Bis wir uns wiedersehen von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Vollkommen ruhig lag der See vor ihm. Trotz der Kälte war dieser nicht eingefroren. Langsam ging er näher und seine Schuhe hinterließen Spuren im Schnee. Kühler Wind fuhr ihm ins Gesicht und er zog seine Mütze tiefer über seine Ohren. Lächelnd blieb der Mann am Ufer stehen. Er hatte ihn endlich gefunden. Den sagenumwobenen See Avalon. Es hatte Jahre gedauert, bis er ihn gefunden hatte. Als Ollivanders ihm davon erzählt hatte, hatte der junge Zauberer geschworen, dass er den See finden würde. Ollivander selbst hatte danach gesucht, den Ort doch nie gefunden. Kurz vor seinem Tod hatte er ihm dann von dem See erzählt. Das Wasser des Sees war magisch, davon war er überzeugt. Dieses Wasser als Essenz für einen Zauberstab zu verwenden, war etwas, das der alte Magier sich immer vorgestellt hatte. Und sein Lehrling hatte ihm versprochen, dass er den See suchen würde. Die Suche hatte ihn zwei Jahre gekostet. Und eigentlich war es auch nur Zufall gewesen, dass er den See nun endlich gefunden hatte. In einer Kneipe eines Muggeldorfes hatten sich zwei Männer über einen See unterhalten, der angeblich nie zufror. Die Tiere mieden diesen See und obwohl einer von ihnen schon oft mit seinem Pferd dorthin geritten war, hatte dieses kurz vorher immer gescheut und sich geweigert, weiterzugehen. Mit einem kleinen bisschen Magie und etwas Alkohol hatten sie dann den groben Platz des Sees verraten und er hatte sich gleich auf die Suche gemacht. Möglicherweise war dieser See ja verzaubert, sodass das Pferd davor gescheut hatte, hatte er überlegt. Viele magische Orte waren so verzaubert, dass Muggel sie nicht betreten konnten. Meistens fiel ihnen dann etwas ein, was sie unbedingt noch erledigen wollten. Oder man sah eine Illusion wie eine zerstörte Ruine. So wie bei Hogwarts. „Wer ist da?“ Er trat verwundert einen Schritt zurück. Von wo kam diese Stimme? Suchend sah er sich um, möglicherweise hatte sich im Wald hinter ihm ja jemand versteckt. Doch zwischen den Bäumen konnte er niemanden erkennen. „Komm nicht näher!“ Wieder war da diese Stimme. Täuschte er sich oder kam sie vom See? Er richtete seinen Blick wieder nach vorne und bemerkte verwundert, dass das zuvor noch so ruhige Wasser nun große Wellen schlug. Tatsächlich, die Stimme kam vom See. Entschlossen trat er einen Schritt weiter und noch einen. Bis er schließlich mit den Schuhen im Wasser stand. James würde ihn umbringen, dachte er sich. Diese Schuhe hatte sein älterer Bruder ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschickt. „Du bist es!“ In der Mitte des Sees schlugen die Wellen des Sees immer höher. Er hielt sich einen Arm zum Schutz vor's Gesicht, während die andere Hand seinen Zauberstab zückte. Was auch immer da vorne vor sich ging, er würde bereit sein, sich zu verteidigen. Doch dafür musste er auch etwas sehen können. Immer dichter wirbelten die Wassertropfen umher und es fiel ihm schwer, seine eigene Hand noch zu erkennen. Wenn diese Tropfen nicht schmerzend durch sein Gesicht schneiden würden, würde es wirklich schön aussehen. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich in den Wassertropfen und warfen so ein buntes Lichtspiel auf die schneebedeckte Landschaft. Allmählich beruhigte sich der See wieder. Er senkte seinen Arm und versuchte, die schemenhafte Gestalt vor ihm zu erkennen. „Du bist es wirklich!“ Noch ehe er etwas tun konnte, drückte ihm jemand seine Lippen auf den Mund. Er wollte sich aus dem Kuss lösen, doch die Fremde hielt ihn fest und drückte ihn an sich. Es war eine junge Frau, stellte er fest. Irgendetwas an der Art, wie sie ihn küsste, kam ihm bekannt vor. Er kannte diesen Geruch, der leicht nach Lavendel duftete. Und als ihm klar wurde, wer ihn dort küsste, schaffte er es, sich von ihr zu lösen. „Alice!“, rief er entsetzt. „Was soll denn das?“ „Alice?“ Die Fremde vor ihm legte den Kopf schief. „Wer ist diese Alice?“ Sie sah so anders aus. Ihr dunkles, kurz geschnittenes Haar war lang geworden, seine Spitzen berührten leicht die Wasseroberfläche. Sie trug ein langes, weißes Kleid und hob nun einen Arm, um sanft über seine Wange zu streicheln. Die Ähnlichkeit mit Alice war wirklich verblüffend. Ihr Aussehen, ihr Geruch, selbst der Klang ihrer Stimme erinnerte ihn an seine ehemalige Freundin. Und ein stechender Schmerz kam auf, als er wieder an ihre Trennung dachte. Doch das vor ihm war nicht Alice. Ihr Haar war viel zu lang – sie hatte es immer kurz getragen, weil langes Haar sie nur störte. „Merlin“, flüsterte sie mit Ehrfurcht in der Stimme und legte eine Hand an seine Wange. „Wie lange ist es her, dass ich dich gesehen habe?“ Er schüttelte ihre Hand ab. „Ich bin Albus“, erklärte er. „Albus Severus Potter. Und du … du bist die Herrin vom See, oder?“ Die Frau nickte langsam. „Emrys“, nannte sie ihn nun. „Wie viel Zeit ist vergangen? Ich habe auf dich gewartet, doch du kamst nie. Ich hatte die Hoffnung doch fast aufgegeben. Hast du ihn gefunden? Hast du Arthur gefunden?“ Ging diese Alice-Kopie tatsächlich davon aus, dass er Merlin war? Der sagenumwobene Merlin? Albus war schon immer von diesem Zauberer fasziniert gewesen. Doch weshalb dachte diese Frau, dass er Merlin war? Er sah ihm doch überhaupt nicht ähnlich. Was vor allem daran lag, dass alle Bilder des großen Zauberers einen alten, bärtigen Mann zeigten. Auch wenn ihm aufgefallen war, dass seine Ohren genauso abstanden wie die von Merlin. Doch dies war nur ein Zufall, hatte er immer gemeint. Schließlich gab es so etwas wie Wiedergeburt und dergleichen nicht. „Ich habe wirklich keine Ahnung, weshalb du mich Merlin oder Emrys oder wie auch immer nennst. Ich kann dir nur sagen, dass ich keiner von diesen Menschen bin. Ich bin Albus, einfach nur Albus. Und ich bin hier, weil ich meinem Meister seinen Lebenstraum erfüllen will. Ich bitte dich, erlaube mir, dass ich etwas Wasser von diesem See mitnehmen darf.  Dieses magische Wasser soll als Essenz für einen neuen Zauberstab dienen und…“ Er verstummte, als die Herrin vom See über seine Stirn strich. „Du denkst, er wollte sich einen Wunsch erfüllen?“, fragte sie nach. „Er wollte euch beide zusammenbringen. Du sollst dich wieder erinnern, Merlin. Daran, wer du bist.“ Und mit diesen Worten hob sie ihre Hand und zog einen goldenen Faden aus ihrem Kopf. Albus wusste, was das war. Eine Erinnerung, sein Vater hatte ihm das einmal gezeigt. Die Herrin legte ihre Fingerspitzen an seine Schläfen und ein Schauern überkam ihn, als die Erinnerung in ihn eindrang. Er erinnerte sich an alles. An den ersten Tag in Camelot und seine erste Begegnung mit Arthur. Wie er zu Arthurs Diener wurde und von dem Drachen erfuhr, dass es seine Bestimmung war, Arthur zu beschützen. Er sah den Verrat Morganas und den Tod seines Königs. Seines Freundes. Arthurs Tod. Schreiend riss er seine Augen auf. Allmählich gewöhnten sich seine Augen wieder an die verschneite Landschaft und er blickte erschrocken zu der Frau, die vor ihm stand und ihn besorgt ansah. „Du bist Freya“, entgegnete er. „Die Herrin vom See.“ Er war es. Er war wirklich Merlin. Oder, genauer gesagt, seine Wiedergeburt. Sein Herz raste, während er versuchte, diesen Gedanken zu verstehen. Wie konnte das denn nur wahr sein? Ausgerechnet er war der größte Zauberer aller Zeiten. „Verstehst du es nun?“, fragte Freya ihn mitfühlend. „Dieser Ollivander hat dich nur den See suchen lassen, weil du dich endlich wieder erinnern solltest. Daran, wer du bist. Du hast Arthur schon viel zu lang gesucht.“ Ollivander. Oder auch Gaius, wie der alte Hofarzt von Camelot hieß. War es Zufall, dass die Wiedergeburt seines einstigen Mentors nun auch in diesem Leben sein Mentor war? Und das Freya, das Mädchen, dass er damals geliebt hatte, so aussah wie Alice? „Geh zu ihm“, forderte sie ihn auf. „Geh zu ihm. Du willst doch zu ihm, oder? Nach all dieser Zeit hast du ihn endlich wiedergefunden. Er wartet auf dich, Emrys.“ Dies ließ er sich nicht zweimal sagen. Er wirbelte auf dem Absatz herum und disapparierte. Und der Gedanke trug ihn fort zu dem Menschen, der ihm alles bedeutete. Damals und auch heute. Scorpius… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)