SHaRKY SCaM von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 3: Glaub nicht alles, was man dir erzählt ------------------------------------------------- Nach dem Frühstück wurde Rin wie versprochen von Sousuke zur Rezeption begleitet im zweiten Stockwerk, an der er sich melden sollte. Kisumi hatte sich an ihre Fersen gehängt und plauderte munter mit dem ‚Neuling‘, der sein Interesse geweckt hatte. Während die beiden miteinander redeten, ging Sousuke ein Stück abseits von ihnen mit starrem Blick voraus. Rin machte sich zu dieser Zeit noch keine großen Gedanken um das Verhalten des großen, Dunkelhaarigen – oder um das der anderen Insassen. Warum sollte er auch? Bisher hatten diese ihm geholfen und die Angestellten waren das Übel. „Du kommst also auch aus Japan“, stellte Kisumi erfreut fest. „Es ist schon ewig her, seit ich das letzte Mal dort war.“ „Wie lange bist du schon hier?“, wollte Rind daraufhin wissen. „Seit etwa zwei Jahren…glaub ich zumindest. Irgendwann hab ich aufgehört zu zählen“, erwiderte der etwas Größere nach kurzem Überlegen, schien aber nicht bekümmert wegen der Dauer seines Aufenthalts in der Anstalt zu sein. „…behalten sie einen so lange hier?“, musste der Rothaarige schlucken. „Kommt drauf an, weswegen du hier bist“, lächelte Kisumi ihn an, und versuchte ihn wohl mit der Aussage aufzuheitern, welche nur mäßig Erfolg hatte. Rin seufzte und blickte dann nach vorne zu Sousuke, der schon länger keinen Ton mehr von sich gegeben hatte. Ihm fiel auf, dass sie alle drei Japanisch konnten und zumindest mal für kürzere Zeit dort gelebt hatten…obwohl, von Sousuke wusste er nur, dass er die Sprache beherrschte. Daher entschloss er sich, diesen danach zu fragen: „Wurdest du auch nach Russland gebracht?“ „Nein. Ich wurde hier geboren und lebe schon immer hier“, kam es mit keiner besonderen Gefühlsregung vom Größeren. Dafür drehte sich dieser kurz zu den anderen beiden um und besah Kisumi mit einem missbilligenden Blick, bei dem er seine Augen leicht zusammenkniff. „Oh, wirklich? Ich hab mich nur gefragt, warum du so gut Japanisch kannst“, wurde Rin ein wenig nervös, da er merkte, dass sich etwas in Sousuke verändert hatte. „Ich war als Kind oft dort“, beantwortete er auch diese Frage offenbar gleichgültig. Das erklärte einiges, aber noch längst nicht alles. Doch noch ehe der Rothaarige weiter fragen konnte, blieb der Dunkelhaarige vor einer Tür stehen. „Wir sind da“, deutete er auf das Schild, auf dem in Kyrillischen Lettern ‚Rezeption‘ stand, welches Rin natürlich nicht lesen konnte. Der kleinste der drei schluckte und sah scheu zu der Tür, dann zu seinen Begleitern. Er wollte da nicht hinein gehen. Zwar hatte er keine Ahnung, was ihn darin erwarten würde, doch diese Ungewissheit, aber auch die Erinnerungen an letzte Nacht, in der man ihn nicht mit Samthandschuhen angefasst hatte, veranlassten ihn dazu, sich zu sträuben. „Keine Sorge, das ist kein Behandlungszimmer“, legte Kisumi seine Hände auf Rins Schultern und schob ihn in Richtung der Tür. „Miho will sicher nur ein paar Sachen über dich wissen…und was du brauchst und so.“ „Lass ihn“, gab Sousuke dem Kleineren einen Klaps auf die Hände, woraufhin dieser zurückschreckte. „Wha…du bist immer so gemein zu mir, Sou-chan“, spielte Kisumi nun den Beleidigten, doch dieser reagierte nicht auf ihn, weil er sich Rin widmete. Er verstand dessen Angst, da es ihm in seinen ersten Tagen in diesem Gebäude auch nicht anders ergangen war. Verbal konnte er nicht viel ausrichten, doch das Wichtigste war, dass Kisumi endlich die Klappe hielt. Die einzige Möglichkeit, das zu erreichen, war meistens mit Gewalt – von der anderen hatte Sousuke keine Ahnung und wollte es auch nicht. „Wir warten hier auf dich…es kann nichts passieren“, sicherte Sousuke dem unsicheren Rothaarigen zu, welcher ihn dankbar ansah. „Okay…bis gleich“, rang er sich ein Lächeln ab und klopfte an die weiße Tür, woraufhin er hineingebeten wurde. Auf dem Flur blieb es für kurze Zeit still, bis Kisumi seine Sprache wieder fand. Er war nicht gut darin, lange still zu sein, oder wollte es einfach nicht. In jedem Fall ging er Sousuke damit gehörig auf die Nerven, der ein genervtes Stöhnen von sich gab. Hätte er Rin nicht versprochen auf ihn zu warten, wäre er schon längst über alle Berge gewesen, um seinem persönlichen Quälgeist zu entfliehen. „…was mich auch wundert ist, dass du dich mit ihm abgibst. Sonst meidest du Menschen ja eher…magst du ihn etwa~?“, zog Kisumi den Größeren nun auf und lehnte sich dabei in dessen Richtung. „Er tut mir einfach leid. Das ist alles“, wusste Sousuke einmal mehr, weshalb er dem Kleineren aus dem Weg ging. Dieser war den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigt, als anderen Leuten auf die Nerven zu gehen, sie auszufragen und ihnen Geschichten zu erzählen, die keiner hören wollte – zumindest wenn es nach ihm Sousuke. Außerdem fand er manches, das Kisumi von sich gab, einfach nur obszön, oder verstörend. Es hatte einen guten Grund, weswegen er in der Anstalt saß… „Der große Sousuke Sorokin hat Mitleid für einen Menschen übrig? Ich glaub, ich bin im falschen Film“, lachte der andere und veranlasste den Dunkelhaarigen sein typisches Gesicht aufzusetzen, das so viel zu bedeuten hatte wie: mach damit weiter und ich leg dich um. Daraufhin erstarb das Lachen und es wurde wieder totenstill auf dem weißen Flur. „Ist ja gut…reg dich ab“, versuchte Kisumi Sousukes Laune mit einem Handwinken wegzuwedeln. „Du kannst einem manchmal wirklich Angst einjagen, weißt du?“ „Hm“, gab Sousuke gleichgültig von sich und wandte seinen Blick ab, wieder der sterilen Tür zu, hinter der sich Rin in diesem Moment befand. Hätte er nicht gewusst, wer zu dieser Zeit Dienst hatte, wäre er besorgter gewesen. Hinter dieser war der Rothaarige seit seinem Einlass damit beschäftigt, sich selbst zu beruhigen. Seine Hände waren kalt und nass vom Angstschweiß. Die Schwester, die auf einem Drehstuhl an einem Schreibtisch saß, lächelte ihm freundlich zu und stellte sich als ‚Miho Amakata‘ vor. Der Raum hatte etwas von einem Eingangsbereich einer Arztpraxis, wenn er auch gedrängter und weniger ansprechend aussah. Rin wunderte sich nicht nur darüber, dass sie auch eine Japanerin war, sondern dass ihr Lächeln – im Gegensatz zu dem des Arztes – ehrlich wirkte. Vielleicht war die Anstalt doch nicht so schlimm wie befürchtet. Er klammerte sich an diesen Zweig und hoffte, dass er Recht haben würde. Sie überprüfte zunächst die Daten, die sie – woher auch immer – über ihn im System hatten und informierte ihn über gewisse Regeln. Dann händigte sie ihm eine Schlüsselkarte aus, die Einlass in das Zimmer gewährte, das er sich mit Sousuke teilte, erklärte ihm aber auch, dass diese nur bis 23 Uhr und dann erst wieder ab 7 Uhr funktionieren würde. Schon wieder eine Einschränkung… Er steckte die Karte in die linke Tasche der Jogginghose, die Sousuke ihm geliehen hatte. „Wenn du dir bei etwas nicht sicher bist, frag die anderen Patienten, oder komm zu mir“, riet sie ihm, bevor sie sich dem Computerbildschirm widmete. „Okay“, erwiderte Rin zögerlich, da er sich noch immer nicht wohl fühlte. Was genau die Schwester jetzt noch von ihm wollte, war ihm auch schleierhaft. „Wie ich erfahren habe, bist du sehr überstürzt zu uns gekommen…und hast dementsprechend bestimmt nicht viel mitnehmen können“. fuhr Miss Amakata fort. Das stimmte mehr oder weniger – eher weniger, denn man hatte ihn nicht gefragt, oder informiert, sondern in einer Nacht und Nebel Aktion verschleppt. Trotzdem konnte Rin nicht widersprechen, weil sein Gehirn momentan eher weniger leistungsstark war. Das lag ganz einfach daran, dass er noch immer unter Schock stand und sich versuchte mit seiner Lage abzufinden. Seine Hände, die er nervös und ihn unstetigen Bewegungen vor seinem Körper hielt und ineinander drehte, wurden kaum merklich wärmer, doch die Angst stand ihm nach wie vor ins Gesicht geschrieben, als er stumm nickte. „Falls du etwas brauchst, füll eins der Formulare aus“, deutete sie auf einen Stapel, der auf ihrem Schreibtisch lag. „Wenn dir schon etwas einfällt, kannst du es mir auch gleich sagen und ich bestelle es für dich.“ Rin sah die Krankenschwester überrascht an. Er hatte nicht gewusst, dass man hier das Recht darauf hatte, Dinge anzufordern, die man benötigte. Da musste es aber auch sicher einen Haken geben, sonst könnte sich hier jeder alles wünschen. In jedem Falle beruhigte es ihn aber, da er schon ein paar Klamotten und andere Sachen benötigen würde, die ihm gerade nicht einfielen. Dämliches, lahmgelegtes Gehirn…das waren bestimmt noch die Nachwirkungen der Drogen. „Dafür gibt es aber auch Richtlinien und nur weil du etwas beantragst, heißt das noch nicht, dass dem auch stattgegeben wird“, erzählte sie weiter und bestätigte seine Vermutung. „In der Regel bekommt man aber alles, was man zum Leben braucht.“ „Also wenn das so ist, würde ich gerne ein paar Klamotten zum Wechseln haben“, begann Rin noch immer zögernd. Er fühlte sich nicht wohl, auch wenn Miss Amakata nett zu sein schien und wollte einfach nur nach Hause. Dass er nun einen Antrag darauf stellen musste, dass er Kleidung bekam, machte ihm bewusst, in welcher Situation er sich befand. Es würde wohl eine ganze Weile vergehen, ehe er wieder shoppen gehen konnte… Dabei liebte Rin es, durch Kleidungsgeschäfte zu streifen und die neuste Mode anzuprobieren! In seiner Freizeit hatte er dies oft getan und würde das – sowie einiges mehr – sehr vermissen. Nachdem der Rothaarige Miss Amakata einiges aufgezählt hatte, das ihm in den Sinn kam, das er auf jeden Fall brauchen würde, überlegte er fieberhaft, ob ihm etwas entgangen war. Unterwäsche, ein paar bequeme Hosen, Oberteile und Sweatshirt-Jacken hatte er, genau wie Zahnbürste, Pflegeprodukte und andere Utensilien, die er zu Hause im Bad gehabt hatte. „Falls dir jetzt nichts einfällt, kannst du jeder Zeit wieder herkommen“, sah Miho dem Neuen an, dass er völlig überfordert war und lächelte ihm zu. „Ja…danke“, fühlte sich dieser wie ein kleines Kind, dem man erklären musste, was es zu tun und zu lassen hatte. Er fühlte sich schrecklich bevormundet, auch mit den ganzen Regeln, wie dass man um 22 Uhr auf seinem Zimmer zu sein hatte und nur zu geregelten Zeiten Essen bekam. Das war wirklich ätzend. Rin ahnte schon, dass er lange brauchen würde, um sich einzufinden, sofern das jemals der Fall sein würde. Die kleine Hoffnung, dass das alles nur ein Missverständnis, ein blöder Scherz, oder ein Alptraum war, aus dem er erwachen würde, existierte noch immer ihn ihm, schwand aber Zusehens mit jeder Minute, in der er der Realität näher kam. „Da du noch schulpflichtig bist, werden wir dich zu den anderen in das Schul-Programm stecken“, kam die nächste, nicht so erfreuliche Nachricht für Rin. „Es findet von Montag bis Freitag vormittags statt und ist verpflichtend.“ Na super…jetzt saß er schon in einer Irrenanstalt und musste trotzdem zur Schule! Hätte man ihm nicht wenigstens das ersparen können? Nicht, dass Rin es hasste in die Schule zu gehen, aber er konnte sich auch bessere Aktivitäten vorstellen, die er in dieser Zeit ausüben könnte. Er war nicht schlecht in der Schule gewesen, sogar relativ gut, doch das lange sitzen ging ihm auf die Nerven, genau wie seine Klassenkameraden. Diese würden zumindest wegfallen, aber vielleicht durch schlimmere ersetzt werden. Andererseits konnte Rin sich nicht vorstellen, dass sonderlich viele Jugendliche auf der Station waren, was die Chance auf viele Störenfriede erheblich senkte. Mit einigen Blättern Papier in der Hand, die unter anderem die wichtigsten Regeln, sowie ein Antragsformular enthielten, trat Rin aus dem Zimmer der Schwester. Man sah ihm an, dass es ihm nicht gut ging, auch wenn sein Befinden nicht unbedingt etwas mit seinem Gespräch mit Miho Amakata zu tun hatte. „War doch halb so wild, oder?“, ergriff Kisumi sofort die Gelegenheit wieder sprechen zu können, als die Tür sich öffnete und er den Rothaarigen als neues Opfer serviert bekam. Er mochte Sousuke, doch dieser war der am wenigsten umgängliche Mensch, den er je getroffen hatte. Der Gesprächigste war er auch nicht. „Es war angenehmer als die letzte Nacht“, bestätigte Rin. „Oh, haben sie dich auch an Händen und Füßen gepackt und durch die Gegend geschleift?“, kommentierte Kisumi die Aussage des anderen mit seinen Erfahrungen. An seinen ersten Tag in der Anstalt konnte er sich noch lebhaft erinnern und an die Art, wie man ihn ‚willkommen geheißen‘ hatte, erst recht. „Das erste nicht, aber so ein seltsamer Typ hat mich am Arm gepackt und mit sich gezogen…es war nicht angenehm“, berichtete Rin von seinen Erlebnissen, die ihm noch zu gut vor Augen schwebten und so schnell auch nicht mehr aus seinem Gedächtnis verschwinden würden, sofern überhaupt. „Ja, manche Pfleger haben ihre ganz spezielle Art mit uns umzugehen“, grinste Kisumi schief. Er schien nicht sonderlich beunruhigt zu sein, während Sousuke und auch Rin das anders sahen. Der eine sich auf Erfahrungen, der andere sich auf seine Intuition berufend. „Wenn ihr weiter darüber reden wollt, sollten wir wo anders hingehen“, riet Sousuke den beiden Gesprächigeren. Sollte jemand mitbekommen, dass man über das Personal schlecht redete, würde das für die Betroffenen bestimmt nicht angenehm werden. „Dann auf in dein Zimmer!“, schnappte sich Kisumi jeweils Rins und Sousukes Oberarm und zog sie in Richtung deren Zimmer. Er wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie sich ein Zimmer teilten, sonst hätte er sich auch nicht so darüber gewundert, dass sich der Größere um den Neuen kümmerte. Wären sie nicht Zimmergenossen, hätte Sousuke wahrscheinlich nichts mit dem Rothaarigen zu tun gehabt – jedenfalls nicht so früh nach dessen Einlieferung. Keine Sekunde verging, ehe Kisumis Hand wieder von dem Arm des Dunkelhaarigen entfernt wurde, während Rin sich das gefallen ließ. Ein eindeutiger Blick aus den kalten Augen des Größeren signalisierte dem viel zu enthusiastischen Kisumi, dass er das lassen sollte. Mit einem gekünstelten Lächeln überspielte er diese schroffe Behandlung und ging mit Rin voraus. Warum musste Sousuke auch immer so übertrieben auf die kleinste Berührung reagieren? Rin wunderte sich auch über das Verhalten des Größeren, dachte sich aber nicht viel dabei. Er hatte gerade andere Probleme und war außerdem abgelenkt vom erneuten Redeschwall des anderen, der ihn mit sich zog. Am Ende des Ganges, bogen sie rechts ab und waren dann auch schon an 207 angekommen. Um die Karte auszuprobieren, aber auch da es sich anbot, zog Rin die Schlüsselkarte aus seiner Hosentasche und entriegelte damit die Tür. Kisumi sah ihn daraufhin mit großen Augen an und drehte sich zu Sousuke um. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass Rin bei dir wohnt!“, beschwerte er sich beim Größeren. „Du hast nicht gefragt“, war die simple Antwort. „Oh man“, seufzte Kisumi. „Ich geb’s auf.“ Aus den Interaktionen der beiden wurde Rin nicht schlau: Entweder mochten sie sich und waren so gut befreundet, dass sie so miteinander umgehen konnten, oder Sousuke hegte tatsächlich Antipartie gegen Kisumi. „Wie dem auch sei: Ich hätte nicht gedacht, dass sie jemanden zu dir stecken“, kam es Kisumi beiläufig über die Lippen, als er ins Zimmer eintrat und sich auf Rins Bett setzte. Es wirkte, als würde er das öfter tun. Die anderen beiden folgten und Sousuke schloss die Tür hinter sich. Nun konnten sie sich ungestört unterhalten und vor allem ohne Gefahr zu laufen, dass ein Angestellter mitbekam, was sie sagten. Die Zimmer waren nicht videoüberwacht, die Flure allerdings schon. „Warum das?“, wollte Rin ob der Aussage des anderen wissen und setzte sich neben diesen. Es musste einen Grund geben, weswegen dieser erwähnt hatte, dass er es seltsam fand, dass Sousuke einen Zimmergenossen bekommen hatte. „Ach…unser Großer ist ein bekanntes Gesicht bei den Angestellten und hat Aggressionsprobleme~“, schnitt Kisumi nur einen kleinen Teil dessen an, weswegen man es bisher vermieden hatte, das Zweierzimmer voll zu belegen. „Ach so…?“, blickten die roten Augen verunsichert zu Sousuke, der noch immer stand. „Außerdem munkelt man, dass-“, wollte Kisumi fortfahren, wurde aber harsch unterbrochen. „Halt den Mund“, kam es lauter als zuvor vom Dunkelhaarigen, der nun vor dem Störenfried stand und einen bedrohlichen Ausdruck im Gesicht aufwies, den Rin bisher noch nicht kannte. „Ist ja gut…ich wollte nur, dass Rin weiß, worauf er sich gefasst machen muss“, lächelte Kisumi falsch vor sich hin, sich nun erst dessen bewusst werdend, was er mit seinen unbedachten Worten ausgelöst haben könnte. „Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst“, formulierte Sousuke den Vorschlag so, dass er aus seinem Mund wie ein Befehl klang. „Na schön…“, ergab sich Kisumi sehr schnell und erhob sich von Rins Bett, auf dem dieser saß und noch besorgter als zuvor aussah. Man konnte die Angst deutlich sehen, die sich in seinem Blick widerspiegelte. „Aber…“, gab Rin leise als eine Art Protest und gleichsame Bitte von sich, dass man ihn jetzt nicht mit seinem potentiell aggressiven, vielleicht sogar gefährlichen, Mitbewohner alleine lassen sollte. „Du packst das schon~“, flötete Kisumi und verschwand eiligst aus dem Zimmer, den Blick des anderen noch immer auf sich spürend. Sousuke konnte aber auch wirklich unangenehm sein… Am liebsten hätte Rin auch Reißaus genommen, als er den anderen aus dem Zimmer stürmen sah, doch etwas sagte ihm, dass das keine gute Idee war. Er traute sich kaum, seinen Blick zu heben, da er auch Angst vor Sousukes kalten Augen hatte, die zuvor auf Kisumi gelegen hatten. Leicht zitternd krallten sich seine Finger in den Stoff der Hose, die er an den Beinen trug. Diesen Impuls konnte er nicht unterdrücken, genau wie das Beben seiner Hände. „Glaub nicht alles, was man dir erzählt“, durchbrach die Stimme des Größeren die Szenarien, die sich Rin schon ausgemalt hatte. „Was?“, schreckte der Rothaarige hoch und sah nun doch in die türkisfarbenen Augen, die anscheinend schon für geraume Zeit auf ihm ruhten. Als Sousuke bemerkt hatte, wie verunsichert und verängstigt Rin wegen ihm war, verfluchte er Kisumi, sagte sich aber gleichzeitig auch, dass er dessen Worte – ob sie nun geplant, oder unbedacht gewesen waren – wieder gutmachen musste. Der Neue war auch so schon ein Nervenbündel, da war das Letzte, das er gebrauchen konnte, noch mehr Angst gemacht zu bekommen. Außerdem wollte er auch nicht, dass man ein falsches Bild von ihm bekam…gut, das stimmte nicht, denn es war ihm egal, was andere von ihm dachten. Aus irgendeinem Grund traf diese Gleichgültigkeit nicht bei Rin zu. Er wollte nicht, dass sich dieser vor ihm fürchtete. „Wir sind immer noch in einer Irrenanstalt“, brachte Sousuke es auf den Punkt, auch wenn es nicht das war, das er sagen wollte. Würde es ihm nur nicht so schwer fallen, seine Gedanken in Worte zu fassen… „Ich weiß…“, betrachtete Rin wieder seine Füße, doch das Zittern hatte aufgehört. Sousukes ruhige Stimme, die völlig frei von jedem Zorn war, hatte ihn beruhigt, was dessen Worte alleine nicht vermocht hätten. Auf welche Weise etwas geschah, war auch nicht immer von Bedeutung. Allerdings warf diese Feststellung eine neue Frage auf, wenn nicht unzählige: „Weswegen bist du hier?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)