BlauMann von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 2 - Heimatgefühle ------------------------------------ Kapitel 2 - Heimatgefühle Es wird still, als ich den Motor meiner Maschine abstelle. Morgenidylle, statt lautes Motorengeheul. Sonntag Morgen. So gut wie kein Auto ist unterwegs. Erst recht nicht hier, in diesem kleinen verschlafenen Vorort, wo alle noch in ihren Federn zu liegen scheinen. Man kann sogar die Vögel zwitschern hören, ohne störende Nebengeräusche. Richtig erholsam, nach der langen Fahrt und dem anhaltenden Rumoren meines Bikes. Ich setze den Helm ab und hänge ihn an den Lenker, ehe ich absteige, und meine Maschine aufbocke. Nervös schaue ich mich auf dem Hof um. Wie lange ist das letzte Mal jetzt her? Eigentlich ist die Frage total unnötig, denn ich weiß ganz genau, wie lange es her ist. Es ist noch nicht mal ein Monat vergangen. Beinahe genau zwei Wochen, um genau zu sein. Normalerweise zähle keine Tage, lebe sie viel lieber, als mir ständig darüber Gedanken zu machen, welchen Tag wir denn heute nun haben. Einzig das Wetter interessiert mich. Kann ich mit der Maschine raus, oder muss ich meine Schöne stehen lassen? Alles andere zählt nicht. Nun ja, bis vor vier Monaten war das zumindest so, denn ab da habe ich mit dem Tagezählen begonnen, wenngleich ich es mir zuerst gar nicht eingestehen wollte. Tja, und seit zwei Wochen tue ich das mit jedem weiteren verstrichenen Tag ein Stück ungeduldiger, muss ich zugeben. Scheiße! Ich habe sogar richtiges Herzklopfen, jetzt, wo ich endlich wieder hier bin! 'Wo soll das noch hinführen?', frage ich mich, kenne die Antwort allerdings schon längst. Mein Blick bleibt an der mir nur allzu gut bekannten Holztür hängen. Ich steuere geradewegs darauf zu. Ob er da ist? Wahrscheinlich ist es noch zu früh, und er schläft noch, doch wenn ich Glück habe, ist er schon am Arbeiten. Finden wir es heraus. Ich trete vor die Tür und klopfe an. Nichts tut sich. Nur das Schild mit der Aufschrift 'Wenn niemand in der Werkstatt ist, bitte bei Drexler klingeln' begrüßt mich. Ich wage einen letzten Versuch und drücke die Türklinge runter. Verschlossen. Laut puste ich die Luft aus meinen Lugen. Gut, dann klingle ich eben bei Drexler. Scharf bin ich nicht drauf. Ich bin nicht der Klingeltyp. Ich platze gern unangemeldet irgendwo rein, aber klingeln? An Haustüren? Gott bewahre! Aber für ihn breche ich meine alten Gewohnheiten. Wieso auch nicht? Für ihn zähle ich ja sogar schon die verstrichenen Tage ohne ihn. Lässig mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe auf das Wohnhaus nebenan zu. Da werden Erinnerungen wach. Zwei ganze Tage bin ich damals, nach unserem ersten Treffen, bei ihm geblieben. Etwas, was ich sonst sehr selten tue. Ich bleibe nicht lange an einem Ort. Noch nicht mal in meinem eigentlichen Zuhause bleibe ich lange. So ist mein Leben, und es gefällt mir. Ich bin frei, habe keine Verpflichtungen. Brauche ich mal dringend Kohle, finde ich schon irgendwo jemanden, der für mich einen gut bezahlten Job hat. Den erledige ich dann, kassiere ab, und schon hocke ich wieder auf meinem Babe. Auf zum nächsten Ort, zur nächsten Rallye oder zu einem Bekannten, der mich bei sich pennen lässt. Noch niemals hatte ich das Bedürfnis, an einen bestimmten Ort zurückkehren zu müssen. Niemals. Doch seit vier Monaten ist dieses Bedürfnis da. Treibt mich, zerrt an meinen Eingeweiden, bis ich ihm nachgebe. So wie heute. Ich konnte nicht mehr warten. Wie gesagt. Zwei Wochen seit meinem letzten Besuch. Die Abstände werden kürzer. Allerdings macht mir das überraschender Weise gar nichts aus. Ich bin gern hier. Bei ihm ... "Will die Maschine nicht mehr?" Wie? Aus meinen Überlegungen gerissen, bleibe ich stehen und schaue irritiert auf. Ein Kerl steht keine fünf Meter von mir entfernt auf dem Hof. Braune Haare, etwa meine Größe sowie mein Alter, würde ich schätzen. Trotzdem ist er ein durch und durch normaler Kerl. Der typische Heini von Nebenan. Was hat der hier zu suchen? "Die will immer", knurre ich und versuche möglichst unfreundlich auszusehen. Ich hasse es, hinterrücks von fremden Typen angesprochen zu werden. Besonders morgens, wenn das Einzige, dass ich intus habe, ein verdammt mieser Tankstellenkaffee ist, und ich zuvor die halbe Nacht durchgefahren bin, um hier her zu kommen. Aber das wäre komischer weise heute noch nicht mal schlimm, wäre dieser Typ nicht aufgetaucht. Meine anfangs relativ gute Laune schwindet. "Ach so", lächelt er debil. "Ich dachte, du wolltest deswegen zu Ed." Er kennt also Ed. Eigentlich kein Wunder, schließlich steht er auf seinem Hof. "Deswegen wollte ich nicht zu ihm", pampe ich ihn an. "Oh", macht dieser komische Milchbubi, runzelt die Stirn und drückt die zwei Bäckertüten, die er im Arm hält, fester an sich. "Dann bist du ein Freund von Ed?" "Was geht es dich an?" Mit großer Genugtuung schaue ich dabei zu, wie ihm das Lächeln abhandenkommt. "Ich frage ja nur, sorry", keift er los. "Ich konnte ja nicht ahnen, dass dein Hiersein geheim ist." Er verdreht die Augen, lässt mich einfach stehen und latscht auf das Wohnhaus zu. Eben jenes Wohnhaus, das auch mein Ziel ist. Also will der Kerl tatsächlich zu Ed. Ich folge ihm skeptisch aber trotzdem leicht beeindruckt von seinem Spruch gerade, bleibe allerdings vor den Stufen, die zur Haustür führen, abwartend stehen. Mit verschränken Armen beobachte ich ihn und versuche dahinter zu kommen, was er mit Ed zu schaffen hat. Er klingelt. Dann muss ich das wenigstens nicht tun. Während er wartet, dreht er sich nochmal prüfend zu mir um, sieht, dass ich ihm gefolgt bin, und zeigt mir abermals sein schönstes Stirnrunzeln. Sagen tut er nichts mehr. So ist es brav. Auf Kerle wie dich kann ich verzichten. Mich interessiert nur einer: Der Mechaniker. Und als hätte ich es heraufbeschworen, geht auch schon die Haustür auf. Meine schlechte Laune wegen dem Typen mit den Bäckertüten verfliegt, als ich Ed sehe. Mit einer karierten Boxer und einem einfachen weißen Feinripp Unterhemd steht er da, die blonden Haare noch vom Schlaf zerzaust, guckt er desorientiert nach, wer vor seiner Haustür steht. Er sieht zum Anbeten aus und bei seinem Anblick werden noch mehr Erinnerungen in mir wach. Heiße Erinnerungen. Erinnerungen, die mich schlussendlich heute wieder zu ihm geführt haben. "Moin! Ich hab Brötchen mitgebracht!", poltert der Typ mit den Bäckertüten los. Bäckertütenboy. So nenne ich ihn ab jetzt. Innerlich schüttle ich über ihn den Kopf. Würde Bäckertütenboy so bei mir auftauchen, könnte er froh sein, wenn ihm bloß die Tür wieder vor der Nase zugeschlagen würde. "Moin Niclas", murmelt Ed und kratzt sich am Kopf. Niclas heißt der Typ also. Ein lahmer Name für einen lahmen Typen. "Ist es schon halb neun?" "Ist es", nickt Bäckertütenboy. "Hn ... Ach so. Komm rein." Ich lege den Kopf schief und versuche erst gar nicht, mir einen Reim aus dem Theater vor mir zu machen. Stattdessen räuspere ich mich lautstark, damit man mir auch endlich mal Aufmerksamkeit schenkt. Mein Plan geht auf, und das nicht zu knapp. Als Ed mich daraufhin entdeckt, werden seine verschlafenen Augen so groß wie Untertassen. "Ingo?", wispert er überrascht. Ich grinse breit und deute mit meiner rechten Hand ein Winken an. Bäckertütenboy dreht sich halb um und sieht mich ebenfalls mit Kulleraugen an. "Ingo? Du bist Ingo?" Ja, der bin ich, doch was interessiert dich das? "Was dagegen?", fauche ich. Das Grinsen auf meinem Gesicht ist längst wieder verschwunden. Der Kerl nervt! "Ich bin ... ich geh mal schnell ..." Ed wirkt plötzlich, als hätte er einen Schlaganfall. Er deutet mit dem Daumen hinter sich, sein Kopf irrt zwischen mir und dem Bäckertütenboy hin und her, und seine Gesichtsfarbe wechselt von kreidebleich zu Sonnenuntergangsrot, dann ist er auf einmal wieder im Haus verschwunden. Was sollte das denn jetzt?! Perplex starre ich auf die Stelle, an der Ed eben noch gestanden hat. Warum rennt er vor mir weg? Etwa wegen dem Kerl da? Ich hasse es, es zuzugeben, aber ich fühle mich plötzlich ziemlich unwohl in meiner Haut. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das ungute Gefühl, dass Ed sich wegen mir vor diesem Bäckertütenheini schämt! Bin ich ihm etwa ... peinlich? Mir wird kotzübel. "Ey Ingo! Kommst du mit rein, oder willst du vor der Tür Algen ansetzen?" Dieser Niclas grinst mich frech an und schlüpft dann ebenfalls ins Innere des Hauses. Unschlüssig schaue ich ihm hinterher. Was nun? ... "Ach verdammt!" Nichts wie hinterher! Ich muss wissen, wer dieser Kerl ist, und was er mit meinem Mechaniker zu tun hat! Aber vor allem: Warum Ed abgehauen ist, anstatt mir, wie sonst auch immer, stürmisch um den Hals zu fallen. Im Haus kenne ich mich inzwischen ganz gut aus und finde die Küche auch ohne Bäckertütenboys Hilfe. "Du isst doch bestimmt mit, oder?", fragt er mich und kramt in den Schränken herum. Mein Mund bleibt verschlossen. Mit dem rede ich nicht. Nicht, bevor ich Antworten auf meine Fragen habe, und Ed wieder hier ist. "Wenn du lieber Tee magst, mach ich dir welchen. Ansonsten gibt es Kaffee, okay?" Schranktüren knallen. Drei Tassen wandern auf den Tisch zu den Brötchentüten und dem bereits verteilten Tellern. Der kennt sich ja gut hier aus. Das wurmt mich ungemein! Anschließend will sich der Kerl an der Kaffeemaschine zu schaffen machen. Kaffee hört sich verführerisch an. So verführerisch, dass ich ihn aufhalte. "Pfoten weg! Wenn hier jemand Kaffee kocht, dann ich. Verstanden?" Hinterher kocht dieser Heini auch nur wieder so eine lahme Plörre wie die Tussi in der Tanke. Bei mir lautet der erste Grundsatz: Schlechter Kaffee = schlechter Tag. Und bis jetzt scheint dieser Grundsatz auch voll hinzuhauen. "Von mir aus", blökt Bäckertütenboy, hebt entwaffnend die Hände und tritt ein paar Schritte zurück. So ist es brav. "Bist du eigentlich immer so ein miesgelaunter Stinkstiefel, oder giftest du mich nur an, weil du dich fragst, ob ich was mit Ed am Laufen habe?" Wie bitte? Mir fällt der Portionierlöffel für den Kaffee auf den Boden. Scheiße! "Uh. Da habe ich also ins Schwarze getroffen, wie?" Überheblich grinsend beißt dieser arrogante Arsch in ein Puddingstückchen. "Auch eins?" "Ich hasse Pudding", knurre ich und kümmere mich wieder um den Kaffee. Eigentlich liebe ich Pudding, aber diese Genugtuung gönne ich ihm nicht auch noch. Es hat schon gereicht, dass ich mich eben so verdammt dusselig verraten habe. "Och man! Du bist mir ja echt ein Sonnenscheinchen. Dabei hat Ed die ganze Zeit über so sehr von dir geschwärmt." "Hat er das?", frage ich hektisch, verziehe aber anschließend das Gesicht. Shit! Schon wieder verraten! Natürlich kommt das, was kommen muss: Er lacht! "Hat er", kichert das Brötchen. "Und falls es dich beruhigt, Ed und ich sind nur Freunde." Ich knirsche mit den Zähnen. Und wie mich das beruhigt, doch das muss der nicht wissen, obwohl ich glaube, dass er es schon längst weiß. "Hast dir ja ganz schön Zeit damit gelassen, hier wieder aufzutauchen." "Was soll das heißen?" Ich schalte die Kaffeemaschine an und drehe mich um, sodass ich mit verschränkten Armen an der Küchenzeile lehne, und den Bäckertütenboy giftig anstarren kann. "Zwei Wochen sind eine lange Zeit. Besonders für frisch Verliebte." Die Welt um mich herum beginnt sich zu drehen. Verliebt?! "Jetzt sag nichts Falsches, mein Freund. Ed hat mir alles erzählt." Wut sammelt sich in meiner Magengegend. Dieser Mistkerl wagt es von Liebe zu sprechen?! Nicht Ed, sondern dieser Brötchenfetischist. Das geht ihn doch nichts an! "Was habe ich erzählt?" Ed steht plötzlich in der Tür. Stilecht in einen seiner Blaumänner gekleidet. "Na das von dir und ... dem da." Bäckertütenboy deutet mit dem Kinn auf mich. "Der da hat auch ein Name!", brülle ich verdammt sauer. "Ist ja schon gut. Mach doch nicht gleich immer so eine Welle! Du meine Güte." Oh ich könnte ihm auf der Stelle den Hals umdrehen! Warum ist er hier? Wegen ihm läuft einfach alles schief! "Nun setzt euch endlich. Alleine essen ist doof." Das kannst du dir mal schön abschminken. Ich stoße mich von der Küchenzeile ab, werfe diesem Bäckertütenboy einen vernichteten Blick zu und marschiere ins Wohnzimmer. Hinter mir höre ich das Bäckertütchen Ed fragen, ob ich immer so schlecht gelaunt drauf bin, aber er antwortet ihm zum Glück nicht, sondern folgt mir. "Ingo?" Unter einem leisen Ächzen lasse ich mich auf die Couch fallen. Ich starre ihn mürrisch an, was Ed dazu bringt, die Augenbrauen zusammenzuziehen. "Hallo. Schön, dass du da bist", sagt er mit einem sarkastischen Unterton. Ja, genau das habe ich noch gebraucht. "Ich komme doch hoffentlich nicht ungelegen?", frage ich ihn beißend. "Quatsch! Wie kommst du darauf?" "Och ich weiß nicht", trällere ich. "Vielleicht wegen dem Typen in deiner Küche und weil du einfach abgehauen bist, als du mich gesehen hast." Ich muss das jetzt klären, sonst platze ich! "Ich bin nicht abgehauen!", verteidigt Ed sich. "Bist du wohl!" "Bin ich nicht!" "Und wieso hast du mich dann nicht anständig begrüßt, sondern hast dich im Schlafzimmer versteckt?" "Weil ich ... weil ...", stottert er und fängt schon wieder an rot zu werden. "Verstehe", krächze ich. "Ich bin dir peinlich vor deinem Freund." Das Wort Freund spucke ich förmlich aus. "Was?!" "Tu nicht so! Das war ja wohl offensichtlich." Warum auch sonst ist er stiften gegangen? "Du bist mir nicht peinlich", meint Ed und stellt sich vor mich. Beinahe anklagend sieht er auf mich herab. "Du bist ... du ... du ..." "Tsse!", lache ich freudlos auf und schüttle den Kopf. "Danke. Mehr will ich nicht hören." Ich stehe auf und quetsche mich schweren Herzens an Ed vorbei. "Ingo!" "Lass stecken." "Nein! Ingo!" Ed hört sich beinahe panisch an, aber ich widerstehe dem Drang, mich zu ihm umzudrehen. Ich will hier weg! "Ingo ich ... ich ...!" Mit ausholenden Schritten laufe ich den Flur entlang, an der Küche vorbei, der ich keinen Blick würdige, bis zur Haustür. "Ingo!" Meine Hand liegt schon am Türgriff, will ihn herunterdrücken, als "Ingo! Ich … Ich liebe dich!" Klack. Der Türgriff ist unten, aber ich kann die Tür nicht öffnen. Ich bin zur Salzsäule erstarrt. Mein Kopf dreht sich langsam Richtung Wohnzimmer. Dorthin, wo Ed noch immer steht und mich mit einem erschrockenen Ausdruck im Gesicht anstarrt. "Was?", krächze ich leise. "Was hast du eben gesagt?" Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Bäckertütenboy seinen Kopf aus der Küche streckt, allerdings ist mir das gerade piep-egal. Ed bewegt sich nicht, und sagen tut er auch nichts mehr. Er steht bloß da, starrt zurück und atmet schwer. Ich lasse die Türklinke los. Meine Beine setzen sich in Bewegung. Die schweren Lederboots, die ich trage, stampfen laut, und die Schnallen an meiner Jacke klimpern, aber das ist nichts im Vergleich zu meinem Herzschlag, der unaufhörlich in meinen Ohren dröhnt. Und je näher ich Ed komme, desto lauter wird er. Erst, als ich vor ihm stehe, herrscht plötzlich wieder Ruhe. Bin ich taub? "Ingo ..." Nein, bin ich nicht. Sonst hätte ich meinen geflüsterten Namen nicht aus Eds Mund verstehen können. Ich schaue in seine grüne Augen. Die Pupillen sind geweitet und zucken unstet hin und her, lassen mich aber trotzdem nicht eine Sekunde aus den Augen. "Sag das nochmal", bitte ich ihn leise. "Ed. ... Bitte." Ich muss es noch einmal hören! "Ich liebe dich", wispert er schließlich und errötet dabei noch mehr als sowieso schon. Ich kann gar nicht beschreiben, was ich in diesem Moment fühle. Ich kann auch nichts sagen, weiß gar nicht mehr wie mein Mund funktioniert, obwohl der doch das Einzige an mir ist, das immer und überall funktioniert, doch darüber mache ich mir nicht die geringsten Sorgen. Auch wenn er niemals wieder funktioniert, was solls? Ed hat es gesagt! Ich fühle, wie sich meine Mundwinkel nach oben ziehen, und wie meine Arme sich um Eds Taille legen. Er kommt mir sofort entgegen, streckt sich und stürmt meinen Mund. Ich umarme ihn fester und drängle ihn in Richtung Couch. Das muss gefeiert werden! *** Seufzend schmiegt sich Ed auf der engen Couch an mich. Ich drücke ihn noch ein wenig fester an mich und vergrabe meine Nase in seinem weichen Haar. "Ich kann es gar nicht glauben, dass ich es wirklich gesagt habe", murmelt er erschöpft. "Ich bin froh, dass du es endlich gesagt hast", seufze ich. Ed regt sich und sieht mich an. "Endlich?" "Hmhm", nicke ich. "Ich habe nur darauf gewartet." "Hast du?" "Hmhm." Ich wusste es bis heute Morgen noch nicht, aber so war es. Ich habe gewartet, bis Ed den ersten Schritt gemacht hat. "Und warum hast du es mir dann nicht als erstes gesagt?" "Ich war mir nicht sicher", winde ich mich. "Ich dachte, vielleicht verjage ich dich damit. Du bist, wie soll ich es sagen, sensibel?" Eds Mund öffnet sich, schließt sich dann jedoch wieder. Seine Wagen werden dunkel. "Genau das meine ich", fange ich an zu lachen. "Hör auf zu lachen", brummt mein süßer Mechaniker und dreht seinen Kopf wieder weg. "T'schuldige. Komm her. Lass dich küssen." Das brauche ich ihm kein zweites Mal zu sagen. Ed schiebt sich auf mich und kommt meinen Lippen entgegen. "Ich bin so froh", hauche ich zwischen unseren Küssen "dass dieser Kerl uns nicht komplett den Morgen versaut hat." "Welcher Kerl?" "Na dieser", wie heißt er doch gleich wieder? "Dieser Niclas." So lautete doch sein Name, oder? "Niclas?" Die Küsse hören auf. Ich öffne die Augen und blicke in Eds schockiertes Gesicht. "Scheiße!", japst er. "Niclas!" "Was ist mir ihm?" Der sollte uns doch gerade jetzt mal so gar nicht interessieren. "Er ist in der Küche!" "In der ... Scheiße!" An den haben wir ja gar nicht mehr gedacht! Unsere Köpfe rucken zur Wohnzimmertür, von wo aus man in den Flur schauen kann. Sie ist offen! Genau wie die Küchentür! "Oh nein", flüstert Ed und wird kirschrot. "Er hat uns ... er hat ... was wenn …?" Die Wut kehrt zurück. "Wenn der uns heimlich beobachtet hat, dann setzt es was", knurre ich. Dem verpasse ich eins mitten in sein dummes Gesicht! Wild entschlossen schiebe ich Ed von mir runter, steige in meine schwere Bikerhose und stampfe geradewegs auf die Küche zu. "Ingo! Was hast du vor?" "Klare Verhältnisse schaffen!", grolle ich und biege in die Küche ein. Leer. Keiner da. Doch das hat noch nichts zu heißen. Ich schaue mich um und entdecke einen Zettel neben der Brötchentüte. Rabiat greife ich nach ihm und lese ihn durch. "Das gibt's nicht." Ich muss zurück ins Wohnzimmer. "Hier. Lies." Mit regungsloser Miene reiche überreiche ich Ed den Wisch. Laut liest er vor. "Lieber Ed. Unser Frühstück verschieben wir, gern auch zu dritt. Lasst es euch schmecken. P.S.: Dein Boyfriend hat ja einen knackigen Hintern! Nur leider kocht er einen wirklich scheußlichen Kaffee. Hab euch neuen gemacht. Zwinker-Smiley." Eds Augen werden kugelrund. "DER HAT MEINEN ARSCH BEGAFFT!" Doch was noch schlimmer ist: "UND MEINEN KAFFEE WEG GESCHÜTTET!" Mein Mechaniker sieht vom Zettel auf, mir direkt in die Augen. Keine Ahnung, was er grade denkt. Dann, plötzlich, zucken seine Mundwinkel. "Wehe", warne ich ihn. "Tu das nicht." Zu spät. Ed beginnt aus vollem Halse zu lachen. "Ed!" "Sorry!", hickst er. "Sorry, aber ..." "Was ist daran so lustig? He?" "Gar nichts!" "Warum lachst du dann?" "Na weil ... weil ... Pff...haahaa!" Na ganz toll! Der lacht mich aus! Logisch, dass ich nicht lange sauer auf Ed geblieben bin. Auch nicht auf den Bäckertütenboy. Die Brötchen waren ganz lecker, und die Puddingstückchen erst! Nachdem ich wieder neuen Kaffee gekocht habe, versteht sich. Außerdem muss ich ihm zu Güte halten, dass er nicht geblieben ist, sondern sich vom Acker gemacht hat, als wir miteinander beschäftigt gewesen sind. Und nachdem Ed sich überwunden, und diesen Bäckertütenbo... äh Niclas angerufen hat, waren wir noch beruhigter. Niclas hat nicht gespannt, jedenfalls nicht länger als einen Augenblick lang, um die Lage zu erfassen. Glauben wir ihm das mal. Er und Ed haben anschließend ausgemacht, dass wir heute Abend gemeinsam grillen. Ed, ich, Niclas und sein Partner ... Karl, Konstantin oder war's Kilian? Egal! Irgendein dummer Name eben. Jedenfalls fanden Ed und Niclas diese Idee total klasse. Ich könnte gern drauf verzichten. Viel lieber würde ich mit Ed allein am Grillfeuer sitzen, aber man kann nicht alles haben. Dann sind eben Eds Freunde dabei beim Grillen dabei. Und wer grillen will, muss zuvor einkaufen. "Würsten oder Steaks?" Ed guckt mich fragend an. "Beides." Warum oder? "Das meine ich nicht. Willst du lieber Würstchen oder Steaks." "Beides." Nochmal: Warum oder? Ed grinst mich an, ehe er sich wieder der drallen rotbäckigen Metzgerin zuwendet. Sie beäugt uns beide schon seit betreten der Metzgerei komisch. Meine Visage scheint ihr nicht zu passen. Oder aber, sie stört mein Bikeroutfit. Es könnte aber auch sein, dass Ed mit seinem Blaumann und der ölverschmierten Basekap ihr die Laune verhagelt. Das denke ich zwar eher nicht, denn Ed und sie duzen sich, doch woher soll ich wissen, was beleibte Metzgerweiber zum Schnäuben bringt? "Darf es sonst noch etwas sein?", fragt die Metzgersfrau gespielt überfreundlich. Ich strecke den Hals und schaue nochmal die Auslage an. "Ja. Acht Bauchspieße." Sofort dreht sich Ed zu mir um. "Acht? Wer soll die alle essen?" "Ich", feixe ich. "Du?" "Ja, ich." Ich habe Hunger. Immer und überall. Und vor allem viel. Zudem kann ich es mir leisten. Ich nehme so gut wie niemals zu. Guter Stoffwechsel eben. "Na schön. Dann noch acht von denen Bauchdingern." "Sehr wohl." Denkt aber jetzt ja nicht, die seien wirklich alle nur für mich. Aber die Teile sind so lecker, da wollen die Anderen sicher auch welche, wenn sie erst einmal probiert haben. Voll bepackt mit zwei dicken Metzgertüten voll Grillgut, latschen wir zurück zu Eds Wohnhaus. Warum wir nicht meine Maschine genommen haben, das habe ich ihn schon auf dem Hinweg gefragt. Laut Eds Aussage, lohne sich das nicht für die paar Meter. Aus den paar Metern wurden noch ein paar mehr, aber das lasse ich vor Ed unerwähnt. Endlich bei Ed angekommen, verfrachte ich alles in den Kühlschrank und gehe dann wieder raus, um Ed beim Aufbauen des Grills zu helfen. "Wo steht der Grill?", frage ich ihn. "Hab keinen." Er zuckt mit den Schultern und latscht gemächlich an seiner Werkstatt vorbei. Ich eile ihm nach. "Und wie wollen wir grillen ohne Grill? Oder bringt Niclas einen mit?" "Nö", meint Ed schlicht und bückt sich, um einen grauen, rechteckigen Betonstein aufzuheben. "Hier", ächzt er und drückt ihn mir in die Arme. "Das wird unser Grill. Bring ihn vor auf den Hof." "Ach so." Ein DIY-Grill. Es folgen drei weitere Steine. Je zwei aufeinandergestapelt, stellen wir sie in geringem Abstand gegenüber auf. Oben kommt ein Ofenrost drauf und unten drunter eine Feuerschale. Fertig ist der improvisierte Grill. "So hat mein Opa immer gegrillt", erklärt mein süßer Mechaniker. "Funktioniert einwandfrei." "Na dann auf an die Holzkohle", grinse ich. Ed holt den Sack und ich häufe das schwarze Zeug ordentlich um zwei Grillanzünder. Zu meinem Erstaunen dauert es nicht lange, bis wir ein zufriedenstellendes Ergebnis haben. Hinter uns hupt es. "Ey! Habt ihr schon ohne uns angefangen?" Niclas kommt in den Hof gefahren. Er stellt den Motor aus und steigt aus. Auch auf der Beifahrerseite geht die Tür auf. Das muss Niclas Partner sein. Ein komischer Kautz. Irgendwie kommt er mir gar nicht sympathisch rüber. Aber ich will mal nicht so sein und bleibe vorerst neutral ihm gegenüber. Vielleicht ist er ja ganz nett. Der erste Eindruck zählt nicht immer. "Ed? Hilfst du mir mit den Salaten?" Niclas zeigt auf den Kofferraum. "Jepp." "Gut. Dann suchen wir mal die Bierzeltgarnitur raus", sage ich zu ... äh ... "Ich bin übrigens Ingo." Ich halte Niclas Partner die Hand hin. "Kilian", stellt dieser sich knapp vor. Ich lächle ihn schmal an und drücke ihm die Hand. Nein, ich mag ihn immer noch nicht. Zu zweit tragen wir die drei Teile der Bierzeltgarnitur ins Freie. Eine große Hilfe ist mir dieser Kilian dabei weniger. Er achtet mehr darauf, ja nicht an irgendein ölverschmiertes Ersatzteil in Eds Werkstatt zu kommen, als darauf, mit mir den schweren Holztisch zu tragen. Die beiden Bänke schleppe ich daher lieber allein, während der Schnösel mir dabei zuguckt. Selbst beim Aufbauen stellt er sich total dämlich an, wischt mit den Fingern die Spinnweben weg, als seien sie mit Malaria infiziert, und fummelt ewig an den Schnappscharnieren herum, bis ich die Schnautze voll habe, und es wieder selbst mache. Nein wirklich. Ich kann diesen Typen nicht ab! Wie kann man mit so einem zusammen sein wollen? Zum Glück ist das nicht mein Problem und ich beschließe Ed zuliebe, diesen Kerl ab jetzt einfach höflich zu übergehen. "Wir dürfen das Knoblauchbrot nicht im Ofen vergessen, sonst können wir es das nächste Mal als Holzkohleersatz verwenden", höre ich Niclas quasseln. Er kommt zusammen mit Ed auf uns zugelaufen. Beide schleppen Geschirr mit sich, sowie einen Korb voll Getränke. Ich nehme den Korb entgegen und stelle ihn auf den Tisch. Anschließend fische ich mir eine Bierflasche daraus, dann gucke ich nach der Glut. "Sieht gut aus", finde ich und nippe an der Flasche. Knapp über dem Gitterrost herrscht eine gute Hitze. "Ich würde sagen, das Fleisch kann drauf." "Ich hol es schnell." Ed zischt davon. "Ich gehe ihm lieber helfen. Ist ein Haufen Zeug", sage ich zu den beiden und sehe zu, dass ich Land gewinne. Ich habe keine Lust auf Smaltalk. Besonders nicht mit dem Schnösel, der Angst vor Motorenfett und Spinnweben hat. "Sag mal, was ist dieser Kilian denn für einer?", frage ich Ed in der Küche. "Wieso?" Ed drückt mir eine der Tüten in die Hand. "Er ist mir unsympathisch", gebe ich zu. "Der hatte solche Angst sich schmutzig zu machen, dass ich die ganze Garnitur allein schleppen durfte." Ed sieht mich mit zusammengekniffen Lippen an. "Du kannst ihn auch nicht leiden!", schließe ich daraus. Mein süßer Mechaniker schüttelt leicht den Kopf. "Es ist nicht so, dass er unfreundlich wäre, aber ..." "Er is'n dummer Schnösel." "Das auch", nickt Ed. "Hab eben keinen richtigen Draht zu ihm." "Und was will Niclas dann von dem Kerl?" "Sie lieben sich", meint Ed achselzuckend. "Wenn die beiden glücklich sind, ist doch alles in Ordnung. Außerdem sehe ich Kilian sowieso sehr selten." "Na dann ..." Wäre ja noch schöner. Wenn der Kerl hier ständig herumhängen würde. Dann doch lieber Niclas. Der scheint mir, trotz meines ersten Eindrucks, ein ganz netter Typ zu sein. "Bringen wir den Kram mal raus", wechsele ich das Thema und halte die Tüte hoch. "Hab schon einen mächtigen Kohldampf." Ich will schon losmarschieren, werde jedoch von Ed am Ärmel gepackt. "Warte noch kurz", grinst er und stellt sich vor mich. "Muss dir noch was sagen." "Und was?", will ich wissen, ahne allerdings schon, was genau er mir 'sagen' will. "Das hier", wispert er und schon sind seine Lippen auf meinen. Darüber könnte ich mich tagelang mit ihm unterhalten ... *** Ich halte mir den Bauch vor lachen. "Pssst! Nich so laut", kichert Niclas neben mir. "Hier schlafen sicher schon alle." "Mir doch egal", sage ich ausgelassen und genehmige mir noch einen Schluck aus der Bierflasche. "Dann erzähl mir nicht so einen Scheiß." "Das war kein Scheiß! Das ist mir wirklich passiert!", lacht Niclas. Auch Ed grinst vor sich hin. Nur Kilian ist ... Na ja. Er ist Kilian. Mir egal, was er ist. Ich ignoriere ihn einfach. Mit Niclas dagegen verstehe ich mich immer besser. Er ist ein richtig witziger Typ. Schlagfertig, gescheit und nett. Das hätte ich ihm heute Morgen noch alles gar nicht zugetraut. Und ich hätte ebenfalls niemals gedacht, dass ich mich so hervorragend mit ihm verstehen würde. Aber ich tue es. Jetzt sitzen wir hier, inzwischen auf Eds ollen Gartenstühlen, rund um die noch wärmende Glut, und quatschen über alles mögliche. Es dürfte schon ein Uhr durch sein, aber wen juckt das? Kilian anscheinend. Er steht plötzlich auf und verkündet, er müsse los. "Schon?", fragt ihn Niclas enttäuscht. "Ich muss morgen früh raus", ist Kilians Antwort. Seufzend steht Niclas ebenfalls auf und greift sich in die Hosentasche. "Hier. Nimm mein Auto. Ich will noch bleiben. Ich übernachte dann drüben bei meinen Eltern." Widerstrebend nimmt Kilian den Autoschlüssel, sagt dazu jedoch nichts. "Dann gute Nacht. Viel Spaß euch noch." Wir verabschieden uns von ihm, was alles ziemlich verhalten ausfällt. "Dein Freund ist ja 'ne ganz schöne Spaßkanone, eh?", richte ich mich an Niclas, als sein Schnöselfreund endlich abgedampft ist. Mir tut es gar nicht leid, dass er schon abgedampft ist. "Er ist bloß müde. Er arbeitet viel." "Ahso", brumme ich. Lügt sich da einer gerade selbst in die Tasche? Ich leere meine Bierflasche. Die Stimmung ist dahin. "Ich hole uns nochmal Nachschub", verkündet Ed und läuft Richtung Keller. "Du kannst Kilian nicht leiden, stimmt's?" Niclas starrt in die schimmernde Glut. Dabei leuchtet sein Gesicht in einem warmen Orangeton. Bei näherer Betrachtung sieht er doch ganz attraktiv aus. "Es ist ... nun ja ... schwierig für mich, ihn zu mögen", gebe ich zu. Zu meiner Erleichterung grinst Nic. Sieht nicht so aus, als nähme er mir meine Meinung über seinen Partner übel. "Man mag ihn meist erst auf den zweiten Blick. Ging mir auch so." "Aha", grinse ich zurück. "Er hat versteckte Qualitäten." "So könnte man es sagen." Darauf gehe ich jetzt mal lieber nicht weiter ein. Dazu kenne ich Nic noch nicht wirklich gut genug. "Wo wir gerade von Beziehungen sprechen", meint Nic und schaut kurz zum Keller rüber, wodurch mir klar wird, um was sich das Gespräch nun drehen wird. "Wirst du bleiben?" "Wo?", stelle ich mich dumm. "Na hier." Niclas sieht mich an, als wüsste er, dass ich ganz genau weiß, was er gemeint hat. "Oder willst du morgen wieder auf deinem Bike verschwinden, und dich erst nach ein paar Wochen wieder bei Ed blicken lassen?" Ich zupfe am Etikett meiner leeren Bierflasche herum. "Wenn Ed mich nicht rauswirft, werde ich vorerst hier bleiben", erzähle ich ihm. "Und für wie lange?" Ich zucke mit den Schultern. Darüber habe ich auch schon nachgedacht. "Ich mag Ed. Mehr als das! Aber das dürftest du ja schon wissen." Ich grinse ihn schief an. "Oh ja", lacht er, wird dann allerdings wieder ernst und sieht mich eindringlich an. "Ed liebt dich wirklich sehr." "Ich weiß." Ich ihn auch. "Tu ihm nicht weh, indem du einfach wieder abhaust und dich nicht bei ihm meldest." "Werde ich nicht", verspreche ich, weil ich ja selbst nicht will, dass er verletzt wird. Und ich will, ehrlich gesagt, gar nicht von hier abhauen. Ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben wohl an einem Ort. Fast heimisch. "Dann ist ja gut", lächelt Nic. "Nachschub!" Ed kommt aus dem Keller. Das nennt sich Timing! *** Gähnend schlurfe ich aus dem Schlafzimmer. Null Plan, wie spät es ist. Auf jeden Fall spät, denn wir sind erst um kurz nach vier ins Haus gewankt. Niclas, dessen Eltern praktischerweise genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite leben, hatte sich ungefähr um diese Uhrzeit verabschiedet, sodass auch wir uns in die Koje begeben haben. Kaffeeduft empfängt mich, kaum dass ich im Flur stehe. Mit halb geschlossenen Augen suche ich die Küche auf. "Morgen." Ed hört sich aber schon verdammt wach an. "Mor'n", krächze ich. Ich glaub, ich hatte gestern Abend ein Bier zu viel. Schwer falle ich auf einen der Küchenstühle. Vor mir wird etwas auf den Tisch gestellt. Bei näherer Betrachtung stellt sich dieses etwas als mit Kaffee gefüllte Tasse heraus. Dankbar leere ich sie bis zur Hälfte und warte, bis der Kaffee seine Wirkung tut. "Ich habe wegen dir extra ein paar Löffel Kaffee extra in den Filter getan", schmunzelt Ed. "Danke." Mein Mechaniker weiß inzwischen, wie ich meinen Kaffee mag. Stark, schwarz und so zähflüssig wie Honig. Ed schenkt sich ebenfalls eine Tasse ein, schüttet allerdings noch einen ordentlichen Schluck Milch dazu. Wäh! Still setzt er sich mir gegenüber. Erschrocken zucke ich zusammen, als seine Hand nach meiner greift, schließe dann jedoch ebenfalls meine Finger um seine. "Bin noch nicht ganz wach", erkläre ich. "Ich merks." Ed grinst. "Mal was anderes", murmelt er schüchtern. "Hm?" "Ich wollte dich was fragen. Also nur, wenn der Kaffee schon gewirkt hat." Jetzt muss ich lachen. "Frag." "Ich wollte eigentlich bloß wissen, wo du als nächstes hin willst." Unsicher sieht er mich an. "Weiß noch nicht." Ich zucke mit den Schultern. Seine Hand in meiner wird immer feuchter. Ich muss mich arg zurückhalten, damit ich nicht wieder anfange zu lachen. Wie gut, dass ich verkatert bin. "Wie wäre es ... ähm ... also", stottert Ed um den heißen Brei herum "... wenn du, solange, bis du es weißt ... ähm ... bei mir bleibst?" Seine Wangen haben Feuer gefangen und er kann mir gar nicht mehr in die Augen sehen. Wie kann ein Kerl wie er, der einen der männlichsten Jobs macht, die es gibt, nur so verdammt niedlich und schüchtern sein? Das ist es wahrscheinlich auch, was mich anfangs so sehr an ihm angezogen hat. Mittlerweile gibt es da natürlich noch viel mehr, was ich an Ed anziehend finde, aber diese Eigenschaft an ihm liebe ich am meisten. "Nur wenn du magst, natürlich!", setzt er hektisch nach, als er immer unruhiger wird, da ich ihm nicht sofort antworte. In aller Ruhe stelle die Kaffeetasse ab, nehme Eds feuchte Hand, die immer noch in meiner Linken liegt, und hebe sie an meinen Mund. "Wenn du mich hier haben willst, bleibe ich gern noch eine Weile", antworte ich ihm schließlich und drücke meine Lippen auf seine Handfläche. Eds Augen beginnen zu strahlen. "Klar will ich das!", freut er sich und steht auf. Irritiert schaue ich ihm zu, wie er um den Tisch herum geht und mich mit sich zieht. "Wo willst du hin?", frage ich. "Na wohin wohl? In die Dusche." Amüsiert ziehen sich meine Mundwinkel nach oben. "Und ich soll mit?" "Na wer denn sonst? Du bist doch der Einzige, der sich dort auch im Dunkeln auskennt." Ende …? Na? Neugierig geworden, ob Ingo bei seinem Mechaniker bleibt? Die Frage wird euch früher oder später beantwortet, so viel sei schon mal verraten. Haltet einfach die Augen nach Niclas auf, denn wo der ist, ist Ed schon mal nicht weit xD Eure Fara Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)