Live our lives von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 71: reconciliation -------------------------- Takeru stand unsicher vor der Wohnungstüre von Yagamis. Er biss sich auf seiner Unterlipper herum und ihm war nicht klar, ob er die Klingel betätigen sollte. Noch wusste keiner, dass er hier war. Unten war er schnell durch die Haustüre gegangen, als ein anderer Bewohner des Hauses dieses verlassen hatte. Was sollte er ihr auch sagen? Dass es ihm leid tat? Dass er es nie wollte? Dass er all das nie hatte tun wollen? Das Alles kam ihm viel zu abgedroschen vor. Denn egal was er sagte, er hatte es getan. Er hatte ihr etwas genommen, etwas aufgedrängt, was er so niemals hätte dürfen. Und noch dazu, was er gesagt hatte. Er hatte die Verletzung in ihren Augen doch gesehen. Was machte er hier? Sie würde ihm vermutlich niemals verzeihen können. Er hatte Angst sie zu verlieren… und dann sorgte er selbst dafür, dass er sie verlor. Er war solch ein Idiot. Als die Türe vor ihm sich plötzlich öffnete, zuckte er zusammen und machte einen Schritt zurück. Ihm wurde ganz anders, als er in die braunen Augen von Tai sah. Die gleichen braunen Augen wie Kari… nein, ein anderes braun… denn in die von Kari könnte er ewig sehen. “Was machst du denn hier?”, erklang grollend Tais Stimme. Takeru zuckte zusammen. Er wusste nicht, was er antworten sollte und trat unsicher einen Schritt nach hinten. Noch bevor er irgendetwas sagen konnte, seufzte Tai auf. Der Fußballer drehte sich herum. “Kari, Besuch für dich!”, brüllte er durch die Wohnung. Takerus Augen weiteten sich. Jetzt hatte er keine Möglichkeit mehr, dem hier aus dem Weg zu gehen. Nun musste er mit Kari reden. Vermutlich war es gut, dass Tai aufgetaucht war. Denn so konnte er nicht fliehen. “Was ist denn?”, Kari tauchte auf und sah zu ihrem Bruder. Dann glitt ihr Blick zu Takeru und augenblicklich erstarrte sie. Der Blonde machte einen Schritt in ihre Richtung. “Hika… können wir bitte reden?”, fragte er leise. “Ich… ich weiß nicht”, murmelte sie und sah zur Seite. Ein Räuspern erklang und beide sahen zu Tai. Diesem konnte man ansehen, dass er nicht ganz so glücklich mit der Situation war. Er schien mit sich zu kämpfen. “Ihr redet jetzt miteinander! Und wenn ich euch zusammen in dein Zimmer stecken muss Kari. Notfalls bleibe ich davor stehen, bis ihr es geklärt habt”, grummelte er. “Wie?”, Kari sah ihren Bruder mit geweiteten Augen an, ehe ihr Blick zu Takeru wanderte. “Jetzt geht schon!”, gab der Älteste ungehalten von sich, griff nach Takerus Arm und zog ihn in die Wohnung. “O-okay”, stammelte Kari, warf Takeru nochmals einen unsicheren Blick zu, ehe sie sich herum drehte und zurück in ihr Zimmer ging. Takeru sah ihr hinterher, ehe er seinen Blick unsicher zu Tai wand. Der blickte ihn finster an. “Kläre das gefälligst! Ich will nicht, dass es ihr so schlecht geht. Und ich hatte wirklich mehr von dir erwartet!” Takerus Herz stockte einen Moment. Er hatte seinen Freund enttäuscht. Das belastete ihn nur noch mehr. “Tai, es tut mir leid…”, begann er, wurde aber von dem Älteren unsanft unterbrochen. “Sag das ihr und nicht mir!”, Tai deutete in die Richtung von Karis Zimmer, “Und jetzt gehe gefälligst!” Takeru nickte schnell und folgte Kari. In der offenen Zimmertüre blieb er stehen und sah die Jüngere an. Ehe er es auch nur bemerken konnte, dass Tai hinter ihm stand, spürte er dessen Hand in seinem Rücken und dann den Stoß, mit dem der Ältere ihn ins Zimmer beförderte. Gleich darauf knallte Karis Zimmertüre zu, dann waren die Beiden alleine. “Hika…”, murmelte Takeru und sah zu seiner, besten Freundin? Die saß auf ihrem Bett, wich seinem Blick aus und hatte ihre Finger in ihre Bettdecke rechts und links von ihren Beinen gekrallt. “Hika…”, murmelte Takeru erneut und gab sich dann einen Ruck. Sie mussten miteinander darüber reden und er hoffte, dass sie danach immer noch Freunde waren. Er trat zu ihr und ließ sich, mit einem leichten Sicherheitsabstand, neben ihr auf dem Bett nieder. Einige Minuten schwiegen sie beide, keiner wusste, was sie sagen sollten. “Hika…”, versuchte Takeru es erneut. Dass sie ihn gehört hatte, erkannte sie an ihrem leichten Zusammenzucken. “Das gestern…”, murmelte er, “das tut mir leid. Es tut mir furchtbar leid. Ich hätte es niemals machen dürfen und ich weiß nicht, was ich sagen oder machen kann, um es dir zu beweisen”, er biss sich auf die Unterlippe, “ich verspreche dir, dass ich so etwas nie wieder machen werde!” Er verstummte und hoffte darauf, dass sie etwas sagen würde. Jedoch schwieg sie und ihm wurde immer unwohler. “Es… es geht nicht um das, was du gemacht hast… also nicht nur”, ließ ihre Stimme ihn zusammenzucken. Sein Blick wanderte zu ihr. “Es geht vielmehr um das, was du gesagt hast.” Erneut biss Takeru sich auf die Unterlippe. “Ich weiß”, gab er fast tonlos von sich, “ich weiß, es ist keine große Entschuldigung, aber ich hatte zu viel getrunken. Ich war total betrunken! Ich habe schon Ewigkeiten keinen Alkohol mehr zu mir genommen. Anscheinend hat das schneller gewirkt, als ich gedacht habe. Und da habe ich Sachen von mir gegeben und getan, die ich sonst nie…” Noch bevor er ausreden konnte, schüttelte Kari ihren Kopf. “Es ist doch total egal, wieviel du getrunken hast, Takeru! Alkohol bringt normalerweise nur die Dinge zum Vorschein, die man sonst nie aussprechen würde. Es ist also alles so, wie du gesagt hast! Ich mache dein Leben kompliziert! Seit ich da bin, bringe ich wohl alles bei dir durcheinander! Und ich bin wohl ein Fehler für dich!”, den letzten Teil des Satzes konnte sie nur schluchzend hervorbringen. Es tat zu sehr weh. “Aber…”, entsetzt sah Takeru das Mädchen neben sich an. Er griff nach ihrer Hand und ließ nicht los, dass sie diese wieder aus seiner zog. “Hika… es mag tatsächlich sein, dass du mein Leben komplizierter machst…”, das war wohl das Falsche gewesen, denn sie versteifte sich nach diesem Satz und zog erneut an ihrer Hand. Takeru festigte seinen Griff. “Es mag tatsächlich so sein”, bestätigte er das Gesagte nochmal, “aber hauptsächlich machst du mein Leben besser. Seit du in mein Leben getreten bist, hat sich viel geändert, ich habe mich geändert. Du hast mich besser gemacht. Gestern war nicht das erste Mal, dass ich Alkohol getrunken habe. Es ist davor auch öfter so gewesen. Ich hatte”, er lachte verächtlich auf, “ich habe nicht nur ein Mädchen gehabt. Ich habe meine Chancen und mein Aussehen ausgenutzt. Du hast einmal gefragt, wie viele Mädchen ich hatte… es sind viele gewesen, zu viele, als dass ich sie dir aufzählen will. Aber dann kamst du Kari. Du warst plötzlich da und ich habe alles klarer gesehen. Ich habe besser sein wollen, ich wollte gut sein, sodass du mich mochtest. Ich wollte, dass du mich ansiehst und jemanden in mir siehst, den du magst. Jemanden, mit dem du Zeit verbringen willst. Denn ich wollte Zeit mit dir verbringen. Und dann… dann war es tatsächlich so. Wir sind Freunde geworden. Und nicht nur das. Du warst… du bist meine beste Freundin. Du bist der Mensch, der mir vermutlich am wichtigsten auf der Welt ist. Ich kann dir alles erzählen, dir alles anvertrauen. Du hast dafür gesorgt, dass ich mit mir selbst zufrieden bin. Ich würde alles tun, um dich glücklich zu machen. Und dazu zählt auch, dir zu helfen. Als du mir diese eine Frage gestellt hast, da habe ich angefangen, darüber nachzudenken… viel zu viel. Ich konnte dich nicht mehr ansehen, ohne…”, seine Hand verkrampfte sich um ihre, “ohne irgendwelche Bilder von dir in meinem Kopf zu haben. Keine… keine jugendfreien mehr. Ich wollte es auch… ich wollte mit dir schlafen”, er biss seine Zähne zusammen und holte tief Luft. Kari beobachtete ihn von der Seite aus. So offen und ehrlich hatte er vermutlich noch nie zu ihr gesprochen. “Daher habe ich dir dann doch noch versprochen, dir zu helfen. Und das, obwohl ich von Anfang an riesige Angst hatte. Angst, dich zu verlieren. Den besten Freund, den ich je in meinem Leben hatte! Angst, die Person zu verlieren, die mir so wichtig ist. Ich habe mit so vielen Mädchen geschlafen. Ich habe mit ihnen geschlafen und sie danach nicht mehr wirklich angesehen. Denn ich habe alles bekommen, was ich gebraucht habe. Und davor habe ich bei uns beiden solche Angst. Ich brauche dich doch! Was, wenn es bei uns genauso ausgehen wird? Wenn wir uns danach nicht mehr ansehen?” Und nun verstand Kari das erste Mal die ganze Tragweite ihrer Frage und dessen, was sie taten, was sie miteinander taten. Sie erwiderte den Druck an ihrer Hand sanft. “Ich habe es dir doch versprochen”, hauchte sie. “Aber was… aber was, wenn es nicht du bist, die sich abwendet? Was ist, wenn ich es bin?” Kari erkannte den Ausdruck in Takerus Gesicht, der Trauer wieder spiegelte. Sie schloss ihre Hand fest um seine. “Und wenn ich es nicht zulasse?”, fragte sie und sah ihn ernst an. Takerus Gefühle kämpften in ihm, das konnte sie in seinen Augen erkennen. “Ich brauche dich doch auch. Noch viel mehr, als du mich”, Kari rutschte zu ihm und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab. “Als ich hierher gekommen bin, da hatte ich solche Angst. Ich hatte Angst, dass es hier wieder so schlimm wird… so schlimm, wie an meiner alten Schule”, sie schielte vorsichtig zu ihm hinauf. Sie hatte Angst davor, dass er fragte, was passiert war, aber das tat er nicht und sie war ihm dankbar dafür. “Aber das war es nicht… denn du warst hier. Du hast von Anfang an nach mir gesehen. Und ich bin dankbar, dass du nicht zugelassen hast, dass ich mich, wie sagtest du mal? dass ich mich in mein Schneckenhaus zurückziehe, genau. Du warst da und du hast dafür gesorgt, dass ich genau das nicht tue. Deinetwegen habe ich so tolle Freunde. Deinetwegen habe ich", sie stockte und wurde rot, "deinetwegen habe ich den besten Freund, den ich je in meinem Leben hatte." Sie schwieg einen Moment und schien nachzudenken. "Ich will dich doch auch nicht verlieren. Ich brauche dich, mehr als du mich!" Takeru lachte leise auf. "Das denke ich nicht." "Einigen wir uns doch einfach darauf, dass wir beide uns brauchen, ja?", fragte Kari leise. Sie spürte Takerus Nicken mehr, als dass sie es sah. "Darauf kann ich mich wirklich mit dir einigen", erwiderte er. Sie saßen einige Minuten schweigend da. Karis Kopf lag immer noch an Takerus Schulter, ihre Finger waren miteinander verflochten und Takerus Daumen streichelte unablässig über die weiche Haut ihrer Hand. "Hika", gab er irgendwann von sich. "Ja Keru?", erwiderte sie leise. "Ich glaube... ich glaube, dass wir es lassen sollten. Dass wir beide nicht... wir sollten unsere Freundschaft nicht riskieren." Kari versteifte sich. Er wollte es tatsächlich nicht mehr? Aber... aber vorher hatte er doch noch gemeint, dass er nichts anderes mehr vor Augen hatte... "Ich... ich weiß nicht", murmelte sie leise. Sie schloss ihre Augen. Sie wollte ihre Freundschaft doch auch nicht riskieren... sie wollte... sie wollte mehr als nur Freundschaft. Sie wollte, dass er das Gleiche für sie empfand, wie sie für ihn. Und so wie er redete... es fehlte doch vermutlich gar nicht mehr viel. Sie war für ihn der wichtigste Mensch, das hatte er doch selbst gesagt! Und das war er auch für sie. Aber er wollte nur eine Frau mit Erfahrung. Und diese brauchte sie, damit er... damit er sich auch in sie verlieben konnte. Kari biss sich auf die Unterlippe, als sie es sich eingestand. Ja, sie war in ihn verliebt. Sie war in ihren besten Freund verliebt. War nicht sie es, die ihre Freundschaft riskierte? Aber sie brauchte ihn doch! Sie brauchte ihn so dringend. Und sie war sich sicher, dass sie ihn mehr als alles andere brauchte. Ihr Herz explodierte fast, als sie ihren Mut zusammen nahm. Sie wollte mehr, mehr als Freundschaft. "Lass es uns zu Ende bringen Keru, bitte. Es... es fehlt doch nicht mehr viel. Und dann... dann sehen wir weiter. Aber", sie hob ihren Kopf und sah ihm in die Augen, "du wirst mich niemals verlieren. Ich habe es dir schon mehr als einmal versprochen. Und wenn du es willst, dann verspreche ich es dir nochmal." Takeru erwiderte ihren Blick und schien erneut mit sich zu kämpfen. Schließlich gab er nach. "In Ordnung", entgegnete er leise. Dann beugte er sich zu ihr hinunter. Karis Herz schlug noch schneller. Würde er sie küssen? Stattdessen legte er jedoch nur seine Stirn an Karis. "Weißt du nun, was ich mit kompliziert gemeint habe?", fragte er leise flüsternd. Kari wagte es nicht zu nicken, denn dann würde er sich wieder von ihr entfernen. "Ja", antwortete sie daher leise, "aber das wollte ich nie." Takeru lachte leise. "Ich weiß Hika. Aber das ist es trotzdem. Machen wir einfach das Beste daraus." Anstatt einer Antwort, drückte sie nur seine Hand fest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)