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SHaRKY SCaM

SouRin
von

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Was hast du nur getan?

Ein paar Tage hatten die Patienten der 2. Etage noch ihre Ruhe, bis der Alltagstrott mit dem Eintreffen des Personals wieder aufgenommen wurde. Sousuke und Rin hatten die Gelegenheit genutzt, das Schwimmbecken noch ein paar Mal in Anspruch zu nehmen, bevor es zu riskant wurde.

Zwar war es erst drei Tage her, doch Rin vermisste das Wasser jetzt schon und wohl noch viel mehr das Stückchen Freiheit, das dieses symbolisierte.
 

Dr. Masefield nahm seine Therapie am Rothaarigen wieder auf, welche nur noch zu Beginn aus einem Gespräch bestand, bevor die Folter begann. Die Weise, auf die er den Schwulen therapierte, konnte nur schwer als etwas anderes bezeichnet wurden.

Wie würde er es wohl finden, wenn man ihn auf einen Stuhl fesselte und schlug, nur weil er eine Frau schön fand?

Rin wehrte sich nicht gegen die Schläge, dazu fehlte ihm einfach die Kraft. Außerdem hatte er Angst davor was ihm blühte, wenn er sich widersetzte. Sousukes Narben hatten sich in sein Gedächtnis eingebrannt und wirkten wie ein Mahnmal, das ihn davon abhielt, sich in eine misslichere Lage zu bringen.
 

„You really are a tough one“, schüttelte der Psychologe seinen Kopf, als Rin auch nach dieser Sitzung keine ‘Besserung’ zeigte.
 

„I won’t give in to you…I’m not ill“, keuchte Rin, dessen Atmung durch den letzten Schlag auf den Rücken beeinträchtigt war.
 

„Oh yes, you are“, schüttelte der andere den Kopf. „It’s just, that you can’t see it yet. But don’t worry: I will help you.“
 

Am liebsten hätte Rin ihm entgegen geschrien, dass er seine Hilfe nicht wollte und auch nicht benötigte, aber sein Körper gab gerade nach, sowie er keinen Ton über die Lippen brachte. Stattdessen hustete er ein paar Mal, röchelte um Atmen ringend.
 

„We’ll end it here for today“, schnallte Dr. Masefield ihn dann endlich los. “See you tomorrow~”
 

Damit hievte er den Teenager aus dem Stuhl und gab ihm einen Stoß in Richtung Tür.

Rin fühlte sich wie ein Tier, das etwas falsch gemacht hatte und das man mit Gewalt zu strafen versuchte, dass es den Fehler nicht noch einmal beging. Dass er aber überhaupt etwas verbrochen haben sollte, leichtete ihm nicht ein. Immerhin hatte er mit keinem Mann geschlafen, noch sich von einem anderen auf unziemliche Weise berühren lassen. Sollten alleine seine Gefühle und die Küsse dazu ausreichen, dass man ihm solche Dinge antat?
 

Völlig fertig mit den Nerven schleppte sich Rin den weißen Gang entlang, sich teilweise an der Wand abstützend, dass er nicht umkippte. Seine Beine schmerzten, seine Arme fühlten sich taub an, er bekam kaum Luft. Zu allem Überfluss würde es auch noch eine Weile dauern, ehe Sousuke aus seiner Behandlung entlassen werden würde…
 

Wie genau diese aussah, hatte der andere ihm bisher nicht geschildert, doch auch ohne weitere Ausführungen konnte Rin sich denken, dass es diesem nicht viel besser erging als ihm.

Wie töricht war es gewesen, Sousuke anfangs nicht zu glauben…

Nun hatte er seine verdiente Strafe für die Annahme, dies hier sei eine normale Klinik, in der den Patienten geholfen wurde. Diese Anstalt glich mehr einem Gefängnis, in dem die Insassen gefoltert und noch kränker gemacht wurden, als sie zu Anfang gewesen waren.

Das mochte nicht für alle zutreffen, doch in einigen Fällen stimmte dies sicherlich.
 

Als Rin sich zum Zimmer schleppte und vor dessen Tür stand, fiel ihm die Karte aus den zitternden, roten Fingern. Auch auf diese hatte man Hiebe angesetzt, sodass sie unangenehm pochten und ihm nicht gehorchen wollten. Er bückte sich und fischte das rechteckige Stück Plastik auf, ehe er einen weiteren Versuch startete, sich in Sicherheit zu bringen.

Diesmal funktionierte es und er gelangte in den inzwischen vertraut wirkenden Raum. Nur Sousuke fehlte noch, um das Bild abzurunden.
 

Der Rothaarige fiel auf sein Bett und wollte sich nicht mehr bewegen. Seine Glieder schmerzten und seine Lunge arbeitete auch noch nicht richtig. Das besserte sich glücklicherweise bald, sodass er erschöpft einschlief.

Gerade als ob seine Träume den Doktor verspotten würden, führten diese ihm sein Verlangen, seine Empfindungen in Form von Sousuke vor Augen.

Dieser streichelte ihn sanft und sagte ihm, dass alles gut werden würde, dass er sich nicht zu fürchten brauchte. Warme Lippen legten sich auf die seinigen und-
 

Die Tür ging auf und ein gehetzt aussehender junger Mann trat ins Zimmer. Rin wurde aus seinem Schlaf gerissen und verpasste die schönste Stelle, wie er glaubte. Er setzte sich auf und blickte den Größeren an.
 

„…haben sie dir wieder was angetan?“, wollte der Kleinere sofort besorgt wissen.
 

„Ich…hab mich nur…an…etwas erinnert…“, ging Sousukes Atem ungewöhnlich schnell und er lehnte sich an die Tür hinter ihm, schloss die Augen, atmete tief durch.
 

Der Reaktion des anderen nach zu schließen, verhieß diese Erinnerung nichts Gutes. Sousuke danach zu fragen, traute sich Rin im Augenblick aber noch nicht. Dieser musste erst wieder runterkommen.
 

„Kann ich was für dich tun?“, bot der Kleinere nun mit vorsichtiger Stimme an.
 

„Ich weiß nicht…“, öffnete Sousuke seine von türkis durchfluteten Augen.
 

Dessen Atmung ging normal, doch sein Blick wirkte abwesend und nachdenklich. Rin war unglaublich neugierig darauf zu erfahren, an was der andere sich erinnert hatte und auch, ob es was damit zu tun hatte, weswegen man ihn hergebracht hatte.
 

„Möchtest du darüber reden?“
 

„Hm…“, war sich der Dunkelhaarige unsicher und zuckte kaum merklich mit den Schultern.
 

Man hatte ihn zuvor versucht dazu zu bringen, mit der Sprache herauszurücken. Dann hatte er sich gewehrt, doch bevor etwas Schlimmeres passiert war, wurde die Behandlung abgebrochen. Das war auch besser so, denn sonst hätte es vermutlich diesmal wirklich Tote gegeben; so brutal und grausam wirkte sich die Erinnerung auf Sousukes Verstand aus.
 

„Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst“, gab Rin ihm zu verstehen, dass er sich nur als Gesprächspartner anbot, den anderen aber nicht drängte, es ihm zu berichten.
 

„Ich sollte darüber sprechen, denke ich“, sah Sousuke nun gefasst zum Kleineren, der auf seinem Bett kniete. „Vor allem mit dir…ich glaube, es ist wichtig.“
 

„Wenn du das sagst“, wusste der Rothaarige nun nicht, was er von dieser Aussage halten sollte.
 

„Darf ich mich setzen?“, kam es ungewöhnlich unsicher vom Größeren.
 

„Klar“, war er verwirrt, dass Sousuke fragte.
 

Sonst setzte dieser sich auch oft zu ihm, ohne davor zu fragen und zögerte diesmal, ehe er sich auf der dunklen Bettwäsche niederließ. Um seine Gedanken zu sammeln, beugte er sich nach vorne und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab, das Gesicht in den Händen, die Augen geschlossen. Dabei wurde er von Rin beobachtet, der aus dem Verhakten seines Freundes nicht schlau wurde, obwohl es sonst immer umgekehrt der Fall war.
 

Nach einer langen Weile des Schweigens, durchbrach Sousukes Stimme die Stille: „Ich habe jemanden umgebracht…“
 

Überhaupt nicht auf dieses plötzliche Geständnis vorbereitet, glaubte Rin sich verhört zu haben. Doch Sousuke hatte so lange Zeit damit verbracht, sich die Worte zurecht zu legen, dass es ausgeschlossen war, dass er etwas unüberlegtes sagte und der Kleinere wusste, dass er sich nicht verhört hatte. Dazu schlug sein Herz viel zu schnell und er war zu konzentriert, um nicht jedes Wort des anderen aufzunehmen.
 

„Das ist der Grund, weswegen ich hier sitze“, fuhr der Größere fort und öffnete die Augen halb.
 

Das war keine neue Erkenntnis für ihn, doch die Details, wie dies zustande gekommen war, schwappten langsam in kleinen Wellen über ihn.
 

„Bitte sag mir, es war Selbstverteidigung“, wusste Rin sich nicht anders zu helfen.
 

Er wollte es nicht wahrhaben, dass der Mensch, der sich seit dem er in dieses Höllenloch geworfen worden war, so lieb um ihn gekümmert hatte, einem anderen die Lebensflamme ausgehaucht hatte. So klammerte er sich an den Strohhalm, der die Hoffnung symbolisierte, dass Sousuke einen triftigen Grund dazu gehabt haben musste, eine solche Tat zu begehen.

Vollkommen nervös biss Rin sich auf der Unterlippe herum und bemerkte dies erst, als er Blut schmeckte. So nervös war er noch nie in seinem ganzen Leben gewesen…

Er saß neben einem Mörder, einem Monster auf dem Bett…diese grauenvollen Gedanken erdrückten ihn beinahe. Das konnte nicht wahr sein, das durfte es nicht!

Um Sousukes Antwort bangend, fixierte er diesen mit gehetztem Blick.
 

„Das war es schon…aber“, schloss der Größere die Augen erneut, bevor er fortfuhr und sich das Bild vor Augen rief, welches ihm vor wenigen Minuten zugekommen war. „Es war mehr als das. Ich habe eine Grenze überschritten.“
 

„Aber dafür hattest du einen Grund, richtig?“, bebte Rins Stimme, die er nicht mehr unter Kontrolle hatte, genauso wenig wie seinen Körper, der mal wieder drohte nachzugeben.
 

„Hatte ich, aber das macht es nicht besser…“, erwachte Sousuke langsam aus seinen Gedanken und bemerkte, dass es dem anderen nicht gut zu gehen schien. „Was…“
 

„Du hattest sicher einen Grund…es muss so sein…“, schluchzte der Kleinere nun und senkte den Kopf, weil er nicht wollte, dass man sein Gesicht sah.
 

Dieses versuchte er zu verstecken, indem er sein Shirt ein Stück nach oben zog und es als Schild gegen die böse Welt benutzte, die es ihm einfach nicht gönnen wollte, ein bisschen Glück zu empfinden.

Nie zuvor hatte Rin sich so stark zu jemandem hingezogen gefühlt. Nie zuvor hatte er so empfunden…und nun musste diese Person ausgerechnet ein Mörder sein? Aber was hatte er auch erwartet? Einen vollkommen perfekten Typen in einer Irrenanstalt kennen zu lernen? Das war so lächerlich…

Und trotzdem wollte Rin diese Vorstellung nicht aufgeben.
 

„Bitte wein nicht…ich…“, war Sousuke vollkommen überfordert.
 

Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht, dass Rin wegen ihm weinte. Vor allem wich dieser auch nicht vor ihm zurück, wie es jeder andere getan hätte. Nein, er versteckte sein Antlitz und gab erstickte Laute von sich, als ob es ihm schwer fallen würde zu atmen.
 

„Ich war nicht ich selbst, als ich es getan hab…“, murmelte der Größere nun, sich schuldig fühlend.
 

Rin weinte wegen ihm…das sollte nicht sein. Er wollte ihn glücklich machen und nicht für sein Leid verantwortlich sein!
 

„Das ist alles nicht wahr…“, kam es erstickt vom Kleineren, der seine Hand sinken ließ und in Sousukes Richtung kippte.
 

Dieser fing Rin auf und hielt ihn an den Oberarmen fest, sodass er nicht umfiel. Was es auch war, das ihn zum Weinen brachte, Angst vor dem Dunkelhaarigen hatte er nicht. Nein, es zog ihn förmlich in dessen Nähe. Ob das eine gesunde Reaktion auf dessen Beichte war, blieb zu bezweifeln, doch die Hände, die ihn hielten, taten das mit solcher Vorsicht, dass keiner behaupten konnte, jemand sei durch diese zu Schaden gekommen.
 

„Es tut mir leid“, nahm Sousukes Gesicht einen verzweifelten Ausdruck an und flüsterte diese Worte nur noch.
 

Rin legte seine Arme als Antwort darauf um den Rücken des Größeren und ließ seinen Kopf an dessen Burst sinken. Dieser hatte ihrem Körperkontakt schon so lange stangehalten, dass er glaubte, sich das erlauben zu dürfen. Außerdem verließ seinen Körper jegliche Kraft, seinen Verstand gleichermaßen jegliche Vernunft, sodass er hilflos ergeben gegen Sousuke lehnte und dessen verführerischen Duft einatmete. Das Atmen fiel schwer, doch die Motivation, einen neuen Zug von diesem Serum zu erhaschen, war größer als jeder Schmerz.
 

„Rin…“, legte Sousuke seine Arme um den leicht zitternden Körper, der sich nicht an ihn klammerte, da ihm dazu die Kraft fehlte, aber ihn dennoch nicht loslassen würde.
 

Jeden anderen hätte er von sich gestoßen, doch nicht Rin. Dieser hatte es geschafft, seine Fassade einzureißen und so weit zu ihm vorzudringen, dass sich dessen Nähe gut anfühlte. Sie beruhigte Sousuke, der bei jeder anderen Berührung zusammenzuckte und aufgewühlt wurde.
 

Die Umarmung des Größeren fühlte sich unwirklich an. Sie war viel zu schön, um wahr zu sein, aber besser als das unschöne Gegenstück dazu, dass er in den Armen eines Mörders lag, der ihm so sanft über den Rücken streichelte, als fürchte er ihn zerbrechen zu können.
 

„Sousuke“, gab Rin erstickt von sich und drückte sein Gesicht an dessen Shirt. „Sag mir, dass es…dass es nicht wahr ist…bitte.“
 

Anstelle zu antworten, schloss Sousuke die Augen und drückte den Kleineren enger an sich. Das verlangte ihm viel ab, doch als er es zuließ, fühlte es sich befreiend an. Rins Präsenz war nicht aufdringlich, versuchte ihn nicht zu etwas zu zwingen, das er nicht wollte. Im Gegenteil: Ein Stück von ihm sehnte sich nach Nähe, doch ein viel größeres hatte Angst davor.
 

„Es tut mir leid“, musste Sousuke den Kleineren enttäuschen.
 

Er konnte ihn einfach nicht anlügen. Außerdem hatte er einen Grund gehabt, es zu tun, ja sogar mehrere. Das rechtfertige sein Handeln keinesfalls, doch vielleicht würde es Rin beruhigen, wenn er es erfuhr.
 

„Ich hatte viele gute Gründe dazu“, murmelte er in den roten Haarschopf, der so gut roch. „…aber wenn du dich vor mir fürchtest, kann ich das verstehen…“
 

„So ist es nicht!“, setzte Rin entgegen und versuchte sich zusammen zu reißen, doch die Tränen wollten einfach nicht stoppen zu fließen.
 

Um Kraft ringend, versuchte er wieder selbstständig zu sitzen, doch das wollte nicht ganz gelingen, sodass er wieder zurück zu Sousuke kippte, welcher die Umarmung gelöst hatte. Dieser dachte schon, Rin wolle sich von ihm wegstoßen, aber falscher konnte er nicht liegen. Dieser wollte seinen Standpunkt besser zum Ausdruck bringen, brachte es aber einfach nicht fertig, sich aufrecht zu halten.
 

Und so nuschelte er gegen die Schulter des Größeren: „Ich habe keine Angst vor dir. Ich habe Angst davor, dass man dich wieder dazu bringt, das zu tun…“
 

Diese Worte hatte Sousuke noch nie gehört, weswegen er für einen Moment erstarrte. Hätte Rin Angst vor ihm, würde er sich ganz bestimmt nicht an ihn klammern und seine Nähe suchen, nein, er würde aus dem Zimmer flüchten.

Warum er blieb und ihn auch noch verstand, war dem Größeren ein Rätsel. Noch größer als das Mysterium, wie man ihn so weit gebracht hatte, einen anderen zu töten und danach aggressiv auf jegliche Form von Körperkontakt zu reagieren.
 

Ratlos, was Sousuke darauf erwidern sollte, schlang er seine Arme erneut um den Kleineren und drückte ihn sanft an sich. Dass dieser auf Männer stand, hätte ihm in diesem Moment nicht egaler sein können. Vielleicht mochte er es sogar gerade deswegen ganz gerne…

Berührt zu werden, ohne einen Hintergedanken zu haben, das war neu für den Größeren. Bei genauerem Betrachten stellte er aber fest, dass der andere sehr wohl einen Grund hatte, dies zu tun: Er wollte ihm zeigen, dass er sich nicht vor ihm fürchtete und auch, wie verzweifelt er war, wie er nicht mit der Situation umzugehen wusste.

Im Prinzip all das, womit auch Sousuke zu kämpfen hatte. Er fürchtete sich nicht vor Rin, vor dessen Nähre, sondern vor der der anderen, und war ebenfalls ratlos, was nun zu tun war.
 

Als Sousuke zu etwas ansetzen wollte, erschlaffte der Körper des Kleineren auf einmal und sackte in sich zusammen. Schon fast panisch brachte der Größere ein wenig Abstand zwischen sie, indem er ihn wieder an den Oberarmen fixiertem, schon vom Schlimmsten ausgehend, nur um festzustellen, dass Rin schlief.

Er bettete diesen vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, auf sein Kissen und betrachtete dessen Gesicht, dann seinen Körper. Sofort fielen ihm die roten Striemen auf dessen Fingern auf, die darauf schließen ließen, welche Art der Behandlung ihm zuteil geworden war.

Kein Wunder, dass Rins Körper nach den Strapazen und der Aufregung nachgegeben hatte…

Sousuke erhob sich und deckte den Kleineren zu, ehe er sich in sein eigenes Bett begab. Es wurde langsam dunkel draußen, aber er unterließ es, das Licht einzuschalten. Immerhin sollte sich Rin ausruhen können.

Dass sein Mitbewohner nun Bescheid wusste, erfüllte Sousuke keinesfalls mit einem Gefühl der Erleichterung, so wie man es erwartet hätte. Stattdessen bereiteten ihm die neuen Geschehnisse neue Sorgen: Zum einen war ihm bewusst, dass der andere irgendwann nachfragen würde, wen er wie umgebracht hatte. Alleine schon die Person zu nennen, die ihr Leben durch seien Hände gelassen hatte, bedeutete Schmerz für Sousuke. Ganz zu schweigen von der Reaktion des anderen, die bestimmt nicht mehr so ausfallen würde wie gerade eben. Dann auch noch die Art und Weise zuzugeben, wie er es getan hatte, grenzte schon an Folter beider Parteien:

Der Täter, der es noch einmal miterleben musste, wie er einen geliebten Menschen umbrachte und der Zuhörer, der durch diese Informationen schockiert, oder traumatisiert werden würde.

Das wollte er Rin nicht antun. Dieser war der einzige Mensch, der ihm je Zuneigung und Fürsorge entgegengebracht hatte, ohne ihn danach zu quälen und ihm unmögliche Dinge abzuverlangen. Sousuke hatte große Angst, den anderen durch seine vergangenen Taten zu verlieren, die ihn bis in die Gegenwart verfolgten.

Sie hatten ihn gewissermaßen auch zu Rin geführt, doch wünschte er sich, dass dieser ihn nie kennen gelernt hätte, sondern ein normales Leben führen konnte…ohne ihn. Mit ihm würde er das nicht können.

Des Weiteren saß der Rothaarige völlig zu Unrecht an diesem Ort fest und gäbe es eine Möglichkeit, ihn nach Hause zu schicken, würde Sousuke alles daran setzen, dies zu ermöglichen.

Die Stunden, die sie gemeinsam verbracht hatten, würde er missen, doch hätte er nun wenigstens eine schöne Erinnerung, die er sich ins Gedächtnis rufen konnte, wenn es ihm nicht gut ging.

Die vergangenen Monate waren die schönsten seines bisherigen Lebens gewesen, doch würde es Rin Freiheit versprechen, wenn sie getrennter Wege gingen, würde er ihn gehen lassen. Ja, Sousuke würde ihn geradezu dazu drängen zu gehen. Der andere war ihm so wichtig, dass er dessen Wohl über sein eigens stellte und war auch der Meinung, dass Rin an seiner Seite nicht glücklich werden konnte. Darum musste er gehen…
 

Sousuke trat an das Bett seines Mitbewohners und betrachtete dessen friedliches Gesicht. Solch feine Züge…fast verboten schön. Das rote Haar umgab den Schlafenden wie ein Feuerkranz, den er sich kaum zu berühren traute, aus Angst sich zu verbrennen.

Doch das flammende Haar fühlte sich weich unter seinen Fingern an…
 

Um nicht in Vorstellungen zu versinken, ließ Sousuke bald davon ab, die Strähnen durch seine Finger gleiten zu lassen und kniete sich auf den Boden.

In diesem Moment schwor er sich, Rin vor allem zu beschützen, egal was es ihn kostete!

Ein Unschuldiger, gefangen zwischen Verrückten und Straftätern: Das durfte nicht sein.

Dass sich Sousuke nicht nur von seinem Gerechtigkeitssinn und seinem Beschützerinstinkt leiten ließ, sondern vor allem durch seine Gefühle gesteuert wurde, die er für Rin hegte, war ihm nicht bewusst.

Wie sollte jemand, dem sein ganzes Leben lang eine Lüge aufgetischt worden war, was Liebe bedeutete, wissen, wie es sich anfühlte, jemanden zu lieben?

Zu allem Überfluss war sein Sexualverhalten komplett gestört, sodass er nicht einmal wusste, ob er überhaupt etwas wie Verlangen empfinden, oder jemanden begehren konnte.

Dafür waren seine Gefühle vollkommen rein und nicht von Trieben gesteuert. Dies war keinesfalls eine schlechte Eigenschaft, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen ging, konnte aber auch zum Problem werden.

Doch über seine Sexualität hatte Sousuke sich schon lange keine Gedanken mehr gemacht.

Wie auch? Er saß in einer Anstalt für psychisch gestörte Menschen und konnte nicht einmal masturbieren, ohne von Erinnerungen heimgesucht zu werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cesia
2017-01-31T18:30:41+00:00 31.01.2017 19:30
Ah so langsam sollte ich wieder Mal weiterlesen >.<
Danke fürs uploaden <3


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