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For the World Is Hollow and I Have Touched the Sky

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier noch mal die gekürzte, jugendfreie Fassung des letzten Kapitels. :) Komplett anzeigen

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Cullen (gekürzte Fassung)

Cullen erwachte am nächsten Morgen zum Geräusch von Regen, der gegen die Fensterscheiben prasselte.

Sein Blick wanderte aus Gewohnheit als erstes zur anderen Ecke des Zimmers hinüber.

Wasser tropfte dort durch das Loch in der Decke und landete mit einem leisen „Pling“ in einem Blecheimer, den er schon vor Monaten zu diesem Zweck strategisch dort platziert hatte.

Cullen fragte sich, wie lange es schon regnete und ob es aufhören würde, bevor der Eimer überlief. Es war bisher erst einmal so weit gekommen, und das Wasser, das durch die Dielen auf seinen Schreibtisch getropft war, hatte einen so erheblichen Schaden angerichtet und viele Schriften derartig unlesbar gemacht, dass er seitdem auf der Hut war.

Es wäre natürlich einfacher gewesen, wenn...

„Du sollest wirklich etwas gegen das Loch in deiner Decke unternehmen“, kommentierte eine verschlafene Stimme neben ihm.

Cullen lächelte.

Ja. Vielleicht sollte er das endlich.

Er drehte sich zu Dorian herum, der neben ihm auf dem Bett lag, eine Hand unter den Kopf geschoben. Der andere Mann musterte ihn mit einem Ausdruck, der Sorge, Zurückhaltung und völlig unverhohlenen Forscherdrang in sich vereinte. Was bedeutete, dass jetzt Fragen folgen würden. Fragen, von denen er nicht wusste, ob er sie beantworten konnte. Doch Dorian hatte Antworten verdient und Cullen würde nicht fliehen. Dieses Mal nicht.

Und der andere kam auch sofort zum Punkt.

„Du hättest mir sagen können, dass du kein Lyrium mehr nimmst“, sagte er leise. „Ich hätte es verstanden. Dann wäre mir so etwas wie letzte Nacht nicht passiert.“

Cullen öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Dorian war noch nicht fertig. „Wie oft warst du schon in einem Zustand wie letzte Nacht, ohne dass es jemand wusste? Ohne dass jemand in dieser Zeit bei dir war...?“

Sein Tonfall war anklagend, doch Cullen wusste, dass er es verdient hatte.

„Dorian“, entgegnete er sanft. „Bitte mach dir keine Vorwürfe... du konntest es nicht wissen.“

„Ich mache mir Vorwürfe?“ Dorian zog die Augenbrauen zusammen. „Verdammt, Cullen, du hast dir selbst gegenüber eine Verantwortung zu tragen! Und ich spreche hier noch nicht einmal von deiner Bedeutung für die Inquisition!“

„Dorian...“

„Ich hatte einen Freund, weißt du.“ Die Worte ließen ihn innehalten. „Sein Name war Felix. Er war einer der besten Männer, die Tevinter je hervorgebracht hat, so unwahrscheinlich das auch klingt.“

Dorians Stimme klang bitter.

„Bei einer Begegnung mit der Dunklen Brut wurde er verletzt und sein Blut vergiftet. Er wusste, dass ihn ein langer und qualvoller Tod erwarten würde, doch während wir fieberhaft nach einem Heilmittel geforscht haben, weigerte er sich, auch nur ein einziges Mal Hilfe anzunehmen – selbst dann nicht, als sein Zustand sich sichtbar zu verschlimmern begann. Er sagte, er wollte kein Mitleid.“ Er stieß ein freudloses Lachen aus. „Doch darum ging es mir nie... Ich wollte lediglich, dass er das alles nicht allein durchstehen muss.“

Cullen schwieg. Dorians Erzählung begann plötzlich eine Menge Dinge zu erklären, die er zuvor nicht verstanden hatte... nicht nur seine schlecht versteckte Fürsorge, sondern auch seine Geduld mit ihm.

„Bitte tu das nicht, Cullen“, fuhr Dorian leise fort. „Bitte lehne keine Unterstützung ab, wo sie dir angeboten wird. Ich... ich will nicht noch mal einem Freund dabei zusehen müssen, wie er leidet, ohne in den Momenten, in denen es am schwersten ist, für ihn da sein zu können, nur weil er zu stolz ist, um meine Hilfe anzunehmen.“

Bitte tu mir das nicht an.

Dorian sagte es nicht, aber Cullen konnte die Worte deutlich von seinem Gesicht ablesen, und Zuneigung für den anderen Mann erfüllte sein Herz. Er lehnte seine Stirn an die von Dorian.

„Du hast Recht“, sagte er. „Es tut mir leid. Es ist gut, dass du hier bist, und ich danke dir.“

Dorian sah ihn für einen Moment mit einem solchen Ausdruck von Sprachlosigkeit an, dass Cullen lächeln musste und sich vorbeugte, um den anderen auf den Mund zu küssen.

„Kannst du das noch mal wiederholen?“, fragte Dorian, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich gerade geträumt habe...“

Cullen lächelte. „Nein.“

Vhenedis“, stieß Dorian leise hervor, doch es steckte keine wirkliche Schärfe dahinter.

Für eine Weile lagen sie eng aneinandergeschmiegt so da und lauschten dem Rauschen des Regens.

Dann ergriff Dorian erneut das Wort.

„Gibt es denn überhaupt etwas, was ich tun kann?“, fragte er leise. „Ich will helfen, aber ich weiß nicht, wie...“

Cullen sah die Unsicherheit auf seinem Gesicht und lächelte ihm ermutigend zu.

„Es reicht, dass du hier bist.“

Dorian gab ein Schnauben von sich. „Ich meine es ernst, Cullen.“

„Das tue ich auch“, entgegnete Cullen ruhig. Der andere verstummte, doch Cullen konnte die Frage, die ihm auf der Zunge lag, förmlich hören, und so fuhr er fort:

„Ich... habe es zum ersten Mal in der Nacht bemerkt, als du Schutz vor den Templern gesucht hast.“ Wie lange jener Abend doch mittlerweile zurücklag. „Der Lyriumentzug verursacht oft unerträgliche Kopfschmerzen, doch die Nähe zu dir – zu dem Lyrium in dir – hat sie damals gelindert. Hat sie auch in dieser Nacht gelindert.“

Dorian starrte ihn an.

„Das heißt, du hättest dir die Schmerzen seitdem ersparen können, indem du einfach dein Zimmer mit einem Magier geteilt hättest?“, fragte er ungläubig. „Warum um alles in der Welt hast du es dann nicht getan? Meine Güte, du hättest sogar jemanden wie Solas fragen können! Ich habe keine Ahnung, ob der Mann überhaupt ein Zimmer hat, geschweige denn ein Bett, in dem er schläft. Er hätte sicher mit Freuden zugestimmt!“

Cullen lachte auf. „Ich hätte nicht jeden beliebigen Magier gefragt. Außerdem glaube ich, dass die Inquisitorin Einspruch erhoben hätte, wenn ich Solas zu diesem Zweck beansprucht hätte.“

Dorian lächelte. „Möglich.“

Doch er wurde schnell wieder ernst.

„Wenn ich es gewusst hätte, wäre ich sofort bei dir eingezogen“, sagte er leise. Und fügte nach kurzem Zögern hinzu. „Und hätte schon längst etwas gegen dieses unsägliche Loch in deiner Decke unternommen.“

„Ich weiß“, erwiderte Cullen sanft. „Und genau deswegen habe ich es nicht getan.“

„Was, wegen dem Loch in der Decke?“

Dorian.“

„Verzeih mir... was wolltest du sagen?“

Cullen seufzte.

„Ich wollte nicht, dass du dich gezwungen fühlst, mir zu helfen“, sagte er. „Wenn du bleiben solltest, dann aus freien Stücken und ohne dieses Vorwissen. Ich wollte, dass du die Freiheit hast, selbst zu wählen.“

Dorian sah ihn lange an.

„Cullen...“, begann er dann und in seiner Stimme lag Resignation.

„Ja?“

„... du bist ein absolut unmöglicher Mann und ich habe keine Ahnung, was ich mit dir anfangen soll.“

Cullen lachte.

 

„Warum ich?“, fragte Dorian später, nachdem sie sich mehrere Minuten lang ohne Eile geküsst hatten und sich eine angenehme Wärme in Cullens Gliedern ausgebreitet hatte. „Du meintest vorhin, du hättest nicht jeden beliebigen Magier gefragt. Warum hättest du meine Nähe akzeptiert und ihre nicht?“

Weil du mein Seelenpartner bist, wäre zu direkt gewesen und Cullen kannte den anderen mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er danach sofort auf Abstand gegangen wäre. Dorian mochte sein Freund – und mittlerweile auch mehr als das – sein, aber er war noch nicht bereit, diese Worte zu hören.

Weil mein Herz dir gehört, wäre selbst für Cullens Verhältnisse zu poetisch gewesen, auch wenn es die Wahrheit war.

Stattdessen entgegnete er:

„Weil ich dir vertraue.“

Auch das war eine Wahrheit.

Dorian hob fragend eine Augenbraue. Cullen seufzte.

„Ich habe die Nähe von Magiern lange Zeit nicht ertragen können“, erklärte er. „Nach Kinloch und den Dingen, die in Kirkwall vorgefallen sind... Nachdem ich oft genug mit eigenen Augen gesehen habe, was mit Magiern passiert, die dem Flüstern von Dämonen nachgeben, bin ich... vorsichtig geworden, was die Magier in meiner Umgebung anging – vorsichtig und misstrauisch. Lange Zeit habe ich in ihnen nur weitere potentielle Dämonen gesehen, die ich eines Tages würde bekämpfen müssen.“

Dorian dachte eine Weile über diese Worte nach.

„Was hat sich geändert?“, fragte er schließlich.

„Ich habe Magier kennengelernt, die das Gegenteil von dem waren, was ich bisher erlebt hatte“, entgegnete Cullen leise. „Die über große Macht verfügten, doch in keinem einzigen Moment die Kontrolle über sich verloren.“

Er dachte an ihre Flucht aus Haven zurück und an Dorian, der blass und erschöpft, doch mit einem Lachen in den Augen Feuerbälle nach ihren Verfolgern geschleudert hatte und vielen Soldaten an jenem Tag das Leben gerettet hatte. Und er erinnerte sich an Solas und Vivienne, die verbissen bis zum letzten Augenblick gekämpft hatten, um den Fliehenden die Rückkehr in die Berge zu ermöglichen... wie sehr er sich doch zuvor in ihnen getäuscht hatte.

„Und als ich dich dann gestern kämpfen sah...“, fuhr Cullen fort. „In meiner Zeit als Templer habe ich viele Magier kämpfen sehen, doch nie mit einer solchen Präzision und Selbstbeherrschung, wie du es getan hast.“ Er küsste Dorian sanft auf die Lippen. „Du warst atemberaubend. Und mir wurde eines klar: wenn es jemanden gibt, an dessen Seite ich sorglos schlafen kann, dann bist du es.“

„Cullen...“ Dorian klappte den Mund auf und wieder zu, ohne etwas zu sagen, als wären ihm alle Worte abhandengekommen. Dann schüttelte er den Kopf und schmiegte das Gesicht an Cullens Hals.

„Du machst mich verlegen“, murmelte er.

Cullen lächelte nur. Und er fragte sich plötzlich, ob je schon mal jemand diese Dinge zu Dorian gesagt und sie auch tatsächlich so gemeint hatte.



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