Night out von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 1: Sogenannte Kompromisse --------------------------------- „WAS habt ihr zwei vor? SEID IHR EIGENTLICH IDIOTEN?“ Stiles schrie mehr, als das er sprach. Derek sah ein kleines bisschen schuldbewusst aus, doch das hinderte ihn nicht daran, seinen saublöden Standpunkt weiterhin zu vertreten: „Scott MUSS bei diesen Verhandlungen dabei sein! Diese beiden Rudel werden niemals Frieden miteinander schließen, ohne seinen stabilisierenden Einfluss!“ Stiles war stinksauer, wollte davon wirklich nichts hören und trat nach einem von Dereks Stühlen in der Küche: „Nur damit ich das richtig verstehe: Mein bester Freund hat also vor, sich umzubringen, indem er sich mit den beiden bösartigsten Werwolfsrudeln, von denen ich je gehört habe zu Friedensverhandlungen an einen Tisch setzt und hat sich gedacht, es ist nur der halbe Spaß, wenn er meinen Liebhaber nicht auch mit in den Tod nehmen kann! Dem kleinen Mistkerl reiße ich den Arsch auf, wenn ich ihn in die Finger kriege, verdammt nochmal!“ Derek schüttelte den Kopf: „Du verstehst es nicht, Stiles! Für dich ist Scott der Typ, den du kennst, seit ihr zwei noch in die Windeln gemacht habt und mit dem du dich durch Pubertät, Pickel, Schule, Verliebtheiten und erste feuchte Träume geschlagen hast. Für uns Wölfe ist er aber etwas ganz Besonderes: Er ist ein wahrer Alpha! Seit meiner Mutter habe ich keinen Rudelsführer mehr wie ihn erlebt!“ „Was soll das bedeuten?“ fragte Stiles ärgerlich: „Ist er so etwas wie die Werwolfs-UNO, oder wie? Muss er deshalb sämtliche haarigen Krisenherde der Welt befrieden?“ „Er ist eher so etwas, wie der Werwolf-Gandhi.“ Erwiderte Derek schlicht. Dann schüttelte er über sich selbst den Kopf: „Ich bin echt schon zu lange mit dir zusammen, Stilinski. Solche albernen Vergleiche wären mir früher mit Sicherheit nicht über die Lippen gekommen!“ Stellte er genervt fest. Stiles zuckte mit den Schultern und erwiderte frech: „Andere Dinge wären dir vor mir auch nicht über die Lippen gekommen, aber heute kriegst du nicht genug davon!“ Derek fiel die Kinnlade herunter. Als er seine Stimme wiedergefunden hatte, erwiderte er: „Das hast du doch gerade nicht wirklich gesagt? Was passiert denn hier gerade? Streiten wir, oder machst du mich an?“ „Beides!“ bestimmte Stiles: „ Ich bin multitaskingfähig!“ „Ich aber nicht!“ erwiderte Derek: „Pah!“ machte Stiles: „Dein Pech! In diesem Fall streiten wir!“ Und nach einer Weile fügte er ungläubig hinzu: „Ein Werwolf-Gandhi, huh? MEIN Scott? Du verarschst mich doch!“ O.K., zugegeben; der Vergleich plättete Stiles schon ein bisschen: Sein bester Freund sollte ein solcher Ausnahme-Werwolf sein? Ja gut, diese Vorstellung machte ihn schon ein kleines bisschen stolz. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass er sich von Dereks Worten einfach so weichkochen lassen wollte! No, Sir! Also verkündete er großspurig und hochherrschaftlich mit vor der Brust verschränkten Armen: „Aber trotzdem: Es ist zu gefährlich! Ich verbiete es!“ Derek schüttelte den Kopf mit einem kleinen Grinsen: „Wer bist du? Die Queen? Du kannst es uns nicht verbieten! Es ist nicht deine Entscheidung, mein Süßer!“ Verdammter Mist! Derek schenkte ihm diesen Blick, gegen den er einfach nicht ankam. Er war vielleicht nicht DIE Queen, aber er war offensichtlich doch EINE Queen, und zwar eine von der hirnamputierten Sorte, die sich von ihrem Lover wider alle Vernunft zu Dingen bequatschen ließ, mit denen sie im Grunde gar nicht einverstanden war: „Ich hasse dich Hale, weißt du das eigentlich?“ Stiles wusste, dass er gerade am umkippen war und er eigentlich seinen Standpunkt konsequenter vertreten sollte, aber was sollte man gegen so einen Augenaufschlag schon machen? „Lüge! Du liebst mich!“ schnurrte Derek: „Ach, halt die Klappe, Mann!“ Stiles zog eine Schnute. Wehleidig fügte er hinzu: „Es sind Frühjahrsferien! Ich dachte, wir drei unternehmen etwas! Etwas nicht Tödliches! Warum schicken wir nicht Peter zu diesen Verhandlungen, damit DER sich dort umbringen lässt und wir fahren ganz einfach nach Disneyworld? Dann hätten jeder etwas gewonnen! Na ja, außer Peter vielleicht.“ Derek zog Stiles in seine Arme und ließ seine Hand zu dessen Hintern hinuntergleiten: „Niemand wird umgebracht! Scott und ich wissen, was wir tun, O.K.?“ „Nicht O.K!“ beharrte Stiles : „Definitiv nicht O.K.! Und sich mit Sex aus der Affäre ziehen zu wollen ist schon gar nicht O.K.! Du hattest deine Chance auf Multitasking“ Stiles pflückte energisch Dereks Hand von seinem Gesäß. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein, das ihn listig grinsen ließ. `Na warte Hale!´ „Also gut! Fahrt ihr zwei ruhig auf eure Friedensmission. Ich weiß dann schon, was ich in den Frühjahrsferien tun werde: Ich fahre mit Danny nach San Francisco. Er hat mich gefragt und eigentlich hatte ich ihm schon `Nein´ gesagt, aber jetzt habe ich ja Zeit.“ Stiles genoss Dereks Gesichtsentgleisung, als dieser fragte: „San Francisco? Was wollt ihr denn in San Francisco?“ „Dreimal darfst du raten Kumpel! Bei Danny herrscht in letzter Zeit ein gewisser Notstand. Ich denke, er will sich ganz einfach flachlegen lassen und er braucht einen Co-Piloten; jemanden, mit dem er Nacht für Nacht am Tresen steht, während er heiße Blicke und Telefonnummern in alle Richtungen verteilen kann; jemanden der eng und aufreizend mit ihm oben ohne tanzt, inmitten einer Horde verschwitzter Kerle, bis einer anbeißt.“ Stiles genoss jede Sekunde. Derek knurrte: „Du willst also in die schwule Hauptstadt der Welt fahren, als Cruising-Begleitung für einen Typen, der heimlich ein Auge auf dich geworfen hat? Und warum sollte ich dem zustimmen?“ Stiles lachte: „Das ist ein Missverständnis Kumpel! Ich frage dich nicht um Erlaubnis, sondern ich setze dich hiermit in Kenntnis. Amüsier` du dich mit deinen harten Jungs; ich suche mir indes meine eigenen.“ „Mit anderen Worten: Wenn ich nicht tue, was du sagst; wenn ich nicht zuhause bleibe und Socken stricke, dann ziehst du los und machst mit anderen Kerlen rum?“ Stiles verdrehte genervt die Augen: „Ja, sicher doch! Das war der Plan!“ bellte er ironisch: „Bist du eigentlich wirklich so blöd, dass du es einfach nicht begreifst, Derek? Warum mache ich wohl so einen Aufstand? Um dich daran zu hindern, dich in Gefahr zu begeben! Und Scott! Der Gedanke, ich könnte dich verlieren lässt mich beinahe durchdrehen. Ich liebe dich! Ich bin absolut und total verrückt nach dir!“ „Heißt das also, du fährst nicht nach San Francisco?“ erkundigte sich Derek hoffnungsvoll: „Vergiss es! Ich fahre definitiv!“ Stiles grinste schief. „Und bist du noch sauer wegen der Sache mit den Friedensverhandlungen?“ Stiles genoss ein wenig zu sehr, wie kleinlaut Derek klang: „Ja, bin ich!“ „Heißt das, du wirst heute nicht hier bei mir übernachten?“ Derek sah hinreißend aus, wenn er sich schuldig fühlte. Stiles schmolz ein kleines bisschen dahin, griff ihn sich und zog ihn fest zu sich heran: „Doch, natürlich werde ich hier schlafen. Ich will DICH bestrafen, aber doch nicht mich selbst!“ Stiles zog sich seine Converse an und griff nach seiner Jacke: „Hey!“ rief ihm Derek verwirrt zu: „Hast du nicht gerade gesagt, dass du bleiben würdest?“ „Nein.“ erwiderte Stiles: „Ich habe gesagt, ich würde hier übernachten. Vorher habe ich aber noch ein paar Dinge zu erledigen. Wir sehen uns später! Ich erwarte etwas Besonderes zum Abendessen. Du hast etwas gut zu machen, Freundchen!“ Dann fügte er zwinkernd hinzu : „Und beim `Nachtisch´ solltest du dir heute auch ein bisschen mehr Mühe geben, als sonst. Lass´ dir etwas einfallen!“ „Zu Befehl!“ erwiderte Derek grinsend und salutierte scherzhaft: „Braver Junge!“ lobte Stiles, ging auf die Zehenspitzen und küsste ihn sacht zum Abschied. Scott lag auf seinem Bett in ihrem gemeinsamen Zimmer im Studentenwohnheim, Musik auf den Ohren und gerade in einen dicken Wälzer vertieft. Er hörte Stiles nicht einmal hereinkommen, was dieser zu seinem Vorteil nutzte. Mit einer Hand riss Stiles seinem besten Freund die Kopfhören herunter, die andere hatte er zur Faust geballt und knuffte ihm in den Oberarm, so fest er konnte: „Ganz schlechte Idee, Mahatma!“ brüllte er ihn an: „Wirklich ganz schlechte Idee!“ Scott hob verwirrt den Kopf. Dann erblickte er die Zornesfalte zwischen Stiles Augenbrauen und stellte fest: „Derek hat mit dir gesprochen, huh?“ Stiles nickte ärgerlich: „Zwei Fragen: Erstens, was soll der Blödsinn und zweitens, was zum Teufel soll der Blödsinn?“ „O.K. Welche Frage soll ich zuerst beantworten?“ fragte Scott und hatte sein bezauberndstes Lächeln aufgesetzt: „Versuch bloß nicht, dich mit Charme aus dieser Sache herauszuwieseln! Ich drehe dir den Hals um!“ knurrte Stiles: „Du weißt, wieso wir es tun müssen, Stiles.“ erwiderte Scott: „Wir stehen seit Monaten knietief in toten Werwölfen. Dieser Krieg muss endlich aufhören!“ „Aber wieso müsst ausgerechnet ihr zwei das erledigen; kannst du mir das verraten Super-Alpha?“ „Die beiden verfeindeten Rudelsführer haben mich darum gebeten.“ Erwiderte Scott: „Weißt du eigentlich, was das bedeutet? Sie sind sich endlich in zwei Dingen einig: Sie wollen das töten beenden und sie wollen dabei meine Hilfe. Das ist mehr Einhelligkeit als seit Ewigkeiten. Du musst dir keine Sorgen machen, Stiles. Die Alphas werden nicht zulassen, dass Derek und mir etwas geschieht. Wir sind zu wichtig für sie.“ Scott sprach ganz ruhig und was er sagte, klang beinahe vernünftig, doch Stiles war immer noch nicht einverstanden: „Aber wieso geht ihr allein? Zu zweit seid ihr angreifbar. Das ist eine Sache für das ganze Rudel, also trommle die Truppen zusammen!“ Scott schüttelte den Kopf: „Derek und ich gehen nicht zum Kämpfen dort hin. Im Gegenteil! Wir wolle deeskalieren!“ erklärte er. „O.K., aber dann nehmt wenigstens mich mit, damit ich auf euch aufpassen kann!“ verlangte Stiles. Wieder ein Kopfschütteln seines besten Freundes: „Ich will dich nicht zwischen den ganzen Fängen und Klauen haben! Das ist eine Werwolfsache und du gehörst da nicht hin! Basta!“ „Ach was? Und wann bin ich zu uncool für euren elitären Vollmondclub geworden?“ fragte Stiles verletzt: „Du weißt, dass es darum nicht geht, Stiles! Derek und ich lieben dich! Und das wissen diese Wölfe. Wenn wir dich mitnehmen, macht uns das angreifbar, falls solche unter ihnen sind, die den Frieden verhindern wollen!“ Stiles schwieg eine ganze Weile und starrte mürrisch an die Wand, ehe er sich endlich dazu durchringen konnte, etwas zu sagen: „O.K.! Ich genehmige eure kleine Selbstmordmission. Aber eins solltest du wissen: Du bist ein hundsmiserabler bester Freund und ich hasse dich für immer!“ Scott lachte, richtete sich auf und umarmte Stiles: „Ich liebe dich auch, Kumpel!“ Nachdem Stiles sich von Scott verabschiedet hatte, rannte er hinauf in den ersten Stock, klopfte dort an Dannys Tür und trat ein, ehe er ein `herein ´ gehört hatte: „Ey, Mann! Du kannst hier nicht einfach so hereinplatzen!“ grummelte der Bewohner des Zimmers, der auf dem Rücken auf seinem Bett lag, alle Viere von sich streckte und an die Decke starrte: „Was, wenn ich mit einem Kerl hier drinnen gewesen wäre?“ Stiles lachte: „Bei deiner derzeitigen Trockenperiode wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich dich mit der Hand in der Hose erwischt hätte, Kumpel!“ „Du bist wirklich eine furchtbare Person; weißt du das Stilinski?“ Wieder ein Lachen von Stiles: „Ich weiß! Du sagst es mir ja immer wieder. Also wie sieht`s aus: bist du gerade fertig geworden oder wolltest du just anfangen?“ Danny schüttelte matt den Kopf: „Für Onanie bin ich zu deprimiert!“ erklärte er: „Ach, du Armer“ erwiderte Stiles: „Rutsch´ mal rüber!“ Danny tat wie ihm geheißen und Stiles legte sich neben ihn, den Kopf in seine Armbeuge gebettet: „Was denn Stiles? Wirst du mir jetzt zur Hand gehen, oder was?“ fragte Danny hoffnungsvoll: „Träum weiter, Kumpel!“ erwiderte Stiles grinsend: „Auf die hier...“ er hielt seine Rechte in die Luft und wackelte mit den Fingern: „...hat bereits ein Anderer ein Monopol. Ich bin bloß hier, um zu fragen, ob du mir Blümchen in die Haare flechten willst?“ Danny blickte ihn an, als zweifele er an Stiles Verstand: „Na, wenn wir nach San Francisco fahren, um das dortige Nachtleben unsicher zu machen!“ Danny erhob sich und blickte Stiles mit großen Augen an: „Heißt das, du kannst nun doch?“ „Sieht fast so aus. Es sei denn, es stört dich, der Lückenbüßer zu sein. Denn wie es aussieht versetzen mich Scott und Derek für solche Nebensächlichkeiten wie Lebensgefahr und Werwolf-Politik!“ „Es stört mich nicht! Ich freue mich!“ erwiderte Danny begeistert: „Ich freue mich auch!“ erwiderte Stiles und stellte innerlich fest, dass das wirklich der Wahrheit entsprach. Auch wenn die Umstände, die dazu geführt hatten ihm ganz und gar nicht passten: Auf einen Ausflug mit Danny freute er sich dennoch. Er hatte den sensiblen Kerl mit der Tragik im Blick nämlich mittlerweile richtig liebgewonnen. Als Stiles am Abend in Dereks Apartment zurückkehrte staunte er in zweierlei Hinsicht nicht schlecht: Erstens hatte Derek selbst gekocht; so etwas geschah eigentlich nur jedes siebte Jahr; und zweitens war das Essen zwar einfach, aber dennoch verdammt gut. Die Spaghetti waren al dente, die Tomatensoße aus frischen Zutaten und dazu gab es sogar noch einen frischen Salat: „Hast du etwa endlich deine hausfräuliche Seite entdeckt, Hale?“ neckte er ihn zwinkernd: „Irgendwie muss ich dich ja davon überzeugen, dass ich eines Tages Ehemann-Material sein könnte!“ erwiderte Derek. Nach dieser Äußerung musste Stiles erst mal schlucken. Sicherlich hatte er allein und im Stillen hin und wieder über das `Und-sie-lebten-glücklich- bis-ans-Ende-ihrer-Tage´ nachgedacht, doch er hatte keine Ahnung dass Derek das auch tat. Auch nach mehr als zwei Jahren rechnete Stiles im Grunde immer noch damit, dass es Derek mit ihm irgendwann zu bunt werden könnte. Wenn der Altersunterschied ihnen nicht das Genick brechen würde, dann doch möglicherweise die Tatsache, dass sie so unterschiedlich waren, oder das er, Stiles, so anstrengend, streitsüchtig, besserwisserisch und auch sonst in jeder Weise unvollkommen war. Derek Hale dachte also tatsächlich übers Heiraten nach? `Naja´, sagte eine andere Stimme in Stiles. `So überraschend ist das nicht. Derek ist schließlich ein ziemlich traditioneller Kerl und heiraten ist eine sehr traditionelle Sache.´ Was aber ganz und gar nicht traditionell war, war ihre Beziehung: Zwei Kerle, einer ein Mensch und einer ein Werwolf Stiles fühlte sich glücklich! Und er fühlte sich starr vor Angst! „Wenn ich gewusst hätte, dass die reine Erwähnung der Möglichkeit, dass wir zwei eines Tages heiraten könnten dir derart die Sprache verschlägt, hätte ich meine Klappe gehalten.“ Sagte Derek unbehaglich: „Ich wollte dich nicht in die unangenehme Situation bringen, mir `Nein´ sagen zu müssen. Aber wenn du es tun musst, dann brich´ mir mein Herz wenigstens schnell, denn ich ertrage dein Schweigen keine Sekunde länger!“ Stiles blickte erschrocken zu Derek auf: „Wie kommst du bloß darauf, dass ich `Nein´ sagen könnte?“ stotterte er verlegen: „Ich meine, vielleicht ist es noch zu früh, weil ich noch studiere und so, aber später...? Mit wem sollte ich sonst vorhaben, den Rest meines Lebens zu verbringen?“ Er erhob sich vom Tisch, ging zu Derek hinüber, um auf seinem Schoß Platz zu nehmen und hob mit einer Hand dessen Kinn ein wenig an, damit sie einander in die Augen sehen konnten: „Ich bin nicht dein Anwalt Hale, aber ich muss dich dennoch warnen. Mit mir ist es nicht einfach. Du solltest dir gut überlegen, worauf du dich einlässt!“ „Dito!“ erwiderte Derek mit einem leisen Lächeln: „Du solltest wissen, ich bin übellaunig, humorlos und habe ein kleines Aggressionsproblem!“ „Klingt unwiderstehlich!“ säuselte Stiles: „Obwohl du` pingelig´ und `krankhaft eifersüchtig´ vergessen hast!“ „Ich liebe dich, Stiles!“ flüsterte Derek: „Und ich dich erst, Mann!“ erwiderte der Jüngere: „Willst du jetzt dein `Dessert´?“ wollte der Werwolf wissen: „Darauf kannst du wetten!“ Sie waren ihre Kleider bereits auf dem Weg ins Schlafzimmer losgeworden. Dort angekommen staunte Stiles nicht schlecht über die Menge an Kerzen, die hier brannten. Stiles blickte Derek fragend an und dieser meinte schulterzuckend: „Du wolltest etwas Besonderes, oder nicht? Und ich habe gedacht, du könntest dir eine Sache aus der Nachttischschublade aussuchen, die du ausprobieren willst!“ Die Nachttischschublade war randvoll mit Spielsachen, die seit einer Ewigkeit dort Staub ansetzten, weil die beiden Männer bislang noch keine Veranlassung gesehen hatten, sie auszuprobieren. Die Sachen waren Geschenke des Rudels zum Einjährigen von Stiles und Derek. Die Anderen fanden ihre Idee wahnsinnig lustig, und so hatte das Paar mitgelacht und das Zeug dann achtlos beiseitegelegt. Und darum hatte Stiles auch keine Ahnung, warum ihn die Idee, nun doch etwas davon auszuprobieren plötzlich ein wenig nervös machte. Er kramte in der Schublade herum und zog schließlich ein Paar Handschellen, welche mit geschmacklosem roten Samt überzogen waren daraus hervor: „Die hier!“ bestimmte Stiles: „Für dich oder mich?“ wollte Derek wissen: „Rate Mal! Ich kenne nur einen, der gerade etwas zu büßen hat.“ Erwiderte Stiles grinsend: „Du weißt, dass es ein Leichtes für mich ist, mich aus den Dingern zu befreien, oder?“ neckte Derek. Stiles verdrehte die Augen: „Na großartig! Mit der Einstellung haben wir eine lange, langweilige Nacht vor uns!“ maulte er: „Es geht hier doch bloß um ein Spiel, Mann!“ „Also gut! Ich bin ganz Dein! “ sagte Derek ironisch und streckte artig sein Hände aus: „Tu` mit mir, was du willst!“ Stiles grinste, denn er hatte beschlossen, auf die Worte und nicht auf den Tonfall zu hören. Er ließ die Handschellen zuschnappen. Kapitel 2: Liebe und Vertrauen ------------------------------ Derek schaute Stiles kritisch beim Packen seiner Reisetasche zu: „Bist du sicher, dass du diese Jeans mitnehmen willst?“ Fragte er finster: „Die ist dir doch viel zu eng!“ Stiles grinste: „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass das Absicht sein könnte, du Genie? Wenn ich will, dass jemand guckt, muss ich ja wohl auch die Auslage präsentieren!“ Mit den Worten zwinkerte er Derek zu und klopfte sich selbst auf den Hintern: „Du bist wirklich ein übles Exemplar von Mensch!“ knurrte Derek: „Tja,“ erwiderte Stiles: „Es steht dir immer noch frei mich zu begleiten, anstatt dich mit Scott im Wald mit irgendwelchen bösen Hunden zu treffen!“ Stiles warf ein T-Shirt in seine Tasche: „Kommt nicht in Frage!“ rief Derek: „Das Teil ist viel zu weit ausgeschnitten!“ „Keine Sorge!“ erwiderte Stiles: „Das werde ich irgendwann im Laufe des Abends, wenn es mir zu heiß wird, sowieso ausziehen!“ Dereks markante Augenbrauen kollidierten um ein Haar mit seinen Augäpfeln und sein Lippen waren beinahe nicht mehr vorhanden, so sehr hatte er den Mund zusammengekniffen: „Ich werde euch nach San Francisco nachreisen, sobald Scott und ich mit den Friedensverhandlungen durch sind!“ gab er bekannt. Stiles grinste: „Schön! Wenn du da bist, werde ich liebend gern vor der gesamten dortigen schwulen Bevölkerung mit meinem heißen Freund angeben. Aber bis es soweit ist, werde ich mich wohl ohne dich amüsieren müssen.“ „Ich wollte ja auch nur, dass du es weißt!“ erwiderte Derek: „Ich könnte jederzeit dort auftauchen!“ Stiles schüttelte schmunzelnd seinen Kopf über die kleine Drohung. In diesem Moment klingelte es an der Tür. „Hey Scotty! Fühlen wir uns heute selbstmörderisch?“ Begrüßte Stiles seinen besten Freund: „Ich sehe, du bist immer noch nicht über das hinweg, was Derek und ich vorhaben?“ Fragte Scott, umarmte Stiles flüchtig, als sein Blick über dessen Schulter auf Derek fiel: „Was ist denn mit dem los? Der guckt ja noch finsterer aus der Wäsche, als gewöhnlich!“ „Er tut sich schwer mit der Tatsache, dass sein Lover möglicherweise ein richtig heißes Gerät ist und sich aufmacht in die große, weite Welt, um den eigenen Marktwert zu ermitteln.“ erwiderte Stiles und ließ seine Hände lasziv über seinen Körper wandern: „Uagh!“ machte Scott: „Hör schon auf, Bro! Mir kommt mein Frühstück wieder hoch!“ „Hätte ich mir denken können, dass dir dafür die nötige Wertschätzung fehlt, Kumpel!“ erwiderte Stiles gespielt beleidigt. Dann warf er ebenfalls einen Blick auf Derek, der unzufrieden auf dem Bett hockte, mit Armen, die er um den eigenen Körper geschlungen hielt: „Willst du nicht noch für einen Moment auf den Balkon gehen, Scott?“ fragte Stiles: „Eigentlich nicht, nein.“ erwiderte der Angesprochene und erhielt dafür einen Hieb mit dem Ellenbogen in die Rippen. Nun endlich verstand er den Wink und meinte: „Balkon? Doch sicher! Ich brauche etwas frische Luft!“ „Sehr unauffällig!“ grollte Derek: „Für wie dämlich haltet ihr zwei mich eigentlich?“ „Darauf antwortete ich lieber nicht!“ erwiderte Scott und begab sich nach draußen. Stiles schlich ein wenig schuldbewusst zu Derek hinüber und rechnete eigentlich damit, dass sie sich nun streiten würden, doch als sein Freund zu ihm aufblickte, wirkte er eher traurig als ärgerlich: „Ich bin eine besitzergreifende Spaßbremse und früher oder später wirst du mich für jemanden verlassen, der netter und lustiger ist!“ stellte Derek finster fest. Stiles setzte sich rittlings auf seinen Schoß und fuhr mit den Fingern durch die schwarzen Haare: „Wenn ich meine fünf Sinne beisammen hätte, würde ich das wohl tun. Aber ich wusste worauf ich mich mit dir eingelassen habe. Und ich bin dir bedauerlicherweise mittlerweile mit Haut und Haaren verfallen! Schätze, da ist nichts zu machen!“ Derek blickte mit einem kleinen Lächeln zu ihm auf, hob ihn dann blitzschnell hoch und hatte ihn auf den Rücken gelegt und sich über ihn gebracht, ehe Stiles auch nur `Piep´machen konnte: „Unfair!“ rief dieser lachend und zog Dereks Gesicht zu einem Kuss zu sich herunter, als es an der Tür klingelte: „Mist!“ lachte Stiles: „Das dürfte Danny sein!“ Derek rollte sich widerwillig von Stiles herunter und öffnete: Peter drückte sich an Derek vorbei, trat ein und entdeckte Stiles auf dem Bett liegend: „Ich hoffe doch sehr, dass ich störe?“ fragte er grinsend. Dann fiel sein Blick auf den Balkon, wo Scott mit dem Rücken zu ihnen stand: „Meine Güte Neffe! Was für Perversionen spielen sich bloß unter deinem Dach ab? Du machst mit deinem jungen Gespielen herum, während sein bester Freund auf dem Balkon warten und dabei zuhören muss?“ fragte er mit gespielter Empörung: „Was willst du Peter?“ Fragte Derek genervt: „Wir haben für deine Albernheiten jetzt wirklich keine Zeit!“ „Ja ich weiß! Ihr wollt allesamt die Stadt verlassen und ich darf mal wieder nicht mit. Ich wollte euch bloß wissen lassen, dass ich nicht beleidigt bin und wollte mich stilvoll von euch verabschieden.“ Peter zog ein großes weißes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und wedelte damit einen Abschiedsgruß in die Luft. Derek wollte gerade zu einer Schimpftirade ansetzen, als er von einem weiteren Klingeln an der Tür davon abgehalten wurde. Es war wieder nicht Danny. Diesmal trat Malia ein, mit einen kleinen Rücksack, den sie sich über die Schulter geworfen hatte. Sie umarmte und küssten den verblüfften Stiles, der mittlerweile auch zur Tür gekommen war, begrüßte dann Derek und stutzte, als sie auf ihren Vater traf: „Was machst du denn hier?“ fragte sie erstaunt: „Nachdem du mir verraten hast, dass du mit den Jungs Urlaub machst, wollte ich mich von euch allen verabschieden. Ist doch klar!“ „DU hast es ihm verraten?“ knurrte Derek: „Ich wusste nicht, dass das ein Geheimnis ist!“ konterte Malia: „Moment mal!“ mischte sich Stiles ein: „Malia soll mit uns kommen?“ „Du wusstest davon gar nichts?“ fragte Malia sichtlich bestürzt: „Überraschung!“ rief Derek mit einem schüchternen Grinsen. Stiles griff ihn am Arm, zog ihn hinter sich her ins Schlafzimmer und schloss die Tür: „Du hetzt mir einen Anstands-Werkoyoten auf den Hals, damit ich keine Dummheiten mache, du Mistkerl?“ Derek zuckte verlegen mit den Schultern: „Ich schwöre dir, wenn wir uns wiedersehen, wirst du furchtbar bestraft werden!“ rief Stiles halb ernst, halb scherzhaft: „Ich könnte uns werwolfsichere Handschellen beschaffen!“ schlug Derek vor: „Das wäre ein Anfang!“ erwiderte Stiles mit einem kleinen Grinsen und sie kehrten zu den Anderen zurück. An Malia gerichtet erklärte Stiles: „Tut mir leid, Süße. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, dass du uns begleiten würdest! Das hat der Schuft da drüben allein ausgeheckt!“ „Soll ich wieder gehen?“ fragte sie verunsichert. Stiles schüttelte den Kopf: „Natürlich nicht! Je mehr, umso lustiger!“ erwiderte er, hatte jedoch keine Ahnung, ob Danny das auch so sah. Und wie auf` s Stichwort klingelte es zum vierten Mal an diesem Morgen. Danny trat ein, blickte in die Runde und sagte verblüfft: „Hey Leute! Was ist denn hier los? Eine Party!“ Stiles schüttelte den Kopf: „Ich hoffe, du hast nichts dagegen: Malia würde uns gern begleiten? Aber keine Sorge: Peter lassen wir hier!“ Dereks Onkel wirkte ein kleines bisschen gekränkt über Stiles Worte. Danny nickte: „Wenn` s dir nichts ausmacht, dass es ein bisschen...schwul wird in den nächsten Tagen, dann freue ich mich, dass du uns begleitest!“ „Mit euch ist es doch irgendwie immer ziemlich schwul.“ Lachte Malia: „Als ob mich das stören würde!“ In diesem Moment steckte Scott seinen Kopf zur Balkontür herein und rief: „Muss ich noch lange hier draußen bleiben? Es ist kalt! Ihr habt doch keinen Sex, oder?“ Dann erblickte er die Versammlung im Wohnzimmer und stutzte: „Kannst reinkommen!“ Meinte Stiles nüchtern: „Für einen mehr ist immer noch Platz!“ Stiles machte sich daran, sich zu verabschieden. Der Erste war Peter, der sich mit einer flüchtigen Umarmung zufrieden geben musste. Dann folgte Scott, dem beinahe die Luft wegblieb, so heftig zog Stiles ihn an sich: „Wenn du dich killen lässt, bringe ich dich um, Bro! Ich hab´ dich lieb!“ flüsterte er ihm ins Ohr: „Ich werde vorsichtig sein!“ Versprach Scott: „Und ich werde für dich auf den Großen aufpassen! Ich hab´ dich auch lieb! Hab´ viel Spaß, Kumpel!“ Nun folgte der schwerste Abschied. Stiles zog Derek ein wenig außer Sichtweite der Anderen, drängte ihn gegen eine Wand und küsste ihn eine kleine Ewigkeit lang, als gäbe es kein Morgen mehr: „Komm` schnell zurück zu mir!“ forderte Stiles: „Du wirst mir wahnsinnig fehlen!“ murmelte Derek. „Dauert das noch lange bei euch?“ ertönte plötzlich die genervte Stimme von Malia im Hintergrund. Das Paar riss sich schweren Herzens voneinander los und als Stiles nach seinen Autoschlüsseln greifen wollte, drückte Derek ihm die seinen in die Hand: „Mit deinem Rosteimer schafft ihr nie und nimmer die weite Strecke. Nehmt den Geländewagen. Scott und ich werden dann mit dem Camaro fahren!“ erklärte er. Stiles nickte und küsste ihn noch ein letztes Mal und diesmal ganz züchtig auf die Wange. Wenig später verließen die drei Reisenden, gefolgt von Peter das Apartment. Derek und Scott blieben zurück und da fiel Scott auf dass der Ältere nachdenklich eine kleine Schachtel in den Händen herumdrehte. Scott versuchte neugierig herauszufinden, was es war und staunte dann nicht schlecht, als er sah, dass es sich um Kondome handelte: „Was hast du denn da? Wozu brauchst du die Dinger? Um Empfängnisverhütung musst du dir ja wohl keine Sorgen machen.“ fragte er begriffsstutzig. Dann erst wurde es Scott klar, was los war und er boxte Derek in den Oberarm: „Die wolltest du Stiles mitgeben, richtig! BIST DU EIGENTLICH KOMPLETT VERBLÖDET? Was denkst du dir bloß dabei?“ Derek zuckte mit den Schultern: „Ich mache mir keine Sorgen um mich selbst, falls du das denkst. Ich kann mir ja nichts einfangen. Aber Stiles schon. Und verstehst du es denn nicht? Er ist noch so jung und hat sich noch nicht ausgetobt! Es kann immer etwas Unerwartetes passieren: Er trifft den richtigen Kerl und dann? Also nicht dass mir die Vorstellung gefällt, dass er irgendetwas mit einem Anderen macht. Der Gedanke ist unerträglich! Aber noch schlimmer wär´ s, wenn Stiles krank werden würde.“ Scott schüttelte den Kopf und er sah wirklich, wirklich wütend aus: „Stiles muss verrückt sein, dass er es mit einem verdrehten Kerl wie dir aushält! Denkst du wirklich, ihn kümmert es, dass er noch nicht so viel herumgekommen ist? Er liebt dich! Glaubst du, er ist auf irgendeinen billigen Kick aus, du Spinner? Ich bin froh, dass du ihm die Dinger nicht gegeben hast. Damit hättest du ihn sehr verletzt!“ Derek wirkte sehr zerknirscht und so fügte Scott hinzu: „Krieg deine Eifersucht und deine Verlustängste in den Griff, Mann. Und nun mach´dich bereit. Wir müssen auch los!“ Derek nickte bloß. Was hätte er auch sagen sollen. Er war ein Volltrottel; das war ihm selbst klar! Stiles nahm auf dem Fahrersitz Platz und Danny setzte sich neben ihn, weil Malia sich der Länge nach auf der Rückbank breit gemacht hatte: „Ich fühle mich wie eine Partycrasherin!“ sagte sie bedauernd: „Ich hätte stutzig werden müssen, als die Einladung zu eurem Trip von Derek kam. Ich bin wirklich nicht beleidigt, wenn ihr lieber allein fahren wollt. Sagt es lieber gleich!“ erklärte sie ernsthaft. Danny und Stiles versicherten ein weiteres Mal, dass es für sie in Ordnung sei, dass Malia mitkäme und so fügte diese noch hinzu: „Ich will eins klarstellen: Ich mache bei Dereks kleinem Spielchen nicht mit. Was immer in San Francisco geschieht, bleibt in San Francisco. Mach´ was du willst, Stiles. Ich petze nicht!“ „Gut zu wissen!“ erwiderte Stiles: „Aber es wird auch nichts zu petzen geben!“ „Schade!“ Meinte Malia grinsend: „Es würde Derek ganz recht geschehen. Schließlich hat er dich mir ausgespannt!“ „Du bist unmöglich!“ erwiderte Stiles lachend. Kapitel 3: Frisco Feeling ------------------------- Aufgrund des Ferienbeginns gestaltete sich die Autofahrt mörderisch. Schon Beacon County zu verlassen, war eine kleine Unmöglichkeit. Auf der Interstate wurde es nicht besser, denn natürlich gab es als Gratiszugabe pünktlich zu den Ferien hier wieder einmal Bauarbeiten und Stiles war heilfroh, dass sie in Dereks Landrover und nicht in seinem Jeep saßen, auch wenn er diesen liebte wie verrückt, aber die Sitze waren fleckig und durchgesessen, die Kupplung hakte und das Getriebe machte schon seit einiger Zeit so komische Geräusche. Der Landrover hingegen schnurrte wie ein zufriedener Werwolf, hatte Automatik und die ECO-Funktion war bei dem ganzen Stopp-and-Go ein echter Segen. Wie immer bei längeren Autofahrten war Malia auch diesmal wieder binnen kurzer Zeit fest eingeschlafen. Stiles wunderte sich darüber, wie sie das machte, wenn man bedachte, wie sie ihre Familie verloren hatte. Aber andererseits: vielleicht war es ja genau das; ein Verdrängungsmechanismus! Er drehte sich zu ihr um, und betrachte die Schlafende mit einem zärtlichen Grinsen. Dann schaute er auf den Beifahrersitz zu Danny: „Ist es wirklich kein Problem für dich, dass Malia dabei ist?“ Wollte er von ihm wissen. Danny grinste schüchtern: „Irgendwie hatte ich mich schon ein bisschen darauf gefreut, mit dir ganz allein zu fahren. Ich hätte gern mal wieder etwas Zeit nur mit dir verbracht. Das geht nicht gegen Malia, ich hab´ sie echt gern, aber seit Jackson nicht mehr da ist, fehlt mir das Gefühl, einen besten Freund an meiner Seite zu haben. Und ich weiß, diese Rolle ist in deinem Leben schon auf alle Zeit vergeben. Aber als du sagtest, du würdest mich nach San Francisco begleiten, hatte ich mich darauf gefreut, dich nicht teilen zu müssen.“ Danny wurde tiefrot bei diesem Bekenntnis, stellte Stiles fest und weil er nicht wusste, was er sagen sollte, hielt er einfach mal die Klappe – etwas, dass er neuerdings versuchsweise mal in sein Verhaltensrepertoire aufgenommen hatte. Bislang fuhr er ganz gut damit! Danny fuhr fort: „Aber irgendwie finde ich es süß, dass Derek dir eine Tugendwächterin an die Seite stellt, weil er Angst hat, du könntest streunen gehen!“ „Bist du irre?“ grummelte Stiles: „Das ist überhaupt süß! Das ist empörend und ich könnte ihn dafür umbringen!“ „Ja sicher, ich weiß was du meinst. Er sollte dir vertrauen. Aber ist es nicht irgendwie liebenswert, dass ein toller Kerl wie er so große Angst hat, du könntest ihm abhauen?“ wollte Danny wissen: „Na besten Dank auch, Kumpel!“ schimpfte Stiles: „Ist das eine subtile Art, mich daran zu erinnern, dass Derek und ich nicht in der selben Liga spielen? Das weiß ich selber!“ Danny sah bestürzt aus: „Hey! So meinte ich das doch gar nicht! Du weißt, dass ich dich attraktiv finde, oder?“ Stiles hob ruckartig den Kopf: „Nö, wusste ich nicht so genau. Weißt du dass ich seit vier Jahren darauf warte, dass du mir das mal sagst?“ „Hast du es so nötig, Schätzchen?“ neckte Danny: „Ganz offensichtlich!“ erwiderte Stiles grinsend. Plötzlich wieder ernst fuhr Danny fort: „Ich beneide dich jedenfalls um das, was du und Derek habt, auch wenn er dein Cousin ist!“ „Was? Nein! Du weißt, dass das eine Lüge war, oder?“ fragte Stiles bestürzt. Danny lachte: „Ja, sicher, ich foppe dich doch nur. Jedenfalls sind wir noch zur Highschool gegangen, als ich das letzte Mal jemanden hatte, der eifersüchtig war, oder der sich neben meinem Körper auch noch für meine Gedanken und Gefühle interessiert hätte.“ Stiles wusste, von wem Danny sprach und es machte ihn ein kleines bisschen traurig. Sein Beifahrer fuhr fort: „Das, was ich in San Francisco vorhabe, ist doch bloß ein schwaches Trostpflaster! Was ich mir in Wirklichkeit wünsche ist etwas Ernsthaftes, einen Menschen, den es kümmert, ob ich lebe oder sterbe. Aber Liebe findet man nun mal nicht an der nächsten Straßenecke.“ Dannys Worte erschütterten Stiles ein wenig: „Bist du einsam, Danny?“ wollte er wissen. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. Stiles langte hinüber, ergriff Dannys Hand und ihre Finger verschränkten sich ineinander. Stiles konnte sehen, das der Andere sich mit der freien Hand verschämt über die Augen wischte: „Hör Mal!“ flüsterte Stiles: „In meinem Leben mag es zwar schon einen Geliebten und einen besten Freund geben, aber in meinem Herzen ist noch viel Platz! Und mir ist es mit Sicherheit nicht gleichgültig, ob du lebst, oder stirbst! Ich hab` dich wirklich sehr gern, Danny!“ Danny lächelte, drückte kurz Stiles Hand, löste seine Finger dann verlegen wieder und deutete mit dem Kinn auf die Straße: „Schau mal! Es geht weiter!“ Stiles warf noch einen liebevollen Blick neben sich, ehe er den Wagen startete. Dann dachte er an Derek. Sein Freund mochte manchmal eine Nervensäge sein, aber war Stiles sich eigentlich bewusst genug, wie froh er sein konnte, ihn zu haben, fragte er sich selbst? Und mit einem Mal breitete sich eine Eiseskälte in seinem Magen aus, als er daran dachte, was Derek und Scott vorhatten. Denn egal, was die beiden sagten, Stiles war sich bewusst, dass es niemals sicher sein konnte, sich zwischen die Fronten eines Krieges zu begeben. Andererseits gab es nichts, was Stiles dagegen tun konnte, außer das Beste zu hoffen: „Es wird ihnen gut gehen!“ Unterbrach Danny seine Gedanken. Stiles blickte überrascht zu ihm hinüber: „Nein, ich habe nicht deine Gedanken gelesen! Es steht einfach nur quer über dein Gesicht zu lesen, was in dir vorgeht!“ versicherte Danny: „Aber weißt du was? Wir machen uns eine schöne Zeit und versuchen, dich ein bisschen abzulenken! Was hältst du davon!“ „Klingt nach einem Plan!“ bestätigte Stiles. Als sie vor den Toren San Franciscos angekommen waren, der Verkehr war wieder einmal zäh, wie Kaugummi, erwachte plötzlich Malia: „Hey Jungs! Was habe ich verpasst?“ murmelte sie: „Nichts weiter!“ Versicherte Stiles: „Nur ernste Gespräche und den totalen Verkehrskollaps!“ „Na dann bin ich ja dankbar für meine festen Schlaf!“ erwiderte sie und mit einem Blick auf die Straße drehte sie sich auf der Rückbank einfach wieder auf die andere Seite. Keine zwei Minuten später ertönte leisen Schnarchen, welches die beiden Anderen zum Lachen brachte. Der Camaro fuhr über Landstraßen, die links und rechts von dichten Wäldern gesäumt waren: „Meinst du, wir hätten ehrlich zu Stiles sein sollen in Bezug darauf, wie gefährlich die Sache hier wirklich wird?“ erkundigte sich Derek unsicher: „Stiles ist cleverer als wir beide zusammen. Dass ist ihm längst klar! Das Gnädigste, was wir also für ihn tun können, ist zuversichtlich zu gucken und so tun als ob; denkst du nicht?“ „Wahrscheinlich!“ Stimmte Derek zu. Nachdem sie wieder eine Weile schweigend unterwegs gewesen waren, wollte Derek wissen: „Meinst du, dieser Danny wird sich an Stiles heranmachen?“ Scott ließ ein genervtes Seufzen vernehmen: „Wenn ich du wäre, würde ich aufhören, mir Sorgen um das zu machen, was andere Kerle möglicherweise versuchen und damit anfangen, Stiles zu vertrauen. Das hätte er nämlich wirklich verdient.“ Derek nickte schüchtern: „Ich bin es wohl einfach so sehr gewohnt, dass mir alles, was gut ist zwischen den Fingern zerrinnt. Vertrauen kam mit wohl noch nie wie eine echte Option vor!“ Scott legte dem Älteren eine Hand auf die Schulter: „Ich weiß!“ Es war bereits Nachmittag, als die drei Reisenden endlich im Stadtkern von San Francisco ankamen. Sie stellten den Wagen im hoteleigenen Parkhaus ab und checkten erst mal ein. Sie hatten bei der Reservierung alle drei auf ein Zimmer mit Doppelbett bestanden: Stiles, weil er Platz für Derek haben wollte, wenn dieser zu ihnen stieß, Danny für etwaige Eroberungen und Malia, weil sie behauptete, sie bräuchte nachts Platz, was Stiles erstaunte, denn er erinnerte sich noch sehr gut an die Nächte mit ihr in dem Einzelbett in seinem Jugendzimmer in der Villa Stilinski, wo es ihr gar nicht eng genug sein konnte. Aber naja; Dinge konnten sich ja auch ändern. Nachdem sie ausgepackt hatten, trafen die drei sich in der Lobby, um ein bisschen Stadtluft zu schnuppern und natürlich zog es sie direkt in den Castro-District. Malia, die seit eineinhalb in L.A. lebte, schreckte die große, fremde Stadt kein Stück. Bei den beiden Jungs sah es da schon ganz anders aus. Man konnte fast denken, dass SIE diejenigen wären, die ihre Jugend auf vier Pfoten im Wald verbracht hätten, so offen wie die zwei gafften: Drag-queens- und kings, Lederkerle, gleichgeschlechtliche Paare, gewagte modische Entscheidungen und ein Meer aus Regenbogenfahnen wohin das Auge blickte. Malia warf seufzend einen Seitenblick auf die beiden Freunde und knurrte: „Macht irgendwas Schwules, ihr zwei! Und hört auf zu glotzen! Ihr seht aus wie gruselige Spanner!“ Artig legte Stiles Danny einen Arm um die Taille und warf einen Seitenblick auf Malia. Moment Mal! Hatte sie da gerade dieser großen, finster dreinblickenden Butch-Lesbe zugezwinkert? Stiles schüttelte den Kopf. Das musste er sich eingebildet haben! Zu Abendessen kehrten die drei in ein kleines Diner ein, wo eine umwerfend schöne, riesige Trans-Frau ihre Bestellung aufnahm und sie `Schätzchen´ nannte. Als sie weg war, um den dreien ihr Essen zu holen bemerkte Malia: „Also ich find´ San Francisco super. Vielleicht ziehe ich her!“ Sie warf einen Blick auf ihre Begleiter, die immer noch ziemlich eingeschüchtert wirkten und kicherte. Auf dem Weg zurück ins Hotel drückte ihnen jemand einen Flyer für eine große queere Party am heutigen Abend in die Hand: „Klingt gut!“ entschied Malia: „Wollen wir da später hingehen?“ Die Männer waren einverstanden und so beschlossen sie, sich nach der langen Autofahrt erst noch ein paar Stunden hinzulegen und sich dann um halb elf wieder in der Lobby zu treffen, um loszuziehen. Danny war der Erste in der Lobby und hatte sich bei seinem Outfit für schlichte Jeans und ein Holzfällerhemd mit ausgerissenen Ärmeln entschieden, wobei er es beim zuknöpfen nicht allzu genau genommen hatte und einen kleinen Einblick auf seine Heldenbrust gewährte – nicht die schlechteste Wahl, stellte Stiles im Stillen schmunzelnd fest. Er selbst hatte die verboten enge Jeans an und dazu ein riesiges weißes T-Shirt, das Derek ausgemustert hatte und das dann in Stiles Besitz übergegangen war. Er hatte es umgestaltet, indem er den Rundhalskragen großzügig ausgeschnitten hatte, so dass dieser nun weit genug war, dass, je nachdem, wie er sich gerade hielt oder bewegte eigentlich immer entweder die eine oder die andere Schulter entblößt war. Danny pfiff anerkennend, als er den Freund auf sich zukommen: „Wow! Du siehst heiß aus!“ rief er aus: „Was denn? Gar kein Hoodie heute?“ Stiles grinste: „Naja, wir werden dich wohl kaum an den Mann kriegen, wenn dein Begleiter aussieht, wie ein Waldschrat, oder?“ Danny lachte. In diesem Augenblick stieß auch Malia zu ihnen und den beiden Jungs fiel die Kinnlade herunter: dramatisches Make-Up inklusive Vamp-Lippenstift, eine geknotete Bluse, die einen schmalen Streifen ihres flachen weißen Bauchs entblößte und dazu ein wahnsinnig kurzer Faltenrock: „Öhh!“ machte Stiles und kaschierte damit ziemlich effizient seinen IQ von 138. Als er schließlich wieder zum Sprechen ganzer Sätze fähig war, bemerkte er: „Dir ist aber schon klar, dass nicht jeder Kerl auf dieser Party deinen tollen langen Beine auf dieselbe Weise schätzenswert finden wird wie ich, oder?“ „Mir doch egal!“ schnappte Malia: „Können wir dann los?“ Auf der Party angekommen gingen Stiles beinahe die Augen über. Hier waren, vorsichtig geschätzt, tausend Leute zusammengekommen und beinahe jeder arbeite scheinbar hauptberuflich als Model. Stiles rechnete kurz nach, seit wie vielen Monaten er eigentlich schon für seine Fitnessstudio-Mitgliedschaft zahlte, ohne hingegangen zu sein. Plötzlich fühlte er sich in seiner kneifenden Hose gar nicht mehr so selbstsicher. Er blickte nach nebenan auf Danny mit seinen sieben Prozent Körperfett und selbst der schien sich nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen. Malia bildete natürlich wieder eine Ausnahme: „Oh Mann, der Song ist super. Ich will tanzen! Falls wir uns hier nicht wiederfinden, treffen wir uns morgen zum Frühstück im Hotel, aber ich werde nach euch Ausschau halten!“ verkündete sie und war schon verschwunden. „Fühlst du dich auch wie ein Landei?“ Wollte Danny wissen: „Aber Hallo!“ erwiderte Stiles geknickt. Die beiden suchten sich ein sicheres Plätzchen am Tresen. Malia suchte sich ein Plätzchen auf einer kleinen Bühne und begann, sich sinnlich zur Musik zur bewegen. Es dauerte gar nicht lange, ehe sie zahlreiche Blicke auf sich fühlte. Sie musterte die Augenpaare, die auf sie gerichtet waren, bis sie schließlich ein lohnendes Objekt gefunden hatte. Sie schickte ein vielsagendes Zwinkern auf den Weg. „Und? Hast du schon ein Ziel anvisiert“ Wollte Stiles wissen. „Kennst du das, wenn du beim Bäcker stehst und die Torten sehen alle so großartig aus, dass du nicht weißt, was du nehmen sollst und plötzlich merkst du, dass du gar keinen Appetit mehr hast?“ fragte Danny zurück: „Na sicher!“ spottete Stiles: „Als ob du Kohlenhydrate essen würdest!“ Malias Plan war eigentlich ganz simpel gewesen: Mit den Jungs nach San Francisco fahren und dort ein süßes Mädchen finden, dass sie küssen konnte. Vielleicht auch gleich mehrere – warum nicht? Mit einer Sache hatte sie aber nicht gerechnet: Das ein Kuss ihr Lust auf mehr machen würde. Und zwar auf viel mehr! Das Dumme war nur, dass sie überhaupt keine Ahnung hatte. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie einen Gedanken daran verschwendet, was zwei Frauen wohl miteinander taten, wenn sie ES taten. Und nun stand sie in dieser Toilettenkabine mit einer Fremden, deren Namen sie nicht einmal kannte, die aber so wahnsinnig gut roch, derne Haut den großartigsten Karamellton hatte, und der Blick aus den riesigen braunen Augen und die vollen, geschwungenen Lippen waren so sexy, dass Malia ein bisschen schwindelig wurde. Sie schlang zunächst einmal die Arme um die andere Frau, zog sie eng an sich und küsste sie noch einmal. Damit konnte man schon mal nichts verkehrt machen, richtig? Malia spürte, wie sich die Finger der Fremden ihren Weg unter ihr Shirt suchten, über ihre Wirbelsäule, ihre Rippen, hinauf zu ihren Brüsten wanderten. Und als ihre plötzlich hart aufgerichteten Brustspitzen zwischen zwei Finger der Fremden gerieten und sie sie auf diese Weise neckend ein kleines bisschen zwickte, konnte Malia nicht anders, als in den Kuss zu stöhnen. Die Fremde zog Malia ihr Shirt über den Kopf und warf es zu Boden: „Du bist wirklich heiß!“ raunte sie und zog Malia wieder eng an sich. Ihre Lippen wanderten hinunter zu Malias Brüsten, küssten, leckten und knabberten zart und schließlich ging die fremde junge Frau vor ihr auf die Knie, blickte frech zu ihr hinauf und flüsterte: „Ich finde es toll, dass dein Rock so kurz ist!“ Und dann war ihr Kopf auch schon darunter verschwunden. Malia hatte keine Ahnung, was die Fremde dort unten wohl vorhatte, bis sie es am eigenen Leib fühlte. Und es war der Wahnsinn! Eine ganze Weile ließ Malia der Fremden ihr Tempo, bis sie es irgendwann nicht mehr aushielt, ihr ein Bein über die Schulter legte und den dunklen Lockenkopf noch näher an sich heran- und die Zunge noch weiter in sich hineinzog. Als Malia kam, konnte sie nicht an sich halten und schrie. Außerdem glommen ihre Augen. Die Fremde stand mittlerweile wieder vor ihr und legte überrascht den Kopf schief. Malia überlegte angestrengt, wie sie die Sache mit ihren Augen wohl erklären könnte, doch ihr fiel einfach nichts vernünftiges ein und heimlich hoffte sie, dass die Andere es vielleicht gar nicht gesehen hatte. Plötzlich grinste die junge Frau, wischte sich kurz mit dem Saum ihres T-Shirts über den Mund und zog Malias Gesicht zu einem Kuss zu sich heran. Malia konnte sich darin selbst schmecken, was eigenartig war, aber irgendwie auch nett. Als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten, stellte die Fremde fest: „Du bist also ein Werwolf?“ Malia riss erstaunt ihre Augen auf: „Was weißt du über Werwölfe?“ fragte sie misstrauisch: „Mein Mitbewohner ist einer!“ erklärte sie ganz selbstverständlich und dann wechselte sie das Thema: „Lust, das wir uns ein bisschen kennenlernen, nachdem der erste Hunger nun gestillt ist, oder möchtest du es lieber bei dem belassen, was gerade passiert ist?“ „Ich bin Malia!“ erklärte die Angesprochene und hielt der Fremden die Hand hin: „Freut mich Malia! Ich heiße Kendra! Gehen wir vor die Tür? Da ist es ruhiger und wir können reden.“ erwiderte sie. Kapitel 4: Böses Erwachen ------------------------- Malia hatte sich bei Kendra untergehakt und die beiden spazierten nebeneinander durch die nächtlichen Straßen: „Du bist nicht von hier!“ stellte Kendra fest: „Sieht man dir das an?“ Wollte die Angesprochene wissen. Kendra grinste: „Das nicht, aber du wärst mir sicher bei irgendeiner Gelegenheit aufgefallen!“ „Vielleicht auch nicht!“ gab Malia zurück: „Ich verkehre normalerweise gar nicht in diesen Kreisen. Aber du hast trotzdem recht: Ich komme aus Los Angeles.“ Kendra blickte sie prüfend an: „Aber das eben war nicht dein erstes Mal mit einer Frau, oder etwa doch?“ Malia blickte angestrengt auf ihre Füße und zuckte mit den Schultern. Kendra gab ein kleines Lachen von sich: „Oh Mann! Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich mehr ins Zeug gelegt! Und dann wär`s mit Sicherheit auch keine schnelle Nummer auf dem Klo geworden. Tut mir echt leid!“ Malia betrachtete die junge Frau neben sich amüsiert. Auf dem schönen Gesicht lag echtes Bedauern: „Mach dir darüber keine Gedanken. Es war toll! Und für alles andere haben wir immer noch Zeit.“ Malia stockte, plötzlich unsicher geworden: „Vorausgesetzt, du willst das?“ Kendra schmunzelte. Dann nickte sie. Sie war wirklich umwerfend stellte Malia fest; nicht sehr groß, aber auf keinen Fall zu übersehen. Nach allem, was Malia bislang hatte sehen und fühlen können, bestand Kendra quasi ausschließlich aus Sehnen und Muskeln und ihre Haltung drückte Stolz und Kampfgeist aus. Malia war immer schon schnell darin gewesen zu entscheiden, wen sie mochte, was ihr gefiel und was sie körperlich anzog. So war es bei Stiles gewesen und auch bei allen Männern, die nach ihm kamen. Sie ließ sich einfach von ihre Geruchssinn leiten. Aber irgendwie war das hier ein kleines bisschen anders. Am liebsten hätte sie die Fremde gleich wieder in den nächsten Hauseingang gezerrt. Und dann dachte sie sich: `Warum eigentlich nicht?´ An eine Hauswand gedrängt küssten sie sich, bis sie beide völlig atemlos waren und schließlich schob Kendra die Andere lachend von sich und fragte: „Hey, du Wildfang! Ist das so ein Werwolf-Ding, dass du nicht genug kriegen kannst. Wir haben doch für all` das noch viel Zeit!“ „Ich bin kein Werwolf.“ murmelte Malia. Kendra legte überrascht den Kopf schief: „Aber deine Augen...?“ „Mein Vater ist ein Werwolf. Ich bin ein Werkoyote!“erklärte Malia: „Wo ist der Unterschied?“ wollte Kendra wissen. Malia zuckte mit den Schultern: „Ich kann im Prinzip dieselben Dinge, wie die Wölfe. Und ich kann mich in einen Koyoten verwandeln!“ Kendra riss die riesigen Augen noch ein wenig weiter auf: „Du meinst, in einen richtigen, vierbeinigen Koyoten; also in ein Tier?“ Malia nickte und Kendra entfuhr ein verblüfftes „Oh Mann! Jetzt bin ich aber beeindruckt!“ „Ich nehme an, dein Freund, der Werwolf beherrscht die vollständige Verwandlung nicht?“ wollte Malia wissen. Kendra schüttelte den Kopf: „Das nicht, aber er ist wirklich stark. Und er ist ein höllisch guter Sparringpartner, auf den ich zum Glück nicht dauernd Rücksicht nehmen muss.“ Und mit einem Kichern fügte sie hinzu: „Leider tut er das auch nicht, aber ich verfüge nun mal nicht über gesteigerte Selbstheilungskräfte.“ „Sparringpartner?“ fragte Malia überrascht: „Bist du Boxerin?“ „Kampfsportlerin!“ gab Kendra zurück: „Davon lebe ich! Ich gebe Kurse für LGBTI-Personen drüben im Zentrum!“ Malia hatte viele Jahre Schulunterricht versäumt, während sie als Koyotin im Wald gelebt hatte und so gab es für sie immer wieder peinliche Wissenslücken. Sie hatte zum Beispiel keine Ahnung, was LGBTI-Personen waren; wahrscheinlich wieder mal etwas, dass für jeden Anderen eine Selbstverständlichkeit darstellte, nur für sie eben nicht. Sie rang einen Moment mit sich, ob sie fragen sollte und schließlich nahm sie ihren Mut zusammen. Kendra lachte: „Oh Mann, du bist wirklich neu in dieser ganzen Sache, wie?“ Malia errötete und Kendra fuhr fort: „LGBTIs sind Leute wie ich: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Intersexuelle.“ Malia war ein kleines bisschen erleichtert, dass ihre Unwissenheit diesmal wenigstens nichts mit Schulabsentismus zu tun hatte: „Und warum brauchen LGBTI-Personen unbedingt eine Kampfausbildung?“ fragte sie naiv. Kendra lächelte traurig: „Weil der Castro-Distrikt eben nicht so ist, wie der Rest der Welt!“ Plötzlich übertrug sich ein Gefühl von dem Mädchen auf die Werkoyotin und Malia wusste, wie man eben manchmal Dinge wusste, ohne dass sie ausgesprochen werden mussten, dass es etwas Dunkles in Kendras Vergangenheit gab; eine Situation, in der sie ein Opfer gewesen war. Kurz dachte Malia darüber nach, danach zu fragen, doch dann entschied sie, dass es dafür noch zu früh sei. Die beiden jungen Frauen hockte sich auf eine kleine Treppe in einem Hauseingang und erzählten sich noch eine Weile gegenseitig aus ihrem Leben. Kendra sprach über ihre Arbeit als Trainerin und die vielen unterschiedlichen und interessanten Menschen, die sie dabei kennenlernte und Malia erzählte von ihrer Arbeit mit den Straßenkindern, von ihren beiden Reisebegleitern und in welcher Beziehung sie zu ihnen stand. Beide hielten sie sich thematisch an die ungeschriebene Grundregel, für`s Erste nichts allzu Tiefschürfendes über sich selbst preiszugeben und doch der anderen das Gefühl zu geben, dass man sich öffnete. Mit einem Mal horchte Malia auf. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und wenn sie jetzt darüber nachdachte, hatte sie schon die ganze Zeit das dumpfe Gefühl gehabt, als stimme irgendetwas nicht. Sie war nur so gefangen gewesen von ihrer neuen Bekanntschaft, dass sie es ignoriert hatte: „Was ist?“ wollte Kendra wissen, der Malias plötzliche Nervosität aufgefallen war: „Jemand beobachtet uns!“ flüsterte sie. Nun wurde auch Kendra aufmerksam. Die beiden Mädchen erhoben sich und begannen, sich umzusehen. Plötzlich trat eine dunkle Gestalt aus dem Schatten hervor und Kendra schnappte sich ihren Verfolger blitzschnell. Malia dachte kurz darüber nach, in den Kampf einzugreifen, doch dann erkannte sie, dass die Andere alles wunderbar im Griff hatte und genoss die Show. Kendra wirbelte den Mann eine Weile herum und teilte ein paar harte Schläge aus, ehe sie ihn bäuchlings im Würgegriff am Boden festgenagelt hatte: „Ruf´ die Cops!“ rief sie Malia zu. Die Angesprochene legte den Kopf schief und grinste: „Nicht nötig Kendra; ich kenne den Kerl!“ „Ist er dein persönlicher Stalker, oder so etwas? Soll ich ihm vielleicht ein paar Knochen brechen?“ wollte Kendra wissen: „Er ist mein Vater! Aber brich ihm ruhig etwas, wenn es dir Freude macht.“ erwiderte Malia schmunzelnd. „Sehr nett, mein Kind!“ knurrte Peter und verrenkte sich den Kopf, um seine Tochter ansehen zu können: „Das hat man nun davon, wenn man sich väterlich-fürsorglich zeigen will!“ Kendra hatte Peter mittlerweile losgelassen und fragte Malia: „Das ist dein Dad? Der Werwolf?“ Malia nickte: „So ist es! Und er ist mir mit Sicherheit nicht aus väterlicher Sorge hinterher gereist, sondern weil er hinter Stiles her ist. Wenn er nämlich jemanden stalkt, dann wohl eher ihn!“ „Moment mal!“ unterbrach sie Kendra: „Du meinst Stiles, deinen Ex? Was will er von ihm?“ Peter holte tief Luft, um etwas zu sagen, doch Malia kam ihm zuvor: „Das weiß keiner so genau. Aber vermutlich will er ihn einfach nur ganz simpel flachlegen!“ Kendra verzog ein wenig verdutzt das Gesicht: „Dein Vater und du mögt denselben Kerl? Na, das sind ja mal interessante Familienverhältnisse!“ „Du weißt nicht mal die Hälfte!“ schnappte Malia: „Der Typ, mit dem Stiles zusammen ist, ist mein Cousin, also sein Neffe!“ Kendra riss überrascht die Augen auf. Dann lachte sie: „Na DEN Wunderknaben würde ich gern mal kennenlernen, der es schafft, einer ganzen Familie den Kopf zu verdrehen.“ „Also MEIN Kopf ist diesbezüglich wieder klar!“ erklärte Malia entschieden. Das, was sie sonst noch hätte sagen wollen, hielt sie besser zurück, denn sie hatte mittlerweile auf schmerzhafte Weise gelernt, dass es nicht immer die beste Idee war, jeden Gedanken laut auszusprechen, der einem durch den Kopf trampelte. In diesem Fall war es ein `Ich habe ja jetzt dich!´, an Kendra gerichtet, doch sie ahnte, dass es dafür noch viel, viieeel zu früh war. Wenn es denn überhaupt etwas Ernstes zwischen ihnen geben würde? Peter hatte sich inzwischen aufgerappelt, sich den Schmutz von seinen Kleidern geklopft und fragte nun mit einem Fingerzeig auf Kendra: „Darf ich nun mal erfahren, warum meine einzige Tochter mit einer Jägerin rummacht!“ „Sie ist keine Jägerin, Dad!“ behauptete Malia. Doch dann stutzte sie: „Du bist doch keine, oder?“ Kendra blickte die beiden ratlos an: „Ich lebe in der Großstadt. Ich bin Buddhistin. Und ich bin Veganerin! Also nein; ich bin keine Jägerin!“ „Das hat er nicht gemeint!“ erwiderte Malia: „Er denkt, du wärst eine Werwolfjägerin!“ „Mein Gott!“ rief Kendra aus: „Es gibt Leute, die Jagd auf euch machen?“ Peter und Malia zuckten simultan mit den Schultern, so als seien Leute, die Jagd auf intelligente und empfindsame Wesen machten die normalste Sache der Welt; etwas, mit dem man sich eben abfinden musste. Dann grummelte Peter: „Soll das etwa heißen, ein ganz gewöhnliches menschliches Mädchen hat mich auf die Bretter geschickt?“ Er trat nah an Kendra heran und schnupperte: „Lass´ die Schnüffelei, Dad! Das ist gruselig!“ forderte Malia: „Sie ist ein Mensch! Davon habe ich mich schon eingehend überzeugt!“ „Verstehe!“ erwiderte Peter vielsagend: „Sie ist süß!“ „Und das ist AUCH gruselig!“ fuhr Malia ihn an: „Ist es dir wohl möglich, dich einmal NICHT wie ein Freak aufzuführen, Dad?“ „Entschuldige Mal!“ empörte sich Peter: „Ich bin immer noch dein Vater!“ Malia verdreht die Augen. An Kendra gewandt meinte sie: „Wollen wir zurück zu der Party? Ich würde gern einmal schauen, wie es den Jungs so geht!“ Kendra nickte. Und natürlich schloss Peter sich den beiden Frauen ungefragt an. Als Stiles Peter in dem Club erblickte, gab er sich keinerlei Mühe, seine schlechte Laune zu verbergen: „Wieso hast du ihn mitgebracht, Malia?“ Wollte er wissen. Malia zuckte mit den Schultern: „Er hätte dich doch sowieso irgendwie erschnüffelt. Er ist ja wie besessen von dir!“ „Mir wird hier Unrecht getan!“ empörte sich Peter: „ San Francisco ist eine große Stadt und du bist ein Kleinstadtjunge. Derek ist nicht hier, also bin ich gekommen, um dich zu beschützen!“ „Pah!“ machte Stiles: „Die Frage ist bloß: Wer beschützt mich vor Dir!“ „Das mache ICH!“ verkündete Malia, trat nah an ihren Vater heran und ließ das Licht in ihren Augen kurz aufblitzen: „Beruhigt euch Kinderchen!“ bat Peter schmunzelnd. Und an Stiles gewandt fügte er hinzu: „Die Musik ist großartig! Tanzt du mit mir?“ Stiles schenkte ihm einen mehr als skeptischen Blick, doch Peter fügte schnurrend hinzu: „Ach komm` schon Stiles. Ein Tanz wird dich schon nicht umbringen.“ „Kommt auf den Tanzpartner an!“ schnappte Stiles. Peter lächelte und sah aus, als könne er kein Wässerchen trüben und schließlich sagte Stiles: „Wenn ich mit dir tanze, wirst du dich dann benehmen? Du weißt, was ich meine!“ „Versprochen!“ gab Peter zurück. Und obwohl Stiles fürchtete, dass dies ein Fehler sein könnte, folgte er Peter zur Tanzfläche, wo dieser sich hinter ihn begab, eine Hand auf dessen Bauch und die andere auf seinen Nacken legte; beides sehr empfindliche Regionen des menschlichen Körpers, wenn sie Werwolfsklauen ausgesetzt waren, dachte Stiles fröstelnd. Sie begannen, sich miteinander zur Musik zu bewegen und tatsächlich hielt Peter Wort und versuchte nichts Ungezogenes. Abgesehen von Peters Händen, die immer noch am gleichen Ort, wie zuvor ruhten, gab es keine Berührung zwischen ihnen. Heimlich war Stiles sehr dankbar dafür, denn er ahnte, was er fühlen würde, falls Peter sich ein wenig näher an ihn heran schöbe. Und darauf war Stiles nun wirklich nicht scharf! Als der Song vorüber war, löste Peter seine Hände ganz freiwillig, drehte Stiles zu sich um, flüsterte ein sanftes: „Danke für den Tanz!“ in dessen Ohr und küsste ihn sacht auf die Wange, ehe er sich zurückzog. Stiles schüttelte den Kopf. Manchmal konnte er über diesen eigenartigen Kerl einfach nur staunen! Stiles kehrte zurück zu Danny und Malia zurück und bei ihnen stand immer noch dieses fremde Mädchen, dass sich ihm als `Kendra´ vorstellte und ihn, als er seinen Namen sagte, aus irgendeinem Grund ziemlich dreist von oben bis unten musterte. Er hörte noch, wie sie Malia zuraunte: „Sorry, aber ich kann nicht sehen, was an ihm so besonders sein soll!“ Ehe Stiles zu einer empörten Erwiderung ansetzen konnte, hatte Malia sich diese Kendra bereits geschnappt und zog sie zur Tanzfläche. Stiles wandte sich Danny zu, der schwermütig vor sich hinstarrte: „Hey Kumpel! Was ist mit dir? Du hockst da, wie ein Mauerblümchen, dabei solltest du dich fühlen, wie ein Kind im Süßwarenladen! Ein schwuler Single-Mann umgeben von unzähligen heißen Kerlen.“ „Ich schätze, ich habe einen Zuckerschock!“ murmelte Danny: „Tut mir leid, aber vielleicht war dieser Trip doch keine so gute Idee. Ich schätze, ich habe meinen Sexappeal verloren. Ich komme mir vor, wie unsichtbar. Und noch schlimmer ist, dass mir das Ganze hier so hohl vorkommt: alles nur schöne Fassade!“ Stiles schüttelte den Kopf: „Ach komm´ schon Danny-Boy. Wir sind nur einmal jung. Und ich will jetzt mit einem schönen Kerl tanzen!“ Mit diesen Worten nahm er den Freund bei den Händen, zog ihn hinüber zur Tanzfläche: „Komm schon, Stud! Zeigen wir den Leuten hier mal, wie es geht!“ murmelte er verführerisch und schmiegte sich eng an ihn. Gegen seinen Willen musste Danny lachen: „Du bist so ein Spinner, Stiles!“ rief er aus. Er ließ sich in die Umarmung fallen und gab sich der Musik hin. Nachdem sie alle eine Weile getanzt hatten, trafen sich Danny und Stiles wieder mit den Mädchen am Tanzflächenrand: „Du bist von hier aus San Francisco?“ Wollte Stiles von Kendra wissen. Als sie nickte fragte er weiter: „Sind alle Partys hier so riesig und so...“ „...kühl?“ warf Kendra hilfreich ein: „Nein, es gibt sehr viel nettere Lokalitäten. Ich bin auch nur hier, weil die Djane eine Freundin ist!“ Djane?? Stiles schüttelte verwundert den Kopf: „Ich frage auch nur, weil mein Freund Danny hier, gern jemanden kennenlernen würde, aber dies scheint nicht ganz der richtige Ort dafür zu sein.“ Stiles ließ sich nicht davon irritieren, dass Danny ihm ärgerlich einen Ellenbogen in die Rippen stieß: „Ich gehe am Liebsten hier hin.“ erwiderte Kendra und zog eine Karte mit dem Namen und der Adresse eines Clubs aus der Hosentasche: „Der Laden ist viel kleiner als diesers hier und das Publikum viel warmherziger und ein bisschen alternativ. Ich bin morgen Abend dort. Kommt doch einfach auch dazu?“ Stiles nickte, bedankte sich und steckte die Karte ein. Einen Moment später tippte Malia Stiles auf die Schulter, deute mit dem Kinn in eine bestimmte Richtung und raunte Stiles zu: „Sieh dir meinen Vater an! Kannst du das fassen?“ Peter hatte sich sein T-Shirt ausgezogen und präsentierte schamlos seine breite, gut definierte Brust, während er von drei jüngeren Kerlen umtanzt wurde: „Ich glaube, für mich wird es jetzt Zeit zu gehen!“ Bestimmte Stiles mit einem genervten Kopfschütteln: „Sonst errege ich hier noch Aufsehen, indem ich mein Abendessen wieder hervorhole!“ „Ich komme mit!“ verkündete Danny und so verabschiedeten sich die beiden von den Mädchen und kehrten in ihr Hotel zurück. Allein in seinem Zimmer fühlte Stiles sich plötzlich sehr unzufrieden. Der Abend hatte einen schalen Geschmack hinterlassen und außerdem war er zu aufgekratzt um zu schlafen. Er drehte ein Weile unschlüssig sein Handy in seinen Hände, bis er schließlich eine Nummer wählte: „Hey!“ murmelte Stiles ins Telefon: „Selber hey! Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“ erwiderte Derek verschlafen: „Halbdrei!“ antwortete Stiles, als sei ein Anruf zu nachtschlafender Zeit die selbstverständlichste Sache der Welt: „Was willst du Stiles? Ich muss morgen wieder früh raus!“ „Sorry!“ nuschelte der junge Mann: „Bist du betrunken?“ wollte Derek wissen: „Ein bisschen vielleicht!“ gab er zu: Derek schüttelte den Kopf, was Stiles natürlich nicht sehen konnte, doch seine Erwiderung fiel sanft aus: „Leg´ dich schlafen, Süßer!“ „Ich kann nicht!“ behauptete Stiles: „Ich bin einsam!“ Und nach einer kurzen, schweigsamen Pause fügte er hinzu: „Und ich bin geil!“ Derek seufzte: „Es gibt nicht viel, was ich von hier aus dagegen tun könnte, richtig!“ „Schick´ mir ein Foto von dir, ja?“ verlangte Stiles: „WAS IST LOS?“ knurrte Derek: „Du hast doch Fotos von mir!“ „Ich meine nicht solche Fotos. Ich meine etwas, das mich inspiriert!“ Ein kleines Kichern vom anderen Ende der Leitung: „Ich lege jetzt auf!“ kündigte Derek an: „Warte!“ rief Stiles: „Liebst du mich?“ „Ja! Schlaf´ gut, Stiles!“ Derek betete um Geduld „Ich liebe dich auch! Bis bald!“ Derek hörte das Klicken in der Leitung. Er starrte ungläubig sein Handy an: „Kleiner Freak!“ murmelte er vor sich hin. Zehn Minuten später informierte ein Summen Stiles, dass er eine Nachricht erhalten hatte. Er öffnete die Bilddatei mit einem zufriedenen Grinsen. Das würde seinen Zweck erfüllen! Stiles nutzte seine Inspiration und mit ein wenig handwerklichem Geschick war er bald soweit, dass er zufrieden einschlafen konnte. Als Stiles an folgenden Morgen erwachte, versuchte er zunächst, sich mit geschlossenen Liedern zu orientieren: die Geräusche und Gerüche um ihn herum waren ihm unvertraut. Langsam fiel ihm wieder ein, wo er war. Dann plötzlich spürte er etwas, das eigentlich völlig unmöglich war: jemand hatte einen Arm um ihn gelegt! Stiles riss die Augen auf und erschrak beinahe zu Tode! Er sprang aus dem Bett, griff nach der Decke und wickelte sie sich um den Körper, weil er, abgesehen von einer Boxershorts nichts anhatte. Peter, der in Jeans aber ohne sein T-Shirt offenbar neben Stiles die Nacht verbracht hatte, war nun ebenfalls aufgewacht: „Verdammte Scheiße! Was tust du hier? Was hast du mit mir gemacht?“ fluchte Stiles Er hatte sich eng in eine Ecke des Hotelzimmers gedrängt und sich vom Hals bis zu den Zehen in die Bettdecke eingewickelt. Zum ersten Mal seit vielen Jahren war er nicht genervt von Peter, oder wütend auf ihn, sondern er hatte wirklich ANGST! Peter, der seine Furcht sowohl sehen und als auch riechen konnte, war nun ebenfalls vom Bett aufgestanden, hielt defensiv die Hände vor den eigenen Körper, trat sehr langsam auf ihn zu und stotterte: „Ich...ich habe dir nichts getan; bloß geschlafen! Ich schwöre es!“ „KOMM` KEINEN SCHRITT NÄHER!“ brüllte er. Peter hielt in der Bewegung inne und Stiles fuhr fort: „Bist du eigentlich komplett bescheuert? Wieso legst du dich zu mir ins Bett? Was ist das hier? Deine Version von `Goldlöckchen und die drei Bären´? Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“ Stiles Stimme überschlug sich beinahe: „Ich habe mir die Schlüsselkarte der Putzfrau ausgeliehen!“ erklärte Peter, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt: „Es ist Springbreak! Sämtliche Hotelzimmer in der Stadt sind ausgebucht. Ich habe bloß einen Platz zum Schlafen gesucht!“ „Das ist wirklich das dämlichste, was ich je gehört habe!“ schrie Stiles, der versuchte, seine Angst mit Ärger zurückzudrängen: „Malia wohnt nebenan. Wenn ich sie rufe ist sie in Null-Komma-Nichts hier und zerreißt dich in der Luft, Peter!“ Der Werwolf schüttelte den Kopf: „Malia ist noch nicht wieder da!“ erklärte Peter und sah, dass sich Stiles Augen ängstlich weiteten also fügte er schnell hinzu: „Nein! So meinte ich das gar nicht! Ich meine bloß, du brauchst sie nicht. Ich werde dir nichts tun! Ehrlich! Ich war nur zum Schlafen hier!“ Stiles entspannte sich wieder ein wenig. Dann runzelte er die Stirn: „Soll das heißen, nebenan ist ein leerstehendes Bett, du wusstest das und hast dich trotzdem zu mir gelegt?“ Peter zuckte mit den Schultern: „Ich hatte Angst, dass sie mit diesem Mädchen wiederkommt und ich in einen intimen Moment störe!“ „Huh??“ machte Stiles dümmlich: „Was für ein Mädchen?“ Peter war verdutzt: „Na, die kleine Amazone, mit der meine Tochter neuerdings rummacht! Weißt du etwa nichts darüber?“ „Sprichst du von dieser Kendra? Sie und Malia haben nicht...ich meine sie sind nicht...“ Stiles stutzte: „Oder etwa doch?“ Peter wirkte erstaunt: „Wie kannst du das nicht gemerkt haben. Die beiden kommen doch neben der ganzen Knutscherei kaum noch zum Luft holen!“ So verblüfft Stiles über diese Eröffnung auch war, so war sie doch momentan ein Nebenschauplatz für ihn. Zeit zum eigentlichen Thema zurückzukehren: „Das ist alles noch kein Grund, dass du einfach nachts in mein Zimmer spaziert kommst und dich neben mich legst. Du hättest im Auto schlafen können! Du hättest nach Beacon Hills zurückkehren können. Du hättest verdammt nochmal gar nicht erst herkommen sollen, um mir nachzustellen!“ Sagte er ernst: „Damit hast du wirklich eine Grenze überschritten. Ich habe es dich in den letzten Monaten einfach zu weit treiben lassen. Ich will, dass du dich in Zukunft von mir fern hältst! Hast du das verstanden Peter?“ Peter nickte und wandte sich zum Gehen, doch bevor er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um und sagte: „Ich habe in meinem Leben vielleicht schon viel Furchtbares getan, aber ich habe nie...ich meine ich würde niemals...!“ „NA GROßARTIG!“ rief Stiles aus: „Du bist verlogen, illoyal, brutal und was noch? Ach ja: ein Massenmörder! Aber bei Vergewaltigung hört es bei dir auf, richtig? Da ziehst du also die Grenze, ja?Das ist ja sehr beruhigend, wirklich! Und wer soll dir das glauben? Verschwinde aus meinem Zimmer! Sofort!“ Peter verschwand ohne ein weiteres Wort. Erst als er fort war, gelang es Stiles endlich wieder, tief durchzuatmen. Zum Frühstück war Malia wieder ins Hotel zurückgekehrt. Sie entdeckte Danny und Stiles im Speisesaal und setzte sich zu ihnen an den Tisch: „War wohl eine wilde Nacht, wie?“ Fragte Stiles zwinkernd: „Wollte Kendra nicht mit uns frühstücken?“ Malias Gesicht verfärbte sich dunkelrot: „Öhh...wie bitte?“ stotterte sie. Oha! Peter hatte also recht gehabt. Da lief etwas! Stiles beschloss großzügig, nicht weiter nachzuhaken und darauf zu warten, dass Malia von aus zu erzählen begann, sobald sie so weit wäre: „Kaffee?“ fragte er stattdessen und hielt ihr die Kanne hin. Malia nickte dankbar und klammerte sich dann an ihre Kaffeetasse, als hinge ihr Leben davon ab. Irgendwann zwischen zwei Bissen von ihrem Toast wollte Malia wissen: „Ich habe zwei Fragen Stiles; Erstens: warum riechst du nach meinem Vater, und Zweitens: Warum drückt er sich da hinten in der Ecke herum und kommt nicht herüber zu uns?“ Stiles schaute in die Richtung, in welche Malia deutete. Er hatte ihn zwar vorher nicht entdeckt, doch tatsächlich: Da stand Peter, an eine Wand gedrängt und blickte zu ihnen hinüber. Stiles verdrehte die Augen. „Also?“ Malia ließ nicht locker: „Läuft da etwa etwas zwischen dir und meinem Dad?“ „NEIN!“ antwortete Stiles unwirsch. Sowohl Danny als auch Malia schauten ihn eindringlich an. Stiles verzog ärgerlich das Gesicht und Wiederholte: „Nein, verdammt! Da läuft nichts! Seid ihr zwei denn komplett irre? Wenn ihr es genau wissen wollt: Peter hat sich in der Nacht ohne meine Erlaubnis in mein Zimmer geschlichen und in meinem Bett geschlafen! Das ist alles!“ „Du liebe Güte!“ murmelte Danny: „Aber er hat nicht...?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Natürlich nicht! Würde ich ansonsten ganz harmlos hier sitzen und meinen Orangensaft schlürfen? Dann wäre ich jetzt bei den Cops. Oder ich hätte eine Schaufel in der Hand und würde seinen haarigen Werwolfarsch irgendwo in der Wüste verscharren!“ Er hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: „Aber auch wenn nichts passiert ist, will ich trotzdem nicht, dass einer von euch Derek gegenüber ein Wort darüber verliert, denn ich habe wirklich keine Lust auf unsere eigene, kleine Werwolfversion von `Kain gegen Abel´!“ Die drei aßen eine Weile schweigend weiter und ignorierten Peter, bis Stiles es irgendwann doch nicht mehr aushielt, erneut seinen Kopf hob und zu Peter hinüberblickte, welcher immer noch unverändert am selben Fleck stand. Einen kurzen Moment wünschte er sich die guten alten Zeiten zurück, in denen Peter einfach nur der Feind gewesen war. Das war viel einfacher zu handhaben gewesen, als diese verfluchten Graustufen, mit denen er heute umgehen musste. Peter sah elend aus und irgendwann schmolz ärgerlicher Weise doch etwas in Stiles Brust. Mit einer Kopfbewegung ließ er Peter wissen, dass er zu ihnen an den Tisch kommen dürfe. Als Malias Vater sich gesetzt hatte, schob Stiles eine Tasse Kaffee vor ihn hin: „Ich habe vorhin an der Rezeption ein Zimmer für dich reserviert, da heute ein Gast abreisen wird. Und ich will, das du eines weißt: Ich habe meinen Elektroschocker dabei und werde ihn heute Nacht mit ins Bett nehmen. Probier´ so etwas wie letzte Nacht noch einmal, dann frittiere ich dir die Eier!“ Kapitel 5: Überraschung! ------------------------ Nach dem Frühstück klingelte Stiles Handy. War es albern, nach mehr als zwei Jahren Beziehung noch Herzklopfen zu haben, wenn der Liebste anrief? Vermutlich! Aber was sollte er machen. So war es nun einmal! Aber es gab ja ganz ehrlich keinen Grund, dass Derek gleich mitkriegen musste, wie blöd und überhaupt nicht cool er in Wirklichkeit war. Stiles hatte schon vor Jahren ein Training nach bester CIA-Manier begonnen. Dabei ging es zwar darum, Lügendetektoren auszutricksen, doch es war auch in Stiles Fall nützlich, weil er es in seinem Alltag schließlich dauernd mit Lügendetektoren auf zwei Beinen zu tun hatte, die mit ihren empfindlichen Wolfsohren ganz einfach mal seinen Herzschlag belauschten, wenn sie etwas über ihn herausfinden wollten. Und so hatte Stiles sich irgendwann gezwungen gesehen, in aller Heimlichkeit zu dieser Maßnahme zu greifen, um wenigstens einen kleinen Ausgleich zu seinem Makel Menschlichkeit herzustellen. Also atmete Stiles einige Male tief durch, ehe er das Gespräch annahm: „Sie wünschen?“ fragte er nasal mit britischen Akzent. Derek stutzte kurz und erwiderte dann: „Ich würde gern den scharfen Premierminister sprechen. Ist er zugegen?“ Wow! Derek war zu Scherzen aufgelegt. Er musste verdammt gute Laune haben: „Du treibst es hinter meinem Rücken mit dem britischen Staatschef, du Mistkerl?“ erwiderte Stiles wieder mit seiner eigenen Stimme: „Keine Sorge mein Engel!“ erwiderte Derek mit einem hörbaren Lächeln: „Das mit ihm und mir ist rein körperlich!“ „Na, dann will ich es mal durchgehen lassen!“ erwiderte Stiles huldvoll: „Was machen die Friedensverhandlungen?“ „Ganz ehrlich? Sie sind ein Alptraum! Wir hatten bereits einen Toten und einen abgerissenen Arm seit wir hier angekommen sind. Diese Wölfe benehmen sich wie Arschgeigen: Kommunikation findet nur brüllend statt und dauernd droht irgendwer irgendwem Gewalt an!“ „Du musst dich wie zuhause fühlen!“ spottete Stiles: „Aber könntest du dir für mich nicht lieber irgendein hübsches Märchen ausdenken, wenn ich schon nicht bei euch sein kann, um euch zu beschützen? Jetzt male ich mir die furchtbarsten Szenarien aus, wie ihr zwei zu Tode kommt!“ „Also gut mein Schatz: Das Essen ist großartig, wir hatten Schokopralinchen zur Begrüßung auf den Kissen und nach dem Mittagsschlaf treffen wir uns alle auf eine Partie Minigolf.“ erwiderte Derek trocken: „Klingt schon besser!“ meinte Stiles: „Soll ich dir etwas wirklich Lustiges erzählen?“ fragte Derek und fuhr fort, ohne die Antwort abzuwarten: „Sie haben Scott und mir ein Doppelzimmer gegeben. Sie dachten wohl, das käme uns entgegen. Und niemand hat deswegen auch nur mit der Wimper gezuckt. Was sagst du dazu?“ „Ich sage, nimm dich in acht: Scott ist ein ziemlicher Kuschler. Der krallt sich nachts an dich, wie eine Klette!“ verkündete Stiles „Ich weiß!“ gab Derek zurück: „Insbesondere post-coital!“ „DEREK!“ rief Stiles entsetzt: „Hast du heute morgen einen Clown gefrühstückt, oder was ist mit dir los. Ich glaube, du gefällst mir übellaunig doch besser!“ „Es ist einfach nur die Freude, dein liebliches Stimmchen zuhören, die meinen inneren Spaßvogel zum Spielen herauslockt, schätze ich.“ erwiderte der Werwolf: „Das hast du letzte Nacht aber noch ganz anders gesehen!“ „Stimmt nicht!“ erwiderte Derek: „Du hast mich bloß aus dem Tiefschlaf gerissen!“ und mit einem kleinen Lachen fügte er hinzu: „Und am Ende hast du doch gekriegt, was du wolltest. Übrigens: Wehe, dieses Bild kriegt irgendwann jemand außer dir zu sehen!“ „Das hättest du mir früher sagen müssen. Ich habe es mittlerweile schon als dein Profilbild auf einer Dating-Plattform hochgeladen, mit dem Begleittext `Mann mit GROßEM...Herzen sucht den Einen für´s ganze Leben!´“ „Das wäre nicht nötig gewesen, Liebling!“ antwortete Derek: „Den habe ich bereits!“ Etwas griff mit Macht in Stiles Brust: „Ich liebe dich!“ murmelte er überwältigt: „Ich dich auch, Kleiner! Ganz Ehrlich!“ Dann fiel Stiles etwas ein: „Du-huu...“ „Oh, oh! Wenn du so anfängst, willst du mir etwas sagen, das mir nicht gefallen wird!“ Stellte Derek fest: „Peter ist hier!“ erwiderte Stiles kurz und knapp: „WAAS? Wieso habt ihr ihn mitgenommen?“ empörte sich Derek: „Also davon kann keine Rede sein.“ gab Stiles trocken zurück: „Er hat sich einfach ins Auto gesetzt und ist uns gefolgt. Wie er uns allerdings in dieser großen Stadt gefunden hat, ist mir ein Rätsel.“ „Was will er?“ wollte Derek wissen: „Rate!“ Stiles klang frustriert: „Ich setze mich sofort ins Auto und komme zu dir. Den Mistkerl schneide ich bei lebendigem Leib in Streifen!“ grollte Derek Stiles seufzte: „Einen Teufel wirst du tun. Du bleibst schön dort wo du bist und passt auf Scott auf! Den will ich nämlich genauso wieder haben, wie du in bekommen hast: lebendig und mit der vollen Anzahl Gliedmaßen, kapiert? Malia und Danny passen auf mich auf! Und ICH passe auf mich auf! Es wird nichts passieren!“ Stiles blieb dabei, dass Derek von Peters nächtlichem Besuch in seinem Zimmer nichts zu wissen bräuchte, denn ansonsten würde ihn wohl wirklich nichts hindern, sich sogleich auf den Weg zu machen: „Wie war denn eigentlich deine erste Nacht in San Francisco? Hast du schöne Männer getroffen? Konkurrenz für mich?“ erkundigte sich Derek und meinte es lediglich halb scherzhaft: „Sie waren wunderschön! Und todlangweilig! Und: Niemand ist Konkurrenz für dich; weißt du dass denn immer noch nicht, du selten dummer Kerl?“ Schmunzelnd fügte er hinzu: „Wie ist denn die Aussicht da, wo DU gerade bist? Etwas Sehenswertes dabei?“ Derek gab ein kleines Lachen von sich: „Der in Leder gehüllte Rockertyp mit Ganzkörper-Flokati und langer, fettiger Mähne ist nicht so ganz mein Fall! Und ich rede gerade lediglich von den Frauen!“ Stiles lachte auch: „Ach komm schon!“ bohrte er weiter: „Die können doch nicht alle so sein? Sind keine süßen Twinks dabei, die einem großen, gutaussehenden Kerl wie dir schöne Augen machen? Kein kleines Wölfchen mit traurigem Blick, das wissen will, wie es geht?“ Upps! Das war ja mal ein Volltreffer! Es gab da nämlich wirklich jemanden; auf den diese Beschreibung ziemlich gut zutraf und der seit dessen Ankunft die Augen nicht mehr von Derek nehmen wollte. Sein Name war Damian, er war neunzehn, hatte weißblonden Locken und wasserblauen Augen und die große Anzahl der Narben auf dessen Gesicht und Körper verrieten Derek, dass dieser Bursche schon eine Menge hatte einstecken müssen, denn so schnell trug ein Werwolf keine dauerhaften Kampfspuren davon. Doch dann kam Derek ein irgendwie beruhigender Gedanke: wahrscheinlich wollte der Kleine ihn lediglich töten, um seine Reputation im Rudel zu verbessern und sonst nichts. Er atmete erleichtert auf! (Und möglicherweise stimmte vielleicht mit Dereks Prioritäten etwas nicht.) Aber es war doch unmöglich, dass Stiles von diesem Knaben wusste. Außer Scott hatte vielleicht geplaudert: „Bist du noch da?“ Wollte Stiles mit einem Mal wissen und da wurde Derek klar, dass er verdächtiger Weise schon eine Weile nichts mehr gesagt hatte: „Wie? Ja, Klar!“ sagte er schnell und behauptete dann: „Gegen solche Burschen bin ich immun!“ Einen Atemzug später und ehe Stiles diese Aussage weiter hinterfragen konnte, fügte Derek hinzu: „Ich fürchte, ich muss bald mal wieder ans Werk. Auf der Agenda für heute stehen Verhandlungen über Reparationzahlungen wegen Mord und Vandalismus und ich ahne schon, dass das blutig enden wird!“ „In Ordnung!“ murmelte Stiles: „Passt gut auf euch auf! Lass´ uns heute Abend wieder telefonieren und gib Scott einen Kuss von mir.“ Derek hustete: „Ich bestelle ihm Grüße, in Ordnung?“ Sie legten auf und in Stiles machte sich eine üble Mischung aus Furcht und Sehnsucht breit. „Stiles richtet Grüße aus!“ verkündete Derek und fragte beiläufig: „Du hast ihm nichts von hier erzählt, oder?“ Scott blickte den Älteren überrascht an: „Ich habe nicht mit ihm gesprochen, seit wir hier sind. Wieso?“ „Ach, nur so!“ antwortete Derek harmlos und fügte rasch hinzu: „Komm schon! Wir müssen los!“ Die Gespräche des heutigen Tages verliefen so, wie man es erwarten konnte: laut, ergebnislos und gewalttätig, doch immerhin verlor niemand sein Leben und Scott, mit seiner Seelenruhe schien tatsächlich den einen oder anderen zu beeindrucken. So schien es Derek zumindest. Die San Francisco-Reisenden machten gemeinsam mit Kendra, die sich als Reiseführerin angeboten hatte, aber wohlgemerkt ohne Peter, eine Shoppingtour und Malia brachte sich beinahe um, bei dem Versuch, sich nicht anmerken zu lassen, was zwischen ihr und dem anderen Mädchen vorging, bis Stiles sie endlich erlöste und meinte: „Peter hat geplaudert. Ich weiß längst, was los ist. Und ich finde es super! Also genieße es doch einfach, Süße!“ Malia schenkte ihm einen Blick, der schwer zu deuten war: „Das war alles so nicht geplant!“ rief sie aus und sah ein ganz kleines bisschen verzweifelt aus: „Diese Dinge lassen sich ja auch nicht planen!“ gab Stiles schlicht zurück: „Aber gefällt es dir denn?“ Malia nickte: „Sehr!“ „Und küsst sie besser als ich?“ neckte er: „Musst du das fragen? Hast du diese Lippen gesehen?“ fragte das Mädchen mit einem schwärmerischen Seitenblick: Stiles folgte ihrem Blick und musste neidlos zugeben, dass es großartige Lippen waren, die Kendra da ihr eigen nannte: Voll, weich und sehr sinnlich. Überhaupt war die ganze Frau ein wahrer Hingucker: „Wird das etwas Ernstes?“ wollte er von Malia wissen. Sie boxte ihm unsanft in die Seite: „Nein!“ rief sie trotzig aus. Sie schlang die Arme eng um sich selbst: „Ich meine, ich weiß nicht. Wir kennen uns doch erst seit gestern Abend. Wir haben miteinander getanzt, wir hatten Sex auf der Toilette, wir haben geredet, sie hat Peter vermöbelt und dann haben wir wieder getanzt. Das war auch schon alles! Also woher soll ich wissen, ob es etwas Ernstes wird?“ Stiles verschluckte sich. Unter Husten fragte er: „Ihr hattet bereits Sex? Wie war es? Was habt ihr gemacht? Details bitte!“ „Bist du blöd? Ich erzähle dir gar nichts!“ empörte sich Kendra. Stiles verzog enttäuscht das Gesicht. Doch er hatte sich bald wieder eingekriegt und schlug vor: „Vielleicht solltest du aufhören, darüber nachzudenken, was diese Sache bedeutet und ganz schlicht abwarten, wohin sie dich führt!“ Malia nickte. Nach dem Einkaufen kehrten die die vier in ein veganes Restaurant ein, von dem Kendra behauptete, es sei großartig, doch sie sah sich zweifelnden Gesichtern gegenüber: „Du weißt, dass solche wie ich Fleischfresser sind, oder?“ maulte Malia beim Blick in die Karte. Kendra legte ihr von der Seite die Arme um die Schultern, küsste sie auf die Wange und legte dann den Finger auf eine Position in der Karte: „Probier das mal. Das schmeckt wie Fleisch!“ behauptete sie: „Weißt du, was noch wie Fleisch schmeckt? Fleisch!“ knurrte sie: „Was zum Teufel sind Miso und Tempeh?“ Kendra lachte ein wundervolles, melodisches Lachen. `Sie musste wohl eine Sängerin sein´, dachte Malia bei sich und vergaß darüber beinahe ihren Verdruss über das eigenartige Nahrungsangebot: „Probier´ doch einfach mal etwas Neues!“ Und mit einem ziemlich unverschämten Grinsen fügte sie noch an: „Letzte Nacht hattest du auch nichts dagegen.“ Malia wurde knallrot und die beiden Jungs schauten einander zunächst ungläubig und prusteten dann los. Das empfohlene Gericht schmeckte nicht wie Fleisch, aber es war dennoch irgendwie in Ordnung, so wie auch alles andere, was die Gruppe bestellt hatte. Das Zeug war eben einfach nur ungewohnt. Die vier, machten ganz schlicht ein rudelmäßiges Vergnügen daraus, indem sie einander von den eigenartigen Gerichten probieren ließen: Ob es nun der Sesam-Chili-Wakame-Salat von Danny war, der süß-saure Tofu mit gemischten Linsen von Stiles oder die Grünkohl-Rohkost mit Orangenfilets, die sich Kendra bestellt hatte. Sie lachten viel und fühlten sich schnell erstaunlich vertraut miteinander. Die `Neue´ störte dabei überhaupt nicht. Nach dem Essen verabschiedete sich Kendra dann zunächst von ihnen. Die Reisenden kehrten ins Hotel zurück, um noch ein kleines Schläfchen zu halten, oder wie in Stiles Fall, um noch einmal mit Derek zu telefonieren. Der Werwolf war merklich erschöpft von den heutigen Verhandlungen. Von der Hochstimmung des Morgens war nichts mehr zu spüren. Stiles versuchte eine Weile, ihn aufzubauen, bis ihm klar wurde, dass es nichts gab, was er sagen konnte, um es ihm leichter zu machen. Und so sagten sie sich, dass sie einander liebten und legten schließlich auf. Nach dem Gespräch fühlte Stiles sich elend. Er vermisste Derek höllisch und die ständige Sorge um ihn, aber auch um Scott lähmte ihn beinahe. Er ging unter die Dusche, zog sich für de Abend um und klopfte dann bei Danny: „Störe ich?“ fragte er den Freund, der im Bett lag. Danny richtete sich auf und wollte wissen: „Alles in Ordnung bei dir?“ Stiles schüttelte den Kopf und murmelte: „Ich könnte eine Umarmung brauchen!“ Danny hob seine Decke als Einladung und Stiles kroch zu ihm und schmiegte sich an. Langsam, sanft und gleichmäßig begann Danny zunächst Stiles Kopf und nach einer Weile auch auch dessen Schultern und Oberarme zu streicheln. Stiles versteifte sich ein wenig, denn was sie beide da gerade taten begann sich wie ein kleines bisschen mehr als rein freundschaftlicher Trost anzufühlen an. Oder zumindest kratzte es ein klein wenig an den Grenzen und war gerade noch so eben im Rahmen dessen, was Stiles mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Andererseits war es genau das, was er in diesem Augenblick brauchte. Also hielt er still, ließ den Anderen gewähren und genoss die Berührungen, so gut er dass angesichts seiner Schuldgefühle Derek gegenüber vermochte. Und einen Moment später war er eingeschlafen. Die beiden Männer wurden vom Klopfen an der Tür geweckt. Danny bat verschlafen herein und Malia warf einen erstaunten Blick auf die seltsamen Bettgenossen: „Wollen wir nicht bald mal los?“ fragte sie, ohne das Gesehene zu kommentieren: „Sicher!“ murmelte Stiles: „Gib mir bloß noch ein bisschen Zeit, um mir das Näschen zu pudern.“ „Du schminkst dich? Also schwuler geht´ s nun wirklich nicht mehr!“ erwiderte Malia stirnrunzelnd. Stiles schüttelte den Kopf. Seine Ex-Freundin war scheinbar immer noch immun gegen Ironie. Die Zeit mit ihm hatte daran offensichtlich nichts ändern können: „Also erstens...“ entgegnete Stiles grimmig: „...war das bloß ein Scherz und zweitens war das eine sehr homophobe Äußerung. So etwas solltest du dir vor deiner neuen Freundin wohl besser verkneifen, wenn du sie nicht gleich verschrecken willst!“ „Sie ist nicht meine Freundin!“ behauptete Malia, während ein rosa Schimmer ihre Wangen überlief. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie sah plötzlich sehr schuldbewusst aus, als sie verkündete: „Übrigens: es tut mir schrecklich leid, aber Peter hat mich bequatscht, kam mir auf die väterliche Tour und ich habe ihm schließlich versprochen, dass er uns heute Abend begleiten darf. Wie sehr hasst ihr mich jetzt?“ „Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich sagen zwölf!“ grummelte Stiles: „Also wirklich!“ mischte Danny sich ein: „Du weißt doch, wie manipulativ Peter sein kann. Jetzt mach´ die Arme doch nicht so fertig, Stiles! Muss ich dich daran erinnern, dass Peter Hale dich gestern sogar dazu überredet hat, eng umschlungen mit ihm zu tanzen.“ „Das war nicht eng!“ beharrte Stiles: „Ehrlich nicht?“ fragte Danny: „Von da, wo ich gestanden habe, hat es beinahe wie ein Geschlechtsakt ausgesehen!“ „Geh´ ins Bad, mach´ dich frisch und halt die Klappe, Mahealani!“ schimpfte Stiles und knuffte den Freund leicht in die Seite. Als sie eine Stunde später an dem Club ankamen, wurden sie dort vor der Tür von Kendra begrüßt. Sie hatte die Wahrheit gesagt: Hier war es wirklich viel netter, als in de Laden, in welchem sie gestern gelandet waren. Es hatte beinahe schon Wohnzimmer-Athmosphäre und ganz offensichtlich handelte es sich hierbei um Kendras Wohnzimmer, denn sie kannte jede Person im Raum, wie es schien. Peter hatte dankenswerter Weise anscheinend heute Abend einmal beschlossen, nicht die Pest am Arsch aller Anderen zu sein und entfernte sich von der Gruppe, sobald sie die Lokalität betreten hatten. Und wie es aussah, hatte er auch schon nach wenigen Minuten Anschluss gefunden. Er hatte sich zu einem viel jüngeren Mann an die Bar gesetzt und sogleich ein angeregtes Gespräch begonnen. Stiles war dankbar für die kleinen Segnungen, tanzte mit seinen Freunden und ignorierte den Werwolf, bis Danny ihm und Malia irgendwann zuraunte: „Das ist eigenartig. Der Junge, mit dem Peter da spricht sieht haargenau aus wie du, Stiles!“ Stiles warf einen Blick hinüber zu Peters Standort. Gut, ob er jetzt selbst jetzt das Wort `haargenau´ verwendet hätte, wusste Stiles nicht, aber die Ähnlichkeit war dennoch frappierend: der Junge war so groß und von ähnlichem Körperbau wie Stiles, hatte eine Stupsnase und hellbraune Augen. Und der roten Kapuzenpullover vervollständigte das Bild! Stiles begann zu frösteln. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, diesen Burschen warnen zu müssen. Natürlich wusste er selbst, dass das albern und höchstwahrscheinlich sehr unwillkommen wäre. Der Fremde würde ihn wahrscheinlich lediglich für einen eifersüchtigen Ex-Freund, oder was auch immer halten. Kedra war inzwischen zu Malia, Danny und Stiles getreten: „Ich wollte euch noch erzählen, dass mein Mitbewohner, der Werwolf heute auch kommt. Vielleicht interessiert es euch?“ Es interessierte die Anderen offensichtlich nicht. Scheinbar waren sie mit etwas anderem beschäftigt: „Wohin gucken wir?“ wollte Kendra schließlich wissen. Malia deutete auf Peter und seinen Fang: „Wow, Stiles; ist das dein Bruder?“ erkundigte sie sich verblüfft. „Peter scheint es zumindest zu denken!“ erwiderte er bitter. In diesem Augenblick fiel Kendras Blick zur Tür und sie lenkte die Aufmerksamkeit der Anderen ebenfalls dorthin: „Seht mal, wer gekommen ist. Das ist mein Mitbewohner...“ „...Ethan!“ ergänzten Stiles und Danny ihren Satz fassungslos wie aus einem Munde. Kapitel 6: Auf Abwegen ---------------------- Danny fiel die Kinnlade herunter beim unerwarteten Anblick seines Ex-Freundes. Sein Herz raste wie ein Hochgeschwindigkeitszug und ihm war peinlich genau bewusst, dass Ethan es hören konnte. Kendra begrüßte ihren Mitbewohner mit einem flüchtigen Kuss und fragte dann verblüfft: „Ihr kennt euch schon? Ist das in eurer Community der Besonderen und Übernatürlichen etwa genauso, wie in unserer Szene: Jeder kennt jeden?“ Ethan lachte! Auch für ihn war diese Begegnung unerwartet gekommen: „Nein, das hier ist ein bisschen was anderes! Ich bin mit diesen drei Figuren zur Schule gegangen und mit ihm...“ er deutete auf Danny: „...habe ich geschlafen!“ Ethan hielt offenbar nicht viel davon, um den heißen Brei zu reden, stellte Stiles im Stillen fest. Nicht dass es ihn störte. Diese Eröffnung war ja nun wirklich keine Neuigkeit für ihn: „Hey, Kumpel! Das ist ja eine nette Überraschung!“ Begrüßte er ihn und umarmte den alten Schulfreund. Malia nickte Ethan nur flüchtig zu, denn eigentlich kannten sie beide sich ja kaum. Danny seinerseits stand einfach nur da, wie angewurzelt und kriegte den Mund nicht mehr zu, so dass schließlich Ethan die Initiative ergriff, auf ihn zutrat, ihn nah an sich zog, wobei eine seiner Hände schon beinahe auf Dannys Hinterteil lag und für die Anderen unhörbar in dessen Ohr flüsterte: „Ich hätte beinahe vergessen, wie heiß du aussiehst Mahealani!“ was augenblicklich ein angenehmes Ziehen in den unteren Regionen von Dannys Körper verursachte. Fünf war schon immer eine ganz schlechte Zahl für Zusammenkünfte gewesen; insbesondere wenn noch zwei Mal zwei sexuelle Spannung hinzukam, rechnete Stiles nach. Sie saßen verteilt auf zwei der in dem Club herumstehenden Sofas. Kendra versank beinahe im Blick von Malia und Ethan und Danny saßen eigentlich mehr auf- als nebeneinander, während sie im Gespräch versuchten, die Zeit aufzuholen, die sie ohne einander verbracht hatten. Na ja und Stiles war der gruselige Spanner in der Mitte, der dem Treiben der beiden Paare, aber auch Creepy-Peter und seinem neuen Spielkameraden genauestens zuschaute. Irgendwann erhoben sich die beiden Letztgenannten und gingen auf eine Treppe zu, die in den Keller führte: „Was ist da unten?“ wollte Stiles aufgeregt wissen und unterbrach damit die beiden Pärchen links und rechts von sich bei dem, was sie gerade taten: „Die Toiletten!“ gab Kendra zurück: „Und der Darkroom!“ ergänzte Ethan: „Stimmt, der auch!“ bestätigte Kendra: „Wieso fragst du?“ Stiles sah unbehaglich aus: „Weil entweder Peter und mein Doppelgänger zur selben Zeit zum Klo müssen, oder sie haben da unten etwas anderes vor!“ „Und?“ fragte Danny unbeteiligt: „Wenn Peter da unten den Wolf rauslässt, hast du vielleicht endlich mal ein bisschen Ruhe vor ihm!“ „Dass er den Wolf rauslässt, ist ja genau meine Befürchtung. Wenn dieser Junge als Ersatz für mich herhalten soll, dann tut Peter ihm vielleicht etwas an!“ rief Stiles alarmiert: „In Peter hat sich wegen mir eine ganze Menge Frust aufgestaut, weil er bei mir ja nun mal nicht zum Zug kommt! Vielleicht lässt er das nun an meinem Ebenbild aus. Du musst ihnen nach Malia und Peter aufhalten, falls das nötig werden sollte!“ Die Angesprochene verzog angewidert das Gesicht: „Du willst, dass ich meinem Vater in einen dunklen gruseligen Raum folge, wo er irgendeinen Burschen auf´ s Kreuz legt? Such´ den Fehler in diesem Bild, Stiles!“ rief sie empört aus: „Der Darkroom hier ist gar nicht dunkel und gruselig. Eigentlich ist es da ganz gemütlich und...“ Kendra blickte in Malias ärgerliche Miene und brach mitten im Satz ab: „Entschuldige!“ murmelte sie stattdessen: „Das war wohl gerade nicht der Punkt!“ „Ich mach`s!“ verkündete Ethan und erhob sich. Dann blickte er sich zu Danny um: „Kommst du?“ „Wie?“ fragte dieser überrumpelt. Dann verstand er und meinte grinsend: „Na ja, es ist für einen guten Zweck. Da kann ich wohl schlecht `Nein´ sagen!“ Zwanzig Minuten später kam zunächst Peter aus dem Keller zurück, zwinkerte Stiles im Vorbeigehen quer durch den Raum zu und verließ dann den Club. Wenige Augenblicke später kehrten auch Danny und Ethan eng umschlungen zu den anderen zurück: „Was ist passiert?“ fragte Stiles aufgeregt: „Geht es dem Jungen gut?“ „Er liegt noch im Aufwachraum, aber ich denke, er hat nichts gekriegt, wonach er nicht verlangt hätte, würde ich sagen.“ erwiderte Ethan anzüglich: Stiles blickte ihn verständnislos an: „Was soll das bedeuten?“ „Muss ich echt deutlicher werden?“ fragte Ethan zurück: „Dem Jungen geht es gut. Peter hat eine sehr kreative Art mit Frust umzugehen, würde ich sagen, aber da ist nichts passiert, was unser Eingreifen erforderlich gemacht hätte.“ „Oh! Gut!“ murmelte Stiles verlegen: „Danke dass ihr das gemacht habt!“ Danny hockte sich nah zu Stiles und griff nach dessen Hand: „Entspann` dich doch ein bisschen! Nicht alles, was Peter tut ist deine Verantwortung. Lass´ uns tanzen, ja?“ Stiles nickte und von da an wurde es tatsächlich noch ein sehr schöner Abend. „Darf ich reinkommen?“ fragte Peter, der mitten in der Nacht an Stiles Zimmertür geklopft und nun den Kopf durch einen Spalt gesteckt hatte, weil Stiles dummerweise nicht abgeschlossen hatte. Immerhin hatte der Werwolf sich diesmal wenigstens nicht einfach so selbst Zutritt verschafft und Stiles war bereit, dies als Fortschritt und Erziehungserfolg zu verbuchen. Und so etwas musste durch Belohnung verfestigt werden, dachte er sich, also nickte er. Als Peter dann wie selbstverständlich auf dem Bett Platz nehmen wollte, schüttelte er jedoch energisch den Kopf und deutete auf einen Stuhl. Im Licht der Nachttischlampe konnte Stiles Peters leises Lächeln sehen: „Hattest wohl einen schönen Abend, wie?“ erkundigt er sich finster: „Ich hatte schlechtere.“ gab Peter zurück: „Und? Warum bist dann jetzt hier bei mir und nicht bei deinen neuen kleinen Freund?“ erkundigte sich Stiles mit einem spöttischen Unterton: „Er ist nicht du!“ erwiderte Peter: „Er mag dir ähnlich sehen, aber sobald er den Mund aufmacht wird klar, er besitzt weder deinen Witz, noch deine Cleverness!“ „Komisch! Ich hatte mir immer eingebildet, du wärst in erster Linie scharf auf meinen heißen Körper!“ plapperte Stiles unvorsichtig drauflos, weil er nun mal so funktionierte, sobald er nervös wurde: „Also darin stand dieser Junge dir vermutlich in nichts nach.“ Peters Lächeln wurde anzüglich: „Als ich ihn unter mir hatte und er endlich zu reden aufgehört hatte, konnte ich mir schließlich für einen Moment vorstellen, du wärst es!“ Stiles verzog angewidert das Gesicht: „TEUFEL NOCHMAL, PETER! Warum sollte ich so etwas hören wollen?“ „Komm schon Stiles! Sag´ nicht, du hättest dir noch nie vorgestellt, wie es wäre?“ Fragte Peter forschend: „Ich bin zu betrunken für dieses Gespräch!“ bestimmte Stiles und drehte Peter den Rücken zu: „Wir würden dieses Gespräch gar nicht führen, wenn du nicht betrunken wärst!“ kommentierte Peter: „Damit hast du zweifelsohne recht!“ stimmte Stiles zu und fuhr dann fort: „Also gut Peter. Nehmen wir mal an, ich hätte es mir schon einmal vorgestellt, und ich sage damit nicht, dass es so ist. Nehmen wir weiterhin an, es gäbe Derek nicht, der dieser Sache im Weg stünde: Auch dann würde ich mich niemals auf dich einlassen; nicht für einen One-Night-Stand und schon gar nicht für etwas, was drüber hinausgeht. Ich könnte dir niemals genug vertrauen. Und schlimmer noch, oft genug fürchte ich dich sogar!“ „Vertrauen Stiles?“ höhnte Peter: „Wie unglaublich öde! Du sprichst von Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit! Das tötet jede Leidenschaft im Keim! Du und ich: das könnte aufregend, episch und monumental sein. Du und dein verdrehtes, geniales Hirn, ihr schafft es immer wieder auf`s Neue, mich zu überraschen und zu faszinieren! So etwas passiert mir nicht allzu oft. Und was macht es, wenn ich dir ein bisschen Angst mache? Angst kann doch ziemlich sexy sein!“ Stiles drehte sich mit einem Ruck wieder zu ihm um: „WEIßT DU, WAS SEXY IST? NEBEN DEINEM NEFFEN AUFZUWACHEN UND MICH BESCHÜTZT UND SICHER ZU FÜHLEN!“ schrie er: „MIT IHM ZU SCHLAFEN UND ZU WISSEN, DASS ER ES GUT MIT MIR MEINT!“ Leiser und mit einem kleinen Kopfschütteln fügte er hinzu: „Aber das sind Dinge, die du einfach nicht verstehen kannst. Ich weiß nicht, was du ausgerechnet von mir willst, aber es hat nichts mit mir zu tun. Du liebst mich nicht! Du weißt gar nicht, was das ist! Das, was du von mir willst, ist eher so ein Raubtier-Ding: Du hast Freude an der Jagd und wenn es dir irgendwann gelänge, mich einzufangen; wenn ich es eines Tages nicht mehr schaffte, dir zu entkommen, dann würdest du mich zerstören. Du würdest alles verzehren, was mich ausmacht, weil es nun einmal das ist, was Raubtiere tun!“ Ein Blick in Peters Gesicht verriet Stiles, dass er mit seinen Worten ins Schwarze getroffen hatte. Und er verriet ihm sogar noch mehr; nämlich, dass Peter sich diese Dinge selbst wohl noch nie so ganz klar gemacht hatte und dass es ihn anmachte, es in diesem Augenblick einmal in dieser Deutlichkeit vor Augen geführt zu bekommen: „Wahrscheinlich hast du recht!“ stimmte Peter zu: „Eine Verbindung zwischen dir und mir wäre vermutlich nicht für die Ewigkeit angelegt und höchstwahrscheinlich würden nicht nur du, sondern wir BEIDE ziemlich gebeutelt daraus hervorgehen!“ Stiles blickte ihn überrascht an und Peter beantwortete die, mit dem Blick gestellte Frage mit den Worten: „Aber sicher! Was denkst du denn? Du hast MACHT über mich Stiles, ist dir das denn gar nicht klar?“ Peter schluckte und Stiles wusste, dass dies vermutlich die ehrlichsten Worte waren, die er je von ihm gehört hatte; ehrlicher, als dieser es offenbar eigentlich beabsichtigt hatte. Vermutlich um das zu überspielen, fuhr Peter rasch fort: „Aber wir würden HEIß BRENNEN du und ich, soviel ist klar! Ich könnte dich mit Anteilen von dir selbst bekannt machen, von denen du selbst nicht einmal ahnst. Wir könnten Türen in deinem Geist öffnen und die Dunkelheit dahinter gemeinsam ergründen.“ „Verschlossene Türen haben ihren Sinn!“ murmelte Stiles verstört. Er konnte eigentlich gar nicht richtig fassen, dass Peter und er dieses Gespräch führten. Sie schwiegen eine Weile, bis Peter irgendwann in die Stilles hinein sagte: „Es ist Sicherheit, nach der du dich sehnst? Ich kann dir auch Sicherheit geben; vielleicht nicht auf dieselbe Weise wie Derek, aber ich könnte für dich sorgen. Ich habe mehr Geld, als mein Neffe.“ Stiles unterbrach ihn genervt: „Denkst du, dass es das ist, was ich will? Meinst du etwa, das ist es, was Derek und ich haben? Die Versorger-Nummer? Du kennst mich überhaupt nicht, Peter!“ Der Werwolf lächelte: „Wenn du meinst! Aber auch in emotionaler Hinsicht könnte ich für dich sorgen. Sicher, ich würde dich dazu treiben, deine Grenzen auszutesten, aber glaubst du wirklich, dass ich dich danach in voller Härte auf den Boden aufschlagen lassen würde, ohne dich aufzufangen?“ „Pfft!“ machte Stiles: „Vielleicht nicht! Du würdest sicher nicht wollen, dass dein Spielzeug allzu bald kaputt geht. Aber immer noch würdest du bestimmen wollen, wie weit die Dinge gehen. Es ist Macht, nach der du ein Verlangen hast. Das ist immer schon so gewesen, und es wird sich wohl auch nie ändern. Doch mich wirst du niemals beherrschen. Du magst mir körperlich überlegen sein, aber das ist auch schon alles!“ er machte eine kurze, nachdenkliche Pause und fuhr dann kopfschüttelnd fort: „Ich weiß überhaupt nicht, warum wir über diese Dinge sprechen. Es wird nie irgendetwas davon geschehen!“ „Wir reden darüber, weil es im Raum steht!“ behauptete Peter: „Es steht im Raum, weil du es immer wieder auf`s Neue hineinstellst, Peter. Diese Sache mit uns ist dein Hirngespinst, nicht meins!“ „Red´ dir das ruhig ein!“ entgegnete Peter gelassen. Und nachdenklich fügte er hinzu: „Manchmal vermisse ich den sechzehnjährigen Stiles, der mir schöne Augen gemacht hat. Das war ein todesmutiger Draufgänger; bevor mein Neffe in weich gekocht hat mit seinen romantischen Vorstellungen von ewiger Liebe. Dieser Stiles hätte vermutlich nicht lange gezögert, sich mir mit Haut und Haaren hinzugeben!“ „Drei Dinge!“ rief Stiles empört aus: Erstens: Der sechzehnjährige Stiles war ein Idiot! Zweitens: Derek hat mich nicht weichgekocht, sondern er hat mir Wurzeln geschenkt und das ist etwas, wofür ich ihm ewig dankbar sein werde. Und drittens: Auch der sechzehnjährige Stiles hat nur mit dir geflirtet, weil er es darauf abgesehen hatte, Dereks Aufmerksamkeit zu erregen! Verstehst du mich?“ „Denkst du, das wüsste ich nicht?“ gab Peter schulterzuckend zurück: „Aber es wäre doch interessant zu wissen, wie weit du damals gegangen wärst, wenn uns Derek nicht dazwischen gefunkt hätte. Und, ob es dir wohl gefallen hätte?“ „Da es nie so weit gekommen ist, habe ich ja wohl das Privileg, nicht darüber nachdenken zu müssen!“ gab Stiles kühl zurück: „Ich will jetzt endlich schlafen! Verschwinde, Peter.“ Der Angesprochene erhob sich von seinem Stuhl und blickte auf Stiles in seinem Bett herab. Und da war mit einem Mal etwas in Peters Blick, dass den Jüngeren beinahe zu Tode erschreckte; etwas Hungriges und Gemeines. Da half alles CIA-Training nicht: Stiles hatte plötzlich Angst, weil er spürte, dass sich in diesem Augenblick erweisen sollte, ob Peter neulich Morgen die Wahrheit gesagt hatte; nämlich ob er wirklich kein Vergewaltiger war, sondern der Aufforderung zu gehen unwidersprochen folgen würde. Danny und Malia waren nicht in der Nähe, weil sie mit Ethan und Kendra nachhause gegangen waren. Er war allein! Stiles dachte an den Elektroschocker im Nachttisch. Er würde ihn niemals erreichen, ehe Peter bei ihm wäre. Einen kurzen Augenblick lang schien es in dem Werwolf ein kleines Unentschieden zu geben, doch dann sagte er: „Gute Nacht Stiles. Ich danke dir für dieses Gespräch!“ Er verschwand und Stiles sprang umgehend aus dem Bett und schloss die Tür ab. Im Einschlafen hielt er den Elektroschocker in Händen, wie einen Talisman und ein Satz stand in Leuchtbuchstaben vor seinem geistigen Auge: Du hast Macht über mich! Was hatte Peter damit gemeint? Danny lag neben Ethan in dessen Bett und fühlte sich schüchtern und beklommen: „Das ganze ist so verwirrend und unerwartet. Verstehe mich nicht falsch; du bist großartig und aufregend wie immer, aber ich bin noch immer total überwältigt. Wärst du sehr enttäuscht, wenn ich für`s Erste lediglich reden möchte?“ Ethan stützte den Kopf auf die Hand und blickte amüsiert auf ihn hinab: „Klar. Wir machen, was immer du sagst!“ Gab er zurück: Danny blickte ihn aufmerksam an, forschte in dem vertrauten und doch so lange vermissten Gesicht und rang sich schließlich dazu durch, ihm die Frage zu stellen, die ihn bewegte: „Vielleicht willst du nicht darüber sprechen und wenn es so ist, dann sag es mir ruhig, aber ich würde gern wissen, wie es dir mittlerweile geht, nachdem Aiden...ich meine, nach seinem Tod warst du so fertig. Hast du es mittlerweile verwinden können?“ Er konnte die Regungen, die sich auf dem Gesicht des Werwolfs zeigten nicht wirklich deuten: „Aiden und ich waren mehr als Brüder. Wahrscheinlich sogar mehr als bloß normale Zwillinge. Er mag manchmal ein übler Kerl gewesen sein, doch er war ein Teil von mir. Wir waren eins! Wenn es nicht so gewesen wäre, wären wir zu dieser Vereinigung nicht fähig gewesen, die uns unsere Macht verliehen hat. Und das bedeutet, ein Teil von MIR ist nun nicht mehr da. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich das jemals ganz verwinden werde, aber es geht mir besser! Als ich hier in San Francisco angekommen bin, war ich ein ziemliches Wrack. Weißt du, wie das ist, wenn nichts, was du tust dir dabei helfen kann, den Schmerz zu betäuben? Drogen, Alkohol was auch immer: dank meiner besonderen Physiologie zeigt nichts auch nur die kleinste Wirkung. Das einzige, was funktioniert hat, war Sex und davon hatte ich eine Menge!“ Danny blickte ihn mit großen Augen an, sagte jedoch nichts und Ethan fuhr fort: „Hab´ zuerst sogar mein Geld auf diese Weise verdient!“ Nun zeigte sich Entsetzen auf Dannys Gesicht. Er war schließlich bloß ein Kleinstadtjunge, zu Besuch in der großen Metropole und hatte mit gewissen Dingen bislang noch keine Erfahrung: „Aber das ist doch wahnsinnig gefährlich!“ rief er aus. Ethan lachte: „Mit wem sprichst du denn hier? In welcher Weise soll es für jemanden wie mich gefährlich sein? Ich bin stark, ich kann nicht krank werden und wie gesagt sind Drogen auch kein Thema! Das einzige, was Schaden genommen hat, war mein Glaube an die Menschheit. Du hast echt keine Ahnung, was für kranke Bastarde da draußen herumlaufen. Und wenn sie dir ihr Geld geben, meinen sie plötzlich ein Anrecht auf dich zu haben. Ich war voller Hass und Misstrauen, als ich schließlich Kendra traf. Sie hat mich wieder aufgerichtet, hat mir ein Zimmer gegeben, einen Job als Trainer und ihre Freundschaft. Im Grunde verdanke ich ihr alles, was du heute vor dir siehst!“ In Dannys Augen standen mit einem Mal die Tränen. Er zog Ethan fest an sich: „Ich hab´ dich vermisst, Mann!“ Ethan erwiderte darauf nichts, doch er richtete sich in Dannys Umarmung ein, atmete tief durch und mit einem Mal schien eine große Anspannung von ihm abzufallen. Wenig später schliefen die beiden in genau dieser Position ein. Aus der Anlage ertönten die düster-schönen Klänge von `Out of this world´ von Bush und es brannten einige Kerzen in dem ansonsten dunklen Schlafzimmer von Kendra: „Lust, dein erstes Mal würdig nachzuholen?“ wollte sie von Malia wissen. Die Angesprochene setzte ein schiefes Grinsen auf: „Na, rate mal?“ Kendra erwiderte das Lächeln: „Ich würde sagen, die Antwort lautet ja! Ja, bitte Kendra, führe mich in die Geheimnisse der sapphischen Liebe ein, weil nur du das kannst! Richtig?“ „Du bist wirklich gut im raten. Vielleicht solltest du dein Geld als Quizshowkandidatin verdienen.“ Erwiderte Malia lachend, zog die Andere fest an sich und küsste sie leidenschaftlich, bis beiden irgendwie die Luft wegblieb. „Ich muss jetzt unbedingt wissen, was sich unter diesen Kleidern befindet! Ich habe ja bislang nur einen flüchtigen Eindruck davon gewinnen können.“ verkündete Kendra schließlich schnurrend und begann, Malias Bluse aufzuknöpfen. Als Derek aus dem Badezimmer kam, nur in Jeans, mit einem Handtuch um die Schultern traf er auf dem Flur auf dem Weg zurück in sein Zimmer plötzlich auf diesen Jungen. Misstrauisch scannte er Damian von oben bis unten mit seinem Blick, um zu sehen, ob er eine Waffe dabei hätte, doch so weit er erkennen konnte war da nichts: „Hi!“ sagte Damian: „Hi!“ erwiderte Derek stirnrunzelnd: „Was machst du hier, Junge. Wieso schläfst du nicht?“ „Ich warte auf dich!“ war die schlichte Antwort: „Und was willst du von mir!“ erkundigte Derek sich: „Ich will dir Gesellschaft leisten!“ erwiderte Damian mit einem vielsagenden Lächeln. Mist! Und Derek hatte so gehofft, dass es hier lediglich um Mordabsichten ginge. „Ich will keine Gesellschaft!“ erklärte er deutlich: „Ist es wegen diesem Scott?“ wollte Damian wissen: „Er braucht nichts davon zu wissen. Es gibt einen Schuppen draußen im Wald. Da wären wir ungestört. Ich verrate nichts!“ Derek seufzte genervt: „Scott ist nicht...ich meine wir sind nicht...! Ach, verdammt; er ist doch bloß mein Alpha!“ Damian kniff nachdenklich die Augen ein wenig zusammen: „Aber da ist jemand anders, oder? Ich habe Gerüchte gehört, dass du mit einem Menschenjungen zusammen bist!“ „Er ist kein Junge mehr. Er wird bald einundzwanzig!“ gab Derek unnötigerweise zurück. Nicht, dass es diesen Burschen irgendetwas anginge, mit wem er sein Leben verbrachte: „Was kann ein Mensch dir schon geben?“ wollte Damian wissen: „Er versteht unsere Natur nicht, ist schwach. Ich habe dir Besseres anzubieten!“ Und mit diesen Worten langte er ungefragt zwischen Dereks Beine. Derek war außer sich, verwandelte sich, packte den fremden Jungen an der Kehle, presste ihn an die Wand hinter ihm und knurrte: „Probier´ das noch einmal und ich töte dich!“ Damien blieb ganz gelassen: „Ich habe keine Angst vor dir!“ erklärte er. Derek konnte erkennen, dass das der Wahrheit entsprach. Er konnte es riechen, er konnte es an dem gleichmäßigen Herzschlag hören und er konnte es in den hellblauen Augen sehen. In ihnen lag so viel über Jahre angesammelte Verzweiflung, Schmerz und Enttäuschung, dass eine Morddrohung mehr oder weniger keinen Unterschied mehr machte. Es berührte Derek eigenartig. Was immer dieser Bursche hinter sich hatte, es musste die Hölle gewesen sein. Er verwandelte sich zurück und ließ Damien los: „Geh´ zu Bett, Junge!“ befahl er väterlich: „Wir reden morgen über das hier!“ Er hatte sich bereits zum gehen gewandt, doch dann drehte er sich noch einmal um und sagte: „Eins sollte jedoch klar sein: du wirst mich nie wieder ungefragt anfassen!“ Damien nickte und verschwand. Kapitel 7: Spannungen --------------------- Heute Morgen am Telefon war die Stimmung zwischen Derek und Stiles irgendwie unentspannt und nervös. Beide standen noch unter dem Einfluss ihrer jeweiligen Begegnung des Vorabends. Derek rang mit sich: einerseits wünschte er sich Stiles Rat, andererseits war er sich unsicher, wie sein Freund reagieren würde. Weil er aber spürte, wie sie sich im Gespräch immer weiter voneinander entfernten und weil er das einfach nicht ertrug, gab er sich schließlich einen Ruck: „Stiles! Da ist etwas, was ich dir erzählen will!“ Ein kurzes Schweigen in der Leitung: „Schieß´ los!“ forderte Stiles: „Erinnerst du dich an unser Gespräch über ein kleines Wölfchen, das wissen möchten, wie es geht?“ Wieder ein kurzes Zögern, ehe Stiles antwortete: „Als wäre es gestern gewesen!“ Derek schluckte: „Es gibt da tatsächlich so jemanden.“ „Was hast du angestellt?“ fragte Stiles scharf: „Ich? Gar nichts!“ beeilte sich Derek zu sagen: „Aber da ist so ein Junge und der hat Interesse angedeutet!“ Derek konnte Stiles Staunen natürlich nicht sehen, aber beinahe durch die Leitung hören: „Ach ja? Und wie hat er es angedeutet?“ wollte der Jüngere wissen. Als Derek nicht gleich antwortete hakte Stiles nach: „Also? Ich höre?“ „Er hat mich angefasst!“ gestand Derek kleinlaut: „Wo angefasst?“ Wieder Schweigen vom anderen Ende der Leitung. Stiles seufzte entnervt: „Komm´ schon Derek. Wenn ich jetzt bei dir wäre, würde ich dich fragen: `Kannst du mir an der Puppe zeigen, wo der böse Junge dich betatscht hat?´, aber das hilft uns jetzt auch nicht weiter. Und du bist doch schon ein großer Kerl und kannst es mir auch ohne Hilfsmittel sagen, oder?“ „Muss ich?“ Unerwarteter Weise kicherte Stiles nun ein wenig: „Eigentlich nicht! Wenn du so herumdruckst, kann ich mir schon denken, was es war: War es ein beherzter Griff in die Familienjuwelen?“ „Das trifft es ziemlich genau!“ Nun lachte Stiles ausgelassen ins Telefon. Derek starrte einen Moment lang verblüfft den Hörer an und als Stiles sich endlich wieder beruhigt hatte wollte er wissen: „Was denn? Du findest das lustig? Bist du denn gar nicht eifersüchtig!“ „Das habe ich noch nicht entschieden.“ erwiderte Stiles: „Aber dieser Junge scheint ein ziemlich abgebrühter kleiner Mistkerl zu sein, wenn er sich das bei dir traut! Was hast du daraufhin getan? Und: Hat es Dir gefallen?“ Derek gab ein Knurren von sich: „Was denkst du denn von mir? Ich hätte ihm beinahe den Kopf abgerissen und ihn gegen eine Wand gepresst.“ „In deinem Fall könnte das auch `Vorspiel´ bedeuten!“ bemerkte Stiles: „Hör´ auf dich über mich lustig zu machen, oder ich lege sofort auf!“ grollte Derek: „Ich will doch nur, dass du dich ein bisschen entspannst und die ganze Sache nicht zu schwer nimmst, mein Schatz. Du bist ein echt toller Kerl. Ist doch klar, dass es hin und wieder vorkommt, dass du irgendwem gefällst. Oder ist da vielleicht noch mehr?“ „Nein!“ behauptete Derek: „Einfach nur `Nein´?“ wollte Stiles wissen: „Das bezweifle ich. Wenn es hier allein um eine unliebsame Avance gehen würden, müssten wir doch nicht darüber sprechen. Erzähl mir von dem Jungen. Wie heißt er? Wie alt? Ist er heiß?“ „Damian, neunzehn Jahre, weiß nicht!“ beantwortete Derek schnell die Fragen in der gestellten Reihenfolge: „Das bedeutet also `Ja´ zur letztgestellten Frage.“ stellte Stiles nüchtern fest: „Waa... NEIN!“ rief Derek entsetzt aus: „Ich meine, ich weiß nicht! Er rührt mich irgendwie. Er kommt mir so traurig und verloren vor. Ich weiß nicht, was mit dem Burschen los ist, aber er hat einiges hinter sich, vermute ich.“ „Ehrlich gesagt, würde ich mich sicherer fühlen, wenn du sagen würdest, dass du ihn heiß findest und mit ihm schlafen wolltest!“ murmelte Stiles: „Wie bitte? Wie darf ich das denn verstehen?“ Derek klang empört: „Na ja, ich kenne dich eben und weiß wie du tickst.“ erwiderte Stiles: „Flüchtige sexuelle Anziehung wäre kein großes Problem, aber dieser Junge rührt an dein überbeschützerisches, großes Herz und auch wenn das egoistisch ist, aber DAS will ich eigentlich mit niemandem teilen.“ „Vertraust du mir?“ wollte Derek wissen: „Mit meinem Leben!“ versicherte Stiles: „Aber das bedeutet nicht, dass nicht unvorhergesehene Dinge passieren können!“ „Ich werde keine Dinge geschehen lassen!“ erklärte Derek mit dem Brustton der Überzeugung. Stiles gab einen unwilligen kleinen Laut von sich: „Jetzt hör´ mir mal ganz genau zu, mein Liebster: Ich möchte nicht, dass du Versprechungen machst, die du vielleicht nicht halten kannst. Verstehe mich nicht falsch: Ich will sicher nicht, dass du mit diesem Damian irgendetwas machst, aber falls es doch passieren sollte, will ich, dass du weißt, dass dann nicht alles vorbei wäre. Lass´ uns in diesem Fall darüber reden und ich finde schon irgendwie einen Weg, damit zurecht zu kommen.“ Er schwieg einen Moment und hoffte, das Derek durchs Telefon mit seinen Wolfsohren nicht irgendwie mitbekam, dass er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte: „Aber versuch´ bitte, dich nicht zu verlieben!“ schob er leise hinterher: „Ich liebe DICH!“ versicherte Derek: „Ich dich auch!“ antwortete Stiles: „Und telefonieren ist so verdammt ungenügend.“ „Du sagst es!“ bestätigte Derek und fügte dann hinzu: „Ich hab´dem Jungen versprochen, ich würde heute mit ihm sprechen. Ich wollte herausfinden, was mit ihm nicht stimmt. Jetzt habe ich das Gefühl, ich sollte es lieber sein lassen. Soll sich ein Anderer um ihn kümmern. Wenn es dir Angst macht, ist es die Sache nicht wert.“ „Er hat sich aber nun mal dich ausgesucht. Und nach allem, was du sagst, kommt er mir nicht wie der Typ vor, der sich gleich dem Nächsten öffnen wird. Hilf ihm, wenn du kannst. Es ist O.K!“ bestimmte Stiles: „Wann bist du eigentlich erwachsener geworden, als ich?“ Wollte Derek wissen: „War ich schon immer!“ behauptete Stiles. Derek ließ ein kleines Lachen vernehmen: „Da könntest du recht haben.“ Die beiden schwiegen eine Weile und schließlich fragte Stiles: „Vielleicht ist ein anderer Wolf ja besser für dich?“ „Red´ keinen Unsinn!“ war die prompte Antwort vom anderen Ende der Leitung: „Du bist alles was ich brauche und genau so, wie ich es brauche. So etwas solltest du nicht einmal denken!“ Es folgte ein weiteres Schweigen, dass diesmal von Derek durchbrochen wurde: „Wie sieht`s denn bei dir aus? Benimmt sich mein Onkel?“ Stiles schluckte. Was konnte er Derek erzählen, ohne das dieser auf der Stelle durch die Decke ging? Er fing einfach mal vorsichtig an und berichtete von Peters Eroberung der letzten Nacht: „WAS?“ rief Derek empört aus: „Er hat deinen Doppelgänger flachgelegt. Vor deinen Augen?“ „Na ja, glücklicherweise nicht wortwörtlich, aber es war ihm schon wichtig, dass ich mitkriege, was er tut!“ gab Stiles unzufrieden zurück: „Aber mach´dir keine Sorgen. Ich habe alles im Griff.“ Behauptete er: „Und falls nicht...“ Er ließ seinen Elektroschocker ertönen: „Mein Gott Stiles! Wenn du das Ding mit im Bett hast, dann ist da doch noch mehr! Du erzählst mir nicht alles!“ stellte Derek fest: „Vielleicht nicht!“ räumte Stiles ein: „Aber glaub´ mir, es ist zu deinem Besten! Und du musst mir vertrauen: Ich weiß, was ich tue. Und ehe du fragst: Er hat mich nicht gegen meinen Willen berührt, geküsst, oder was auch immer!“ „Was soll ich denn von so einer Aussage halten?“ fragte Derek, plötzlich misstrauisch geworden: „Das heißt, er berührt dich MIT deinem Einverständnis?“ `Also gut!´ dachte Stiles bei sich `jedes Geheimnis, dass es zwischen ihm und Derek gab, war potenzieller Sprengstoff für ihre Beziehung´, also erzählte er Derek, was an ihrem ersten Abend in San Francisco passiert war: „Wieso hast du mit Peter getanzt?“ Derek klang verletzt: „Er hat gefragt!“ erwiderte Stiles schlicht: „Und wenn er dich nach einer Nacht mit dir gefragt hätte? Hättest du dann auch `Ja´ gesagt?“ schnappte Derek. Stiles verdrehte, für Derek unsichtbar, die Augen und würde ihm jetzt erst recht nicht verraten, dass Peter seine Nacht mit ihm in gewisser Weise ja bereits gehabt hatte: „Also erst einmal: was du da gerade machst, nennen die Psychologen Übertragung. ICH bin NICHT derjenige, der von einem Anderen in Versuchung geführt wird, denn meine Grenzen sind klar definiert! Und darüber hinaus: Ich hoffe, das ist nicht dein Ernst! Du bist doch nicht ernsthaft eifersüchtig auf PETER?“ So wie Stiles dessen Namen in diesem Moment aussprach klang es, als hätte man ihn auch willkürlich durch etwas vollkommen Lächerliches ersetzen können, so wie: `Du bist eifersüchtig auf AMEISENBÄREN?´, so abwegig war der Gedanke, dass sich Stiles eines Tages von Derek ab- und Peter zuwenden könnte. „Du hast ihn jedenfalls gern!“ stellte Derek finster fest. Darüber musste Stiles tatsächlich ein wenig nachdenken. Konnte man Peter wirklich gern haben? Er wünschte ihm nicht mehr den Tod, aber war das schon dasselbe, wie Zuneigung? „Er tut mir leid!“ sagte Stiles schließlich: „Er ist ziemlich unglücklich, einsam und verloren!“ „Wenn du mich fragst, hat er es noch viel zu gut, nach allem, was er in seinem Leben bereits angestellt hat. Immerhin hat er, dank Scotts Gutmütigkeit, ein Rudel hinter sich. Willst du etwa seine Seele retten? Das setzt aber voraus, dass er überhaupt eine hätte und da habe ich so meine Zweifel!“ Stiles konnte sogar durchs Telefon hören, dass Derek mit den Kiefern mahlte, so wie er es immer tat, wenn er mit etwas kämpfte. Schließlich sagte er: „Du spielst mit Peters Zuneigung, Stiles. Wieso?“ „Ich will ihm helfen. Wenn seine seltsame Anhänglichkeit an mich mein Zugang zu ihm ist, dann nutze ich das eben.“ „Aber warum du?“ fragte Derek verständnislos. „Wer wäre besser geeignet?“ entgegnete Stiles: „Ich bin doch der große Werwolf-Flüsterer. Als Scott gebissen wurde, habe ich ihn immer wieder auf die richtige Spur gesetzt, wenn er durchgedreht ist. Und du, mein Schatz bist mein Meisterwerk. Vor knapp fünf Jahren hättest du mir beinahe die Nase gebrochen, bloß weil deinen nackten Luxus-Torso benutzt habe, um Danny zu überzeugen, uns zu helfen und heute frisst du mir sozusagen aus der Hand, oddr nicht?“ „Peter ist ein anderes Kaliber.“ Warf Derek ein:“Er ist gefährlich. Das darfst du niemals vergessen, Stiles!“ „Würde ich dann mit einem Elektroschocker schlafen gehen?“ entgegnete Stiles. Derek schwieg eine Weile und fragte dann leise: „Ist Peter es denn wert, gerettet zu werden?“ „Jeder ist es wert, gerettet zu werden. Und darüber hinaus: Es geht mir doch gar nicht nur um ihn.“ erwiderte Stiles sanft: „Es geht mir auch um dich. Und genauso um Malia und Cora. Peter ist eure Familie. Davon habt ihr nicht mehr allzu viel! Wenn ich Peter einigermaßen wieder hinkriege, wäre das gut für euch. Für euch alle!“ „Na großartig! Und ich habe gedacht, ich müsste bloß Angst wegen Danny haben!“ warf Derek einige Augenblicke später unvermittelt ein. Da fiel Stiles ein, dass Derek die Neuigkeiten ja noch gar nicht mitbekommen hatte und so erwiderte er: „Also erstens: Du musst wegen gar nichts Angst haben und zweitens: Rate, wen wir hier letzte Nacht getroffen haben? Ethan! Danny ist gerade bei ihm und ich hoffe sehr, dass die beiden gerade eine Runde `Such das Stöckchen!´ spielen.“ Gegen seinen Willen musste Derek lachen: „Oh Mann, du bist absolut unmöglich!“ „Sorry, ich kann nicht anders!“ gab Stiles zurück und bat: „Können wir jetzt ENDLICH aufhören, über Damian, Peter oder sonst wen zu sprechen und uns zur Abwechslung wieder nur miteinander beschäftigen?“ „Klar!“ erwiderte Derek: „Worüber willst du sprechen?“ Derek vernahm ein Kichern vom anderen Ende der Leitung und ihm schwante etwas: „Weißt du, was ich jetzt am Liebsten tun würde?“ fragte Stiles schnurrend: „Ich habe da so eine Ahnung.“ gab Derek zurück: „Was hast du gerade an?“ verlangte der Jüngere zu wissen: „Ist nicht dein Ernst!“ rief Derek aus: „Was glaubst du wohl? Also? Erzähl`s mir“ Derek seufzte geduldig: „Das durchsichtige Schwarze, dass du so gern hast!“ „Uagh!“ machte Stiles: „Was für ein Abturner. Weißt du, was für verstörende Crossdresser-Bilder mir gerade in den Kopf kommen? Also fangen wir noch einmal von vorn an: Was trägst du gerade?“ „Nichts!“ antwortete Derek wahrheitsgemäß. Stiles grinste: „Na also! Jetzt kommen wir ins Gespräch!“ „Das habe ich gebraucht!“ Stieß Danny mit etwas, das halb Stöhnen, halb Lachen war hervor: „Was denn?“ fragte Ethan herausfordernd: „Sex mit einem Werwolf?“ „Ja! Ich...ich meine nein!“ stotterte Danny :“Ich meine Sex mit dir, der du zufällig ein Werwolf bist!“ Ein wenig eingeschnappt schob er hinterher: „Für was hältst du mich denn? Für irgend so einen ausgeflippten Fetischisten, bei dem sich nur etwas regt, wenn Fänge und Klauen im Spiel sind! Die meiste Zeit unserer Beziehung hatte ich doch gar keine Ahnung, was du bist, falls du dich erinnerst!“ Ethan zuckte mit den Schultern: „Sorry! Ich schätze, dass ist diese Stadt! Hier findest du alle Arten von Freaks. Das hat mich ein wenig abstumpfen lassen!“ Danny runzelte die Stirn: „Sag´ mal, ist das etwas, was du für deine Freier getan hast? Die Werwolf-Nummer?“ „So entsetzt, wie du mich gerade anschaust sage ich wohl besser `Selbstverständlich nicht! Das wäre ja pervers!´, richtig?“ erwiderte Ethan verunsichert: „Hältst du mich wirklich für so verklemmt und moralisch!“ wollte Danny wissen: „Das nicht, aber du hättest ja recht. Es ist schräg, dass ich für Geld die Klauen ausgefahren habe. Es hat einfach eine Menge Kohle gebracht und so hab´ ich´s getan und nicht groß darüber nachgedacht!“ „Komm´ her!“ sagte Danny sanft und zog Ethans Kopf an seine Brust: „Ich verurteile dich nicht. Ich hab´ dich wirklich gern und ich mach´ mir bloß Sorgen, dass deine arme kleine Seele durch diese ganze Sache Schaden genommen hat. Ich würd´ gern versuchen, dich wieder ganz in Ordnung zu bringen, wenn du das auch willst.“ Ethan gelang es zwar nicht, sich in der Position, in welcher er sich in Dannys Umarmung gerade befand vollkommen zu entspannen, weil er ungemütlich auf seinem eigenen Arm lag, doch er versuchte dennoch nicht, sich zu befreien, weil Dannys Worte und seine Körperwärme ihm gerade viel zu wohl taten. Malia war nun die ganze Zeit über die Schülerin gewesen, doch diesen Zustand wollte sie nun beenden. Mit ihren geschärften Sinnen konnte sie wahrnehmen, dass das Mädchen neben ihr gerade im Begriff war aufzuwachen. Durch das gardinenlose Fenster schien die kalifornische Sonne auf die nackte hellbraune Schulter, das schöne Gesicht und das Schwarze Kraushaar und Malia konnte einfach nicht widerstehen: sie legte einen sanften Kuss auf die Schulter, nahm die Decke vorsichtig zwischen zwei Finger und begann sacht zu ziehen. Sie legte eine Brust frei und ließ versuchsweise ihre Zunge auf deren Spitze tanzen. Kendras Augen blieben geschlossen, doch auf ihren Lippen zeigten sich ein breites Lächeln: „Na, kleine Wüstenwölfin! Du bist wirklich unersättlich, oder?“ stellte sie mit kratziger Stimme fest: Malia kicherte: „Es gibt da etwas, was ich dringend ausprobieren möchte.“ gab sie bekannt. Sie drehte Kendra auf den Rücken, legte sich auf sie, schlang die Beine der Anderen um die eigene Taille und begann sich rhythmisch auf ihr zu bewegen, während sie ihrer beider Münder zu einem langen Kuss vereinte. Kendra gab kleine Laute des Wohlbefindens von sich. Irgendwann reichte Malia das, was sie tat nicht mehr und sie schob eine ihrer Hände zwischen sich und die Andere und fasste die Sturzbäche unter ihren Fingern als Einladung auf, wobei sie darauf achtete, der Perle mit dem Ballen ihres Daumens ebenfalls die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Mit ihren Koyotensinnen belauschte sie Atem, Herzschlag und Empfindungslage ihrer Partnerin, passte ihre Bemühungen je nach Reaktion an und es dauerte nicht lang, ehe Kendra sich unter ihr im Höhepunkt ein klein wenig aufbäumte. Wenig später kommentierte Kendra mit einem kleinen Lachen: „Du lernst wirklich ziemlich schnell, Süße!“ Malia nahm die Anerkennung stolz entgegen. Von ihrem kleinen ungerechten Vorteil verriet sie nichts. Nach dem Frühstück stellte sich Derek Damien in den Weg: „Zeig mir den Schuppen im Wald. Wir werden uns jetzt unterhalten!“ bestimmte er: Damian nickte und trabte widerspruchslos voran: Der Junge ließ Derek in den Schuppen vorangehen, schloss dann die Tür hinter ihnen beiden, ließ sich dagegen sinken und blickte ihn herausfordernd von unten her an: „Sicher, dass du bloß reden willst?“ wollte er wissen: „Ganz sicher!“ Erwiderte Derek streng: „Und du solltest dich nicht so leichtfertig anbieten, Junge!“ „Pfft“ Machte Damien: „Denkst du, das mache ich mit jedem? Hältst du mich etwa für irgend so ein Flittchen? Ich weiß bloß was ich will, wenn ich es sehe. Weißt du es auch?“ Derek betete insgeheim um Geduld. Dieser Bursche schlug das Exemplar, dass er zuhause hatte in Sachen Unverfrorenheit um Längen: „Ja!“ antwortete er lediglich: „Und ich weiß auch, was ich nicht will. Ich will nicht von dir angemacht werden, klar!“ „Wenn du meinst?“ erwiderte Damian in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er ihm kein Wort glaubte: „Was willst du von mir wissen?“ „Ich will als erstes wissen, woher du all` die Narben hast? Bist du ein Omega gewesen, bevor dein Rudel dich aufgenommen hat?“ „Whoa, whoa!“ rief Damian: „Du fällst ja gleich mit der Tür ins Haus. Außerdem waren das gleich zwei Fragen auf einmal. Ich schlage vor, wir machen das der Fairness halber anders: Für jede Frage, die du mir stellst, stelle ich dir auch eine.“ „Einverstanden!“ erwiderte Derek: „Also gut!“ sagte Damian: „Nein, ich bin nie ein Omega gewesen. Jetzt zu dir: Wie lange seit du und dein Mensch ein Paar?“ „Zweieinhalb Jahre.“ gab Derek zurück: „Wieso hat dein Rudel nicht verhindert, dass man dir diese Verletzungen zufügt?“ Der Jüngere gab ein bitteres kleines Lachen von sich: „Es gibt Dinge, in die sich ein Rudel nicht einmischt! Liebst du deinen kleinen Freund, Derek?“ Es gefiel dem Älteren nicht, dass Damian Stiles als seinen `kleinen Freund´ bezeichnete, ebenso wenig, dass er es in diesem dreisten Tonfall tat also lag in seiner Antwort ein bedrohliches Knurren: „Ja, tue ich! Wurdest du deswegen derart zugerichtet, weil du Männer magst?“ „Unter anderem!“ gab Damian bitter zurück: „Wen hast du getötet, dass deine Augen heute blau sind?“ Derek schluckte: „Das erste Mädchen, dass ich je geliebt habe.“ erwiderte er wahrheitsgemäß: „Welche anderen Gründe hat es gegeben, dass du verletzt wurdest, Damian?“ Wieder dieser verbitterte Tonfall, der so gar nicht zu jemandem passen wollte, der doch erst neunzehn war: „Weil ich der Sohn meines Vaters bin! Ist dein Freund der erste Mann in deinem Leben?“ Derek nickte: „So ist es! Ist dein Vater also jemand, der im Rudel unbeliebt ist und das lässt man an dir aus?“ „Mein Vater ist Abrams und er hat mir all das hier...“Damien deute vage über seinen Körper“... selbst zugefügt! Wie heißt dein Freund?“ Fuck! Abrams war einer der beiden Alphas! Wenn er Damian helfen wollte, würde er sich mit ihm anlegen müssen und damit möglicherweise sogar die gesamten Friedensgespräche gefährden. Schlimmer hätte es kaum kommen können: „Ich verrate dir den Namen meines Freundes nicht!“ erklärte Derek fest: „Dann ist unsere Frage-Antwort-Stunde nun beendet!“ erwiderte Damian ein wenig verletzt: „Das klingt fair!“ stimmte Derek zu. Er hatte ohnehin die Informationen, die er brauchte. Nur hatte er keine Ahnung, was er nun damit anfangen sollte. Er musste dringend mit Scott sprechen. Kapitel 8: Unterwegs in Grauzonen --------------------------------- „Das gefällt mir gar nicht!“ Erklärte Scott ernst: „Ich verstehe, dass du dem Jungen helfen willst, aber andererseits gefährdet es alle unsere Bemühungen hier. Das ist dir klar, oder Derek?“ „Hältst du mich für einen Idioten? Sicher ist mir das klar! Ich habe weiß Gott nicht um diese Art Schwierigkeiten gebeten, aber nun da sie da sind müssen wir irgendwie damit umgehen, denkst du nicht?“ Scott nickte und verfiel einen Moment lang in nachdenkliches Schweigen. Dann fragte er: „Gefällt dir der Junge?“ „Nicht du auch noch!“ stöhnte Derek: „Dasselbe Gespräch habe ich vorhin bereits mit Stiles geführt! Ich bin in einer Beziehung. Da läuft nichts, kapiert!“ „Danach habe ich nicht gefragt!“ Erwiderte Scott: „Und wenn ich die Situation richtig einschätzen soll, muss ich wissen, wo wir stehen! Außerdem mache ich mir Sorgen um euch beide. Stiles ist mein bester Freund und du bist mein Adjutant, mein engster Vertrauter! Ich brauche euch beide und ich muss wissen, wenn da irgendwelche Schwierigkeiten auf uns zurollen.“ „Ich verspreche, ich halte dich auf dem Laufenden.“ gestand Derek zu: „UND ich gelobe feierlich, dass ich bewusst niemals etwas tun will, was Stiles wehtun würde!“ Unbehaglich fügte er hinzu: „Ich liebe ihn wirklich, weißt du?“ Scott nickte: „Ich weiß! Na komm, Großer.“ Sagte er schließlich: „Wir werden erwartet. Vor uns liegt ein weiterer Tag voller Gebrüll und Testosteron. Oh, Mann! Ich freue mich!“ Er klang müde und Derek drückte ihm aufmunternd die Schulter. Vor den Urlaubern hingegen lag ein weiterer Tag voller Sonnenschein und In-den-Tag-Hineinleberei. Ethan und Kendra würden heute bis zum Nachmittag arbeiten und so beschlossen Danny, Malia, Stiles und auch Peter, den sie großzügiger Weise mitgenommen hatten, sich heute Mal allein in der Stadt umzutun. Tagesordnungspunkte: Straßenbahn fahren, die Golden-Gate-Bridge und den Pazifik anschauen und dann im GLBT-History-Museum etwas über queere Geschichte lernen. Bei Letzterem hatte Peter ein wenig gemeutert, doch Danny bestand darauf, dass ihnen allen ein bisschen Erziehung nicht schaden würde und Stiles hatte hinzugefügt, dass Peter ja auch zuhause bleiben könne und so hatte dieser sich auf stilles Schmollen verlegt und im Museum gelegentlich die Augen verdreht und gemurmelt, dass er diese wehleidige Betroffenheitsnummer nicht nachvollziehen könne und er, wenn ihm jemand seine Rechte streitig machen wollte, ihm kurzerhand die Kehle herausreißen würde. Basta! Ein weiteres Mal versammelten sich die Alphas und die anderen ranghöheren Werwölfe um den Verhandlungstisch. Als Derek Damian entdeckte, der hinter seinem Vater Platz genommen, griff er unter dem Tisch nach Scotts Handgelenk und zerquetschte es beinahe, woraufhin er von seinem Alpha einen bösen Blick erntete, bis dieser endlich aufmerksam wurde auf das, was Derek so aufbrachte: Damian war grün und blau geschlagen. Sein rechter Arm stand in einem komischen Winkel ab und schien gebrochen zu sein. Dasselbe galt offenbar für die linke Augenhöhle. Das Auge selbst war blutunterlaufen und der gesamte Bereich Drumherum war bereits jetzt tiefblau verfärbt. Auch bei einem Werwolf würden Verletzungen dieses Ausmaßes mindestens ein bis zwei Tage brauchen, bis sie verheilten und Damian musste sicherlich wahnsinnige Schmerzen haben. Dennoch schenkte er Derek ein tapferes kleines Lächeln inklusive Zwinkern mit dem gesunden Auge. Sein Vater Abrams hingegen hatte Derek ins Visier genommen, als wollte er ihn töten und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Das merkwürdige an dieser Situation war die Tatsache, dass Damian bislang niemals mit ihnen am Verhandlungstisch gesessen hatte. Derek folgerte daraus, dass Abrams ihn präsentieren wollte und offensichtlich die Absicht hatte, ihm, Derek eine Nachricht zu schicken, auch wenn er nicht ganz sicher war, wie diese lautete. Derek erhob sich und Scott griff nach seinem Arm, um ihn zurückzuhalten: Im Blick des Alphas stand die Frage zu lesen, was er denn jetzt wohl vorhabe, doch Derek ließ sich nicht beirren. Er schritt um den Konferenztisch herum, trat direkt auf Damian zu, griff ihn bei der Hand und nahm ihm die Schmerzen, wobei er Abrams fest anstarrte. Dieser erwiderte seinen Blick und als er erkannte, was Derek tat, umspielte ein kleines, höhnisches Grinsen seine Mundwinkel. Als Derek erledigt hatte, wofür er aufgestanden war, kehrte er ohne ein Wort einfach wieder an seinen Platz zurück, wo sein Blick auf Scott fiel, der ihm ein kaum merkliches Nicken der Zustimmung zukommen ließ. Von da an bemühte Derek sich, seine Konzentration allein auf die Gespräche des heutigen Tages zu richten und blendete Damian so gut wie möglich aus, obwohl dieser es ihm nicht leicht machte, weil er seinen Blick einfach nicht von ihm nehmen wollte `Dummer Junge!´ dachte Derek ein, zwei Mal. `Legte er es wirklich darauf an, von seinem Vater totgeschlagen zu werden?´ Am Nachmittag warteten die San Francisco-Touristen in einem Straßencafé im Castro auf Kendra und Ethan, als plötzlich Stiles Handy klingelte. Auf dem Display erschien das Bild von Derek und ein Grinsen huschte über Stiles Gesicht: „Hey Du!“ begrüßte er ihn freudig: „Hey!“ lautete die einsilbige Antwort vom anderen Ende der Leitung und Stiles bemerkte gleich, dies war kein guter Tag für seinen Freud gewesen: „Was hat dir denn die Petersilie verhagelt?“ wollte er wissen. Derek berichtete, von den Erlebnissen des heutigen Tages. Stiles hörte nachdenklich zu und wollte dann wissen: „Was sagt Scott dazu?“ „Wir hatten noch nicht die Gelegenheit, in Ruhe zu sprechen.“ erwiderte Derek: „Gespitzte Wolfsohren wohin das Auge schaut! Um jetzt mit dir zu telefonieren, bin ich in den Wald gegangen.“ „Du hast richtig gehandelt, als du dem Jungen öffentlich deine Unterstützung gezeigt hast!“ kommentierte Stiles. Ein verzweifeltes kleines Auflachen vom anderen Ende der Leitung: „Es mag das Richtige gewesen sein, aber es ist möglicherweise entweder für mich oder den Jungen gefährlich. Vielleicht auch für uns beide! Ich weiß einfach nicht genau, was hier gespielt wird.“ Stiles biss fest die Zähne zusammen und versuchte nicht daran zu denken, was alles geschehen konnte. Er wäre am liebsten durch` s Telefon gekrochen, um bei Derek zu sein. Stattdessen straffte er tapfer die Schultern und versicherte: „Du wirst es herausfinden und du wirst die Situation schon schaukeln! Ich vertraue dir! Du bist stark!“ Und natürlich war es in diesem Moment Derek, der Stiles heldenhaften Versuch untergrub, indem er sagte: „Ich wünschte, du wärst jetzt hier!“ Stiles seufzte: „Ein Wort von dir und ich mache mich auf den Weg!“ „Untersteh´ dich!“ kam vom anderen Ende der Leitung. Und dann noch: „Entschuldige! Ich verderbe Dir den Urlaub!“ „In guten, wie in schlechten Zeiten!“ versicherte Stiles ernsthaft. Langsam wurden seine Tischnachbarn auf das ernste Telefonat aufmerksam. Danny legte sorgenvoll den Kopf schief und Malia streichelte Stiles das Knie. Den Blick, den Peter ihm zuwarf konnte Stiles nicht hundertprozentig identifizieren. Mit Anteilnahme hatte er jedoch nichts zu tun. Eher wirkte es, als wittere er seine Chance, zwischen ihn und Derek zu kommen und Stiles verdrehte genervt die Augen. Wie auf` s Stichwort wechselte Derek am Telefon das Thema und erkundigte sich: „Wie sieht´ s denn eigentlich bei dir aus? Was macht Peter?“ „Der guckt mich gerade komisch an und hat den halben Tag damit zugebracht, zu schmollen, wie ein gelangweilter Fünfjähriger. Unser Touri-Programm heute war ihm nicht aufregend genug, schätze ich.“ Stiles versuchte nicht nur nicht zu verbergen, dass Derek und er über Peter sprachen, er legte es sogar darauf an, nahm dann sogar noch das Telefon ein wenig vom Ohr und sagte an Dereks Onkel gerichtet: „Derek sagt `Hi´!“ Peter gab ein kleines Knurren von sich und Derek musste vom anderen Ende der Leitung gegen seinen Willen ein wenig Lachen. `Na also! Geht doch!´ dachte Stiles zufrieden. „Ich muss wohl mal wieder zurück zu den Anderen!“ erklärte Derek dann unglücklich. Stiles wollte nicht auflegen; am liebsten nie wieder, doch es half ja nichts: „Ich liebe dich so wahnsinnig! Wir sprechen uns später, ja?“ „Ja!“ Bestätigte Derek: „Und: ich liebe dich auch, Kleiner!“ Stiles schob sein Handy in die Hosentasche und konzentrierte sich darauf, nicht zu heulen. Dannys Hand, die sich auf seine legte, schüttelte er mit entschuldigendem Blick ab, denn liebevolle Anteilnahme war seinen Bemühungen gegenüber kontraproduktiv. Als Derek seinen Weg durch den Wald zurück zum Tagungshaus antrat, entdeckte er zwischen den Bäumen plötzlich eine Person. Er erkannte schnell, dass es sich um Damian handelte und lief zu ihm hinüber: „Was machst du hier Junge?“ knurrte er: „Ich wollte dir erklären, was passiert ist. Mein Vater hat mitbekommen, dass wir uns heute Morgen nach dem Frühstück getroffen haben. Er denkt, dass wir...ich meine, dass ich mit dir...also das ist jedenfalls der Grund für das hier!“ Damian deutete mit der unverletzten Hand auf sein demoliertes Gesicht. Derek atmete tief durch und versuchte, mit dem Jungen nicht die Geduld zu verlieren; versuchte es wirklich nach Kräften, aber er konnte sich dennoch nicht verkneifen zu sagen: „Und da denkst du, es ist eine gute Idee, dich auf ein weiteres Stelldichein mit mir im Wald zu treffen. Willst du, dass dein Vater dich das nächste Mal umbringt? Bist du eigentlich lebensmüde?“ Er blickte in das energielose, lädierte Gesicht, sah die kleine Träne in seinem Augenwinkel, und wusste mit einem Mal, dass `lebensmüde´ es möglicherweise ganz gut traf. Verdammter Mist! Derek ahnte einerseits, dass er den Burschen nicht ermutigen sollte, doch andererseits konnte er ihn auch nicht verjagen, in dem Gefühl dass es wirklich jedem, einschließlich ihm selbst gleichgültig sei, was aus ihm würde. Er zog den Kopf des Jungen an seine Schulter, wobei er sorgsam darauf achtete, dass er die Verletzungen nicht berührte und flüsterte: „Tut mir wirklich leid für dich, Kleiner!“ Damian weinte ganz ohne einen Ton von sich zu geben, doch sein magerer Körper bebte unter Dereks Hand und der Ältere versuchte, dessen Leid nicht allzu nah an sich heranzulassen. Mit mäßigem Erfolg! „Ist O.K. Junge! Ich lass´ mir etwas einfallen. Wir finden eine Lösung!“ Versprach er, doch er hatte ehrlicherweise noch keine Ahnung, wie er diese Zusage einlösen wollte. Damian wischte sich schließlich die Tränen fort und blickte zu ihm auf, als warte er auf etwas. Derek ahnte auch, was das war, doch `Nein!´, das kam überhaupt nicht in Frage: „Lauf du vor!“ befahl er stattdessen: „Ich warte einen Augenblick und werde dann einen Bogen machen, damit niemand auf die Idee kommt, dass wir uns getroffen haben könnten. Lass´ dir etwas einfallen, um meinen Geruch auf dir zu überdecken!“ Damian nickte. Dann griff er mit der Hand des unverletzten Arms nach der von Derek und verschränkte ihre Finger miteinander. Trotzdem der Junge damit das Verbot ignorierte, Derek nie wieder ungefragt anzufassen, ließ dieser es einen Augenblick lang zu: „Geh´ jetzt!“ sagte er schließlich und entzog Damian seine Hand. Er blickte dem Jungen noch eine Weile hinterher und fluchte vor sich hin. Als Kendra und Ethan bei den Urlaubern eintrafen, hatten sie einen Picknickkorb dabei und entführten sie in den nahegelegenen Dolores-Park, wo eine große Decke ausgebreitet wurde, auf welcher sie sich alle niederließen. Sie machten sich über die mitgebrachten Leckereien her und Stiles hatte einmal mehr das zweifelhafte Vergnügen, den beiden Paaren, Kendra und Malia, sowie Ethan und Danny beim turteln zuschauen zu dürfen, während Peter und er übrig blieben. Kendra hockte auf Malias Schoß und ließ sich von ihr mit Erdbeeren füttern. Danny lag halb auf Ethan und die beiden säuselten so leise miteinander, dass Stiles nicht verstehen konnte, was gesagt wurde. Das war aber vielleicht auch besser so! Plötzlich bemerkte Stiles, dass Peter hinter ihn gekrochen war. Nun zog dieser Stiles Kopf auf seine Brust. Das Eigenartige war nur, dass Stiles es tatsächlich geschehen ließ, weil der Halt und die Wärme ihm in seiner Niedergeschlagenheit guttaten, selbst wenn sie von jemandem wie Peter Hale kamen. Stiles erntete dafür einen strengen Blick von Danny und wusste, er hatte ihn verdient. Am Abend ging die Gruppe erneut in den Club, densie s chon am Vortag besucht hatten und hier setzte sich fort, was sich am Nachmittag bereits abgezeichnet hatte: Die beiden Paare beschäftigten sich in erster Linie miteinander und Peter schwänzelte hartnäckig um Stiles herum. Stiles seinerseits fehlte die Energie, um ihn abzuwehren und so kam es, dass Peter ihn ein weiteres Mal dazu überreden konnte, mit ihm zu tanzen. Der Jüngere legte seinen Kopf auf der Schulter des Werwolfs ab und genoss den gebotenen Halt durchaus. Lediglich die Hände, die wie automatisch von seiner Taille aus immer wieder ein Stück weiter nach unten wanderten störten ihn und er korrigierte ihre Position in unregelmäßigen Abständen wieder: „Da ist dein kleiner Freund von gestern!“ Bemerkte Stiles irgendwann: „Er schaut zu uns rüber. Willst du nicht lieber mit ihm tanzen, Peter?“ „Ich tanze doch jetzt mit dir.“ Gab der Ältere zurück. Stiles hob den Kopf und blickte Peter ernst in die Augen: „Ich bin dankbar, dass du dich gerade um mich kümmerst, denn es geht mir nicht allzu toll, aber ich will, dass dir klar ist, dass sich das für dich nicht auszahlen wird. ICH WERDE DICH NICHT IN MEIN BETT LASSEN, VERSTEHST DU MICH?“ „Ich genieße es, mit dir zu tanzen. Und an meinem Trost hängt kein Preisschild. Immer nimmst du nur das Schlechteste von mir an.“ jammerte Peter ein wenig beleidigt: „Ja, wie komme ich bloß darauf?“ entgegnete Stiles sarkastisch, um dann sanfter fortzufahren: „Ich will einfach nur dass du für deine eigenen Bedürfnisse sorgst und ich will mich wegen dir nicht schuldig fühlen. Der Junge da drüben will offensichtlich, was ich nicht will. Geh´ rüber und schnapp´ ihn dir! Habt Spaß!“ Peter lächelte aufrichtig und sah dadurch mit einem Mal um einiges liebenswerter aus, als gewöhnlich: „Keine Sorge! Ich achte schon darauf, dass ich auf meine Kosten komme. Das tue ich doch immer. Du kennst mich! Aber jetzt will ich erst mal noch eine Weile mit dir tanzen. Der Kleine kann warten. Er weiß, dass es sich für ihn lohnen wird!“ Behauptete Peter selbstbewusst, winkte dem jungen Mann zu und schenkte ihm ein Lächeln: „Wie heißt der Junge eigentlich?“ Wollte Stiles wissen. Peter zuckte mit den Schultern und erntete dafür einen tadelnden Blick von seinem Tanzpartner: „Dann tu mir bitte einen Gefallen: Frag` ihn nach seinem Namen, nach seinem Job, ob er Geschwister hat; solche Sachen. Gib´ ihm einen Drink aus, sein ein Gentleman und später in deinem Hotelzimmer, nimm´ dir hinterher die Zeit, ein bisschen mit ihm zu Kuscheln, falls er auf so etwas steht. Tust du das für mich?“ Peter nickte grinsend und hauchte eine Kuss auf die Wange von Stiles: „Versprochen!“ erwiderte er und schickte dann noch hinterher: „Du bist bezaubernd, weißt du das?“ Mit diesen Worten entfernte sich der Werwolf; zweifelsohne um zu üben, sich wie ein Gentleman aufzuführen. Stiles hatte genug für heute und ging zurück ins Hotel, weil er ein paar Telefonate führen wollte. Die erste Nummer, die er wählte, war die von Scott: „Hey, Kumpel!“ begrüßte dieser ihn freudig und es tat Stiles unglaublich gut, die Stimme seines Herzensbruders zu hören: „Hey du Werwolfsguru. Wie laufen eure Verhandlungen?“ „Ich verbuche jeden Tag ohne Tote als persönlichen Erfolg und unter diesem Gesichtspunkt würde ich sagen, die Verhandlungen laufen gut. Wir legen gerade Territorialgrenzen zwischen den Rudeln fest und wir haben tatsächlich erste Gemeinsamkeiten ausmachen können. Zwar werden die immer noch von den Unstimmigkeiten überwogen, aber das wird schon. Aber ich vermute, das ist nicht der Grund, aus dem du anrufst, oder?“ „Wie kommst du darauf?“ fragte Stiles harmlos. Scott ließ sein warmherziges, wunderbares Lachen vernehmen, das Stiles so liebte: „Weil ich dich kenne, Kumpel. Du rufst an, weil dir diese ganze Derek/Damian-Sache zu schaffen macht und du meine Einschätzung willst, richtig?“ Stiles seufzte: „Sieht er besser aus, als ich?“ Wieder ein kleines Lachen von Scott: „Niemand sieht besser aus, als du! Und im Augenblick sieht der Bursche sowieso aus wie ein Hamburger, bevor er auf dem Grill gelandet ist!“ „Gut!“ sagte Stiles und wurde sich bewusst, was er da gerade gesagt hatte, also stammelte er: „Also nicht gut, aber GUT...du weißt schon!“ „Der Junge ist dir irgendwie ähnlich!“ fügte Scott hinzu: „Also nicht optisch; nein, das gar nicht. Eher in seinem Wesen. Abgesehen davon, dass das Leben IHN ziemlich durch die Mangel gedreht zu haben scheint. Er ist ziemlich dreist in der Art, wie er sich an Derek heranmacht. Stark, tapfer, einer der der Gefahr ins Gesicht lacht!“ „Das ist schlimmer, als wenn du gesagt hättest, dass er besser aussieht als ich!“ klagte Stiles. „Derek kümmert sich doch bloß um ihn. Lieben tut er doch allein dich, Bro! Warum bist du so besorgt?“Wollte Scott wissen: Scott konnte Stiles Schulterzucken zwar nicht sehen und doch stand es ihm lebhaft vor seinem geistigen Auge, als dieser antwortete: „Weiß nicht? Es kommt einfach gerade alles zusammen: Das ihr da unten in dauernder potenzieller Lebensgefahr schwebt, dass mein Mann von einem hilflosen Wolfswelpen angeschmachtet wird, dass ich hier von zwei Pärchen im Dauerknutschmodus umgeben bin und ich zu allem Überfluss auch noch ständig die unzähligen Krakenarme von Peter im Schach halten muss.“ „Soll ich Peter mal anrufen und ihm Alpha-mäßig den Kopf waschen?“ schlug Scott vor: „Nein , lass´nur! Der ist heute Abend eh´ beschäftigt und frag´ bitte nicht womit, sondern glaub´ mir einfach, wenn ich dir sage: Du willst es nicht wissen! Ich krieg´ das alles schon auf die Reihe und wollte bloß mal deine Stimme hören.“ Stiles hielt inne und fügte dann kleinlaut hinzu: „Aber wenn ich gerade so darüber nachdenke, bin ich wirklich egoistisch. Auf deinen Schultern lasten so viel Verantwortung und Erwartungen und ich kau´ dir hier mit meinem bedeutungslosen Kleinkram ein Ohr ab!“ „Spinnst du?“ erwiderte Scott aufrichtig empört: „Erstens: das, womit du gerade kämfst ist überhaupt kein Kleinkram und Zweitens: Wofür sind Freunde denn da? Ich hab´dich lieb, Kumpel!“ Stiles bemerkte diese verdächtige Brennen hinter seinen Augen. Na großartig! Wenn das so weiterging, dann entwickelte er sich noch zu einer totalen Heulsuse: „Ich dich auch, Mann!“ Sie legten auf und als nächstes rief Stiles seinen Dad an: „Peter Hale schon wieder?“ schimpfte sein Vater ins Telefon, als er von Stiles erfuhr, wie sein Sohn sich seiner erwehren musste. Das war scheinbar alles, was sein Vater von seinen weitschweifigen Erzählungen mitbekommen hatte: „Der Mann ist in meinem Alter! Was denkt der Kerl sich?“ Da musste Stiles lachen: „Da-ad! Du magst ja der coole, jung gebliebene Typ Vater sein, aber Peter ist NICHT in deinem Alter! Ich weiß zwar nicht genau wie alt er ist, weil er daraus immer ein Riesengeheimnis macht, aber er ist mindestens fünfzehn Jahre jünger als du.“ „Und damit wäre er dann immer noch knapp zwanzig Jahre älter als du. Wenn ich den Mistkerl erwische!“ schimpfte der Sheriff: „Was dann, Dad? Was tust du, wenn du ihn erwischst? Gibst du ihm ein Ticket für´ s Falschparken? Er ist immer noch ein Werwolf. Und außerdem: ich werde schon mit ihm fertig. Ich bin immerhin jetzt erwachsen und muss mit solchen Dingen allein klarkommen.“ gab Stiles zurück: „Warum erzählst du es mir dann?“ Wollte sein Vater wissen. Hmm. Gute Frage! „Jedenfalls nicht, damit du meine Probleme für mich löst. Könntest du mir stattdessen nicht einfach versprechen, dass alles wieder gut wird: Dass Peter sich im Griff hat! Dass Scott und Derek unbeschadet nachhause kommen werden! Dass Derek nicht auf dumme Gedanken kommt wegen diesem dämlichen Damian!“ schimpfte Stiles und war sich selbst bewusst, dass er dabei ganz und gar nicht erwachsen klang, sondern wie ein überdrehter Dreijähriger. Und natürlich entlockte das John Stilinski ein kleines, väterliches Lachen: „Also gut mein Junge; zu deinem Problem mit Peter Hale sage ich: Halt dich weiterhin an deinen Elektroschocker und zu all` deinen anderen Sorgen gibt es nur eins zu sagen: Hab Vertrauen!“ Sein Vater hatte recht! Was anderes konnte er tatsächlich nicht tun: „Danke, Dad!“ „Pass auf dich auf, Sohn!“ Stiles legte auf um nun ein letztes Telefonat an diesem Abend zu führen. Derek klang müde und traurig: „Wie schön, deine Stimme zu hören, Süßer!“ murmelte er: „Dito!“ Erwiderte Stiles: „Was gibt es neues an der Damian-Front?“ Derek berichtete kurz, was nach ihrem letzten Telefonat geschehen war und Stiles knurrte: „Na, toll! Ich hatte fest vor, ihn zu hassen und du erzählst mir von einem einsamen, todtraurigen, geprügelten Jungen? Du machst mich fertig!“ „Sorry!“ murmelte Derek aufrichtig reuig und Stiles lachte ein wenig: „Ich vergebe dir! Aber nur wenn du mir detailliert aufzeigst, warum ich der Einzige für dich bin und du nie einen Anderen lieben könntest.“ Derek lachte leise: „Der Gründe sind da so viele, mein Prinz!“ begann er: „Zum Ersten: Niemand bringt mich so schön in Verlegenheit mit seinen ungezogenen Einfällen. Dann: in den neunundzwanzig Jahren bevor wir ein Paar wurden, habe ich zusammengenommen nicht halb soviel gelacht, wie in den zweieinhalb Jahren seitdem. Du bringst Wärme in mein Leben und ich kann nachts besser schlafen, weil du neben mir liegst. Du forderst mich heraus, läßt dich von meiner Übellaunigkeit nicht einschüchtern und bist mir in jeder Hinsicht mehr als gewachsen! Reicht das, um dich meiner Liebe zu versichern?“ „Wie?“ fragte Stiles gespielt empört: „Nichts über mein blendendes Aussehen und meinen heißen, athletischen Körper?“ „Ich dachte, diese Dinge verstehen sich ganz von selbst?“ erwiderte Derek lachend: „Du solltest nur nicht denken, dass ich oberflächlich wäre und dich nicht auch deiner inneren Werte wegen liebe.“ „Danke!“ murmelte Stiles: „Du bist lieb!“ „Bin ich immer!“ behauptete Derek. Stiles gab noch ein zweifelndes `Hmm!´ von sich, ehe, die beiden sich verabschiedeten. Stiles war beinahe schon eingeschlafen, als es wieder einmal an seiner Zimmertür klopfte. ` Bitte, lass´es nicht Peter sein!´, betete er im Stillen: „Bitte lass´ es nicht schon wieder der verdammte Peter sein!“ Er stand auf und fragte durch die verschlossene Tür (er hatte dazugelernt!): „Wer stört?“ „Entschuldige, ich bin` s bloß.“ erwiderte Danny kleinlaut. Stiles öffnete und sagte entschuldigend: „Komm` rein. Ich hatte mit jemand anderem gerechnet. Dich zu sehen freut mich hingegen!“ Stiles kroch wieder ins Bett uns Danny legte sich zu ihm: „Ich bin froh, dass Peter nicht hier bei dir liegt!“ Bemerkte er: „Das wird nie passieren. Was denkst du denn von mir?“ empörte sich Stiles: „Es geht eher um das, das ich von ihm denke. Er schleicht sich an dich heran, wenn du schwach bist. Raubtier eben!“ gab Danny zurück: „Glaub´ mir einfach: So schwach kann ich gar nicht sein, dass ich ihn ranlasse.“ Danny nahm diese Äußerung ohne weitere Gegenrede hin. Wahrscheinlich hatte er das einfach nochmal aus Stiles Mund hören müssen. Doch mit einem Mal sah Danny ausgesprochen geknickt aus, als er sagte: „Ich fühle mich wie ein miserabler Freund. Dieser Urlaub hatte für uns beide sein sollen und nun klebe ich die ganze Zeit an Ethan, während du unglücklich bist. Willst du, dass wir den Trip abbrechen und nach Beacon Hills zurückkehren?“ Stiles drückte Danny einen lauten Kuss auf die Wange, richtete sich in seiner Umarmung ein und erwiderte: „Auf keinen Fall! Meine eigene Situation mag gerade nicht ganz so prickelnd sein, aber ich bin nicht unglücklich. Es gibt sogar eine Sache, die mich ausgesprochen glücklich macht und das ist die Tatsache, dass Ethan und du wieder zueinandergefunden habt. Das ist wie ein guter Film mit Happy End. Meinst du, dass mit euch wird nach unserem kleinen Trip weitergehen?“ Danny zuckte mit der Schulter: „Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Es ist auch noch zu früh. Ich denke, wir werden es auf uns zukommen lassen.“ „Apropos: Wo ist Ethan eigentlich. Solltest du jetzt nicht eigentlich bei IHM sein?“ wollte Stiles wissen. Danny grinste verlegen: „Der ist schon in mein Zimmer vorausgegangen und macht sich warm. Ich wollte einfach nochmal nach dir sehen.“ Dann fügte er aufrichtig hinzu: „Aber ich kann ihn auch nachhause schicken, wenn du heute Nacht ein bisschen Gesellschaft brauchst. Das versteht er schon!“ Stiles lachte: „Bist du verrückt? Dann wäre ja sein ganzes Stretching umsonst gewesen. Sieh zu, dass du zu ihm kommst und tut für mich mit, was mir gerade verwehrt ist. Ich komme schon klar!“ Danny verabschiedete sich und Stiles nahm ein letztes Mal an diesem Tag sein Handy zur Hand und rief das Foto auf, dass Derek ihm vor zwei Tagen geschickt hatte. Als Stiles am folgenden Morgen auf dem Weg zum Frühstückssaal im Foyer vorbeikam, erblickte er da Peter, der gerade dabei war, seinen Spielkameraden mit einem Kuss zu verabschieden. „Guten Morgen!“ wünschte er: „Guten Morgen!“ erwiderten die beiden und dann sagte junge Mann zu Stiles: „Ist ja krass! Wir sehen uns ja total ähnlich! So ein Zufall!“ Stiles konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen und erwiderte: „Ja, so ein Zufall! Wirklich witzig!“ Später beim Frühstück fragte Stiles Peter: „Und? Wie ist der Name meines illegitimen Zwillingsbruders?“ Peter schmunzelte: „Emanuel, zweiundzwanzig, zwei ältere Schwestern, Beruf Maskenbildner.“ „Seht ihr euch wieder?“ Wollte Stiles wissen. Peter zuckte mit den Schultern. Kapitel 9: Der Feind meines Feindes ----------------------------------- Derek wandte sich im Bett Scott zu. Er wollte ihn nicht wecken, denn er wusste, er brauchte seinen Schlaf in dieser schweren Zeit, aber er brannte darauf, mit ihm zu sprechen. Derek selbst hatte in dieser Nacht nämlich kaum ein Auge zu tun können, da ihn die Damian-Sache beschäftigte. Endlich konnte Derek an Scotts Herzschlag hören, dass dieser aufzuwachen schien. Scott öffnete die Augen und blickte in die grünen Augen seines Bettnachbarn, die ihn ein wenig gruselig musterten. Der Alpha grinste, rieb sich den Schlaf fort und erkundigte sich: „Was ist denn mit dir los, mein Großer? Willst du kuscheln, oder was? Ich weiß aber nicht, wie wir das Stiles erklären sollen!“ „Lass´ den Quatsch!“ forderte Derek ein wenig kläglich: „Ich hatte eine üble Nacht und bin nicht zu Späßen aufgelegt! Ich will mit dir über Damian sprechen. Ich habe versprochen ihm zu helfen, doch ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich das anstellen soll, ohne Abrams gegen uns aufzubringen. Ich würde dem Jungen ja ein wenig Geld geben und sagen, dass er abhauen soll, aber früher oder später würden die Leute seines Vaters ihn ausfindig machen und dann wäre es aus mit ihm. Die einzige Lösung ist, dass Abrams in freiwillig gehen lässt, doch das scheint er nicht vorzuhaben, obwohl er seinen Sohn doch ganz offensichtlich so wie er ist nicht akzeptieren kann. Was soll ich denn nur tun?“ Scott richtete sich im Bett auf und blickte Derek ernst an: „Du hast wirklich eine Schwäche für solche Fälle, richtig?“ stellte er fest: „Wenn dein nächstes Wort `Isaak´ ist, dann trete ich dich!“ Drohte Derek „Isaak!“ sagte Scott: Derek trat ihn nicht, aber er knurrte: „Dieser Fall ist doch ganz anders gelagert. Und ICH bin heute ein Anderer. Und abgesehen davon: Isaak hat auch nie versucht, mich ins Bett zu kriegen.“ „Aber sonst?“ erwiderte Scott: „Ein hilfloser Junge, der von seinem Vater misshandelt wird? Und er sieht ihm auch noch irgendwie ähnlich, zum Teufel!“ „Als ich Isaak und die anderen verwandelt habe, war ich ein ziemliches Ungeheuer; ein neuer Alpha auf dem Machttrip! Ich mache mir über diese Zeit meines Lebens wirklich keine Illusionen und ich danke Gott jeden Tag dafür, dass dir das, was ich dir damals geraubt habe schließlich doch noch geschenkt wurde und das du nun der Alpha bist, denn ich hatte dafür nie die Stärke. Isaak, Boyd und Erica zu verwandeln, war der reine Egoismus von mir. Sie waren leichte Beute und darum habe ich sie rekrutiert. Mit Damian ist das doch wohl ein bisschen was anderes. Ich verfolge heute keine eigennützigen Ziele. Ich will ihm einfach nur helfen, weil er nun einmal Hilfe braucht und weil da sonst keiner ist, der sich um ihn kümmert. Und übrigens: Er erinnert mich kein Stück an Isaak. Wenn überhaupt dann erinnert er mich an...“ „Stiles!“ beendete Scott seinen Satz: „Mich nämlich auch!“ „Wenn es Stiles wäre, würde ich mir auch wünschen, dass da einer wäre, der ihn rettet!“ Derek flüsterte beinahe. Scott nickte: „Ich weiß, was du meinst. Du hast meine volle Unterstützung. Wir tun, was nötig ist. Vielleicht kostet es uns den Erfolg in diesen Verhandlungen, aber möglicherweise kann man die Welt manchmal eben bloß retten, indem man einen Wolf nach dem Anderen rettet?“ Derek schüttelte den Kopf: „Ich will mich noch nicht geschlagen geben. Irgendwo in dieser Angelegenheit ist eine große Lösung für alle Probleme versteckt und wir werden sie finden. Ich will später noch einmal versuchen, mit Damian zu sprechen, weil ich mehr Informationen brauche. Vielleicht kannst du Abrams und seine Leute ablenken, während ich mich mit dem Jungen treffe.“ „Wir werden sehen, was sich machen lässt!“ erwiderte Scott. Mit dem Rückhalt seines Alphas fühlte Derek sich gestärkt. Aufatmend fragte er: „Wie sieht` s aus mit Frühstück?“ Scott schenkte ihm ein mattes Lächeln: „Ich komme gleich nach!“ versicherte er. Als er allein war, holte Scott sein Handy hervor: „Hey Sohn! Was für eine nette Überraschung am Morgen!“ Die muntere, liebevolle Stimme von Melissa McCall trieb ihm augenblicklich die Tränen in die Augen: „Hey Mom! Ich musste einfach mal deine Stimme hören.“ Sie brauchte keine Werwolfsohren, um zu hören, dass es Scott nicht gut ging. Ihre Mutterinstinkte waren mehr als ausreichend: „Was ist passiert Junge. Wie laufen eure Verhandlungen. Wurde jemand verletzt. Du bist doch nicht verletzt, oder?“ Scott musste trotz seiner gedrückten Stimmung ein wenig lächeln: „Nein Mom, zum Glück wurde niemand verletzt. Ich habe einfach nur gerade das Gefühl, ich schaffe das alles nicht. Alle haben so große Erwartungen an mich, aber ich bin doch bloß ich: Ein Collegejunge, der seinen Abschluss wahrscheinlich nur deshalb schaffen wird, weil sein bester Freund zufällig ein Genie ist. Ich bin zwanzig Jahre alt, habe noch keine Ahnung, wie das Leben läuft, während hier Leute, die mindestens doppelt so alt sind wie ich, mich anschauen, als hätte ich irgendwelche Antworten für sie. Ich bin doch bloß ein ziemlich dummer Junge! Welche Hilfe kann ich denn für irgendjemanden sein?“ Seine Mutter lachte leise: „Hey, hör mal! Ich habe doch keinen dummen Jungen in die Welt gesetzt. Du bist immer schon zu bescheiden gewesen! Erzähl doch erst mal ganz genau, was eigentlich passiert ist.“ Scott gab einen detaillierten Bericht ab, über den Verlauf der Verhandlungen, Territorialansprüche, Reparationszahlungen, jahrzehntelange Fehden, persönliche Befindlichkeiten und Animositäten und natürlich die besondere Komplikation, welche durch Damian entstanden war.“ „Hmm!“ machte seine Mutter: „Du erwartest jetzt vielleicht, dass ich dir dabei helfe, irgendeinen klugen Plan mit dir auszutüfteln. Oder irgendein raffiniertes Hintertürchen ausfindig zu machen, aber das werde ich nicht tun. Ich glaube, der beste Rat, den ich dir geben kann ist der, dass du genau das tust, wofür du gekommen bist. Ich will nicht sagen, dass ich diese ganze Werwolfsache auch nur im Ansatz verstehe, was ich aber verstanden habe ist, dass du ein wahrer Alpha bist. Du hast Macht und Autorität, ohne, dass du sie von einem Anderen stehlen musstest. Du hast die Gelassenheit, die Sanftmut, die Aufrichtigkeit, die Klugheit des Herzens, die diesen Wölfen fehlt. Das ist es, was du ihnen anbieten kannst. Entweder, sie nehmen es an, oder sie lassen es, doch mehr kannst du nicht tun. Und wenn du es versuchst, wirst du scheitern!“ Also gut, nun hatte seine Mutter es geschafft: Scott heulte wie ein Schlosshund. Woher nahm sie nur die Gewissheit, dass all´ diese wunderbaren Dinge, die sie gerade über ihn gesagt hatte stimmten? Als er sie genau das fragte, lachte sie bloß: „Weil ich dich geboren und aufwachsen sehen habe. Weil ich dich besser kenne, als du dich selbst. Glaub´ deiner alten Mutter doch einfach!“ „Du bist nicht alt!“ versicherte Scott: „Aber du bist voreingenommen. Ich bin dein Sohn. Ist es da nicht so etwas wie ein Urinstinkt, mich großartig zu finden, egal was für einen Blödsinn ich mache?“ „Nein, mein Urinstinkt ist, dich zu lieben, ganz gleich, was du tust. Aber ich kann trotzdem sehen, dass das, was du tust wundervoll ist.“ erwiderte Melissa McCall überzeugt. „Danke Mom! Ich liebe dich!“ sagte Scott mit einem Kloß in seinem Hals. Beim Frühstück steckte Derek Damian unauffällig einen Zettel zu, in dem er ihn aufforderte, sich in der Mittagspause; bitte, bitte unauffällig mit ihm noch einmal in dem Schuppen im Wald zu treffen und betete, dass dies kein Fehler sein möge. Nach dem Frühstück verabschiedeten sich Kendra und Ethan, denn sie mussten im LGBT Community Center die beiden Vormittagskampfsportkurse geben: erst der Eltern-Kind-Karateunterricht und danach Selbstverteidigung für Seniorinnen und Senioren: „Die alten Herren sind allesamt heiß auf Ethan.“ erklärte Kendra lachend: „Und die Damen lieben es, ihn nach Strich und Faden zu vermöbeln!“ „Ich hasse Dienstage!“ stöhnte Ethan, doch Kendra schüttelte den Kopf und erklärte den Anderen schmunzelnd: „Glaubt ihm kein Wort! Er ist verrückt nach den Alten und er liebt es, mit den Kindern zu arbeiten.“ Sie legte dem Freund einen Arm um die Taille und meinte: „Na komm! Auf in den Kampf!“ Malia und Danny bekamen noch je einen Abschiedskuss und dann waren die vier Touristen wieder unter sich. Das Wetter war herrlich und es waren trotz der frühen Stunde bereits fünfundzwanzig Grad, so dass sie entschieden, zum Baker Beach zu fahren, um den Tag am Strand zu verbringen. Peter bestand darauf, schwimmen gehen zu wollen, doch Stiles erklärte ihm: „Du kannst im Pazifik nicht schwimmen, egal, wie warm die Luft ist. Das Wasser ist saukalt. Und dann gibt es da ja auch noch die Strömung!“ Peter lachte: „Du meinst, DU kannst da nicht schwimmen, kleiner Mensch. Ich kann!“ Am Strand angekommen suchten die vier sich ein Plätzchen in der Sonne in Sichtweite zur Golden Gate Bridge und breiteten ihre Handtücher aus. Malia hatte ihren Bikini drunter, ließ nun die Hüllen fallen und Stiles wurde für einen kurzen Moment daran erinnert, was ihm einmal an ihr gefallen hatte. Sie fing seinen Blick auf und höchstwahrscheinlich auch irgendwelche verräterischen Hormone, die er ausdünstete, denn sie schenkte ihm ein kleines, schiefes Grinsen, ehe sie sich auf ihrem Handtuch ausstreckte. Die Jungs mit ihrer empfindlichen menschlichen Haut schmierten sich großzügig mit Sonnencreme ein. Stiles half Danny beim Rücken, doch ehe dieser die Chance hatte, sich zu revanchieren, hatte Peter dem verdutzten jungen Mann bereits die Flasche aus der Hand gerissen und erbot sich großzügig, dies für ihn zu übernehmen. Stiles seufzte, doch er ließ es geschehen und er musste zumindest vor sich selbst eingestehen, dass Peter etwas mit seinen Händen anzufangen wusste. Der Werwolf ließ ihm eine kleine Massage angedeihen und die war überaus angenehm. Doch natürlich überschritt Peter nach einer Weile wieder einmal die Grenze des Schicklichen, so dass Stiles nach dessen Handgelenken greifen und erklären musste: „Besten Dank, Peter aber ich denke dieser Bereich ist ausreichend durch meine Badeshorts vor der Sonne geschützt!“ „Naja.“ erwiderte Peter mit einem kleinen Grinsen: „Wenn einer so blass ist, wie du, kann er gar nicht vorsichtig genug sein.“ Er war Stiles sehr nah gerückt und atmete in seinen Nacken. Stiles drehte sich ruckartig um und grollte: „Wolltest du nicht im Pazifik ertrinken gehen? Na los! Tu dir keinen Zwang an!“ Peter lachte und erhob sich tatsächlich. Stiles atmete auf, legte sich auf den Bauch und döste nach einer Weile ein. Irgendwann wurde er jedoch unsanft davon geweckt, dass ein nasser, eiskalter Werwolf halb auf, halb neben ihm zum liegen kam: „Bist du irre!“ kreischte er: „Willst du, dass mein Herz stehen bleibt?“ „Du hattest recht, Stiles. Das Wasser ist wirklich scheisskalt. Und du bist so schön aufgeladen von der Sonne. Ich muss mich einfach ein bisschen aufwärmen!“ erklärte Peter unschuldig „Runter von mir! Aber ein bisschen plötzlich! Malia, walte deines Amtes als mein Bodyguard!“ forderte Stiles: „Du hast ihn gehört, Dad!“ reagierte Malia prompt: „Deine Begattungsversuche sind unerwünscht und nur ganz nebenbei: Als deine Tochter kommt mir gerade mein Frühstück wieder hoch!“ Peter zog sich tatsächlich auf sein eigenes Handtuch zurück und grummelte: „Ihr Kinder seid wirklich unglaublich verklemmt und spießig.“ „Was ist los Peter?“ Wollte Stiles wissen: „Hat die Nacht mit Emanuel dich nicht ausgelastet?“ Peter hob den Kopf und schenkte Stiles ein mitleidiges Lächeln: „Ist das so bei meinem Neffen? Ist er so ein müder, trauriger Wolf, der nach einer lebhaften Nacht erst mal für Tage nicht mehr kann? Das tut mir leid für dich, Stiles. Du könntest es besser treffen!“ Stiles war mit einem Mal aufgesprungen, baute sich vor Peter auf und brüllte: „Lass Derek aus dem Spiel, du blöder Penner!“ Und weil er nicht wusste, was er sonst noch sagen sollte, weil er Derek in diesem Moment so wahnsinnig vermisste und weil er Peters blöde Visage einfach nicht mehr ertragen konnte, stürmte er einfach davon: „Reife Leistung, Peter! Kannst du eigentlich nicht anders, als so ein verdammter Riesenarsch zu sein, oder ist das einfach bloß ein Hobby von dir!“ schimpfte Danny. Ohne eine Antwort abzuwarten, lief er hinter Stiles her. Als er ihn eingeholt hatte, griff er ihn bei den Schultern, sah, dass er weinte und zog ihn in seine Arme: „Ist O.K.! Hör´ doch nicht auf den dämlichen Peter. Dem ist jedes Mittel recht, um dir unter die Haut zu gehen!“ „Ich weiß!“ erwiderte Stiles: „Aber weil meine Haut nun mal gerade so dünn ist, hat er leichtes Spiel.“ Danny führte Stiles zu einem Felsen in der Nähe. Dort nahmen die beiden Platz, Dannys Arm um Stiles Schultern geschlungen und sie blickten eine Weile auf den Ozean. Malia, die bei ihrem Vater zurückgeblieben war, hielt ihm in der Zwischenzeit eine Gardinenpredigt: „Warum kannst du Stiles nicht einfach in Frieden lassen? Warum versuchst du, ihm wehzutun? Ich dachte, du hast ihn gern? Ist man da nicht netter zu einem Menschen?“ Peter antwortete nicht, sondern starrte stattdessen verdrossen vor sich hin. Als Stiles und Danny später zurückkehrten erhob sich Peter, stellte sich mit gesenktem Kopf vor Stiles hin und murmelte: „Es tut mir leid, Kleiner. Ich bin zu weit gegangen. Wenn du es willst, reise ich heute noch ab.“ Stiles war kurz versucht zu schreien: `Tu das! Verschwinde bloß! Was kümmert` s mich?´, doch dann ließ er sich doch von Peters aufrichtig wirkendem Bedauern erweichen: „Bleib!“ erwiderte er: „Aber hör´ auf, mich zu ärgern.“ Und weil er etwas gutzumachen hatte, machte Peter sich auf den Weg zu einem Imbissstand in der Nähe, um für alle ein fettiges, schweres, aber köstliches Mittagessen heranzuschaffen. Nach dem Mittagessen wartete Derek unruhig in dem Schuppen und dachte schon, Damian würde nicht mehr kommen, als sich plötzlich doch noch die Tür öffnete: „Entschuldige dass es so lange gedauert hat, aber mein Vater hat mich nicht aus den Augen gelassen. Ich konnte nur weg, weil dein Alpha irgendwann ein Ablenkungsmanöver gestartet hat.“ erklärte der Junge. Dann legte er den Kopf schief und fragte: „Warum wolltest du mich sehen. Hast du es dir etwa anders überlegt?“ An seinem vielsagenden Blick konnte Derek sehen, wovon der Bursche sprach. Er schüttelte den Kopf und erwiderte: „Du lässt nicht locker oder?“ „Ich wäre kein gutes Raubtier, wenn ich meine Beute einfach so ziehen lassen würde!“ erwiderte Damian. Derek musste lachen: „In deinem Szenario bin ICH also deine Beute? Überschätzt du dich da nicht ein wenig?“ Damian antwortete nicht, doch er schenkte ihm einen Blick, der im Grunde alles sagte. Und damit erinnerte er Derek mit einem Mal mehr an Stiles, als je zuvor. Er schüttelte dieses Gefühl rasch wieder ab und erklärte streng: „Lassen wir den Blödsinn und kommen zur Sache. Wir haben nicht viel Zeit, denn wir wollen ja nicht, dass deine Abwesenheit auffällt. Ich will dir helfen, dass du von deinem Vater wegkommst und ein besseres Leben führen kannst, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie wir das anstellen sollen.“ „Warum willst du mir helfen? Was springt für dich dabei raus? Wenn du mich nicht mal flachlegen willst, warum interessiert es dich dann, was aus mir wird“ erkundigte sich Damian misstrauisch: „Will dein Alpha vielleicht, dass ich in sein Rudel komme, damit ich dann den ganzen Mist mache, den sonst keiner tun will? Oder was ist es sonst?“ Derek seufzte: „Manchmal tun Leute einfach etwas für Andere, ohne dabei irgendeinen Hintergedanken zu haben. Sicher könntest du Teil von Scotts Rudel werden, wenn du wolltest, aber du hättest dort nichts auszustehen. Er ist ein großartiger Alpha und alle Mitglieder seines Rudels behandelt er mit Achtung.“ Damian schüttelte den Kopf: „Ich kenne niemanden, der etwas einfach so tut, ohne etwas dafür zu wollen.“ Oh, Mann, dachte Derek, plötzlich sehr müde. Das würde mühsam werden: „Ich habe jetzt keine Zeit, dir irgendwelche Reden über gut und böse zu halten. Ich muss jetzt einfach ein paar Dinge von dir wissen, O.K.?“ „Spielen wir wieder unser Frage-Antwort-Spiel, wie beim letzten Mal?“ wollte Damian wissen. Derek schüttelte energisch den Kopf: „Nein, diesmal nicht! Ich frage, du antwortest: so läuft das diesmal, kapiert?“ Damian nickte folgsam und Derek wollte wissen: „Wie würde dein Vater reagieren, wenn ich ihm Geld geben würde, damit er dich gehen lässt?“ „Du willst mich ihm abkaufen?“ fragte Damian ungläubig: „Nicht abkaufen, freikaufen!“ erwiderte Derek: „Für dich entstünden mir gegenüber dadurch keine Verpflichtungen. Also? Würde das etwas nutzen?“ „Wenn du vorhast, meinen Vater zu beleidigen und von ihm umgebracht zu werden.“ gab Damian nüchtern zurück. Also nein! „Warum will dein Vater dich eigentlich nicht gehen lassen, wenn du ihm doch so zuwider bist?“ Wollte Derek wissen: „Schätze er denkt, dass er mich wieder hinkriegen kann. Versucht hat er es zumindest.“ gab Damian düster zurück: „Wie meinst du das? Was hat er getan?“ Erkundigte sich Derek: „Er hat meinen Liebhaber umgebracht; Christian. Er war der Adjutant von Lucius.“ Tränen glitzerten in Damians Augen. Damit wusste Derek ziemlich genau, woran er war. Wenn Abrams keine Hemmungen kannte, die rechte Hand des rivalisierenden Rudelführers Lucius zu töten und annahm, dass sein Sohn nun mit ihm schlief, dann war sein Leben sehr konkret in Gefahr. „Dein Verlust tut mir leid, Junge.“ erklärte Derek: „Seit ihr lange ein Paar gewesen?“ Damian schüttelte den Kopf: „Das mit uns fing gerade an. Wir haben ein paar Mal miteinander geschlafen. Mein Vater kam schnell dahinter.“ „Hat der Konflikt zwischen den Rudeln von Lucius und deinem Vater auch mit dem Tod dieses Christian zu tun? Denn diese Sache ist ja bislang in unseren Gesprächen noch gar nicht zur Sprache gekommen.“ wollte Derek wissen. Darüber musste Damian nachdenken. Schließlich sagte er: „Das ist eine Sache, über die beiden nicht gern offen sprechen, weil Lucius dann eingestehen müsste, dass sein Adjutant schwul gewesen ist und mit meinem Vater ist es dasselbe mit mir. Aber ja: ich bin mir sicher, dass dieser Mord für viel böses Blut zwischen diesen beiden gesorgt hat.“ In Dereks Kopf begann sich eine nebulöse Vorstellung davon zu entwickeln, wie dieser ganzen Rudelrivalität möglicherweise beizukommen sei. Eine Sache musste er jedoch noch wissen: „Wann hat der Mord an deinem Liebhaber stattgefunden?“ „Es ist etwas über acht Monate her!“ gab Damian zurück. Genau der Zeitpunkt, an dem die schon jahrzehntelangen schwelenden Konflikte zwischen den beiden Rudeln endgültig zu eskalieren begonnen hatten und der Krieg erklärt wurde! „Ich danke dir Junge. Ich denke, wir sind jetzt hier fertig!“ sagte Derek: „Sie zu, dass du ungesehen zurück kommst.“ Derek kehrte erleichtert zum Tagungshaus zurück und wollte unbedingt mit Scott sprechen. Er sah die Angreifer nicht kommen, ehe es zu spät war. Er wurde links und rechts von Abrams Schergen gepackt, so dass er sich nicht wehren konnte. Plötzlich stand Abrams selbst vor ihm. In seiner Verwandlung sah er aus wie Peter es getan hatte, damals als er ein Alpha gewesen war: furchterregend und dämonisch! Der Alpha holte mit seinen Klauen aus und trieb diese tief in Dereks Bauch: „SCOTT!“ rief Derek so laut er kannte. Und dann noch einmal: „SCOTT!“ Ehe es ihm unmöglich wurde, weiter um Hilfe zu rufen, weil Abrams ihm die Kehle zerfetzte. Kapitel 10: In der Schwebe -------------------------- Scott hörte die Stimme von Derek und rannte los. Als er jedoch in dem Flur ankam, in welchem der Kampf stattfand, schien alles bereits zu spät zu sein. Derek lag am Boden. Sein Blick war trübe und er hielt sich mit beiden Händen, zwischen denen das Blut hervorquoll, die eigene Kehle. Damian war da und schlug sich mit seinem Vater. Außerdem waren Lucius und ein paar seiner Männer zur Stelle, um Abrams Schläger in Schach zu halten. Scott Augen leuchteten rot auf, er verwandelte sich und ein mörderischer Zorn überkam ihn, als er seinen Vertrauten verblutend an der Erde liegen sah. Er stieß Damian beiseite und grollte: „Kümmere dich um Derek!“ Dann nahm er selbst sich Abrams vor. Der Mann war älter, größer, breiter und möglicherweise auch stärker als Scott, doch sein Zorn verlieh Scott zusätzlich enorme Kräfte. Er warf den anderen Alpha zu Boden und war blitzschnell über ihm, hieb mit Klauen wieder und wieder auf ihn ein und ließ diesem nicht die geringste Chance zur Gegenwehr, der seine Hände allenfalls dafür nutzen konnte, um sich selbst zu schützen, so gut es ging. Und während er blind vor Wut auf seinen Gegner einschlug, dachte Scott nur an eines und das war Stiles; daran, wie er ihm bloß sagen sollte, dass Derek schwer verletzt, möglicherweise sogar tot war und da wusste er, dass er Abrams nun töten musste. Und in den Augen des Alphas konnte Scott sehen, dass dieser ebenfalls wusste, dass er nun sterben würde. Doch schlagartig änderte sich etwas, denn mit einem Mal hörte Scott in seinem Kopf laut und klar die Stimme seiner Mutter, die sagte: „Du hast die Gelassenheit, die Sanftmut, die Aufrichtigkeit, die Klugheit des Herzens, die diesen Wölfen fehlt.“ und er ließ die Klauen abrupt sinken, stieg von Abrams herunter und sagte zu ihm und dem anderen Rudelsführer: „Die Friedensverhandlungen sind vorerst unterbrochen. Ich will medizinische Versorgung für meinen Adjutanten, ich will Wachen vor unserem Zimmer und ich erwarte, dass der Waffenstillstand vorerst aufrecht erhalten wird!“ Und allein an Abrams gewandt fügte er hinzu: „Ich werde ihren Sohn mit zu mir nehmen, bis die Verhandlungen weitergehen!“ Mit Damians Hilfe schleppte Scott den beinahe bewusstlosen Derek in ihr gemeinsames Zimmer. Sie wurden dabei begleitet von zwei von Luciuses Leuten, die sich vor der Tür postierten. Wenig später tauchte jemand auf, der Dereks Verletzungen versorgte. Es war ein älterer Werwolf mit einer Arzttasche, der ihm einen Tropf mit Kochsalzlösung anlegte und sich anschließend mit sorgenvollem Blick an Scott wandte und erklärte: „Die Verletzungen sind tief und schwerwiegend und er hat sehr viel Blut verloren. Ich kann nicht sagen, ob er durchkommen wird. Es ist in der Schwebe.“ Scott nickte. Er wusste, was er nun tun musste und auch Derek, der erstaunlicherweise immer noch bei Bewusstsein war, ahnte, was Scott vorhatte. Er konnte aufgrund der Halsverletzungen nicht sprechen, doch er schüttelte den Kopf, um deutlich zu machen, dass er nicht einverstanden war: „Ich lasse dich nicht sterben, Kumpel! Eher opfere ich meinen Alphastatus, als dass ich das zulassen würde.“ Derek fleht ihn mit den Augen an, es nicht zu tun, schüttelte erneut den Kopf und schließlich sagte Scott: „Also gut! Nennen wir es Plan B. Aber dann will ich, dass du dich vollständig verwandelst. Als Wolf heilst du schneller!“ Derek nickte und Scott forderte Damian auf: „Hilf mir, ihn auszuziehen!“ Damian tat wie ihm geheißen und sie nahmen dem Schwerverletzten seine Kleider ab. Wie gebannt schaute Damian dabei zu, wie Derek sich vor ihren Augen in einen großen schwarzen Wolf verwandelte: „Ich wusste nicht, dass wir das können!“ sagte er verblüfft: „Nicht alle von uns.“ Gab Scott zurück und streichelte dem Derek-Wolf das haarige Haupt – etwas, was er vielleicht nicht unbedingt beim regulären Derek getan hätte, doch er hatte in dieser Form einfach so viel von einem Haustier, dass er gar nicht groß darüber nachdachte: „Es ist alles meine Schuld!“ murmelte Damian unglücklich: „Es ist so, als hätte ich Derek selbst umgebracht. Ich habe ihm ja praktisch eine Zielscheibe auf die Brust gemalt.“ „Er ist nicht tot und er wird auch nicht sterben. Er ist unglaublich zäh!“ brachte Scott ärgerlich hervor und wollte sich mit seinen Worten im Grunde vor allem selbst davon überzeugen, dass es stimmte: „Gibt es irgendetwas, was ich tun kann?“ Wollte Damian wissen. Scott konnte sehen, dass der Junge mittlerweile ein wenig zu Weinen begonnen hatte und er ahnte, wie schuldig sich dieser fühlen musste, also sagte er sanft: „Du kannst Derek die Schmerzen nehmen!“ Damian blickte ihn verständnislos an: „Du weißt nicht, wie das geht?“fragte Scott fassungslos: „Es ist das, was Derek vorgestern für dich getan hat, als er deine Hand genommen hat. Was für ein Rudel seid ihr eigentlich, in dem man nicht einmal die grundlegendste Form der Fürsorge füreinander lernt?“ Scott schüttelte ärgerlich den Kopf, doch dann wurde ihm klar, wie grausam es war, diese Frage einem Jungen zu stellen, dem Schmerzen bislang nicht genommen, sondern lediglich zugefügt worden waren. Damian sagte gerade: „Ach darum hat Derek das getan. Ich hatte keine Ahnung, was das soll. Ich habe bloß gemerkt, dass es guttut. Ich dachte...naja, es tut gut,weil ich verliebt in ihn bin, oder so?“ In Scott schmolz etwas und sanft sagte er: „Ich zeige dir, wie es funktioniert. Leg´ deine Hände hier hin!“ Er deutete auf Dereks Brust: „Und nun musst du bereit sein, seinen Schmerz in dich aufzunehmen. Es wird ein wenig wehtun. Willst du es trotzdem versuchen?“ Damian zog spöttisch eine Augenbraue hoch als wolle er sagen: `Hallo? Mit wem sprichst du denn hier?´ und machte sich ans Werk. Während der junge Werwolf sich um Derek kümmerte, machte sich Scott nun daran, dass schwerste Telefonat seines Lebens zu führen. Die vier San-Francisco-Reisenden kamen gerade ins Hotel zurück, als Stiles Telefon klingelte. Als er sah, dass es Scott war, der ihn da mitten am Tag zu erreichen versuchte, wusste Stiles gleich, was los war: „WAS IST MIT DEREK?“ rief er mit schriller Stimme aufgebracht und ohne weitere Vorrede in den Hörer. Scott schluckte: „Er ist sehr schwer verletzt worden.“ erwiderte er sanft: „LEBT ER? KANN ICH MIT IHM SPRECHEN?“ Stiles klang eindeutig panisch: „Er lebt!“ versicherte Scott: „Aber tut mir leid Bro, du kannst gerade nicht mit ihm sprechen. Er ist dafür zu schwer verletzt. Und außerdem habe ich ihm befohlen, sich zu verwandeln!“ „GUT!“ sagte Stiles: „Gut, gut, dann heilt er schneller. Er kommt wieder in Ordnung, oder?“ seine Stimme war nun beinahe ein Flehen. Scott schluckte erneut: „Wir hoffen es!“ erklärte er wahrheitsgemäß: „Ich werde sofort zu euch kommen!“ bestimmte Stiles: „Bitte tu es nicht!“ bat Scott: „Unsere Lage hier ist gerade sehr heikel. Es ist viel zu gefährlich; für dich und auch für uns, wenn du jetzt hierher kommst.“ „Dann schicke ich euch wenigstens Malia, Peter und Ethan zur Verstärkung!“ insistierte Stiles: „Nein!“ erwiderte Scott entschieden: „Wenn wir jetzt aufrüsten, wäre dass das falsche Signal. Ich habe hier vorläufig eine stabile Situation geschaffen. Ich kriege das hin, ich verspreche es dir, Bruder! Vertrau mir!“ und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Und ehe ich Derek sterben lasse, weißt du, was ich tun würde! Er hat es bislang abgelehnt, aber notfalls würde ich es auch gegen seinen Willen tun. So oder so: Alles wird wieder gut werden! Ich hab´dich lieb!“ „Ich dich auch!“ murmelte Stiles noch, ehe sie auflegten und ihm mit einem Mal schwarz vor Augen wurde. Das Blut war für einen kurzen Moment aus Stiles Kopf in seine Beine gesackt, doch Peter war rechtzeitig zur Stelle und fing ihn auf, ehe er auf den Boden aufschlagen konnte. Überhaupt waren jetzt alle drei bei Stiles und Peter wollte wissen: „Was ist mit meinem Neffen? Geht es ihm gut?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Scott weiß nicht, ob er durchkommen wird!“ murmelte Stiles beinahe ohne Stimme: „Er wurde schwer verletzt.“ Stiles stützte sich auf Peter und dieser schlug vor: „Komm´ Kleiner. Bringen wir dich in dein Zimmer, ja?“ Stiles nickte und setzte sich auf wackligen Beinen in Bewegung. Als er sich auf sein Bett legte, platzierte sich Peter wie selbstverständlich hinter ihn. Als er die warnenden Blicke von Danny und Malia sah, die sich auf der Bettkante platziert hatten, rechtfertigte er sich: „Denkt ihr, ich probiere in so einem Moment irgendetwas Ungezogenes? Das bringe nicht einmal ich fertig, also guckt nicht so!“ Von Stiles selbst kam keine Gegenwehr, im Gegenteil: Er griff nach Peters Hand, die auf seinem Bauch lag und umfasste sie. Mit der anderen zog er auch Danny und Malia nah zu sich heran, bis sie schließlich zu viert als ein Menschenknäuel beieinander lagen. Stiles konzentrierte sich darauf, ein- und auszuatmen, weil er Angst hatte, sonst zu vergessen, wie das funktionierte. Ihm war eiskalt und ohne die Wärme des Rudels um ihn herum; da war er sich beinahe sicher, wäre er vermutlich erfroren. Alles, was er an Energie erübrigen konnte schickte er in Gedanken an seinen Liebhaber, der irgendwo in einem Wald um sein Leben kämpfte. `Scott wird ihn nicht sterben lassen!´ Sagte er sich immer wieder im Geiste. `Er wird ihn NICHT sterben lassen!´ Scott lauschte auf Dereks Herzschlag wie ein EKG-Gerät. Derek selbst war eingeschlafen und sein Herz schlug sehr schwach, aber regelmäßig: `Der Blutverlust!´ Sagte Scott sich, um sich zu beruhigen. Er fragte sich, ob er es merkwürdig finden und unterbinden sollte, dass Damian wie selbstverständlich bei Derek lag, um seinen Wolfskörper geschlungen und die Hände in seinem Pelz vergraben. `Ja´ entschied er, es war merkwürdig, doch nein, unterbinden würde er es nicht. Stiles davon erzählen würde er aber auch nicht! Scott legte sich auf die andere Seite seines Vertrauten, begann gleichmäßig dessen Kopf zu kraulen und flüsterte in sein Ohr: „Halt bloß durch Kumpel!“ Mittlerweile hatten auch Kendra und Ethan erfahren, was heute geschehen war und sie waren umgehend zu den Anderen ins Hotel gekommen. Sie hatten Soulfood und tröstende Worte im Gepäck und mittlerweile begann es eng zu werden in Stiles Bett. Kendra schwor, dass Stiles unbedingt eine Fußreflexzonenmassage bräuchte, da er unter Schock stünde und sich so etwas im Körper manifestiere, wenn man nichts dagegen unternähme und sie fackelte auch nicht lange, hatte ihm in Nullkommanichts die Socken ausgezogen und ging ans Werk. Die Anderen beobachteten ihr Tun skeptisch und Peter konnte nur mit größter Mühe einen bissigen Kommentar zurückhalten. Überraschenderweise behauptete Stiles hinterher, dass er sich tatsächlich ein wenig besser fühle. Er war sogar in der Lage, ein wenig von den mitgebrachten Leckereien zu essen. Mit etwas im Magen und dadurch ein bisschen mehr er selbst, hatte er dann das Bedürfnis Scott erneut anzurufen, um zu hören, wie die Lage mittlerweile wäre. „Hey, Kumpel!“ Murmelte Scott müde: „Wie geht´ s dir?“ „Ziemlich erledigt! Dir?“ „Genauso!“ erwiderte Scott: „Dereks Zustand ist unverändert, aber stabil. Damian und ich kümmern uns um ihn. Er ist immer noch sein haariges Selbst und er schläft die ganze Zeit. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen!“ „Damian ist bei euch?“ fragte Stiles mürrisch: „Gib ihn mir! Ich will mit ihm sprechen!“ Scott reichte das Telefon weiter: „Es ist Dereks Partner. Er will mit dir reden!“ verkündete er. Damian nahm missmutig den Hörer zur Hand: „Hey!“ begann Stiles grantig: „Du bist also der kleine Mistkerl, der sich an meinen Mann ranschmeisst und dafür gesorgt hat, dass er beinahe umgebracht wurde, richtig?“ „Der bin ich. Tut mir leid!“ murmelte Damian kleinlaut: „Wie geht es Derek? Wie ist dein Eindruck?“ fuhr Stiles ein klein wenig milder fort: „Scott hat mir beigebracht, wie ich ihm seine Schmerzen nehmen kann und das habe ich getan. Ihm tut nichts weh, versprochen. Er schläft jetzt!“ „Wenn er sterben sollte, dann ist es mir egal, ob du ein Werwolf mit Superkräften bist: Ich werde dich finden und umbringen, verstehst du Mann?“ Damian nickte für Stiles unsichtbar: „Ich verstehe. Würde ich genauso machen!“ versicherte er. Gegen seinen Willen musste Stiles ein klein wenig Lächeln. Er wusste, dass er diesen Damian gern haben würde, wenn sie sich träfen, egal wie sehr er sich dagegen wehren würde. Verdammter kleiner Mistkerl! „Pass´ gut auf Derek auf, solange ich nicht da bin!“ verlangte Stiles: „Aber wag´ es ja nicht noch einmal, ihm irgendwo hin zupacken, wo deine Pfoten nichts zu suchen haben, klar“ „Das hat er dir erzählt?“ fragte Damian alarmiert: „Sicher!“ gab Stiles selbstbewusst zurück: „Wir sind ein Paar. Er erzählt mir alles!“ „Oh!“ machte Damian: „Das mit deinem Vater tut mir übrigens leid!“ sagte Stiles: „Hmm.“ machte Damian. Sie schwiegen sich eine Weile an und dann sagte Damian unvermittelt: „Du bist cool für einen Menschen! Ich kann verstehen, warum Derek dich mag.“ „Ich verstehe auch, warum er DICH mag!“ gab Stiles zurück: „Vielleicht treffen wir uns ja mal persönlich. Jetzt gib mir bitte nochmal Scott.“ Damian reichte den Hörer weiter und Scott hörte Stiles schimpfen: „Warum muss der kleine Penner auch noch liebenswert sein. Wen soll ich denn jetzt dafür hassen, dass Derek das passiert ist?“ „Mich vielleicht?“ schlug Scott vor: „Ausgeschlossen. Dazu bin ich körperlich nicht fähig!“ ließ Stiles seinen besten Freund wissen: „Dann hasse Damians Vater. Der hat´ s in jedem Fall mehr als verdient!“ schlug Scott vor: „Abgemacht!“ antwortete Stiles. In diesem Moment meldete sich Damian aus dem Hintergrund: „Ähm? Hier passiert irgendetwas!“ Scotts Herz blieb vor Schreck beinahe stehen. Für die Dauer des Telefonats hatte er aufgehört auf Dereks Vitalfunktionen zu lauschen und fürchtete nun das Schlimmste. Als er sich umwandte, sah er jedoch, dass Derek sich zurückverwandelt hatte und sich regte: „Stiles?“ brachte der Verletzte mit kratziger, beinahe flüsternder Stimme hervor. Scott war im Nu bei ihm und sagte ins Telefon: „Derek wacht gerade auf. Er verlangt nach dir!“ „Gib ihn mir!“ forderte Stiles aufgeregt. Als er Derek am Rohr hatte, fragte er sanft: „Hey, mein Liebster! Was machst du für Sachen?“ „Mir geht es gut!“ krächzte Derek: „Lügner!“ erwiderte Stiles: „Ich hatte so eine Wahnsinnsangst um dich. Ich liebe dich!“ „Ich liebe dich auch!“ Gab Derek matt zurück: „Schlaf jetzt bitte weiter; tust du das für mich? Du musst wieder ganz gesund werden!“ „Durst!“ sagte Derek und fügte dann hinzu: „ Ich komme in Ordnung!“ „Ich glaube dir!“ erwiderte Stiles und Tränen kullerten über seine Wange: „Ruf´ mich an, wenn du wieder stark genug bist, um richtig zu sprechen, ja?“ Mit diesen Worten legte er auf und kaum war das Gespräch unterbrochen, brach die versammelte Truppe auf Stiles Bett, die aufgeregt mitgehört hatte, in Jubel aus. In Dereks Zimmer machten sich Scott und Damian daran, Derek zuerst reichlich Wasser einzuflößen und ihn dann auch noch mit den Resten des Abendessens zu füttern, dass ihnen vorhin aufs Zimmer gebracht worden war, ehe sie sich wieder links und rechts von ihm ins Bett legten, damit er es warm und sicher hatte, während er weiterschlief und heilte. Kapitel 11: Tabula Rasa ----------------------- „Gehen wir jetzt feiern?“ fragte Stiles die Anderen: „Wenn du feiern gehen willst, dann ist es das, was wir jetzt tun werden.“ bestimmte Danny: „Du bist der Boss!“ „Gefällt mir!“ gab Stiles zurück: „Aber dazu müsst ihr jetzt mal alle verschwinden, damit ich unter die Dusche springen kann! Wir sehen uns in einer halben Stunde im Foyer, in Ordnung?“ fragte er: „Sicher, dass du dabei keine Hilfe brauchst?“ wollte Peter wissen. Es war ein durchsichtiger Versuch des Werwolfs, ihn zu ärgern und seine Lebensgeister damit zu wecken und keine echte Anmache, erkannte Stiles: „Verschwinde!“ Schimpfte er, doch er hatte ein halbes Lächeln auf den Lippen. Peter hauchte einen kleinen Kuss auf Stiles Wange und zog sich mit den Anderen zurück. Nach dem Duschen entschied Stiles sich für schlichte Jeans, Turnschuh und Kapuzenpullover. Heute ging es mit Sicherheit nicht darum, irgendwem positiv aufzufallen, sondern eher darum, sich sicher und gewappnet zu fühlen. Er ging noch einmal kurz mit dem Kamm durch das nasse Haar und das sollte es für heute gewesen sein. Peter war offensichtlich auch duschen gewesen, hatte sich umgezogen und für ein T-Shirt mit V-Ausschnitt entschieden; nichts Besonderes in seinem Fall, nur heute mit einem Dekolletee, das besonders tief blicken ließ: ` Gut so!´dachte Stiles grinsend, `wirf die Angel aus und amüsier dich´. Er fühlte sich dem Werwolf gegenüber heute großzügig und friedfertig, denn es hatte ihm gut getan, dass er in den letzten Stunden bei ihm gewesen war und ihm seinen Halt angeboten hatte, ohne Hintergedanken zu haben. Und so ließ er ihn auch gewähren, als Peter auf dem Weg in den Club einen Arm um seine Schultern legte: „Glaub´ es, oder nicht, aber ich bin sehr froh, dass es Derek besser geht!“ sagte Peter unvermittelt: „Ich mag ihn zwar mit der ganzen Schlechtigkeit meines Herzens dafür hassen, dass ER dich hat und nicht ich, aber er ist meine Familie und ich liebe ihn!“ „Ich weiß!“ erwiderte Stiles, legt den Arm um seine Taille und ignorierte die skeptischen Blicke seiner Freunde. Im Club griff sich Malia Stiles und raunte: „Weißt du, was hier mal was Neues und Revolutionäres wäre? Wenn ein Mann und eine Frau miteinander tanzen würden!“ Und mit diesen Worten zog sie ihn auf die Tanzfläche und Kendra tat es ihnen gleich, indem sie sich ihren Mitbewohner schnappte. Danny stellte sich neben Peter an die Bar und folgte dessen Blick, der auf Stiles haftete: „Liebst du ihn eigentlich wirklich, oder ist das alles nur ein amüsantes Katz-und-Maus-Spiel für dich?“ Wollte der Jüngere wissen. Peter blieb die Antwort schuldig und blickte den Menschen lediglich vielsagend an: „Tut mir leid für dich, Mann!“ murmelte Danny. Dann fiel sein Blick auf die Tür und er fügte hinzu: „Schau mal, wer da gerade kommt: Dein Ersatzspieler!“ Peter grinste und machte sich auf den Weg, um Emanuel einzusammeln. Danny besorgte in der Zwischenzeit Shots und als die Tänzerinnen und Tänzer zu ihm zurückkehrten, reichte er je einen an Stiles und Kendra und hielt auch selbst einen in der Hand, während er kommentierte: „Wir Menschen werden uns heute betrinken. Für euch Wergetier gibt` s nichts, denn es wäre ja ohnehin verschwendet, weil es bei euch nicht wirkt!“ Ethan schlang von hinten einen Arm um Dannys Taille und flüsterte in sein Ohr: „Du weißt hoffentlich, dass ich es schamlos ausnutzen werde, wenn du betrunken bist, oder?“ „Darauf hatte ich gehofft!“ gab Danny zwinkernd zurück und verdrehte seinen Kopf, um den Werwolf küssen zu können. „Wie reagierst du eigentlich auf Alkohol?“ wollte Malia von Kendra wissen. Statt einer Antwort schenkte diese ihr nur ein vielsagendes Grinsen und Malia fuhr fort: „Ich denke, das ist mein Zeichen, für die nächste Runde zu sorgen.“ Nachdem diese getrunken war, zog es die beiden Frauen wieder auf die Tanzfläche und auch Ethan und Danny nahmen Stiles für einen musikalischen Dreier mit. Letzterer war in diesem Fall die Füllung des tanzenden Sandwiches. Er hätte es vielleicht nicht unbedingt Derek verraten, aber das war gar nicht so übel! Nein, wirklich nicht! Letztlich jedoch konnte Stiles sich in dieser Nacht nicht vollkommen entspannen, zog immer wieder sein Handy hervor, um zu sehen, ob es nicht doch noch irgendwelche Hiobsbotschaften von Derek oder Scott gab, doch sein Telefon schwieg glücklicherweise und Stiles widerstand der Versuchung, selbst anzurufen, weil er Derek auf keinen Fall vom schlafen und heilen abhalten wollte. Doch im Grunde wünschte er sich gerade nichts sehnlicher, als bei ihm zu liegen, ihn zu wärmen und ihm zu zeigen dass er ihn liebte; wollte nichts mehr, als sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass er wirklich wieder in Ordnung kam. Ein weitere Blick aufs Handy. Nichts! Stiles ging hinüber zur Tanzfläche und tanzte eine Weile für sich allein. Von Peter war weit und breit keine Spur und Stiles ahnte, war er tat; und auch wo und mit wem. Gut für ihn! Am Tresen gab es einen großen, breiten, schwarzhaarigen, gutaussehenden Kerl, der Stiles bereits eine Weile ins Visier genommen hatte und nun auf dem Weg zu ihm war. Vorerst begnügte der Fremde sich damit, Stiles lediglich zu umtanzen, doch nach einer Weile wurde er in seinen Absichten deutlicher, legte ihm die Hände an die Hüften und zog ihn näher an sich. Ein paar Takte lang ließ Stiles sich das gefallen. Der Kerl war heiß und ein guter Tänzer, doch sehr schnell merkte Stiles, dass er dazu absolut nicht in der Stimmung war, also bedankte er sich freundlich für das Interesse, erteilte eine höfliche Absage, zog sich zurück. Er verabschiedete sich von seinen Freunden, versicherte, dass er klarkommen würde und kehrte ins Hotel zurück. Es dämmerte zu diesem Zeitpunkt bereits und der neue Tag brach an. Die Idee, Dereks Genesung zu feiern, war rückblickend vielleicht doch keine so gute gewesen: Nun war Stiles betrunken, traurig und einsam. Wäre er gar nicht erst gegangen, würde er wahrscheinlich längst schlafen und hätte keines dieser Probleme. Als Derek das nächste Mal erwachte, schliefen seine beiden Bettnachbarn noch und draußen zog gerade die Morgendämmerung herauf. Scott hatte ihm den Rücken zugekehrt, doch Damian hatte sich eng an seine Seite geschmiegt und einen Arm um seinen Brustkorb gewunden. Derek erster Impuls war es, abzurücken und den Arm zu entfernen, doch dann warf er einen Blick in das Gesicht des Jungen und dieser sah so jung, unschuldig und schutzbedürftig aus, dass er das Gegenteil tat: Er zog Damian näher an sich heran und legte seinerseits einen Arm um ihn. Er versuchte währenddessen nicht an Stiles zu denken, oder daran, wie dieser das wohl beurteilen würde, sondern arbeitete im Geiste weiter an dem Plan, den Krieg der beiden Rudel zu beenden, wobei er durch sein Beinahe-Ableben ja so unhöflich unterbrochen worden war. Stiles war gerade eingeschlafen, als er das Klopfen an seiner Zimmertür hörte. Er seufzte und schloss eine Wette mit sich selbst ab: Danny oder Peter? Er setzte sein Geld auf Peter und gewann: „Was?“ fragte er grantig durch die, einen Spalt weit geöffnete Tür: „Ich wollte nach dir sehen!“ gab Peter zurück: „Warum liegst du nicht bei Emanuel im Bett und siehst nach dem?“ knurrte Stiles. Peter zuckte mit den Schultern: „Diese jungen Leute haben einfach keine Ausdauer mehr!“ erklärte er grinsend: „Und was willst du nun bei mir? Dein Workout fortsetzen? Dafür bin ich nicht annähernd betrunken genug. Oder lass´ es mich anders ausdrücken: So betrunken kann ich gar nicht sein!“ „Sei nicht so garstig!“ klagte Peter: „Ich komme mit ganz züchtigen Absichten. Ich wollte dir bloß ein wenig Gesellschaft und Trost anbieten. Und jetzt tu´ nicht so, als könntest du das nicht gebrauchen, denn du riechst aus jedem Knopfloch nach Trauer und Angst.“ Einen Moment lang war Stiles unschlüssig, was er tun sollte. Dann sagte er: „Warte einen Moment!“ Schloss die Zimmertür vor Peters Nase, um sie kurz darauf wieder zu öffnen. Er ließ den Elektroschocker in seiner Hand angehen und säuselte: „Komm´ rein Onkelchen!“ Peter grinste schief: „Ist nicht dein Ernst, Stiles oder?“ „Mein voller Ernst. Komm´ rein oder lass es!“ gab Stiles knurrend zurück. Peter kam der zweifelhaften Einladung nach, erinnerte sich daran, was Stiles kürzlich über die Selbstverteidigungswaffe und seine Testikel gesagt hatte und ließ sich unsicher auf dem Bett nieder. Stiles legte sich zu ihm, den Kopf in seine Armbeuge gebettet, die Hand, welche den Elektroschocker hielt auf Peter Bauch und so schliefen die beiden ein. Ethan und Danny lagen erhitzt und ein wenig atemlos beieinander, doch die Ruhe, die er sonst in diesem Moment fühlte, wollte sich bei Danny diesmal nicht einstellen. Ethan hatte vermutlich wieder einmal irgendeinen Werwolf-Hokuspokus angewendet, denn er spürte, dass etwas nicht stimmte und fragte: „Alles klar bei dir?“ „Heute ist schon Mittwoch!“ gab Danny rätselhaft zurück. Ethan runzelte die Stirn und Danny fügte hinzu: „Sonntagabend werden wir abreisen; das College und so! Wirst du mich irgendwann mal in Beacon Hills besuchen, oder gibt es da zu viele unangenehme Erinnerungen für dich?“ „Wir werden sehen!“ erwiderte Ethan. Danny schluckte hart, weil es wie eine höfliche Absage klang und so fügte Ethan hinzu: „Komm´ schon! Wenn es nach mir geht, dann wird es Sonntag mit Sicherheit keinen Abschied für immer geben.“ Er küsste ihn und fragte: „Lust auf eine zweite Runde?“ Danny holte tief Luft. Dann nickte er mit einem kleinen Grinsen. Kendra rollte von Malia herunter und wischte achtlos ihre Finger am Bettlaken trocken. Malia drehte sich zu ihr herum und erklärte grinsend: „Das Geld für die Schnäpse war gut angelegt, finde ich!“ Gespielt empört erwiderte Kendra: „Soll das heißen, du denkst, ich muss erst getankt haben? Ich kann immer und jederzeit, damit du es nur weißt!“ „Einem Kerl hätte ich für so einen blöden Spruch eine verpasst!“ erwiderte Malia lachend Wieder ernst sagte Kendra: „Tja, aber anders als bei einem Kerl stimmt es in meinem Fall wenigstens!“ behauptete sie verschmitzt. Dann fügte sie wieder ernsthaft hinzu: „Weißt du was? Da ist etwas, dass ich dir morgen gern zeigen möchte. Etwas Wichtiges!“ Malia stützte den Kopf auf ihre Hand und blickte die Andere fragend an, so dass Kendra hinzufügte: „Ich will noch nicht zu viel verraten. Es ist besser, wenn du es mit eigenen Augen siehst!“ Derek hatte nicht mehr schlafen können, denn es ging ihm einfach zu viel im Kopf herum. Er fühlte sich körperlich besser, aber er war unruhig. Um acht Uhr am Morgen, hielt er es schließlich nicht mehr aus, angelte sich sein Handy vom Nachttisch, ohne Damian zu wecken, der im Schlaf noch näher an ihn herangerückt war und mittlerweile mehr auf, als neben ihm lag und wählte die Nummer von Stiles. Er musste es sechsmal klingeln lassen, bis dieser endlich ran ging und ein total verschlafenes: „Huh?“ in den Hörer murmelte: „Entschuldige, es ist noch zu früh, wie? Vergiss, dass ich angerufen habe und schlaf` weiter, Süßer!“ erwiderte Derek eilig: „Was? Nein! Leg´ nicht auf! Ich bin wach!“ nuschelte Stiles und richtete sich ruckartig auf, was Peter knurrend weckte, in dessen Armen Stiles bis gerade eben immer noch gelegen hatte: „Wer ist das da bei dir?“ erkundigte sich Derek scharf. `Oh, Mann und was jetzt?´ , fragte sich Stiles: `Lügen, oder die Wahrheit sagen?“ „Dein Onkel!“ bekannte er: „Peter hat bei dir geschlafen? Himmel! Wie hat er dich denn dazu überreden können? Hat er dir irgendetwas getan? Hat er dich bedroht?“ fragte Derek aufgebracht: „Es ist alles in gut! Peter hat sich gut benommen! Entspann dich! Und hör mal!“ Stiles ließ den Elektroschocker ertönen: „Siehst du? Alles in bester Ordnung!“ „Wer ist da? Ist es etwa mein Neffe? Gib ihn mir mal!“ forderte Peter verschlafen, setzte sich nun ebenfalls im Bett auf und griff sich das Telefon, ehe Stiles ihn daran hindern konnte: „Hey, Derek! Schön dass du lebst! Keine Sorge: Ich halte deinen Jungen nur für dich warm! Keine Finger, wo sie nichts zu suchen haben! Versprochen! Und Stiles hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich das auch besser sein lasse. Er hat empfindliche Regionen meines Körpers mit Stromfolter bedroht!“ „Das würde mich vielleicht beruhigen, wenn wir hier nicht von dir sprechen würden und ich vermuten müsste, dass dir solch eine Behandlung gefällt, Peter!“ erwiderte Derek grimmig: „Und jetzt gib Stiles sein Telefon zurück!“ Peter lachte und reichte den Hörer an seinen Bettnachbarn weiter. „Versprich mir, dass er dir nichts getan hat!“ forderte Derek von Stiles: „Ich kann es dir sogar beweisen!“ erwiderte dieser und legte sich sein Handy auf die Brust. Derek lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag und schloss für einen Moment die Augen, als sei es Musik. Schließlich legte sich Stiles das Telefon wieder ans Ohr und erkundigte sich: „Und? Überzeugt?“ „Ja.“ Erwiderte Derek und fügte leise hinzu: „Du fehlst mir!“ „Du mir auch, Mann!“ gab Stiles zurück und es war so unglaublich wahr und bitter: „Ich bin trotzdem nicht damit einverstanden, dass du dich mit Peter tröstest!“ fügte Derek beleidigt hinzu. Stiles ließ ein kleines Lachen vernehmen und fragte dann hellsichtig: „Und? Was macht der kleine Damian gerade?“ Derek blickte hinab auf seine Brust, auf der noch immer der blonde Lockenschopf des Jungen ruhte, der im Schlaf ein wenig sabberte und er ließ ein verlegenes: „Uhm…“ vernehmen „Dachte ich´ s mir doch!“ gab Stiles tadelnd zurück: „Entschuldige!“ murmelte Derek kleinlaut: „Ist schon O.K.!“ antwortete Stiles: „Was könnt ihr schon groß anstellen, mit Scott nebendran und in deinem Zustand.“ Dann wollte er wissen: „Wie geht es dir überhaupt heute Morgen?“ „Besser! Fast schon wieder der Alte. Ein bisschen schwach noch.“ behauptete Derek und Stiles relativierte seine Worte im Geiste, weil er ihn kannte und wusste, dass er sich Schwächen nicht gut eingestehen konnte. Dennoch glaubte Stiles ihm, dass er wieder werden würde. „Ich habe noch einen anderen Grund anzurufen, außer dem, mich von den Toten zurückzumelden.“ Teilte Derek nun vom anderen Ende der Leitung mit: „Ich habe überlegt, wie wir hier vorgehen sollen und ich brauche dein übergroßes Hirn, damit du mir deine Einschätzung sagst.“ „Schmeicheleien am Morgen?“ Erwiderte Stiles: „Was für ein Start in den Tag!“ Derek lachte und dann berichtete er, was er von Damian erfahren hatte und wie er plante weiter vorzugehen. Stiles hörte es sich an und stimmte der geplanten Vorgehensweise schließlich schweren Herzens zu: „Es ist sehr offensiv und möglicherweise auch gefährlich, aber es scheint der vielversprechendste Weg zu sein. Seid ihr sicher, dass wir nicht allesamt anreisen und euch unterstützen sollten?“ wollte Stiles wissen: „Ganz sicher! Scotts Weg ist die Deeskalation! Alles hängt davon ab, dass er und ich Stärke zeigen. Wenn wir unsere „großen Brüder“ holen, schwächt es unseren Standpunkt eher, als dass es uns stärkt.“ Gab Derek zurück: „Bist du denn überhaupt schon wieder fit genug dafür?“ erkundigte sich Stiels skeptisch: „Wenn nicht, werde ich einfach so tun als ob!“ erwiderte Derek und erntete dafür ein genervtes Seufzen von seinem Geliebten: „Ich bin so verflucht froh, wenn das alles vorbei ist!“ stöhnte er: „Glaub´ mir, das bin ich auch und dann werde ich da sein, um mit dir das Nachtleben von San Francisco zu genießen!“ antwortete Derek: „Ich freue mich drauf!“ erwiderte Stiles und machte Anstalten, aufzulegen, doch Derek hielt ihn zurück: „Warte noch! Lass mich noch einmal dein Herz hören bitte, ja?“ „Huh?“ machte Stiles: „Ist das so ein besonderer Werwolfs-Kink? Ein Ohren-Porno für Raubtiere? Entwickelt sich das hier gerade zu so etwas, wie Telefon-Sex?“ fragte er lachend: „Kein Kink!“ Gab Derek lächelnd zurück: „Es ist nichts Schmutziges. Es beruhigt mich nur und hilft gegen die Sehnsucht!“ Stiles lachte leise: „Also gut!“ erwiderte er und gab Derek, wonach er verlangte. Schließlich legten sie dann doch noch auf und in diesem Moment regte sich Scott und fragte: „Wer war das!“ „Stiles. Ich habe meinen Plan von ihm absegnen lassen!“ Scott richtete sich auf und murmelte verschlafen: „Plan? Wir haben einen Plan?“ Dann fiel sein Blick auf Damians Kopf, welcher noch immer auf Dereks Brust lag und er zog eine Augenbraue hoch. Derek ignorierte es, denn er hatte nicht die geringste Absicht, sich zu rechtfertigen: „Ja! Ich hatte noch nicht die Chance, dir davon zu berichten – Nahtoderfahrung und so weiter.“ „O.K.!“ erwiderte Scott: „Dann schüttle doch mal den kleinen Klammeraffen ab.“ Er deutete auf Damian und fuhr dann fort: „Ich will mir erst mal deine Verletzungen anschauen und dann will ich hören, was du ausgeklügelt hast.“ Derek regte sich unter Damian und strich dem Jungen über den Kopf: „Hey, du musst aufwachen!“ Und tatsächlich öffnete der junge Werwolf nun widerwillig die Augen, hob den Kopf und als ihm klar wurde, in welcher Position er geschlafen hatte, gab er ein verlegenes: „Oh!“ von sich. Scott ging darüber hinweg und hieß Derek sein Shirt hochzuziehen, was Damien veranlasste, verstohlen einen Blick zu riskieren. Die Verletzungen auf Dereks Bauch waren verschorft und sahen aus, als würden sie gut verheilen: „Wie fühlt es sich an?“ wollte Scott wissen: „Gut!“ behauptete Derek und Scott warf ihm einen strengen Blick zu: „Na gut, es tut noch weh! Da sind innere Verletzungen, die noch ein, zwei Tage brauchen werden.“ gestand Derek kleinlaut ein. Nun untersuchte Scott die Kehle und hier glich es beinahe einer Wunderheilung. Von dem Klauenhieb war lediglich noch ein roter Schatten übrig: „Bei Gelegenheit musst du mir mal beibringen, wie diese Totalverwandlung funktioniert. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell die Heilung auf diese Weise vonstattengeht!“ kommentierte Scott verblüfft. Im Anschluss begann Derek Scott zu berichten, was er vorhatte. Der Alpha lauschte und nickte, doch dann wandte er ein: „Wir sollten aber noch ein paar Tage warten, bis du wieder vollständig wieder hergestellt bist, oder?“ Derek schüttelte den Kopf: „Ich denke, wenn ich zwölf Stunden nach einer beinahe tödlichen Verletzung wieder dastehe und Verhandlungen führe, kann das unsere Position nur stärken. Wir demonstrieren damit Unverwüstlichkeit und ich hoffe, damit ein wenig Eindruck zu schinden.“ „Wenn du Eindruck schinden willst, dann wüsste ich noch etwas!“ warf Damian ein und erklärte, was ihm vorschwebte. Nachdem Stiles das Gespräch mit Derek beendet hatte, warf er einen Seitenblick auf Peter und fühlte sich ein wenig beklommen. Was sich letzte Nacht noch wie eine gute Idee angefühlt hatte, wirkte im Licht des Tages plötzlich eigenartig und falsch. Auch Peter schien es zu spüren. Er schenkte Stiles einen Blick, den dieser nicht wirklich zu deuten wusste: nicht traurig, auch nicht ärgerlich, aber doch irgendwie intensiv und auf seltsame Weise ergreifend. Der Werwolf verabschiedete sich, bevor Stiles ihn dazu auffordern musste und zwar ohne weitere Umarmung, Wangenküsse, oder was Peter sonst so tat, um Stiles auf den Pelz zu rücken. Und das trug bloß noch weiter zu der merkwürdigen Atmosphäre bei. Stiles dachte darüber nach, schon wieder unter die Dusche zu springen, doch er wusste, dass auch dieser Aufwand Malias Sinne nach einer Nacht in inniger Umarmung mit ihrem Vater nicht zu täuschen vermocht hätte und so ließ er es bleiben. Er begnügte sich mit ein paar Spritzern Wasser im Gesicht, einer Rasur, frischen Kleidern und dem uralten Kampf zwischen Haupthaar und Bürste, ehe er sein Zimmer verließ, um hinunter zum Frühstückssaal zu gehen. Er musste hierzu durch einen langen, fensterlosen, schummrigen, ein wenig gruseligen Flur und ihn traf beinahe der Schlag, als auf einmal Peter mit blau aufleuchtenden Augen, Fangzähnen und Klauen aus einem Seitenarm des Ganges auftauchte und sich ihm näherte; ganz das lautlose und geschmeidige Raubtier, das er war. Peter sagte kein Wort, packte Stiles bei den Handgelenken und drängte ihn gegen die Wand hinter ihnen beiden. Das Gesicht des Werwolfs war verzerrt von einer eigenartigen Mischung aus Zorn und Verlangen. Stiles spürte Peters Atem auf seinem Gesicht, seine Brust, die sich gegen seine eigene drängte und den Druck seiner Erektion an der eigenen Hüfte. Die Luft um sie herum schien elektrisch zu schwirren, Farben, Formen, alles schien irgendwie verfremdet zu sein und auch Stiles Zeitempfinden war ein anderes: Ihm war, als stünden er und Peter bereits eine Ewigkeit so voreinander. `Das war die Angst!´, sagte Stiles zu sich selbst. Davon wurden seine Sinneswahrnehmungen beeinträchtigt. Die ganze Situation kam ihm so verdammt unwirklich vor und Stiles hatte das Gefühl, wenn einer von ihnen doch bloß etwas sagen würde, dann würde sich daran etwas ändern, also fragte er mit brüchiger Stimme: „Was willst du, Peter?“ „Dich Stiles!“ entgegnete dieser. Seine Stimme war ein zischendes Flüstern, gequält und verzweifelt: „Du kannst mich aber nicht haben!“ gab Stiles zurück und war überrascht, dass er so viel ruhiger klang, als er sich fühlte: „Und nun lass mich los, Peter! Bitte!“ Einen kurzen Moment lang verweilte der Ältere in seiner Position; dann ließ er Stiles Handgelenke frei, jedoch ohne auch nur einen Zentimeter von ihm abzurücken. Stiles spürte den Kampf in dem Werwolf und wusste mit einem Mal, dass es genau jene Schlacht war, die er sein ganzes Leben lang schon führte: Die des Mannes gegen die Bestie in seinem Inneren: „Ist gut!“ murmelte Stiles und strich Peter über das Haar. Peter vergrub sein Gesicht einen Augenblick lang an Stiles Hals und dieser konnte das Wolfsgebiss an seiner Gurgel spüren. Dennoch hielt er aus irgendeinem wahnwitzigen Grund still und setzte die Streicheleinheiten fort, während er beruhigende Laute von sich gab. Nach einer furchterregenden Ewigkeit hob Peter seinen Kopf wieder. Er hatte sich mittlerweile zurückverwandelt, riss sich nun von Stiles los und verschwand eilig, wobei er beinahe in Ethan und Danny hineinrannte: „Was ist denn mit dem los?“ Wollte Danny wissen und blickte Peter hinterher. Stiles beantwortete das mit einem Schulterzucken und versuchte gleichgültig zu wirken , während er zur selben Zeit fühlte, wie sich seine Knie in Gelee verwandelten. Ethan nahm Stiles rasenden Herzschlag und den Geruch seiner Angst wahr, sagte jedoch nichts. Er blickte ihn lediglich prüfend an und sie setzten zu dritt ihren Weg zum Frühstückssaal fort. Scott hatte den Wachposten vor seiner Tür die Anweisung erteilt, für Frühstück in seinem Zimmer zu sorgen und die beiden Alphas wissen zu lassen, dass sie sich um halb elf im Konferenzraum einzufinden hätten. Allein! Dies sei die Bedingung, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden würden; daran ließ Scott keinen Zweifel. Er war gespannt, ob die Rudelsführer sich auf dieses Arrangement einlassen würden. Falls ja, gab das bereits Anlass zur Hoffnung. Wenig später saß er mit Derek und Damian beim Essen, doch brachte er vor Nervosität beinahe keinen Bissen herunter. Abrams und Lucius saßen an gegenüberliegenden Enden des riesigen Verhandlungstisches und nahmen einander eisig ins Visier. Die Tür des Raumes stand offen und davor tummelten sich sowohl die Leute des einen, als auch des anderen Rudelsführers: „Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt!“ Herrschte Scott die Werwölfe an: „Ich will hier abgesehen von euren Alphas niemanden sehen, also verschwindet gefälligst.“ Der junge Alpha traute seinen Augen kaum, als die Wölfe sich auf seinen Ausruf hin tatsächlich widerwillig zurückzogen. Abrams dagegen traute seinen Augen kaum, als er einen großen, schwarzen Wolf mit Scott und seinem Sohn gemeinsam den Raum betreten sah: „Was ist das?“ höhnte er, als er seine Stimme wiedergefunden hatte: „Ich töte deinen Adjutanten und du kommst mit einem Wachhund an? Soll das ein Witz sein?“ Damians Gesicht verzog sich wütend und er setzte an, seinen Vater anzubrüllen, doch Scott legte ihm beruhigend einen Arm um die Schulter, drückte diese und erklärte ruhig: „Ich regle das schon.“ Abrams sprang von seinem Platz auf und brüllte: „Nimm´ die Pfoten von meinem Jungen, du verdammte Schwuchtel!“ „SETZEN!“ brüllte Scott, legte so viel Alphawolf in seine Stimme, wie ihm möglich war. Und tatsächlich ließ sich Abrams auf der Stelle in seinen Sitz zurücksinken. Scott wusste, dass diesem gerade der vergangene Abend in Erinnerung gerufen worden war, als Scott ihm um ein Haar sein Leben genommen hatte. Der schwarze Wolf hatte sich mittlerweile vor Abrams Füssen niedergelassen und blickte ihn aufmerksam an: „Was denn?“ fragte der Alpha großspurig, um von der Blöße abzulenken, die er sich gerade noch gegeben hatte: „Soll dein kleiner Schoßhund nun zu Ende bringen, wozu du gestern nicht den Mumm gehabt hast?“ Derek wählte diesen Moment, um sich zu verwandeln. Er richtete sich nackt über dem sitzenden Abrams auf, verschränkte die Arme vor der Brust und gewährte ihm mit einem schiefen Grinsen einen ausführlichen Blick auf die Ausstellungsstücke, ehe Damian einen mitgebrachten Stapel Kleider vor ihn hinlegte. Derek kleidete sich ohne Eile an, ehe er an der gegenüberliegenden Seite von Scott und Damian Platz nahm und den beiden zublinzelte. Scott erhob sich, blickte von Abrams zu Lucius und erklärte: „Also gut Männer: Zeit reinen Tisch zu machen! Reden wir!“ Kapitel 12: Klare Fronten ------------------------- Peter lief durch die Straßen, ohne ein klares Ziel vor Augen. Er spürte noch immer dieses Brennen und Ziehen, das von seinen Fingerspitzen ausging und sich von da aus auf seinen ganzen Körper erstreckte. Er hasste es! Er hasste es, sich derart hilflos und ausgeliefert zu fühlen. Die Kontrolle über das, was er fühlte, war ihm komplett entglitten. Und das Stiles Geruch noch überall auf ihm haftete, machte alles schlimmer! Er hatte kaum geschlafen in der vergangenen Nacht, denn er hatte sie damit zugebracht, die entspannten Züge des Jungen in seinen Armen zu betrachten und seinem Herzschlag zu lauschen. Weiter nichts! Dennoch hatte es sich angefühlt, als sei es eine der besten Nächte seines Lebens gewesen. Als wäre er ein dämliches, verliebtes Schulmädchen! Es war wirklich erbärmlich! Aber diesmal hatte er die Erlaubnis gehabt, bei ihm zu sein. Da war ein klitzekleines bisschen Vertrauen gewesen. Doch dass hatte Peter in einem schummrigen Hotelflur mit scharfen Klauen in Fetzen gerissen. Ohne bewusst die Absicht gehabt zu haben, hatten ihn seine Füße vor Emanuels Haus geführt und nun, da er hier war, war er unschlüssig, ob er klingeln sollte. Schließlich gab er sich einen Ruck. Emanuel kam offenbar gerade aus der Dusche. Er war tropfnass, hatte noch Schaum in den Haaren und hatte sich eilig ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Als er Peter erblickte, strahlte er: „Mit dir hätte ich nicht gerechnet!“ rief er aus: „Komm´ rein! Ich muss nur eben fertig duschen.“ „Ich hätte es auch nötig!Nimmst du mich mit?“ fragte Peter matt. „Sicher!“ entgegnete Emanuel und half Peter grinsend aus seinen Kleidern. Sie stiegen gemeinsam in die enge Duschwanne und Peter genoss das warme Wasser, dass über seinen Körper rann, sowie Emanuels Hände, die Seifenschaum auf seiner Haut verteilten. „Du bist irgendwie anders heute morgen!“ stellte der Jüngere fest, als sie sich abtrockneten: „Normalerweise hättest du doch jetzt bereits versucht, mich flachzulegen.“ „Sorry!“ murmelte Peter, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte und sich irgendwie durcheinander fühlte: „Du musst dich nicht entschuldigen!“ gab Emanuel mit einem kleinen Lächeln zurück: „So ist es auch in Ordnung. Wir könnten doch zur Abwechslung einfach mal nur zusammen frühstücken und wenn du magst, werde ich dich hinterher massieren. Du siehst aus, als hättest du beides gerade nötig!“ Peter nickte lediglich und blickte dann skeptisch auf, als Emanuel ihm Donuts kredenzte: „Ich habe eine Schwäche für süßes Zeug. Wahrscheinlich werde ich irgendwann Diabetes kriegen und mir fällt ein Fuß ab, aber bis dahin werde ich wohl so weiter machen.“ Sie hockten nackt am Küchentisch. Peter grinste ein wenig und biss in das angebotene Gebäck. Nach dem Frühstück fühlte sich Peter ein wenig geerdeter. Ihm war immer noch nicht nach reden, doch er ließ sich gern von Emanuel in sein Schlafzimmer führen und dort massieren. Der jüngere saß dabei auf seinem Gesäß und führte große, sanfte Bewegungen aus. Der blumige Duft des Massageöls und die Berührungen ließen Peter ruhiger werden. Unvermittelt fragte Emanuel: „Bist du eigentlich so durcheinander wegen dieses Typen, der so aussieht wie ich?“ „Wie?“ fragte Peter überrumpelt: „Komm schon Peter! Ich mag zwar nicht der Hellste sein, aber dass du in den Jungen verliebt bist, habe ich mittlerweile auch kapiert. Und auch, dass ich als sei Stellvertreter fungiere!“ Peter versuchte sich umzudrehen und aufzusetzen, doch Emanuel blieb beharrlich auf seiner Hüfte sitzen, drückte ihn runter und setzte die Massage fort: „Ist schon in Ordnung! Ich bin nicht böse darüber. Ich komme hier schließlich voll und ganz auf meine Kosten. Ich will dich ja auch nicht heiraten, oder so. Ich hatte mir für die Frühjahrsferien Urlaub genommen und hatte die Absicht, ein bisschen das Nachtleben und die Männer zu genießen und an meinem ersten Abend treffe ich dann dich. Und darüber kann ich mich wirklich nicht beschweren. Das, was wir tun übersteigt die Erwartungen, die ich an meinen Urlaub hatte bei weitem. Aber Ende dieser Woche kehrst du wieder zurück dorthin, wo auch immer du herkommst, ich kehre zurück in meinen Alltag und höchstwahrscheinlich sehen wir uns dann nie wieder, doch von mir aus ist das in Ordnung so.“ Er lachte ein wenig und fügte hinzu: „Zumal meine Mum mir den Kopf abreißen würde, wenn ich mit einem Lover in deinem Alter ankäme!“ „Was soll das denn bedeuten?“ empörte sich Peter: „Beruhige dich!“ erwiderte Emanuel kichernd: „Ich bin nicht derselben Ansicht, wie meine Mutter. Ich denke, ältere Kerle haben etwas für sich.“ Jetzt drehte Peter sich aber definitiv herum, was Emanuel die Chance gab, nun auf dessen Brust die Massage fortzuführen: „Ich höre!“ fragte Peter und schauten den Händen des jungen Mannes dabei zu, wie sie große sanfte Kreise auf seinem Oberkörper beschrieben: „Zwei Stichworte!“ entgegnete Emanuel grinsend: „Ausdauer und Erfahrung! Und in deinem Fall kommt hinzu, dass du unglaublich heiß bist. Ich weiß nicht, was an dir das Besondere ist, aber irgendetwas ist definitiv anders, als bei den Männern, die ich sonst hatte. Ein Teil von mir würde gern wissen, was es ist, doch ein anderer Teil warnt mich, dass es besser wäre, es nicht zu erfahren, weil es mich verstören oder mir Angst machen würde!“ Peter gefiel, wie Emanuel über ihn sprach. Es stieg ihm...nun ja, nicht gerade zu Kopf. Ihm gefiel auch, wie der Jüngere sich auf seiner Hüfte bewegte, während er ihn massierte. Und da sie sowieso schon mal in dieser Position waren... „Du riechst nach Todesangst und meinem Dad!“ stellte Malia gereizt fest, als sie alle gemeinsam beim Frühstück saßen: „Was zur Hölle geht hier vor?“ Stiles verdrehte genervt die Augen: „Ich bin O.K.! Meine Ehre blieb unangetastet, also gib Ruhe!“ gab er barsch zurück. „Und was war das für eine Nummer vorhin im Flur?“ Wollte nun Ethan wissen: „Das war nichts! Themawechsel, O.K.?“ Stiles Stimme hatte eine scharfen Klang angenommen. „Komm´ schon Stiles!“ mischte sich Danny mit sorgenvoller Mine in die Unterhaltung ein: „Was ist passiert?“ „Entspannt euch einfach alle wieder!“ forderte Stiles: „Wenn es etwas gäbe, dass ihr wissen müsstet, würde ich es euch schon nicht vorenthalten. Vertraut mir einfach!“ Und damit ließen die Freunde die Sache auf sich beruhen. Was blieb ihnen auch anderes übrig. „Wir werden jetzt über Christian sprechen!“ bestimmte Scott. Abrams verschränkte die Arme vor der Brust. Lucius Gesicht verdunkelte sich und er gab ein leises Knurren von sich. „Er war dein Adjutant, Lucius! Und ich denke, er war noch mehr als das. Er war dein bester Freund und ER...“ Scott zeigte auf Abrams: „...hat ihn getötet!“ Die beiden Alphas schwiegen weiterhin beharrlich. Damian zückte sein Handy und rief ein Foto auf. Es zeigte ihn selbst mit einem gutaussehenden jungen Mann, mit einem einnehmenden, strahlenden Lächeln. Beide Männer im Bild wirkten glücklich. Damian betrachtete das Bild und kurz flackerte Schmerz in seinen Zügen auf. Er zeigte das Foto Scott und Derek, dann seinem Vater und schließlich legte er das Handy vor Lucius hin und ließ es dort liegen. Trauer zeigte sich auf dem Gesicht des Alphas, als er seinen verstorbenen Freund so lebendig und fröhlich vor sich sah: „Du hast einen Krieg wegen seines Todes begonnen und doch kannst du nicht darüber sprechen, was er wirklich war?“ fragte Scott mahnend: „So viele Wölfe haben wegen dieser Sache ihr Leben verloren und wissen nicht einmal, weswegen dieser Krieg geführt wird!“ „DER KERL HATTE DEN TOD VERDIENT?“ brüllte Abrams unvermittelt und sprang von seinem Stuhl auf. Lucius stieß ein schmerzerfülltes Brüllen aus und Derek fuhr Zähne und Klauen aus, doch er wurde von Scott zurückgerufen und Damian fragte mit leiser Stimme: „Warum hatte er den Tod verdient, Dad? Weil er mit mir geschlafen hat? Weil er mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.“ Und plötzlich wurde er laut: „WIE BLÖD BIST DU EIGENTLICH? Glaubst du, Christian war der Erste, mit dem ich gevögelt habe? Ich habe es zum ersten Mal getan, als ich vierzehn war und seitdem sehr viele Male. So bin ich und es gefällt mir! Mir ist scheißegal, was du davon hältst und du musst mich schon totschlagen, wenn du daran etwas ändern willst!“ Abrams hechtete brüllend über den Tisch und riss seinen Sohn zu Boden, doch Scott war zur Stelle, zog ihn von ihm herunter und stieß ihn in eine Ecke des Raumes. Als Abrams wieder auf den Jungen losgehen wollte, stellte Scott sich zwischen Vater und Sohn: „Ich habe keine Angst vor dir, Dad!“ rief Damian in seinem Rücken: „Was bist du bloß für ein Vater?“ fragte Scott voller Verachtung. Dann blickte er sich zu Lucius um: „Ernsthaft! Was stimmt mit euch beiden eigentlich nicht, wenn ihr lieber eure Leute sterben lasst, als euch einmal der Wahrheit zu stellen: Dein bester Freund war schwul und das ist dein Sohn auch. Wo ist verdammt nochmal das Problem? Ihr steht großen mächtigen Rudeln vor. Frauen, Männer und Kinder vertrauen auf euren Schutz und eure Führung und ihr seid im Grunde nichts weiter als sehr dumme Kinder!“ „Das Gespräch ist für mich beendet!“ erklärte Abrams grollend: „Ich nehme jetzt meinen Sohn und mein Rudel wird abreisen. Die Friedensverhandlungen sind gescheitert!“ „Ich gehe nirgendwo mit dir hin!“ erwiderte Damian schneidend: „Ich werde mit Scott und Derek verschwinden und wenn du mich davon abhalten willst, dann werde ich nicht länger schweigen. Dann wird jeder erfahren, was ich bin!“ „EHER TÖTE ICH DICH!“ brüllte Abrams und stürzte sich erneut auf seinen Jungen. Diesmal war es Lucius, der dazwischen ging. Die beiden Alphas kämpften miteinander. Umstürzende Stühle, Poltern und lautes Gebrüll riefen natürlich die anderen Werwölfe auf den Plan, die sich noch in der Nähe aufgehalten hatten. Die Tür des Konferenzraums flog auf und plötzlich war der Raum voll von wütenden Wölfen: „NIEMAND MISCHT SICH EIN!“ Herrschte Scott die Eindringlinge an: „SIE WERDEN DAS JETZT AUSFECHTEN!“ Derek hatte Damian aus der Gefahrenzone gezogen und sich schützend vor ihn gestellt. Nun versuchte er gerade, die Hand des Jungen an seiner Hüfte und seinen Atem in seinem Nacken zu ignorieren, während er den Kampf verfolgte, um zu sehen, ob irgendwo sein Eingreifen erforderlich werden würde. Es zeichnete sich ab, dass Lucius, der größere und jüngere, der überlegene Kämpfer war. Er hatte Abrams auf den Verhandlungstisch geworfen und war nun über ihm. Mit den Knien hatte er Abrams Arme fixiert und ihn damit bewegungsunfähig gemacht. Luciuses Gesicht war gezeichnet von Schmerz und Zorn, als er die Klauen seiner rechten Hand an Abrams Kehle ansetzte. Die Krallen gruben sich langsam in die empfindliche Haut: „Worauf wartest du?“ rief Abrams erstickt: „Bring es zu Ende!“ „Christian war mein Freund! Er war mein Bruder! Ich habe ihn geliebt, ganz gleich was er war!“ rief Lucius aus: „Aber wenn ich dich töte, Abrams, dann bringt es ihn auch nicht zurück. Ich will kein Blutvergießen mehr!“ Er kletterte von seinem Kontrahenten herunter und kaum hatte er Abrams den Rücken zugewendet, sprang dieser auf und holte mit einer Klaue aus und trieb sie Lucius in den Rücken. Scotts gerufene Warnung kam zu spät. Die Gefolgsleute von Lucius im Raum brüllten, doch noch ehe irgendein Anderer etwas unternehmen konnte stürzte sich Tamara Craig, eine von Abrams Betas auf ihren Alpha, riss ihn zu sich herum und stieß ihre Klaue in seinen Brustkorb und in sein Herz. Während die Farbe ihrer Wolfsaugen von blau zu rot wechselte, sagte sie leise: „Du hast dein Rudel lange genug ins Unglück gestürzt!“ Dann heulte sie auf und die anderen Betas ihres Rudels stimmten ein, um ihre neue Alphawölfin ihrer Gefolgschaft zu versichern. Scott schluckte. Er hatte so sehr gehofft, diesen Konflikt ohne Blutvergießen zu beenden. Er kniete neben Lucius nieder, um das Ausmaß von dessen Verletzungen einzuschätzen. Natürlich wurde er dafür von dessen Betas angeknurrt, doch dass rote Aufleuchten seiner Augen ließ sie Abstand halten: „Bist du in Ordnung?“ wollte er von dem anderen Alpha wissen. Lucius nickte. Er schien starke Schmerzen zu haben, das Licht in seinen Augen flackerte, doch Scott hatte das Gefühl, dass er durchkommen würde. Er griff nach der Hand des anderen Mannes und schwarze Linien zogen seinen Arm hinauf in Richtung seines Herzens, als er ihm seine Schmerzen nahm. Als das getan war, erlaubte er den Betas ihren Alpha mitzunehmen, um ihn zu versorgen und rief ihnen noch hinterher: „Die Verhandlungen werden morgen um zehn Uhr fortgesetzt!“ Dann erhob er sich und trat Tamara Craig entgegen. Die Frau überragte Scott um einen halben Kopf, ihr schwarzes Haar reichte ihr bis auf die Hüfte, die Gesichtszüge waren markant und die Augen schwarz wie Kohlen. Sie war eine beeindruckende Frau. Er blickte hinab auf ihre blutige Hand, die soeben das Leben ihres Alphas genommen hatte und fragte sie: „Einverstanden?“ Die Werwölfin nickte: „Morgen, zehn Uhr!“ bestätigte sie fest. Damian kniete neben dem Leichnam seines Vater nieder und blickte auf ihn hinab: „Lass´ uns von hier verschwinden!“ forderte Derek, der hinter ihm stand und die Hände auf seine Schultern gelegt hatte: „Du weißt, was das Rudel mit seinem Körper anstellen wird und du willst nicht dabei sein, glaub´ mir!“ „Ist mir egal! Ich hasse diesen Bastard! Sollen sie ihn doch in Stücke reißen. Was kümmert´ s mich?“ erwiderte der Junge trotzig und führte seine eigenen Worte ad absurdum, indem er nun nach der Hand seines toten Vaters griff. Die neue Alpha trat hinzu und betrachtete die Szene. Damian erhob sich und blickte ihr in die Augen. Tamara Craig trat bedrohlich nah an ihn heran und ließ das rot in ihren Augen aufblitzen: „Der Junge steht unter meinem Schutz!“ verkündete Derek grollend: „Niemand wird ihm ein Haar krümmen!“ „Einverstanden!“ erwiderte Craig: „Solange er nichts Dummes versucht, um seinen Vater zu rächen, wird ihm nichts geschehen!“ Damian lachte freudlos: „Meinst du das im Ernst, Tamara?“ wollte er wissen: „Ich sollte mich bei dir bedanken!“ „Willst du später seine Überreste, um sie zu beerdigen?“ wollte die Wölfin wissen. Damian schüttelte den Kopf: „Macht mit ihm, was ihr wollt!“ verkündete er bitter und wandte sich zum Gehen. Derek sammelte seinen Alpha ein, der erschüttert mitten im Konferenzraum stand und dann folgten sie beide Damian: „Hey! Wo willst du denn jetzt hin?“ fragte Derek Damian und hielt ihn am Arm fest. Statt einer Antwort zuckte der Junge lediglich mit den Schultern: „Du kommst mit uns auf´ s Zimmer!“ bestimmte Derek. Als er die Tür hinter ihnen schloss, wusste der Ältere im Grunde nicht, wo er anfangen sollte. Damian hatte sich ans Kopfende des Bettes gesetzt und dort zusammengerollt, wie ein Igel. Scott dagegen blieb mitten im Raum stehen und starrte mit glasigem Blick an die Wand. Derek schaute hilflos von Einem zum Anderen, als Scott schließlich beinahe tonlos murmelte: „Ich habe auf der ganzen Linie versagt!“ er wandte sich Damian zu und fügte hinzu: „Es tut mir so wahnsinnig leid!“ Derek umarmte seinen Alpha und flüsterte: „Das ist kompletter Blödsinn! Du hast getan, was du konntest. Du hast es besser gemacht, als irgendwer, den ich kenne es gekonnt hätte. Es sind Wölfe, Scott! Du hast ihnen eine friedlichere Lösung angeboten, doch sie haben sich am Ende eben entschieden, ihren archaischen Wegen zu folgen. Aber wenn morgen zwei Namen unter einen Friedensvertrag gesetzt werden sollten, dann wirst du viele Leben gerettet haben, kleiner Bruder!“ Diese Anrede war der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte: Kleiner Bruder? Ja, Scott fühlte sich klein. Er fühlte sich winzig und der ganzen Sache überhaupt nicht gewachsen und genau wie ein winziges, hilfloses Baby brach er jetzt auch in Tränen aus: „Ist in Ordnung!“ flüsterte Derek: „Es war viel heute! Es ist gut, wenn du weinst!“ Er führte Scott hinüber zum Bett, ohne ihn loszulassen, ließ sich mit ihm dort nieder und zog den Kopf des Freundes an seine Brust. Doch dann spürte er, wie Damian an seiner anderen Seite sich gegen ihn sinken ließ und wünschte sich ein weiteres Paar Arme. Nun ja, es half nichts: Er musste sich mit der Anzahl Arme behelfen, welche die Natur ihm mitgegeben hatte und so zog er Damian an seine andere Brust, wo dieser sofort sein Gesicht vergrub und seinerseits Dereks Hemd mit seinen Tränen durchweichte, welche auch bei ihm mittlerweile zu fließen begonnen hatten. „Wohin bringst du mich denn nun?“ fragte Malia ungeduldig: „Was ist es, was ich so unbedingt sehen muss?“ „Wir sind gleich da!“ erwiderte Kendra: „Dann wirst du schon sehen.“ Sie machten Halt vor einem modernen Glasbau, bei dem es sich um das GLBT-Center handelte: „Du wolltest, dass ich deinen Arbeitsplatz sehe?“ fragte Malia ratlos: „Nicht ganz.“ Gab Kendra zurück und zog sie an der Hand hinter sich her, in einen Raum im hinteren Teil des Gebäudes, der voll war von Jugendlichen, die gemeinsam aßen: „Was mache ich hier?“ wollte Malia wissen: „Das sind alles obdachlose Kids; Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*.Diese Kinder mussten von zuhause weglaufen oder wurden von ihren Eltern rausgeworfen, wegen ihrer Veranlagung. Sie kommen zweimal die Woche hierher zum Essen, doch das ist einfach nicht genug. Ich versuche schon seit Ewigkeiten mit ein paar anderen Leuten, Geldgeber aufzutreiben, um ein Wohnprojekt für diese Jugendlichen zu begründen. Wir haben es fast geschafft. Wir brauchen aber noch Leute, die am Ende hier arbeiten, eine familiäre Atmosphäre herstellen, den Laden am laufen halten!“ Kendra blickte Malia erwartungsvoll an und erst da ging ihr ein Licht auf: „Du denkst dabei an mich?“ „Na ja, so etwas ähnliches machst du doch in Los Angeles bereits und du hast gesagt, San Francisco gefällt dir. Und vielleicht fällt dir ja noch ein anderer guter Grund ein, hierher zu kommen?“ gab Kendra unsicher zurück: „Das Klima vielleicht?“ warf Malia scherzhaft ein. Kendra ließ den Kopf hängen: „Ist das deine höfliche Art, davon abzulenken, dass du an nichts Ernstem interessiert bist und ich vorpresche wie eine klammernde Idiotin?“ „Nein!“ erwiderte Malia und küsste sie: „Ich bin einfach nur überwältigt. Ich weiß nicht was ich sagen soll, außer, dass es großartig klingt. Aber ich müsste dafür auch ein paar Dinge aufgeben; zum Beispiel MEINE Jugendlichen zuhause, Freunde und so weiter. Es ist etwas, über das ich ein wenig nachdenken muss, in Ordnung?“ Kendra nickte. Weil die Mädchen heute geheimnisvolle andere Pläne hatten, hatten die Jungs beschlossen, shoppen zu gehen. Danny war der Ansicht, dass Stiles mehr aus sich machen könnte: „Ehrlich Mann! Du kannst doch nicht immer nur in Jeans und Sweatshirt herumlaufen. Du hast doch eine...öhm...eine Figur. Ich meine gut: du könntest dich zwar öfter mal anschließen, wenn ich dich frage, ob du mit ins Gym kommen willst, aber es gibt ja genug Kerle, die Twinks wie dich mögen, schmal, äh...blass, weniger muskelbepackt, richtig Ethan? Sag doch auch mal was!“ Stiles hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sein Gesicht glich einer Schlechtwetterfront: „Sorry, Mann, aber das Grab hast du dir selbst geschaufelt!“ gab Ethan lachend zurück: „Ich sag´ dazu bestimmt nichts!“ „Ich denke, ich und meine Öhm-Figur gehen dann jetzt mal wieder zurück ins Hotel und ziehen uns die Decke über den Kopf!“ knurrte Stiles: „Ach komm schon!“ säuselte Danny: „So mein ich das doch gar nicht. Wenn du mir heute noch mal dieselbe Frage wie vor ein paar Jahren in der Umkleide stellen würdest und wenn dein Werwolf mir dann nicht das Herz aus der Brust reißen würde und wenn ich selbst nicht neuerdings anderweitig verplant wäre, dann würde ich keine Sekunde zögern und dich sofort hinter die nächste Hecke zerren. Ehrlich Mann!“ „Oh Baby, da krieg ich ja gleich weiche Knie, wenn du jetzt anfängst Süßholz zu raspeln!“ spottete Stiles: „Du, ich und die schnelle Nummer hinter der Hecke also, ja? Dafür lasse ich doch gleich alles stehen und liegen!“ Ethan war mittlerweile dazu übergegangen sich vor Lachen auszuschütten, während Danny inzwischen hochrot angelaufen war und nur noch fähig zu sinnlosem Stottern war. Er nahm ein neongelbes Oberteil mit tiefem Rückenausschnitt und eingearbeitetem durchsichtigen Latex auf Brusthöhe von einem Kleiderständer und meinte: „Das Teil wäre doch heiß an dir!“ „Das Ding ist geschmacklos, Danny!“ fuhr Stiles ihn an: „Denkst du, ich habe in naher Zukunft die Absicht, mein Geld an Straßenecken zu verdienen?“ „Nein...ich meine...nein, Derek kommt doch bald hierher. Vielleicht gefällst du ihm darin ja?“ stotterte Danny und wusste, dass er eigentlich nur verlieren konnte: „Wenn Derek mich nackt sehen will,dann ziehe ich mich aus. Ich brauche keine Peephole-Shirts!“ erklärte Stiles unversöhnlich: „Du kannst ja gern jedem deine Titten zeigen, aber ich habe KLASSE!“ Danny beschloss, seine Strategie zu ändern und auf Angriff zu gehen: „Ach ja? Klasse hast du? Und woran merkt man das? Daran, dass deine Jeans an den Knien schon fadenscheinig werden und dein Hoodies aussehen, als hättest du sie einem sehr viel größeren Kerl von der Wäscheleine geklaut?“ „Hey!“ Machte Stiles und knuffte Danny: „Selber hey!“ erwiderte dieser und knuffte zurück. Das ging eine Weile so hin und her und schließlich rangen die beiden lachend miteinander, mitten in der winzigen Boutique, wobei sie skeptisch von einem Verkäufer mit vierfarbigem Fransenhaarschnitt und aufgemalten Augenbrauen beobachtet wurden, der einerseits offensichtlich Angst um die Inneneinrichtung hatte, für den diese kleine Rangelei aber scheinbar auch eine willkommene, kleine, amüsante Abwechslung in seinem ansonsten gleichförmigen Arbeitsalltag darstellte. Als die beiden Freunde sich endlich wieder eingekriegt hatten, verlangte Stiles: „Gib mir doch mal das Schlampenshirt. Ich probiere es jetzt an!“ „Siehst du? Das habe ich gemeint!“ schnurrte Emanuel zufrieden, während er nach einem Döschen in der Nähe seines Bettes angelte: „Ausdauer und Erfahrung!“ Peter lachte: „Stets zu Diensten!“ Emanuel bewegte die Dose in seinen Händen und fragte: „Du bist kein Cop, oder?“ Das ließ Peter noch lauter lachen: „Absolut nicht!“ „Gut!“ erwiderte Emanuel und nahm sich einen Joint und ein Feuerzeug aus der Dose: „Stört es dich?“ Peter schüttelte den Kopf. Nachdem Emanuel seinen ersten Zug genommen hatte, hielt er Peter den Joint hin: „Das Zeug wirkt bei mir nicht!“ gab dieser zurück: „Das behaupten immer alle!“ erwiderte Emanuel: „Hast du es überhaupt schon mal probiert?“ „Das, und so ziemlich jede andere existierende Droge, denn glaub´ mir, es hat Zeiten in meinem Leben gegeben, da hätte ich nichts gegen eine kleine Realitätsflucht einzuwenden gehabt, aber ich bin gegen alles immun.“ gab Peter zurück: „Das Glaube ich nicht!“ sagte Emanuel skeptisch: „Glaub´ s mir ruhig. Es ist so eine Art...erbliche Stoffwechselstörung. Ich kann den hartgesottensten Säufer unter den Tisch trinken, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber du kannst mich ja an deiner Erfahrung teilhaben lassen. Was fühlst du, wenn du das Zeug rauchst?“ Der Joint war mittlerweile schon beinahe heruntergebrannt. Emanuel kicherte: „Also eins vorweg: Ich tue das nicht täglich oder so. Ich bin nicht irgend so ein Pothead, falls du das denkst. Tja, und was fühle ich dabei? Also es entspannt mich, es macht mich kreativ, es lässt mich träumen und es macht mich ein bisschen...uhm...“ „Ein bisschen `WAS´?“ hakte Peter nach: „Na ja, ein bisschen hemmungslos.“ bekannte Emanuel mit einem kleinen Erröten. Peter lachte: „Gut zu wissen!“ sagte er, hockte sich auf den Jüngeren und hielt dessen Handgelenke fest: „Jetzt gerade auch?“ „Hmmhmm!“ gab Emanuel grinsend zurück. Eine ganze Weile später angelte Peter sein Handy aus seiner Jeans, die zerknüllt am Boden lag, schaltete es ein und runzelte die Stirn: „Was denn?“ wollte Emanuel wissen: „Musst du los?“ Peter schüttelte den Kopf: „Ich hab noch ´nen Moment. Oder willst du mich loswerden?“ „Überhaupt nicht. Ich dachte, ich könnte uns etwas zu essen machen. Beim Essen macht Gras nämlich unglücklicherweise auch ziemlich hemmungslos.“ Gab Emanuel zurück: „Hast du denn irgendwas im Haus, was nicht zu hundert Prozent aus Zucker besteht?“ erkundigte sich Peter skeptisch: „Spaghetti?“ Fragte Emanuel unsicher. Das war noch eine weitere Sache, worin sich Emanuel von Stiles unterschied, dachte Peter: Dieser Junge konnte absolut nicht kochen. Die Pasta war zu lange im Topf gewesen und drohte nun beinahe sich aufzulösen und die Pastasauce kam aus einem Glas. Peter schmunzelte über das eigenartige Mahl, ließ sich jedoch nichts anmerken und aß klaglos, was ihm vorgesetzt wurde: „Sag mal, dass du kein Polizist bist, haben wir ja schon geklärt, aber was machst du eigentlich beruflich?“ Wollte Emanuel mit einem Mal wissen. Peter blickte von seinem Teller auf und war ratlos, wie er darauf antworten sollte: „Wusste ich` s doch! Das ist also dein Geheimnis: Du bist irgend so ein Unterwelt-Boss! Mafia oder so!“ Peter lachte herzhaft: „Dazu hätte ich bestimmt ein gewisses Talent, aber offen gesagt hatte ich so etwas nie nötig. Meine Familie hat Geld, weißt du?“ „Genug Geld, dass du überhaupt nicht arbeiten musst?“ rief Emanuel erstaunt aus: „Und da hockst du mit einem traurigen Habenichts wie mir in meiner miefigen Eineinhalbzimmerwohnung und isst die erbärmlichsten Spaghetti, die die Welt je gesehen hat?“ „Warum nicht?“ gab Peter lächelnd zurück. Nach dem Essen verabschiedeten sich die beiden Männer voneinander: „Danke!“ sagte Peter: „Du hast mir heute wirklich geholfen!“ „Ich fand´s toll mit dir!“ versicherte Emanuel: „Sehen wir uns heute im Club?“ Peter zuckte mit den Schultern: „Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie mein Tag heute weitergeht.“ Und beinahe flüsternd fügte er hinzu: „Und ob ich ihn überleben werde.“ „Komm´ schon Peter, so schlimm wird’ s schon nicht werden. Und mein Doppelgänger sieht auch nicht so aus, als könnte er einem Kerl wie dir einfach so den Hals umdrehen.“ gab Emanuel schmunzelnd zurück: „Ich habe ja auch nicht gesagt, dass er es selbst tun würde!“ Gab Peter zurück: „Weißt du was? Wenn du willst und falls wir alle uns heute Abend sehen, lasse ich diesem Kerl gegenüber die Bitch heraushängen und zeige ihm, was ihm entgeht, in Ordnung? Ich könnte mich dir vor seinen Augen an den Hals werfen und mich an all den guten Sachen zu schaffen machen, die er nicht haben kann. Wetten, das weckt sein Interesse?“ Peter lachte und küsste Emanuel auf die Stirn: „Du bist wirklich süß, aber ich fürchte, das würde nur funktionieren, wenn ich ihm mehr wert wäre, als der Dreck unter seinem Fingernagel.“ „Du hast so etwas nicht nötig, Peter! Du bist toll!“ versicherte Emanuel und küsste ihn noch einmal: „Vielleicht bis später und sonst vielleicht bis morgen, ja?“ Peter nickte und kehrte ins Hotel zurück. Gleich im Foyer ihres Hotels stieß Peter auf Stiles, Ethan und Danny, die Einkaufstüten in ihren Händen hielten Weder Stiles noch Peter sagten etwas. Sie nahmen sich lediglich misstrauisch gegenseitig mit ihren Blicken ins Visier: „Sollen wir bei dir bleiben?“ erkundigte sich Danny bei Stiles und ignorierte Peter vollständig. Stiles schüttelte den Kopf: „Nein, lasst uns bitte allein!“ erwiderte er. Die beiden Freunde zogen sich zögerlich zurück. Kaum waren Peter und Stiles unter sich, wollte der Ältere wissen: „Was hast du denn da an. Wolltest du eine kleine Typveränderung, oder was? Gefällt mir!“ Stiles gab ein kleines freudloses Lachen von sich: „War ja klar, dass der Flittchenlook dein Fall ist, Peter.“ „Weißt du, was mich überrascht hat, Stiles?“ stellte Peter eine rhetorische Frage: „Ich war verwundert, dass ich nicht eine einzige gebrüllte Morddrohung von meinem Neffen auf meiner Mailbox hatte. Und jetzt das mit deinen Superfreunden, die sich einfach so zurückziehen, ohne mir eine Moralpredigt darüber zu halten, was für ein widerliches Monster ich bin und das man mich auf dem Grund des Pazifiks versenken sollte; gekettet an einen riesigen Anker.“ Wieder ein Lachen von Stiles, diesmal von Herzen kommend: „Was für ein hübsches Bild!“ Kommentierte er. Dann fügte er hinzu: „Das alles wird aber nicht passieren. Ich habe niemandem erzählt, was du heute morgen getan hast und das habe ich auch nicht vor. Du und ich haben von nun an ein Geheimnis, verstanden?“ Peter nickte. Eine Weile standen die beiden unschlüssig voreinander; dann wollte Peter wissen: „Hasst du mich nun?“ „Nicht mehr als vorher.“ gab Stiles lachend zurück und hakte sich bei dem Werwolf unter. In diesem Moment klingelte Stiles Handy. Es war Derek. Kapitel 13: Macht und Ohnmacht ------------------------------ „Hi Süßer! Wie war dein Tag?“ fragte Derek und seine Worte wurden begleitet von tausend Alarmglocken die im Hintergrund schrillten: „Du fragst mich, wie MEIN Tag war? Machst du Witze?“ fragte Stiles aufgebracht: „Ich gebe dir später einen detaillierten Bericht, von meinem Frühstückstoast, bis zu dem Schlampenshirt, dass ich gerade aus einer Laune heraus gekauft habe, aber erst erzählst du mir ganz genau, was da bei euch los ist, ist das klar?“ „Schlampenshirt?“ fragte Derek verwirrt: „Mach mich nicht sauer, Hale! Raus mit der Sprache!“ knurrte Stiles. Und nun gab Derek einen genauen Überblick über die Ereignisse seines heutigen Tages. Als er geendet hatte, schluckte Stiles: „Ich liebe euch Wölfe, aber warum muss am Ende bei euch immer alles auf Tod und Verstümmelung hinauslaufen, huh?“ wollte er wissen: „Wo bist du jetzt? Sind Scott und Damian bei dir?“ „Die beiden waren total fertig und sind eingeschlafen. Ich bin in den Wald gegangen, weil ich ungestört mit dir sprechen wollte.“ gab Derek zurück: „Ist das überhaupt sicher?“Erkundigte sich Stiles alarmiert:“Die Atmosphäre bei euch muss doch immer noch total aufgeladen sein. Du solltest dich nicht von Damian und Scott entfernen. Du bist noch nicht wieder zu hundert Prozent wieder hergestellt.“ „Ich denke, es ist sicher!“ entgegnete Derek: „Wie bitte? DU DENKST? Sieh´ zu, dass du zurück zu den Anderen kommst, aber ein bisschen plötzlich!“ herrschte Stiles ihn an: „Hey Kleiner, entspann´ dich! Das Schlimmste ist ausgestanden, ehrlich. Abrams ist tot, Lucius wird es überleben, die Parteien sind verhandlungsbereit: Alles wird gut!“ versicherte Derek: „Das glaube ich erst, wenn ich dich und Scott wieder sicher unter meinen Schwingen habe!“ murmelte Stiles: „Ich liebe es, wenn du größenwahnsinnig wirst, kleines Menschlein!“ spottete Derek: „Kommt jetzt wieder die wölfische Überlegenheitsnummer?“ grummelte Stiles: „Ich mag nicht deinen Bizeps haben, aber immerhin habe ich Grips. Und darum weiß ich auch, dass man sich nicht im finsteren Wald verirrt, wenn Wölfe in der Nähe sind, die bis zum Kragen mit Endorphinen vollgepumpt sind!“ schimpfte Stiles: „Erzählt mir der Kerl, der sich immer und jederzeit mit einem Kopfsprung in eine Gefahrensituation stürzt da etwa etwas über leichtsinniges Verhalten?“ erkundigte sich Derek. `Wie unverschämt, von seinem Liebsten, ihn mit der Wahrheit Schachmatt zu setzen!´, dachte Stiles grimmig: „Ich liebe dich, Derek! Ich will dich endlich wieder bei mir haben. Ich halte die Angst und den Stress langsam nicht mehr aus. Lebensgefahr ist irgendwie netter, wenn wir sie als Paar erleben, findest du nicht?“ Derek lachte: „Andere Paare gehen zusammen zum Tanzkurs oder mit ihrem Pudel um den Block, das ist dir schon klar, oder?“ „Sie lassen ihren Pudel jedenfalls nicht ALLEIN losziehen, um Friedensverhandlungen zu führen!“ gab Stiles nüchtern zurück: „Komisch Süßer, ich werde deiner Hundewitze niemals überdrüssig!“ erwiderte Derek trocken: „Aber jetzt will ich alles über das Schlampenshirt hören.“ „Also deinem Onkel gefällt` s. Ich habe es gerade an. Es hat ein Fenster auf Nippelhöhe und ist hinten quasi bis zum Steiß ausgeschnitten!“ antwortete Stiles: „Ich hasse es jetzt schon!“ entgegnete Derek. Stiles lachte auf, doch dann wurde er wieder ernst: „Bitte Liebling, geh´ zurück zu den Anderen, ehe dir noch etwas passiert, ja?“ Derek versprach artig zu sein und sie legten auf. Als Derek sich umwandte, entdeckte er hinter hinter ein paar Bäumen die neue Alpha: „Belauschst du etwa immer anderer Leute Telefonate? Ist das ein Hobby von dir?“ erkundigte er sich ärgerlich: „War das dein Mann?“ Wollte sie von ihm wissen. Derek dachte gar nicht daran, auf so eine freche Frage zu antworten: „Was willst du von mir?“ fragte er unwirsch: „Ich brauche Hilfe!“ Sagte sie und packte ihn am Arm. Ihre Stimme hatten einen verzweifelten und schrillen Unterton; ihr Griff war fest und Krallen bohrten sich in Dereks Arm: „Hey!“ beschwerte er sich: „Das ist sicher nicht die höfliche Art, um Hilfe zu ersuchen!“ Tamara blickte Derek an und ihre Augen glommen rot. Mit knurrender, tiefer Wolfsstimme erwiderte sie: „Ich habe Abrams nicht getötet, weil ich seine Macht wollte, sondern weil ich mein Rudel schützen musste und weil die anderen Betas einfach nicht den Mumm hatten, es zu tun. Er war starrsinnig, grausam, ein übler Kerl. Doch jetzt ist das alles ein Teil von mir! Mein Rudel zählt auf mich, aber ich habe das Gefühl, es verbrennt mich innerlich. Ich bin so voll vorn Zorn. Ich habe den Wunsch, jemanden zu töten!“ Tamara hatte Derek am Hals gepackt. Die Krallen verletzten dort die Haut. Sein Instinkt befahl ihm zu kämpfen, doch dann dachte Derek an Stiles und an etwas, dass viele Jahre zurücklag. Damals war er selbst, der frischgebackene Alpha gewesen und hatte Stiles angegriffen. Dieser hatte aber nicht einmal versucht, ihn zu bekämpfen, sondern hatte es stattdessen geschafft, ihn zu besänftigen: „Ruhig Tamara!“ flüsterte Derek: „Es sind bloß die Hormone! Es wird leichter werden. Das verspreche ich dir“ „Woher willst DU das wissen, Beta?“ knurrte sie: „Weil ich es selbst schon einmal durchgemacht habe. Konzentriere dich auf etwas, dass dich ruhig werden lässt.“ Erwiderte Derek sanft: „Hast du einen Gefährten, Kinder, irgendjemanden, der dir etwas bedeutet, der deinen Schutz braucht und für den du die Kontrolle behalten musst.“ „Da ist meine kleine Schwester. Sie ist ein Mensch. Ich ziehe sie groß.“ erwiderte die Alpha grollend. Derek nickte: „Das ist gut! Wo ist deine Schwester jetzt?“ „Sie ist in unserem Zimmer.“ gab Tamara zurück: „Dann werden wir jetzt zu ihr gehen, in Ordnung! Und macht es dir etwas aus, deine Krallen wieder aus meinem Fleisch zu ziehen?“ Tamara warf einen Blick hinunter auf ihre Hand und es schien, als würde sie erst jetzt realisieren, was sie getan hatte: „Entschuldige!“ murmelte sie und ließ Derek los. Die Wunden an seiner Kehle waren oberflächlich und verschwanden beinahe augenblicklich, zumal sein Körper noch immer auf Heilung programmiert war. Derek und Tamara gingen Seite an Seite zurück zum Tagungshaus: „Du bist also einmal ein Alpha gewesen?“ wollte die Werwölfin wissen: „Kein besonders guter und wie sich gezeigt hat, tauge ich viel besser zum Beta, wenn ich einen guten Alpha habe.“ bekannte Derek: „Ich hatte die falschen Motive. Ich bin sicher, du wirst es besser machen!“ Vor der Zimmertür hielt Tamara inne: „Was, wenn ich Caitlyn verletze?“ fragte die Alpha plötzlich ängstlich. Derek schüttelte den Kopf: „Ich bin ja da. Und du wirst ihr nichts tun.“ „An wen hast du damals gedacht, um es zu kontrollieren, Derek?“ Wollte sie wissen: „War es dein Gefährte?“ Er nickte: „Er war damals noch nicht mein Gefährte, aber ja: er hat mir da durch geholfen!“ „Und hast du ihm wehgetan?“ wollte sie wissen: „Ja, das habe ich. Aber er hat es gut weggesteckt, denn er ist zäh. Ist deine Schwester zäh?“ fragte Derek zurück. Tamara lachte: „Wahrscheinlich zäher als ich!“ gab sie zu. Sie betraten das Zimmer und auf einem der beiden Betten saß ein etwa sechzehnjähriges Mädchen, kleiner, schmaler und mit kurzgeschorenen Haaren, aber ihrer Schwester abgesehen davon wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie musterte den Fremden in ihrem Schlafzimmer kritisch und fragte dann mürrisch und als sei Derek gar nicht anwesend: „Was will der Typ?“: „Sorry!“ entschuldigte sich Tamara: „Sie macht grad so eine männerfeindliche Phase durch!“ Das Mädchen knurrte und Derek sagte grinsend: „Vielleicht ist es ja auch was anderes; was längerfristiges? Hi, ich bin Derek. Deine Schwester braucht deine Hilfe.“ Derek hielt dem Mädchen seine Hand zum Gruß hin. Caitlyn starrte sie missmutig an, ehe sie sich schließlich an ihre gute Kinderstube erinnerte und sich zu einem, für so ein zierliches Persönchen , erstaunlich festen Händedruck herabließ: „Caitlyn!“ murmelte sie. Derek hockte sich mit den Schwestern an die Erde und erklärte ihnen, was es mit der hormonellen Umstellung als Alpha auf sich hatte und berichtete auch von seinen eigenen Erfahrungen: „Du musst deine darin Schwester unterstützen, ruhig zu bleiben. Kriegst du das hin?“ wollte er von Caitlyn wissen. Sie verdrehte genervt die Augen: „Rede nicht mit mir, als wäre ich ein Kind, Alter! Ich passe immer schon auf meine Schwester auf, kapiert!“ Tamara warf einen verlegenen Blick auf Derek und zuckte mit den Schultern, doch dieser grinste nur. Die stachlige Kleine gefiel ihm irgendwie: „Ich weiß! Aber das hier ist etwas anderes. Sie wird sich vielleicht anders verhalten als sonst: aggressiver, gewalttätiger. Dann musst du sie zurückbringen. Du bist wahrscheinlich die Einzige, die das kann! Kommt morgen am besten gemeinsam zu den Verhandlungen. Es ist wichtig für euer Rudel, dass Tamara die Nerven behält. Das Mädchen warf einen ernsten Blick auf ihre Schwester und versprach: „Wir schaffen das, Sis! Ich helfe dir da durch!“ Derek erhob sich: „Wenn ihr mich braucht, wisst ihr, wo mein Zimmer ist. Ansonsten sehen wir uns morgen früh.“ Dann fiel ihm noch etwas ein: „Was denkst du, wie Damians Zukunft in eurem Rudel aussehen würde, Tamara?“ Die Alpha blickte ihn ernst an: „Wir werden ihn nicht verstoßen, oder so, aber als Sohn eines, in Ungnade gefallenen, getöteten Alphas wird er wohl auf alle Zeit ein Omega bleiben. Nicht einmal ich als Alpha kann daran etwas ändern.“ Derek nickte. Er hatte es sich gedacht. Als Derek zurück in seinen Schlafraum kam, saß Damian allein auf dem Bett und rieb sich die rotverweinten Augen: „Wo ist Scott?“ fragte Derek, sofort alarmiert: „Keine Sorge!“ gab Damian zurück: „Der ist gerade unter die Dusche gegangen.“ Derek atmete auf und nahm auf dem Bett Platz: „Und wie geht es dir?“ wollte er von dem jungen Werwolf wissen. Statt einer Antwort zuckte Damian nur matt mit den Schulten. Er rückte ein wenig näher an Derek heran, legte seinen Kopf auf dessen Schulter und verbarg sein Gesicht an seinem Hals. Derek war unschlüssig, was er unternehmen sollte. Es war ganz nebenbei passiert; durch Dereks Verletzung und Damians Trauer, dass sie beide sich körperlich näher gekommen waren, als Derek es unter normalen Umständen mit seinem Gewissen hätte vereinbaren können und zugelassen hätte: „Was machst du da Damian?“ fragte er: „Du weißt, dass ich einen Gefährten habe.“ Damian dachte gar nicht daran, sich zu entfernen; im Gegenteil: Nun küsste er Derek. Auf den Mund! Dieser sprang auf, wie von der Tarantel gestochen: „Spinnst du?“ brüllte er: „Was habe ich denn gerade gesagt?“ Damian stand ebenfalls vom Bett auf und trat mit gesenktem Kopf näher und näher auf Derek zu, der seinerseits zurückwich, bis eine Wand in seinem Rücken ihm keinen Spielraum mehr ließ, also streckte er die Arme aus und hielt Damian damit auf Abstand: „Lass es sein, Damian!“ sagte er scharf. Damians Antwort kam geflüstert: „Bitte Derek! Ich will doch einfach nur irgendetwas fühlen, abgesehen von Schmerz. Dein Freund wird niemals etwas erfahren; das schwöre ich!“ „NEIN!“ erwiderte Derek fest: „Dann verschwinde ich jetzt!“ Erklärte der Jüngere entschlossen: „Und wo willst du hin?“ Wollte Derek wissen: „Die Wölfe da draußen werden dich nicht einmal lebendig das Grundstück verlassen lassen. Dein Vater ist tot und die Gemüter sind erhitzt. Da draußen ist es gefährlich für dich.“ „Ist mir egal! Sie tun mir einen Gefallen, wenn sie mich töten!“ gab Damian matt zurück: „Und wenn sie es nicht tun, tue ich es vielleicht selbst!“ Derek seufzte: „Scott wird dich in sein Rudel aufnehmen, wenn du das willst; da bin ich mir ganz sicher. Du wirst dich nicht für immer so fühlen, wie gerade in diesem Augenblick. Du musst einfach eine Weile durchhalten, bis der Schmerz weniger wird!“ Antwortete Derek mit ruhiger und fester Stimme: „Und was hab´ ich dann davon, wenn ich ein Teil von Scotts Rudel werde? Dann kann ich dir und deinem Menschen auf alle Zeit beim glücklich sein zuschauen? Nein Danke!“ „Komm´ schon, Damian!“ entgegnete Derek: „Es wird auch für dich eine Person geben, die dich liebt. Und es wird sich auch ein Platz finden, an den du gehörst.“ Damian schüttelte den Kopf, schickte sich an zu gehen, doch Derek hielt ihn fest: „Ich lasse dich in deiner Verfassung nicht einfach so gehen, hörst du!“ „Lass´ mich los Derek!“ rief Damian aufgebracht und versuchte sich, dem Griff zu entwinden: „Ich bin nicht dein Wohltätigkeitsprojekt, kapiert! Ich haue jetzt ab!“ Derek packte den Jungen nun auch noch mit der zweiten Hand: „Doch, das bist du, verdammt nochmal: Du bist mein Wohltätigkeitsprojekt! Seit ich dich kennengelernt habe, versuche ich, dich am Leben zu erhalten und das werde ich auch weiterhin tun. Zur Not schlage ich dich bewusstlos, aber ich lasse dich nicht aus dieser Tür gehen, verstanden?“ Nein, hatte er offenbar nicht, denn nun begann Damian, mit Derek kämpfen zu wollen. Derek hatte nicht die Absicht, dem geprügelten Jungen Schläge zuzufügen und so beschränkte er sich lediglich auf Abwehrmaßnahmen. Irgendwann würde der Junge schon müde werden. Das ging so weiter, bis Scott schließlich aus dem Badezimmer zurückkehrte: „Was ist denn hier los?“ wollte er wissen. Irgendwie wussten weder Damian noch Derek so recht, wie sie darauf antworten sollten. Sie hielten in ihrer Keilerei inne und blickten den Alpha verlegen an: „Streitet ihr etwa?“ fragte Scott: „Ich versuche den kleinen Spinner bloß davon abzuhalten, sich etwas anzutun!“ rechtfertigte sich Derek: „Und das tust du, indem du ihn vermöbelst?“ erkundigte sich Scott ärgerlich: „Ich hab nicht...ich meine, ich wollte nicht...!“ stotterte Derek. Scott schüttelte den Kopf: „Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang, Damian!“ bestimmte Scott: „Du bleibst hier, Derek!“ Als sie fort waren, fragte Derek sich trotzig, ob er wirklich gerade von einem Zwanzigjährigen Stubenarrest erhalten hatte? „Ich höre?“ fragte Scott streng, als sie Seite an Seite auf einem Waldweg unterwegs waren. Damian zuckte mit den Schultern: „Ach komm´ mir nicht so! Ich habe dir keine schwere Frage gestellt. Ich will bloß wissen, was das für eine Situation war, in die ich da hineingeplatzt bin. Wieso schlägst du meinen Adjutanten?“ „Ich habe ihn geküsst!“ erwiderte Damian leise. Scott blickte ihn mit großen Augen an: „Verstehe!“ murmelte er. Das tat er zwar eigentlich nicht, aber er hielt es für klüger, für den Moment so zu tun: „Glaubst du, dass das mit Derek und seinem Menschen ist etwas Ernstes?“ wollte Damian wissen: „Stiles ist mein allerbester Freund, also wenn Derek weiß, was gut für ihn ist...!“ gab Scott mit vielsagendem Blick zurück. Damian hockte sich auf eine Baumwurzel und ließ den Kopf hängen. „Ist in Ordnung. Du kannst traurig sein. Du kannst sogar verzweifelt sein. Nur aufgeben darfst du nicht! Befehl deines neuen Alphas!“ erklärte Scott und legte einen Arm um den jungen Mann. Eine ganze Weile sagte Damian gar nichts. Dann wollte er wissen: „Was würde es für mich bedeuten, wenn ich Teil deines Rudels werde, Scott?“ Der Alpha lächelte: „Du kommst dan auf meine Weihnachtskarten-Liste. Du kannst dich niederlassen, wo immer du willst, aber du kannst auch mit uns nach Beacon-Hills kommen; ganz wie du möchtest. Mein Rudel ist in alle Himmelrichtungen verstreut und das ist auch in Ordnung für mich. Und wenn ich oder das Rudel dich irgendwann brauchen sollten, dann rufe ich dich an und wenn du Zeit hast, wirst du kommen. Aber am wichtigsten ist: egal wo du gerade bist, du hast einen Ort, an den du gehörst; wo du zuhause bist. Du bist kein einsamer Omega, sondern du bist Teil eines Rudels; ein Gleicher unter Gleichen!“ „Versprochen?“ fragte Damian kritisch: „Bei allem, was mir heilig ist!“ bestätigte Scott: „Dann gehöre ich jetzt zu euch!“ erklärte Damian feierlich. Sie machten sich auf den Weg zurück zum Tagungshaus, als Scott in einer Senke etwas entdeckte, von dem er hoffte, dass es Damian entgehen möge. Er versuchte, seinen neuen Beta an dem grausigen Objekt vorbeizuschleusen, ohne dass der etwas merkte, doch natürlich machte sein Geruchssinn Damian am Ende doch darauf aufmerksam und er lief hinüber, um den abgetrennten Kopf seines Vaters zu betrachten. Scott begab sich an seine Seite und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Leb´ wohl, Dad!“ murmelte Damian. Dann ging er einfach weiter. Es war ein unheimlicher Moment. Im Zimmer, saß Derek auf der Bettkante, das Gesicht auf seine Hände gestützt. Als die beiden zurückkehrten, erhob er sich und blickte skeptisch von Scott zu Damian und Letzterer erklärte: „Du und ich sind jetzt Brüder!“ Beim Abendessen hatte Malia Stiles ununterbrochen angeschaut, regelrecht angeglotzt und kaum hatte er seinen letzten Bissen getan, sprang sie vom Tisch auf, schnappte sie sich seine Hand und zog ihn hinter sich her, mit den Worten: „Ich brauch´ dich jetzt. Ich will mit dir reden!“ „Hey, Moment mal!“ protestierte Stiles und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. Malia ignorierte seine Worte, fing ihn im Fallen auf und bestimmte: „Wir gehen auf dein Zimmer, weil du dir da etwas anziehen kannst, was nicht so aussieht, als wolltest du mir hundertfünfzig Mäuse für eine Nummer berechnen!“ „HEY! MOMENT MAL!“ wiederholte sich Stiles, wurde wiederum ignoriert und mittlerweile waren sie vor seiner Zimmertür angekommen. Stiles schloß auf und kaum war sie eingetreten stellte Malia fest: „Mein Vater hat hier geschlafen?“ Stiles schob sie zum Bett, weiterhin fest entschlossen, sich zu diesem Thema auszuschweigen und knurrte: „Setz´dich!“ Dann zog er sich ein seriöses T-Shirt an und hockte sich neben sie: „Also? Ich höre? Geht die Welt unter, oder was ist dein Problem?“ Malia gab einen atemlosen und verzweifelten Bericht ab und als sie geendet hatte grinste Stiles von einem Ohr zum anderen: „Klingt doch toll!“ kommentierte er: „Ich bin hier angekommen als ein Mädchen, das neugierig war und bloß EINMAL ein anderes Mädchen küssen wollte. Und was bin ich jetzt? Eine Tochter vom Stamm der Tribaden, die mit ihrem heißen Ofen und ihrer Schnalle im Sozius ganz vorn in der Gay-Pride-Parade mitfährt? WIE IST DAS DENN PASSIERT?“ Malias Stimme wurde immer schriller und Stiles biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu lachen: „Heißt das, du denkst, bloß weil du Kendra magst ist der nächste Schritt die Anschaffung eines Motorrades? Wirst du dir auch einen Flattop schneiden lassen, deine gesamte Garderobe durch Holzfällerhemden und schwarzen Ledehosen ersetzen und dich von allen nur noch mit `Butch´ ansprechen lassen?“ „Du nimmst mich nicht ernst!“ schimpfte Malia: „Das liegt daran, dass du Unsinn redest, mein Liebes!“ gab Stiles zurück: „Dein Leben und deine Persönlichkeit ändern sich doch nicht, bloß weil du in eine Frau verliebt bist. Das bist du doch, oder?“ Malia ließ sich auf dem Bett nach hinten fallen und gab ein geknurrtes „Ja“ von sich: „Und hast du nicht gesagt, dass du dir sowieso vorstellen könntest, hier in San Francisco zu leben?“ wollte er weiter wissen: „Aber was ist, wenn es schief geht?“ Wollte Malia wissen: „Was, wenn wir uns zwar im Urlaub vertragen, aber im Alltag irgendwann zu hassen anfangen. Was wenn sie überall schmutzige Socken herumliegen lässt, oder wenn sie es hasst, wenn ich mich in eine Koyotin verwandle? Was wenn ich mich wieder in einen Kerl verliebe, weil mir das mit ihr irgendwie nicht reicht?“ Stiles zuckte mit den Schultern: „Könnte alles passieren! Na und? So ist halt das Leben! Wenn du es nicht ausprobierst, wirst du es nie erfahren!“ „Aber was, wenn ich es probiere und es geht schief. Dann stehe ich vor dem Nichts!“ erwiderte Malia dramatisch: „Ach Quatsch!“ rief Stiles aus : „Dann wirst du hier immer noch einen coolen Job haben, um den ich dich beneide!“ „Aber den kann ich doch dann nicht behalten!“ gab Malia unglücklich zurück: „Sicher kannst du! Wieso nicht? Kendra ist doch nicht deine Chefin oder so etwas!“ „Aber...!“ Wollte Malia weiter klagen, doch sie wurde von Stiles unterbrochen: „Schluss jetzt mit `Aber´! Wichtig ist nur eine einzige Frage: Willst du A.) dich am Sonntag von Kendra verabschieden und das war´s dann, oder B.) , dass das mit euch beiden weitergeht?“ „B!“ rief Malia kläglich: „Auf jeden Fall Variante B!“ „Na dann schlage ich vor, du beginnst schon mal mit der Wohnungssuche. Der Immobilienmarkt in San Francisco soll bescheiden aussehen!“ gab Stiles nüchtern zurück. Ethan saß unbehaglich bei Kendra auf dem Bett und wartete auf ihre Reaktion auf das, was er ihr soeben eröffnet hatte: „Was soll ich denn nun dazu sagen?“ Fragte sie mit einem schiefen Grinsen: „`Du-bist-ein-hundsmiserabler-Freund-und-du-brichst-mir-das-Herz´ fasst es wohl ganz gut zusammen!“ Ethan ließ den Kopf hängen, doch Kendra lachte: „Ich freue mich für dich!“ erklärte sie. An diesem Abend wollten Malia, Danny und Stiles sich wieder einmal mit Kendra und Ethan in ihrem neuen Stammclub treffen, doch ehe sie aufbrachen, klopfte Stiles noch einmal an Peters Zimmertür: „Wir ziehen los!“ verkündete er: „Und mir fehlt noch einer, den ich davon abhalten muss, mich beim Tanzen unsittlich zu berühren. Wie sieht´s aus? Ist auf deiner Tanzkarte noch Platz?“ Peter nickte schmunzelnd. Im Club angekommen entdeckte Peter Emanuel am Tresen und merkte unerwarteter Weise, dass sein zähes, vertrocknetes Herz einen kleinen Hüpfer machte: „Meinst du, du findest irgendeinen anderen alten Sack, der dich belästigen kann?“ fragte er mit einem entschuldigenden Seitenblick auf Stiles. Dieser schenkte ihm ein gutmütiges Lächeln und erwiderte: "Na, lauf Lassie! Hol´s dir!“ In der Nacht war Damian wieder sehr nah an Derek herangerückt und dieser hatte nicht das Herz, ihn zurückzuweisen: „Du nervst!“ knurrte er und zog den Jungen in seine Arme. `Es war kein Betrug an Stiles, wenn es unter den wachsamen Augen seines besten Freundes geschah!´ Mit diesem Gedanken tröstete Derek sich und schlief ein. Kapitel 14: Krieg oder Frieden ------------------------------ Als Damian an diesem Morgen die Augen öffnete, lag sein Gesicht immer noch warm und sicher an Derek Brust und dessen Arme waren um ihn geschlungen. Derek war bereits wach und blickte auf den Jungen hinab. Damian schluckte, löste sich aus der Umarmung und murmelte: „Danke für...das hier!“ Derek nickte und erwiderte leise: „Wenn ich Stiles davon erzähle, killt er mich höchstwahrscheinlich!“ „Dann erzähl´s ihm doch nicht!“ schlug Damian vor: „Das wäre noch schlimmer. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm!“ erklärte Derek und wusste, dass schon dies eine Lüge war, denn den gestrigen Kuss würde er Stiles lieber verschweigen, auch wenn er ihn nicht initialisiert hatte. Wie auf`s Stichwort klingelte diesem Moment sein Handy und Derek zuckte ein wenig zusammen: „Hallo mein Liebling. Ich spreche gerade von dir!“ säuselte er: „Mit wem?“ verlangte Stiles zu wissen: „Damian!“ gab Derek zurück: „Ich vermute, du zählst gerade meine endlosen Tugenden auf, während du dem Jungen in aller Deutlichkeit sagst, dass du auf ewig Mein bist, habe ich recht?“ witzelte Stiles und doch war da ein Unterton in seiner Stimme: „Das bin ich!“ versicherte Derek ernsthaft: „Ich bin Dein!“ Und dann fügte er kleinlaut hinzu: „Aber ich habe Damian heute Nacht im Arm gehalten. Wie sehr hasst du mich jetzt?“ „Gar nicht!“ versicherte Stiles seufzend: „Erstens weil ich dazu körperlich nicht fähig bin und zweitens, weil ich dich verstehen kann. Damian hat gestern seinen Vater verloren. Ihr habt eine emotional intensive Zeit miteinander verbracht. Ich bin nicht sauer. Bloß höllisch eifersüchtig! Ich vermisse dich so wahnsinnig, dich und deine Arme, die MICH halten!“ „Sicher?“ fragte Derek verwirrt. Plötzlich misstrauisch wollte er wissen: „Liegt mein Onkel etwa schon wieder bei dir?“' Stiles lachte: „Was du schon wieder denkst! Nein, stell´ dir vor: der Mistkerl hat mich gestern für meinen Doppelgänger stehen lassen. Ich glaube, da bahnt sich etwas Ernsthaftes an!“ „Ehrlich?“ fragte Derek ungläubig: „Peter abonniert nicht einmal eine Zeitung, weil ihm das zu verbindlich ist.“ „Ich denke, ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt.“ Murmelte Emanuel in Peters Armbeuge. Der Ältere drehte sich ein wenig, damit er ihn sehen konnte und blickte ihn fragend an: „Als ich gesagt habe, es ist in Ordnung für mich, dass du am Sonntag einfach wieder verschwindest und wir uns dann nie wiedersehen. Ich wusste es in dem Augenblick, als ich es ausgesprochen habe selber nicht, aber ich denke, das ist nicht wahr: Ich schätze, du wirst mir fehlen! “ Peter lächelte: „Du kennst mich doch im Grunde gar nicht! Und hast du nicht selbst gesagt, dass du dich ein bisschen vor mir fürchtest?“ „Ich habe gesagt, ich fürchte mich vor den Dingen, die ich nicht über dich weiß!“ gab Emanuel zurück: „Wirst du mir deine Geheimnisse eigentlich noch verraten?“ Peter schüttelte den Kopf: „Noch nicht, Kleiner. Vielleicht später einmal.“ „Heißt das, es wird ein später geben?“ erkundigte sich Emanuel unsicher. Peter küsste ihn auf die Schläfe und blieb die Antwort schuldig. Scott saß auf der Bettkante, immer noch in das T-Shirt und die Boxershort gekleidet, in welchen er geschlafen hatte und hatte das Gefühl, sich nicht rühren zu können. Derek reichte ihm seine Jeans: „Komm´ schon! Wir müssen uns bereit machen! In einer halben Stunde beginnt die Verhandlung, die du selbst angesetzt hast.“ „Ich bin so erledigt!“ bekannte Scott. Derek hockte sich vor seinen Alpha, stützte die Ellenbogen auf dessen Knie und blickte ihm ins Gesicht: „Ich weiß! Aber du hast es fast geschafft, Scott! Du hast es richtig gut gemacht! Ich bin stolz auf dich! Ich bin stolz, zu deinem Rudel zu gehören!“ Scott seufzte. Dann erhob er sich schwerfällig. Tamara Craig stand am Fenster ihres Zimmers, mahlte mit den Kiefern und hatte die Hände zu Fäusten geballt: „Was!“ fragte Caitlyn: „Warum stehst du da bloß ´rum und tust nichts? Wir müssen los, oder nicht?“ Tamara fuhr herum und sagte lauter als nötig: „Was habe ich mir bloß gedacht? Ich? Eine Alpha? Lucius und dieser Scott werden mich bei den Gesprächen heute gnadenlos über den Tisch ziehen! Ich habe doch gar keine Erfahrung, keine Ahnung, was ich hier eigentlich tue! Das Rudel wird mich töten, wenn ich sie im Stich lasse!“ Caitlyn verdrehte die Augen: „Komm´ schon Sis! Jetzt ist keine Zeit für dein Selbstmitleid! Das Rudel baut auf dich! Wir habe es doch die halbe Nacht besprochen. Du weißt, wie deine Forderungen lauten und auch, wo du zu Kompromissen bereit bist und wo nicht. Du bist vorbereitet, also sieh´ zu dass du los kommst! Und vergiss nicht: Ich bin bei dir, verstanden? Der Wind unter deinen Flügeln und so weiter!“ Die Kleine zwinkerte. Tamara küsste ihre Schwester auf die Stirn: „Ich find´ s immer toll, wie du mir in den Arsch trittst, Süße!“ sagte sie lächelnd, nahm ihre Schwester bei der Hand und machte sich auf den Weg. Lucius stöhnte ein wenig, als er sich vom Bett erhob. Er war noch nicht wieder bei hundert Prozent angelangt, doch wenn dieser Beta nach nur einer Nacht praktisch von den Toten zurückkehren konnte, dann wäre er doch wohl nach so ein paar Kratzern auch bereit, heute diese Verhandlungen zu führen, oder? Er hatte ziemlich lange darüber nachgedacht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Dann hatte er an seinen Freund Christian gedacht und gewusst, was dieser sich gewünscht hätte. Malia, Stiles und Danny saßen allein am Frühstückstisch, weil Ethan und Kendra arbeiten mussten. Unerwartet gesellte sich auch Peter, eng umschlungen mit Emanuel, zu ihnen an den Tisch: „Habt ihr was Süßes, für meinen Jungen?“ wollte Peter wissen: „ Er hatte eine anstrengende Nacht!“ Emanuel blickte den Älteren gequält an, wendete dann die Augen beschämt zu Boden und Stiles erwiderte mit gerümpfter Stubsnase: „Wirklich Peter? Potenzprotzereien? Vor deiner Tochter? Und während andere Leute essen?“ „Nur kein Neid!“ erwiderte Peter hauchte Stiles einen Kuss auf die Wange, ließ sich auf einen der Stühle sinken und zog Emanuel auf seinen Schoß. Malia meldete sich zu Wort: „Lass´ nur Stiles! Ich habe meinen Vater schon Schlimmeres sagen hören. Meine Erwartungen an ihn sind sehr gering!“ Emanuel blickte Peter verwundert an: „Du hast eine Tochter? Das heißt du bist...?“ „VIELSEITIG VERANLAGT ist wohl die Beschreibung, nach der du suchst!“ erwiderte Peter und küsste ihn: „Schlimm?“ Emanuel schüttelte den Kopf und erwiderte: „Das nicht. Es ist bloß...unerwartet.“ Ihm wurde plötzlich klar, dass er den Mann, den er in den letzten Tagen immer wieder mit in sein Bett genommen hatte, im Grunde genommen überhaupt nicht kannte. Für einen One-Night-Stand wäre das auch in Ordnung gewesen, doch das mit ihnen beiden fing langsam deutlich an, sich wie etwas Anderes anzufühlen und er fragte sich ernsthaft, was da noch alles in Peters Leben war, von dem er keinen Schimmer hatte und ob dieser es ihm je mitteilen würde. Auch war er sich immer noch nicht sicher, ob er es WIRKLICH wissen wollte. Aber unbestritten fühlte er eine Anziehung; groß genug um seine Instinkte, die ihn warnten niederzubrüllen. Stiles betrachte Peter und den jungen Mann, der ihm selbst so ähnlich sah und für den Bruchteil einer Sekunde stellte er sich vor, wie es wäre, an seiner Stelle zu sein. Als dieser Gedanke ihm vollständig bewusst wurde, gefror ihm beinahe das Blut in den Adern. Großer Gott! Aus welchem verstaubten, abgründigen Winkel seines beknackten Hirns war DAS denn jetzt gekommen? Er schaute auf die Uhr: Zu spät um noch Derek anzurufen, sich Absolution abzuholen und sich seiner rückzuversichern. Der hatte gerade andere Sorgen! Verfluchte Scheiße! Es wurde Zeit, dass sein Gefährte zu ihm zurückkehrte und die Welt endlich wieder einen Sinn machte! Da wurde Stiles sich bewusst, dass Peter ihn aufmerksam musterte und ihm blieb fast sein Toast im Hals stecken. Um davon abzulenken, wollte er von den Anwesenden wissen: „Was fangen wir denn heute mit dem Tag an?“ „Wir könnten in die Weinberge fahren?“ schlug Danny vor: „Laangweeiilig!“ stöhnte Peter: „Wer sagt denn, dass du mitkommen musst?“ Schoß Danny zurück: „Mach´ doch einfach mit dem Jungen da weiter, wo ihr aufgehört habt!“ er deutete mit dem Kinn auf Emanuel: „Oder hast du deine Munition etwa schon verschossen?“ „Was glaubst du, Emanuel? Habe ich?“ fragte Peter ihn mit selbstbewusstem Grinsen: „Hmm...“ machte der Angesprochene unbehaglich: „...ich glaube, ich sollte jetzt vielleicht gehen.“ Emanuel kletterte von Peters Schoß und lief in Richtung Ausgang: „Was denn?“ spottete Stiles: „Gibt es Ärger im Boytoy-Paradies?“ Peter fiel auf die Schnelle keine passende Antwort ein, also beschränkte er sich auf ein Wolfsknurren und lief hinter Emanuel her. Im Foyer hatte er ihn eingeholt und drehte ihn zu sich um: „Was ist?“ wollte er von dem jungen Mann wissen. Emanuels Augen hatten einen verdächtigen Glanz: „Das war vielleicht keine gute Idee, dass du mich zu deinen Freunden mitnimmst!“ stellte er fest: „Sie wissen alle, dass du dich nur mit mir abgibst, weil ich diesem anderen Kerl ähnlich sehe. Sie machen sich lustig über mich! Und du machst dich auch lustig über mich und behandelst mich, als wäre ich lediglich...nützlich!“ „Entschuldige, Kleiner!“ erwiderte Peter unerwartet sanft: „Ich kann manchmal ein echtes Arschloch sein. Das hast du nicht verdient! Ich will auch, dass du weißt, dass ich dich nicht so sehe, als `nützlich´!“ Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Und was es die Anderen betrifft: Die kennen dich überhaupt nicht! Sie machen sich nicht lustig über dich, sondern über MICH, diese kleinen Penner! Aber das ist mir vollkommen egal!“ Emanuel wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und murmelte: „Ich sollte trotzdem gehen. Und vielleicht sollten wir uns auch nicht wiedersehen!“ Emanuel wollte verschwinden, doch Peter hielt ihn immer noch am Arm: „Was ist los mit dir?“ wollte er wissen: „Fuck!“ rief Emanuel aus und aus jedem Augenwinkel kullerte nun eine Träne: „Hey, nicht doch!“ sagte Peter und zog den Kopf des Jüngeren an seine Brust. Eine Weile verharrten sie in dieser Position, ehe Emanuel sein Haupt wieder hob und sagte: „Ich bin so ein verdammter Idiot!“ Peter blickte ihn fragend an und einen Augenblick später rang der junge Mann sich dazu durch auszusprechen, was in ihm vorging: „Ich fange an mich zu verlieben, Mann!“ Er sprach sehr leise. Peter riss die Augen weit auf, ohne etwas zu erwidern. Emanuel gelang es nun doch noch, sich loszumachen und wiederum lief der Junge vor Peter weg. Einen Moment lang dachte dieser genervt darüber nach, ihn einfach ziehen zu lassen, doch aus irgendeinem Grund rannte er ihm dann doch hinterher, packte ihn an beiden Armen; nicht besonders sanft, funkelte ihn böse an und schimpfte: „Ich habe bald genug davon, dich immer wieder einzufangen. Du bleibst jetzt hier, kapiert?“ Emanuels Augen weiteten sich ein kleines bisschen erschrocken über die barsche Ansprache. Dann nickte er. Peter löste ein seiner Hände und strich damit sacht über Emanuels Wange: „Verlieb´dich lieber nicht in mich! Das ist nicht besonders schlau! Ich bin echt kein guter Kerl! Und du bist ein wirklich lieber Junge!“ „Zu spät!“ erwiderte Emanuel. Sie blickten einander eine ganze Weile wortlos an und schließlich wollte Emanuel wissen: „Was ist denn mit dir? Bist du ein Mörder oder so etwas?“ „Das und Schlimmeres!“ erwiderte Peter sehr leise: „Ich lasse dich jetzt los. Lauf´weg, wenn du willst.“ Emanuel blieb. Er schaute Peter weiterhin in die Augen, streckte seine Fingerspitzen nach ihm aus und fuhr damit sanft über seinen Oberkörper: „Bist du im Knast gewesen?“ wollte Emanuel wissen. Peter schüttelte den Kopf: „Willst du mir etwas antun? Wirst du mir wehtun, Peter?“ er klang wahnsinnig jung in diesem Moment. Wieder ein Kopfschütteln des Älteren: „Hab´ ich nicht vor!“ „Haben die, die du getötet hast, den Tod verdient?“ fragte Emanuel weiter: „Wer entscheidet das?“ fragte Peter zurück und nachdenklich fügte er hinzu: „Die Kids da drinnen verhalten sich mir gegenüber nicht ohne Grund so, wie sie es tun. Ich bin übel! Ich will dir nichts tun Emanuel, denn ich habe dich gern. Ich genieße deine Gesellschaft und zwar nicht deswegen, weil du aussiehst wie Stiles oder weil du mir lediglich gelegen kommst. Ich schlafe gern mit dir. Ich rede auch gern mit dir. Aber wenn ich ehrlich bin denke ich, du kannst es auf die Dauer besser treffen. Such´ dir einen netten Jungen in deinem Alter; jemanden, den du deiner Mutter vorstellen kannst!“ Emanuel stellte sich ein wenig auf die Zehen, schlang die Arme um Peters Nacken und küsste ihn: „Wie schon gesagt: Zu spät!“ flüsterte er. „Was macht DER hier?“ herrschte Tamara Scott an und deutete auf Damian. Scott blieb ruhig und erklärte: „Damian hat sich meinem Rudel angeschlossen. Er gehört jetzt zu mir!“ Tamara kniff die Augen zusammen, doch dann nickte sie. Sie und auch Lucius hatten je zwei ihrer Betas bei sich und so herrschte ein ausgewogenes Kräfteverhältnis im Raum. Und dann war da auch noch das grimmige, sechzehnjährige, menschliche Mädchen an Tamaras Seite. Derek hatte Scott erzählt, wer sie war. Sie war Tamara Craigs Anker und Scott war erleichtert, dass sie hier war. Der Schreiber im Raum verlas noch einmal die Verhandlungsergebnisse der vergangenen Tage. Tamara nahm alles nickend hin, doch an einer Stelle protestierte sie heftig. Es ging um eine Naturschutzgebiet in Südkalifornien: „Abrams hat es hergegeben?“ fragte sie fassungslos: „Es gehört seit Jahrhunderten zum Revier meines Rudels. Meine Leute treffen sich dort an Vollmond und verwandeln sich.“ Sie sprang von ihrem Stuhl auf und brüllte mit rot leuchtenden Augen: „Ich bin damit unter gar keinen Umständen einverstanden!“ Lucius stand ebenfalls auf und knurrte. Scott war klar, das Tamara überreagierte wegen der Hormonumstellung, welche sie durchmachte. Lucius dagegen hielt so aggressiv dagegen, weil er noch immer unter den Verletzungen durch Abrams litt. Sein Geruch verriet das deutlich. Umso mehr bemühte Scott sich nun um Gelassenheit. Er blieb sitzen und sagte so leise, dass alle Anderen ganz still sein mussten, um ihn zu hören: „Sprechen wir darüber, Tamara. Darum sind wir hier!“ Das konnte noch ein sehr langer Tag werden, wenn er schon so anfing, dachte der wahre Alpha bei sich und holte sich durch einen Seitenblick Kraft bei seinem Adjutanten. „Gehen wir zurück zu den Anderen?“ wollte Peter wissen. Emanuel zuckte mit den Schultern: „Meinst du, sie wollen mich dabei haben?“ Peter grinste: „Ich denke, sie hätten DICH mit Sicherheit viel lieber bei sich, als MICH! Und deshalb will ich auch unbedingt mit ihnen kommen, um ihnen nach allen Regeln der Kunst auf den Wecker zu gehen!“ Emanuel schüttelte schmunzelnd den Kopf: „Weißt du was? Genau dafür mag ich dich!“ erklärte er: „Huh? Was meinst du?“ wollte Peter wissen: „Ich spreche von diesem Humor, dieser Leichtigkeit, dieser Persistenz...! „Oh, Baby! Ich liebe es, wenn jemand mit Fremdworten um sich wirft!“ raunte Peter und zog Emanuel mit einem Ruck an sich. Der junge Mann hob lächelnd den Kopf, warf Peter einen warmherzigen Blick zu und fuhr fort: „Nein im Ernst: Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll? Du bist stark, lustig...überraschend! Egal, was du behauptest für ein Ungeheuer zu sein: Ich hab dich gern, Peter!“ Der Ältere küsste ihn auf die Stirn und führte ihn zurück in den Frühstückssaal, wo die anderen gerade ihre Mahlzeit beendeten: „Ihr habt Glück!“ behauptete Peter: „Euer öder Ausflug in die Natur wird von meinem Süßen und mir begleitet und aufgewertet, ehe ihr vor Langeweile umkommt. Weinberge! Yeah! Das wird Spitze!“ Er kicherte. Emanuel und Stiles kicherten auch. Malia und Danny runzelten die Stirn. In der Mittagspause zog sich Scott mit Derek und Damian in den Wald zurück, damit sie ungestört reden konnten. Scott massierte sich die Stirn mit den Fingerspitzen: „Diese Tamara Craig verhält sich total irrational! Warum provoziert sie Lucius in einem fort? Warum stellt sie alles in Frage?“ „Sie ist normalerweise nicht so!“ bemerkte Damian: „Eigentlich hatte ich sie immer recht gern! Ich glaube, sie weiß, was ich bin, aber sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass sie mich ablehnt. Ich verstehe es auch nicht!“ „Ich schon!“ erklärte Derek: „Scott, du weißt nicht, wie es ist, wenn man einen Alpha tötet und dann seine Macht erhält! Es ist wie eine Naturgewalt! Ich hätte damals am liebsten jedes lebende Wesen getötet und in Stücke gerissen! Es hat Wochen gedauert, ehe ich wieder einigermaßen klar denken konnte. Sie hatte nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Ich finde, dafür schlägt sie sich großartig! Und ihr dürft auch nicht vergessen, dass die Erwartungen ihres ganzen riesigen Rudels auf ihren Schultern ruhen. Sicherlich fürchtet sie, dass sie die nächste Alpha ist, die durch einen ihrer Leute zu Tode kommt, wenn sie einen Fehler macht oder schwach wirkt. Du solltest es dir zunutze machen, dass Lucius vergleichsweise gefasst und vernünftig wirkt. Und du solltest Tamara ein wenig den Rücken stärken und ihr deine Führung anbieten, denn das braucht sie jetzt!“ Peter hätte es nie zugegeben, doch der Trip ins Weinbaugebiet war nicht die dümmste Idee gewesen. Es war wirklich schön hier: Der Blick über die sanft geschwungenen Hügel, die frische Luft - längst nicht so öde, wie er gedacht hätte. Und er genoss seine Gesellschaft. Seit sie aufgebrochen waren, hatte er keinen Moment lang aufgehört, mit Emanuel Körperkontakt zu halten: Er legte ihm seinen Arm um die Taille, küsste ihn oder hielt seine Hand. Er wollte damit etwas klarstellen: Malia, Danny und Stiles sollten sehen, dass der Junge mehr für ihn war, als ein Zeitvertreib. Und Emanuel wollte er damit ein wenig Sicherheit zurückgeben. Er war wohl heute in großzügiger Stimmung. Und überrascht stellte er fest, dass sich auch in ihm selbst etwas veränderte. Es war irgendwie nett, wie sich dieser Junge vertrauensvoll an ihn schmiegte; die Tatsache das ER seine Nähe wollte, ganz anders als andere Leute, die ihm immer wieder überdeutlich deutlich zeigten, dass er seine Pfoten gefälligst bei sich behalten möge und ihm mit dem Elektroschocker drohten. Peter war sich bewusst, dass das alles vorbei wäre, sobald Emanuel erführe wer und was er wirklich war, doch das hinderte ihn nicht daran, den jetzigen Moment zu genießen. Der Nachmittag zog sich hin, doch langsam begann Scott, Licht am Horizont zu sehen. Die Reviergrenzen waren geklärt, Verträge für gegenseitige Wiedergutmachung waren erstellt und warteten nur noch darauf unterzeichnet zu werden. Jetzt ging es im Grunde nur noch darum, die hochgekochten Gefühle und die, über Jahrzehnte gewachsene Feindschaft zu befrieden. In gewisser Weise vielleicht die schwerste Aufgabe von allen, aber mit der neuen Spielerin war vielleicht ein Anfang zu machen, hoffte Scott. Tamara würde eine großartige Alpha werden. Selbst in ihrem gegenwärtigen Zustand war das für Scott absehbar. Für sie zählte allein das Wohl ihres Rudels, keine kleinlichen, egozentrischen Machtüberlegungen. Und in diesem Augenblick überraschte Lucius Alle damit, dass er etwas zu sagen hatte: „Es gibt etwas, über das ich nicht länger schweigen möchte, denn es ist unwürdig.“ begann er mit belegter Stimme: „Tamara, du weißt, dass es zwischen unseren Rudeln immer schon Feindschaft gegeben hat. Was du vielleicht nicht weißt ist, dass der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat der Mord Abrams an meinem Adjutanten gewesen ist. Erst an diesem Punkt habe ich den Krieg erklärt. Christian und Abrams Sohn waren...“ Er stockte. > `Doch Nein!´ schalt er sich innerlich selbst: Er hatte es begonnen und nun würde er es auch zu Ende führen, wie ein Erwachsener: „Christian und Damian waren ein Paar. Abrams konnte es nicht ertragen, seinen Jungen in Christians Armen zu sehen. Und ich habe meinen Freund nicht ausreichend beschützt, weil ich wütend über diese Verbindung war; wütend über das, was er war. Und nun ist der beste Freund, den ich jemals hatte nicht mehr bei mir. Bloß weil ich Angst hatte! Bloß weil mich davor gefürchtet habe, dass man das, was er war auch über mich denken könnte! Heute würde ich es liebend gern in Kauf nehmen, dass man mich dafür hält, wenn es mir meinen Bruder zurückbringen würde. Ich war dumm! Ich war so wahnsinnig dumm! Selbst jetzt fällt es mir noch schwer, das Wort zu sagen! Schwul! Christian war schwul und er war die wichtigste Person in meinem Leben!“ Lucius wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Seine Betas blickten ihn entsetzt an und als sich nun Tamara erhob und um den Tisch herum auf ihn zutrat, erhoben sie sich knurrend. Tamara ignorierte die Männer und blickte dem anderen Alpha fest in die Augen: „Dein Verlust tut mir wahnsinnig leid!“ sagte sie leise. Und dann tat sie etwas Unfassbares: Sie umarmte Lucius! Als sie sich wieder löste, erklärte sie fest: „Ich möchte jetzt die Verträge unterschreiben!“ Nach dem endgültigen Abschluss dieser elend langen, quälenden Verhandlungen, als man im Begriff war auseinanderzugehen, hörte Derek zufällig, das Caitlyn ihrer Schwester etwas zuraunte: „Ich muss dir etwas erzählen, Sis; etwas über mich. Ich habe es mich bislang nicht getraut. Ich dachte du verstehst es nicht. Nach heute sehe ich das anders. Können wir in unser Zimmer gehen.“ Derek fing den Blick der Kleinen auf und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Ihr Sinn für Timing war vielleicht nicht der Beste, doch er wünschte ihr Glück. Zurück im Zimmer griff Derek nach seinem Handy und wählte die Nummer: „Hey Liebling! Wo seid ihr in drei bis vier Stunden?“ Schweigen am Ende der Leitung. Dann endlich Stiles Stimme: „Heißt das, ihr seid da unten endlich durch?“ „Ja, Gott sei Dank! Alles ist gut! Ich erzähle dir alles, wenn wir uns sehen!“ erwiderte Derek: „Mal sehen!“ erwiderte Stiles schelmisch: „Vielleicht finden wir für deinen Mund dann auch eine sinnvollere Beschäftigung?“ „STILES!“ rief Derek entgeistert aus. Stiles lachte: „Was denn? Ich hatte ans Küssen gedacht, aber falls du andere Ideen hast...!“ „Gott, ich kann es nicht erwarten, wieder bei dir zu sein!“ murmelte Derek: „Frag´ mich mal?“ gab Stiles zurück. Wenig später saßen Scott, Derek und Damian auf gepackten Koffern in ihrem Zimmer und blickten einander müde an: „Ich würde dich gern mit nach San Francisco nehmen, Damian!“ verkündete Scott: „Wie sieht´s aus? Willst du?“ „Hab´ nichts Besseres vor!“ entgegnete der junge Werwolf. Als die drei im Camaro saßen und bereit waren zur Abfahrt, tauchte Tamara noch einmal auf und klopfte auf die Scheibe auf der Fahrerseite. Derek ließ das Fenster herunter und blickte in die großen kohleschwarzen, ängstlichen Augen der Alpha: „Was kann ich für dich tun?“ wollte er wissen: „Dürfte ich dich demnächst mal anrufen? Es gibt etwas, wobei ich vielleicht deinen Rat brauche; etwas Privates!“ Derek nickte, holte Zettel und Stift aus dem Handschuhfach und notierte seine Handynummer. Er überreichte ihr das Stück Papier mit den Worten: „Denk´ daran: Es sind nicht Drogen, es ist keine ungewollte Schwangerschaft, sie mag einfach bloß Mädchen! Es gibt Schlimmeres, Tamara!“ Die Alpha legte den Kopf schief: „Woher weißt du...? wollte sie wissen: „Nennen wir es `Gaydar´!“ erwiderte Derek zwinkernd. Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung durch das Autofenster und dann startete Derek den Wagen. Eine Stunde später, die drei hatten sich gerade ein paar Burger geholt und waren nun wieder unterwegs auf dem beinahe ausgestorbenen Highway, was ungewöhnlich war für einen Freitagabend, da blickte Derek in den Rückspiegel und beobachtete seinen Alpha und dessen neuen Beta, die sich ihre Burger und Pommes in den Mund stopften und kicherten, während sie sich lustige Youtube-Videos auf ihren Handys anschauten. Derek lächelte. Der wahre Alpha durfte sich nun endlich wieder in den netten, lustigen Zwanzigjährigen zurückverwandeln, der er war und zu Atem kommen. Gut! Kapitel 15: ...was zusammen gehört! ----------------------------------- Derek wusste, dass sie richtig waren, als er seinen eigenen Wagen, jenen, den er Stiles geliehen hatte, entdeckte. Er parkte direkt dahinter und wenig später betrat er mit Damian und Scott im Gefolge jenen Club, dessen Adresse Stiles ihm gesimst hatte. Er versuchte einen Moment lang, sich in Krach und Gewimmel zu orientieren, doch dann sah er IHN. Stiles wurde von hinten umschlungen von Ethan und vorn umfasste ihn Danny. Die drei bewegten sich wie eins lasziv zur Musik und erregten damit die Aufmerksamkeit der Tänzerinnen und Tänzer drum herum, denn es war ein durchaus sehenswerter Anblick; das musste sogar Derek zugeben, dem die fremden Hände auf SEINEM Kerl natürlich im Grunde nicht recht passen wollten. Stiles Augen waren bislang geschlossen gewesen. Unvermittelt öffnete er sie nun und begann, sich suchend umzuschauen. Stiles KONNTE doch wohl nicht spüren, dass er hier war, dachte Derek verblüfft; nicht mit seinen verkümmerten menschlichen Sinnen. Nichtsdestotrotz machte es dennoch den Anschein. Derek schmunzelte und verbarg sich hinter einer Säule: „Was wird DAS denn Kumpel?“ wollte Scott wissen: „Spielen Stiles und du Verstecken, oder wie? Warum läufst du nicht hinüber und schnappst ihn dir einfach? Oder bist du etwa eifersüchtig, wegen des tanzenden Dreiers?“ Derek schüttelte den Kopf: „Nein, ich will nur etwas testen. Schau mal, wie er sich umschaut, seit wir reingekommen sind. Fast so, als wüsste er, dass wir da sind.“ Scott schüttelte den Kopf und grinste nachsichtig: „Spinner!“ murmelte er: „Du weißt, dass das nicht möglich ist, oder?“ Das Lied war zu Ende. Stiles kehrte zum Rand der Tanzfläche zurück und überließ seine beiden Tanzpartner wieder einander. Er lehnte an einem Tresen hinter sich, ließ seine Augen über die Menge schweifen und schließlich richtete er seinen Blick auf genau jenen Punkt, an dem Derek sich verborgen hielt. Zufrieden kam der Werwolf aus seinem Versteck hervor und schaute zu seinem Liebhaber herüber. Stiles erblickte ihn und schmunzelte, doch anstatt einfach zu ihm hinüberzulaufen, warf er sich an seinem Standort ein wenig in Positur, legte verführerisch den Kopf schief und zwinkerte Derek zu: „Was macht Derek da?“ wollte Damian von Scott wissen: „Und ist der Typ da drüben etwa sein Mensch?“ „Hey, hey! Sein Name ist Stiles!“ sagte Scott tadelnd: „ Und ich bin echt überfragt, was die zwei da treiben.“ Stiles und Derek warfen sich quer durch den Raum heiße Blicke zu. `Der kleine Mistkerl denkt gar nicht daran, zu mir zu kommen!´ dachte Derek mit einem Schmunzeln. `Na warte! Ich kann auch spielen und ich werde mich nicht vom Fleck rühren!´ Nein! Stiles bewegte sich in der Tat keinen Zentimeter! Stattdessen nahm er nun ganz sacht den Saum seines T-Shirts zwischen Daumen und Zeigefinger und fing an, es sehr, sehr langsam höher zu schieben und Stück für Stück mehr von seinem flachen, weißen Bauch zu entblößen. Währenddessen nahm er keine Sekunde seinen Blick von Derek. Der Werwolf gab etwas von sich, dass halb Knurren, halb Schnurren war und setzte sich geschlagen in Bewegung: „Hey Sugar! Bist du öfter hier?“ wollte er von Stiles wissen, als er nun direkt vor ihm stand: „Neuerdings schon!“ gab Stiles mit divenhafter Kühle zurück: „Und bist du allein hier?“ fragte Derek weiter: „Mein Freund ist nicht in der Stadt, falls du das wissen willst!“ erwiderte Stiles mit einem kleinen Lächeln und schob zwei Finger vorn in den Hosenbund des Älteren: „Heißt das, du bist heute frei?“ erkundigte sich Derek: „Wenn ich ein interessantes Angebot erhalte!“ entgegnete Stiles aufreizend. Derek griff nach den Handgelenken seines Liebhabers und führte dessen Hände unter sein eigenes Shirt: „Interessant genug für dich?“ wollte er wissen. Statt einer Antwort schlang Stiles nun seine Arme um Dereks Nacken, machte einen kleinen Satz, wand seine Beine um ihn, in der Gewissheit, dass sein Freund ihn auffangen und halten würde und küsste ihn tief und lange: „Endlich!“ sagte er seufzend: „Du sagst es!“ gab Derek zurück. Inzwischen waren auch alle anderen um die zwei versammelt und Derek stellte den blondgelockten Jüngling neben Scott vor: „ „Stiles, das ist Damian!“ „Fuck! Ich hatte irgendwie gehofft, du wärst hässlich!“ brummte Stiles, doch er gab artig die Hand: „Das hatte ich von dir auch gehofft!“ gab Damian mit einem kleinen Lächeln zurück und erwiderte den Händedruck. Anschließend fiel Stiles Scott um den Hals und drückte ihm ungestüm einen lauten Kuss auf sein Ohr: „Na, mein pazifistischer Held. Hast du die Welt für euch Zottelviecher ein bisschen sicherer gemacht? Ich bin echt stolz auf dich, Kumpel!“ Er zerzauste ihm liebevoll das Haar. Scott schenkte ihm dieses Lächeln: verschmitzt, schüchtern, voller Wärme und da wusste Stiles; jetzt ist alles gut! Seine Jungs waren wieder bei ihm und sie hatten es überstanden. Kurz dankte er einem Gott, von dem er nicht wusste, ob er an ihn glauben sollte, für diese Gnade. Derek legte einen Arm um Malia und fragte: „Und Cousine? Hattest du eine schöne Zeit mit den Jungs?“ Die Angesprochene nickte ungewöhnlich schüchtern, zog Kendra näher an sich heran und erwiderte: „Das auch, aber ich hatte auch eine sehr schöne Zeit mit ihr! Das ist meine Freundin Kendra!“ Die auf diese Weise vorgestellte strahlte und schüttelte Malias Cousin die Hand. `Ihre Freundin?´ , dachte sie glücklich. Bedeutete das wohl, Malia hatte sich zu einer Entscheidung durchgerungen? Danny schüttelte Damian die Hand, umarmte dann zunächst Scott und anschließend auch noch einen unbehaglichen Derek, wie Stiles belustigt registrierte. Er mochte in den Jahren mit ich ihm ein wenig flauschiger und zutraulicher geworden sein, doch tief drinnen war Derek eben immer noch der alte Grummelwolf, der grübelte, knurrte und fremdelte. In Stiles breitete sich ein warmes, zärtliches Gefühl für seinen Freund aus! Ethan bewies mehr Feingefühl für die speziellen Bedürfnisse Dereks, indem er sich mit einem robusten Schulterklopfen zur Begrüßung begnügte. Peter hatte sich bislang mit Emanuel eher im Hintergrund gehalten, doch nun trat er vor, legte seinem Neffen eine Hand auf die Schulter und verkündete: „Schön, dich zu sehen, gesund und munter. Ich habe gut auf deinen Jungen achtgegeben. Ich habe keinem ungezogenen Burschen in dieser Stadt erlaubt, Hand an ihn zu legen.“ Stiles schenkte Peter einen strafenden Blick und dieser wusste genau, wofür der war und hielt nun die Klappe. Und beinahe hellsichtig erwiderte Derek nun mit einem Blick auf Emanuel: „Weißt du was? Die Hände, die mir die größten Sorgen bereitet haben, waren im Grunde deine.“ Dann viel sein Blick auf Emanuel und er kommentierte: „Und offensichtlich nicht umsonst, denn wie es scheint, hast du Stiles im Schlaf eine Locke seines Haares gestohlen und dir einen Klon gezüchtet!“ Er reichte Emanuel die Hand und stellte sich vor: „Hi! Ich bin Derek, der Neffe von dem da.“ Er deutete mit dem Kinn auf Peter „Wow! Großartiges Erbgut in dieser Familie!“ stellte Emanuel anerkennend fest, als er Derek genauer in Augenschein nahm. Derek bedankte sich mit einem kleinen Lächeln für das Kompliment. Er war fasziniert von der Ähnlichkeit dieses jungen Mannes mit seinem Geliebten: Seine Haare waren etwas länger, die Augen ein wenig heller und der Gesichtsausdruck sanfter und vielleicht etwas weniger frech, doch abgesehen davon hätten die zwei wenigstens Brüder, wenn nicht gar Zwillinge sein können. Peter war mittlerweile auf Damian aufmerksam geworden: „Das ist also der kleine Welpe, der euch zugelaufen ist, wie?“ fragte er Scott und Derek. Er trat nah an den Blonden heran und kommentierte: „Süß! Wo warst du letzte Woche, als ich noch zu haben war?“ Dann griff er hinter sich nach der Hand von Emanuel. Damian warf einen hilfesuchenden Blick auf Derek: „Einfach nicht beachten!“ riet dieser und tatsächlich wandte sich Peter nun wieder voll und ganz seinem menschlichen Spielgefährten zu, blickte ihm fest in die Augen und zog sein Gesicht zu einem Kuss zu sich heran. Derek sah es und schüttelte sich ein wenig, doch Stiles sagte: „Ich bin ganz bei dir, mein Engel: Mir ging es zunächst genau so, aber man gewöhnt sich an den Anblick. Und wie sich gezeigt hat, ist Emanuel auch noch ein richtig netter Bursche. Wir fragen uns alle, welchen Voodoo Peter angewendet haben muss, um es so gut zu treffen?“ „Kein Voodoo nötig!“ nahm Emanuel Peter lächelnd in Schutz, küsste ihn erneut und zog ihn dann hinter sich her zur Tanzfläche. Derek schüttelte den Kopf und folgte den beiden mit seinem Blick: „Nicht drüber nachdenken!“ empfahl ihm Stiles und verwickelte ihn in einen spektakulären Kuss, der ihm dabei helfen sollte, auf andere Gedanken zu kommen: „Warum zeigst du Derek nicht mal den Keller?“ fragte daraufhin Danny verschmitzt und Ethan hob belustigt eine Augenbraue: „Der Keller ist nichts für Derek!“ behauptete Stiles. Der, über den gesprochen wurde, blickte verwirrt von dem einen zum Anderen und wollte dann wissen: „Was ist denn im Keller?“ Stiles blickte Derek unsicher an und erwiderte: „Da ist ein Darkroom!“ Sein Freund blickte ihn ratlos an. Stiles kannte seinen Mann eben und wusste, dass er manchmal ein wenig unbedarft sein konnte: ein echter Kleinstadtjunge eben: „Na ja ein Spielzimmer eben.“ Warf Danny hilfreich ein. Derek wirkte weiterhin verwirrt. Man sah es in seinem Gesicht arbeiten und einen Moment später folgte ein Ausdruck des Verstehens: „Ach ein `Spielzimmer´!“ sagte er schließlich: „Siehst du mein Herz! Ich sage doch, das ist nichts für dich!“ erwiderte Stiles verständnisvoll: „Sagt wer?“ fragte Derek ungewohnt draufgängerisch: „Wir können doch wenigstens mal schauen, wie es da so aussieht.“ Stiles fiel die Kinnlade herunter, doch er hatte keine Chance, etwas zu erwidern, weil er nun schon von Derek hinter sich her in Richtung Kellertreppe gezogen wurde. Die Anderen blickten den beiden lachend hinterher. „Das ist ja Uni-Sex hier?“ Stellte Derek verunsichert fest. „So wie auch die Toiletten!“ erwiderte Stiles: „Kendra hat mir das erklärt. Ich habe nicht alles verstanden. Sie sagte etwas über das aufheben von Geschlechtergrenzen, Genderdebatte, multiple Geschlechtsidentitäten, Judith Butler und, und, und. Ich habe irgendwann auf Durchzug geschaltet, denn sie hat eine halbe Stunde lang nicht zu reden aufgehört.“ „Hier sind auch Frauen drin!“ bemerkte Derek unbehaglich. Stiles lachte: „Seit wann hast du etwas gegen Frauen?“ wollte er wissen und blickte sich interessiert um: „Und wie es scheint kommen die Mädels hier ganz gut alleine klar und interessieren sich kein Stück für das, was wir vorhaben. Oder willst du doch lieber wieder nach oben?“ Derek schüttelte den Kopf: „Nein, das nicht, aber hör auf zu starren Stiles! Das ist unhöflich!“ dann fügte er hinzu: „Da hinten ist es vielleicht O.K.!“ Er zog Stiles hinter sich her in einen plüschigen, etwas abgeschiedenen Winkel des Raumes: „Und nun?“ erkundigte sich Stiles: „Rate!“ erwiderte Derek und machte sich an Stiles Jeansknöpfen zu schaffen. Eine ganze Weile später waren die zwei wieder bei ihren Freunden und Danny bemerkte verschmitzt: „Ich wollte schon einen Suchtrupp hinter euch herschicken!“ Stiles warf ihm ein schiefes Lächeln zu. Derek einen grimmigen Blick. „Tanzt du mit mir?“ wollte Stiles von Derek wissen: „Wie lange kennst du mich schon? Ich tanze nicht!“ gab dieser zurück: „Ach komm schon Süßer! Du könntest einfach auf der Tanzfläche stehen, atemberaubend aussehen und mit dem Kopf im Takt nicken, während ich um dich herumtanze und mich ein bisschen an dir reibe!“ erwiderte Stiles mit verführerischem Lächeln. Derek warf ihm einen missmutigen Blick zu: „Warum quälst du mich?“ Wollte er wissen. Stiles küsste ihn auf die Wange: „Weil ich dich gern leiden sehe, Herzblatt!“ Die Erlösung für Derek kam von unerwarteter Seite: „Ich tanze mit dir, wenn du willst!“ Schlug Emanuel vor. Stiles nickte überrascht und ließ sich von seinem Ebenbild zur Tanzfläche führen: „Wollen wir den beiden Hale-Männern mal ein bisschen einheizen?“ wollte Stiles von Emanuel wissen: „Was schwebt dir vor?“ fragte dieser mit einem schiefen Grinsen: „Mach einfach mit!“ kicherte Stiles, legte seinem Gegenüber die Hände auf die Hüften: sehr, sehr weit unten, sehr, sehr weit hinten auf die Hüften und Emanuel tat es ihm gleich. Bald passte kein Blatt Papier mehr zwischen die beiden jungen Männer. Sie blickten einander in die Augen, die Stirn des Einen berührte dabei beinahe die des Anderen, und so bewegten sie sich sehr langsam und sehr sinnlich miteinander zur Musik. Am Tanzflächenrand stieß Peter seinen Neffen an und sagte: „Ich glaube, so in etwa fühlt sich ein Schlaganfall an. Träume ich? Oder bin ich tot und im Himmel?“ „Du kommst nicht in den Himmel, Peter! Sonst fehlt denen da unten ihr wichtigster Mann!“ knurrte Derek missmutig. „Ach komm´ schon Derek. Das, was die beiden Jungs da treiben, ist wirklich verdammt heiß! Das musst selbst du zugeben.“ erwiderte Peter mit anzüglichem Grinsen: „Muss ich gar nicht!“ grollte Derek, drehte sich weg und stützte seine Ellenbogen auf den Tresen hinter sich. Was er sich allerdings nicht anmerken lassen wollte, war die Tatsache, dass er das Schauspiel aus dem Augenwinkel genau im Blick behielt. Als das Lied zu Ende war kehrte die beiden jungen Männer zu ihren Werwölfen zurück: „Hat dir die Show gefallen?“ wollte Stiles von Derek wissen: „Nein, überhaupt nicht!“ Behauptete Derek und bestimmte dann: „Wir gehen jetzt auf der Stelle zu dir ins Hotel!“ Stiles hatte gerade noch Zeit, Peter den Schlüssel zum Geländewagen zuzuwerfen und seinen Freunden zum Abschied zu winken, ehe ihn Derek auch schon an der Hüfte umfasst und aus dem Club gezogen hatte. Sie saßen nebeneinander vorne im Camaro, wo es eigentlich viel zu eng war und Stiles unterbrach für einen Moment das, was er gerade tat und wollte wissen: „Wolltest du nicht eigentlich ins Hotel fahren?“ Derek blickte ihn verzweifelt an und fragte: „Wieso hörst du auf!“ Stiles grinste böse und forderte „Gib zu, dass es dich angemacht hat, wie ich mit Emanuel getanzt habe!“ Derek schüttelte den Kopf: „Werde ich nicht!“ „Dann bist du hier ab jetzt auf dich allein gestellt, Kumpel!“ gab Stiles kaltlächelnd zurück: „Sadist!“ beschwerte sich der Ältere: „Ich habe dir gesagt, ich würde dich leiden lassen, wenn wir uns nach deiner Selbstmordmission wiedertreffen.“ Erwiderte Stiles mit einem ungerührten Schulterzucken: „Außerdem musst du ja nur ehrlich sein und ich mache umgehend weiter. Du hast es in der Hand!“ Derek blickte hinab auf Stiles Finger und erwiderte: „Also im Grunde genommen hast DU…!“ Stiles bewegte seine Hände minimal und hielt dann wieder inne. Derek gab ein gequältes Seufzen von sich und Stiles sagte: „Also? Ich höre!“ Derek schloss die Augen und murmelte: „Dich mit ihm tanzen zu sehen war unglaublich sexy und ich wäre am liebsten zu dir herübergekommen und hätte dich gleich dort, vor aller Augen flachgelegt. Nun zufrieden?“ „Na also! Geht doch!“ erwiderte Stiles und vollendete sein Kunstwerk, wie versprochen. Zurück im Hotel hatte das Paar plötzlich alle Zeit der Welt. Sie gingen zunächst gemeinsam unter die Dusche, ließen endlos das heiße Wasser über ihre Körper laufen, während sie einander einfach bloß im Arm hielten. Später im Bett fragte Derek: „Willst du eine Massage?“ Stiles strahlte und wollte wissen: „Wie komme ich denn zu dieser Ehre?“ „Ich suche wohl einfach eine Ausrede, dich überall zu berühren.“ Gab Derek mit einem kleinen Lächeln zurück: „Du brauchst zwar keine,“ Versicherte Stiles: „aber zu so einem Angebot sage ich mit Sicherheit nicht nein!“ Derek hatte nicht gelogen: Die Massage ließ in der Tat keinen Zentimeter seines Körpers aus und am Ende fühlte Stiles sich, als habe er keine Knochen mehr, so wahnsinnig entspannt und wohlig war ihm. Mehr aus Pflichtgefühl, als aus wirklicher Überzeugung heraus fragte Stiles hinterher: „Möchtest du, dass ich mich revanchiere?“ Derek schüttelte den Kopf: „Ein anderes Mal gern. Das gerade war nur für dich!“ „Danke! Es war fantastisch!“ beteuerte Stiles zufrieden schnurrend und zog Derek in seinen Arm. Nach einer Weile fragte der Jüngere: „Weißt du, was ich jetzt gern tun würde?“ Der Werwolf hob den Kopf, warf einen Blick in das Gesicht seines Freundes, welches seine Absichten im Grunde genau verriet, dennoch behauptete Derek: „Ich habe nicht den blassesten Schimmer.“ Stiles schüttelte grinsend den Kopf: „Probier`s noch einmal, Kumpel!“ Sie liebten sich mit sehr viel Zeit und Ruhe, blickten einander dabei intensiv in die Augen und waren voll und ganz beieinander. Ihr Zusammensein war immer schön, doch dieser Moment war dennoch etwas Besonderes; einer jener seltenen und kostbaren Momente, wo sich die Grenzen zwischen zwei Individuen für einen kurzen Moment aufhoben und man ganz und gar eins war: „Ich liebe dich!“ versicherte Stiles hinterher feierlich. Derek küsste ihn auf die Stirn und gab zurück: „Ich dich auch! Und ich wünschte, es könnte immer so sein, wie gerade jetzt!“ Wenig später waren sie beide eingeschlafen. Kapitel 16: Will you still love me tomorow ------------------------------------------ Damian fühlte sich bitter, als er Derek und seinem Menschen hinterher blickte. Es war sonnenklar, was sie nun tun würden. Er hatte es in Dereks Blick gesehen und seine Nase hatte es ihm verraten. Der junge Werwolf fragte sich, was zum Teufel er bloß hier machte? Was wollte er in dieser verdammten Stadt? Und was sollte bloß aus ihm werden? Auch wenn Scott es ihm versprochen hatte: Er hatte keinen Ort auf der Welt, an den er gehörte. Keine Person! Er starrte wütend in seine blöde Cola. Zu viele Menschen um ihn herum. Er wäre ja abgehauen, wenn er auch nur den blassesten Schimmer gehabt hätte, wohin! Plötzlich war dieses schwarze Mädchen an seiner Seite; die, die den ganzen Abend mit Dereks Cousine herumgemacht hatte und glotzte ihn an: „WAS?“ fauchte er genervt. ' Und sie? Sie lachte einfach! „Hi, ich bin Kendra! Und wer bist du, kleines Arschloch? Wir wurden uns noch nicht vorgestellt.“ „Geht-dich-nichts-an!“ zischte Damian: „Also wegen dieses Namen würde ich mich bei meinen Eltern beschweren, wenn ich du wäre!“ gab Kendra kichernd zurück. „Die sind tot!“ Erklärte Damian gereizt, ließ seine Augen golden aufblinken und zeigte ihr seine Wolfszähne. Er wollte ihr ein bisschen Angst machen; wollte dass sie ihn in Ruhe ließ, doch die blöde Kuh zeigte keine Spur von Angst. Wahrscheinlich war sie dumm! „Tut mir leid!“ erklärte Kendra nun mitfühlend: „Mir nicht!“ knurrte Damian: „Meine Mutter habe ich nicht kennengelernt, weil sie bei meiner Geburt gestorben ist und mein Vater war...übel!“ Moment mal? Wieso erzählte er dieser nervtötenden Fremden diese persönlichen Dinge? Er fuhr zu ihr herum und blinzelte sie böse an. Dann versuchte er, sich einen Reim auf den Blick zu machen, denn sie wiederum ihm zuwarf: „Bei mir war es so ähnlich!“ gab sie zurück: „Pfft! Bezweifle ich!“ bellte Damian: „Hat dein Alter dich etwa auch vermöbelt, bis du nicht mehr aufgestanden bist?“ „Solange, bis ich gelernt hatte, mich zu wehren.“ gab Kendra schlicht zurück. Ihr Gesicht wirkte nun verschlossen und ihr Blick starr in die Ferne gerichtet. Damian warf der jungen Frau neben sich einen zweifelnden Blick zu: „Du? Du hast dich gegen deinen Vater gewehrt. War dein Vater vielleicht eine Maus, oder was? Ich meine, du bist winzig, du bist schwach, du bist ein Mädchen, du bist ein Mensch!“ `So ein arroganter Penner!´, dachte Kendra bei sich, doch irgendwie war sie nicht wirklich wütend. Dieser grimmige, kleine Scheißkerl gefiel ihr sogar irgendwie: „Denkst du, ich lüge?“ wollte sie von ihm wissen „Mir doch egal!“ rief der Werwolf aus. Kendra versuchte, Damians Panzer auf einem anderen Weg knacken: „Stiles Freund gefällt dir, oder? Das ist übel, wenn man sich in einen verliebt, der deine Gefühle nicht erwidert!“ Falscher Knopf! Damian verwandelte sich und knurrte Kendra wütend an. Offensichtlich war es ihm vollkommen gleichgültig, ob es irgendjemand sah. Scott und Malia hatten bis gerade eben miteinander getanzt und sich ausgerechnet diesen Moment ausgesucht, um zu den beiden zurückzukehren. Malia hatte in Sekundenschnelle ihre Krallen an Damians Gurgel, doch Kendra sagte beruhigend: „Ist in Ordnung Süße! Wir kommen hier klar!“ „Spinnst du?“ fragte sie: „Er wollte dich gerade in Stücke reißen!“ „Möglich!“ gab Kendra schmunzelnd zurück: „Aber das stellt er sich leichter vor, als es in Wirklichkeit ist!“ Malia ließ die Hand sinken, doch sie blitzte den Blonden noch einmal mit blauem Koyotinnenblick an und nun schaltete Scott sich ein. Er legte Damian beruhigend eine Hand auf die Schulter und sagte: „Na komm´ Kumpel! Es war ein langer Tag. Vielleicht sollten wir jetzt einfach ins Bett gehen, hmm?“ Inzwischen waren auch Peter mit Emanuel und Danny mit Ethan zu den Anderen zurückgekehrt und versuchten zu ergründen, was gerade vor sich ging. Scott fragte nun: „Appropos zu Bett gehen: gewährt uns eigentlich irgendwer Obdach?“ Peter verständigte sich mit Emanuel mit einem Blick und antwortete dann: „Ich glaube, mein Junge ist heute so lieb, mich zu beherbergen, also könnt ihr mein Zimmer haben. Wie wär´s wenn Daddy euch jetzt alle ins Hotel zurückfährt, Kinderchen?“ Sie quetschten sich zu siebt in Dereks Geländewagen und wurden von Peter abgeladen, ehe dieser mit Emanuel weiterfuhr. In Peters Zimmer, nachdem sie geduscht und sich bettgehfertig gemacht hatten, setzte sich Scott vor Damian und blickte ihn prüfend an: „Das kleine Kunststückchen, dass du dir heute Abend mit dieser Kendra geleistet hast, war echt nicht cool! Du kannst dich nicht vor aller Augen verwandeln und Menschen bedrohen. Mit so etwas gefährdest du das ganze Rudel. Du kannst von Glück sagen, dass die Leute drumherum nicht auf dich geachtet haben oder zu betrunken oder stoned dafür waren, Mann! Mach so etwas gefälligt nicht noch einmal!“ „Auf einmal kehrst du also doch den autoritären Alpha raus, oder was?“ fragte Damian genervt. Stiles schüttelte ärgerlich den Kopf : „Würde ich dann hier mit dir sitzen und ein ruhiges, zivilisiertes Gespräch führen? Wenn ich wie dein Vater wäre, würde ich dir jetzt den Arsch aufreißen. Stattdessen führen wir ein vernünftiges Gespräch, oder nicht?“ „Du hasst mich!“ behauptete Damian und klang wie ein verzweifelter Fünfjähriger. Scott musste ein klein wenig Lachen: „Ich habe dich in mein Rudel aufgenommen und das ist mir heilig, du kleiner Blödmann! Mit anderen Worten: Ich habe dich gern!“ Scott schlug die Decke zurück und fügte hinzu: „Komm´ schon! Lass´ uns schlafen, ja?“ Damian warf ihm einen finsteren Blick zu. Scott wiederum schenkte ihm sein wärmstes Sunshine-Lollipop-Lächeln und zog ihn neben sich: „Schlaf jetzt! Befehl deines Alphas!“ Er knipste das Licht aus und fügte noch hinzu: „Ich weiß natürlich, warum du dich so unmöglich aufführst. Es ist hart, wenn man die Person, die man will nicht haben kann, insbesondere für uns Wölfe; insbesondere, wenn man sich so verloren fühlt, wie du gerade. Derek heute mit Stiles zu sehen war sicher schwer für dich. Aber bitte, bitte glaub mir, wenn ich dir sage, du wirst dich wieder verlieben!“ Damian knurrte. Scott legte ihm einen Arm um die Taille. Es war normalerweise zwar nicht seine Art, das mit anderen Kerlen zu tun, außer es handelte sich um Stiles, aber nun ja: Verzweifelte Situationen erforderten eben verzweifelte Maßnahme! „Du hast mich aber nicht in dein Rudel aufgenommen, damit ich dir...ich weiß nicht...irgendwie zu Diensten sein muss, oder?“ fragte Damian unbehaglich. Scott seufzte: „Wieso bist du bloß so misstrauisch? Und wieso denken eigentlich alle, dass ich schwul wäre? Nein keine Sorge! Und jetzt halt die Klappe! Ich bin müde. Es war ein verdammt langer Tag.“ Damian atmete erleichtert aus, ergriff Scotts Hand, die ihn umfasste und bald war er eingeschlafen. Ethan war über Danny und versuchte, ihn zu küssen, doch dann bemerkte er, dass der Mensch mit seinen Gedanken woanders zu sein schien: „Was?“ wollte er wissen: „Es wird Scheiße, wenn wir übermorgen ins Auto steigen und ohne dich wegfahren. Ich wünschte, ich müsste mich nicht von dir trennen!“ „Und wenn du das nicht müsstest?“ erkundigte sich der Werwolf: „Huh?“ fragte Danny ratlos. Ethan grinste: „Ich habe es Kendra schon gesagt: Ich plane, mit euch nach Beacon Hills kommen. Ich werde meine Zelte hier abbrechen. Ich habe vor kurzem meine Trainerlizenz gemacht und finde damit da unten bestimmt einen Job. Es sei denn, du willst mich nicht da haben?“ Danny grinste, drehte Ethan mit einem Satz auf den Rücken und legte sich auf ihn: „Ich will dich da haben. Ich will dich immer haben! Und zufällig auch gerade jetzt...!“ Emanuel merkte, wie er sich innerlich von Peter verabschiedete, auch wenn sie sich in diesem Augenblick so nah waren. Der Ältere hatte sich mit keinem Wort zu einer Zukunft für sie beide geäußert, obwohl er selbst doch deutlich genug gemacht hatte, dass er es sich wünschte. Ein Teil des jungen Mannes fragte sich, ob es am Ende nicht vielleicht sogar am Besten für ihn wäre. Peter hatte zugegeben, ein Mörder zu sein und er selbst hatte nicht einmal gefragt, wen und wie oft er getötet hatte. Stattdessen hatte er ihn einfach so wieder mit in sein Heim, in sein Bett genommen. Jener kritische Teil von ihm fragte sich weiter, ob es lediglich daran lag, dass er verliebt war oder eben einfach komplett dämlich. Peter war über ihm, in ihm und er blickte zu ihm hinauf, schaute in diese blauen Augen und genoss seine Unwissenheit und glaubte einfach so ohne Weiteres an Peters Versprechen, ihm nicht weh zu tun. Dann fiel ihm wieder ein, dass Peter auch gesagt hatte, dass er etwas Schlimmeres als ein Mörder sei. Plötzlich fragte er sich, was das bedeuten konnte. Was war denn schlimmer als ein Mörder? Emanuel fehlte die Fantasie, sich darauf einen Reim zu machen. Nur noch ein bisschen länger. Er wollte nur noch ein bisschen länger daran glauben, dass es am Ende vielleicht gar nicht so übel war. Immerhin hatte Peter Freunde und Familie und das waren doch nette Leute, oder nicht? Wie schlimm konnte er da wirklich sein? Emanuel spürte, wie Peter kam, doch er selbst war dafür heute zu angespannt. Als der Ältere über ihm zusammenbrach und seinen Kopf an seinem Hals barg, legte Emanuel sanft die Arme um ihn, streichelte ihm mit den Fingerspitzen durch seine Haare und über seinen Rücken. In was hatte er sich da bloß hinein manövriert? Peter hob den Kopf und wollte wissen: „Alles klar bei dir, Kleiner?“ Emanuel nickte und zog Peters Kopf zu einem Kuss zu sich heran: „Alles in Ordnung! Das war schön!“ Trotz seiner finsteren Gedanken entsprach das dennoch irgendwie der Wahrheit. „Ich probier´ s!“ erklärte Malia unvermittelt. Kendra setzte sich auf und blickte auf die andere Frau neben sich im Bett hinab: „Du meinst, du wirst hierher ziehen? Du willst den Job?“ Malia nickte: „Ich hab´ echt eine Scheißangst davor, aber die habe ich auch davor, dich wieder zu verlieren!“ Dann fügte sie hinzu: „Ich habe aber ein paar Bedingungen!“ „Lass´ hören?“ forderte Kendra: „Wir werden nicht gleich zusammen ziehen. Der Job ist unabhängig davon, ob das mit uns gut geht oder nicht. Und du musst auf jeden Fall Geduld mit mir haben!“ „Ein Sicherheitsnetz also!“ kommentierte Kendra: „Du darfst das nicht falsch verstehen. Ich weiß, das klingt, als würde ich nicht an das mit uns glauben und das Ende schon vorweg nehmen, aber so ist es nicht. Ich hab´ dich wirklich richtig gern, aber ich war noch nie mit einem Mädchen zusammen. Ich...ich...!“ Malia wusste nicht mehr, was sie sagen sollte und hatte Angst vor Kendras Reaktion. Diese jedoch lachte einfach bloß: „Hey Süße, entspann´ dich! Deine Bedingungen sind akzeptabel und nachvollziehbar. Ich hatte zwar schon andere Mädchen vor dir, aber das bedeutet nicht, dass ich mich schon heiratsfähig fühle. Ich bin einundzwanzig und wir kennen uns gerade mal eine Woche, meine Güte! Wir gehen es langsam an, versprochen! Und für mich ist das hier auch eine Premiere: Ich hatte noch nie zuvor eine Werkoyotin.“ Sie lachte: „Wir machen es so: Du schaust, ob die Lesben-Sache für dich funktioniert und ich tue dasselbe mit dieser Interspezies-Kiste! Deal?“ „Deal!“ versicherte Malia, kletterte auf Kendras Schoß und senkte den Kopf, um sie zu küssen. Kapitel 17: Des Widerspenstigen Zähmung --------------------------------------- „Sag mir, dass du Mein bist!“ Stiles blickte skeptisch zu Derek hinauf. Bis gerade eben hatten sie noch nett und gemütlich ein bisschen rumgemacht, während ihnen die Morgensonne durchs Hotelfenster auf den Pelz schien und nun kam Derek mit so einer verrückten Werwolfsache um die Ecke: „Muss das sein?“ fragte er gequält: „Ich wäre fast gestorben und wir haben uns immerhin seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen!“ quengelte Derek. Stiles kicherte: „Fünf Tage sind keine Ewigkeit!“ „Wohl!“ behauptete Derek: „O.K., wenn ich es sage, was bedeutet das dann für mich? Verschreibe ich dir meine Seele? Kaufe ich eine Waschmaschine? Geht das überhaupt konform mit der UN-Menschenrechtskonvention? Sperrst du mich dann bis ans Ende meiner Tage in ein finsteres Kellerverlies, wo ich mich von Ratten und Tausendfüßlern ernähren muss und holst mich nur noch hervor, wenn du meine Dienste willst?“ erkundigt Stiles sich ein wenig unwillig: „Nichts von alledem, du Quatschkopf! Du gibst mir bloß ein bisschen Sicherheit zurück, wenn du es sagst!“ erwiderte Derek: „Es gibt keine Sicherheit, mein Schatz!“ Gab Stiles sanft zurück: „Das hat die vergangene Woche doch deutlich gezeigt. Alles kann ganz schnell vorbei sein, wenn man Pech hat. Es gibt nur das Hier und Jetzt und das muss man genießen, so gut man kann! Reicht es nicht, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe? Das tue ich nämlich! Ich liebe dich Derek! Sehr!“ Der Ältere sah mit einem Mal aus, wie ein begossener Werwolf und Stiles wurde auch klar, weswegen. Er hatte die Vergänglichkeit alles Irdischen ins Spiel gebracht und dem Kerl, der beinahe alles auf der Welt verloren hatte damit gehörig die Petersilie verhagelt. Stiles zog Dereks Kopf auf seine Brust, wand sich um ihn herum, so fest er konnte und flüsterte in sein Ohr: „Also gut mein Großer! Weil du es bist, sage ich es ein einziges Mal, also präge es dir gut ein, hörst du? Vom Scheitel bis zur Sohle gehöre ich ganz und gar dir! Ich bin Dein, Derek Hale! Wie gefällt dir das?“ Diese pathetischen Worte auszusprechen löste unterschiedliche Gefühle in Stiles aus: Es machte ihm einerseits ein wenig Angst; so als würde er sich dadurch mit Haut und Haar hergeben, sich selbst aufgeben. Doch da gab es noch etwas anderes in ihm: Er hätte es im Leben nicht zugegeben, nicht mal unter Folter, doch auf irgendeine Art war auch aufregend, es zu sagen: „Und ich bin Dein!“ versicherte Derek nun. Es war auch aufregend, die Worte zu hören. Am liebsten hätte Stiles die Ernsthaftigkeit dieses Augenblicks durch irgendeinen lockeren Spruch entschärft und ins Lächerliche gezogen, doch eine kleine Stimme in seinem Inneren riet ihm, dass er ihn Derek nicht einfach wieder wegnehmen durfte: „Müssen wir nicht bald mal zum Frühstück gehen?“ fragte er stattdessen: „Versuch`s nur!“ forderte Derek ihn spielerisch heraus, während er sich kein Stück von ihm herunter bewegte. Irgendwann fanden sie dann aber doch noch ihren Weg in den Frühstückssaal, wo Danny, Ethan, Malia, Kendra, Scott und Damian bereits zusammensaßen und ihre Mahlzeit beinahe beendet hatten. „Na, ihr Zwei? Hat die Wiedersehensfeier ein bisschen länger gedauert?“ fragte Danny munter. Die beiden zuckten mit den Schultern und Damian gab ein kleines Knurren von sich. Scott packte seinen neuen Beta spielerisch im Nacken, halb Massage, halb Wolfsmutter, die ihren Welpen zur Räson bringt. Stiles begriff, was vor sich ging und hatte sogar ein wenig Mitgefühl mit dem jungen Werwolf. Um von der Situation abzulenken, erkundigte er sich bei den Anwesenden: „Und? Was wollen wir heute anstellen?“ „Das Wetter soll herrlich werden.“ Warf Kendra ein: „Temperaturen über dreißig Grad. Warum fahren wir nicht rüber zum Bakers Beach und verbringen dort den Tag?“ Der Vorschlag stieß auf allgemeine Zustimmung. „Hey Süßer, bist du wach?“ wollte Peter wissen. Emanuel neben ihm reckte sich und gab knurrende Laute von sich: „Hmm?“ machte er verschlafen: „Das war eben Stiles am Telefon. Die Anderen fahren heute an den Strand und haben gefragt, ob wir mitkommen wollen? Hast du Lust?“ Der junge Mann drehte herum und legte seinen Kopf auf der Brust des Älteren ab: „Ich muss dich genießen, solange ich kann, denn Morgen bist du weg, richtig? Mir ist somit alles recht, solange wir zusammen sind.“ Emanuel war sich bewusst, dass er seine Position mit so einer Aussage noch weiter schwächte, doch was machte das jetzt schon noch? Morgen war doch sowieso alles vorbei, also konnte er auch ehrlich sein und aussprechen, was er fühlte, oder nicht? Peter zog sein Gesicht zu einem Kuss zu sich heran und mit einem Mal packte er ihn nun, drehte ihn auf den Rücken, begab sich über ihn und fragte mit einem schiefen Grinsen: „Aber einen Augenblick haben wir wohl noch, ehe wir los müssen, oder?“ Emanuel erwiderte das Lächeln und nickte: „Ich würde sagen, dafür nehmen wir uns die Zeit!“ Später setzte Peter Emanuel bei den Anderen vor dem Hotel ab und übergab den Geländewagen wieder an Stiles. Er teilte mit, dass er noch etwas zu erledigen hätte und später an den Strand nachkommen würde. Die Gruppe hatte ein angenehmes, ruhiges Plätzchen für sich am Strand gefunden und breitete ihre Handtücher aus. Danny und Ethan planten ihre gemeinsame Zukunft, Malia und Kendra machten es genauso und Derek und Stiles bekamen nach ihrer Trennung einfach nicht genug voneinander. Scott betrachtete das Schauspiel und freute sich über die Harmonie im Rudel. Ihm entging aber auch nicht, dass zwei der Anwesenden sich offensichtlich unwohl fühlten und sich ein wenig abseits platziert hatten. Zum einen war das natürlich Damian, der gequält zu Derek und Stiles hinüberschaute und zum anderen Emanuel, der sich ohne Peter offensichtlich ein wenig fremd und haltlos fühlte. Scott spürte Neugierde auf diesen jungen Mann, der seinem besten Freund äußerlich so sehr ähnelte, aber dennoch ein völlig anderer Mensch zu sein schien und der sich nun ausgerechnet mit Peter zusammengetan hatte. Er ging zu ihm hinüber, stellte sich vor und begann ein Gespräch. Da er allerdings nicht vermutete, dass Peter Emanuel über die ganze Werwolfsache aufgeklärt hatte beschloss er, sich zu diesem Thema vollständig zurückzuhalten: „Lebst du eigentlich schon immer in San Francisco?“ Wollte Scott wissen. Emanuel war unwahrscheinlich dankbar, dass ihn endlich irgendwer ansprach. Er schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, überhaupt nicht. Ich komme aus einer Kleinstadt in Kansas, mitten im Bible Belt also. Ich bin dort mit sechzehn Jahren abgehauen. Ich wäre schon früher gegangen, wenn ich gewusst hätte, wie ich das hätte anstellen sollen. Ich komme aus einem sehr religiösen Elternhaus und als ich gemerkt habe, dass ich schwul bin; da war ich ungefähr zehn, wurde mir klar, dass ich dort nichts mehr zu suchen hatte. Ich habe es meinen Eltern erst kurz bevor ich von da weg bin gesagt und sie haben genau so reagiert, wie ich befürchtet hatte. Ich hatte keine Wahl, als zu verschwinden, sonst hätten sie…ich...ich weiß nicht?“ Emanuel schluckte. Er hatte keine Ahnung, wieso ihm diesem jungen Mann gegenüber, den er doch im Grunde genommen gar nicht kannte diese Lebensbeichten entschlüpften, aber da war etwas so Freundliches und Gütiges in seinem Blick und er hatte so verdammt lange nicht mehr über diese ganze unselige Sache gesprochen, dass sich die Worte beinahe ganz von selbst ihren Weg in die Außenwelt gebahnt hatten: „Es tut mir leid, Scott!“ entschuldigte er sich nervös: „Ich habe keine Ahnung, warum ich dir diesen ganzen deprimierenden Mist erzähle. Denk´ nicht, dass ich so etwas ständig mache; Fremden ein Ohr abquatschen!“ Scott lächelte und es kam von Herzen: „Dir muss nichts leidtun! Wenn überhaupt tut es mir leid, dass du so etwas erleben musstest. Aber dann hierher in diese Stadt zu kommen, muss doch ein richtiger Kulturschock für dich gewesen sein, oder nicht?“ Emanuel strahlte: „Ganz ehrlich? Es war herrlich! Ich habe bis dahin mit so viel Schuld gelebt, für das was ich war und was ich fühlte und hatte einfach keine Vorbilder; niemanden der so war wie ich und offen dazu gestanden hätte. Doch hier war alles bunt, schön, verrückt und vielfältig. Ich fahre ja möglicherweise immer noch zur Hölle, aber ich weiß jetzt, dass ich dann in guter Gesellschaft sein werde.“ Scott lächelte traurig: „Wenn du mich fragst, dann glaube ich manchmal, die Hölle ist hier: Sie ist hier, wo Eltern ihre Kinder verstoßen, weil sie anders sind und wo Kriege, Morde, Vergewaltigungen und andere grauenhafte Dinge geschehen.“ Als er das sagte, warf Scott einen kleinen Seitenblick auf Damian. Um das Gespräch wieder auf etwas Erfreulicheres zu lenken, fragte der Alpha Emanuel: „Und? Werdet Peter und du euch wiedersehen? Ihr scheint euch gut zu verstehen.“ Das war offenbar das falsche Thema. „Ich denke, er hat daran kein Interesse.“ erwiderte der Angesprochene niedergeschlagen. Emanuel spürte, dass ihn einige Fragen beschäftigten und vielleicht würde dieser Scott sie ihm ja beantworten, denn er erschien ihm wie ein netter, aufrichtiger Kerl: „Denkst du, dass ich sehr dumm bin, weil ich mich auf jemanden wie Peter eingelassen habe? Von ihm selbst weiß ich, dass er getötet hat. Glaubst du, dass Peter ein böser Mensch ist?“ Scott sah unbehaglich aus: „Ich weiß nicht, wie ich dir das beantworten soll. Die Motive zu töten, die Peter damals hatte waren teilweise nachvollziehbar und teilweise nicht. Er ist sicherlich kein Engel, aber seit ein paar Jahren ist er auf dem Weg der Besserung. Und er gehört zu meinem... ich meine, zu meiner Familie!“ Scott blickte ihn prüfend an: „Bist du verliebt in Peter, Emanuel?“ „Spielt doch keine Rolle!“ erwiderte dieser schulterzuckend: „Ich SOLLTE nicht mit ihm zusammen sein und er WILL nicht, also ist es doch gleichgültig.“ Scott blickte ihn weiterhin eindringlich an und so versuchte Emanuel es erneut mit einer Antwort: „Ja, bin ich!“ Scott lächelte. Dann blickte er auf, deutete mit dem Kinn auf die Strandpromenade: „Wenn man vom Teufel spricht!“ Kendra musste immer wieder zu dem traurigen, jungen Werwolf hinüberschauen. Er mochte ein trotziger, unfreundlicher Blödmann sein, aber irgendwie rührte er sie dennoch an. Als sie nun sah, dass er sich ganz allein von der Gruppe entfernte, entschuldigte sie sich bei Malia, die ihr skeptisch hinterher blickte und lief ihm hinterher. Damian hatte sich einen Platz auf einem Felsen gesucht, blickte auf die Bucht hinaus und weinte ein wenig. Als er dieses dämliche Mädchen schon wieder auf sich zukommen sah, wischte er sich rasch mit dem Ärmel über das Gesicht. Sie sagte nichts, sondern setzte sich einfach dreist neben ihn. Der Junge warf einen missmutigen Blick auf sie, wovon diese Kendra sich jedoch nicht im geringsten stören ließ, also sagte Damien schließlich: „Ich wäre lieber allein!“ Die junge Frau gab ein kleines Lachen von sich: „Lügner! Du BIST allein! Und weil dich das unglücklich macht, verkrümelst du dich hier, also erzähl mir nichts!“ Damian knurrte und wiederum musste Kendra ein wenig kichern, woraufhin der Werwolf brüllte: „Machst du dich lustig über mich Menschlein?“ Und jetzt lachte Kendra wirklich lauthals: „Wie bitte? Menschlein? Was ist das? So was wie Werwolfsrassismus? Da musst du dir echt was Clevereres einfallen lassen, wenn du mich wirklich bis ins Mark erschüttern willst, Mann. Mein Volk kämpft immerhin schon seit Jahrhunderten mit diesem Unsinn! Ich bin Übleres gewohnt“ „Die Farbe deiner Haut interessiert mich nicht. Ich steh´ bloß einfach nicht auf euch Menschen.“ erwiderte Damian kalt: „Wieso nicht?“ verlangte Kendra zu wissen. Damian schaute sie an, als sei das doch wohl eindeutig und eine absolut saublöde Frage, dennoch beantwortete er sie huldvoll: „Weil ihr schwach seid, unterlegen; weil ihr Beute seid und keine Raubtiere!“ als Damian Kendras ungläubigen Gesichtsausdruck sah, fügte er unsinniger Weise hinzu: „Nimm´s mir nicht übel.“ Kendra schüttelte verblüfft den Kopf: „Bist du eigentlich schon mal von einem Beutetier auf die Matte befördert worden?“ fragte sie herausfordernd. Damian blickte sie verständnislos an: „Wie bitte? Was meinst du?“ „Das fragst du noch? Ich fordere dich zum Kampf heraus, du arroganter, kleiner Mistkerl!“ gab sie ärgerlich zurück: „Ich kämpfe nicht mit Mädchen und schon gar nicht mit menschlichen !“ entgegnete er verächtlich: „Na dann mach´ dich darauf gefasst, ordentlich einzustecken!“ sagte sie, schlug ihm mit der flachen Hand fest ins Gesicht und war mit einem Satz auf den Füssen. Damian starrte sie einen Augenblick lang ungläubig an. Dann erhob auch er sich und knurrte. Kendra boxte ihm in den Magen, noch ehe Damian ausweichen oder irgendwie reagieren konnte. Das Mädchen sprang flink von dem Felsen herunter und schien auf dem Sand auf ihn zu warten. Nun war Damian wütend genug, seine Bedenken über Bord zu werfen und sich auf den Kampf einzulassen: „Ich mach´ dich fertig!“ knurrte er zornig: „Worte, Worte, Worte!“ provozierte Kendra: „Lass´ Taten folgen!“ Peter ließ sich auf Emanuels Handtuch nieder und stellte fest: „Du bist niedergeschlagen, Kleiner. Warum?“ Der Jüngere zuckte mit den Schultern. Er würde jetzt hier nicht heulen, wie so ein verdammtes Baby. Er biss die Zähne zusammen, bis es in den Kiefern wehtat, fest entschlossen, tapfer zu sein. Doch dann küsste Peter seine Augenlider und es war beinahe wie ein Zauber: Er weinte! Peter lächelte und wischte die Tränen seines Gegenübers mit den Daumen fort: „Hey Kleiner! Was ist? Du sollst jetzt nicht traurig sein. Ich habe nämlich was für dich!“ Peter ließ etwas in Emanuels Hand gleiten. Emanuel betrachtete den Gegenstand: „Du schenkst mir Schlüssel?“ Er schaute genauer hin: „Du schenkst mir Autoschlüssel?“ Peter grinste breit: „Ich schenke dir ein Auto! Die Schlüssel sind nur Mittel zum Zweck.“ Emanuel fiel die Kinnlade herunter: „BIST DU IRRE?“ rief er aus: „Menschen schenken anderen Menschen keine Autos; und schon gar nicht, wenn sie sich erst seit einer Woche kennen! Das kann ich unmöglich annehmen!“ Peter zuckte mit den Schultern: „Das ist der reine Eigennutz! Du hast doch kein Auto! Und wie willst du ohne fahrbaren Untersatz zu mir nachhause kommen, wenn ich dich gern sehen würde?“ „Heißt das, dass du mich auch in Zukunft noch sehen willst?“ fragte Emanuel ungläubig: „Stell´ doch nicht so dumme Fragen. Das habe ich doch gerade gesagt, oder nicht?“ Peter klang nicht unfreundlich, als er das sagte. Emanuel schüttelte den Kopf: „Ich kann trotzdem nicht zulassen, dass du ein Auto für mich kaufst. „Zu spät!“ erwiderte Peter: „Hab ich schon getan. Und es ist doch bloß gebraucht. Außerdem kann ich es nicht zurückgeben, denn ich habe ins Navi bereits meine Adresse eingegeben!“ Emanuel lachte: „Das macht überhaupt keinen Sinn! Die kann man doch wieder löschen!“ Nun versuchte es Peter mit verführerischem Augenaufschlag: „Biittee!“ säuselte er. Emanuel nahm die Hände des Älteren in seine und küsste sie: „Danke!“ murmelte er. Dann rollte er sich in Peters Schoß zusammen und ließ sich den Rücken kraulen. Stiles hatte die Szene von Weitem beobachtet und schüttelte erstaunt den Kopf. Vielleicht war Peter doch ein wenig anders, als er immer vermutet hatte. Es war in jedem Fall ein schöner Anblick, ihn so liebevoll mit einem anderen Menschen umgehen zu sehen: Schön und ziemlich befremdlich! Mit einem Mal wurde die Gruppe auf Kampfgeräusche in der Nähe aufmerksam und nach und nach machten sie sich auf den Weg, zu sehen, was vor sich ging. Als sie Kendra und Damian entdeckten, wie sie ineinander verknäult waren, bildeten sie einen Kreis um die beiden; in erster Linie, um sie abzuschirmen gegen die neugierigen Blicke der anderen Strandbesucher, denn Damian verwandelte sich mehr und mehr in seinen Wolf. Peter warf einen Seitenblick auf Emanuel, dessen Augen sich bei dem Anblick schreckhaft weiteten. Malia wollte in den Kampf eingreifen, doch Ethan hielt sie zurück: „Keine Sorge! Kendra packt das! Und die beiden müssen das jetzt ausfechten!“ befand er. Widerwillig hielt Malia in ihrem Rettungsansinnen inne. Einen Moment lang sah es so aus, als würde Kendra unterliegen und könnte sich mit Müh´ und Not die scharfen Krallen vom Leib halten, doch dann grinste sie listig, wand sich wie ein Aal aus Damians Griff, brachte sich blitzschnell über ihn, verdrehte ihm den Arm im Rücken und nahm ihn mit dem Anderen in den Schwitzkasten. Er war absolut handlungsunfähig und all´ seine überlegene Wolfsstärke brachte ihm nun rein gar nichts mehr: „Gibst du auf?“ Wollte sie wissen. „Nein!“ keuchte er: „Aber du hast keine Handlungsoptionen mehr und wenn du wirklich mein Feind wärst, dann wärst du jetzt tot!“ warf sie ein: „Trotzdem!“ beharrte Damian starrköpfig. Kendra ließ ihn los, erhob sich und reichte ihm eine Hand, die von dem Werwolf jedoch ausgeschlagen wurde: „Dann eben nicht!“ murrte sie, doch kaum hatte sie ihm den Rücken zugedreht, stand Damian geschwind auf und versuchte von hinten einen erneuten Angriff, mit dem Ergebnis, dass Kendra ihn über ihre Schulter warf und er wieder im Sand landete. Sie setzte sich rittlings auf seine Brust, hielt seine Handgelenke fest und machte seine Beine mit den eigenen bewegungsunfähig: „Wenn du willst bringe ich dir diese Techniken bei. Dann wirst du nie wieder ein Opfer sein!“ flüsterte sie ihm gutmütig zu. Dann ließ sie ihn ein zweites Mal gehen. Damian blieb unglücklich und gedemütigt im Sand liegen, bis Ethan ihm eine Hand reichte und versicherte: „Sie hat mich schon etliche Male so auf´s Kreuz gelegt, ehrlich Alter! Es ist keine Schande! Das ist allein eine Frage der Technik und nicht der Kraft und Kendra hat´s einfach drauf. Und sie ist eine höllisch gute Lehrerin!“ Peter fügte grinsend hinzu: „Beim ersten Mal, als ich dieser jungen Dame begegnet bin, lag ich im nächsten Moment mit dem Gesicht auf dem Asphalt!“ „Du hast uns ja auch im Dunkeln aufgelauert, Dad! Du hattest es verdient!“ fügte Malia giftig hinzu. Damian ließ den Kopf hängen, doch Kendra reichte ihm ein weiteres Mal die Hand zur Versöhnung. Diesmal schlug er ein. Kendra lächelte! Gemeinsam kehrten alle zu ihrem Lagerplatz zurück. Peter wollte einen Augenblick später von Emanuel wissen: „Würdest du jetzt gern dein neues Auto sehen?“ Der junge Mann nickte. Er wirkte immer noch ein wenig verwirrt von dem, was er zuvor gesehen hatte. Der Wagen, den Peter ausgesucht hatte, war ein kleines mitternachtblaues Cabriolet. Emanuel schenkte Peter einen schüchternen Seitenblick: „Es ist echt schön!“ murmelte er: „Setz dich hinein und schau, wie es sich anfühlt!“ forderte Peter. Zögerlich kam der junge Mann der Aufforderung nach. Peter hockte sich neben ihn auf den Beifahrersitz und wollte nun, da sie unter sich waren, wissen: „Gibt es vielleicht etwas, dass du mich fragen willst?“ Emanuel nickte unsicher: „Was war das eben mit diesem Damian? Was ist da mit seinem Gesicht passiert? Und warum fand niemand außer mir das eigenartig?“ „Wenn ich dir etwas zeige, versprichst du, nicht gleich wegzulaufen?“ erkundigte sich der Ältere vorsichtig. Emanuel blickte Peter mit großen Augen an, ehe er nickte. Der Werwolf wandelte sich vor den Augen des Jungen und dieser zog scharf den Atem ein, als er es sah. Emanuel musterte das Wolfsgesicht eine Weile eingehend, streckte dann die Hand aus und fuhr mit dem Zeigefinger zart und vorsichtig die ungewöhnlichen Wölbungen nach, strich über die Haare und wagte schließlich sogar, die Reißzähne zu berühren: „Bist du ein Dämon?“ wollte der junge Mann wissen. Peter schüttelte leise lächelnd den Kopf und gab Emanuel dann eine genaue Erklärung darüber, was er war und auch was es bedeutete, so zu sein. „Hast du Angst?“ wollte er schließlich von dem Jungen wissen. Emanuel zuckte ratlos mit den Schultern: „Sollte ich?“ fragte er zurück: „Das kann ich dir nicht ohne weiteres beantworten.“ gab Peter zurück: „Wölfe können gefährlich sein, oder auch nicht, genauso wie Menschen.“ „Bist du gefährlich, Peter?“ Emanuels Stimme war beinahe ein Flüstern. Peter sagte nichts, sondern schaute den Jungen nur an. Er verwandelte sich wieder zurück. Wieder fuhr Emanuel mit dem Finger über Peters, mittlerweile wieder menschliches Gesicht: „Mir gefallen deine BEIDEN Gesichter!“ sagte er. Dann küsste er den Älteren. Am Abend dieses Tages gingen sie alle wieder in jenen Club, der ihnen schon beinahe wie ein Stück Heimat vorkam. Emanuel, der immer noch nicht genau wusste, was er von dem halten sollte, was er heute erfahren hatte, war dennoch an diesem Abend wiedergekommen. Er konnte nicht leugnen, dass er Peter nun mit etwas anderen Augen sah, als zuvor, doch an seinen Gefühlen änderte das nichts. Und auch, wenn der schnelle Beat der Musik die Möglichkeit für enge Tänze eigentlich nicht hergab, schlang er dennoch auf der Tanzfläche die Arme fest um den Älteren und legte den Kopf an seiner Schulter ab. Er hatte ihm ein kleines Geschenk mitgebracht, das ihm beinahe ein Loch in seine Hosentasche brannte, weil er es so dringend übergeben wollte und irgendwann wollte er einfach nicht länger warten, zog Peter in eine abgeschiedenere Ecke des Clubs und drückte ihm etwas in die Hand: „Was denn? Hast du mir vielleicht auch ein Auto gekauft?“ witzelte Peter: „Oder ist das der Schlüssel zu deinem Herzen?“ „Zu meiner Wohnung!“ berichtigte Emanuel: „Ich will, dass du weißt, dass du mir jederzeit willkommen bist!“ „Und wenn du gerade einen anderen Kerl bei dir hast?“ fragte Peter zurück: „Wer sagt, dass ich das vorhabe?“ entgegnete der Jüngere. Daraufhin schenkte Peter ihm einen schwer zu deutenden Blick und ließ den Haustürschlüssel in der eigenen Hosentasche verschwinden. Wieder einmal hockte Kendra sich neben Damian, der für sich allein in einer Ecke saß und dem Treiben auf der Tanzfläche zuschaute. Immer wieder wanderte dessen Blick auch hinüber zu Derek und Stiles und Kendra fragte ihn: „Willst du wirklich morgen mit den beiden nachhause fahren und dir dann bis in alle Ewigkeit die traute Zweisamkeit anschauen, bis es dir endgültig das Herz bricht?“ „Hast du vielleicht irgendeine bessere Idee?“ fragte der junge Werwolf mürrisch: „Habe ich in der Tat!“ gab Kendra zurück: Damian warf einen erstaunten Blick auf die junge Frau neben sich: „Lass´ hören!“ forderte er: „Ich verliere morgen einen Mitbewohner, einen Sparringpartner und einen Kollegen. Hast du vielleicht Lust, zu versuchen, ihn zu vertreten?“ Damian ließ verblüfft den Mund offen stehen: „Meinst du das Ernst?“ wollte er wissen: „Obwohl ich dich beleidigt und mich wie ein Arsch aufgeführt habe?“ „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung!“ erwiderte die junge Frau ungerührt: „Außerdem vermute ich stark, dass ich dich wieder hinkriegen kann! Ich sehe schon das Licht am Ende des Tunnels.“ Damian grinste schüchtern: „Das solltest du unbedingt öfters Mal tun, dann wirst du irgendwann einen Stock brauchen, um dir die Kerle vom Hals zu halten!“ Fügte Kendra gutmütig hinzu. Damians Grinsen wurde breiter: „Ehrlich Mann, so gefällst du mir!“ bekräftigte Kendra und erwiderte das Lächeln von Herzen. Den Sonntagvormittag verbrachte die Gruppe gemeinsam faul im Park in der Sonne. Danach aßen sie noch einmal alle miteinander in einem Diner zu Mittag, ehe nun endgültig die Zeit des Abschieds gekommen war. Ethan weigerte sich beharrlich, Kendra loszulassen, bis diese schließlich klagte: „Du brichst mir die Rippen, Kumpel! Das ist doch kein Abschied für immer! Wir telefonieren, wir skypen, wir besuchen uns gegenseitig an den Feiertagen und in den Ferien, hörst du?“ Der Werwolf hielt sie immer noch fest: „Ich bin ein undankbares Arschloch, dass ich einfach so abhaue!“ jammerte er: „Ich verdanke dir so wahnsinnig viel. Ohne dich hätte ich wahrscheinlich schon vor Jahren aufgegeben!“ „Es waren tolle Jahre!“ murmelte Kendra und als Ethan sie endlich losließ und ein wenig auf Abstand ging, konnte er sehen, dass sie weinte. Er küsste sie auf die Stirn und murmelte: „Ich hab´ dich lieb, kleine Schwester!“ Dann wollte er wissen: „Bist du sicher, dass ich dich mit dem kleinen Arschloch da allein lassen kann?“ Damit war natürlich Damian gemeint und es war Ethan scheißegal, dass dieser ihn genau verstanden hatte: „Wir kommen klar, stimmt´s nicht?“ fragte sie und zwinkerte Damian zu. „Wann wirst du dein neues Auto eine längere Probefahrt machen lassen?“ Wollte Peter wissen: „Ich habe Freitag und Samstag frei!“ Gab Emanuel zurück: „Willst du mich dann vielleicht sehen?“ Peter beließ es bei einem einfachen Nicken denn er musste sich ja nicht zwangsläufig in die Karten gucken lassen. Noch ein kleiner Kuss zum Abschied und dann stieg er in den Wagen. „Es ist so, wie ich es dir versprochen habe.“ versicherte Scott: „Egal, wo du bist und was du machst: Du gehörst zu mir. Du bist Teil meines Rudels! Vergiss´ das nie!“ Er blickte Damian eindringlich an. Der junge Werwolf nickte: „Ich weiß! Und ich danke dir für alles, Scott!“ Seine Arme hatte er eng an seinen eigenen Körper gepresst und seine Finger spielte beklommen mit den eigenen Hosenbeinen. Scott schüttelte amüsiert den Kopf. Er zog seinen neuen Beta in seine Arme und flüsterte in sein Ohr: „Werd´ glücklich, hörst du?“ Nun war Derek an der Reihe, Lebewohl zu sagen. Er wusste, dass Stiles es ihm nicht übelnehmen würde, was er jetzt tun würde. Er legte Damian die Hand unters Kinn, damit dieser in ansah: „Du wirst mir fehlen, Kleiner!“ versicherte er. Damian schluckte: „Du mir auch!“ Dann flüsterte er in Dereks Ohr: „Wenn dein Mensch nicht gewesen wäre, lägen die Dinge dann jetzt anders zwischen uns?“ Derek zuckte mit den Schulter: „Möglich!“ gab er zurück: „Aber es ist müßig, darüber nachzudenken, denn die Dinge sind, wie sie sind!“ „Macht er dich glücklich?“ wollte Damian wissen: „Mehr, als ich mir je hätte träumen lassen!“ erwiderte Derek aufrichtig. Damian nickte. Dann wandte er sich abrupt ab. Derek legte ihm warm und sicher die Hände auf beide Schultern und versicherte: „Da draußen gibt es auch jemanden für dich. Du musst dich nur von ihm finden lassen, hörst du?“ Damian nickte noch einmal. Doch zu Derek umdrehen würde er sich nicht noch einmal. „Ich rufe dich heute Abend an, Süße!“ versicherte Malia. Kendra zog sie fest an sich: „Ich wünschte, du müsstest gar nicht weg!“ seufzte sie: „Ich muss doch zuhause alles in Ordnung bringen; einen guten Abschluss finden und so weiter: Verstehst du das nicht?“ Kendra gab ein kleines trauriges Lachen von sich: „Fragst du das mein Hirn oder mein dummes Herz?“ Malia lachte auch. Sie küssten sich noch einmal und dann stieg Malia zu ihrem Vater in den Wagen, damit dieser sie zum Flughafen fuhr, denn i einer Stunde würde ihr Flug zurück nach L.A. gehen. Derek und Stiles nahmen den Camaro und Scott, Ethan und Danny fuhren den Geländewagen zurück nach Beacon Hills. Zwei Stunden später schloss Stiles die Tür zu Dereks Apartment auf und wollte gerade ausrufen: „Theres no place like...!“ Als sein Vater aus der Küche trat und sagte: „Hallo Jungs! Wir machen gerade Pfannkuchen!“ „Wir?“ fragte Stiles verwirrt. In diesem Moment kam ein Mädchen von fünfzehn Jahren mit pechschwarzen Haaren und ebensolchen Augen aus der Küche gestürmt: „DADDY!“ rief sie begeistert: „Loba?“ fragte Stiles verblüfft und zog das Mädchen fest in seine Arme: „Was machst du denn hier, Baby?“ „Überraschung!“ rief Sheriff Stilinski: „Derek und du werdet Onkel. Cora und Isaak erwarten Nachwuchs und Cora geht es nicht so gut. Darum habe ich meine Enkelin nachhause geholt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)