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SHaRKY SCaM

SouRin
von

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Wer mag wen?

Mit 17 Jahren hatte ein Teenager normalerweise andere Probleme zu kämpfen, wie einem Freund oder einer Freundin, den Schulnoten, oder der Familie, als sich darum zu sorgen, dass ein sadistischer Arzt längst veraltete Behandlungsmethoden an einem austestete. Rin fand sich jedoch genau in dieser Situation wieder. Sein Zeitgefühl hatte sich längst verabschiedet, sodass er gut zwei Wochen nach seinem Geburtstag bemerkte, dass dieser schon längst vorüber war. Na super…so weit war es also schon gekommen.

Dr. Masefield hatte es geschafft, ihn so zu manipulieren, dass er an nichts anderes mehr als an seine nächste Behandlung denken musste. So verrückt hatte die Anstalt ihn also schon gemacht…

Wie erging es dann den anderen, die sich schon wesentlich länger als er an diesem höllischen Ort befanden?
 

„Du, Sousuke…“, drehte sich der Rothaarige in Richtung des Bettes seines Mitbewohners.
 

„Hm?“, blickte dieser von seinem Buch auf.
 

Es war früh am Morgen, sodass Sousuke vermutet hatte, Rin würde noch schlafen, doch offenbar war dieser auch schon seit längerem wach. Sonntags durften sie ein bisschen länger liegen bleiben, sodass er die Gelegenheit meist nutzte um sich sozusagen wach zu lesen.

An jedem Wochentag erwachte Sousuke um Punkt sieben Uhr, sodass er sich im Prinzip keinen Wecker mehr stellen musste. Diese innere Uhr hatte seine Vorteile, wie dass er am Wochenende Rin nicht weckte, aber auch seine Nachteile, wie dass er nie länger schlafen konnte.

Der Rothaarige sah noch ziemlich verschlafen aus und blinzelte ihn mit kleinen Augen an, die sich noch nicht an das Licht gewöhnt hatten, das vom Fenster hineinschien und ihn blendete.
 

„Wann hast du Geburtstag?“, wollte Rin wissen und hörte sich dabei wirklich sehr müde an.
 

„14. September“, erwiderte Sousuke sachlich, wunderte sich aber über genau diese Frage zu dieser Zeit.
 

„Das ist ja noch ewig hin“, gähnte der Kleinere nun und schloss die Augen erneut.
 

„Und du?“, nutzte der andere die Gelegenheit, um ein bisschen mehr zu erfahren.
 

„2. Februar“, nuschelte Rin nun und kuschelte sich in seine Decke ein.
 

„…das war vor genau zwei Wochen, oder?“, blinzelte Sousuke nun sichtlich verwirrt.
 

Warum hatte Rin denn nichts gesagt? Normalerweise wollte man diesen Tag doch feiern, oder? Sousuke war nicht der Typ, der jedem sein Geburtsdatum um die Ohren schlug, doch freute er sich auch, wenn jemand daran dachte. Dem anderen ging es da sicher nicht anders, warum also hatte er nicht davon erwähnt?
 

„Glaub schon…“, war Rin es peinlich, dass er seinen eigenen Geburtstag vergessen hatte, auch wenn es dazu mehrere gute Gründe gab.
 

„Warum hast du nichts gesagt?“, legte Sousuke sein Buch beiseite; immerhin hatte er nun eine bessere Beschäftigung, die ‚den verschlafenen, in die Decke eingekuschelten Rin beobachten‘ hieß.
 

„Hab’s vergessen…“, gab dieser zu und zog sich die Decke über den Kopf.
 

Er wollte vor Peinlichkeit am liebsten sterben…und das schon so früh am Morgen.

Dabei verstand Sousuke ihn besser als jeder andere, dass man aufgrund der Umstände in Dimayz gerne alltägliche Dinge vergaß, da sich die Instinkte und Gedanken alleine ums Überleben bzw. darum drehten, wie man am besten mit den Schmerzen und dem Psychoterror fertig wurde.
 

„Ich glaub, jeder hier vergisst solche Dinge mal…immerhin haben wir es alle nicht so leicht, oder?“, munterte Sousuke seinen Mitbewohner auf, oder versuchte das zumindest.
 

Im Grunde war das sein erster Versuch, einen anderen aufzubauen. Zuvor hatte es auch niemanden gegeben, der dessen Wert gewesen wäre. Das brachte ihn allerdings in die Lage zu hinterfragen, ob das was er tat, richtig war. Immerhin war das alles Neuland für Sousuke. Fähigkeiten wie gewöhnliche menschlicher Interaktionen fehlten ihm nicht komplett, doch es mangelte an der ein oder anderen Stelle an der Ausführung.
 

„Ja…kann sein“, seufzte Rin und streckte seinen Kopf hervor.
 

Offenbar hatte der Größere nicht alles falsch gemacht und bekam als Belohnung den verwuschelten Haarschopf des Kleineren zu Gesicht. Die rote Mähne war am Tag zuvor ein wenig gestutzt worden, was man aber kaum sehen konnte, erst recht nicht wenn sie so durcheinander wie im Moment waren.
 

„Du hast eine Schwester, oder?“, fiel Sousuke bei diesem Anblick wieder ein, dass Rin schon ein paar Mal über seien Familie gesprochen hatte. Wie er diese mit seinen Haaren assoziierte war einfach zu erklären: Rote Haare waren sehr selten und da nicht jeder das Gen dafür in seiner DNA trug, stellte sich ihm die Frage, ob in es noch andere Mitglieder aus Rins Familie gab, die dieses Merkmal aufwiesen.

Seine Obsession mit dieser Farbe kannte keine Grenzen.
 

„Ähm, ja…warum?“, wurde der Rothaarige völlig davon abgelenkt, dass er seinen eigenen Geburtstag verpennt hatte.
 

„Hab mich nur gefragt, ob sie auch rote Haare hat“, zuckte Sousuke gespielt beiläufig mit den Schultern und tastete dabei schnell nach seinem Buch.
 

„Ja, hat sie. Genau wie meine Mutter“, gab Rin bereitwillig Antwort, auch wenn er die Frage und Sousukes Interesse diesbezüglich sehr seltsam fand. „Warum wolltest du das wissen?“
 

Der Größere hatte schon gehofft mithilfe seines Buches die Intention seiner Fragen verstecken zu können, indem er so tat, als wäre das Gespräch beendet, doch anscheinend war Rin wesentlich fitter als noch vor wenigen Minuten, sodass er nicht locker ließ. Nun gut, dann würden sie sich eben noch ein bisschen mehr über haare unterhalten.
 

„Na ja…ich mag die Farbe“, erklärte Sousuke und errötete dabei kaum merklich. „Sie ist selten und schön.“
 

„Du bist der Erste, der das sagt“, kicherte Rin nun völlig unerwartet und fand es süß, wie der andere sich dafür begeisterte.
 

Perplex über das Lachen des Kleineren blinzelte Sousuke diesen an, fand es aber auch schön, dass dieser so gut gelaunt war und seine Antwort nicht in den falschen Hals bekam.
 

„Du hast echt einen komischen Geschmack“, klang Rins Kichern langsam ab.
 

Dabei machte er sich auch nicht über die Vorlieben des anderen lustig, sondern empfand es eine angenehme Abwechslung, mal nicht wegen seiner Haare beleidigt, sondern gelobt zu werden.

Dieser störte sich keineswegs an der Reaktion, ganz im Gegenteil: Einen Menschen so unbeschwert zwischen diesen Wänden zu erleben, tat ihm gut, vor allem, da er für dafür verantwortlich war.
 

Auf Sousukes Lippen schlich sie nun auch ein sanftes Lächeln: „Kann gut sein.“
 


 

So schön der Sonntagmorgen auch begann, so schnell verging dieser ruhige, friedvolle Tag auch. Am Montag saßen Sousuke und Rin bereits beim Frühstück, als Kisumi nicht in seinem federnden Gang hereinstolziert kam, sondern langsamer und geerdeter einen Fuß vor den anderen setzte. Schlecht gelaunt oder müde sah er auch nicht wirklich aus, sodass dieses Verhalten nicht ganz stimmig war.
 

„Guten Morgen~“, flötete Kisumi seinen Freunden entgegen, gähnte dann aber doch, als er sich setzte.
 

Vielleicht war er doch müder, als es den Anschein erweckt hatte. Sousuke traute dem nicht ganz, doch das tat er grundsätzlich nicht. Rin machte sich darum keine weiteren Gedanken und war stolz auf sich, dass er es inzwischen alleine hinbekam, mit Messern umzugehen.
 

„Habt ihr Chi-chan schon gesehen?“, wollte er wissen, nachdem Rin ein verschlafenes ‚Morgen‘ genuschelt und Sousuke ihn gekonnt mit einem grimmigen Blick begrüßt hatte.
 

„Ne, heute noch nicht…warum?“, entgegnete der Rothaarige, deutlich besser gelaunt als sein Freund, de r ihm gegenübersaß.
 

„Ach nur so~ Ich muss ihr noch was erzählen~“, grinste Kisumi daraufhin und machte den Kleineren mit seiner Andeutung neugierig.
 

„Und das wäre…?“, hakte Rin nach.
 

„Oh, nichts was du unbedingt wissen willst~“, zwinkerte der andere nun schelmisch und linste dann zu Sousuke.
 

„Oh, okay?“, war sich der Kleinere nicht sicher, was er von dieser Antwort halten sollte.
 

Sousuke schien mehr zu wissen und ahnte bereits, in welche Richtung Kisumis Abenteuer gegangen war, alleine schon von dessen Gangart. Es war nur gut, dass Kisumi sich Rin nicht wieder aufzwängte und ihn mit seinen Perversionen belästigte.
 

„Willst du wirklich nicht“, bestätigte Sousuke ausnahmsweise Kisumis Aussage.
 

Sonst stimmten die beiden ausgesprochen selten in einer Sache überein und eigentlich wollte Kisumi auch Rin von seinem Wochenendritt berichten, doch mit Sousuke in der Nähe war das keine gute Idee. Was musste der auch so verklemmt sein?

Gut, er hatte psychische Probleme und bla bla, das hatten sie immerhin alle. Chigusa zierte sich immerhin auch nicht so, über Sex zu sprechen, auch wenn sie vergewaltigt worden war. Sie praktizierte ihn eben nur nicht, was wirklich zu schade war, denn Kisumi fand sie wirklich süß.

Seit sie sich angefreundet hatten, wollte Kisumi aber komischerweise nichts mehr von ihr. Dass er sich trotzdem noch so um sie sorgte und bei ihr blieb, grenzte bei ihm schon an ein Wunder.

Vielleicht fühlte er sich zu ihr - im Gegensatz zu anderen - nicht sexuell zu ihr hingezogen, sondern ihm lag wirklich etwas an ihr als Mensch?

Die Ursache dahinter zu ergründen, war Kisumi zu anstrengend, weswegen er sich nun lieber mit lustigeren Themen auseinandersetzte.

Wie zum Beispiel, dass er Sousuke körperlich auch sehr ansprechend fand und es sich inzwischen zu seinem Spaß gemacht hatte, diesen zu provozieren. Seine Flirtmethoden passte Kisumi an sein jeweiliges Objekt der Begierde an, sodass diese bei Sousuke so ausfiel, dass er diesen zur Weißglut brachte, weil er das irgendwie sexy fand. Die vor Zorn aufglühenden Augen, in denen sich bestimmt noch andere Leidenschaften widerspiegeln könnten, wäre er nur nicht so prüde~

Es war eine wahre Schande in Kisumis Augen, dass der Größere für keinen Spaß zu haben war. Mit diesem Körper und Temperament könnte er weitaus mehr als nur ein Augenschmaus sein~

Jedoch waren sie schlichtweg zu verschieden, als dass da jemals etwas laufen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass sich der Dunkelhaarige nicht für Kisumi interessierte und ihn für einen abgedrehten psychopathischen Spinner hielt.

Rin war auch nicht schlecht, wirkte aber eher devot mit seiner unerfahrenen, schüchternen Art. Kisumi war jedoch fest davon überzeugt, dass man dessen Feuer nur ein wenig anfachen musste, sodass er aus sich herauskommen und erblühen würde. Nur zu schade, dass er selbst nicht der sein würde, der seinen Spaß mit dem Rothaarigen haben würde.

Nun gut, vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn Sousuke mal ein wenig Dampf ablassen könnte, vielleicht wäre er denn entspannter. Dessen konstant schlechte Laune führte Kisumi eindeutig darauf zurück, dass dieser einfach nicht zum Schuss kam und sich daher viel Druck aufgebaut hatte, den er an ihm ausließ – und das leider nicht in der Form, die ihm angenehm war.
 


 

Am Nachmittag bzw. frühen Abend, als sie alle ihre Sitzung hinter sich gebracht hatten, saßen die drei Jungs in Sousuke und Rins Zimmer. Dr. Masefield hatte damit begonnen, Rin Bilder von heterosexuellen Paaren zu zeigen, welche keine Strafe bedeuteten, sodass er an diesem Tag relativ entspannt und schmerzfrei war.

Sehr zum Leidwesen des Dunkelhaarigen, belagerte Kisumi Rins Bett schon seit einer geraumen Weile und führte seine gewöhnlichen, seltsamen Gespräche mit diesem. Das Schlimme daran war, dass Rin darauf einging und dass Sousuke eigentlich nicht zuhören wollte, es aber so spannend fand, dass er nicht weghören konnte.

Qualen leidend, tat er so, als würde er sich gedanklich tief in seinem Roman befinden, während er in Wahrheit dem Geschehen auf dem anderen Bett folge und immer mal wieder über den Einband linste.
 

„Wann hattest du deinen ersten Freund?“, hörte Sousuke die Nervensäge gerade fragen, auf dessen Frage er die Antwort allerdings schon kannte.
 

„Also so richtig zusammen war ich noch mit niemanden“, entgegnete Rin, dem das ein wenig peinlich war.
 

„Na muss ja auch nicht, man kann trotzdem Spaß haben, ne?“, zwinkere Kisumi. „Die Type haben bestimmt Schlange bei dir gestanden.“
 

„Nicht wirklich“, atmete der Kleinere hörbar aus.
 

Warum sollte sich schon groß jemand für ihn interessiert haben? Zwar war er schon gut gebaut, doch die Haare schreckten viele ab, seine Zähen erst recht. Da hatte es auch nicht viel geholfen, dass er im Schwimmteam eine höhere Position bekleidet hatte.

Dennoch hatte er zugegebenermaßen einige Verehrer gehabt, die so leider überhaupt nicht sein Typ gewesen waren. Viel zu klein und süß waren die meisten gewesen. Dabei konnte Rin süße Dinge nicht ab, egal ob es um Essen, oder Menschen ging. Er brauchte etwas, das ihn befriedigte und das auf längere Zeit.

Was hatte man schon von dem ganzen Zucker, der einen letztendlich doch nur dick machte und keine langfristige Zufriedenheit hervorrief? Bei Männern war es das gleiche: Einen niedlichen Kerl konnte man sich schnell mal schnappen und mit ihm rummachen, doch das war ein sehr kurzer Spaß, der zu nichts führen würde, denn Rin war zwar aktiv, aber dann doch nicht auf diese Weise aktiv. Sein Gegenpart war das auch nie gewesen, weswegen er unter anderem noch Jungfrau war. Der andere Grund war, dass er seine Unschuld nicht an irgendwen verlieren wollte, sondern es jemand sein musste, bei dem er es nicht bereute. Kurzum brauchte er eine feste Beziehung und musste tiefere Gefühle hegen, bevor er sich jemandem hingab.
 

„Niiiicht?“, rückte Kisumi näher und beäugte sein Gegenüber dabei neugierig, wobei er wie ein Hund wirkte, der aufgeregt um sein Herrchen sprang. Nur der wedelnde Schwanz fehlte noch, oh, ach ja… „Aber du hast schon mal mit jemandem geschlafen…?“
 

„…wie sollte ich das denn bitte, wenn ich noch keinen Freund hatte?“, kam es eingeschnappt von Rin, der nun die Arme vor der Brust verschränkte und schmollte.
 

„Oh, also ich hatte auch schon das Vergnügen, war aber auch nie fest mit jemandem zusammen“, zuckte Kisumi mit den Schultern und verstand nicht, wie man sein Verlangen so lange zurückhalten konnte, das laut ihm jeder besaß.
 

Sogar der Miesepeter in der Ecke, der vorgab sein Buch zu lesen.

Kisumi war bewusst, dass dieser ihn nicht aus den Augen ließ, wohl um Rin zu beschützen. Dass das gut so war und perfekt in seinen Plan mit einspielte, wusste Sousuke nicht, doch das war nicht von Bedeutung. Wichtig war nur, dass er zu ihnen schaute, wenn er den finalen Schritt einleiten würde.
 

„Schön für dich“, grummelte Rin beleidigt, der sich wie die letzte Jungfer fühlte.
 

„Hab dich nicht so~ Wenn du mal einsam bist, steh ich dir gerne zur Verfügung~“, senkte Kisumi seine Augenlider und blickte aus seinen violetten Augen lasziv in die roten.
 

Rin schluckte leicht, ehe er sich an den Plan erinnerte, den sie vor nicht allzu langer Zeit gemeinsam geschmiedete hatten, um herauszufinden, wie Sousuke zu ihm stand. Dessen Ausführung war heikel und Kisumi war derjenige gewesen, der ihn dazu gedrängt hatte, genauso wie er ihm in diesem Moment immer näher kam.

Sousuke war besonders bei den letzten Worten hellhörig geworden und wollte schon einschreiten, doch als er sein Buch senkte, war es schon zu spät.

Kisumi hatte sich bereits zu Rin gebeugt, der die Augen zusammenkniff, als sich ihre Lippen trafen. Der Größere war eindeutig fordernder, als er erwartet hatte…

Die violetten Augen waren nur halb geschlossen und fixierten nicht sein Gegenüber, sondern den vor Eifersucht brodelnden Sousuke, welcher sich in dem Moment erhob.

Mit schnellen Schritten erreichte er das Bett noch bevor sich Kisumi in Sicherheit bringen konnte, sodass er mit seinem Satz an der nächsten Wand landete.

Rin, welcher von dem plötzlichen Abbruch überrascht die Augen öffnete, hätte sich nie vorstellen können, dass Sousukes Reaktion derartig heftig ausfallen würde. Dieser hatte Kisumi beim Kragen gepackt und pinnte ihn gerade an die Wand, hinter der sich das Bad befand.
 

„Was soll der Scheiß?“, fauchte der Größere den nervös lachenden Kisumi an.
 

„Warum interessiert es dich so, wen Rin küsst?“, bekam es der sonst so unbekümmert scheinende doch ein wenig mit der Angst zu tun, auch wenn er nicht glaubte, dass Sousuke ihm vor Rins Augen etwas antun würde. „Meinst du nicht, er sollte das selber entscheiden?“
 

Dessen starker Griff machte ihn außerdem schon ein wenig an…wenn er doch nur nicht so sauer auf ihn wäre, könnten sie sicher viel Spaß zusammen haben~
 

„Nicht wenn es ein scheiß Vergewaltiger ist!“, biss Sousuke die Zähne zusammen.
 

„Gerade weil du so viel besser bist“, grinste Kisumi nun wissend, mit einem Anflug von Wahnsinn in den Augen. Wie er es liebte, den anderen zu provozieren~
 

Von den ehrlichen Worten überrumpelt, lockerte sich Sousukes Griff. Das hieß noch lange nicht, dass er weniger wütend auf Kisumi war, nur sah er ein, dass dieser leider Recht hatte. Diese Tatsache machte ihn noch rasender, aber nicht auf den anderen, sondern mehr auf sich selbst und die ganze scheiß Lage, in der sie sich befanden.

Rin, der sich die ganze Zeit über nicht getraut hatte, auch nur einen Muskel zu bewegen, musste schwer schlucken, als er die Worte der anderen beiden vernahm. Wäre er nicht so erschrocken gewesen, hätte er sich wohl überlegt, einzuschreiten, bevor Sousuke Kisumi noch etwas tat, doch angesichts der Lage, hielt er sich lieber zurück.

Außerdem sah es nicht so aus, als würde die Situation weiter eskalieren, da der Dunkelhaarige den anderen nun herunterließ.
 

„Verschwinde“, befahl Sousuke dem Störenfried kalt.
 

Kisumi fand noch die Zeit, um sein Oberteil zurechtzurücken und dann mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen aus der Tür in den Flur zu verschwinden: „Man sieht sich, Rin~“
 

Als die Tür ins Schloss fiel, fuhr sich Sousuke durch sein kurzes, braunes Haar und seufzte genervt. Kisumi war ihm eindeutig zu anstrengend…

Des Weiteren hatte er nicht bemerkt, wie eifersüchtig er auf diesen war, selbst nachdem er Rin vor seinen Augen geküsst hatte. Die Wut, die dabei in ihm aufgekommen war, führte er darauf zurück, dass Kisumi ein verdammter Kinderschänder war und er nicht wollte, dass sich dieser Rin aufzwängte. Für ihn hatte der Kuss auch nicht so ganz einvernehmlich ausgesehen.
 

„Sei bitte nicht sauer auf ihn…es war ja nicht schlimm“, nuschelte der Kleinere nun und sah beschämt zu Boden.
 

Das alles war nicht so gelaufen, wie er es sich erhofft hatte. Aber immerhin hatte Sousuke reagiert…hieß das nun, dass er ihn mochte, oder einfach nur – wie er gesagt hatte – dass er Kisumi nicht ausstehen konnte, weil dieser ein Sexualstraftäter war?
 

„Hast du es gewollt?“, kam die grimmige Frage von Sousuke, der sich total angespannt nicht setzen wollte und daher an Ort und Stelle verharrte, Rin beobachtend.
 

„Na ja…ich weiß nicht“, drückte sich der Kleinere um eine konkrete Antwort.
 

Gewollt hatte er es insofern, dass der Kuss zum Plan gehörte, aber nicht, weil er an Kisumi interessiert war. Nein, das ganz bestimmt nicht, sonst hätte er niemals zugestimmt, auf diese Weis eherauszufinden, wie Sousuke zu ihm stand. Dass dieser nun außer sich war, deutete doch sehr daraufhin, dass ihm etwas an Rin lag – was auch immer dieses ‚es‘ bedeutete.
 

„Hm. Ich glaub, ich brauch ‘ne kalte Dusche“, drehte sich der Dunkelhaarige in Richtung Badezimmertür um und verschwand hinter dieser.
 

Na super…das war ja toll gelaufen. Rin atmete erleichtert aus, dass sie da alle heil herausgekommen waren, hatte es für einen Moment doch so gewirkt, als wolle Sousuke Kisumi an den Kragen. Immerhin hatte dieser schon einmal jemanden getötet, würde ein zweites Mal einen so großen Unterschied machen?

Rin wollte es doch hoffen, auch wenn er durch seine Erfahrungen in der Anstalt einiges dazugelernt hatte, das ihm diese Hoffnung nicht gönnen wollte.
 


 

Um sich nach Kisumis Wohlbefunden zu erkundigen, aber auch weil Rin nach diesem Schreck einen Tapetenwechsel vertragen konnte, beschloss er in den Aufenthaltsraum zu gehen, in welchem sich der andere meistens aufhielt.

Dort angekommen fand er allerdings nur Chigusa vor, die wie so oft mit ihrem Notizblock beschäftigt war.
 

„Hey…hast du Kisumi gesehen?“, setzte sich Rin zu ihr.
 

Da es langsam wärmer wurde, gab es auch wieder mehr Platz im 6. Stockwerk, welches zu dieser Zeit nicht mehr überfüllt, sondern nur noch gut besucht war.
 

„Ja, er war kurz hier, meinte aber, dass er sich ausruhen will“, informierte die Brünette ihn. „Ist was passiert?“
 

„Na ja, kann man so sagen“, ließ Rin die Schultern hängen, darüber erstaunt, dass die andere ihn so leicht lesen konnte.
 

„Willst du darüber reden?“, bot Chigusa ihm daraufhin an und ließ von ihrem Block ab.
 

„Also ich glaube, Sousuke hasst Kisumi jetzt wirklich“, seufzte der Rothaarige.
 

Dann erzählte er die Geschichte von Anfang an, wie Kisumi den Plan ausgearbeitet hatte, um Rin weiterzuhelfen und ihn dann vor kurzem vor Sousukes Augen geküsst hatte. Das, was danach geschehen war, bereitete dem Rothaarigen große Sorgen, genau wie dass Sousuke Kisumi kein Stück weit zu vertrauen schien.
 

„Weißt du, ich glaub irgendwie nicht, dass er ein schlechter Mensch ist, auch wenn er Mist gebaut hat…“, beendete Rin seine Erzählung. „Oder findest du, dass Kisumi es verdient hat, immer wegen seiner alten Fehler verurteilt zu werden?“
 

Für einen Moment war Chigusa der Überzeugung gewesen, Rin würde über Sousuke sprechen, doch dass dieser sich um Kisumi Gedanken machte, verwunderte sie auch nicht.
 

„Nein, ich stimme dir vollkommen zu“, lächelte die Brünette und ließ ihre Beine baumeln. „Gut, dass du es ansprichst. Vor ein paar Tagen ist mir da nämlich was passiert…“
 

Nun war es an Chigusa, Rin ihre Geschichte zu erzählen, wie sich ihr ein Pfleger beinahe aufgezwängt hatte. Kisumi war als ihr Held dazwischen geschritten und hatte sich selbst anstatt ihrer geopfert. Zwar hatten sie sich vor Rins Ankunft im Aufenthaltsraum nochmal darüber unterhalten – unter anderem, weil Kisumi die Folgen seiner Rettung noch zu spüren bekam – und dieser hatte vehement behauptet, dass er sowieso schon länger vorgehabt hatte, Ryan zu verführen, doch Chigusa wollte ihm das nicht so ganz glauben.
 

„Er hat zwar gesagt, dass er das nicht für mich getan hat, aber irgendwie hab ich ihm das nicht ganz abgenommen…tu ich noch immer nicht", schüttelte sie den Kopf, wobei die braunen Locken um ihren Kopf tanzten.
 

„Wow…“, war Rin sichtlich überrascht von Kisumis eventueller Aufopferung.
 

„Er ist ja auch kein schlechter Kerl…er hat nur eine ungünstige Vergangenheit“, seufzte Chigusa. „Und ist ein bisschen aufdringlich, aber er tut immerhin nichts, was man nicht will, oder?“
 

„Ja, das stimmt“, nickte der andere, sich daran erinnernd, dass Kisumi zwar oftmals Körperkontakt suchte, es aber auch akzeptierte, wenn man nicht wollte.
 

Zu dem Kuss hatte er ihn ja auch nicht gezwungen, Rin hatte eingewilligt und war daher selber schuld, dass alles so ungünstig verlaufen war. Dabei hatte er selbst auch keinen direkten Schaden davongetragen, nein, Kisumi hatte sich in die gefährliche Lage gebracht, in Sousukes Missgunst zu kommen, welcher ihn ohnehin schon nicht leiden konnte.
 

„Hätte er mir nicht gestanden, was er getan hat, hätte ich es auch nicht für möglich gehalten“, kommentierte die Brünette nun mit einem Anflug von Trauer in den Augen den Grund für Kisumis Aufenthalt.
 

„Ging mir bei Sousuke genauso…“, verstand Rin seine Gesprächspartnerin nur zu gut.
 

„Sie mögen ihre Gründe für ihre Taten haben, aber beschönigen oder rechtfertigen können sie diese dadurch auch nicht“, sprach Chigusa die traurige Wahrheit aus.



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