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SHaRKY SCaM

SouRin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen und vielen dank für die Kommentare und Favoriten!

Viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Der Schrecken trägt ein Lächeln im Gesicht

In den folgenden Wochen änderte sich an Rins Behandlung nicht viel. Diese bestand nach wie vor aus Gesprächen mit Dr. Masefield, bei denen er größtenteils ausgefragt wurde und nach ihnen nicht schlauer als vorher war. Geschweige denn davon, dass sie ihn ‚heilten‘ – sofern das überhaupt möglich wäre.
 

Eines Tages nach dem Unterricht nutzte Rin die Gelegenheit, um Miho Amakata auf die Genehmigung für die Nutzung der Fitnessräume in der Anstalt anzusprechen. Diese teilte ihm jedoch mit, dass er erst nach drei Monaten einen Antrag stellen konnte, wenn sie sich ein Bild über sein Verhalten gemacht hätten. Sie wusste natürlich, weswegen er behandelt wurde und teilte ihm leise mit, dass er sich nicht allzu große Hoffnungen machen sollte, bei seinem ‚Krankheitsbild‘.
 

Nach diesem Gespräch, stampfte Rin wütend in Richtung Aufzüge. Die anderen waren schon mal zur Mensa vorgegangen, da es Zeit fürs Mittagessen war. Er musste seiner Wut irgendwie Platz machen, wusste aber nicht wie.

Als er sich zu den anderen gesetzt hatte, stocherte der Rothaarige eher in seinem Essen herum, als dass es aß.

Das weckte Kisumis Aufmerksamkeit, der natürlich sofort wissen wollte, was los war.
 

„Ach nichts“, gab Rin schnippisch zurück und steckte sich dann doch einen Bissen in den Mund, um nichts weiter antworten zu müssen.
 

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, beäugte der Größere den Neuen nun.
 

„Wenn er nicht reden will, lass ihn“, schaltete sich nun Sousuke ein, der es nur zu gut verstehen konnte, wenn man nicht jedem alles erzählen wollte.
 

„Na schön“, seufzte Kisumi und fragte sich, was mit seinen selbsternannten Freunden nicht stimmte.
 

Diese weiter auszufragen hatte aber auch keinen Sinn, da er sich sonst wieder beim Dunkelhaarigen unbeliebt machen würde. Darauf, sich erneut mit diesem zu streiten, hatte er gerade keine Lust und so erhob sich Kisumi bald von seinem Platz, als er fertig mit essen war.

Dafür stolzierte er nun zu einem anderen Tisch, an dem ein Mädchen mit hellbraunen Haaren saß, ließ sich nieder und begann mit diesem zu sprechen.

Rin beobachtete die Szene für einen kurzen Moment, ehe er das Interesse verlor und  sich seinem Tablett widmete.

Kisumi hatte anscheinend viele Kontakte in der Anstalt.
 

Auch nach dem Mittagessen hatte sich Rins Laune nicht erheblich gebessert. Er sah noch immer mit zusammengezogenen Augenbrauen drein, so als würde er in seinen Gedanken mit jemandem streiten. Sousuke war das nicht entgangen, jedoch wusste er nicht, ob und wie er den anderen darauf ansprechen sollte.

Sie hatten beschlossen, in den Aufenthaltsraum zu gehen und ein wenig fern zu sehen. Im 6. Stock gab es eine große Couch für die Insassen, auf der sie sitzen konnten und in deren Nähe ein größerer Bildschirm stand.

Rin verstand zwar nichts, aber es war zumindest unterhaltsam. Die einzige Form von Unterhaltung, die man hier bekommen konnte, wenn man keine Leseratte war.
 

Kisumi war nicht mit ihnen gekommen und so saßen die beiden fast alleine im 6. Stockwerk auf der Couch und sahen eine Sportsendung. Jedoch wirkte Rin nicht so, als würde er das wahrnehmen, das sich vor seinen Augen auf dem Fernseher abspielte. Er schien in Gedanken, hatte aber noch immer diesen missmutigen Blick im Gesicht.
 

„Stimmt irgendetwas nicht?“, entschied sich Sousuke dazu, doch nachzufragen.
 

„Ach…Schwester Amakata meinte, dass ich mit das mit den Fitnessräumen wahrscheinlich abschminken kann“, gab Rin genervt von sich.
 

Dabei richtete sich sein Unwille nicht gegen Sousuke, der ihn angesprochen hatte, sondern gegen den dämlichen, ignoranten Grund, weswegen ihn man womöglich keinen Sport in diesen Räumen treiben lassen würde.
 

„Warum das?“, hakte der Größere erstaunt weiter nach.
 

Dass man ihn wegen seines Verhaltens nicht hinein lassen wollte, war relativ nachvollziehbar, doch was hatte der Rothaarige denn getan, dass ihm das auch verwehren wollte?

Bisher hatte Sousuke gedacht, Rin wäre einer der Insassen, die nicht wegen Straftaten, die man auf psychische Erkrankungen zurückführen konnte, sondern zu ihrem Selbstschutz eingeliefert wurden. Sollte dieser letztendlich doch etwas Schlimmes getan haben?
 

„Na ja…also…“, drückte sich Rin vor der Antwort und wurde rot um die Nase.
 

Er wollte sich nicht outen. Das hatte er noch nie zuvor getan. Natürlich war er in Schwulenbars und Clubs gegangen, doch da war seine Orientierung selbstverständlich gewesen und er hatte es nicht aussprechen müssen. Des Weiteren konnte er nicht einschätzen, wie sein Gegenüber auf diese Information reagieren würde.

Zuvor war nie ein verwandtes Thema zwischen ihnen aufgekommen, von dem er ableiten hätte können, wie Sousuke zu Homosexuellen stand. Die meisten Russen waren doch sehr intolerant und es gab sogar Gesetzte, die Gewalt gegenüber sexuell anders Orientierten legalisierte. Da der Größere in diesem Land aufgewachsen war, war es gut möglich, dass er genauso dachte. Es könnte auch sein, dass Sousuke anders war, doch trotzdem fürchtete Rin sich vor dessen Reaktion.
 

„Kann ich dir das auch wann anders sagen?“, bat der Rothaarige, dessen Gesichtsfarbe mit der seiner Haare konkurrierte, seinen Gesprächspartner.
 

Dieser konnte mit Rins Gesichtsausdruck nicht viel anfangen, zumindest nicht in diesem Kontext. Sousuke erkannte wohl, dass diesem irgendetwas peinlich zu sein schien, konnte sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, was das sein sollte. Sie hatten doch über nichts Unanständiges geredet, oder hatte er etwas verpasst?
 

„Klar“, nickte er daraufhin einfach, ziemlich verwirrt und nachdenklich.
 

Rin verhielt sich ganz und gar nicht wie ein Straftäter, sondern eher wie ein Hilfsbedürftiger. Was war also der Grund, dass dieser die Genehmigung nicht bekommen durfte?
 

Der Aufzug hielt im 6. Stock und ein inzwischen nur zu gut bekanntes Gesicht erschien zwischen den Schiebetüren. Violette Augen sahen sich forschend um und entdeckten was sie suchten.
 

„Da seid ihr ja!“, eilte er mit dem Mädchen von zuvor auf Sousuke und Rin zu, die sich nach ihm umdrehten.
 

„Rin, das ist übrigens Chigusa“, stellte er die Brünette dem Neuen vor.
 

„Hey“, grüßte der Rothaarige sie kurz, da er zu überrascht war, um mehr zu sagen.
 

„Ich würde ja ‚Herzlich Willkommen‘ sagen, aber ich denke, wir sind alle außerhalb dieser Mauer glücklicher“, ließ sie sich auf der Couch nieder.
 

Damit sprach sie wohl allen Anwesenden aus der Seele. Rin ahnte bereits, dass er sich mit Chigusa gut verstehen würde. Diese wirkte nicht nur normal auf ihn, sondern hatte auch eine für ihn sehr sympathische Art an sich.
 


 

„Chi-chan ist am längsten von uns hier“, informierte Kisumi ein wenig später Rin, der ihm interessiert zuhörte. „Sie kam schon mit 13 her…“
 

Ausnahmsweise gab dieser etwas Sinnvolles von sich, wenn er doch meist über belanglose Dinge redete, wie seine Affären, oder den neusten Klatsch in der Anstalt. Ja, anscheinend gab es das auch an diesem Ort, auch wenn sich die Themenvielfalt in Grenzen hielt und die Nachrichten meist nicht ganz so erfreulich ausfielen.
 

Aus Kisumis Bericht ging hervor, dass Chigusa die Tochter eines bekannten Politikers war und aus dessen Sorge um sie vor drei Jahren eingeliefert worden war. Angeblich leide sie unter Halluzinationen, doch das konnte Kisumi nicht bestätigen, da sie sich in seiner Gegenwart immer normal verhalten habe.

Rin stellte in Gedanken bereits Vermutungen an, dass wohl nicht alle Patienten wegen ihrer tatsächlichen Probleme behandelt wurde, sondern sich Krankheiten ausgedacht, oder falsch zugeschrieben wurden. Falls er richtig lag, wollte er sich gar nicht ausmalen, wie die Chancen standen, dass er in absehbarer Zukunft hier herauskam…
 


 

Bis sie alle zu ihrer Therapiestunde mussten, verbrauchten sie den Nachmittag im Aufenthaltsraum. Als sie los mussten, war Kisumi bester Laune, Chigusa schien ruhiger als zuvor und Sousuke wirkte auch nicht begeistert. Rin hatte einfach nur keine Lust, da ihm die Fragerei nicht nur auf die Nerven ging, sondern auch unangenehm war…je nach dem welche Fragen gestellt wurden. Diese waren manchmal doch sehr intim, sodass er teilweise gar nicht antworten konnte, weil es ihm zu peinlich war. Dr. Masefield hatte das letzte Mal mit einem zuckersüßen Lächeln prophezeit, dass wenn Rin nicht mit der Sprache herausrücken würde, er andere Seiten aufziehen würde.

Mit dieser Masche hatte er einiges aus dem Neuen herauskitzeln können, jedoch längst nicht alles, was er wissen wollte…

Welche Methoden er auf Lager hätte, um zubekommen, was er wollte, ahnte Rin nicht, sonst wäre er nicht so ruhig gewesen, als er das Zimmer in der 2. Etage betrat. Dass es nun schon einen Monat seit seiner ersten Therapiestunde her war, war ihm auch nicht bewusst. Genauso wenig, dass das bedeutete, dass die ‚Testphase‘, in der er sich derzeit ohne es zu wissen befand, bald vorüber sein würde.
 

„Oh, you’re already here“, begrüßte Dr. Masefield seinen Patienten mit ungewöhnlich guter Laune. „I want to try something new today, if you don’t mind.“
 

Als hätte Rin eine Wahl gehabt. Er erwiderte darauf nichts, sondern ließ sich auf dem Stuhl gegenüber des Pults nieder, hinter dem der Psychologe saß, wie er es meistens tat.
 

„Oh, no….you’ll be sitting there for today“, deutete der Arzt auf die Liege, welche etwas weiter hinten im Raum stand und neben der eine seltsame Apparatur stand, die Rin nicht bekannt vorkam. Langsam bekam er doch etwas Angst. Was hatte Dr. Masefield mit ihm vor?
 

„Oh my! Don’t look so scared! It’s just a lie detector”, lächelte der Arzt sein Lächeln, das nie bis zu den Augen vordrang.
 

Es hätte wirklich schlimmer sein können, doch Rin war es trotzdem nicht wohl zu mute, als er sich zur Liege begab und der etwas größere Mann ihm folgte. Warum mussten die Leute hier auch alle so groß sein? Nicht, dass er sich ohne diesen Faktor schon eingeschüchtert genug fühlen würde…
 

„I must ask you to strip down for it, since I need to apply a few sucker to your body.“
 

Na super…jetzt durfte er sich auch noch ausziehen. Und das gerade zu dem Zeitpunkt, an dem er sich noch immer nicht hatte rasieren können. Natürlich war Rin ein Schwimmer und es gewöhnt, nicht viel Kleidung am Körper zu tragen, doch das hier war etwas vollkommen anderes als zu schwimmen!

Er wollte sich nicht vor einem fremden Mann ausziehen…erst recht nicht, wenn er sich nicht wohl in seinem Körper fühlte!
 

„Do I really have to?“, fragte Rin nach, obwohl er die Antwort bereits kannte.
 

Sousuke hatte ihm außerdem gezeigt, welche Folgen sein Widerstand gegen eine Anordnung haben würde. Daher war seine Stimme auch sehr unsicher und leise als er sich an den Arzt wandte.
 

„It’s just your shirt“, lachte Dr. Masefield, sichtlich amüsiert darüber, dass der Teenager sich genierte.
 

Rin war ganz und gar nicht zum Lachen zumute, doch er tat, wie ihm geheißen und zog sich das graue Shirt über den Kopf. All seine Kleidung war so schrecklich formlos und eintönig, genau wie diese verdammten weiß gekachelten Wände, die er anstarrte, weil er nicht zu dem Mann sehen wollte, der sich von hinten auf ihn zubewegte.
 

„May I ask you to sit down?“, kam dessen Stimme so schrecklich gespielt freundlich, dass es Rin das Blut in den Adern gefrieren ließ.
 

Gänsehaut breitete sich auf seinem gesamten Körper aus, als er sich umdrehte und setzte. Er versuchte sich einzureden, dass gar nichts Schlimmes passieren konnte und er wieder nur Fragen beantworten müsste. Dass er dabei an eine Maschine angeschlossen wurde, die den Wahrheitsgehalt seiner Antworten bestimmen würde, bemühte er sich auszublenden.
 

Als die Saugnäpfe mit kühlem Gel an seinem Körper befestigt wurden, zuckte Rin jedes Mal zusammen. Dr. Masefield schien das sehr zu amüsieren, genau wie die Tatsache, dass sein Patient sich nicht traute, ihn anzusehen. Zu schade, dass dieser kein Mädchen war, das hätte das Bild perfekt abgerundet. Andererseits hatte er gerade auch nicht wirklich Lust auf Sex, sondern wollte sich lieber an dem psychischen Terror ergötzen, den er seinem neuen Opfer noch zufügen würde. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, doch der Zeitpunkt spielte ohnehin eine unbedeutende Rolle.
 


 

Ein paar Zimmer weiter, erging es Sousuke nicht besser, der sogleich von einer Krankenschwester untersucht werden würde. Die routinemäßige Kontrolle, die er jeden Monat nach einer seiner Therapiesitzungen über sich ergehen lassen musste.

Als er sich auszog, versuchte er sich mental auf das bevorstehende vorzubereiten, um nicht wieder auszurasten. Das war schon sehr oft passiert, weswegen er wohl ewig als potentiell gefährlich eingestuft bleiben würde, wenn sich diese Vorfälle häuften. Dabei konnte er nichts für seine Reaktionen, die wie ein Reflex waren.

So als schlüge man mit einem Hämmerchen auf das Knie, sodass es ausschlage, lösten bei ihm Berührungen auf nackter Haut Panik und unkontrolliertes Verteidigen aus.

Dass es ausgerechnet Nicole Harmann war, die ihn examinieren würde, verschlimmerte die Lage für den Dunkelhaarigen. Diese war dafür bekannt, dass sie insbesondere männlichen, aber auch weiblichen Patienten, gerne mal an Stellen fasste, an denen ihre Hände auch bei einer medizinischen Untersuchung nichts zu suchen hatten.

Sousuke hatte ihr mal die Hand gebrochen, als sie ihm zwischen die Beine gefasst hatte. Seit dem versuchte sie das nicht mehr, doch die Erinnerung und der damit verbundene Ekel blieben. Bei jeder Berührung von ihr, kamen diese wieder hoch, sodass er sich zusammenreißen musste, um nicht auszuholen und zuzuschlagen.

Es war nicht einmal der Fall, dass er ihr wehtun [style type="italic"]wollte[/style], vielmehr war es ein Drang, dass er es tun [style type="italic"]musste[/style].

Als sie ihn abtastete und dabei an seinem Unterbauch angelangte, schnaubte Sousuke verhalten. Man konnte deutlich hören, dass es ein Warnsignal gewesen war, dass sie bis hier und nicht weiter gehen sollte.
 

„You don’t have to be shy with that body of yours~“, säuselte sie mit einer Erregung in der Stimme, die es Sousuke übel werden ließ.
 

Als wäre das nicht genug gewesen und als hätte sie seine stumme Warnung nicht verstanden, fuhr sie ungehalten fort. Ihre Hand glitt tiefer und-

Der junge Mann fuhr mit einer raschen Bewegung zurück, entwand sich ihrem Griff und schlug sie mit der flachen Hand ins Gesicht.

In diesem Moment war er nicht Herr seiner Sinne. Der blanke Ausdruck seiner Augen spiegelte den Zustand seines Verstandes wider.
 

„Oh no, you didn’t!“, fuhr sie ihn nun an und tastete nach einer Metallschale, die auf dem Tisch hinter ihr lag und in der sich bis vor einer Sekunde noch Wattestäbchen und Pads befunden hatten, die sich nun auf dem Boden verteilten.
 

Damit verpasste ihm einen Schlag an die rechte Wange, der ihn mit einem hässlichen Geräusch wieder in die Realität zurückholte. Mit keuchendem Atem fuhr sich Sousuke über die schmerzende Stelle im Gesicht. Seine Finger waren an den Kuppen blutig, die seine Haut berührt hatten. Was um alles in der Welt war gerade geschehen? Hatte er wieder…?
 

„Put your clothes back on and leave“, wies sie ihn mit bebender Stimme an und deutete auf die Tür zum Flur.
 

Man konnte der Schwester ansehen, dass sie es mit der Angst zu tun bekommen hatte, als der wesentlich größere und stärkere Teenager sie auf einmal geschlagen hatte. Ein roter Abdruck prangte ihr im Gesicht, Blut lief ihr aus der Nase und ein gehetzter Ausdruck glänzte in ihren Augen. Sie war zu weit gegangen…mal wieder.

Sousuke beeilte sich, ohne seine oder ihre Aktionen weiter zu hinterfragen, sich seine Kleidung wieder überzustreifen, wobei er nach den Shorts, der Hose und den Schuhen der Meinung war, dass das genügte und eilte mit seinem Oberteil in der Hand nach draußen auf den weißen Gang.
 

Wie mechanisch schritt er in Richtung seines Zimmers und krallte seine Finger dabei unbewusst in das Kleidungsstück, das er in Händen hielt. Seine blutende Wange blendete er für den Moment ebenfalls aus. Zu beschäftigt war Sousuke damit, die Erinnerungen, die sich durch die Berührungen an die Oberfläche zu kämpfen versuchten, hinunter zu drücken. In die Abgründe, aus denen sie gekrochen kamen.

Mit apathischem Blick schritt Sousuke den Flur entlang, bog links ab und war somit in nächster Nähe des Zimmers 207.

Von der anderen Seite kam Rin gerade angetrottet, der mit gesenktem Blick, peinlich berührt und sich den Kopf zerbrechend das komplette Gegenteil von Sousuke war. Dessen Verstand arbeitete in diesem Augenblick überhaupt nicht, er spürte seinen Körper kaum und war sich nichtbewusst, wo er war, oder was er tat. Das grelle Weiß, ließ die Szene für beide wie ein Traum erscheinen.
 

„Sousuke?“, entwich es Rin erschrocken, als er den Blick hob, um sich ursprünglich der Zimmertür zuzuwenden und diese zu öffnen, der stattdessen aber an der blutenden, halb nackten Gestalt hängen blieb.
 

Sousuke hielt inne, als er die Stimme hörte und blinzelte mehrere Male, sodass der Glanz ins eine hellen Augen zurückkehrte. Er sah zuerst Rin, dann spürte er erst den Schmerz im Gesicht und nahm schließlich auch die Kälte um seine obere Körperhälfte wahr.
 

„Rin…?“, kam es mit schwacher Stimme vom Größeren, der die letzten paar Schritte zu diesem überbrückte.
 

Der Kleinere wusste absolut nicht, wie er sich verhalten sollte, beschloss aber, dass es das Beste wäre, zunächst ins Zimmer zu gehen. Dort könnte er den anderen immer noch über dessen Zustand befragen und wie es dazu gekommen war. So zog er die Schlüsselkarte durch das Schloss, ließ den Größeren ein und schloss die Tür hinter sich.
 

„Was ist passiert?“, erschienen Rin seine eigenen Probleme in diesem Augenblick klein und unbedeutend.
 

Was auch immer man Sousuke angetan hatte, war schlimmer als seine unangenehme, erniedrigende Unterhaltung mit dem Psychologen.
 

„Ich weiß nicht genau…“, stand Sousuke ziemlich hilflos wirkend im Raum, sodass Rin ihn am Arm berühren und in Richtung Bett ziehen wollte, dass er sich hinsetzen und ausruhen könnte.
 

Das entpuppte sich allerdings als Fehler, denn als die Hand den Arm berührte, zuckte der Größere zusammen und wich einen Schritt zurück.
 

„Fass mich nicht an“, gab Sousuke nun grimmig von sich, bevor ihm klar wurde, dass der andere ihm nur hatte helfen wollen.
 

Dessen erschrockener, besorgter Blick ließ keine böse Intention vermuten und so beruhigte sich der Größere schnell wieder. Währenddessen frage sich Rin, was geschehen sein musste, dass Sousuke in einem derartig misslichen Zustand zurückgekehrt war, das Oberteil noch immer umklammernd.
 

„Tut mir leid…ich weiß auch nicht, was…“, entschuldigte sich Sousuke, lockerte endlich seinen Griff und das Shirt fiel zu Boden.
 

Er fuhr sich mit der Hand über die Augen und kniff sie fest zusammen. Dabei versuchte er sich zu sagen, dass es jetzt vorbei war. Er war wieder in seinem Zimmer, in Sicherheit. Rin wollte ihm nichts Böses, sondern nur helfen. Sich das klar vor Augen zu führen half, dass er sich entspannte.
 

„Schon okay“, nuschelte Rin, der sich nicht zu helfen wusste.
 

Er schämte sich dafür, dem anderen zuerst nicht geglaubt zu haben, als dieser ihm die Narben gezeigt und ihn gewarnt hatte. Nun hatte er den Beweis dafür, dass er nicht gelogen hatte…
 

„Kann ich irgendwas für dich tun?“, wollte der Kleinere noch immer helfen, wusste aber nicht, ob er das überhaupt konnte.
 

Sousuke schien nicht nur körperlich verletzt zu sein, sondern auch total verstört. Welche Ursache das auch haben mochte, die Auswirkungen waren eindeutig zu sehen. Langsam konnte Rin sich auch zusammenreimen, weswegen Sousuke sich nicht berühren lassen wollte. Es musste wohl etwas mit dessen Behandlungen zu tun haben, bei denen man ihn des Öfteren physisch verletzte. Da war es nur logisch, dass dieser so extrem auf jeglichen Körperkontakt reagierte.

Doch dass Sousukes Reaktionen auf Berührungen von Menschen mit Panik und Aggression waren, hatte einen vollkommen anderen Ursprung, als Rin ahnte.
 

„Ich weiß nicht“, ließ Sousuke seine Hand sinken und beschloss, sich dann endlich das Oberteil anzuziehen.
 

Ihm war richtig kalt geworden, was auch kein Wunder war, da es Ende November war und es trotz der Klimaanlage im Gebäude kühler auf den Fluren und in den übrigen Räumen wurde.
 

„Soll ich mir deine Wunde mal ansehen?“, bot der Kleinere ihm nun an, woraufhin der nach kurzem Zögern nickte.
 

„Gut. Dann setz dich aufs Bett und warte!“, wies Rin Sousuke dann an, ehe er im Bad verschwand.
 

Nicht viel später eilte der Rothaarige schon wieder ins Zimmer zurück, mit einem feuchten Tuch, sowie einigen Pads bewaffnet. Er kniete sich vor dem Größeren auf den Boden und beugte sich näher zu diesem, um die Wunde zu betrachten. Sousuke schreckte dabei leicht zurück, weil er diese Nähe nicht gewöhnt war.
 

„Ich will es mir nur anschauen, okay?“, beschwichtigte Rin ihn mit ruhiger Stimme.
 

Der gute Zuspruch half tatsächlich und Sousuke entspannte sich etwas, neigte seinen Kopf dem Kleineren zu und schloss die Augen. Das war das Startsignal, dass dieser mit was auch immer er geplant hatte, anfangen konnte.

Zunächst tupfte Rin vorsichtig das Blut mithilfe des Tuches ab, ehe er einen Großteil des Bluts auf Sousukes Wange mit den Pads entfernte. Nachdem dies erledigt war, sah die Wunde nicht mehr ganz so schlimm aus und der Keiner atmete auf. Er hatte schon befürchtet, es wäre etwas ernsteres, doch wie es aussah, war es nur eine Prellung.
 

Das Grau der Nacht flutete den Raum mit einer beruhigenden, aber auch stillen Dunkelheit, als Sousuke seine Augen aufschlug, deren helles Funkel einen größeren Kontrast zu seiner Umgebung bildete, als sie es bei Tag vermocht hätten. Der Ausdruck in ihnen war vollkommen sanft und unschuldig, aber auch dankbar über die unverhoffte Hilfe.

Rin blickte mit leicht geöffnetem Mund für eine Weile einfach nur in diese schönen Augen, bevor er sich bewusst wurde, was er tat. Schnell erhob er sich und beeilte sich, die schmutzigen Pads in den Mülleimer zu werfen.
 

Sein Herz schlug viel zu schnell, als dass man es auf die plötzliche Bewegung, oder die schon längst verklungene Aufregung hätte schieben können. Für einen Moment verharrte Rin im Bad und haderte mit sich, ob es eine gute Idee wäre, sofort ins Zimmer zurück zu kehren. Sousuke hatte eine umwerfend starke Wirkung auf ihn, sodass er befürchtete sich in diesen zu verlieben, wenn das so mit ihnen weiter ging.

Dessen türkisene Augen, die ihn so vollkommen hilflos angesehen hatten, wollten so gar nicht zu dessen übrigem Erscheinungsbild passen, das er sehr attraktiv fand. Wie man es auch drehte, Rin war sich bewusst, dass er zumindest mal körperlich total auf seinen Mitbewohner stand. Doch da war noch etwas Anderes, das ihn zu Sousuke zog und ihn veranlasste, seine Bedenken bei Seite zu schieben und ins Zimmer zurück zu gehen.
 

Der Größere verharrte nach wie vor in seiner Position auf dem Bett sitzend, den Oberkörper nach vorne geneigt. Er schien seiner unbewegten Pose nach zu urteilen, über irgendetwas nachzudenken. Rin wollte ihn dabei nicht stören und stand wie angewurzelt im Zimmer, den anderen beobachtend.

Was hatte man Sousuke angetan? …oder: Was hatte dieser getan, dass man ihm eine solche Verletzung zugefügt hatte?
 

Nach kurzem Abwägen entschied sich Rin dazu, diesen danach zu fragen, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war. Und da es Sousuke besser zu gehen schien, schritt er nun auf diesen zu und blieb vor ihm stehen.
 

„Kann ich mich zu dir setzen?“, zögerte Rin etwas, ehe er die Frage leise formulierte.
 

Er wollte die stille, friedliche Atmosphäre nicht durch zu laute Geräusche zerstören und den Größeren erst recht nicht erschrecken. Dieser nickte langsam, einen Punkt am Boden fixierend und abwesend in die Ferne schauend.
 

„Was ist passiert?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was ich von der ganzen Komemntarsituation auf animexx halte, könnt ihr gerne auf meinem Weblog nachlesen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  NaschKatzi
2016-08-12T21:21:04+00:00 12.08.2016 23:21
Hi xD
Tja, Fitness wird nicht so schnell auf Rins Stundenplan stehen. Eigentlich schade, denn so kann niemand seinen heißen Body sehen^^
Hab jetzt den Namen des Mädels vergessen, aber Halluzinationen? Das ist echt heftig und dann mit 13 in diese Klinik?? Langsam Frage ich mich echt, was da abgeht.
Vielleicht liegt Rin gar nicht so verkehrt o.O
Ohhhhhhh Q.Q Armer Sousuke Q.Q Diese dumme Krankenschwester *grummel* Der arme Kerl...
Kein Wunder, dass er nicht angefasst werden will...zum Glück hilft Rin ihm aber trotzdem.
Ein cooles Kapitel!!!!

Liebe Grüße

Antwort von:  King_of_Sharks
13.08.2016 01:56
Hey^^
Nope, definitiv nicht ^^
Muss ja auch niemand ^^v
Chigusa...du weißt schon, Gous beste Freundin... ^^v

Ich spoiler nicht~
Jap, er hat's echt nie leicht...in keinem Universum.
Muss ja...perfect waifu...mot XD
Danke^^

LG Yu
Von:  Cesia
2016-08-09T09:53:02+00:00 09.08.2016 11:53
Ich weiss gar nicht was ich schreiben soll.
Mein Kopf ist so leer :D
Finde Rin einfach nur süss wie er bei Sousuke Herzklopfen bekommt x3
Ps:In der FF ist viel type="bold"][link href="100-Fragen-an-Akaya-und-Mizuki"]100 skaliert.
Solltest du maybe ausbessern.
In dem vorigen Kapitel ist es auch passiert.
Danke für den Eistee ;) und baldige Besserung ö.ö.
Freue mich schon aufs nächste Kapitel x3

Antwort von:  King_of_Sharks
13.08.2016 01:54
...hast du einen Kater, oder einfach nur so? XD

Danke, hab's gelöscht ^^ (das passiert, wenn man das Kapitel einfach aus FF.de kopiert XD)

Im vorherigen hab ich das nicht gefunden OoO
Danke, mir geht's besser ^^
~
Antwort von:  Cesia
15.08.2016 15:18
Ne keinen Kater xD
Hab auch geschaut es ist verschwunden...komisch x.x
Das freut mich :3


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