Live our lives von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 91: painful verity -------------------------- Mimi klatschte in ihre Hände, ihren Blick auf die Gruppe vor sich gerichtet. “So ihr Lieben, als Dank für eure gute Arbeit in den letzten Wochen, gehen wir heute in ein Café und gönnen uns da einen Kuchen und etwas zu trinken. Das Geld davon bekommen wir von der Schule, daher sollten wir reinhauen, nicht wahr?” Sie zwang sich zu einem Lächeln und sah ihre Mädchen an. Diese bemerkten gar nicht, dass das Lächeln des Mädchens deren Augen nicht erreichte. Außer einer. Kari musterte Mimi besorgt. Seit deren Streit mit Tai, wirkte Mimi alles andere als glücklich. Es ging ihr nicht gut. Karis Bruder hatte ihr wohl wirklich weh getan. Aber die Jüngere konnte es verstehen. Denn auch ihr hatte Tai weh getan und das ließ sich nicht so einfach vergessen. Es war ja nicht so, als dass sie ihm nicht vergeben konnte, aber jedes Mal wenn sie ihn sah, stach es in ihrem Herzen und ihr wurde anders. Jedes Mal wenn sie ihn ansah, kamen ihr seine Worte in den Kopf und sie sah alles wieder vor sich. Sie konnte einfach nicht abschalten, es nicht einfach vergessen. Ein leises Seufzen verließ Karis Lippen. Sie wollte einfach nur, dass alle glücklich waren. Sie war es ja auch. Nun erstrahlte ein kleines Lächeln ihre Gesicht. Sie liebte Takeru und er machte sie glücklich. Gerade, weil er sie auch liebte. Er war wundervoll und sie konnte wirklich nicht verstehen, warum sie sich solange Zeit gelassen hatte, sich gesorgt hatte, dass er sie nicht so mögen konnte. Er bewies ihr jeden Tag aufs Neue, was sie ihm bedeutete. Sie war wirklich glücklich … mit ihm und wegen ihm. Mimis sah zu ihrer Freundin, die plötzlich lächeln musste. Das tat sie in letzter Zeit sehr häufig. Und es war auch klar, warum … oder genauer gesagt, wegen wem. Ein leichtes und trauriges Lächeln legte sich auch auf Mimis Lippen. Sie freute sich für die Jüngere … und gleichzeitig wurde ihr dadurch wieder bewusst, wie sehr in ihrem Leben gerade alles schief lief. Das Einzige, was ihr von Anfang an klar gewesen war, war, dass sie Kari nicht mit deren Bruder gleich setzte. Das hatte sie von Beginn an und das würde sie jetzt nicht deswegen anfangen, weil Tai das größte Arschloch auf der Welt war. Sie verzog ihr Gesicht. Sie wollte wirklich nicht mehr an ihn denken, denn immer wenn sie das tat … dann tat es weh. Sie atmete aus und schloss ihre Augen ein Moment. Ihn einfach vergessen! Sie musste ihn einfach vergessen! “Okay, gehen wir, ja?”, rief sie dann. Sie musste sich ablenken. Und was war dafür nicht besser geeignet, als die Zeit mit Dingen zu verbringen, die sie gerne machte? Und dazu zählte das Cheerleading, in das sie all ihre Kraft und ihre Gedankengänge stecken konnte. Ein paar neue Choreografien waren nie eine schlechte Idee. Und sie machte auch gerne etwas mit ihren Freunden. Alles, was sie davon abhielt an ihn zu denken, war perfekt. Sie sah den Cheerleadern hinterher, die sich miteinander unterhielten und lachend auf den Weg machten. Ihr Blick ging zur Seite und sie bemerkte, wie sie von einer Cheerleaderin sorgenvoll angesehen wurde. “Kari”, gab sie von sich und zwang sich zum lächeln. “Geht es dir gut Mimi?”, fragte die Jüngere leise und trat auf sie zu. Mimis Gesichtsausdruck gefror. “Ich …”, brachte sie hervor. Es dauerte einen Moment, ehe sie sich wieder unter Kontrolle hatte. “Es geht mir gut”, antwortete sie dann lächelnd. Kari musterte sie genau. Sicher fiel ihr auf, dass das Lächeln wieder ein genauso künstliches war, wie die ganzen davor. Die Jüngere seufzte nur leise auf und lächelte dann ebenfalls leicht. Sie streckte eine Hand aus und berührte sanft Mimis. “Ich will auch für dich da sein, so wie du immer für mich da warst, ja?” Mimi sah erstaunt auf und das erste Mal war das Lächeln echt, das sich für ein paar Sekunden über ihrem Gesicht ausbreitete. “Danke Kari”, erwiderte sie leise. Die beiden Mädchen sahen sich ernst an, bis ein Ruf zu ihnen durchdrang. Beide sahen erstaunt auf. “Okay, wir sollten mal schnell hinterher”, stellte Mimi erstaunt, als sie die anderen Cheerleader sahen, die ihnen zuwinkten. ~~~ Tai saß in einem Café, vor sich eine Tasse Kaffee, ein Teller, auf dem sich noch ein halbes Stück Torte befand und dazu verschiedene Unterlagen seines Studienfaches. Er hatte sich mit einem Kommilitonen getroffen, der inzwischen wieder weg war. Sie hatten zusammen einen Vortrag vorbereiten müssen. Der Kommilitone hatte das Café hier vorgeschlagen und Tai hatte zugestimmt. Warum auch nicht? In den letzten Tagen aß er zwar nicht mehr so viel, aber Torte musste einfach gehen … ging auch. Auch wenn er sie nicht so herunter geschlungen hatte, wie zu anderen Zeiten. Er unterstrich auf einem Blatt etwas mit seinem Kugelschreiber und griff nach seiner Tasse, um einen weiteren Schluck zu trinken. Die Türe des Cafés öffnete sich und gleich darauf konnte er einiges an Geschnatter hören. Verwundert sah er auf und erkannte einige Mädchen, die herein kamen und sich angeregt miteinander unterhielten. Als ein schwarzhaariges Mädchen hereinkam, legte er seinen Kopf schief. Die kannte er doch irgendwoher? Nur woher? Es dauerte einige Sekunden, bis er Nagysa erkannte, das Mädchen, das er zum Abschlussball eingeladen hatte. Schnell senkte er seinen Kopf. Hoffentlich erkannte sie ihn nicht. Als die Türe sich erneut öffnete, sah er trotzdem wieder auf. Ein leichtes Lächeln trat auf seine Lippen, als er seine Schwester erkannte, die gerade hereingekommen war. Sie war wohl mit den anderen Cheerleadern unterwegs. Kari blickte auf und ihm direkt in die Augen. Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Das Erste, dass er seit einiger Zeit von ihr gesehen hatte. Sie schien sich wohl zu freuen, ihn zu sehen. Sehr schnell verschwand das Lächeln jedoch wieder. Sie machte ein paar unsichere Schritte auf ihn zu. Tai schob seine Sachen zusammen. Vielleicht würde sie ja mit ihm reden. Das würde ihn wirklich freuen. Wobei … sie war ja mit den Cheerleadern hier, vermutlich sollte sie eher mit diesen Zeit verbringen. Er erstarrte in seinen Bewegungen. Die Cheerleader? Sie alle? Das hieß doch … Ein letztes Mal öffnete sich die Türe und dann stand sie auch schon da. Er konnte seinen Blick nicht von dem braunhaarigen Mädchen wenden. Sein Herz machte einen Satz. Vielleicht hatte er jetzt ja die Chance … Er stand auf, ohne seinen Blick von ihr zu nehmen. Ihr Kopf drehte sich in seine Richtung und wie angewurzelt blieb sie stehen. Ihre Augen weiteten sich und er konnte das Entsetzen und die Panik erkennen, die sich darin bildeten. “Mimi”, flüsterte er leise. Er wusste nicht, ob sie es gehört hatte. Vielleicht, denn plötzlich wirbelte sie wie von einem Schuss getroffen herum und stürzte aus der Türe wieder hinaus ins Freie. Tai fühlte sich wie geschlagen. Erstarrt blieb er stehen und sah ihr hinterher. Dann überkam ihn eine große Müdigkeit. Das sagte doch eigentlich schon alles aus, oder? Sie wollte ihn nicht sehen, nicht mit ihm reden. Und das fühlte sich an, als würde jemand sein Herz aus seiner Brust reißen und zerquetschen. Tai sah auf und erkannte seine Schwester, die ebenfalls wie erstarrt da stand. Er sah, wie ihr Blick immer wieder von der Türe zu ihm wanderte und zurück. Sie schien ihm wie zerrissen, wie als ob sie nicht entscheiden könnte, was sie machen sollte. Zu ihm kommen? Oder doch Mimi hinterher. Als sie erneut zu ihm sah, erwiderte er ihren Blick. “Nun geh schon. Sie braucht dich”, gab er von sich und deutete mit seinem Kinn in Richtung der Türe. Etwas kämpfte noch kurz in der Jüngeren, dann nickte sie, drehte sich herum und rannte ebenfalls zu der Türe hinaus. Tai ließ sich erschöpft auf die Bank zurück sinken, auf der er gerade noch gesessen hatte. Mit einer Hand wischte er über sein Gesicht. Verdammt … das war alles so … so scheiße. Er biss seine Zähne zusammen. Das war wirklich scheiße! Sein Blick wanderte zu der Torte. Nein, darauf hatte er jetzt keine Lust mehr. Er hob eine Hand um einen Kellner herbei zu winken und zahlen zu können, so dass er nach Hause gehen konnte. Der Kellner nickte ihm zu, gleich wäre er bei ihm. Tai senkte seine Hand. Sein Blick fiel auf Nagysa, die ihn breit anlächelte und ein paar Schritte auf ihn zumachte. Tai hob abwehrend eine Hand und schüttelte streng seinen Kopf. Es wirkte. Verwundert blieb die Schwarzhaarige stehen und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Glücklicherweise kam in dem Moment der Kellner, sodass sie sich nicht noch anders entscheiden konnte. Tai zahlte und räumte seine Sachen in seine Tasche, ehe er aufstand und sich mit dieser auf den Weg zur Türe machte. “Hallo Tai”, ertönte eine zwitschernde Stimme und Tai drehte seinen Kopf leicht zur Seite. Die Schwarzhaarige hatte ihre Verwunderung aufgegeben und sich entschieden, doch zu ihm zu gehen. Sowie sie ihn anlächelte, erwartete sie wohl irgendetwas. Tai unterdrückte ein Aufstöhnen. Er hatte wirklich anderes im Kopf, als sich jetzt, oder irgendwann anders, mit ihr abzugeben. “Tut mir leid Nagysa”, richtete er an sie und griff nach dem Türgriff, “ich habe gerade einfach keinen Kopf dafür”, erklärte er, zog die Türe auf und trat einfach hinaus, ohne auf das Mädchen hinter sich zu achten. Im Freien sah er sich um. Vielleicht konnte er Mimi und seine Schwester irgendwo sehen. Dann würde er zu ihnen gehen und sich endlich bei Mimi entschuldigen. Und dann müsste sie einfach zuhören. Er sah sie jedoch nicht und entschied sich daher, sich auf den Weg nach Hause zu machen. Währenddessen zog er sein Handy hervor und wählte, wie so oft in letzter Zeit, ihre Nummer. Aber genau das Gleiche wie immer … er konnte sie nicht erreichen. Stattdessen lauschte er der bereits gewohnten Ansage und ballte seine Hand fest um das Gerät an seinem Ohr. ~~~ Mimi hörte das Blut in ihren Adern rauschen und ihr Herz, das schmerzhaft gegen ihren Brustkorb schlug. Was wollte ausgerechnet er in dem Café, in das sie hatten gehen wollen? Warum war er da gewesen? Sie wollte ihn doch nicht sehen! Sie blieb stehen und schnappte nach Luft. Ihr Blick richtete sich hinter sie und erneut kam Panik in ihr auf. Hoffentlich war er nicht da. Sie sah eine Person auf sich zukommen und einen Moment dachte sie wirklich, dass es sich um Tai handelte. Dann klärte sich ihr Blick und sie erkannte Kari, die auf sie zukam. Die Jüngere blieb vor ihr stehen und stützte einen Moment ihre Arme auf ihren Beinen ab um zu Atem zu kommen, ehe sie Mimi ansah. “Okay … und jetzt bitte ich dich, ehrlich zu mir zu sein. Es geht dir nicht gut …” Mimi sah ihre Freundin an. Diese hatte sich zwischen ihrem Bruder und ihr entscheiden müssen … und sie war ihr hinterher gerannt. Leise schluchzte sie auf, dann liefen die ersten Tränen über ihre Wangen. Sie schlug ihre Hände vor ihr Gesicht. Kari sah sie besorgt an, ehe sie nach ihrem Arm griff und sie mit sich zog. In einem kleinen Park angelangt, zog sie die Ältere zu ihrer Bank. “Gib mir dein Handy”, richtete sie an Mimi, die sie daraufhin verwundert ansah. “Mein … mein Handy?”, erwiderte sie. “Ja. Bitte.” Mimi sah sie zwar immer noch verwundert an, reichte das gewünschte Gerät aber weiter. Sie erkannte, dass Kari eine kurze Nachricht tippte und diese versandte. “Du hast aber nicht deinem Bruder geschrieben!”, fragte sie panisch. Kari sah sie verwirrt an und gab das Handy zurück. “Nein, ich habe Nagysa geschrieben, dass die anderen ohne uns anfangen”, antwortete Kari und beäugte ihre Freundin besorgt. Die erstarrte kurz. “Oh … okay … danke.” Kari nickte und streichelte der Älteren über den Rücken. “Ich … ich bin nicht sehr gut in so etwas …”, murmelte sie leise, “aber ich will für dich da sein. Du bist immer für mich da … vielleicht ist es an der Zeit, mal etwas zurückzugeben.” Mimi griff nach Karis Hand und drückte diese sanft. “Das musst du nicht Süße.” “Ich will aber”, entgegnete Kari ernst. Mimi erwiderte deren Blick einen Moment, ehe sie auf seufzte. “Okay …”, murmelte sie. “Mein Bruder ist ein Idiot …”, fing die Jüngere an. Sofort zuckte Mimi zusammen. Sie wollte nicht an den Älteren denken. “Aber ich bin mir sicher, dass er dich nicht so verletzen wollte …” Mimi biss sich auf die Unterlippe, ehe sie ihren Kopf schüttelte. “Ist doch egal was er wollte. Er hat es getan!” “Du kennst ihn doch, er denkt einfach nicht nach!” Mimi zuckte mit ihren Schultern. “Und … und was wenn er recht hat? Wenn es niemanden gibt, der mit mir zusammen sein will?” Sofort schüttelte Kari ihren Kopf. “Ich bin mir sicher, dass da draußen der Richtige für dich ist! Du darfst nichts auf Tais dummes Gerede geben! Er hat keine Ahnung! Du bist wundervoll. Du siehst super aus, du bist liebevoll, du bist einer der tollsten Menschen auf der Welt, du bist immer für deine Freunde da, auf dich kann man sich verlassen, ...” Während Kari all diese Dinge auf zählte, senkte Mimi ihren Kopf, dass ihre Freundin nicht die Tränen sah, die wieder in ihre Augen traten. Was brachte es, wenn da draußen der Richtige für sie war? Was brachte es, wenn sie ihr Herz schon längst an jemand anderen verloren hatte? Sie hatte sich verliebt … und zwar in den Falschen! Die ganze Zeit, die sie mit Tai verbracht hatte … ihre Streitereien, ihre Neckereien, als sie Sex gehabt hatten, wo sie einfach nur Zeit miteinander verbracht hatten, die netten Dinge, die er ihr gesagt hatte … das alles hatte sie dazu gebracht, dass sie sich ausgerechnet in ihn verliebt hatte … in den größten Idioten der Welt, in den Mann, den sie eigentlich nicht leiden konnte, in den Mann, der ihr Herz gebrochen hatte … Und das Schlimmste war, dass sie es erst bemerkt hatte, als es zu spät war. Zu spät, um irgendetwas daran zu ändern. Denn Tai hatte seine Meinung von ihr ja laut und deutlich zu verstehen gegeben. Er würde nie dasselbe wie sie empfinden, er würde sie nie lieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)