My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 04 - Lauwarmer Schokopudding -------------------------------------- Wahrscheinlich haben die Meisten von euch gestern Abend vor dem Fernseher gesessen und bestürzt die furchtbaren Geschehnisse in München verfolgt. Ich saß gerade am Laptop, als das TV-Programm unterbrochen wurde. Bestimmt sind auch einige unter euch aus München oder aus der Region, haben Verwandte oder Freunde dort. Meine Gedanken sind bei euch, und ich hoffe, dass es euch allen gut geht. Ich bin immer ganz schlecht darin, mich zu solchen Horrormeldungen, die seit Wochen gar nicht mehr scheinen aufhören zu wollen, zu äußern. Es ist einfach furchtbar und mir fehlen regelrecht die Worte. Mehr will ich dazu auch gar nicht schreiben, denn ich glaube, wir denken alle ähnlich über diese fürchterliche Tat. Trotzdem wünsche ich euch allen ein schönes, und vor allem ruhiges, Wochenende. Eure Stephanie Love bite 04 - Lauwarmer Schokopudding Echt gruselig. Richtig twililghtzonemäßig. Anderseits ist es auch sehr angenehm. Es ist mal etwas völlig anderes, etwas Neues. Ja, daran könnte ich mich sogar gewöhnen, wenn es eben nicht so crazy wäre. "Möchtest du noch ein Brötchen? Ich kann noch welche aufbacken?" Ich sag's doch! Völlig crazy! "Nein danke." "Wirklich! Das geht ganz schnell." "Bin satt." Ich lächle meine Schwester dünn an und streichle mir den Bauch, um ihr zu zeigen, dass ich wirklich satt und gemästet bin. "Okay. Dann räume ich deinen Teller mal weg." "Danke ..." Zack, mein Teller wandert in die Spülmaschine. Wie zuvorkommend meine kleine Schwester Nicole doch sein kann. An was das nur liegt? Zufällig hat ihr nettes Verhalten mir gegenüber genau zu dem Zeitpunkt angefangen, an dem die Konzertkarten eingetrudelt sind. Muss ich noch extra erwähnen, dass sie die Dinger wie einen Schatz in ihrem Keith Kandyce vollgestopften Zimmer ausgestellt hat? "Du Niclas, sag mal ... Wann fahren wir noch mal los zum Konzert?" "Um achtzehn Uhr", wiederhole ich schon zum millionsten Mal seit den letzten fünf Tagen. Nicole kennt kein anderes Thema mehr. "Dann sage ich den Mädels besser, dass sie zuerst zu uns kommen sollen. So um fünf, nur um sicher zu gehen." "Tu das." 'Die Mädels', das sind Nicoles drei besten Freundinnen, die mit uns zum Konzert fahren. Die vier hängen ständig zusammen, kichern, tuscheln, kreischen und beschallen das Haus mit Keith Kandyce Katzenjammermusik. Apropos. Es wundert mich, dass sie noch gar nicht hier sind. Vorgestern war eine von ihnen schon vor dem Frühstück hier und kaum waren sie in Nicoles Zimmer verschwunden, ging es auch schon los. Grauenhaft, sage ich euch! "Wenn du den Tisch abräumst, haue ich mich vor meinen Laptop." Ich stehe vom Küchentisch auf und schiebe den Stuhl zurecht. "Klar. Mach nur!", lacht mich meine Schwester an. Mich überlaufen eiskalte Schauer. Auch wenn es mir ganz gut gefällt, ist es doch echt unheimlich, sie so nett zu erleben. In meinem Zimmer atme ich erst mal tief durch. Eine dauerglückliche Schwester ist echt seltsam. Bin ja mal gespannt, ob sie nach dem Konzert weiterhin so nett zu mir ist. Wetten dürfen noch angenommen werden. Als ich wieder an meinem Schreibtisch sitze und den Laptop hochfahren lasse, habe ich meine kleine Schwester beinahe wieder vergessen, und tüftle gedanklich schon an einer Codefolge. Ich bin voll in meinem Element und will endlich loslegen, da fällt mir mein blinkendes Handy auf. Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. Noch eine Wette gefällig? Ich setze mein gesamtes Vermögen darauf, dass es Meilo ist, der mein Mobiltelefon freudig blinken lässt. Ein kurzer Blick genügt. Wette gewonnen! *Guten Morgen. Schon wach? ;-)* Ich schaue auf die Eingangsuhrzeit der SMS. Sie ist erst vor fünf Minuten angekommen. Anstatt Meilo eine Antwort SMS zu schreiben, rufe ich ihn ungeduldig zurück. Nach zwei mal klingeln geht er schon ran. "Bin wach", spreche ich ins Handy und grinse dabei wie ein debiler Schönwetterfrosch. /Wird ja auch mal Zeit/, lacht Meilo. Hey! "Was soll denn das jetzt heißen? Ich habe sogar schon fürstlich gefrühstückt." /Wow! Und das um halb zehn. Hat dich die Vormittagssonne wach geküsst?/ "Ganz schön frech heute, mein Lieber." Ich grinse in mich hinein und lehne mich weiter zurück. Der Stuhl knarrt dabei leise. /Ich bin niemals frech. Das bildest du dir ein./ Wer das glaubt wird selig. /Hast du Zeit zum Quatschen?/ Ich schiele auf den Bildschirm meines Laptops. Wieso eigentlich nicht? Ich hab ja noch nicht angefangen. "Habe ich. Aber hast du überhaupt welche?" /Ja. Einer meiner Termine ist abgesagt worden. Ich habe den ganzen Vormittag frei./ Mein Herz schlägt schneller, als ich das höre. Weil er ständig so viel zu tun hat, haben wir meist nur wenige Minuten zum Telefonieren, außer das eine Mal vorgestern, wo wir uns bis in die frühen Morgenstunden sehr intensiv und lange miteinander unterhalten haben, doch ansonsten blieben uns bis jetzt nur die kurzen Telefonate zwischen seinen Terminen. Das haben wir in den letzten fünf Tagen zwar oft getan, aber immer, wenn wir ganz vertieft in unser Telefonat waren, mussten wir Schluss machen. Nun ja, und es gab das letzte Mal etwas ganz Besonderes, wobei wir unterbrochen worden sind ... /Wollen wir da weiter machen, wo wir gestern Mittag aufgehört haben?/ Hat er meine Gedanken gelesen? "Gerne", flüstere ich mit rauer Stimme und stehe auf. "Wo genau sind wir noch mal stehen geblieben?" Ein leises Klicken, und meine Zimmertür ist abgeschlossen. Nicole wollte zwar gleich weg und meine Eltern sind nicht da, doch sicher ist sicher. Ich will ganz bestimmt nicht erwischt werden, wenn ich mit Meilo 'telefoniere'. /Ich hatte dich gefragt, wo deine Hand ist./ In meinem Schoß beginnt es zu pochen, als ich mich an das gestrige Telefonat mit Meilo zurückerinnere. Zu Anfang war ich zugegebenermaßen leicht erschrocken, als sich unser Gespräch in diese eindeutige Richtung entwickelt hatte. Erschrocken, aber auch mächtig aufgeregt. So etwas habe ich bis Dato noch nie gemacht. Jedenfalls nicht am Telefon. 'Warum nicht?', dachte ich mir und harrte der aufregenden Dinge, die da auf mich zukommen würden. Doch alles was auf mich zukam, war ein abrupter Abbruch unseres Telefonats, weil Meilo anscheinend einen Termin verschwitzt hatte und eilig auflegen musste. /Und? Wo hast du sie?/, holt mich Meilo ins Hier und Jetzt zurück. "Bis jetzt noch am Schlüssel meiner Zimmertür", gluckse ich und beeile mich, zum Bett zu kommen. /Ist der Schlüssel in deiner Hand auch schön hart?/ Ich bleibe stehen und halte die Luft an. Keinen Schimmer, ob ich jetzt lachen oder darauf antworten soll. So wie er diesen Satz eben gehaucht hat, würde ich gerne was ganz anderes machen. Nämlich durch mein Handy kriechen, und mit den Telefonsignalen zu ihm schweben. /Nic? … Noch da, oder bist du zu sehr mit deinem Schlüssel beschäftigt? Soll ich lieber auflegen?/ Er lacht! "Du Vollpfosten!", mekere ich ihn an, grinse jedoch selbst dabei. /War doch bloß eine Frage./ "Sehr witzig, mein Lieber", brumme ich und werfe mich aufs Bett. "Können wir jetzt weiter machen?" Meilo kichert noch immer. /Huh! Telefonsex unter Druck? Du schaffst mich, Sweety./ Ich muss mir auf die Zunge beißen. Seit vorgestern nennt er mich so. Sweety. Manchmal auch Sweetheart. Fragt mich bitte nicht, ob mir das gefallen soll, oder nicht. Ich bin hin- und hergerissen. Genau wie meine Gefühle, die jedes Mal total verrückt spielen, wenn ich auch nur an Meilo denke. /Nic? Wo hast du deine Hand?/ Ich schlucke und schaue an mir hinab. Meine Hand ruht brav auf dem Bauch. Die Finger haben sich in mein Shirt geklammert. "Wo hättest du sie denn gerne?", stelle ich die Gegenfrage. /Am liebsten auf mir, aber das wird schwierig, glaube ich./ Mein Herz zerschlägt beinahe die Rippen, die es krampfhaft versuchen im Zaum zu halten. "Glaube ich auch", krächze ich und löse die Finger aus meinem Shirt. "Wenn ich jetzt bei dir wäre, würde ich meine Hand unter dein Shirt schieben und deine warme Haut streicheln." Mit geschlossenen Augen stelle ich mir genau das vor und schlüpfe in Ermangelung an Meilos Körper unter mein Oberteil. /Das geht leider nicht Sweety./ Blubb! Geplatzt ist meine Fantasie. Zurück bleibt bloß ein armer Tropf, der sich selbst befummelt. "Wieso?" Muss er doch weg? Hat er nicht gesagt, er hätte keinen Termin heute Vormittag? /Weil ich schon nackt bin/, wispert er verrucht in mein Ohr, und ich schwöre, ich kann plötzlich seinen heißen Atem an meinem Nacken spüren. Mir entkommt ein leises Keuchen gefolgt von einem ungeduldigen "Warte kurz." Meine Finger sind ganz feucht, als ich den Lautsprecher des Handys anschalte und mich eilig ausziehe. "Ich bin auch nackt", schnaufe ich schließlich. /Och schade./ Hä?! /Ich wollte das doch machen./ Ich verdrehe die Augen und lasse mich neben das Handy auf das Kopfkissen fallen. "Das kannst du machen, wenn du bei mir bist." Hoffentlich vergeht die Zeit bis dahin ganz schnell! /Da werde ich ganz andere Sachen mit dir anstellen, Sweety./ Gott! Warum sagt er das jetzt? Ich halte es so schon kaum aus, bis zu unserem Treffen. "Ich wünschte, du wärst jetzt hier", gestehe ich ihm leise, was mir noch nicht mal etwas ausmacht. Dank unseren Telefonaten habe ich das Gefühl, Meilo schon viel länger und besser zu kennen, als ich es eigentlich tue. Ich will ihn so oft es geht sehen, und ich weiß auch, dass er das Selbe möchte. Er hält mich nicht einfach nur 'warm', damit er Ablenkung hat, wenn er mal wieder in der Gegend ist. Das verraten mir die unzähligen Telefonate, die wir in den wenigen Tagen schon miteinander geführt haben. Man fragt denjenigen, den man bloß für das Eine will, keine privaten Dinge. Das tut man nur, wenn man an dem anderen interessiert ist. Und verdammt! Es macht mich jede Sekunde glücklicher, dass Interesse für mich hat! /Du ahnst gar nicht, wie gerne ich das jetzt wäre/, wispert Meilos Stimme aus den Lautsprechern. Oh doch mein Lieber. Ich ahne es. Viel zu gut … Mir geht es doch genauso. Ich drehe mich auf die Seite und schaue das Handy an. Dieses kleine Ding, das anstelle von Meilo neben mir liegt. Mistding! /Fass mich an Nic/, höre ich erneut Meilos Stimme aus ihm heraus seufzen. "Und wo soll ich dich berühren?" /Überall./ Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. Wie soll denn das gehen? Ich überlege kurz und krame meine Bettdecke heran, die ich mir zwischen die Beine klemme. "Stell dir vor, wie ich neben dir liege. Ich ziehe dich zu mir heran, berühre deine warme Haut und küsse dich", flüstere ich und schließe die Augen. Mir vorzustellen, die Decke sei mein süßer Meilo, fällt mir erst noch schwer (so bauschig und knisternd ist Meilo ganz eindeutig nicht!), aber die Hand in meinem Schritt, Meilos schnelle Atemgeräusche, und der Wunsch, den Meilo aus Fleisch und Blut bei mir zu haben, lenken mich recht schnell von dieser Tatsache ab und lassen mich die traurige Wahrheit vergessen. "Ich reibe mich an dir und küsse deinen Hals." Meilo stöhnt leise. "Deine Haut wird feucht unter meinen Lippen und ich atme tief deinen Duft ein." Klingt das kitschig? Ach, scheiß drauf! /Uhmm … Und ich streichle über deinen Hintern … immer tiefer./ "Wie tief?", frage ich ihn atemlos und lasse meine Hand tiefer rutschen. Meilo lacht heiser. /Wie tief hättest du es denn gerne?/ "Überrasch mich." Am anderen Ende höre ich eine Art feuchtes Ploppen. Ich lege meine Stirn in Falten, lasse die Augen jedoch weiterhin geschlossen. Nicht, dass meine Traumblase schon wieder platzt. "Meilo?" /Hm?/ "Was war das?" /Was wohl? Ich habe meinen Finger angefeuchtet./ Lachend schmiege ich mein Gesicht ins Kissen. "Für mich?" /Natürlich! Mach es mir nach./ Wenn er unbedingt will. Ich rede mir einfach ein, es wäre sein Finger, an dem ich hingebungsvoll herumlutsche. Oder etwas anderes … etwas größeres ... "Und nun?" /Muss ich dir das wirklich erklären?/ "Hmm … Eher nicht, aber beschreibe es mir lieber." Ganz, ganz deutlich. /Nur, wenn du meinen Worten Taten folgen lässt/, gluckst er und seufzt mir so verflucht scharf ins Ohr, dass mich eine Gänsehaut überfliegt. "Okay." /Gut. Fühlst du meine Hand?/ "Ganz deutlich." Eingeklemmt zwischen Bettdecke und mir. Ach nee! Die Bettdecke ist ja Meilo. /Fühlst du auch meinen Finger? Wie er zwischen deinen Po taucht und dort über die kleine Vertiefung kitzelt?/ Mir entschlüpft ein Stöhnen, als ich genau das mache, was Meilo mir beschreibt. /Ich umkreise die kleine Vertiefung ein paar Mal und dringe anschließend ganz langsam in dich ein./ "Hnn..." Ich halte die Luft an, als ich den leichten Druck merke und mir dabei Meilo vorstelle. /Vorsichtig bewege ich ihn in dir und fülle deine heiße Enge aus./ Ich folge Meilos Anweisungen und schiebe meinen Finger immer tiefer, so tief, bis es nicht mehr geht. Ich krümme ihn und … "AHH!" Ich beiße ins Kopfkissen und versuche leise zu sein. Ein brennendes Ziehen jagt von meinem Schoß direkt in den Bauch. Mein Becken schnellt nach vorn und ich keuche kehlig auf. /Nicht so schnell/, säuselt Meilo. "Das … sagst du so leicht." Kribbelnde Armeisenfüßchen vergnügen sich in meinem Schoß. /Dann lass du doch mal was von dir hören. Ich will auch meinen Spaß./ Ich kichere abgehackt, gleite wieder aus mir und fasse dafür meine erwachte Erregung an. "Leg dich auf den Rücken", weise ich ihn an und rutsche dichter ans Handy, damit er mich auch gut verstehen kann. "Hast du deine Augen geschlossen?" /Habe ich./ Ich atme einige Male ein und schaffe ein neues Bild in meiner Fantasie. "Stell dir vor, wie ich mich über dich beuge und kleine Küsse auf deinem Hals und deinem Schlüsselbein verteile." Meilo schnurrt leise. Sehr gut. "Ich arbeite mich immer tiefer vor und stoppe an deiner linken Brustwarze." /Oh ja .../ "Meine Zunge kreist um sie herum und dann fange ich an, leicht an ihr zu knabbern." Der Gedanke macht mich selbst wieder total scharf. Ein sich windender Meilo unter mir und seine harte Knospe reckt sich mir rosig entgegen. Das würde ich zu gern in der Realität ausprobieren. "Meine Hände streicheln an deinen Seiten entlang, wandern über deine Hüftknochen zu deiner Körpermitte." Meilo entkommt ein dunkles Knurren. Das bringt Erinnerungen zurück ... "Hauchzart reibe ich an deinem Schaft entlang und" /Nimm ihn fester!/ Wer ist jetzt zu vorschnell? Aber ich kann es ihm nicht verübeln. Wobei … "Ich soll dich also schnell zum Ende bringen?" Gespannt warte ich auf seine Antwort. /Ja ... Nein!/ "Nicht?" Ich kann nicht aufhören zu grinsen. Das Meilo meinetwegen so scharf ist, lässt mein Herz höher schlagen. "Dann lass jetzt doch mal wieder was von dir hören, bevor es völlig mit dir durchgeht und ich solo weitermachen muss", seufze ich möglichst sexy in das Handy. Was er kann, kann ich schon lange. Es wird kurz still und ich schwöre, ich höre ein unzufriedenes Murmeln von Meilos Seite. Ein Rascheln und Knistern dann /Ich lege meine Hände auf deine Schulter und schubse dich von mir weg./ Was? "Hey! Nicht so grob, wenn ich bitten darf!" Meilo lacht auf. /Das hast du verdient./ "Tsss!" /Och, nicht schmollen …/ Ob ich auflegen soll? Besser nicht. Damit bestrafe ich nicht nur ihn, sondern auch mich selbst. "Tu ich aber", grummle ich. /Oh je. Was machen wir denn da?/ Auflegen, anziehen, ins Auto steigen und auf halben Weg treffen wir uns. Und ich schwöre, egal wo das ist, ich werde sofort über ihn herfallen. /Sanft gleitet meine Hand über deinen Oberkörper/, säuselt Meilo beschwichtigend. "Und dann?" /Dann lasse ich dich wieder los und rutsche ein Stück von dir weg./ Öhm … /Mit meinem Zeigefinger winke ich dich zu mir./ "Meinst du, darauf falle ich jetzt rein?" /Du willst nicht?/ "Ich schon, aber was ist mit dir?" Hinterher werde ich wieder von seinem imaginären Luxuskörper verwiesen. Wenn er jetzt leibhaftig bei mir wäre, oh dann Gnade ihm Gott! /Nic? Komm schon her!/ "Na schön. Wenn du mich so nett bittest." Wir lachen beide, ehe die Stimmung erneut umschwenkt. Es knistert in der Luft, und dass, obwohl wir so weit voneinander getrennt sind. /Ich lege meine Arme um dich und ziehe dich ganz auf mich/, fährt Meilo fort. /Dein Gewicht drückt mich in die Matratze./ Mit der Decke, die noch immer zwischen meinen Beinen klemmt, rolle ich in Bauchlage und begrabe meinen Decken-Meilo unter mir. /Spürst du mich?/ "Ja", japse ich gegen den Stoff meines Kopfkissens. "Du mich auch?" /Tue ich./ Vor meinem geistigen Auge sehe ich Meilo unter mir liegen. Seine Lippen sind leicht geöffnet und sein Gesicht ist gerötet. /Ich will dich noch mehr spüren, Sweety./ Ich umfasse mein Glied. "Wie willst du mich spüren?", frage ich keuchend und reibe mich selbst. /In mir./ Mein Becken schnellt nach vorn und als hätte Meilo es tatsächlich gespürt, stöhnt er laut auf. /Nimm mich Nic!/ Mein Denken setzt aus und mich durchströmt heiße Lust. Ich ziehe die Beine an, sodass ich mehr Bewegungsfreiheit bekomme, und umfasse meinen Schwanz fester. "Hahhh ... Meilo!" In meiner Fantasie ist es nicht meine Hand, dich mich fest umschließt, sondern Meilos Enge, die mich ungeduldig empfängt. /Schneller!/ "Ja!" Mein Becken schnellt vor und zurück und reibt dabei an der Bettdecke entlang. Ich höre Meilo immer wieder laut stöhnen und meinen Namen rufen. Das macht mich so was von an! Wie gern würde ich jetzt meinen Mund auf seinen pressen! Auf seinen wundervollen Mund … Ihn mit meiner Zunge penetrieren, während ich das Selbe mit seinem Hintern mache. Ich reibe mich schneller, drücke das Gesicht ins Kissen und gebe mich meiner berauschenden Lust hin. /Nic … Oh Nic … gleich!/ "Meilo …" /Ohhhh … Sweety!/ Ich beiße ins Kissen, damit ich nicht das ganze Haus zusammenschreie. Mein knurrender Aufschrei wird nicht ganz davon gedämpft, aber es reicht hoffentlich. Nicht auszudenken, wenn meine Schwester mich hören würde! Allerdings lässt mich Meilos Stöhnen und Japsen meine Schwester ganz schnell wieder vergessen. Er hört sich so heiß an! Die Wogen meines Höhepunktes klingen schnell ab. Es ist eben doch was anderes, wenn man dabei alleine ist. Alles kann die Fantasie eben nicht ersetzen. Ich rolle mich auf den Bauch, weil ich nicht länger auf meiner besudelten Decke liegen möchte, und höre Meilos lautes Schnaufen. /Noch ... da?/, fragt er mich abgehackt. "Ja ... Ich brauche nur etwas Luft." Meilo lacht, ich ebenfalls, doch meine gute Laune hält nicht lange an. "Oh Mann!" /Was denn?/ "Nach dem Höhepunkt, kommt der Fall." Meilo sagt nichts, ich höre ihn noch nicht mal mehr atmen. "Bist du noch da?", frage diesmal ich und angle nach dem Handy. /Ja/, murmelt er. Es raschelt leise. Anscheinend deckt er sich zu. Gute Idee. Es wird langsam kühl. /Fühlt sich wirklich scheiße an, so allein im Bett, nachdem .../ "Ja", unterbreche ich ihn und ziehe die Bettdecke bis zum Kinn hoch. Meine Laune sinkt noch tiefer. Ich vermisse Meilos Nähe. Das wird mir mit jedem Tag bewusster. /Kuscheln nach dem Sex wird echt unterschätzt./ Amen! "Das holen wir nach." /Aber so was von!/, verspricht er mir. Wir reden noch ein paar Minuten miteinander, bis sich Meilo entschuldigt, er wolle duschen. Ich bin ihm nicht böse. Mir ist es ebenfalls unangenehm, in meiner klebrigen Bettdecke zu liegen. /Ich rufe dich nachher noch mal an./ "Gerne. Bis dann." /Tschau. Und danke für das anregende Telefonat./ "Ich habe ebenfalls zu danken", grinse ich und lege das Handy weg, nachdem Meilo aufgelegt hat. Sein Lachen hallt in mir nach. "Oh Shit", flüstere ich und starre an meine Zimmerdecke. "Shit, shit, shit." Ich reibe mir über den Bauch. Darin tut sich was. Und dieses etwas fühlt sich verdammt nach diesem etwas an, dass daran schuld ist, dass ich Meilo so sehr vermisse. "Was hast du bloß mit mir angestellt, Meilo?" Und vor allem: Wie hast du das so schnell hinbekommen? *** Frisch geduscht haue ich mich mit einer eiskalten Dose Cola vor die Glotze. Ans Programmieren ist heute nicht mehr zu denken. Meilo kreist durch meinen Kopf, wie ein Schwarm laut schreiender Krähen um ihre Nester. Hierzu muss ich erklären, ich mag Krähen. Ich mag mich nur noch nicht richtig an das Wort mit den fünf Buchstaben gewöhnen, dass diese Krähen mir zuschreien. Und es fängt nicht mit K an, sondern mit dem darauffolgenden Buchstaben. Dieses Wort, das schon seit unserem ersten längeren Telefonat in meinem Verstand aufleuchtet, in meiner Brust dicke Wurzeln geschlagen, und in meinem Bauch kitzelnde Blüten gebildet hat. Langsam kann ich es nicht mehr verleugnen, obwohl das mein Verstand nur zu gerne würde. Ich mag Meilo viel mehr, als es für eine kurze Bekanntschaft üblich sein sollte. Ich glaube, ich fange tatsächlich an, mich in ihn zu verlieben, was verrückt ist, wenn man bedenkt, dass wir uns noch gar nicht lange kennen und erst einmal begegnet sind. Ich schlucke hastig die Cola in meinem Mund runter, wovon ich leise aufstoßen muss. Geht das überhaupt? Nicht das Aufstoßen, ich meine, geht es, dass ich mich wirklich wieder so schnell in jemanden verlieben kann? Vor allem so schnell nach meiner zerbrochenen Beziehung mit Kilian? So sehr ich es immer wieder durchgehe, es regelrecht zerdenke, ich muss nur an Meilos Lächeln denken, an seine grünen Augen, und ich weiß, dass ich mein Herz schon längst an ihn verloren habe. Es fühlt sich einfach alles danach an. Das Ziehen in meinen Eingeweiden, die Sehnsucht nach dem nächsten Telefonat mit ihm, seine Stimme zu hören, mal ganz abgesehen von der Unruhe in mir, bis endlich der Tag herangerückt ist, an dem wir uns wiedersehen. Ich will bei ihm sein ... Seufzend plumpse ich gegen die Rückenlehne des Sofas und starre auf den Bildschirm vor mir, obwohl ich von dem Programm gar nichts mitbekomme. Wenigstens muss ich wegen meiner so verdammt schnell neu entflammten Gefühle keine Gewissensbisse haben. Woher auch? Kilian hat schließlich zuerst einen neuen Kerl angeschleppt. Also, wieso habe ich dann dieses leicht ungute Gefühl in mir? 'Weil du Meilo bis jetzt nur ein mal getroffen hast', meldet sich die kleine Stimme der Vernunft in mir. Ja, wahrscheinlich liegt es daran. Und auch die Tatsache, dass wir uns am Telefon gut verstehen, mehr als gut, ändert nichts daran. Ein totales Gefühlschaos! Vielleicht lichtet sich das Chaos ja, wenn wir uns wiedersehen. Eventuell sehe ich dann endlich klarer. Wie dem auch sei, das Kribbeln in meinen Bauch, das ich bekomme, wenn ich an Meilo denke, ist gewichtiger, als all die Bedenken. Und das ist alles was zählt, wenngleich ein Knackpunkt noch bleibt: Bin ich schon bereit, mich wieder auf jemanden einzulassen? Mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie Meilo dazu stehen würde, wenn er von meinen Gefühlen erfährt. 'Auf neuen Liebeskummer habe ich echt keinen Bock mehr.' Definitiv nicht. Ich sollte den Ball vielleicht erst mal flach halten und abwarten, was Meilo tun wird, und es einfach auf mich zukommen lassen. Da ich finde, dass das eine sehr vernünftige Lösung ist, versuche ich mich zu entspannen. Diese Entscheidungen soll der Zukunfts-Niclas treffen. Ich trinke die Coladose leer und stelle sie vor mir auf den Couchtisch. In der Glotze kommt nichts, was mir auf Anhieb gefällt, deshalb schalte ich ihn aus und das Radio an. Gemütlich lehne ich mich wieder zurück, schwinge die Beine auf die Sitzfläche und höre der Musik zu. Mama stellt immer irgendwelche Oldie-Sender ein, aber der Song, der gerade läuft, ist gar nicht schlecht. Die Fünfziger hatten was. Mein Fuß wippt im Takt des Rhythmus mit. Insgeheim zähle ich die Tage, die ich noch ohne Meilo hinter mich bringen muss. Es sind eindeutig noch viel zu viele. Ich starre verdrossen gegen die Zimmerdecke und schlucke die aufkeimende Wehmut runter. Solch eine starke Sehnsucht nach einem anderen Menschen habe ich bisher noch nie empfunden! Ich schäme mich fast, es zuzugeben, aber mein Bauch spielt verrückt, ebenso mein Herzlein, das sich so anfühlt, als bestünde es aus flauschiger Watte. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, ich brüte irgendeine seltsame Erkältung aus, aber mitnichten. Ich bin Meilo-fiziert. Ein heimtückischer Virus der großen L-Familie, der sich in einem niederlässt und sich in Windeseile vermehrt. 'Jetzt drehe ich wirklich durch.' Ich seufze, seufze noch ein weiteres Mal und kratze mich am Kinn. Im Radio beginnt eine alte Liebesschnulze. Genau das, was mir zu meinem Kummer noch fehlt! Ich schalte das Radio wieder aus. Natürlich hätte ich auch einen anderen Sender suchen können, aber nach Musik ist mir jetzt auch nicht mehr. Und jetzt? Kein TV, kein Radio, kein Programmieren. Keine Lust zu irgendwas. 'Ich habe Liebeskummer', flüstert mir eine hinterlistige Stimme ins Hirn. "Das habe ich nicht", rede ich mir ein, doch so sehr man es auch versucht, man kann sich nicht selbst belügen. Eigentlich dachte ich, das mit den Herzschmerzen wäre endlich vorbei. Kilian war größtenteils aus meinem Kopf und aus meinem Herzen, von kleineren Rückschlägen mal abgesehen, doch jetzt ist beides wieder besetzt. Aber einen Unterschied gibt es zum Glück. Einen entscheidenden. Im Gegensatz zu Kilian, will Meilo mich wenigstens wiedersehen. "Das ist doch schon mal was", murmle ich und stehe schwungvoll auf. In solchen Momenten geht doch nichts über einen Schokopudding! Topf auf den Herd, Milch abmessen und hinein damit, warten bis sie kocht. In der Zwischenzeit das Puddingpulver mit etwas Milch und Zucker anrühren und heimlich davon naschen, obwohl Mama immer sagt, das gibt Bauchschmerzen. Bis jetzt hatte ich noch nie welche, und ich muss es wissen, so oft, wie ich mir in meinem Leben schon Pudding aus dem Tütchen gemacht habe. In Fertiggerichte zubereiten bin ich unschlagbar. Als die Milch soweit ist, rühre ich die dickflüssige Puddingsoße hinein und lasse alles noch einmal aufkochen, ehe ich alles zum Abkühlen in eine Schüssel gebe. Doch bevor alles abkühlen kann, genehmige ich mir ein kleines Schüsselchen. Warm schmeckt der Pudding immer noch am besten. Ich schiebe mir Löffel um Löffel in den Mund und denke an nichts Böses, als die Türglocke mir den Hochgenuss versaut. "Öhhhh!" Gönnt mir denn keiner was? Doch vor der Haustür dann die Überraschung. "Ingo?!" Ich mache große Augen. "Nic!" Ein breit grinsender Ingo steht vor mir und breitet seine Arme aus. "Was machst du denn hier?", frage ich ihn erfreut und drücke ihn an mich. "Ich dachte, du bist noch bis nächste Woche unterwegs." "Bin eher zurückgekommen. Rahmenbruch." Er schaut an sich runter. Sein Fuß ist eingegipst und er stützt sich auf Krücken. "Und meinen Fuß hat es auch erwischt." "Ach du Scheiße!" "Halb so schlimm", lacht er. Na da bin ich aber anderer Meinung! "Komm schon rein und setz dich." Ich dirigiere Ingo ins Wohnzimmer. Ingo habe ich erst vor zwei Jahren kennengelernt, aber er ist einer meiner engsten Freunde geworden. "Los erzählt! Wie ist das passiert?" "Mein Bike hat's zerfetzt." "Shit! Ist dir sonst noch was passiert?" "Eine Rippenprellung und eine leichte Gehirnerschütterung, sonst nichts. Mein Helm hat das Meiste abbekommen." Ich bekomme einen riesigen Schrecken. "Guck nicht so. Mir geht es gut." "Du sollst doch aufpassen bei diesen Rennen!" So ein Idiot! "Du hörst dich an wie Ed. Der hat mich vielleicht zusammengefaltet." "Richtig so!" Ed, der Mechaniker von gegenüber, ist Ingos Partner. Bei ihm habe ich Ingo auch das erste Mal getroffen. Wir waren uns nicht gleich sympathisch, aber wir merkten schnell, dass wir im Endeffekt auf einer Welle liegen. Im Nachhinein war unser Kennenlernen das Beste, was mir passieren konnte. Als Kilian und ich uns getrennt haben, hielt ich auch Abstand von unseren gemeinsamen Freunden. Tue es immer noch, wohlgemerkt. Ich hatte Angst, dass auch sie mich fallen lassen, und zu Kilian halten. Ein Paar von ihnen haben sich hinterher zwar bei mir gemeldet, aber ich war es leid, mich ihnen erklären zu müssen. Ganz anders bei Ingo. Da Ingo und Kilian sich noch nie hatten riechen können, war er meine erste Anlaufstelle, um mich auszuheulen. Leider ist Ingo viel unterwegs. Er nimmt an Rallyes teil, die er mit seinem Motorrad bestreitet und ist deshalb oft nicht da. "Dafür, dass Ed mich so angemotzt hat, betüddelt er mich nach Strich und Faden. Hätte ich das nur eher gewusst …" Ingo grinst dreckig. "Ich will keine Details hören", sage ich und schüttle den Kopf. "Keine Sorge. Ed würde mich umbringen." Ja, ja. Der gute, alte, verklemmte Ed. Mich wundert es ja, dass er so offen mit seiner Beziehung umgeht. Früher versteckte er seine Gefühle und sein Selbst. Ich bekam es selbst nur durch Zufall heraus, weil er mich mal versucht hat anzumachen. Zu seiner Verteidigung, er war dabei sturzbetrunken gewesen, sonst hätte er es auch sicher nicht versucht. Doch bevor überhaupt was zwischen uns passieren konnte, hing er schluchzend in meinen Armen und gestand mir, dass er schwul ist. 'Das macht doch nichts', hatte ich versucht, ihn unbeholfen zu trösten. 'Das bin ich doch auch.' Rückblickend gesehen können wir darüber lachen. Damals aber, war es Ed total peinlich gewesen. Ich war der erste Mensch überhaupt, dem er es gebeichtet hat, und dann hat er dabei auch noch geheult wie ein Schlosshund. Leider hatte ich dann den irrwitzigen Plan, ihn mit einem meiner Bekannten verkuppeln zu wollen. Es lief auch ganz gut, sie wurden sogar ein Paar, doch weil Ed eben damals noch arg verklemmt war, suchte sich mein Bekannter einen anderen Typen zum Vernaschen. Ed bekam es heraus und trennte sich von ihm. Selbstredend habe ich heute keinen Kontakt mehr zu diesem betrügerischen Typen. Doch auch solche Dramen haben manchmal ein Happy End. Das von Ed hieß Ingo, der kurz danach mit seinem defekten Bike in seine Werkstatt gerauscht kam. Irgendwie kommt mir die Geschichte bekannt vor ... Defektes Fortbewegungsmittel, eine heiße Nacht ... Hier scheint es ein Ballungsgebiet für solcherlei Zufälle zu geben. "Seit wann bist du wieder da?", frage ich Ingo schließlich. "Seit vorgestern. Ich wollte schon früher zu dir, aber Ed hat mich regelrecht ans Bett gefesselt." "Auch nicht die schlechteste Art, seinen Tag zu verbringen", schmunzle ich. "Das zwar nicht, aber es war langweilig. Ed hat viel in der Werkstatt zu tun und ich hing die ganze Zeit vom Fernseher. Furchtbar! Da bin ich schon mal Zuhause, und habe gar nichts von meinem Schatz." "Ja ..." Das bringt mich abermals dazu, an jemanden ganz speziellen zu denken und auch an die Übereinstimmung mit Ed und Ingo. Die beiden sind auch oft voneinander getrennt. Manchmal wochenlang. Wie halten die das bloß aus? "Nic?" Ich schaue auf zu Ingo und ziehe fragend die Stirn nach oben. "Erzählst du es mir?", fragt Ingo mich mit einem wissenden Grinsen im Gesicht. Ich verdrehe die Augen. "Was hat Ed dir erzählt?" War ja klar, dass Ed ihm gerade DAS erzählt hat. "Du hättest vor ein paar Tagen einen heißen Kerl abgeschleppt. Stimmt das?" "Mehr oder weniger …" Eigentlich sogar im doppelten Sinne. "Das heißt?" "Du willst es aber wissen, was?" "Natürlich!", lacht er und reibt sich die Hände. Eine merkwürdige Geste. "Na schön", seufze ich und beuge mich vor. Die Ellenbogen auf meine Knie gestützt, beginne ich mit meiner Erzählung. "Er heißt Meilo und kommt aus Berlin." "Schöner Name, schöne Stadt. Fängt doch schon mal gut an." Wenn er wüsste! Ich überlege, wo ich anfangen soll. Ganz von vorn? Die Story mit Kilian und unserem letzten Treffen im Café kennt Ingo noch gar nicht. "Alles fing damit an, dass ich mich mit Kilian in unserem Café getroffen habe. Er überreichte mir eine Kiste, mit meinem restlichen Zeug, das er noch in der Wohnung gefunden hatte." "Aua. War es sehr schlimm?" Ich lecke mir über die Lippen. "Es ging. Ich war nicht erfreut" bis auf meine wiedergefundene Queen-Platte "aber den Hammer präsentierte er mir gleich danach. Kilian hat einen Neuen und sie ziehen sogar schon zusammen." "Das gibt's nicht! Was für ein Arschloch!" Ingo guckt mich entsetzt an. Habe ich auch so dämlich dabei ausgesehen, als Kilian mir diese Neuigkeit ins Gesicht geknallt hat? "Diese Bitch! Wie kann er es wagen?" "Scheiße Ingo. Manchmal bist du so schwul, dass es weh tut", lache ich, weil sein Tonfall sich eben so angehört hat, als würde ich einer Dragqueen gegenüber sitzen, und das heißt was, bei seiner Statur, von seinem Faible für Leder mal ganz abgesehen. Auch wenn es sich nur auf Motorradkleidung beschränkt. "Ist doch wahr! Das regt mich auf. Dieser Schleimer! Ich wusste schon immer, das er ein hinterhältiges Miststück ist. Hoffentlich hast du ihm ordentlich die Meinung gegeigt." Ich nicke und fühle mich gut dabei, als ich an meine Ansprache zurückdenke. "Gut so! Der hat es nicht anders verdient. Ach was sage ich? Der hat noch viel Schlimmeres verdient." Ingo schafft es auf unheimliche weise, binnen Sekunden von der Obertunte zum aggressiven Bikertypen zu wechseln. Beeindruckend. Immer wieder. "Und wie ging es weiter? Wie kam es dazu, dass du Meilo aus Berlin getroffen hast?", möchte er, wieder etwas ruhiger, wissen. "Ich war so down, dass ich meinen Kram geschnappt habe, und in mein Auto gesprungen bin. Ich wollte nur noch weg. Doch als auf dem Weg nach Hause die Wut in mir in Trauer umschlug, musste ich anhalten. Der nächste Parkplatz war mir. Ich blieb stehen, sah die Kiste durch, die er mir gegeben hatte und fand sämtliche Liebesbriefe, die ich ihm jemals geschrieben habe." "Shit." Ingo greift über den Tisch und streichelt mir über den Arm. "Sie landeten postwendend im Raststättenmülleimer." Wir lächeln und an. "Stolze Leistung. Ich hätte das nicht gekonnt, glaube ich." "Schreibst du Ed etwa auch Liebesbriefe?" "Hm ... Nein. Aber versaute SMS'n." "Das ist nicht das Selbe!" SMS'n! Also ehrlich! Und dann auch noch versaute. Ob ich Meilo vielleicht auch mal … Nein! … Oder? "Aber so ähnlich", grinst Ingo. "Und sehr anregend, wenn du verstehst?" Wie könnte ich das denn nicht verstehen? "Trotzdem ist es unromantisch, finde ich. Allerdings … Lass es vielleicht lieber mit richtigen Liebesbriefen. Hat bei mir und Kilian auch nicht geholfen, wie man sieht." "Daran sind aber weder die Briefe, noch Nachrichten per Handy schuld. Es hatte einfach nicht sollen sein. Ob mit oder ohne Briefe." Wie wahr. "Und wie kamst du von weggeschmissenen Liebesbriefen zu diesem Meilo?" Ah ja. Da war ja noch was. "Das passierte fast gleichzeitig." Ingo zieht die Stirn kraus. "Ich stand also auf dem Parkplatz, machte mir Gedanken über mich und mein zerbröseltes Leben, nachdem ich meine Vergangenheit in den Mülleimer gefeuert hatte, da schepperte und röhrte es. Und als ich aufsah, kam ein qualmender Wagen auf mich zugerast. Ich konnte gerade so noch ausweichen." "Is nicht wahr! Und das war Meilo?" "Ja", antworte ich. "Ich bot ihm an, ihn abzuschleppen*, und dabei sprang für Ed auch noch was raus." "Und wie", meint Ingo. "Dein heißer Typ hat ihm ein schönes Trinkgeld gegeben." "Wirklich?" Davon höre ich zum ersten Mal. "Ihr habt miteinander geschlafen, oder?" Ich schließe für einen Moment die Augen, nicke leicht, und plumpse gegen die Rückenlehne der Couch. Als ich die Augenlider wieder öffne, lächelt Ingo. Sehe ich da so was wie Stolz? "Kaum bin ich weg, sitzt du wieder im Sattel … oder besser ausgedrückt, auf dem heißen Kerl. Respekt. Je schneller du Kilian vergisst, desto besser." "Sehe ich auch so", bestätige ich ihm. "An Kilian denke ich kaum noch." "Dann hat sich das 'Abschleppen' ja gelohnt. Nicht nur für Ed." Und wie es sich gelohnt hat! Ich beiße mir auf die Unterlippe und senke den Blick. Das scheint Ingo stutzig zu machen. "Warte mal … Ich kenne diesen Gesichtsausdruck!" Ich traue mich gar nicht mehr aufzuschauen. "Du bist verknallt!" Da haben wir es. Er hat mich durchschaut. "Sieht man es mir so sehr an?", frage ich ihn und studiere die Tischbeine. "Für jemanden, der dich kennt, ja." Meine Wangen fangen an zu glühen. Ich kann nicht sagen wieso, aber es ist mir peinlich, dass Ingo es herausgefunden hat, bevor ich ihm auch nur ein Sterbenswörtchen darüber enthüllen konnte. "Mensch, ist doch toll! Das muss dir nicht peinlich sein. Nicht vor mir." Warum wissen in letzter Zeit alle, was ich denke und fühle? "Muss es nicht?" "Na was denkst du denn? Ich freue mich für dich! Vergiss Kilian und stürze dich in ein neues Abenteuer!" So kann es auch nur Ingo formulieren. Ein neues Abenteuer. Genau so fühlt es sich auch beinahe an, muss ich zugeben. Ich wende meinen Blick von den Tischbeinen ab und schaue Ingo wieder direkt an. "Es ist nur … Es kam alles so plötzlich und ich hatte Angst, dass du mich deswegen verurteilst." Jetzt ist es raus. Davor hatte ich wirklich Angst. Kurz nach einer zerbrochenen Beziehung wieder einen neuen Typen anlachen, das kann schon für Kopfschütteln sorgen. Ich schüttle ja selbst den Kopf über mich. "Hast du sie noch alle?" Eben noch peinlich berührt, schäme ich mich nun richtig. "Ich freue mich für dich! Das habe ich doch gesagt!" Ingo knockt mir mit der Faust gegen das Knie. "Ey!" "Das hast du verdient." Hab ich das? "Aber mal ohne Flachs. Seit ihr zusammen, oder was ist das zwischen euch?" Ich schüttle den Kopf. "Sind wir nicht." Ich höre mich enttäuscht an, was mich ärgert. "Dann hattet ihr keinen Kontakt mehr, seit …?" "Doch. Wir telefonieren miteinander. Meilo hat mir seine Nummer gegeben." "Das ist ein Anfang." Ingo lächelt mich aufmunternd an. Sehe ich danach aus, als habe ich Aufmunterung nötig? Verdammt! So weit ist es also schon mit mir gekommen? "Hat er was anklingen lassen, ob er was Festes sucht?" Ich überlege. Hat er das? "Nicht so richtig. Er erwähnte nur seinen Ex. Aber das hat nicht so hingehauen, weil er wegen seiner Arbeit viel herumreist. Es ist noch eindeutig zu früh, um zu sagen, ob er überhaupt dazu bereit ist, sich auf mich einzulassen." Oder ob ich es überhaupt bin. "Und du? Wärst du schon bereit dafür?" Muss er das jetzt fragen? "Soll ich ehrlich antworten?" Ingo bejaht. "Ich wäre es gern, aber ich bin mir nicht sicher wohin die Reise geht." "Wohin soll sie schon gehen? Ins Bett natürlich." "Ha ha. So meinte ich das nicht." "Wie dann?" Er versteht es nicht. Woher auch? Ingo hat seinen Freund, sein, mehr oder weniger, geregeltes Leben, auch wenn er viel unterwegs ist. "Siehst du es nicht? Ich lebe wieder bei meinen Eltern. Ich habe keinen Job. Jeder hält mich für verrückt, weil ich an meinem Programm festhalte. Selbst Kilian hat mich deshalb schlussendlich vor die Tür gesetzt …" Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht und spreche leise weiter. "Manchmal weiß ich nicht mehr wer ich überhaupt bin oder was mein Leben noch für ein Sinn hat." Es ist bitter, es zuzugeben. Und es schmerzt. "Ich habe das Gefühl, dass ich überhaupt nicht gebraucht werde. Weder von meinem Ex, meinen Eltern, denen ich auf der Tasche liege, noch vom Arbeitsmarkt. Keiner will mich. Meilo ist der einzige Lichtblick zur Zeit, und ich weiß noch nicht mal, was das mit uns ist, oder wird, oder sonst was ... Ach verdammt! Ich bin ihm doch niemals gut genug!" Ich reibe mir aus Verlegenheit über die Augen. Mein Leben ist wirklich ein einziger Scherbenhaufen! Wer will schon so einen arbeitslosen Versager wie mich? 'Kilian jedenfalls nicht ...' Ich höre, wie Ingo aufsteht und um den Tisch herumhumpelt. "Hey … Nic." Er setzt sich neben mich, legt seinen Arm um meine Schulter und zwingt mich ihn anzusehen. Meine Augen brennen, aber ich verbiete es mir, jetzt auch noch vor ihm anzufangen zu heulen. "Du bist kein Versager. Rede dir das nicht ein. … Hey. Das wird schon." "Das sagst du so einfach", krächze ich. "Nein, das weiß ich! Hör auf dir einzureden, dass dich niemand will oder braucht. Wir alle hier brauchen dich. Von wegen Versager! Du bist nur etwas aus der Spur geraten. Das passiert jedem Mal von uns. Sieh mich an. Bevor ich Ed traf, hatte ich quasi kein Zuhause, trieb mich nur in der Gegend herum und saß den lieben langen Tag auf meiner Maschine. Kopf hoch. Du wirst bald einen Job finden. Wenn nicht als Computerfritze, dann als was anderes. In der Zwischenzeit entwickelst du weiter und dann, eines Tages, wumms! Klopft jemand an deine Tür und will dich als Programmierer. Jetzt aber, kommst du erst mal auf die Füße, schnappst dir diesen unverschämt heißten Typen, den du dir an Land gezogen hast, und zeigst ihm, was für ein geiler Fang du bist." Ich kann gar nicht anders, und fange an zu grinsen. "Na siehste! Es geht doch!", lacht Ingo, zieht mich vollends an sich und drückt mich fest. "Und nun sag schon. Wie geil war es?" "Was meinst du?", frage ich scheinheilig. Natürlich weiß ich, was er meint. "Na der Sex! Wenn er dich schon so umgehauen hat, muss er ja wirklich gut gewesen sein." Ich schlucke und spüre, dass ich doch tatsächlich heiße Wangen bekomme. "So gut also? Du Glückskind!" Ingo lacht auf. "Erzähl!" "Ich erzähle dir nichts davon." Wäre ja noch schöner! "Biiiitte!" "Nein!" "Los!" "Ingo!" "Stell dich nicht so an." Ich puste laut die Atemluft aus meinem Mund. Ich kenne ihn zu gut, um nicht zu wissen, dass er nicht eher Ruhe gibt, bis ich ihm einen Happen Info zugeschmissen habe. "Ich gebe dir einen einzigen Hinweis", sage ich deshalb leise. "Nur einen. Das muss reichen." "Okay. Aber es muss ein guter Hinweis sein." Ingos Gesicht strahlt wie ein Christbaum. Ein ziemlich versauter Christbaum. Ed und Ingo sind wirklich total verschieden. Wahrscheinlich klappt es deshalb so gut zwischen den beiden. "Ist es", verspreche ich ihm und beuge mich zu ihm. "Anale Punktlandung." Ingo zieht die Augenbrauen hoch und seine Mundwinkel wandern langsam nach unten, dann sieht er mich neugierig an. "Echt?", fragt er leise nach. "Und wie." Mir wird immer noch heiß, wenn ich daran denke. Und zurück ist das Ingo-Grinsen. "Dein Erster?" Ich nicke. "Na meinen herzlichen Glückwunsch!" "Äh ... Danke." Ob es dafür auch Glückwunschkarten gibt?** "Ed bekommt von mir immer einen zum Geburtstag. Kurz nach dem Aufwachen lasse ich ihn meine Finger spüren, bis er ..." "Stopp!", unterbreche ich ihn. "Wir wollten doch nicht darüber reden. Wegen Ed." "Stimmt", schmollt Ingo. "Ich wollts ja nur mal erwähnt haben." "Schön. Und ich muss jetzt jedes Mal an Eds Geburtstag daran denken, wie du es ihm zuvor morgens besorgt hast." Happy Birthday, sage ich nur. Very happy ... "Was denn? Ich mache Ed jeden Tag glücklich, nicht nur an seinem Geburtstag. Das ist doch nichts Außergewöhnliches." Ahh! To much information, Ingo! "Mann Ingo, du Spinner", gackere ich und klopfe ihm aufs Bein. Nicht fest. Er trägt ja einen Gips. "Ich freue mich immer so, wenn du mich beleidigst, nachdem ich dir den Scheiß aus dem Kopf gewaschen habe." Er klopft mir im Gegenzug auf den Rücken und legt seinen Arm um meine Schulter. "Danke dafür", grinse ich. "Wozu hat man Nachbarn? Apropos … Hat du nicht was zu Beißen für deinen guten Nachbarn da?" Tsse! "Wie wäre es mit lauwarmen Schokopudding?" "Nur, wenn er eine schöne, dicke Haut hat." Uwäägs! Die Puddinghaut kann er gerne haben. Und das nicht nur, weil ich mich gerade viel lieber über eine ganz andere Haut hermachen würde ... ****** * Ja, ja. Mein Rechtschreibprogramm mal wieder. Aus abzuschleppen macht es doch mal ganz fix abzuschuppen. xD Als ob Meilo Schuppen hätte. Also wirklich! ** falls nicht, mache ich selbst welche xDDDDDD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)