B.I.T.C.H.E.S. von GodOfMischief (Aquarell) ================================================================================ Kapitel 2: I ron man -------------------- Es war ein unmenschlicher Schrei, ein Heulen, nicht von dieser Welt, das ihr durch Mark und Bein ging. Es hörte sich so an, als wäre es direkt hinter ihr und anstatt darauf zu zu rennen, wie sie es eigentlich sollte, lief sie weg, so schnell sie konnte. Ihre Beine schmerzten, ihre Lunge brannte und ihre Gedanken kreisten immer nur um eine Sache. „Schließen Sie es“, Caps Worte rangen ihr noch immer im Ohr und sie schrie mit dem Rest Luft, den ihre Lungen her gaben in ihr Headset: „Nicht schließen! Oh Gott, bitte, nicht schließen!“ Sie sprang über Felsen, die einst Häuserfassaden waren, umgestürzte Straßenlaternen, umrundete Autos, die verlassen auf der Straße standen, mit einem Ziel vor Augen, dass vor ihr hoch in den Himmel ragte. Der Stark Tower, auf dessen Dach eine Apparatur stand, die den Tesserakt hielt. Ein blauer Lichtstrahl erstreckte sich in den Himmel und hatte ein Portal in eine andere Welt, eine andere Dimension oder was auch immer geöffnet. Sie konnte es nicht sagen, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Bis vor wenigen Sekunden waren noch unheimliche Kreaturen, Aliens – oder Chitauri, wie man sie nannte – heraus geströmt, bis Iron Man die von der Regierung abgeschossene Atomrakete, mit der sie mal eben ganz Manhatten wegsprengen wollten, hinter die Grenzen gebracht hatte. Und nun kehrte er nicht mehr zurück. Nach Luft ringend sank sie auf die Knie, so kurz vorm Ziel, während um sie herum die Stadt weiterhin zerstört wurde, als die leblosen Überreste der Leviathane, gesamte Kriegsflotten vom Himmel stürzten. Dass die Welt um sie herum in sich zusammenfiel, war in diesem Moment vollkommen egal, als ihre eigene sich in einem winzigen Augenblick auflöste. „Der Kampf um New York, in dem eine uns unbekannte Alienrasse von den ansässigen Helden, auch Avengers genannt, bekämpft wurde, liegt nun schon über einen halben Monat zurück-“ [Y/N] verdrehte die Augen, als die Moderatorin der Nachrichtensendung immer weiter über das Thema lamentierte und nicht nur die Ereignisse jenen Tages erneut aufrollte, sondern auch aufführte, was sich seit dem verändert hatte. „Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, einen Fernseher über der Bar aufzuhängen?“, grummelte sie, umklammerte ihr Glas fester und nahm einen Schluck von dem [F/D]. „Du würdest es nicht glauben“, Natasha lugte hinter der Bar hervor und grinste sie schelmisch an, als sie eine ihrer roten Locken hinter das Ohr strich. Wie war sie nur unbemerkt hinter den Tresen gekommen? Ach, was fragte sie sich das überhaupt bei einer Spionin? [Y/N] gab ein lautes Seufzen von sich und verdrehte, deutlich genervter, die Augen, denn die Agentin war bereits – oder auch jetzt erst, denn sie konnte einiges verkraften – leicht angetrunken und würde nicht davon abhalten, mit ihrem trivialen Wissen aufzutrumpfen. Vermutlich plünderte sie gerade den Vorrat an Vodka, um mit den Männern aus dem Team, die noch standen, ein Trinkspiel zu veranstalten. [Y/N] nahm einen weiteren Schluck und sah ihre Freundin mit hochgezogener Augenbraue an, die leise kicherte – kicherte! - und wieder hinter dem Tresen verschwand. „Quasi überall hängen jetzt Fernseher, seit Thor ein mal zum Super Bowl auf der Erde war. Er findet es interessant.“ „Hm“, war die sehr geistreiche Antwort, die ihrerseits zurück kam. Keinen Augenblick später tauchte Natasha wieder auf, die Arme voll beladen mit Alkohol und sah [Y/N] angestrengt an. „Was ist los?“, fragte die Rothaarige und beugte sich weiter vor, wobei sie Schwierigkeiten hatte, die Flaschen beieinander zu halten. [Y/N] rümpfte die Nase: „Als wenn du das nicht wüsstest.“ Natasha zuckte die Schultern, was das Glas der Flaschen leicht zum knirschen brachte und automatisch suchten ihre Augen die Masse an Leuten ab, die sich im Raum verteilt hatten und fröhlich feierten. Der Anlass hierfür war eindeutig. Und vermutlich gab es auch keinen besseren Grund eine Party zu schmeißen, als das retten der Welt. Aber das hier artete vollkommen aus. Leute kamen und gingen und das schon seit Stunden. Es nahm kein Ende. Den Hausherrn schien es jedenfalls wenig zu kümmern und er ermutigte die Gäste sogar, ihre Freunde und Freundesfreunde anzurufen, damit sie auch kamen. Im Grunde war der Hausherr nicht ein mal mehr aufnahmefähig und wusste gar nicht, was um ihn herum geschah. Das man das Deck beinahe mit einem von Clints Pfeilen in Flammen gesteckt hätte, war ihm auch relativ egal gewesen. Zum Glück konnte der Falke das Abfeuern seiner Waffe gerade noch verhindern. „Rede mit ihm“, meinte Natasha unbekümmert, als sie das Sorgenkind endlich entdeckt hatte. Für einen Moment beobachtete sie ihn und lüpfte schließlich die Braue, ehe sie den Kopf schüttelnd wieder abwandte. „Ich hab es ja versucht!“, unbeabsichtigt knallte [Y/N] ihr Glas auf den Tresen, als diese wütenden Worte aus ihr herausplatzten. Natasha blieb regungslos bei ihrem kleinen Ausbruch. Langsam atmete sie tief ein und aus, massierte sich die Nasenwurzel: „Tut mir leid.“ „Schon gut. Versuch es weiter, du hast selbst gesagt, er sei es wert“, die Agentin zwinkerte ihr zu, bevor sie mit ihrer Ausbeute verschwand. Mit einem Seufzen leerte [Y/N] ihr Glas und ließ es auf dem Tresen stehen, als sie sich von dem Hocker erhob, tief einatmete und ihre Klamotten richtete, als sie sich dafür wappnete, mit ihrem Problemkind zu reden. Vorsichtig schob sie sich durch die Menge, entschuldigte sich hie und da, als sie Leute, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, anrempelte und wich diversen Flüssigkeiten aus, die ihr von besonders Betrunkenen entgegen schwappten. Das Schlimmste stand ihr jedoch noch bevor, denn erst, als sie nur noch wenige Meter von ihrem Freund entfernt war, konnte sie auch die Meute Frauen erkennen, die sich um ihn gescharrt hatte und an seinen Lippen klebten, selbst wenn er nur lallende Worte hervor brachte. Oder sie bewunderten ihn für sein Aussehen, dass selbst in diesem Zustand weit über dem Standard lag – wie er das schaffte blieb wohl auf ewig ein Geheimnis. An seinem Genie konnte es jedenfalls nicht liegen, das hatte sich schon vor mehreren Stunden verabschiedet. „Mister Stark! Mister Stark! Kann ich ein Autogramm haben?“, eine der Frauen beugte sich vor, als sie den Ausschnitt ihres Oberteils ein wenig herunter zog, woraufhin nicht nur halbherziges Getuschel die Runde machte, sondern alle anderen auch in schallendes Gelächter ausbrachen, als Tony wankend ein paar Schritte vor machte, den auf magische Weise hervorgebrachten Stift hoch erhoben, als wolle er sie abstechen. Tony versuchte sich an der Fremden abzustützen, als er den Stift wackelig über ihr Dekolleté führte. Wie erstarrt blieb [Y/N] stehen, als sie den Stich der Eifersucht spürte. Gerade jetzt und dann auch noch so deutlich, wo sie doch eigentlich wusste, wie Tony war. Aber sie hatte gehofft, es hätte sich geändert, alles, nicht nur die Frauen in seinem Leben und wie er mit ihm umsprang, sondern auch sein Verhältnis zum Alkohol. Doch seit dem Angriff auf New York, war irgendwas in ihm gebrochen. Noch bevor sie diesen Gedanken weiterführen oder Tränen sich in ihren Augen sammeln konnten, ließ sie es zu, dass die Eifersucht die Oberhand gewann. „Hey! Okay, die Party ist jetzt vorbei, ja?“, sie drückte sich zwischen Tony und die Frau, um sie auseinander zu bringen, diese sah auch im ersten Moment mehr als enttäuscht aus, widmete sich dann aber alsbald wieder ihren Freundinnen, um ihnen stolz das krakelige Autogramm zu zeigen, während die anderen Zuschauer bereits begannen zu tuscheln. „Hey, ist das nicht diese Agentin? Sie ist doch seine Freundin, oder?“ „Ich mag sie nicht.“ „Das ist [H/N]. Ich hab sie schon so oft im Fernsehen gesehen.“ „Ja, aber nie live. Das ist so aufregend hier.“ So gut es ging, ignorierte [Y/N] diese Worte, egal, ob sie schmeichelhaft waren, oder nicht und führte ihren Freund lieber von der Meute weg, der sich an sie klammerte und lallte: „Hey, Babe. Hab ich dir schon gesagt, wie toll du heute aussiehst?“ Sie schnaubte: „Nein, im Grunde hast du mir heute noch gar nichts gesagt.“ „Jedenfalls siehst du fantastisch aus und wenn du wüsstest, was für Dinge ich heute noch mit dir-“, abrupt stoppte Tony und hielt sich die Hand vor den Mund, als müsse er verhindern, sich gleich zu übergeben. „Du wirst heute gar nichts mehr machen, glaub mir.“ Sie schoben sich weiter durch die Menge, immer direkt auf den Ausgang zu. Es war ein Wunder, dass man sie nicht direkt aufhielt und erneut mit irgendwelchem Nonsens zu faselte. Mit einigen weiteren Ausweichmanövern schafften sie es fast unbeschadet zum Fahrstuhl und glücklicherweise war dieser auch sofort da. Immerhin fand die Party ja oben auf dem Deck statt und halb New York schien sich hier zu tummeln. Vorsichtig lehnte [Y/N] Tony an die Wand, doch dieser rutschte augenblicklich auf den Boden. Wie hatte er sich so lange auf den Beinen halten können? Sie tat es mit einem Kopfschütteln ab und drückte den Knopf der sie auf seine Etage bringen sollte. Als das Gebilde sich langsam in Bewegung setzte, kam ein Stöhnen seitens Tony, der wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß, die Hände im Schoß und die Beine weit ausgestreckt. [Y/N] begab sich auf Augenhöhe und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Mitleid, als sie sich fragte, wie stark sein Magen wirklich war und ob er diese recht kurze Fahrt ohne Zwischenfall überstehen würde. Vielleicht lag es auch an dem kalten Licht des Fahrstuhls, denn in diesem sah er nicht mehr so gesund und aufregend aus, wie zuvor. „Ich gebe dir gleich ein Glas Wasser und dann wirst du dich ins Bett legen und deinen Rausch ausschlafen“, in einer fürsorglichen Geste legte sie ihre Hand auf seine, bevor sie über seinen Arm weiter zu seiner Wange wanderte und ihn dazu zwang sie anzusehen. Seine braunen Augen huschten über ihre Züge, er hatte deutlich Probleme damit, sich zu fokussieren und brauchte mehrere Anläufe, um die Worte heraus zu kriegen, die ihm auf der Zunge lagen: „Lass mich nicht schlafen.“ Plötzlich drückte er ihre Hand, so fest, dass es schmerzte und hauchte ein weiteres Mal diese Worte, als er versuchte sich aufzurichten, jedoch kraftlos gegen ihren Körper fiel. Es brauchte einige Augenblicke, bis sie wirklich zu ihr vordrangen und augenblicklich schlang sie die Arme um ihn. Mit der Nase in seinen Haaren konnte sie noch ein wenig von seinem Shampoo riechen, ein wenig Normalität zwischen dem Gestank verschiedenster Spirituosen. [Y/N] konnte spüren wie er zitterte, konnte sein schweres Atmen hören und passte sich diesem unbewusst an. Wieso hatte sie nicht mehr daran gedacht? Vermutlich war sie selbst zu sehr damit beschäftigt gewesen, alles was geschehen war, zu verdauen. Auch wenn sie schon des öfteren Aufträge für SHIELD ausgeführt hatte, war das, was in New York passiert war, ein vollkommen anderes Kaliber gewesen und bei dem Gedanken daran lief es ihr noch immer eiskalt den Rücken hinunter. Da konnte Natasha so oft sagen, wie sie wollte, sie solle sich daran nicht so fest beißen. Langsam prasselten die Erinnerungen auf sie ein, die sie nunmehr seit diesem Kampf versuchte zu verdrängen. Überdeutlich kamen sie zurück in ihr Gedächtnis, die Panik, als sie auf sich alleine gestellt war, mit mehr als einem Dutzend Chitauri in ihrem Weg, der kurze Moment voll Stolz und Glück, als sie zusammen mit Barton Zivilisten gerettet hatte. Und dann kam die Erinnerung zurück, dieser schreckliche Moment, in dem man ihr das Herz raus riss, als man den Befehl gab, das Portal zu schließen und ihren Freund weit jenseits der Erde in etwas völlig Unbekanntem zurück zu lassen. Etwas, was er nicht hätte überleben können. Sie konnte es so genau vor sich sehen, als wäre sie wieder dieses kleine, schwächliche Menschenmädchen an jenem Tag, umgeben von Dingen, die ihr Verstand noch nicht bereit war zu verstehen. Das Zittern von Tony übertrug sich auf [Y/N] und sie krallte sich noch fester an ihn, als sie versuchte die Tränen aus ihren Augen wegzublinzeln. Die Wärme seiner Haut, das Gewicht seines Körpers und der mittlerweile altvertraute Geruch lullten sie in der Gewissheit ein, dass er tatsächlich noch da war, an ihrer Seite. Und [Y/N] hoffte, dass es auch so bleiben würde. Ein Räuspern riss die beiden aus ihrer Starre, so menschlich, dass sie geschockt waren und es ihnen heiß und kalt den Rücken hinunter lief. So verletzlich wollten sie sich niemals der Außenwelt zeigen. Doch direkt darauf meldete sich die leise, mechanische Stimme von JARVIS an sie: „Sie haben Ihren Flur bereits erreicht und ich denke nicht, dass ich den Fahrstuhl weiterhin hier festhalten kann.“ Als [Y/N] sich erhob, wischte sie sich schnell über die Augen und strich ihre [H/C] Haare hinter die Ohren, ehe sie Tony eine Hand reichte, der sich wackelig an ihr hochzog. Vielleicht war es arrogant, gar egoistisch so zu denken, aber im Moment war sie die Einzige, auf die er vertrauen konnte. Ein Fels in der Brandung, der einzige Halt in diesem Chaos. Eine Tatsache, bei der ihr Angst und Bange wurde, denn sie spürte den Sog, der drohte sie mit in diesen Wahnsinn zu ziehen. Aneinander gelehnt schlichen sie den kahlen Flur hinunter. Es war so unheimlich still auf der Etage, dass es schon fast erdrückend wirkte. Von der Party oben war nichts mehr zu hören und die KI meldete sich auch nicht mehr zu Wort. Als sie das Schlafzimmer erreichten, fühlte es sich noch schlimmer an. Als würde sie keine Luft bekommen, denn sie wusste, sobald Tony die weichen Laken unter sich spürte, wäre da dieses Flehen in seinen Augen, die leise Hoffnung, die sich auf seinem Gesicht bildete, dass er es dieses Mal schaffen würde, der Müdigkeit zu entkommen. Doch als sie ihn niederlegte und vorsorglich die Vorhänge der hohen Fenster zuzog, somit ganz New York aus ihrer kleinen Welt ausschloss, war er unheimlich ruhig. [Y/N] konnte sein leises, viel zu schnelles Atmen wahrnehmen und tastete sich vorsichtig in der Dunkelheit vor. Sie kannte den Weg vom Fenster zum Bett, dass sie nun schon seit geraumer Zeit mit ihrem Freund teilte, doch man wusste bei ihm nie, was auf dem Boden verstreut lag. Vor allem nicht, wenn alles langsam aus seinen Fingern zu gleiten schien. „Tony?“, sie stieß mit den Knien gegen die Bettkante und streckte langsam die Hand vor, bis sie den Stoff seines Shirts spürte. Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg nach oben, bis sie das harte Gehäuse des Arc Reaktors unter dem dünnen Stoff spürte und das letzte, schwache Glimmen mit ihrer Handfläche erstickte. Er sagte noch immer nichts, doch [Y/N] spürte wie sich seine Brust hob und senkte. Ganz vorsichtig beugte sie sich hinunter, versuchte es abzuschätzen so gut es ging und gab ihm einen schiefen Kuss auf den Mundwinkel. Tony spitzte zwar die Lippen, schien aber nicht mehr in der Lage, wirklich etwas zu erwidern. „Versuch zu schlafen, ruhe dich aus“, flüsterte sie und versuchte ihren Freund so gut es ging unter die Decke zu kriegen. Für einen kurzen Moment rechnete [Y/N] wieder mit Protest, doch er war vor lauter Erschöpfung schneller eingeschlafen, als sie gedacht hätte. Einen Moment lang stierte sie in die Dunkelheit, ehe sie sich bequemere Sachen anzog und sich ebenfalls ins Bett zum Schlafen legte. Die Party, die oben vermutlich noch immer stattfand, interessierte sie nicht mehr. Jetzt, wo der Gastgeber nicht mehr anwesend war, wäre es eh nur noch eine Frage der Zeit, bis die Gäste sich verabschiedeten und wieder Ruhe im Tower einkehrte. Mit diesem Gedanken driftete sie in einen traumlosen Schlaf. Ein dumpfes Geräusch weckte sie. Verschlafen sah sie sich um, merkte, dass Tony nicht mehr an ihrer Seite lag. Kurz rieb sie sich über die Augen und strich sich die [H/C] Haare aus der Stirn, ehe ihr Blick auf den kleinen Wecker auf dem Nachttisch fiel, neben dem ein Iron Man-Plüschtier lag, wie man sie auf dem Rummel gewinnen konnte. 11.45 Uhr, fast schon Mittag. Die dicken Vorhänge verhinderten, dass jegliches Sonnenlicht hinein kam, außerdem fühlte sie sich, als hätte sie nicht sonderlich lange geschlafen. Ihr Kopf brummte und ihr Nacken schmerzte. Vielleicht hatte sie doch schlecht geträumt, denn sonderlich viel hatte sie nicht getrunken, ein Kater stand daher außer Frage. Langsam kämpfte [Y/N] sich aus dem Bett und folgte dem seltsamen Geräusch, welches abermals an ihr Ohr drang und sie direkt zum angrenzenden Bad führte. „Alles in Ordnung?“, ihre Stimme war leise, kaum hörbar über das Würgen und Ächzen hinweg, doch Tony schien sie verstanden zu haben, hob kurz die Hand, bevor er sich von der Schüssel entfernte und kraftlos gegen den Rand der Badewanne sank. [Y/N] kniete sich neben ihn: „Willst du Aspirin?“ Er schüttelte den Kopf und krächzte: „Nein, alles gut.“ Die Szenerie verriet etwas anderes, aber wie er wollte. Mit einem Seufzen erhob sie sich, betätigte die Spülung und klappte den Deckel hinunter, damit sie sich darauf setzen konnte. Für einen Moment betrachtete sie ihn stillschweigend. Er erwiderte den Blick, bis er schließlich lachte. Auch wenn es nur schwer zu erkennen war. „Mach dir keine Sorgen. Ist kein Kater“, murmelte Tony und fragend runzelte [Y/N] die Stirn. Ihre [E/C] Augen taxierten ihn von oben bis unten und auch wenn sein Anzug recht zerknittert war, da er darin geschlafen hatte, machte er einen recht fidelen Eindruck – soweit es möglich war. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn, doch sein Ausdruck war so neutral, fast schon ein wenig erheitert. Außerdem saß er nicht da, hielt sich den Magen, oder klagte über Kopfschmerzen, noch stöhnte er unter Leid vor sich hin. Der Gedanke, dass er in letzter Zeit wohl so oft betrunken war, dass es schwer zu sagen war, wann er ausnüchterte, tauchte in ihren Gedanken auf, doch nur kurz, ehe er von etwas anderem, größerem unterdrückt wurde. „Sicher?“, fragte [Y/N] und langte nach seinen Händen. Sie waren eiskalt. Er nickte und bestätigte schließlich ihre Vermutung, dass seine Angst, von seinen Träumen her rührte. Angespannt fuhr sie die Linien auf seiner Handinnenfläche mit dem Daumennagel nach und wusste nicht, wie sie antworten könnte. Ob sie überhaupt eine Hilfe darbot. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zog sie ihren Freund auf die Beine und riet ihm, sich zu waschen und etwas bequemeres anzuziehen. Sie würden heute garantiert nichts strapazierendes mehr machen. In der Zeit würde sie sich überlegen müssen, wie sie ihn wieder auf de richtige Bahn bringen könnte. Es dauerte keine fünf Minuten, als Tony zurück ins Schlafzimmer kam, einen frischeren Eindruck machte und sich schlichte, einfache Klamotten anzog, bevor er sich zu [Y/N] auf das Bett fläzte. Seine Haut fühlte sich unter ihrer Berührung noch immer kalt an und seine braunen Augen verrieten, dass er mit den Gedanken noch immer ganz woanders war. Als er Anstalten machte, sich umzudrehen um etwas aus der Minibar zu holen, hielt sie ihn sofort auf und gab ihm stattdessen ihr Handy in die Hand. „Wie wäre es, wenn ihr ein wenig abschalten? Schauen einen Film, bestellen Pizza? Wir haben den ganzen Tag“, und bringen hier ein wenig Normalität rein, fügte sie im Stillen hinzu. Immerhin gab es außerhalb dieser vier Wände momentan nichts, was zerstörerischer war, als Tonys eigener Geist. New York war gerettet. Die Party vorbei. Ja, ein wenig Normalität wäre an dieser Stelle angebracht. Immerhin konnte er seine Dämonen nicht mit anderen Dämonen bekämpfen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)