Night out von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 10: In der Schwebe -------------------------- Scott hörte die Stimme von Derek und rannte los. Als er jedoch in dem Flur ankam, in welchem der Kampf stattfand, schien alles bereits zu spät zu sein. Derek lag am Boden. Sein Blick war trübe und er hielt sich mit beiden Händen, zwischen denen das Blut hervorquoll, die eigene Kehle. Damian war da und schlug sich mit seinem Vater. Außerdem waren Lucius und ein paar seiner Männer zur Stelle, um Abrams Schläger in Schach zu halten. Scott Augen leuchteten rot auf, er verwandelte sich und ein mörderischer Zorn überkam ihn, als er seinen Vertrauten verblutend an der Erde liegen sah. Er stieß Damian beiseite und grollte: „Kümmere dich um Derek!“ Dann nahm er selbst sich Abrams vor. Der Mann war älter, größer, breiter und möglicherweise auch stärker als Scott, doch sein Zorn verlieh Scott zusätzlich enorme Kräfte. Er warf den anderen Alpha zu Boden und war blitzschnell über ihm, hieb mit Klauen wieder und wieder auf ihn ein und ließ diesem nicht die geringste Chance zur Gegenwehr, der seine Hände allenfalls dafür nutzen konnte, um sich selbst zu schützen, so gut es ging. Und während er blind vor Wut auf seinen Gegner einschlug, dachte Scott nur an eines und das war Stiles; daran, wie er ihm bloß sagen sollte, dass Derek schwer verletzt, möglicherweise sogar tot war und da wusste er, dass er Abrams nun töten musste. Und in den Augen des Alphas konnte Scott sehen, dass dieser ebenfalls wusste, dass er nun sterben würde. Doch schlagartig änderte sich etwas, denn mit einem Mal hörte Scott in seinem Kopf laut und klar die Stimme seiner Mutter, die sagte: „Du hast die Gelassenheit, die Sanftmut, die Aufrichtigkeit, die Klugheit des Herzens, die diesen Wölfen fehlt.“ und er ließ die Klauen abrupt sinken, stieg von Abrams herunter und sagte zu ihm und dem anderen Rudelsführer: „Die Friedensverhandlungen sind vorerst unterbrochen. Ich will medizinische Versorgung für meinen Adjutanten, ich will Wachen vor unserem Zimmer und ich erwarte, dass der Waffenstillstand vorerst aufrecht erhalten wird!“ Und allein an Abrams gewandt fügte er hinzu: „Ich werde ihren Sohn mit zu mir nehmen, bis die Verhandlungen weitergehen!“ Mit Damians Hilfe schleppte Scott den beinahe bewusstlosen Derek in ihr gemeinsames Zimmer. Sie wurden dabei begleitet von zwei von Luciuses Leuten, die sich vor der Tür postierten. Wenig später tauchte jemand auf, der Dereks Verletzungen versorgte. Es war ein älterer Werwolf mit einer Arzttasche, der ihm einen Tropf mit Kochsalzlösung anlegte und sich anschließend mit sorgenvollem Blick an Scott wandte und erklärte: „Die Verletzungen sind tief und schwerwiegend und er hat sehr viel Blut verloren. Ich kann nicht sagen, ob er durchkommen wird. Es ist in der Schwebe.“ Scott nickte. Er wusste, was er nun tun musste und auch Derek, der erstaunlicherweise immer noch bei Bewusstsein war, ahnte, was Scott vorhatte. Er konnte aufgrund der Halsverletzungen nicht sprechen, doch er schüttelte den Kopf, um deutlich zu machen, dass er nicht einverstanden war: „Ich lasse dich nicht sterben, Kumpel! Eher opfere ich meinen Alphastatus, als dass ich das zulassen würde.“ Derek fleht ihn mit den Augen an, es nicht zu tun, schüttelte erneut den Kopf und schließlich sagte Scott: „Also gut! Nennen wir es Plan B. Aber dann will ich, dass du dich vollständig verwandelst. Als Wolf heilst du schneller!“ Derek nickte und Scott forderte Damian auf: „Hilf mir, ihn auszuziehen!“ Damian tat wie ihm geheißen und sie nahmen dem Schwerverletzten seine Kleider ab. Wie gebannt schaute Damian dabei zu, wie Derek sich vor ihren Augen in einen großen schwarzen Wolf verwandelte: „Ich wusste nicht, dass wir das können!“ sagte er verblüfft: „Nicht alle von uns.“ Gab Scott zurück und streichelte dem Derek-Wolf das haarige Haupt – etwas, was er vielleicht nicht unbedingt beim regulären Derek getan hätte, doch er hatte in dieser Form einfach so viel von einem Haustier, dass er gar nicht groß darüber nachdachte: „Es ist alles meine Schuld!“ murmelte Damian unglücklich: „Es ist so, als hätte ich Derek selbst umgebracht. Ich habe ihm ja praktisch eine Zielscheibe auf die Brust gemalt.“ „Er ist nicht tot und er wird auch nicht sterben. Er ist unglaublich zäh!“ brachte Scott ärgerlich hervor und wollte sich mit seinen Worten im Grunde vor allem selbst davon überzeugen, dass es stimmte: „Gibt es irgendetwas, was ich tun kann?“ Wollte Damian wissen. Scott konnte sehen, dass der Junge mittlerweile ein wenig zu Weinen begonnen hatte und er ahnte, wie schuldig sich dieser fühlen musste, also sagte er sanft: „Du kannst Derek die Schmerzen nehmen!“ Damian blickte ihn verständnislos an: „Du weißt nicht, wie das geht?“fragte Scott fassungslos: „Es ist das, was Derek vorgestern für dich getan hat, als er deine Hand genommen hat. Was für ein Rudel seid ihr eigentlich, in dem man nicht einmal die grundlegendste Form der Fürsorge füreinander lernt?“ Scott schüttelte ärgerlich den Kopf, doch dann wurde ihm klar, wie grausam es war, diese Frage einem Jungen zu stellen, dem Schmerzen bislang nicht genommen, sondern lediglich zugefügt worden waren. Damian sagte gerade: „Ach darum hat Derek das getan. Ich hatte keine Ahnung, was das soll. Ich habe bloß gemerkt, dass es guttut. Ich dachte...naja, es tut gut,weil ich verliebt in ihn bin, oder so?“ In Scott schmolz etwas und sanft sagte er: „Ich zeige dir, wie es funktioniert. Leg´ deine Hände hier hin!“ Er deutete auf Dereks Brust: „Und nun musst du bereit sein, seinen Schmerz in dich aufzunehmen. Es wird ein wenig wehtun. Willst du es trotzdem versuchen?“ Damian zog spöttisch eine Augenbraue hoch als wolle er sagen: `Hallo? Mit wem sprichst du denn hier?´ und machte sich ans Werk. Während der junge Werwolf sich um Derek kümmerte, machte sich Scott nun daran, dass schwerste Telefonat seines Lebens zu führen. Die vier San-Francisco-Reisenden kamen gerade ins Hotel zurück, als Stiles Telefon klingelte. Als er sah, dass es Scott war, der ihn da mitten am Tag zu erreichen versuchte, wusste Stiles gleich, was los war: „WAS IST MIT DEREK?“ rief er mit schriller Stimme aufgebracht und ohne weitere Vorrede in den Hörer. Scott schluckte: „Er ist sehr schwer verletzt worden.“ erwiderte er sanft: „LEBT ER? KANN ICH MIT IHM SPRECHEN?“ Stiles klang eindeutig panisch: „Er lebt!“ versicherte Scott: „Aber tut mir leid Bro, du kannst gerade nicht mit ihm sprechen. Er ist dafür zu schwer verletzt. Und außerdem habe ich ihm befohlen, sich zu verwandeln!“ „GUT!“ sagte Stiles: „Gut, gut, dann heilt er schneller. Er kommt wieder in Ordnung, oder?“ seine Stimme war nun beinahe ein Flehen. Scott schluckte erneut: „Wir hoffen es!“ erklärte er wahrheitsgemäß: „Ich werde sofort zu euch kommen!“ bestimmte Stiles: „Bitte tu es nicht!“ bat Scott: „Unsere Lage hier ist gerade sehr heikel. Es ist viel zu gefährlich; für dich und auch für uns, wenn du jetzt hierher kommst.“ „Dann schicke ich euch wenigstens Malia, Peter und Ethan zur Verstärkung!“ insistierte Stiles: „Nein!“ erwiderte Scott entschieden: „Wenn wir jetzt aufrüsten, wäre dass das falsche Signal. Ich habe hier vorläufig eine stabile Situation geschaffen. Ich kriege das hin, ich verspreche es dir, Bruder! Vertrau mir!“ und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Und ehe ich Derek sterben lasse, weißt du, was ich tun würde! Er hat es bislang abgelehnt, aber notfalls würde ich es auch gegen seinen Willen tun. So oder so: Alles wird wieder gut werden! Ich hab´dich lieb!“ „Ich dich auch!“ murmelte Stiles noch, ehe sie auflegten und ihm mit einem Mal schwarz vor Augen wurde. Das Blut war für einen kurzen Moment aus Stiles Kopf in seine Beine gesackt, doch Peter war rechtzeitig zur Stelle und fing ihn auf, ehe er auf den Boden aufschlagen konnte. Überhaupt waren jetzt alle drei bei Stiles und Peter wollte wissen: „Was ist mit meinem Neffen? Geht es ihm gut?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Scott weiß nicht, ob er durchkommen wird!“ murmelte Stiles beinahe ohne Stimme: „Er wurde schwer verletzt.“ Stiles stützte sich auf Peter und dieser schlug vor: „Komm´ Kleiner. Bringen wir dich in dein Zimmer, ja?“ Stiles nickte und setzte sich auf wackligen Beinen in Bewegung. Als er sich auf sein Bett legte, platzierte sich Peter wie selbstverständlich hinter ihn. Als er die warnenden Blicke von Danny und Malia sah, die sich auf der Bettkante platziert hatten, rechtfertigte er sich: „Denkt ihr, ich probiere in so einem Moment irgendetwas Ungezogenes? Das bringe nicht einmal ich fertig, also guckt nicht so!“ Von Stiles selbst kam keine Gegenwehr, im Gegenteil: Er griff nach Peters Hand, die auf seinem Bauch lag und umfasste sie. Mit der anderen zog er auch Danny und Malia nah zu sich heran, bis sie schließlich zu viert als ein Menschenknäuel beieinander lagen. Stiles konzentrierte sich darauf, ein- und auszuatmen, weil er Angst hatte, sonst zu vergessen, wie das funktionierte. Ihm war eiskalt und ohne die Wärme des Rudels um ihn herum; da war er sich beinahe sicher, wäre er vermutlich erfroren. Alles, was er an Energie erübrigen konnte schickte er in Gedanken an seinen Liebhaber, der irgendwo in einem Wald um sein Leben kämpfte. `Scott wird ihn nicht sterben lassen!´ Sagte er sich immer wieder im Geiste. `Er wird ihn NICHT sterben lassen!´ Scott lauschte auf Dereks Herzschlag wie ein EKG-Gerät. Derek selbst war eingeschlafen und sein Herz schlug sehr schwach, aber regelmäßig: `Der Blutverlust!´ Sagte Scott sich, um sich zu beruhigen. Er fragte sich, ob er es merkwürdig finden und unterbinden sollte, dass Damian wie selbstverständlich bei Derek lag, um seinen Wolfskörper geschlungen und die Hände in seinem Pelz vergraben. `Ja´ entschied er, es war merkwürdig, doch nein, unterbinden würde er es nicht. Stiles davon erzählen würde er aber auch nicht! Scott legte sich auf die andere Seite seines Vertrauten, begann gleichmäßig dessen Kopf zu kraulen und flüsterte in sein Ohr: „Halt bloß durch Kumpel!“ Mittlerweile hatten auch Kendra und Ethan erfahren, was heute geschehen war und sie waren umgehend zu den Anderen ins Hotel gekommen. Sie hatten Soulfood und tröstende Worte im Gepäck und mittlerweile begann es eng zu werden in Stiles Bett. Kendra schwor, dass Stiles unbedingt eine Fußreflexzonenmassage bräuchte, da er unter Schock stünde und sich so etwas im Körper manifestiere, wenn man nichts dagegen unternähme und sie fackelte auch nicht lange, hatte ihm in Nullkommanichts die Socken ausgezogen und ging ans Werk. Die Anderen beobachteten ihr Tun skeptisch und Peter konnte nur mit größter Mühe einen bissigen Kommentar zurückhalten. Überraschenderweise behauptete Stiles hinterher, dass er sich tatsächlich ein wenig besser fühle. Er war sogar in der Lage, ein wenig von den mitgebrachten Leckereien zu essen. Mit etwas im Magen und dadurch ein bisschen mehr er selbst, hatte er dann das Bedürfnis Scott erneut anzurufen, um zu hören, wie die Lage mittlerweile wäre. „Hey, Kumpel!“ Murmelte Scott müde: „Wie geht´ s dir?“ „Ziemlich erledigt! Dir?“ „Genauso!“ erwiderte Scott: „Dereks Zustand ist unverändert, aber stabil. Damian und ich kümmern uns um ihn. Er ist immer noch sein haariges Selbst und er schläft die ganze Zeit. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen!“ „Damian ist bei euch?“ fragte Stiles mürrisch: „Gib ihn mir! Ich will mit ihm sprechen!“ Scott reichte das Telefon weiter: „Es ist Dereks Partner. Er will mit dir reden!“ verkündete er. Damian nahm missmutig den Hörer zur Hand: „Hey!“ begann Stiles grantig: „Du bist also der kleine Mistkerl, der sich an meinen Mann ranschmeisst und dafür gesorgt hat, dass er beinahe umgebracht wurde, richtig?“ „Der bin ich. Tut mir leid!“ murmelte Damian kleinlaut: „Wie geht es Derek? Wie ist dein Eindruck?“ fuhr Stiles ein klein wenig milder fort: „Scott hat mir beigebracht, wie ich ihm seine Schmerzen nehmen kann und das habe ich getan. Ihm tut nichts weh, versprochen. Er schläft jetzt!“ „Wenn er sterben sollte, dann ist es mir egal, ob du ein Werwolf mit Superkräften bist: Ich werde dich finden und umbringen, verstehst du Mann?“ Damian nickte für Stiles unsichtbar: „Ich verstehe. Würde ich genauso machen!“ versicherte er. Gegen seinen Willen musste Stiles ein klein wenig Lächeln. Er wusste, dass er diesen Damian gern haben würde, wenn sie sich träfen, egal wie sehr er sich dagegen wehren würde. Verdammter kleiner Mistkerl! „Pass´ gut auf Derek auf, solange ich nicht da bin!“ verlangte Stiles: „Aber wag´ es ja nicht noch einmal, ihm irgendwo hin zupacken, wo deine Pfoten nichts zu suchen haben, klar“ „Das hat er dir erzählt?“ fragte Damian alarmiert: „Sicher!“ gab Stiles selbstbewusst zurück: „Wir sind ein Paar. Er erzählt mir alles!“ „Oh!“ machte Damian: „Das mit deinem Vater tut mir übrigens leid!“ sagte Stiles: „Hmm.“ machte Damian. Sie schwiegen sich eine Weile an und dann sagte Damian unvermittelt: „Du bist cool für einen Menschen! Ich kann verstehen, warum Derek dich mag.“ „Ich verstehe auch, warum er DICH mag!“ gab Stiles zurück: „Vielleicht treffen wir uns ja mal persönlich. Jetzt gib mir bitte nochmal Scott.“ Damian reichte den Hörer weiter und Scott hörte Stiles schimpfen: „Warum muss der kleine Penner auch noch liebenswert sein. Wen soll ich denn jetzt dafür hassen, dass Derek das passiert ist?“ „Mich vielleicht?“ schlug Scott vor: „Ausgeschlossen. Dazu bin ich körperlich nicht fähig!“ ließ Stiles seinen besten Freund wissen: „Dann hasse Damians Vater. Der hat´ s in jedem Fall mehr als verdient!“ schlug Scott vor: „Abgemacht!“ antwortete Stiles. In diesem Moment meldete sich Damian aus dem Hintergrund: „Ähm? Hier passiert irgendetwas!“ Scotts Herz blieb vor Schreck beinahe stehen. Für die Dauer des Telefonats hatte er aufgehört auf Dereks Vitalfunktionen zu lauschen und fürchtete nun das Schlimmste. Als er sich umwandte, sah er jedoch, dass Derek sich zurückverwandelt hatte und sich regte: „Stiles?“ brachte der Verletzte mit kratziger, beinahe flüsternder Stimme hervor. Scott war im Nu bei ihm und sagte ins Telefon: „Derek wacht gerade auf. Er verlangt nach dir!“ „Gib ihn mir!“ forderte Stiles aufgeregt. Als er Derek am Rohr hatte, fragte er sanft: „Hey, mein Liebster! Was machst du für Sachen?“ „Mir geht es gut!“ krächzte Derek: „Lügner!“ erwiderte Stiles: „Ich hatte so eine Wahnsinnsangst um dich. Ich liebe dich!“ „Ich liebe dich auch!“ Gab Derek matt zurück: „Schlaf jetzt bitte weiter; tust du das für mich? Du musst wieder ganz gesund werden!“ „Durst!“ sagte Derek und fügte dann hinzu: „ Ich komme in Ordnung!“ „Ich glaube dir!“ erwiderte Stiles und Tränen kullerten über seine Wange: „Ruf´ mich an, wenn du wieder stark genug bist, um richtig zu sprechen, ja?“ Mit diesen Worten legte er auf und kaum war das Gespräch unterbrochen, brach die versammelte Truppe auf Stiles Bett, die aufgeregt mitgehört hatte, in Jubel aus. In Dereks Zimmer machten sich Scott und Damian daran, Derek zuerst reichlich Wasser einzuflößen und ihn dann auch noch mit den Resten des Abendessens zu füttern, dass ihnen vorhin aufs Zimmer gebracht worden war, ehe sie sich wieder links und rechts von ihm ins Bett legten, damit er es warm und sicher hatte, während er weiterschlief und heilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)