Zum Inhalt der Seite

My love bite on your neck

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Love bite 30 - Überraschung!

Halli hallo.

Etwas spät, aber ich habe es noch hinbekommen, den heutigen Tag, mit dem passenden Kapitel zu würdigen. Niclas' Geburtstag!!!!! ^^

Ich hoffe, ihr habt viel Spaß an seiner Feier. Ich halte mich, schwer beschäftigt, weiterhin zurück.

Meiner Molly geht es immer noch nicht so berauschend. Ehrlich gesagt geht es ihr so schlecht, dass ich, falls sich ihr Zustand morgen nicht bessert und das Antibiotikum nicht endlich anschlägt, am Montag gleich in die Praxis fahre und sie einschlafen lasse ;____; Vielleicht fahre ich auch morgen noch zum Notdienst. Wird sich zeigen. Mal schauen wie es meiner Kleinen morgen geht. Könnte ja sein, dass das Antibiotikum doch noch Wirkung zeigt. Dämliches Mistzeug. Ich mags ja eigentlich nicht, aber ohne geht’s eben nicht immer. Und es hat ihr ja zu Anfang richtig gut geholfen.

Och Mann. Mein armes Kätzchen …
 

Ich will euch jetzt aber nicht weiter die Ohren volljammern. Ihr wollt sicher gleich anfangen zu lesen und ich lege mich noch ein bisschen zur Molly. Ich hasse den Gedanken, aber der Kapitelname des vorigen Kapitels könnte gerade auch über meinem Kopf schweben.

Sowas dämliches! Warum wachsen diese kleinen Fellkneule einem auch so sehr ans Herz, hm?
 

P.S.: Wieder einmal vielen lieben Dank für all eure Reviews. Ich versuch so bald wie möglich euch wieder darauf zu antworten. Der Herbst ist immer so stressig bei mir, dass ist schon teilweise echt ärgerlich. Am meisten ärgert es mich, dass ich nicht zum schreiben komme. *grrrr*

Aber es kommen auch wieder ruhigere Zeiten. ;-)
 

Eure Fara
 


 

Love bite 30 - Überraschung!
 

"Nicole! Weg mit dem Kram jetzt!"

"Ach Mama!" Nicole seufzt genervt.

"Hilf mal lieber, anstatt die ganze Zeit über Zeitung zu lesen!" Ja Mama! Gib's ihr! Meine Schwester glotzt jetzt erst so richtig sauer aus der Wäsche, steht aber schlussendlich vom Küchentisch auf und klappt die Zeitschrift zu. "Du könntest mir mal die Eier aus dem Vorratsschrank unten holen und dann die große Waage heraussuchen." Wieder ein lautes, äußerst genervtes Seufzen seitens meiner Schwester. "Los jetzt!" Mamas Ton duldet keinen Widerspruch.

"Ja, ja."

"Nix ja, ja! Gleich setzt es was, Fräulein!" Sie droht ihr mit dem Holzlöffel, Nicole gibt einen grantigen Laut von sich und verlässt geschlagen die Küche.

Meine Oma, die heute morgen extra für meinen Ehrentag aus Bonn angereist ist, schaut ihr skeptisch hinterher. "Sie ist in einem schwierigen Alter, nicht?"

"Oh ja!", seufzen Mama und ich gleichzeitig, was meine Oma zum Lachen bringt.

"Manchmal glaube ich, das Kind will nie erwachsen werden." Ich könnte meiner Mutter jetzt recht geben, aber es fällt mir schwer, denn trotz allem kann ich Nicole verstehen. Besonders heute.

"Sei nachsichtig mit ihr. Ich würde jetzt auch viel lieber Zeitung lesen", sage ich schmunzelnd. Besonders, weil mein Schatz darin abgebildet ist, und mich die Sehnsucht nach ihm quält.

"Jetzt fang du nicht auch noch an! Ich werde ganz bestimmt nicht alles alleine für deinen Geburtstag herrichten."

"Was heißt denn hier alleine? Ich bin doch auch noch da!", empört sich meine Oma.

Ich mache es ihr nach und stemme ebenfalls meine Hände in die Hüfte. "Genau! Außerdem bin ich auch hier und will dir helfen."

Mama legt den Kopf schief, mustert uns und grinst dann. "Fein. Dann schlag du mal bitte die Sahne. Zwei Becher." Sie zeigt auf mich. "Und du Mama, du kannst die Hälften der Nüsse für die Garnierung sortieren."

Einträchtig nicken wir und gehen an die Arbeit. Sahne schlagen kann ich. Das bekomme ich hin. Ich leere die beiden Sahnebecher in eine Schüssel, Zucker dazu und noch zwei Päckchen Sahnesteif. Jetzt brauche ich nur noch den Handrührer. Während ich im Schrank danach suche, stellt sich meine Oma neben mich und sucht alle unversehrten Walnusshälften aus der Packung. Sie grinst mich an. Ich grinse zurück. "Erzähl schon", fordert sie mich auf. Ich weiß genau, was ich ihr erzählen soll.

Die Sahne ist vergessen. Ich lehne mich gegen die Küchenzeile und fummle die Rührstäbe in das Handrührgerät. "Er heißt Meilo", beginne ich ihr von meinem Liebling zu erzählen.

"Das weiß ich doch schon! Erzähl mir was über ihn." Typisch Oma. Immer so neugierig. Darin ist sie noch schlimmer, als meine Mutter.

"Da gibt es nicht viel zu erzählen." Ich zucke mit den Schultern. "Er ist wundervoll und ich liebe ihn." Ja, so einfach ist das.

Oma blickt mich grimmig an und verputzt eine der Walnusshälften. Ey! Hier wird nicht genascht! Ich darf das schließlich auch nicht. Aber Omas haben da anscheinend so etwas wie einen Freifahrtschein fürs Naschen, denn Mama sagt nichts. "Dir muss man immer alles aus der Nase ziehen, oder?", fragt Oma mich und schnappt sich gleich noch eine Walnuss. Diesmal eine Zerbrochene, die nicht für die Garnierung herhalten muss. Brav.

"Ich weiß nicht, was du meinst." Unschuldig stöpsle ich den Stecker in die Steckdose.

"Wie habt ihr euch kennengelernt?"

"Auf einem Parkplatz", antworte ich wahrheitsgemäß, muss dann jedoch anfangen zu lachen, als ich Omas entsetztes Gesicht sehe. "Nicht auf diese Weise", kichere ich. "Was denkst du denn von mir?" Aber vor allem würde mich mal interessieren, woher sie weiß, was an manchen Parkplätzen des nachts so alles abgeht. Oder lieber doch nicht. Ich muss auch nicht alles wissen.

"Und wie war es dann?"

"Er hatte eine Panne und ich habe ihn abgeschleppt."

"Ah, du warst sein Retter."

"So ähnlich", nicke ich. Dabei hat er eher mich gerettet, wenn man es im Nachhinein betrachtet.

"Und so seid ihr euch näher gekommen?"

"Ja. Er hat hier übernachtet, weil das Ersatzteil erst noch geliefert werden musste, und dann ist es passiert."

Oma lächelt mich an. "Das freut mich so für dich. Nach der Pleite mit Kilian hat du das auch verdient." Wem sagt sie das? "Kommt er heute auch?" Falsches Frage Oma.

"Leider nicht. Er muss arbeiten."

"Er hat sich nicht freigenommen?" Als hätte ich Schuld daran, dass Meilo arbeiten muss, guckt sie mich empört an.

"Meilo hat einen anstrengenden Job. Er fährt im ganzen Land herum", erklärt meine Mutter ihr, sieht mich dabei allerdings irgendwie merkwürdig an. "Wo bleibt meine Sahne?" Oh. Die habe ich jetzt wirklich beinahe vergessen.

Oma lässt das Thema Meilo vorerst brachliegen. Sie kann auch gar nicht anders, denn der Handrührer ist verflucht laut. Doch auch nach meiner Schlagsahnenaktion fragt sie nicht weiter nach. Zu sehr ist sie damit beschäftigt, mit tief gesetzter Lesebrille in einem von Mamas Rezeptbüchern zu lesen. Ihre Lieblingsbeschäftigung.

So bleibt es ziemlich ruhig in der Küche, bis auf das wütende Aufstampfen meiner kleinen Schwester mal abgesehen, als sie mit der Waage und einem Päckchen Eiern zurück zu uns zurückfindet. Dennoch spüre ich Mamas Blicke immer noch auf mir kleben. Irgendwas liegt ihr auf dem Herzen. "Dafür, dass Meilo heute nicht herkommen kann, bist du aber ganz schön fröhlich." Und da haben wir es.

Ich zucke mit den Schultern. "Das war abzusehen. Außerdem hat er gesagt, dass ich mir für heute Abend nichts vornehmen soll, weil er ausgiebig mit mir telefonieren will." Ich grinse dreckig und hoffe, dass Oma das jetzt nicht mitbekommen hat. Die ist zum Glück noch ganz ins Rezeptebuch vertieft.

"Wäh!", zischt Nicole. "Das will doch keiner wissen!"

"Ruhe auf den billigen Plätzen!" Als ob die wüsste, von was ich rede.

"Wieso kann dein Lover eigentlich nicht kommen? Du kannst ihm ja nicht sehr wichtig sein, wenn er sich nicht für deinen Geburtstag freinehmen kann." Kann es sein, dass wir ständig vom selben Thema reden? Nicole büßt immer mehr von ihren zuvor gesammelten Sympathiepunkten ein, wenn sie so weiter macht.

"Arbeit ist Arbeit, Nicole. Das ist bei Papa doch genauso", erklärt ihr meine Mutter.

"Er ist aber immer zu unseren Geburtstagen zuhause", meckert sie.

"Ja, abends nach der Arbeit. Meilo kann aber nicht schnell zu uns fahren. Er arbeitet bis spät Nachts und das auch noch sehr weit weg." Leider.

"Was arbeitet er denn jetzt eigentlich?", fragt Nicole. Mir bleibt kurz die Luft weg. Da haben wir den Salat.

"Äh Nicole? Geh mal schnell in den Keller Getränke hochholen ja?" Meine Mutter rettet mich. Sonderbar. Sehr, sehr sonderbar ...

"Aber die packe ich doch gar nicht alleine!"

"Nicole! Geh!" Uh. Eisiger Wind zieht von der Mutterfront auf.

"Ich helfe dir, Liebling", rettet Oma die Situation und schlägt das Buch zu. "Dann unterhalten wir uns mal von Frau zu Frau. Wie wäre es?" Äh ... was will meine Oma?

Nicole sieht mit dem Vorschlag auch nicht besonders glücklich aus, fügt sich aber und lässt sich von Oma mitziehen. Frauengespräche. Oma will sie doch nur ausfragen, ob sie einen Freund hat. Da kann sie sich aber auf was gefasst machen, denn ich wette, Nicole redet mit ihr nur über Keith. Wie gut, dass Oma nicht weiß, dass Nicole und ich von dem selben Mann schwärmen. Schluck. Das klingt sonderbar.
 

Nachdem Nicole mit meiner Oma in den Keller verschwunden ist, schaue ich meine Mutter fragend an. "Du hilfst mir, obwohl du mir schon ewig predigst, dass ich Nicole das von Meilo sagen soll? Womit habe ich denn das verdient?"

"Du hast doch gesagt, du willst es ihr gemeinsam mit Meilo sagen." Habe ich das? "Die Idee ist ganz gut, dann solltest du das auch so machen."

"Ah ja", murmle ich. "Dann Danke."

"Bitte, Schatz." Sehr merkwürdig. "Und außerdem", lacht sie "willst du ihr das bestimmt nicht vor Oma sagen."

"Auch wieder wahr", grinse ich. "Wohin mit der Sahne?" Ich deute auf die Schüssel.

"Stell sie in den Kühlschrank." Ich tue wie angeordert und stelle mich wieder neben meine Mutter. Jetzt darf ich endlich das tun, was beim Backen das Allerbeste ist: Das Rührbesteck ablecken. Hmmm ... Backen macht Spaß.

"Und was jetzt?", will ich wissen, als alles blitzblank geleckt ist.

"Hn .. Das war es erstmal. Ruh dich doch ein bisschen aus. Wird bestimmt ein langer Abend heute." Äh ... Was'n nu los? Ausruhen?!

"Ist alles in Ordnung mit dir?", will ich wissen.

"Ja. Warum fragst du?"

"Ich soll mich ausruhen? An meinem Geburtstag."

"Warum denn nicht?"

"Sonst muss ich doch immer helfen." Das müssen wir alle. Jeder packt mit an. Selbst das Geburtstagskind.

"Es gibt eben nichts mehr zu tun. Das Essen brauche ich nachher nur in den Ofen zu schieben und die Torte mache ich doch immer selbst."

"Na dann ..." sage ich achselzuckend. "Ruf mich, wenn was ist."

"Mach ich Schatz." Sehr, sehr merkwürdig.

Immer noch verwirrt über meine Mutter, trabe ich aus der Küche. Dabei komme ich jedoch nicht umhin, mir die Zeitschrift genauer anzuschauen, in der Nicole geblättert hat. Natürlich ein Keith Kandyce Fanzine. Das Cover ziert ein singender Keith, der breitbeinig und voller Power auf der Bühne steht, und mit zusammengekniffenen Augen in das Micro schreit, das er über seinem Kopf erhoben hält. Und ich wie feststellen muss, ist seine Hose ganz schön eng ... Ich überlege nicht lange und schnappe mir die Zeitschrift. Nicole wird sie nicht vermissen. Die hat Unmengen davon. Außerdem hat mich die Titelstory ziemlich neugierig auf dieses kleine Schriftstück gemacht: Wie gut kennst du dein Idol?! Das möchte ich doch auch gern mal wissen.

Mit der zusammengerollten Zeitschrift in der Hand, schleiche ich in mein Zimmer. Unentdeckt von meiner Schwester komme ich dort an und haue mich aufs Bett, doch bevor ich anfange es zu lesen, nehme ich mein Handy zur Hand und suche das erste Geburtstagsgeschenk raus, das ich heute morgen bekommen habe. Meilo hat es mir zugeschickt. Um Punkt zwölf Uhr heute Nacht.

Er überraschte mich mit einer Mp3-Datei der besonderen Art. Einem Geburtstagsständchen. Einem sehr, sehr privaten obendrein, das niemand anderer zu hören bekommt. Ein Song nur für mich, und ich muss sagen, dass ich mich wirklich sehr darüber freue. Mehr noch: Ich liebe den Song, und ich summe schon den ganzen Tag die Melodie vor mich hin, so auch jetzt.

Ich drücke auf Play, lege das Handy neben mir auf die Matratze und zücke das von meiner Schwester gemopste Heft. Dann wollen wir doch mal sehen, was ich über mein Schätzchen alles weiß, das heißt, falls überhaupt all das stimmt, was die über ihn schreiben, denn wie ich weiß, haben sie Keith Kandyce einen Extralebenslauf verpasst. Sein Geburtsdatum zum Beispiel. Der Tag und der Monat stimmt zwar, doch das Jahr nicht. Keith ist vier Jahre jünger als Meilo. Macht sich wohl besser bei den kleinen Teenagern.

Ich blättere zum besagten Test und ziehe mir einen Notizblock nebst Stift heran. Die ersten Fragen sind noch leicht. Geburtsort, wie schon gedacht das Geburtsdatum und selbst das Datum seiner ersten Single kenne ich, doch dann hört es mit meinem Wissen auch schon auf. Alle weiteren Fragen drehen sich um seine Musik, um Auftritte und sonstigen Scheiß. Davon habe ich natürlich null Ahnung, aber ich versuche mir das alles zu merken, schließlich bin ich Meilos 'Berater'. Also lege ich den Stift hin und blättere zu den Antworten, die ganz hinten im Heft stehen, aber schon bald interessiert mich das auch nicht mehr sonderlich. Ich überfliege das Heft, finde nichts interessantes, bis auf ein, zwei Bilder, die sogar mir gefallen, doch danach fliegt die Zeitschrift Richtung Fußende meines Bettes. Das macht keinen Spaß!

Gelangweilt wippe ich mit dem Fuß auf und ab. Das ist echt eine Weltpremiere. Ich langweile mich an meinem Geburtstag! Ich schiele zur Uhrenanzeige meiner Anlage. Bis meine Freunde kommen, dauert es noch gut drei Stunden. Wie lahm! Ob ich rüber zu Ed und Ingo gehen soll? Doch wozu? Die erscheinen nachher ja ebenfalls. Meilo anrufen? Besser nicht. Er sagte heute Morgen, nachdem er mir zum Geburtstag gratuliert hatte, dass er viel zu tun hat heute. Mein armer Schatz! Ich wünschte mir wirklich, er könnte jetzt bei mir sein. Dann könnte er jetzt neben mir liegen und sich entspannen, und ich hätte was zu tun, nämlich Meilo betrachten, und nicht Keith Kandyce in 2D.

Nach einer weiteren viertel Stunde des Langweilens, stehe ich auf und laufe zu meinem Schrank. Ich kann mir ja schon mal was zum Anziehen heraussuchen. Meine Wahl fällt auf meine Lieblingsjeans und einen langen Pullover, der mir bis über die Handballen reicht. Auch wenn meine Mutter meckert, den muss ich unbedingt anziehen. Ich will auf keinen Fall, dass jemand mein linkes Handgelenk sieht. Nicht, bevor Meilo es gesehen hat. Besonders Nicole darf es nicht zu Gesicht bekommen. Sie würde mich sofort mit Fragen durchlöchern, wie zum Beispiel, was das zu bedeutet hat, und dann komme ich in Erklärungsnot. Und das wollen wir doch nicht.

Ich lege den Stapel Kleidung auf das Bettende und verlasse mein Zimmer wieder. "Mama? Brauchst du noch Hilfe, oder kann ich schon mal duschen gehen?"

"Geh ruhig", antwortet sie mir und schiebt die Kuchenboden in den Ofen. "Ich bin hier so gut wie fertig."

"Okay." Wenn sie das sagt.

Dann gehe ich mich nun für die Feier fertig machen. Obwohl ich finde, dass sie sich immer noch sehr merkwürdig verhält. Muss am Alter liegen.
 

***
 

Klaus-Peter, Clem (Kilian wollte ihn nicht begleiten, wohl aus Angst vor meinen Eltern), Jean, Ed, Ingo, meine Tante mütterlicherseits mit Kind und Kegel, der Bruder meines Großvaters von väterlicher Seite her, meine über alles geliebte Oma, selbstverständlich meine Eltern und meine Schwester, sowie noch ein Paar von meinen anderen Freunden, haben sich inzwischen bei uns eingefunden. Wir hocken alle im Wohnzimmer, wo wir die Couch und den Tisch an die Wand geschoben haben, damit in der Mitte genügend Platz für den großen, ausziehbaren Esstisch ist, der sonst immer in der Küche steht.

Es ist laut und es wird viel geredet. Mein Vater ist auch schon da und meine Mutter tischt uns gerade die Torte auf. Ein Raunen geht durch die Reihen. Ein ganzer Haufen Kerzen brennt darauf, und ich bekomme leichte Panik, dass wir damit gleich die ganze Bude abfackeln werden. "Wie viele Kerzen sind das?", möchte ich empört wissen. "So alt bin ich doch noch gar nicht!" Ich will sie gar nicht zählen.

"Die Anzahl stimmt haargenau", lacht meine Mutter. "Ich musste sogar zwei Pack kaufen."

"Oh Gott!", stöhne ich.

Ingo lacht auf. "Du weißt erst, dass du alt bist, wenn deine Mutter zwei Pack Kerzen für deine Geburtstagstorte kaufen muss", ärgert er mich.

"Danke auch! Das merke ich mir für deinen Geburtstag. Wie alt wirst du nochmal? Vierzig? Wenn das mal nicht nach drei Packungen Kerzen schreit."

"Ey!" He he. Hat er davon!

"Hört auf euch zu zanken", geht Mama dazwischen und weist mich an, endlich die Kerzen auszupusten.

"Die Menge an Kerzen packt er nicht. So viel Luft passt in keine Menschliche Lunge." Na warte Ingo!

Entschlossen hole ich tief Luft und ... Puste das gesamte Bataillon Kerzen aus. "HA!", rufe ich. "Geschafft!" Meine Oma, die neben mir sitzt, lacht, umarmt mich und verpasst mir einen ihrer feuchten Wangenküsse.

"Dann wünsch dir schnell was", kichert Clem. "Ich glaube, ich weiß auch schon, was du dir wünschst."

"Ist auch nicht schwer zu erraten, oder?" Alles was ich mir wünsche ist Meilo. Schade, dass er nicht hier sein kann.

"Wer möchte ein Stück?" Meine Mutter schwingt das Kuchenmesser. Jeder bekommt ein Stück, auch ich, doch Hunger habe ich plötzlich keinen mehr. Ich sitze hier umringt von meinen Freunden und meiner Familie, aber freuen kann ich mich nicht groß darüber. Eigentlich dachte ich, es würde mir nicht allzu viel ausmachen, dass Meilo nicht herkommt. Und ich verstehe es ja auch, doch auf einmal macht es mich verdammt traurig. Meilo ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, und er kann nicht bei mir sein. 'Nächstes Jahr wird alles anders', sage ich mir selbst, was tatsächlich meine Laune etwas steigert.

"Der Kuchen ist richtig lecker", lobe ich meine Mutter, die daraufhin strahlt wie ein glasiertes Honigkuchenpferd. Als ob sie nicht wüsste, dass der Kuchen gut schmeckt. Das ist schließlich mein Lieblingskuchen.
 

So geht das Geburtstagsbrimborium weiter. Jeder unterhält sich gut, es wird viel gegessen und über das ein und andere Geschenk gelacht, dass mir gemacht wurde. Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich meinen Freunden was schlimmes angetan habe, dass ich das verdient habe. Kamasutra der Frösche? Hallo?! "Das konnte ja nur von dir kommen", grunzte ich Ingo an, der sich den Bauch vor lachen halten musste, als ich das Geschenkpapier von diesem mehr als erlesenen Stück Literatur weggerissen hatte.

"Möchte denn noch jemand Kaffee?", fragt meine Mutter in die Runde und wedelt mit der Kanne. Einige nicken, weshalb sie sich auf den Weg in die Küche macht. Just in dieser Sekunde klingelt es an der Haustür. "Niclas? Machst du mal auf?"

"Mach ich!" Wer kann das sein? Es sind doch alle hier. Vielleicht kommt Kilian ja doch. Soll mich das jetzt freuen?

Mit gemischten Gefühlen steuere ich die Wohnungstür an und drücke auf den Knopf. "Ja?" Keine Antwort. "Hallo? Ist da jemand?" Immer noch nichts. Wird nur ein Klingelstreich gewesen sein. "Arsch!", zische ich und schüttle den Kopf. Ich drehe mich um, um wieder zu meinen Gästen zu kommen, da klingelt es aber schon wieder. "Ja? … Hallo!" Wieder nichts. "Langsam reicht es aber!" Ich widerstehe dem Drang, jetzt nach unten zu stürmen. Ich habe was besseres vor. Mal abwarten, ob die Klingel ein weiteres Mal geht.

Ich öffne leise die Wohnungstür und schaue hinab zur Haustür. Da steht doch wirklich jemand davor! Ich kann nur den Schatten erkennen, aber das genügt. Auf Zehenspitzen schleiche ich die Treppe runter, höre es ein drittes Mal klingeln und lache mir eins ins Fäustchen. Gleich habe ich dich, mein Freund! Und dann kannst du was erleben! Mich einfach verarschen. An meinem Geburtstag!

Meine Hand legt sich um die Türklinke, doch ich warte noch. Komm schon. Klingle nochmal! Yes! "Hab ich dich!", rufe ich und reiße die Tür auf. Allerdings glotze ich gleich darauf ziemlich dumm aus der Wäsche. Vor meinem Gesicht taucht ein Blumenstrauß auf, sodass ich den Klingelterroristen nicht erkennen kann. Alles was ich sehe, sind rote Rosen. Was soll denn das?!

Verdattert starre ich vor mich und versuche mir einen Reim daraus zu machen. Ein leises Lachen ertönt jenseits des Straußes. "Hat es dir die Sprache verschlagen?" Ich blinzle und bin froh, dass ich mich momentan an der Tür festhalte.

"Das trifft es noch nicht mal annähernd", gebe ich flüsternd zu Antwort. Der Strauß ruckt nach unten und zum Vorschein kommt "Meilo!"

"Überraschung!", lacht er und breitet die Arme aus. Ich rausche ihm in die Arme und kann es gar nicht richtig glauben. Er ist hier! "Alles, alles liebe zu deinem Geburtstag, Sweety", säuselt er an meinem Ohr und drückt mir danach einen Kuss drauf.

"Du bist hier", wiederhole ich meine Gedanken laut. Da soll nochmal jemand behaupten, wünsche beim Kerzen ausblasen würde nicht in Erfüllung gehen!

"Natürlich bin ich hier. Ich lasse dich doch an deinem Geburtstag nicht alleine."

Ich lasse ihn los und ziehe ihn mit mir in den Hausflur, damit ich die Tür wieder schließen kann. "Aber wie kannst du denn hier sein?", will ich wissen. "Du hast doch gesagt, dass du arbeiten musst.

"Kleine Notlüge", grinst er. "Ich wollte dich überraschen."

"Das ist dir gelungen", lache ich und nehme den Strauß entgegen. "Ist der für mich?"

"Nein, für deine Mutter." Och. "Klar ist der für dich!"

"Mir hat noch keiner rote Rosen geschenkt", überlege ich laut.

"Dann wird es ja mal Zeit. Und weißt du, für was es noch Zeit wird?"

"Für was?"

"Für das", wispert mein Meilo-Schatz, umfasst mein Gesicht und küsst mich. Ich bin im siebten Himmel! Am liebsten würde ich den Strauß in die nächste Ecke werfen, Meilo schnappen, in mein Zimmer zerren und abschließen. Dass das nicht geht, weiß ich zwar, aber der Gedanke daran ist einfach zu verlockend.

"Lass uns ... wegfahren", keuche ich gegen seine Lippen.

"Wegfahren?"

"Ja ... Weit weg."

"Jetzt?" Ich nicke. "Und deine Gäste?"

"Mir egal. Ich will mit dir alleine sein."

Meilo lacht auf, schüttelt aber leider den Kopf. "Aber ich will endlich mal deine Freunde kennenlernen. Keine Widerrede!" Och Menno!

"Von mir aus. Aber danach ..."

"Danach bekommst du dein Geschenk von mir."

"Geschenk?" Wie verlockend. "Was ist es?"

"Wird noch nicht verraten", sagt er und bringt mich dazu, ihn schmollend anzuschauen. "Das wirkt nicht."

"Mist!" Aber ich habe da ja noch was in der Hinterhand ... "Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn ich dir sage, dass ich auch eine Überraschung für dich habe."

"So?"

"Ja." Ich bekomme meine Mundwinkel gar nicht mehr runter, als ich einen Schritt zurück trete und meinen linken Ärmel hochziehe. "Das habe ich mir machen lassen", sage ich bloß und zeige Meilo das Tattoo, das mein Handgelenk ziert. Die selbe Stelle, an der Meilo es hat, nur auf der linken, anstatt wie bei ihm, auf der rechten Seite.

Meilos Augen werden so groß wie Untertassen. "Wie hast du das denn hinbekommen? Das sieht ja genau so aus wie meins!"

"Berufsgeheimnis", lache ich.

"Nun sag schon!", drängelt er mich und vergleicht unsere beiden Tattoos. "Das ist nahezu identisch!"

"Außer, dass ich ein M habe." Wäre ja auch idiotisch, mit dem Anfangsbuchstaben meines Namens herumzurennen.

"Verrate es mir. Bitte." Och, na schön! Ich kann Meilos flehenden Blick einfach nicht lange widerstehen.

"Ich habe heimlich ein Foto von deinem Tattoo gemacht, als du geschlafen hast. Und im Tattoostudio konnten sie es nachzeichnen und mir ann stechen."

Meilo grinst schelmisch. "Du ausgekochtes Schlitzohr."

"Also gefällt es dir?"

"Gefallen?", fragt er mich und zieht die Augenbrauen hoch. "Ich liebe es! Ich fürchte nur, dass mein Geschenk für dich dagegen total abstinkt."

"Glaube ich nicht. Denn solange du es mir persönlich überreichst, kann es gar nicht abstinken." Ich umarme ihn, den Strauß immer noch in der Hand, und küsse diesmal ihn.

"Danke Nic. Du weißt gar nicht, wie viel mir es mir bedeutet, dass du dir das hast stechen lassen", flüstert er.

"Doch, das kann ich", antworte ich. "Es wurde mir zwar erst später bewusst, aber ich weiß was das bedeutet." Meilos grüne Augen leuchten richtig. Ein besseres Ergebnis nach meiner Tattooenthüllung hätte ich mir gar nicht wünschen können. "Ich liebe dich Meilo, und ich will für immer mit dir zusammen sein."

"Das will ich auch", antwortet er mir, ehe wir erneut in einem innigen Kuss versinken. Was für ein Tag! 'Happy Birthday tooo meee …'
 

"Wollen wir hinaufgehen?" Meilo nickt, hält dann jedoch inne und runzelt die Stirn. "Was ist?"

"Warum hast du dir es eigentlich an der linken Hand stechen lassen?" Er hat es also gemerkt.

"Willst du das wirklich wissen?"

"Ja."

"Deswegen", grinse ich und nehme Meilos rechte Hand in meine. "Das ist ein Pärchentattoo, und Pärchentattoos gehören doch zusammen, nicht?"

Mein Schatz lacht leise und haucht mir einen Kuss auf. "Du kommst auf Ideen."

"Auf die komme ich nur, weil du mich dazu inspirierst."

"Solange nur ich dich inspiriere, ist alles in Ordnung." Das finde ich auch.

Händchenhaltend steigen wir die Stufen hinauf. Es wird wirklich Zeit, Meilo meinen Freunden ganz offiziell vorzustellen. Ganz zu schweigen von meiner Tante, die leicht Homophob angehaucht ist, es aber niemals zugeben würde. Trotzdem mag ich sie irgendwie und sie hat noch niemals ein schlechtes Wort gegen mich gesagt. Bei mir macht sie wohl eine 'homophobe Ausnahme'.

Wie ich mich freue! Endlich lernen sie Meilo kennen! Meine Freunde, meine Verwandten, Nicole ...
 

"Nicole!" Ich bleibe wie vom Donner gerührt stehen.

"Ist was?" Meilo guckt verwundert.

"Nicole ist da drinnen!", japse ich.

"Und?"

"Und?! Was heißt hier und?!" Mein Herzschlag verdreifacht sich vor Panik.

"Beruhige dich Nic. Wir hatten doch miteinander besprochen, dass wir es ihr sagen, wenn ich mal wieder bei dir bin."

"Aber nicht heute!", fiepse ich aufgebracht. "Nicht an meinem Geburtstag!"

"Und wann sonst? Wenn wir alt und grau sind, und auf dem Sterbebett liegen?"

"Ja! Ja, das ist 'ne gute Idee!" Kann es sein, dass ich grade ziemlich am Rad drehe?

"Nic. Jetzt mach dich nicht lächerlich. Wir sagen es ihr. Gemeinsam." Ich schüttle hektisch den Kopf. Ich will das nicht! Nicht jetzt, nicht heute! "Ich bin doch bei dir. Es wird nichts passieren."

"Das sagst du, weil du sie nicht kennst."

"Vielleicht nicht, aber ich kenne meine Fans." Er zwinkert mir zu. Ich glaube, ich sehe nicht richtig!

Unbarmherzig zerrt mich Meilo die letzten beiden Stufen hoch und schlüpft durch die halb offenstehende Wohnungstür. Mein Herz bollert immer noch wie bescheuert. Lachen und laute Stimmen von meinen Gästen hallen durch den Flur. Als wir an meinem Zimmer vorbeilaufen, bleibe ich stehen. "Ich kann das jetzt nicht", sage ich leise. "Geh bitte in mein Zimmer und ..."

"Mama! Ich habe nur eine Dose Kaffeesahne gefunden!" Oh Scheiße! Nicole kommt aus der Küche geschossen und steht keine zwei Meter von uns entfernt. Natürlich bemerkt sie uns. "Hallo", begrüßt sie Meilo, stutzt dann allerdings. Ihre Augen mustern Meilo. Erst verwundert, dann leicht verschreckt.

Mir rutscht das Blut in die Beine und mir wird ganz schwindelig. Sie erkennt ihn! "Du musst Nicole sein, richtig?", fragt Meilo sie. "Ich bin Meilo. Nics Partner. Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen." Ich will hier weg!

"Meilo?", krächzt sie und lacht dann gezwungen. "Und ich dachte eben, du wärst ..." Sie bricht ab. Mir wäre gerade auch nach brechen. "Du siehst ihm so ähnlich ... Und deine Stimme ... Das ..." Sie schüttelt den Kopf. "Verrückt!" Treffender hätte ich es nicht ausdrücken können.

Ich spüre, wie Meilos Hand mich fest drückt. Ich schaue ihn an. Sein Blick sagt alles, nämlich, dass ich es ihr sagen soll, aber ich kann nicht. Meine Kehle fühlt sich an, als habe jemand Beton rein gekippt. Als ich dann noch mit Schrecken feststelle, dass Nicole auf uns zukommt, erstarre ich gänzlich zur Betonsäule. "Nic hat mir schon viel von dir erzählt."

"Hat er das?", fragt ihn meine Schwester skeptisch.

"Oh ja!", lacht Meilo und sieht mich wieder an. Seine Augen versuchen Zuversicht auszudrücken, doch ich komme gar nicht dazu, mich von ihnen dazu überreden zu lassen, denn plötzlich poltert was auf den Fußboden. Die Kaffeesahne, die Nicole eben noch in der Hand gehalten hat, ist ihr aus den Händen gerutscht.

"Du ... Du bist ...", stottert sie. "Dein Lachen ... Das ... Du ... Oh Gott!" Ihr Gesicht wechselt von knallrot zu kreideweiß. Ich denke noch, das kann nicht gesund sein, da verdrehen sich auch schon ihre Augen.

Meilo reagiert zum Glück geistesgegenwärtig und prescht nach vorn um sie aufzufangen. "Mann!", keucht er und hebt sie auf seine Arme. "Dass sie mich auf Anhieb erkennt, hätte ich echt nicht für möglich gehalten."

"Was glaubst du denn?", frage ich ihn leicht hysterrisch. Endlich ist der Beton in meinem Hals zerbröselt. "Sie ist dein größter Fan unter der Sonne! Ich habe doch gesagt, das geht schief!" Meilo verdreht die Augen und stapft mit Nicole auf den Armen an mir vorbei. Zielsicher steuert er ihr Zimmer an und legt sie dort aufs Bett. "Ich sage schnell Mama Bescheid."

"Ist gut. Ich bleibe bei ihr." Ob das eine so gute Idee ist?

"Mama? Kommst du mal?" Ich führe sie zu Nicoles Zimmer und erkläre ihr alles.

"Sie ist ohnmächtig geworden?"

"Ich fürchte ja." Sie ist schneller an ihrem Bett, als ich gucken kann.

"Mein armes Kind", flüstert sie und streichelt ihr durchs Haar. "Sie muss einen ganz schönen Schrecken bekommen haben. .. Hättet ihr es nicht schonender beibringen können?", zischt sie uns an und guckt böse.

"Wir haben gar nichts gesagt!", verteidige ich uns. "Sie hat Meilo ganz von alleine erkannt."

"Oh je." Meine Mutter seufzt und streichelt über Nicoles Wage. "Nicole? Schätzchen? Aufwachen."

Angespannt lehne ich gegen den Türrahmen und beobachte alles aus sicherer Entfernung. Meilo hockt immer noch neben ihr, während sie langsam wieder zu Bewusstsein kommt. "Mama?"

"Wieder wach?" Meine Mutter lächelt sie liebevoll an.

"Ich hab geträumt, dass Keith hier ist", flüstert Nicole mit dünner Stimme.

"Das hast du nicht geträumt", klärt sie Mama auf. "Er ist hier." Sie deutet auf Meilo. Nicoles Augen fliegen zu ihm und werden erneut riesig. Wenn sie wieder ohnmächtig wird, ist das dieses Mal aber Mamas Schuld.

"Aber ... ab...aber ... Seit wann ...? Wieso ...?" Sie verstummt, sieht dann zu mir, dann wieder zu Meilo. "Du und mein Bruder?!" Nicoles Augen werden feucht. Oh Shit! Das habe ich kommen sehen. Erst heult sie, dann geht sie wütend auf mich los.

Ich räuspere mich und laufe auf die drei zu. Dabei sehe ich meine Schwester an und hoffe, dass sie nicht allzu wütend auf mich wird. "Ich wollte es dir schon viel eher sagen, aber ich konnte nicht." Höre ich mich weinerlich an? Vielleicht ein bisschen. Nicoles Geheul steckt an!

Ausdruckslos schwirrt ihr Blick zu mir. Was jetzt? Sie schluckt hart, dann geht ein Ruck durch ihren Körper. "DU ARSCH!", schreit sie, greift sich ein Kissen und wirft es in meine Richtung. Ich ducke mich, und es erwischt bloß den Schreibtisch hinter mir.

"Nicole!" Mama versucht sie zu beruhigen, aber sie hört nicht und wütet weiter. "Geh lieber raus", meint sie zu mir. "Los!" Ich gehorche. Notgedrungen.

Vor dem Zimmer lehne ich mich gegen die Wand mit Blickrichtung auf Nicoles Zimmertür. Sie heult. Ohne Scheiß. Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass sie ausflippt, aber so ganz wollte ich meiner Vermutung nicht trauen. Jedenfalls nicht, dass sie so abgeht.

Ich mache mir Sorgen um Meilo, der noch immer da drin ist. Sie wird ihm doch nichts tun? Bestimmt nicht. Und meine Mutter ist ja auch noch da. "Shit!", zische ich und atme tief durch. Ich habe soeben einen Teenagertraum zum Zerplatzen gebracht.
 

Nach und nach wird es ruhiger in Nicoles Zimmer, bis die Tür aufgeht, und meine Mutter hinaustritt. "Und?" Sie zuckt mit den Schultern und schließt die Tür wieder hinter sich. "Wo ist Meilo?"

"Er redet mit ihr."

"Was?!" Nicht ihr Ernst?!

"Vertraue ihm. Er wird ihr alles erklären und wenn Nicole auf einen hört, dann doch wohl auf ihr Teenieidol."

"Toll", brumme ich und verschränke die Arme vor der Brust.

"Jetzt schmoll nicht und komm wieder mit rein ins Wohnzimmer."

"Ich warte hier auf Meilo", beschließe ich. "Vielleicht braucht er mich."

Mama seufzt und tätschelt mir den Arm. "Meilo schafft das schon." Sie verzieht sich zurück ins Wohnzimmer. Hoffentlich schafft er es, Nicole zu besänftigen. Eigentlich wäre das meine Aufgabe, aber sie will mich jetzt bestimmt nicht sehen. Wegen ihrer Teenagerhormone ist sie total empfindlich.

Nach einer Weile jedoch, packt mich die Neugier. Was bereden die beiden da drinnen? Ich schleiche mich zur Tür und drücke mein Ohr daran. Bis auf undeutliche Laute verstehe ich aber nichts. Die meisten Laute sind dunkel und gehören eindeutig Meilo. Er redet wohl auf sie ein. Ich hasse mich dafür, aber ich gehe in die Hocke und linse durch das Schlüsselloch. Viel erkenne ich nicht. Nur die hintere seitliche Kopfansicht Nicoles. Sie nickt manchmal. Das ist gut, oder?

Weil mir dieser Lauschangriff nicht viel bringt, schlurfe ich wieder zu meinen Platz an der Wand. Dann warte ich eben weiter. Dabei geht es mir allerdings schon etwas besser, als noch vor einigen Minuten. Meine Mutter hat Recht. Wenn es jemand schafft, ihr alles zu erklären und ihr klar zu machen, dass Keith nur ein Kunstprodukt ist, und ganz anders als Meilo ist, dann er. Sie wird es hoffentlich verstehen, und begreifen, dass Meilo eben Meilo ist. Mein Meilo. Mein unglaublich liebevoller, lustiger und wunderbarer Meilo.

Als die Tür dann endlich ein weiteres Mal aufschwingt, stehe ich kerzengerade davor und warte aufgeregt ab. Meilo tritt heraus. Ohne Nicole. "Wie geht es ihr?", möchte ich von ihm wissen und laufe auf ihn zu.

"Sie ist arg ... geschockt."

"Scheiße."

"Und sauer."

"Auf mich?"

"Auf wen sonst?"

"Scheiße!"

"Du solltest dich bei ihr entschuldigen." Oh no! "Sie hat sich beruhigt, keine Sorge, aber ich rate dir, ihr nochmal selbst zu erklären, warum du es ihr nicht schon eher gesagt hast."

"Du hast recht", gebe ich zu, wenngleich nicht gern. "Ich stelle dich erstmal den anderen vor, dann gehe ich zu ihr."

Ich nehme seine Hand, aber er tritt einen Schritt zurück. "Geh gleich zu ihr", sagt er. "Ich stelle mich alleine vor."

"Aber ..."

"Nichts aber." Meilo lächelt frech, tupft mir einen Kuss auf die Lippen und verschwindet ohne einen weiteren Kommentar im Wohnzimmer.

"Danke auch", grummle ich. Ich wollte ihn doch allen vorstellen und mit ihm angeben. Heute klappt aber auch gar nichts! Na gut, fast nichts. Wollen wir mal hoffen, dass das Gespräch mit Nicole jetzt klappt.
 

Bevor ich eintrete, klopfe ich an. Da ich keinen Mucks höre, betrete ich ihr Zimmer einfach. "Hey", grüße ich sie leise und versuche zu lächeln. "Darf ich?" Nicole nickt schwach.

Sie sitzt auf ihrem Bett, die Beine hochgelegt, und guckt mir traurig-grimmig an. Da muss ich jetzt durch. "Hast du dich gut mit Meilo unterhalten?" Dumme Frage, aber wie soll ich sonst anfangen?

"Habe ich", flüstert sie. "Er ist wirklich Keith, nicht? Ich bilde mir das alles nicht ein."

"Ich fürchte nein. Meilo ist dein Lieblingssänger." Vor ihrem Bett bleibe ich stehen. Mich zu ihr zu setzten traue ich mich nicht. Hinterher kommt wieder ein Kissen geflogen. "Ich konnte es dir vorher nicht sagen, obwohl ich es probiert habe."

Sie lächelt schmal. "Ich hätte dir sowieso nicht geglaubt."

"Hätte mir das jemand vorher gesagt, hätte ich es auch nicht geglaubt", gebe ich zu.

"Wie hast du es herausgefunden?", fragt sie mich.

"Hat er dir das nicht erzählt?"

"Nein. Er meinte, das sagst du mir lieber selbst." Schön. Wenn sie es wissen möchte, dann erzähle ich ihr von dem Konzert.

"Es ist mir beim Konzert aufgefallen. Wie bei dir, habe ich ihn an der Stimme erkannt. Ich dachte, mich trifft der Schlag."

"Dich hat er bestimmt nicht so fest getroffen, wie mich vorhin."

"Da könntest du recht haben", schmunzle ich. "Ich wollte nicht, dass du es so erfährst. Wir wollten es dir gemeinsam sagen, aber du hast ihn von selbst erkannt." Nicole kaut nervös auf ihrer Unterlippe herum. "Verzeihst du mir, dass ich es dir bis jetzt nicht gebeichtet habe?"

Sie sieht mich lange an. Dabei fällt mir auf, wie ähnlich sie doch unserer Mutter inzwischen sieht. Nicole wird langsam erwachsen. "Ich weiß nicht, was ich davon halten soll Niclas", sagt sie schließlich. "In meinem Kopf schwirrt alles wild durcheinander."

"Das kenne ich." Das Gefühl hatte ich auch oft. "Aber das lässt nach", verspreche ich ihr.

Sie seufzt laut und schwingt die Beine aus dem Bett. Ich widerstehe dem Drang zu Flüchten. "Eins weiß ich aber genau", meint sie, steht auf und stellt sich vor mich. "Ich habe wegen ist Keith hier. ... Ähm Meilo!" Nicole runzelt die Stirn. "Das muss ich erst auf die Reihe bekommen."

"Das kenne ich ebenfalls", lache ich und tue dann etwas ganz untypisches für mich. Ich umarme meine kleine Schwester, die sich noch nicht mal dagegen wehrt. Zwei Weltpremieren auf einmal. "Kannst du mir eins versprechen?", frage ich sie.

"Was?"

"Niemand darf wissen, dass Meilo Keith ist."

"Glaubst du, ich bin blöd!", knurrt sie mich an und flutscht aus meinen Armen. "Ich will ja nicht, dass Kei... Meilo sauer auf mich ist." Uff! Glück gehabt. "Es wird aber schwer. Ich meine, ich kenne Keith Kandyce, und ich darf es niemanden sagen. Irgendwie gemein."

"Dafür bekommst du aber weiterhin so tolle Sachen wie die Pappaufsteller", gluckse ich und zeige auf einen der Pappkameraden direkt neben uns.

"Und Freikarten. Ich habe Meilo schon gefragt." Nicole strahlt mich an. Sowas. Die hat sich ja schnell von dem Schock erholt. "Apropos Meilo. Wo ist er überhaupt?"

"Im Wohnzimmer", antworte ich. Kaum ausgesprochen, rast sie schon von dannen. "Das kann ja was werden", seufze ich und zockle ihr nach. Sie klebt jetzt bestimmt die ganze Zeit an ihm. "Das kann ja heiter werden."
 

***
 

"Oh Mann!" Erleichtert schließe ich die Tür meines Zimmers hinter uns. "Das war ja nicht zum Aushalten!"

"So schlimm waren deine Freunde doch gar nicht", kichert Meilo, der sich von hinten an mich schmiegt. "Wir haben uns doch alle ganz gut miteinander verstanden, und deine Familie ist auch voll nett. Besonders deine Oma. Sie ist einsame Spitze!"

"Wenn du bei meiner netten Familie Nicole ausklammerst, dann könntest du recht behalten. Und meine Freunde sind alle nett." Mehr oder weniger.

"Stimmt. Selbst Clem, was mich ehrlich überrascht hat. Außerdem fand ich, dass deine Schwester sich recht lieb verhalten hat."

"Lieb?!" Nicht sein Ernst?! "Sie hat dich den ganzen Nachmittag über belagert!" Nicole war gar nicht mehr von Meilo wegzubekommen. Bei allem Verständnis, es hätte noch gefehlt, dass sie ihm mit auf die Toilette gefolgt wäre!

"Eifersüchtig?" Meilo gluckst leise.

"Niemals! Nur genervt." Ich drehe mich um und ziehe meinen Schatz dichter an mich.

"Das sah aber fast danach aus. So fest, wie du die ganze Zeit über meine Hand umklammert hast."

"Das musste ich tun! Einer muss ihr doch zeigen, dass du zu mir gehörst."

"Du kleiner, süßer Spinner." Was?! "Als ob ich mit deiner Schwester durchbrennen würde."

"Du vielleicht nicht, aber ihr traue ich nicht." Meilo lacht erneut und fährt mir mit einer Hand durchs Haar. "Ich sehe dich so selten. Da möchte ich dich nicht noch teilen müssen."

"Du musst mich nicht teilen. Ich bin doch bei dir", wispert er, ehe er meinen Mund verschließt. Und wie er das ist.

Leise seufzend bewege ich meinen Körper gegen seinen und versuche ihn Richtung Bett zu schubsen. Das klappt nur leider nicht so ganz, wie ich mir das vorstelle. "Was ist?", frage ich ihn atemlos. "Keinen Sex?"

"Noch nicht", schnurrt er. "Erst bekommst du deine Überraschung."

"Ich dachte, Sex gehört zu meiner Überraschung."

"Hältst du mich für so einfallslos?"

"Nein ... Aber die Überraschung würde mir sehr gefallen", grinse ich. Meilo hebt nur eine Augenbraue und rutscht aus meiner Umklammerung. "Was ist es denn nun für eine Überraschung?" Langsam werde ich wirklich neugierig.

Meilo antwortet mir allerdings nicht, grinst bloß, und läuft zu meinem Kleiderschrank. "Was tust du da?" Verwirrt beobachte ich ihn dabei, wie er Kleidung heraussucht und sie auf meinem Schreibtisch ablegt. Pullover, Hosen, Shirts, Unterwäsche, Socken. "Meilo?" Immer noch keine Antwort. Stoisch macht er weiter damit, den Inhalt meines Schrankes zu durchforsten, bis er den Schrank wieder schließt und sich streckt, um an die Sporttasche zu kommen, die obendrauf liegt. "Du packst für mich?" Mir fällt alles aus dem Gesicht.

"Ja", antwortet er und räumt alles rausgelegte in die Sporttasche. "Wir machen einen Ausflug."

"Wohin?" Die Frage kommt wie aus der Pistole geschossen.

"Lass dich überraschen." Wie fies ist das denn?!

"Und wann fahren wir? Morgen?"

"Nein. Heute Abend noch." Heute Abend? Dann kann es unmöglich nach Bayern gehen. Das war nämlich meine erste Vermutung. Zurück zu Henning und Heiko, aber das ist eher unwahrscheinlich.

"Jetzt bin ich aber gespannt." Aber echt jetzt! "Verrätst du mir wenigstens, wie lange wir weg sein werden?"

"Bis morgen Mittag. Am Samstag muss ich wieder weg. Länger habe ich nicht frei bekommen." Ich rechne kurz nach. Heute ist Donnerstag, was heißt, ich habe zwei Nächte und mindestens noch einen ganzen Tag mit meinem Schatz! Jey!

"Wie hast du das angestellt?", möchte ich wissen und stelle mich neben ihn, um ihm zur Hand zu gehen.

"Ich habe gesagt, es sei was Familiäres", schmunzelt Meilo.

"Du kleiner Lügner."

"Schlimm?"

"Ganz und gar nicht!" Ich schnappe mir Meilos Oberteil und ziehe dran. "Was wäre das Leben ohne Notlügen?" Ohne sie würden wir uns noch weniger sehen. Das mag ich mir gar nicht vorstellen.

"Nicht mal halb so schön", beantwortet er meine Frage und schmust mit der Hand über meinen Handrücken. "Ich denke, wir können losfahren. Was meinst du?"

"Je eher, desto besser." Ich freue mich schon riesig auf die Überraschung. Was es wohl ist?
 

Wir fahren mit Meilos Flitzer. Ruhig rauschen wir dahin. Wohin, das weiß nur er. Nach einiger Zeit höre ich auf, auf die Ortsschilder zu achten. Das wird mir zu blöd. Lieber lehne ich mich an Meilo, so wie er es sonst immer gemacht hat, wenn ich gefahren bin, und lausche der leisen Musik im Radio. Wir müssen beide schmunzeln, wenn einer seiner Songs gespielt wird, was sogar ziemlich oft geschieht. "In einem Jahr bin ich vergessen", meint Meilo, als erneut einer seiner Songs losdudelt.

"Glaube ich nicht. Deine Fans werden dich nicht vergessen." Besonders Nicole nicht.

"Sei dir da mal nicht so sicher. Die vergessen mich schneller als du denkst. Mein Nachfolger steht schon bereit und wartet nur darauf, dass ich endlich von der Bildfläche verschwinde."

"Wirklich? Die haben schon einen Ersatz für dich?"

"Nicht nur ich bin bei meiner Plattenfirma unter Vertrag. Wenn ich weg bin, pushen sie das nächste vielversprechende Talent."

Ich seufze und schüttle den Kopf. "Eine richtige Popstar-Trimmmaschinerie ist das."

"Jeder muss Geld verdienen. Und je mehr, desto besser. Mich hat es, nebenbei bemerkt, auch lange nicht gestört. Bis das große Erwachen kam, war ich glücklich damit." Wieder tut mir Meilo leid. Klar, er hat sich selbst in diese Lage gebracht, indem er den Vertrag unterschrieben hat, und muss damit jetzt leben, doch dass er nicht einfach aussteigen kann, grenzt fast schon an Sklaverei.

Ich nehme seine Hand und verschränke meine Finger mit seinen. "Wir sind gleich da", verkündet er allerdings, und bremst ab.

Vor wenigen Minuten sind wir in eine Stadt eingebogen. Welche genau, darauf habe ich wieder nicht geachtet. Jetzt fahren wir in eine kleine Seitenstraße, im Schritttempo wohlgemerkt. "Suchst du was?", möchte ich wissen.

"Ja. Einen freien Parkplatz."

"Dann sind wir da?"

"Ja. Gleich." Bin ich gespannt!

Nach einigem Herumfahren findet Meilo einen Platz zum Halten und zwängt sich in die Parklücke. "Und wo sind wir jetzt?" Warum sagt er mir denn nicht endlich, was das für eine Überraschung ist?

"Bei einem alten Freund von mir", sagt er und steigt aus.

Na toll! Das sagt mir jetzt viel. "Ein alter Freund?" Ich bin ebenfalls ausgestiegen und stelle mich neben Meilo, der unsere Taschen aus dem Kofferraum holt. "Und was wollen wir bei dem?"

"Übernachten." Was? Meilo lacht und drückt mir die Tasche in die Hand. "Ich dachte, das wäre mal was anderes, als wieder in einem Hotel zu pennen", erklärt er scherzhaft.

"Und was machen wir bei deinem alten Freund?" Eine Geburtstagsüberraschung sieht meiner Meinung nach aber anders aus, als bei einem mir unbekannten Typen abzuhängen.

"Schlafen. Habe ich doch schon gesagt."

"Ja aber ..."

"Hör auf Fragen zu stellen und folge mir einfach, ja?" Er grinst, schließt den Kofferraum, schließt ab und stiefelt davon. Hey!

"Warte doch!" Jetzt renne ich ihm auch noch hinterher! Wehe, das war schon die Überraschung! Dann fahre ich wieder nach Hause!
 

******
 


 

Ob Meilo noch mehr geplant hat? Wir werden es erfahren. ^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sheltr0n
2016-10-23T00:34:55+00:00 23.10.2016 02:34
Das lang ersehnte Kapitel ist endlich da... und ich mag es!
Ich war beim lesen total aufgeregt und hab echt mit gefiebert xD

Und jetzt bin ich gespannt was Meilo noch für seinen Puschelhasen vorbereitet hat :D
Von:  Usaria
2016-10-22T21:30:58+00:00 22.10.2016 23:30
Aber nicht doch Nic! Tolle Überraschun, die ist Meilo wirklich gut gelungen! Und noch besser wie´s Nicol heraus gefunden hat. Jetzt freue ich mich schon auf das nächste Kapitel, mal sehn was Meilo da für´ne geheimnisvolle überraschung hat. Der wird doch nicht zu seinen Eltern gefahren sein?

Und noch mal´s Dicke Umarmung wegen deinem süßen Kätzchen!
Von:  jako83
2016-10-22T20:23:17+00:00 22.10.2016 22:23
achhhhhh sooo gemein hier aufzuhören...ein tolles Kape


Zurück