her, doch bis auf Wurst, Käse, Früchtejoghurt und Marmelade ist nichts dabei, was ich gerne essen würde. Und selbst das bringt meinen Appetit nicht gerade in Verzückung. "Meine Eltern haben nicht viel eingekauft, weil es morgen genug zu essen gibt." Klingt logisch. Aber was esse ich denn jetzt? Mein Blick fällt auf eine Packung Eier. Ich nehme sie aus dem Regal und schaue rein. "Kann ich hiervon welche haben?" "Von mir aus", sagt Meilo verwirrt. "Wenn sie dir schmecken." Ich lege den Kopf schief und piekse Meilo in den Bauch. "Mehl, Milch, Zucker und Backpulver. Hopp, hopp!" Dann gibt es jetzt eben Pfannkuchen. Und den restlichen Teig hebe ich für morgen auf, dann haben wir noch ein schönes Frühstück, denn wie kann man einen besseren Eindruck bei den Schwiegereltern schinden, als sie zum Frühstück mit selbstgebackenen Pfannkuchen zu verwöhnen? Meilo sucht mir alles verlangte zusammen. Eine Wage steht praktischerweise schon da, also wiege ich schon mal alles ab. "Was gibt das?", möchte er wissen. "Pfannkuchen." "Und du kannst die auswendig backen?" "Das einzige Rezept, das ich kann, ohne vorher auf die Fertigpackung schauen zu müssen", lache ich. "Habt ihr einen Handrührer?" "Ja ... irgendwo." Meilo findet ihn nach kurzer Suche und reicht ihn mir. Zuerst ist das Eiweiß dran und wird geschlagen. Dadurch wird alles etwas fluffiger. Weil wir zu viert sind, nehme ich gleich die doppelte Menge. 6 Eier, 500 g Mehl, 4 Esslöffel Zucker, 1/2 Liter Milch und zwei Messerspitzen Backpulver. Vanille wäre noch schön, aber es geht auch ohne. Das Eiweiß zusammen mit einer Priese Salz geschlagen, ist der Teig dran. Danach das Eiweiß unterheben und fertig. Die Geschmacksprobe fällt positiv aus, und auch Meilo macht ein langezogenes "Hmmmm ..." "Butter, ein Messer und eine Pfanne bitte", ordere ich. "Pfannen sind hier unten neben dir im Schrank, die Messer darüber in der Schublade. Die Butter hole ich dir." Während Meilo alles holt, schnipple ich einen Apfel klein und schneide dünne Scheiben. Nachdem die Butter in der Pfanne geschmolzen ist, gebe ich zwei Kellen Teig hinein, sowie ein paar der Apfelscheiben. "Riecht das gut", sabbert Meilo mir ins Genick. Arme schieben sich auf meinen Bauch. "Ist ja richtig sexy, wie du vor dem Herd stehst und backst." "Gewöhn dich nicht dran, es sei denn, du willst jeden Tag Pfannkuchen essen", grinse ich und wende den Pfannkuchen ungeschickt. Das ist etwas, das ich noch nie konnte. Aber Hauptsache, der Teig bleibt in der Pfanne und schmeckt hinterher. "Willst du auch einen?" "Na was denkst du denn?" "Dann bring mal Teller her. Ach! Puderzucker und Zimt, wenn du hast." Mag Meilo Zimt? Wir werden es erfahren. "Für mich aber keinen Zimt." Und schon wissen wir es. Die Pfannkuchen auf dem Teller, den Teig gut verpackt in den Kühlschrank verfrachtet, laufen wir hinauf und begeben uns in Meilos Zimmer. Dort hocken wir uns auf zwei große Sitzkissen und verputzen unser spätes Abendessen. "Jetzt bin ich satt", verkünde ich und stelle den leeren Teller auf den Boden. Meilo ist ebenfalls fertig und lehnt sich zu mir. "Gehen wir schnell ins Bad, machen uns Bettfertig und schlüpfen unter die Decke", raunt er mir zu. "Und dann wollen wir doch mal sehen, ob wir wieder gestört werden." Verlockend. Ich bin als erster auf den Beinen und stürme voran ins Bad. Meilo holt mich ein, schnappt mich und drückt mich gegen das Waschbecken. "Meilo, die Tür ist noch auf." "Egal. Meine Eltern haben ihr eigenes Bad." "Trotzdem", beharre ich, befreie mich aus Meilos Fängen und schließe die Tür ab. "Hinterher stört man uns doch wieder", grinse ich und laufe zurück zu Meilo. Dieser empfängt mich in seinen Armen und küsst mich zärtlich. Viel zu kurz liegen seine Lippen auf meinen. "Beeilen wir uns", raunt er mir zu. "Dann können wir im Bett weiter machen." Das hört sich noch verlockender an. Eine Katzenwäsche und Zähneputzen später, verlassen wir das Bad wieder, oder besser gesagt, wir taumeln eng umschlungen hinaus, über den Flur und in Meilos Zimmer hinein. Mit dem Fuß kicke ich die Tür zu und stolpere mit Meilo Richtung Bett. Wir wollen uns gerade einfach drauffallen lassen, da bellt es leise. "Daisy?" Wir starren die große Hündin an, die schwanzwedelnd auf Meilos Bett steht. "Ich fasse es nicht", seufze ich. "Nicht schon wieder!" Kann man hier denn nie in Ruhe *piep*? ****** Notiz von Fara an das Universum: Ich hätte gern auch so ein Gewächshaus, und so einen Swimmingpool. Und dazu noch so einen Wahnsinns-Typen wie Meilo. *breit grins* Nic: EY! Nix da! Das is meiner! *Meilo fest umklammert* Fara: Man gönnt mir auch gar nichts -______-¨ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)