My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 22 - Koordinaten zu dir (Ohne Adult) ---------------------------------------------- 'Nabend alle zusammen! Was für eine Woche! Meiner Katze geht es wieder besser. Sie frisst wieder und bekommt jeden zweiten Tag Antibiotika gespritzt. Über den Berg ist sie noch nicht, aber man sieht ihr an, dass sie sich wieder wohler fühlt. Meine Katze ist dieses Mal also nicht daran 'schuld' dass ich nicht dazu kam , ein neues Kapitel hochzuladen. Diesmal ist die Arbeit der Übeltäter xD Der Herbst ist da und es gibt viel zu tun. Danke für eure lieben Reviews. Ich habe sie alle gelesen, weiß aber noch nicht, wann ich sie beantworte. Abends liege ich wie erschlagen auf meiner Couch und kann keinen Finger mehr krümmen ^^“ Wenigstens habe ich es heute geschafft, euch das nächste Kapitel hochzuladen. Ich wünsche euch viel Spaß dabei ;-) Love bite 22 - Koordinaten zu dir (Ohne Adult) "Das war echt lecker Mama. Das musst du öfter kochen." Genussvoll lasse ich mir den letzten Bissen des Abendessens auf der Zunge zergehen. "Ich kann dir das Rezept geben, und du kochst es dir in Zukunft selbst", schnarrt sie. "Kann ich auch machen", blaffe ich zurück. "Wunderbar! Wenn du schon unbedingt ausziehen willst, dann kannst du auch für dich selbst kochen." Und wir sind wieder beim Thema Nummer eins des heutigen Abends. Mein geplanter Auszug. "Ach Mama! Ich hab das Zimmer doch noch gar nicht." Sie ist total eingeschnappt deswegen. "Und ich verstehe nicht, warum du ausziehst, wenn du in ein paar Monaten sowieso mit Meilo zusammenziehen willst. Spar doch das Geld!" Seufzend lege ich Messer und Gabel auf den leeren Teller. Papa guckt uns nur stumm zu und hält sich aus der Diskussion heraus. Er weiß, dass egal, auf welcher Seite er sich stellt, bei dem jeweils anderen verschissen hat. Dabei weiß ich, dass er mir voll und ganz zustimmen würde. Meine Mutter dagegen findet es total unnütz, dass ich mir bis zum Ende des Jahres etwas neues suche. Sie und Meilo passen noch besser zusammen, als ich anfangs vermutet habe. "Mach doch kein Drama daraus", bitte ich sie ruhig. "Wenn ich weg bin, habt ihr wieder eure Ruhe." "Darum geht es doch gar nicht!", empört sich mein Mütterchen. "Wir sind doch froh, wenn du bei uns bist." "Das ist ja lieb von euch, aber zu einem Neuanfang gehört auch eine neue Bleibe. Selbst, wenn sie nur für ein paar Monate ist." Meine Mutter seufzt laut auf, verdreht ihre Augen und räumt den Tisch ab. Sie ist sauer. Doch dabei kann ich ihr auch nicht helfen. "Danke für das Essen. Und über das Rezept würde ich mich wirklich freuen." Sie schenkt mir ein verkniffenes Lächeln. Als sie dabei ist, den Geschirrspüler einzuräumen, fragt sie mich: "Hast du Meilo von deinen Umzugsplänen erzählt?" "Habe ich." "Und was meint er dazu?" "Nichts", lüge ich. "Was soll er auch dazu sagen?" Den Triumph, dass Meilo genauso denkt wie sie, gebe ich ihr nicht. Zwei zu eins ist nämlich unfair. Papa wird nicht dazugerechnet. Der schweigt immer noch. "Bin wieder zuhause!" Die Haustür schlägt laut zu. "Ist das Essen fertig?" Nicole betritt die Küche. "Steht alles auf dem Tisch. Du bist spät. Wir haben schon ohne dich angefangen", rügt Mama sie. "Ich hab mich mit Wendy verquatscht. Wir haben uns die Keith Kandyce DVD angeschaut und dabei die Zeit ganz vergessen." Mal ganz was Neues. "Ich bring nur schnell meine Tasche ins Zimmer", flötet meine Schwester gut gelaunt und dampft wieder ab. Kurz darauf allerdings, teilt ein lauter, spitzer Schrei die angenehme Ruhe nach unserem üppigen Mahl. "Oh nein!", keucht Mama. "Ich habe ganz vergessen, ihr zu sagen, dass Meilo ihr was mitgebracht hat." "Den Pappaufsteller?", rate ich. "Den auch", schnauft sie. "MAMA! MAAAMA!" Wie ein Orkan bläst das Sturmtief Nicole in die Küche zurück, und wirbelt dabei alles durcheinander, was sich ihr in den Weg stellt. "Wo kommt das alles her? Wo?!" "Meilo war vorhin da", kläre ich sie auf. "AHHHHH!!!" Oh bei allen Göttern! "Hör mit dem Geschrei auf!", platzt es aus Papa und mir gleichzeitig raus. "Tut mir leid aber ... Ohh Scheiße!" Ihr Mundwerk passt sich meinem immer mehr an. Ob das so gut ist? "Sind die echt?" "Was ist echt?" "Die Unterschriften!" Meilo hat ihr den Pappkameraden unterschrieben? Wenn er wüsste, was er damit angerichtet hat. "Meilo hat sie sicher nicht gefälscht", antworte ich wahrheitsgemäß. "Das heißt ... Keith hat ..." Ihr Gesicht wird ganz bleich. "Nicole? Du wirst doch nicht wieder ohnmächtig werden?" Ich sitze auf Habachtstellung. "Wie, ohnmächtig?" Papa guckt erst mich, dann Nicole fragend an. "Ist zu kompliziert zu erklären", winke ich ab. Und an Nicole gewandt "Was hat dir Meilo denn alles mitgebracht?" "Na alles!", presst sie hysterisch hervor. "Ohhh Niclas! Ich liebe deinen Freund!" Mir wird die Luft aus dem Oberkörper gepresst. Nicole hat mich angesprungen und hängt wie eine Klette an mir. "Schön das du ihn liebst", fiepse ich. "Trotzdem gehört er mir." Außerdem wusste ich schon vorher, dass sie meinem Liebsten bis in die Haarspitzen verfallen ist. ... Mir wird übel. Nicole stößt noch einen quietschenden Schrei aus, dann zischt sie zurück in ihr Zimmer. "Nicole? Dein Abendessen!" "Lass sie. Die braucht nichts", sage ich zu Mama. "Das ist mir doch egal! Das Fräulein isst gefälligst was! Bei ihrer Freundin hat sie mit Sicherheit wieder nur Süßkram genascht." "Mach was auf ihren Teller, ich bringe es ihr. Aus ihrem Keith Kandyce Schrein bekommst du sie die nächsten Tage sowieso nicht mehr raus." Mama resigniert und übergibt mir einen mehr als gut gefüllten Teller. Damit bewaffnet klopfe ich an ihre Tür. "Ja?" "Zimmerservice." Sie gibt einen sehr merkwürdigen, kaum identifizierbaren Laut von sich, deshalb wage ich es einfach mal, und trete ein. "Mama will, dass du noch was isst, bevor du ... Ach du heilige Scheiße!" Beinahe geht mir der Teller flöten. "WAS ist das alles?!" "Das hat Meilo gebracht", antwortet Nicole mit hochrotem Kopf. "Ich bin im Himmel." Und ich in der Hölle. Der Keith Kandyce Hölle. "Er hat dir alle acht Aufsteller mitgebracht?" "Und alle unterschrieben", wispert meine Schwester ehrerbietig, alle acht Aufsteller sind um sie herumdrapiert. Sie ist umzingelt von meinem geschminkten Schatz. "Keith hat sie alle angefasst. Oh Niclas! Ich glaub's nicht!" "Ich auch nicht." "Und schau mal hier! Das ist alles Merchzeug!" Nicole, die sich gerade auf den Boden hockt, zieht eine Kiste zu sich ran. Auch sie ist gefüllt mit allem möglichen Kram. "Buttons! Guck doch mal! Ganz viele!" "Sehr schön", murmle ich. "Iss doch erst mal. Bevor alles kalt wird." "Keinen Hunger!", stöhnt sie und inspiziert weiterhin die Kiste. "Iss jetzt. Sonst wird Mama sauer und verfrachtet das ganze Zeug in den Keller." Erschrocken schaut Nicole zu mir auf. "Das macht die nicht wirklich?" "Falls du weiterhin jegliche Nahrungsaufnahme verweigerst, fürchte ich schon." Das wirkt. Nicole tut sich am Abendessen gütlich, und himmelt währenddessen die acht Keith-Pappaufsteller an. Ich muss Meilo anrufen! *** "Na endlich! Warum gehst du denn nicht ans Handy?" /Sorry. Gerd war da./ So eine Scheiße! "Ach so", seufze ich. "Ist er wieder weg?" /Eben gerade./ Wenigstens etwas. /Ich bin so kaputt! Wenn ich nicht bald einen Tag frei bekomme, klappe ich noch zusammen./ Erschrocken presse ich mir das Handy gegen mein Ohr. "So schlimm? Dann sag das deinem Manager doch!" Was machen die nur mit ihm? Verbrecher! /Habe ich bereits. Er schaut nach, was er tun kann./ "Toll! Das bedeutet, er tut gar nichts!" Ich bin so sauer! /Beruhige dich, Liebling. Es ist ja nicht mehr für lange./ "Lange genug", knurre ich. "Soll ich kommen? Ich kann mir im Weinkeller bestimmt zwei, drei Tage frei nehmen." /Das wäre schön, aber wir hätten gar keine Zeit füreinander./ "Aber vielleicht kann ich dir ein bisschen zur Hand gehen. Koffer ein- und auspacken, und sowas." Meilo schmunzelt. /Du bist so süß./ "Ich meine das ernst!" Süß! Also sowas! /Ich weiß, und es ist lieb von dir, aber wenn dich Gerd sieht, gibt es nur Stress. So ist es einfacher./ "Wenn du meinst." Es macht mich richtig traurig, dass ich nicht zu ihm kann, obwohl es ihm hörbar schlecht geht. "Mal was anderes", lenke ich das Gespräch auf ein anderes Thema. "Meine Schwester ist vorhin total ausgeflippt." /Ja? Das freut mich./ "Ganz ehrlich? Ein bissen übertrieben hast du schon." /Ach was! An die Dinger komme ich ohne Probleme dran. Die stehen nach den Werbeaktionen nur im Weg herum./ "Unterschrieben?" /Wenn schon, denn schon, dachte ich mir/, lacht Meilo müde. /Irgendeinen Nutzen muss deine Schwester doch davon haben, dass du mit ihrem Lieblingssänger in die Kiste steigt./ "Gut, dass ich das jetzt nicht gesagt habe." Meilo kichert leise. "Ich würde mit Freuden die Pappaufsteller bei dir 'abarbeiten', aber das klappt ja nie." /Wem sagst du das/, ächzt mein Schatz. /Ich bin jeden Abend am nachschauen, ob nicht doch irgendwo ein kleines Zeitfenster ist, aber der kurze Besuch bei dir heute Mittag war bis jetzt die einzige Chance./ "Und die Autogrammstunde im November", erinnere ich ihn. "Spätesten da sehen wir uns wieder." /Du willst wirklich kommen?/ "Sicher." /Mit Nicole?/ "Ich fürchte ja." Sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich sie nicht mitnehmen würde. Hinterher bin ich wieder in irgendeiner Zeitschrift abgebildet, und zwar so, dass sie mich erkennt. /Schon einen Plan, wie wir das anstellen?/ "Habe ich!", bestätige ich erfreut. Mir ist da tatsächlich was eingefallen. "Ich buche uns ein Zimmer in deinem Hotel und schleiche mich Nachts zu dir." /Und du meinst, das funktioniert?/ "Warum nicht? Was soll da schon schief gehen?" /Wenn du Nicole vorher sagst, wer ich bin, dann nicht viel./ "Ha ha", brumme ich. "Ich dachte, wir sagen es ihr zusammen." /Vielleicht komme ich ja vor November nochmal zu dir/, schießt er zurück. "Hoffentlich." Mittlerweile würde ich dafür sogar den Zoff mit Nicole in Kauf nehmen. "Dich heute nur so kurz gesehen zu haben, war pure Folter." /Ach Sweetheart. Ich wünschte auch, ich hätte wenigstens für eine Nacht bleiben können./ Wäre das schön gewesen. Dann läge er jetzt bei mir ... /Sag mal, warst du heute schon an deinem Laptop?/ "Nein", antworte ich stutzend. "Wieso fragst du?" /Ich habe dort was für dich versteckt./ "Das sagst du mir jetzt erst?" So schnell wie jetzt war ich noch nie an meinem Schreibtisch. Gespannt klappe ich meinen Laptop auf. Zum Vorschein kommt eine selbst gebrannte CD, die in einer einfachen Papierhülle steckt. "Was ist das?" /Für dich. Die ersten Demosongs, die nicht unter Keith Kandyce veröffentlicht werden/, sagt Meilo. "Du willst, dass ich sie mir anhöre?" /Wer sonst, wenn nicht du?/, lacht er. /Schließlich bist du meine Hauptinspirationsquelle./ Ich bekomme wahnsinniges Herzklopfen. Das mal jemand Songs für mich schreiben würde, daran hätte ich vor einem halben Jahr noch nicht mal im Traum gedacht! "Danke", wispere ich ehrfurchtsvoll und halte die kleine Scheibe dabei in meinen Händen. "Ich höre sie mir nachher gleich an." /Ich bin gespannt auf deine Meinung. Es sind noch Rohfassungen und ich habe sie unplugged eingesungen, nur mit Gitarrenbegleitung, aber so in etwa werden sich die fertigen Stücke anhören./ "Wenn das so ist, dann werde ich dir offen und ehrlich meine Meinung kund tun", verspreche ich meinem Schatz. Ich bin wirklich gespannt auf die neuen Songs. Und ich bin mir sicher, Keith Kandyce wird daneben uralt aussehen! *** "Verdammt ist die schwer! Was ist denn da drin?" "Italienischer, geräucherter Schinken", stöhnt Jean, der zusammen mit mir eine große Holzkiste vom Lager ins Geschäft trägt. "Eine Sonderbestellung." "Wieso? Weil sie besonders viel wiegt?" Scheiße, ist der Schinken schwer! "Uff!" Ich bin so froh, als wir die Kiste endlich abstellen können! "Nein", ächzt Jean, der sich streckt und mit verzehrter Miene seinen Rücken tätschelt. "Ein Restaurant in der Innenstadt ordert ihn öfter. Die brauchen größere Mengen. Deshalb die riesige Kiste." "Wäre es nicht besser, sie in drei kleineren Kisten zu packen?" "Ich werde den Vorschlag an KP weitergeben." "Tu das, bevor unsere Wirbelsäulen völlig hinüber sind. ... Au!" Das hat gekracht im Kreuz. "Na? Schon im knackigen Alter Nic?" Clem lacht sich eins ins Fäustchen. "Lach du nur! Wenn die den Schinken abholen, greifst du mit an." "Kein Problem. Ich schaff das." Tzäh! Muss ich jetzt extra erwähnen, dass er immer noch die Bohnenstange ist, die er schon bei unserer ersten Begegnung war? Clem versucht wirklich alles, um irgendwie an Gewicht zuzulegen. Muskelmasse versteht sich. Fett will ja wohl keiner ansetzen. Aber Clem kann machen was er will, er ist und bleibt eine dürre Spargelstange. Auf der anderen Seite mag das zwar praktisch sein, aber als dürrer Hämpfterling bezeichnet zu werden ist auch nicht schön. "Mach was du willst", seufze ich und strecke ebenfalls den Rücken noch ein paar Mal durch. "Ich trag die Dinger keinen Meter mehr." Clem lacht, während draußen lautes Motorenbrummen zu vernehmen ist, das abrupt aufhört. Einen Augenblick später stiefeln Ingo und Ed in den Laden. "Hallo ihr zwei!", begrüße ich meine beiden Kumpels. "Was sucht ihr den hier?" "Deinen Angestelltenrabatt", scherzt Ingo und grinst in seiner typischen verschmitzten Art. "Wir brauchen einen guten, teuren Wein." "Für was denn?", will ich wissen. "Wir fahren morgen zu meinen Eltern", murmelt Ed. "Ingo will meine Mutter beeindrucken." "Na wenn das so ist, übergebe ich euch unserem unübertroffenen Weinkenner Jean. Der hilft euch am besten in dieser Angelegenheit." Jean kümmert sich sofort um Ed und Ingo, und ich schlurfe an die Theke, wo ich mich geschafft dagegen lehne. "Ich bin KO", hauche ich müde. "Lange Nacht gehabt?" Ich nicke. "Zis zis zis. Weiß dein Lover was davon?" "Das hoffe ich. Mein Lover war nämlich an der langen Nacht schuld." "Er war da?" "Nein", grummle ich. "Wir haben lange miteinander telefoniert." "Ah ja. Teleonanieren ist der Fensterkitt jeder Fernbeziehung." "TeleFONIERT", verbessere ich ihn. "Zu mehr waren wir beide nicht mehr fähig." "Oh. Mein Beileid." Idiot! "Was war denn?" "Nichts war. Diese Scheiße nervt einfach. Immer nur telefonieren ... Ich hasse inzwischen dieses saudämliche Telefon." Clem schenkt mir einen mitleidigen Blick. Genau das hat mir noch gefehlt! "Guck nicht so. Mir geht es schon mies genug." "Wie lange habt ihr euch jetzt nicht mehr gesehen?" "Seit seinem Kurzbesuch sechs Tage nicht mehr." "Tragisch! Und richtig zusammen wart ihr da auch nicht." "Du sagst es", jammre ich und stütze mich mit den Ellenbogen auf der Theke ab. Ist ja kein anderer Kunde hier, außer meine beiden Nachbarn. "Ich sterbe noch." "Hier und jetzt?" Ingo patscht mir auf den Rücken. "Ja, hier und jetzt." Und wenn er nochmal so fest auf mich eindrischt, an einem gebrochenen Rückgrat. "Das macht bei der Kundschaft aber keinen guten Eindruck. Stell dich mal gerade hin!" Clem, sowie Jean fangen an zu lachen. "Ha, ha. Lacht nur einen armen, einsamen Mann aus." Schmollend mache ich Platz, damit Jean die Weinflasche als Geschenk verpacken kann. Gelangweilt schaue ich ihm dabei zu, da vibriert es plötzlich in meiner Hose. "Bei dir brummt es", kichert Ingo. "Ist das meinetwegen?" Süffisant grinsend schmiegt er sich an meine Seite. "Wegen dir?", lache ich gestelzt auf und zücke mein Handy. "Träum weiter! Falls es wegen einem hier im Laden in meiner Hose brummt, dann nur wegen Ed." Ha! Ingo zieht einen Schmollmud. "Ihhh!" Clem schüttelt sich und hält sich die Nase zu. Grinsend schüttle ich den Kopf, und gucke dann nach, wer mir eine Nachricht geschickt hat. "Von Meilo!" Oh Freude! Ich öffne die SMS und beginne zu lesen, doch "Hä? Was soll das denn?" "Schlechte Nachrichten?" Ingo schenkt mir einen fragenden Blick. "Ich habe keine Ahnung", antworte ich wahrheitsgemäß und starre auf die Zahlen und Buchstaben, die mir weder was sagen, noch einen Sinn für mich ergeben. "Zeig mal!" Ingo pflückt mir mein Mobiltelefon aus der Hand und studiert die Nachricht. "Das sind Koordinaten", erklärt er. "Was will ich mit Koordinaten?", frage ich mich. Jetzt gucken sich auch die Anderen diese komischen Koordinaten an. "Und warum schickt mir Meilo die?" "Vielleicht war das ja gar nicht für dich bestimmt", überlegt Clem. "Warum sollen die nicht für ihn bestimmt sein?", wendet Ed ein. "Ich schau mal, wo die hinführen." Ingo kramt sein eigenes Handy hervor. "Das kannst du?" "Klar!", sagt er zu mir. "Wenn wir Touren fahren, dann meist mit Zielkoordinaten." "Ach so." Gut, dass Ingo sich auskennt. Er gibt alles in sein Handy ein, wobei ich ihm interessiert über die Schulter schaue. "Woll'n doch mal sehen ... Er sucht noch." Es dauert etwas, doch dann baut sich ein Bild auf. "Das ist ein Wald", stelle ich fest. "Was soll das?" "Ich zoom mal näher ran." Viel hilft es nicht, aber man erkennt was zwischen den Baumkronen. "Das könnte ein Haus sein." "Ein Haus? Im Wald? Meilo schickt mir Koordinaten, die zu einem Haus im Wald führen?" Wieso sollte er das tun? "Vielleicht ist Meilo entführt worden und wird dort gefangen gehalten!" Entgeistert wandern unsere Blicke zu Clem, dem dieser bescheuerte Gedanke gekommen ist. "Was denn? Könnte doch sein?" Er zuckt mir den Schultern. "Und da schickt er Niclas einfach die Koordinaten, anstatt gleich bei der Polizei anzurufen", meint Ingo kopfschüttelnd. "Ruf Meilo an, dann weißt du es", sagt Ed in seiner ungerührten Art. "Das ist bestimmt das Beste", segne ich seine glorreiche Idee ab. Es tutet bloß ein mal, dann wird schon abgehoben. "Meilo?" /Hast du meine SMS bekommen?/ "Ja, aber was soll ich damit anfangen? Was ist das für ein Haus im Wald?" /Ah gut! Du hast es schon gefunden? Dann setz dich ins Auto und fahr los./ "Losfahren?" Ich kapiere langsam gar nichts mehr. "Was ist denn da?" /Oh du Dussel!/, lacht Meilo auf. /Beeil dich. Je länger du brauchst, desto weniger Zeit haben wir./ "Moment mal! Heißt das etwa, dass d..." /Komm einfach, ja? Und das ein bisschen flott. Näher als jetzt komme ich dir vorerst nicht mehr. Die Chance müssen wir nutzen./ Verdattert lege ich mir eine neue Frage zurecht, aber Meilo hat schon aufgelegt. "Ich soll dort hin kommen", sage ich leise und noch immer ganz diffus. "Zu Meilo?", fragt Clem. "Ja. Anscheinend ist er dort. In einer Hütte mitten im Wald und wartet auf mich." Clem schnappt nach Luft und klatscht in die Hände. "Wie romantisch!", japst er. "Was wartest du da noch? Fahr schon los!" "Ja aber ... Meine Arbeit?" "Scheiß auf die Arbeit! Es ist kaum was los, und du hast morgen doch sowieso frei. Ich springe für dich die nächsten Stunden einfach ein. Und Jean ist auch noch da. Los! Fahr!" Clem wedelt mir seinen Händen. "Wirklich?" "Jetzt frag nicht so blöd, sondern setz deinen Hintern in Bewegung", schaltet sich Jean ein. "Und wohin? Ich brauche die Adresse! Ich hab gar kein Navi dabei und ..." "Zieh dich um, ich leih dir meins", unterbricht Ingo mich. "Na wenn das so ist. ... Danke Leute!" Ich fahre zu Meilo!!! Umgezogen bin ich schnell. Zurück im Laden, drückt Ingo mir sein Navi in die Hand. "Das Ziel ist schon eingegeben. Einfach nur noch auf Start drücken, wenn du im Auto sitzt." "Ist gut, danke. Falls du eins brauchst, klingle bei meiner Mutter, die soll dir meins geben. Das liegt auf meinem Schreibtisch." "Ich komm schon klar. Mach endlich, dass du Land gewinnst." "Und dass du mir deinen Meilo ja ordentlich flach legst!", brüllt Clem mir noch nach, als ich fast aus der Tür bin. Ich werfe ihm einen schnellen bösen Blick zu, dann spute ich mich. "Und ob ich das werde, Clem", schmunzle ich. Aber das werde ich ihm nicht auf die Nase binden. Laut Navi habe ich noch eine große Tour vor mir. Die Ankunftszeit liegt bei siebzehn Uhr. Früher werde ich auf keinen Fall an dieser Waldhütte ankommen. Das macht mich nervös. Hoffentlich muss Meilo nicht schon heute Abend wieder weg. Nicht, weil ich Angst habe, dass sich die lange Fahrt sonst nicht lohnen würde. Für Meilo würde ich bis ans Ende der Welt fahren, wenn er nach mir ruft, aber es würde mir das Herz zerreißen, falls wir uns wieder nur so kurz wie beim letzten Mal sehen könnten. Andererseits … Meilo würde mich sicher nicht stundenlang über die Straße jagen, wenn er gleich wieder weg müsste, oder? Ich werde auf die Autobahn Richtung Süden gelotst Mein Ziel liegt irgendwo im Mittelgebirge. Streckenweise ist auf der Fahrbahn kaum was los, weshalb ich ordentlich Gas geben kann. Um mir ein wenig Ablenkung zu verschaffen, stelle ich den CD-Spieler an. Ich habe Meilos Demo-Tape laufen. Seit ich sie bekommen habe, höre ich nichts anderes mehr, und bekomme jedes Mal, sobald sie läuft, weiche Knie. Seine Stimme ist unbeschreiblich, die Melodien wunderschön und die Texte einfach nur zum Dahinschmelzen. Würde ich nicht wissen, dass er größtenteils über uns singt, wäre ich jetzt eifersüchtig. Dass die Songs sich um uns drehen, dazu hätte ich ihn noch nicht mal fragen müssen, denn der Song Towing könnte eindeutiger nicht sein. Nicht nur ich habe sein Herz abgeschleppt, nein, auch er meins. Und als ob es nicht noch kitschiger gehen würde, singe ich die Texte auch noch lauthals mit. Ich bin rettungslos in meinen Gefühlen zu ihm verloren, aber es interessiert mich einen Scheiß! Und mal ehrlich: Wer schmilzt nicht dahin, wenn man von seinem Liebsten gleich eine ganze CD voll Liebesliedern bekommt? Ich kenne keinen, den das kalt lassen würde, auch wenn es meine meisten Freunde niemals zugeben würden. Bis jetzt habe ich Meilo noch nicht gesagt, wie ich die Songs finde. Er hat auch noch nicht gefragt. Bestimmt ist er zu aufgeregt deswegen. Ein aufgeregter Meilo. Das bringt mich zum Grinsen. Dabei hat er gar keinen Grund zum Aufgeregt sein. Die Songs sind klasse. Und das sage ich nicht nur, weil Meilo mein Freund ist. Sein Keith Kandyce Gedudel gefällt mir so überhaupt nicht, aber das weiß er auch. Die neuen Songs sind ganz anders. Ich frage mich, wie sie wohl klingen werden, wenn sie fertig sind. Unplugged ist was ganz anderes, als sie fertig abgemischt mit allerlei Instrumenten zu hören. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass sie mir danach nicht mehr gefallen. Love bite ist auch drauf. Gleich als erstes. Als Einstimmung sozusagen. Mittlerweile habe ich die Scheibe schon so oft gehört, dass ich die Texte beinahe komplett auswendig mitsingen kann. Natürlich nur, wenn ich alleine bin. Meine Gesangskünste halten sich in Grenzen, und mit Meilos Stimme kann ich schon mal gar nicht konkurrieren. Wie gut, dass mich niemand in Auto hören kann. *** /Biegen Sie in fünfhundert Metern links ab./ Langsam bremse ich ab und schaue in den Rückspiegel. Niemand hinter mir. Dennoch blinke ich und sehe den schmalen Weg auf der linken Seite auftauchen. Im ersten Gang holpere ich die ersten Meter vorwärts. Ein ungeteerter Feldweg zwischen hohen Baumreihen. Selbst in Schrittgeschwindigkeit werde ich wie ein Cocktail durchgeschüttelt. Wenigstens bedeutet das, dass ich bald da sein werde. Es wird auch Zeit, denn inzwischen ist es schon halb sechs. Ich habe, dank eines schönen Staus, länger gebraucht als vorgesehen. Was bin ich froh, wenn ich endlich aus meinem Auto steigen kann! Ich holpere Stück für Stück weiter, während ich überlege, wie Meilo bloß auf so einen Ort gekommen ist. Abgelegener geht es nicht mehr, kann ich da nur sagen. /In fünfzig Metern haben Sie ihr Ziel erreicht/, blökt Jeans Navi nasal. Ich halte die Augen offen. Hier irgendwo muss diese dubiose Hütte sein ... Und dann sehe ich sie. Links neben mir, hinter dicken Baumstämmen und verwilderten Büschen, taucht sie auf. Ich bleibe stehen und schaue mich um. Die Hütte ist nicht allzu groß. Sieht aus, wie eine etwas zu groß geratene Jagdhütte, oder so was. Nur will zu diesem Bild das große Schild davor nicht so recht passen, auf dem steht: Zu Vermieten. Und darunter prangt eine Handynummer. Wer, bitte schön, verirrt sich hier her, um ein zu vermieten Schild zu suchen? Wie auch immer, Meilo hat es anscheinend gefunden, sonst stände ich jetzt nicht hier. Ich fahre skeptisch an der Hütte vorbei. Von Meilo ist nichts zu sehen, bis ich sein Auto sehe, dass schräg hinter der Hütte steht. Ich bremse ab und stelle meinen Wagen daneben. Das Navi noch schnell im Handschuhfach verstaut, steige ich aus und schließe ab. Langsamen Schrittes laufe ich wieder vor auf den Weg und starre auf die dunkle Holzfassade. Gelbgoldene Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die oberen Baumreihen. Vögel zwitschern. Ansonsten ist alles ruhig. Richtig angenehm nach der langen Fahrt. Meine Ohren freuen sich über diese Ruhe. "Meilo?" Ob er drinnen ist? Muss ja so sein, also steige ich die fünf Stufen hoch, die auf eine Art Veranda führen, und klopfe an die Tür. "Meilo?!" Immer noch nichts zu hören. Ich wage mein Glück und siehe da, die Tür ist offen. Vorsichtig trete ich ein. Es ist dunkel in der Hütte. Das liegt nicht nur an der dunklen Holzverkleidung, sondern auch daran, dass die Sonne kaum bis hier her durchdringt. Die Bäume rings um die Hütte herum sind einfach viel zu dicht. "Meilo? Bist du hier?" Ich überlege, ob ich die Tür hinter mir schließen soll. Was, wenn Meilo doch nicht hier ist? Urplötzlich komme ich mir vor wie in einem billigen Horrorstreifen. Mich überläuft eine Gänsehaut. Zusammenreißen Mann! Du bist in keinem Horrorfilm! Mach dich nicht lächerlich! Um mir selbst meinen Mut zu beweisen, schließe ich entschlossen die Tür und wage mich tiefer ins Dunkel der Hütte. Ein Wohnzimmer tut sich vor mir auf. Es ist altmodisch eingerichtet, hat dadurch jedoch seinen ganz eigenen Charme. Richtig urig hier. Ich seufze und schaue mich weiter um. "Wo bist du?", rufe ich. "Meilolein?" Hinter mir knarrt etwas. Ich drehe mich um, in der Hoffnung, Meilo zu sehen, doch da ist nichts. "Hör auf mich zu veralbern. Komm raus jetzt!" Wo ist er nur? Wieder knarrt es. Diesmal rechst von mir. Ich drehe mich wieder zu der Geräuschquelle, als sich was seitlich um meinen Oberkörper schlingt. "AHH!" Ich stolpere nach vorn, aber ich werde unbarmherzig festgehalten, herumgewirbelt und mit dem Rücken voran gegen ein Regal gedrückt. Lippen legen sich auf meine. Ein harter, heißer Körper presst sich an mich. Keuchend schiebe ich mich dichter an ihn ran und öffne meine Lippen, damit die um Einlass bittende Zunge hineinschlüpfen kann. Der Kuss endet erst, als wir beide keine Luft mehr bekommen, und eine Zwangspause einlegen müssen. "Musstest du mich so erschrecken?", frage ich Meilo japsend. "Ich musste sicher gehen, dass du es bist", schmunzelt er. "Sag bloß, du erkennst meine Stimme nicht." Jetzt bin ich beleidigt. "Wer weiß? Vielleicht steckt in dir ja ein böser Wolf, der mich fressen will." Ich lecke mir grinsend über die Lippen. "Fressen werde ich dich auf jeden Fall. Auch ohne Wolf in mir." "Hnnn ... Versprochen?" "Darauf kannst du einen vergifteten Apfel nehmen!" "Lieber nehme ich dich", raunt mir Meilo zu und stößt mit seiner Hüfte nach vorn. "Und wie ich sehe, bist du schon dazu bereit." Wieso fällt mir erst jetzt auf, dass Meilo, bis auf eine sehr knappe Panty, nackt ist? "Ich wollte uns Zeit sparen." "Gute Idee", lache ich und pelle mich sogleich aus meinem Shirt. Meilo hilft mir und wirft es hinter sich. "Wie bist du eigentlich auf die Idee mit dieser Hütte gekommen?", frage ich ihn, während ich mit den Handflächen über seine glatte Brust streichle. Ich hab schon fast vergessen, wie sich das anfühlt ... "Nachher. Auf Reden habe ich jetzt vorerst keine große Lust", antwortet Meilo mir und öffnet den Knopf meiner Hose. Ein leises zirpen, und mein Hosenstall ist auch offen. "Überredet", seufze ich, lege meine Arme um Meilos Oberkörper und wackle mit den Hüften, damit meine Jeans nach unten rutscht. Meilo verschließt mir den Mund. Seine Hände zupfen am Bund meiner Unterhose. Der leichte Schmerz dabei, als der Gummibund gegen meine Haut schnalzt, lässt meine Haut erregend prickeln. "Runter damit", keuche ich gegen Meilos Mund. Und um ihn zu zeigen, wie ich das meine, schiebe ich Meilos Höschen rabiat mit einem Ruck nach unten. Meilo kichert und folgt meinem Beispiel. Dicht aneinandergepresst stehen wir nun völlig nackt an das Regal gelehnt, küssen und streicheln uns wie zwei ausgehungerte Tiere. Eigentlich sind wir das ja auch: Ausgehungert und gierig nach dem Anderen. Wir waren einfach viel zu lange voneinander getrennt! Meilos Hände kneten meinen Hintern. Ich überkreuze meine Arme hinter seinem Nacken und hebe ein Bein an. Mein Schatz begreift sofort, schiebt seine Hände nun tiefer und hebt mich hoch. Sofort schlinge ich meine Beine um seine Taille. Ich werde ein weiteres Mal herumgewirbelt und davongetragen. Wohin, weiß ich nicht. Aber ich vertraue darauf, dass wenigstens Meilo weiß, wohin unsere Reise geht. Lange dauert sie nicht und ich falle rückwärts auf etwas federndes. Ein Sofa, wie ich mit einem kurzen Blick feststelle. "Hier?", japse ich und klammere mich weiterhin an Meilos Körper. "Nur für die erste Runde." Meilo grinst frech und reibt sein Becken an mir. Ich würde gern wissen, wie die erste Runde aussieht, aber mein Mund wird wieder belagert, sodass ich ihn nicht fragen kann. Dann lasse ich mich eben überraschen. Nicht überraschend ist allerdings, dass sich Meilo nach seiner Knutschattacke postwendend an meinem Hals zu schaffen macht. Knutschfleck um Knutschfleck verpasst er mir, und was tue ich? Ich liege nur da und kann mich so gut wie gar nicht rühren, weil dieser Frechdachs von Meilo meine Handgelenke umfasst hält, und neben meinen Kopf auf die Couch pinnt. Ich bin ihm wehrlos ausgeliefert. Mir bleibt nur eins übrig, mein Becken hungrig nach mehr gegen Seins kreisen zu lassen. Ich bin bald so spitz, dass ich Meilo regelrecht anflehe, endlich zu handeln. "Noch nicht", wispert er gegen meine feuchte Haut. "Zuerst ist dein Oberkörper dran." Ohh verflucht! Ich bin gefangen zwischen Himmel und Hölle. Meilo, du Aas! Mir wird immer heißer, und als sich Meilos Zähne an meinen Brustwarzen zu schaffen machen, zerfließe ich fast. "Oh bitte Meilo! Bitte mach endlich was!" Ich war zu lange auf Entzug. Geht es ihm denn nicht genauso? "Ich steh drauf, wenn du bettelst, my Sweetheart", gluckst er und rutscht ein ganzes Stück tiefer. Keine Ahnung, was er jetzt wieder vor hat, aber er soll es schnell machen! Und ich wette, das wird er auch … * Nach einer sanften Landung liegen wir, erschöpft aber glücklich, aneinander geschmiegt auf dem schmalen Sofa. Meilo, der sich wieder umgedreht hat, presst sein Gesicht in mein Haar und krault sanft mit seinen Fingernägeln über meinen Arm, während sein anderer Arm sich um meine Schulter gelegt hat. Das seichte Kribbeln, das ich deswegen bekomme, lässt mich verträumt dahindämmern. "Du glaubst nicht, wie sehr ich dich vermisst habe", flüstert Meilo in mein Haar. "Einfach nur bei dir zu liegen ... Das ist so unglaublich schön." "Geht mir auch so." Ich öffne die Augen, die ich bis eben noch geschlossen hatte, und starre gegen Meilos Brust. "Hoffentlich muss ich nicht wieder einen Monat lang auf dich warten." "Dazu wird es nie mehr kommen", verspricht er mir, obwohl ich nicht weiß, wie er das anstellen will. Es ist nicht gesagt, dass die nächsten Wochen über nicht wieder was dazwischen kommt, sobald wir eine Chance haben, um uns zu sehen. "Wie hast du das hier eigentlich hinbekommen?", frage ich ihn. "Hast du keine Termine heute?" "Erst wieder morgen Mittag", erklärt er mir mit müder Stimme. "Und dein Manager? Was hast du dem gesagt?" "Dass ich eine Panne hatte und mein Wagen erst heute Abend repariert wird." "Du kleiner Lügner", schmunzle ich. "Ich musste das tun. Wann sonst hätten wir uns wiedersehen können?" Wie wahr. Und ich bin froh, dass er es getan hat. So unglaublich froh ... "Und wie bist du nun auf diese Hütte im Wald gekommen?" Meilo lacht leise. "Du weißt doch, dass ich hin und wieder Nebenstraßen benutze, weil ich Autobahnen nicht leiden kann." "Das hattest du mal erwähnt", entgegne ich. "Und wie gut, dass du das tust, sonst hätten wir uns womöglich niemals kennengelernt." Wäre sein Kühler auf der Autobahn geschrotet, dann hätte ich schon beim Pannendienst arbeiten müssen, um ihm über den Weg zu stolpern. Und weil das eher unwahrscheinlich ist, würde ich jetzt wahrscheinlich gar nicht bei ihm liegen. Ein wahrlich furchtbarer Gedanke! "Heute Morgen war ich wieder auf einer Nebenstraße unterwegs, als mich die Natur rief. Also bin ich in einen Feldweg eingebogen, um mich zu erleichtern. Als ich weiter wollte, musste ich weiter geradeaus fahren, weil ich nirgendwo drehen konnte. Und da ist mir diese Hütte hier aufgefallen." So ist das also gewesen. "Das zu vermieten Schild sprang mir sofort ins Auge und ich musste die Gelegenheit beim Schopf packen. Ich wählte die Nummer auf dem Schild und ich hatte Glück. Für heute und Morgen gehört sie mir." "Du bist mir einer!", lache ich auf. "Dein Plan hatte nur einen Nachteil." "Und der wäre?" "Hättest du mir nicht erklären können, was es mit diesen Koordinaten auf sich hatte?" "Du hast es doch herausgefunden", entgegnet Meilo. "Ja, dank meines Nachbarn, der wusste, was diese Zahlen und Buchstaben zu bedeuten hatten." "Sorry", murmelt Meilo und küsst meine Schläfe. "Ich war nur so aufgeregt und dann noch der Zeitdruck. Der Plan war vielleicht nicht ganz ausgereift." "Hauptsache, ich bin jetzt hier bei dir", sage ich zu ihm und richte mich auf. "Bekomme ich jetzt eine Führung durchs Haus?" "Gerne. Lass uns bei der Küche anfangen. Ich hab Hunger!" "Was zu Essen gibt es auch?", staune ich. "Alles im Mietpreis mit inbegriffen", erklärt Meilo mir, steht auf und reicht mir die Hand. "Die Vermieterin hat mir extra was bringen lassen." "Ein Hoch auf die Vermieterin!", juble ich, da mein Bauch auch eine kleine Stärkung gebrauchen könnte. Wir ziehen uns wieder an und dann führt mich Meilo in die kleine Küche, die gleich neben dem Wohnzimmer in einer Niesche liegt. "Schnuckelig", bekunde ich. "Und alles da was man braucht." "Beinahe", meint mein Schatz. "Heißes Wasser gibt es nur aus einem Gasboiler, und der Ofen geht auch nur mit Gas. Tja, und um uns heute über Nacht warm zu halten, gibt es draußen einen Stapel Holz hinterm Haus. Wir müssen den Kamin einheizen, wenn wir nicht erfrieren wollen." Oh je. Die Nächte sind schon ziemlich kalt um diese Jahreszeit. Und hier im Wald sind es sicher noch ein paar Grad kälter als in der Stadt. "Wirklich? Kannst du das? Ich habe noch nie einen Ofen oder Kamin angefeuert." "Echt nicht?" "Nein." Meilo stutzt, fängt dann allerdings an zu lachen. "Was ist daran so lustig?" "Nichts. Ich bin nur erstaunt. Selbst ich als Städter weiß, wie man einen Ofen anfeuert." "Angeber!", zische ich, grinse aber dabei. "Dann zeig mir mal, was du kannst." Herausfordernd funkle ich ihn an. "Gerne, aber zuerst zeige ich dir, wie man Feuer macht." Dieses Aas von einem Popsänger! "Schön. Dann zeig, was du kannst. Mach's mir heiß", raune ich. "Dann folge mir und lerne." Meilo geht voran, ich tapse hinterher. Er führt mich hinaus hinter die Hütte, dann drückt er mir Holzscheit für Holzscheit in die Hand. Als wir beide voll beladen sind, laufen wir zurück ins Innere und schichten die ganzen Holzstücke neben dem Kamin auf. Fasziniert schaue ich Meilo dabei zu, wie er an dem Kamin herumdoktort, hier eine Klappe öffnet, dort hineinschaut, dann ein paar Holzscheite aufstapelt, sowie Zeitungspapier dazu stopft. "Sieht sehr gekonnt aus", staune ich. "Aber wie bekommst du das Holz dazu, dass es brennt?" "Mit Feuer", antwortet er mir altklug. "Ach nee!" Meilo lacht und zückt ein Streichholzschächtelchen. "Damit müsste es gehen, oder?" "Weiß nicht." Ich zucke mit den Schultern. "Du bist der Ofenexperte. Sag du es mir." Es zischt, als mein Schatz das Köpfen des Streichholzes an dem Kästchen entlangstreicht, dann entflammt es. "Abrakadabra ..." "Zweimal schwarzer Kater", hauche ich im gleichen Tonfall wie Meilo. "Bis jetzt sehe ich aber noch kein Holz brennen." Einzig das Zeitungspapier krümmt sich unter den heißen Flammen. "Das wird noch", verspricht Meilo und schließt die Ofentür. Sofort lodert das Feuer heftiger hinter dem Glas. "Siehst du? Jetzt zieht er von unten Luft und das sorgt dafür, dass das Feuer mehr Power bekommt." "Wow. Power also." "Ja, Power", lacht mein Herzblatt und steht auf. "Power, damit es heiß wird." "Oho." Ich schlinge meine Arm um ihn. "Heiß ist immer gut." "Ich weiß." "Was du nicht alles weißt ..." Knutschen vor einem Prasselnden Kamin. Gibt es was Schöneres? Nach einer ausgiebigen Knutscherei, wobei der Kamin wirklich gezogen hat wie Sau, und Meilo nochmal anlegen musste, durchsuchen wir nun die Küche nach was Essbaren. "Alles da", stelle ich fest. "Salat, Gemüse, Wurst, Käse ..." "Konserven", ergänzt Meilo lachend und hält mir eine verstaubte Dose Aprikosen vor die Nase. "Die stand ganz hinten im Schrank." "Ihh! Mach die weg." "Vielleicht ist sie noch haltbar." "Mir egal. Wirf sie weg!" "Die gehört mir nicht. Da kann ich sie doch nicht einfach wegschmeißen." "Meinst du, die Eigentümerin der Hütte will die noch essen?" "Wer weiß?" "Falls ja, kaufe ich ihr eine Neue. Damit holt sie sich nur irgendwelche Killerbakterien." Ich klaube mir die Dose und ab damit in den Mülleimer. "So. Und nun? Was essen wir?" Meilo tippt sich aufs Kinn, schnappt sich dann das Gemüse und legt es auf die Arbeitsfläche. Fast schon routiniert holt er aus den Schränken zwei Schneidebretter, eine Pfanne und zwei Messer. "Bist du öfter hier?", frage ich ihn. "Klar. Jedes Wochenende. Zusammen mit meiner heimlichen Affäre", foppt er mich. Mit erhobener Augenbraue fahre ich mit dem Zeigefinger über den Griff des Küchenmessers. "So so ... eine Affäre hat du ..." "Das war doch nur ein Scherz", winkt Meilo ab. Als ob ich das nicht gewusst hätte. "Ich habe mich hier umgeschaut, als du noch nicht da warst." Darauf wäre ich auch selbst gekommen. Trotzdem bekommt er für den Lahmen Spruch einen noch lahmeren von mir draufgedrückt. "Solche Scherze machst du mal besser nicht, wenn ein scharfes Messer in meiner Nähe ist." Ich versuche bedrohlich auszusehen. Bei Meilo klappt das leider nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, denn er ist schon wieder nur am grinsen. "Du drohst mir?" "Vielleicht ..." Meilo greift sich eine Paprika und wäscht sie unter dem Wasserhahn ab, ehe er sich wieder mir zuwendet, die Paprika auf mein Schneidebrett legt und seinen Arm um meine Hüfte legt. "Dann bin ich ja froh, dass ich keine Affäre habe", gluckst er. "Na ja ... Genauer betrachtet bist du eigentlich meine Affäre." Das bringt mich zum lachen. Er hat recht! Ich bin seine Affäre. Er betrügt seine Plattenfirma mit mir. Zusammen fangen wir an, alles zu schnipseln und wüst in die Pfanne zu geben. Was dabei rauskommen wird, bleibt abzuwarten. Aber eigentlich ist das Endergebnis relativ egal. Der Moment zählt. Es ist das erste Mal, dass wie beide so etwas wie Normalität zusammen haben. Das stelle man sich mal vor! Noch nie haben wir einen ganz normalen Tag miteinander verbracht, geschweige denn mal gemeinsam gekocht. Allein dafür hat sich die lange Fahrt hier her schon gelohnt. Alltag mit Meilo. Jetzt kann ich es erst recht nicht mehr erwarten, mit ihm zusammenzuziehen. Wie sehr ich mich auf einen stinknormalen Morgen mit ihm freue! Kaffee kochen, Brötchen aufbacken, im Bad um einen guten Platz vorm Spiegel kämpfen. Gott! Gleich fange ich an zu sabbern! Am Ende unserer Kochaktion besteht unser Werk den Geschmackstest. Es schmeckt, und der Reis, den Meilo noch gefunden hat, rundet das wüst zusammengestellte Abendessen wunderbar ab. "Wollen wir draußen Essen? Auf der Veranda?", schlägt Meilo vor, als wir uns unsere Teller gefüllt haben. "Gerne. Aber wir nehmen lieber eine Decke mit." "Ist gut. Nimm du die Teller, ich hole eine Decke und lege nochmal Holz nach." "Aye Aye mein Kapitän!" Alles hinausgeschleppt, setze ich mich auf die Bank. Die Teller stelle ich auf einen Stuhl, der neben der Bank steht, und ziehe ihn so, dass wir bequem dran kommen. Es ist richtig frisch geworden. Hoffentlich kommt Meilo bald mit der Decke! "Hab ich einen Hunger!" Als hätte ich ihn gerufen. Meilo wirft mir die Decke zu und stellt eine Flasche Wasser auf die Bank. "Soll ich noch Gläser holen?" "Nö. Ich war schon immer ein Flaschenkind." "Das hatte ich schon irgendwie geahnt. So wie du saugen kannst ..." "Danke für die Blumen, mein Schatz." "Jeder Zeit wieder." Scherzbold! Meilo setzt sich neben mich. Ich wickle uns in die Decke ein und danach machen wir uns über unsere kulinarische Kreation her. "Wir ruhig es hier ist, nicht wahr? Echt der Wahnsinn." "Stimmt. Je dunkler es wird, desto ruhiger wird es." "Meinst du, hier gibt es Rehe und Wildschweine?" "Bestimmt." "Dann lass uns lieber wieder reingehen, bevor es ganz dunkel ist." Meilo schmunzelt. "Hast du etwa Angst?" "Vor wilden Tieren? Da fragst du noch?" "Die haben mehr Angst vor uns, als du vor denen. Die kommen uns schon nicht zu nahe." "Sagte Meilo der Tierflüsterer." Meilo wackelt mit seinen Augenbrauen und führt sich die Gabel zum Mund. "Du bist unmöglich", kichere ich. "Psssst! Sei still. Ich versuche Kontakt mit den Stechmücken aufzunehmen, damit sie uns in Ruhe lassen." "Gute Idee", pflichte ich ihm bei. "Sag ihnen bei Gelegenheit, dass sie mich ab heute an für immer in Ruhe lassen sollen." Diese Mistviecher! Die lieben mein Blut. Zum Glück ist das Blutsaugen bald vorbei, sobald es kälter wird. "Ich kann nur mit den Stechmücken vor Ort reden. Zuhause musst du das selbst übernehmen." Ich lasse die Gabel sinken und starre Meilo an, als hätte er sie nicht mehr alle. "Was?" Fragend guckt er mich an. "Nichts", winke ich grinsend ab. "Iss endlich. Sonst wird es noch kalt." Höre ich mich gerade an wie meine Mutter? Zu meiner Freude lässt er das Thema Tierkommunikation bleiben, sodass wir in aller Ruhe aufessen können. Danach kuschle ich mich an meinen Freund und ziehe die Decke bis hoch zu meinem Kinn. Nach und nach fallen mir die Augen zu. Wie gemütlich, wenn auch leicht frostig. Meilos Finger kraulen sanft meinen Nacken. Seine andere hat unter der Decke meine gesucht und ihre Finger mit den meinen verschränkt. So könnte es doch für immer sein ... "Meilo?" "Hm?" Er hört sich auch leicht verpennt an. "Was hältst du davon, wenn wir jetzt unsere Handys im Wald verbuddeln und für immer hier blieben. Hier findet uns niemand." Ich höre Meilo leise lachen. "Und von was leben wir?" "Die nette Frau Vermieterin bringt uns doch bestimmt genug zu Essen." "Und mit was bezahlen wir sie?" "Mit Luft und Liebe", seufze ich. "Gut. Ich gebe ihr Luft und du kümmerst dich um die Liebe." "Pfffft!" Lachend hebe ich meinen Kopf an und öffne die Augen. "Wir könnten sie zuschauen lassen." "Alles, nur das nicht!" "Warum? Wir hätten doppelt gewonnen." Meilo senkt den Kopf und legt seine Stirn gegen meine. "Sie würde dich nackt sehen." "Und?" "Ich will nicht, dass sie, oder irgendein anderer Mensch dich nackt sieht." Mein Bauch fängt an zu kribbeln. "Du bist ganz schön besitzergreifend, kann das sein?" "Warum glaubst du, markiere ich jedes Mal deinen Körper, hm?" "Wenn das so ist ...", antworte ich, löse meine Hand aus seiner und zupfe den Kragen seines Hemdes nach unten. "Alles meins!" Knutschflecken ahoi! Meilo lacht und drückt seine Lippen auf meinen Hinterkopf. "Lass uns drinnen weitermachen", flüstert er nach einer Weile. Seine Stimme ist ganz rau und nach einer näheren Prüfung finde ich auch den Grund dafür. Wie kann ein Kerl nur dermaßen bei Knutschflecken abgehen? Wir raffen unseren Kram zusammen, legen ihn einfach in die Küche und machen uns auf den Weg nach oben. "Ist hier das Schlafzimmer?", frage ich ihn. "Nein. Das Bad." Gut zu wissen. Aber ... "Und wo schlafen wir? Doch nicht auf der Couch?" Bitte nicht! "Nein", schmunzelt mein Schatz. "Das Schlafzimmer ist noch eine Etage höher." Er deutet auf eine Mischung aus Leiter und Treppe, die in einem kleinen viereckigen Durchgang endet. Zum Glück gibt es einen Handlauf, und es ist nicht allzu hoch, denn sonst sähe es schlecht für mich aus, dort hinauf zu kommen. Nicht mit meiner leichten Höhenangst. "Ist ja wie in einem Abenteuerurlaub hier." Prüfend rüttle ich am Handlauf. Sieht stabil aus. "Warte es ab. Es wird noch abenteuerlicher, wenn ich dich aus deinen Kleidern befreie." "Dann nichts wie hoch!" Aber schnell, Höhenangst hin oder her! Ich lasse Meilo den Vortritt, denn was gibt es schöneres, als den Knackpo seines Freundes vor sich zu haben, wie er sich an einer Leiter emporarbeitet? Als mein Meilolein oben ist, reicht er mir helfend die Hand und zieht mich ebenfalls hoch. "Wie putzig", lache ich. "Das ist ja ein Minischlafzimmer!" "Aber völlig ausreichend, findest du nicht?" "Doch. Das reicht allemal." Vor allem, weil wir sicher nicht viel Platz brauchen werden, wenn wir ineinander verschlungen auf dem Bett liegen. Obwohl ... Bett ist vielleicht zu viel gesagt. Hier, direkt unter dem Giebel, kann man nur in der Mitte aufrecht stehen. Das Bett, das viel mehr eine dicke Matratze ist, die am linken Ende des Raumes unter einem kleinen Fenster auf dem Boden liegt, ist gerade lang genug, dass wir darauf Platz finden dürften. Dafür ist sie aber schön breit. Nichtsdestotrotz sieht es richtig gemütlich aus. Kissen liegen parat und auch eine kuschelige Decke. Alles da, was man braucht. Inklusive Meilo, der sich just in diesem Moment das Oberteil vom Oberkörper streift, und dabei das absolute Highlight in diesem Raum ist. Nein. Mehr brauche ich wirklich nicht. ****** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)