Night out von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 4: Böses Erwachen ------------------------- Malia hatte sich bei Kendra untergehakt und die beiden spazierten nebeneinander durch die nächtlichen Straßen: „Du bist nicht von hier!“ stellte Kendra fest: „Sieht man dir das an?“ Wollte die Angesprochene wissen. Kendra grinste: „Das nicht, aber du wärst mir sicher bei irgendeiner Gelegenheit aufgefallen!“ „Vielleicht auch nicht!“ gab Malia zurück: „Ich verkehre normalerweise gar nicht in diesen Kreisen. Aber du hast trotzdem recht: Ich komme aus Los Angeles.“ Kendra blickte sie prüfend an: „Aber das eben war nicht dein erstes Mal mit einer Frau, oder etwa doch?“ Malia blickte angestrengt auf ihre Füße und zuckte mit den Schultern. Kendra gab ein kleines Lachen von sich: „Oh Mann! Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich mehr ins Zeug gelegt! Und dann wär`s mit Sicherheit auch keine schnelle Nummer auf dem Klo geworden. Tut mir echt leid!“ Malia betrachtete die junge Frau neben sich amüsiert. Auf dem schönen Gesicht lag echtes Bedauern: „Mach dir darüber keine Gedanken. Es war toll! Und für alles andere haben wir immer noch Zeit.“ Malia stockte, plötzlich unsicher geworden: „Vorausgesetzt, du willst das?“ Kendra schmunzelte. Dann nickte sie. Sie war wirklich umwerfend stellte Malia fest; nicht sehr groß, aber auf keinen Fall zu übersehen. Nach allem, was Malia bislang hatte sehen und fühlen können, bestand Kendra quasi ausschließlich aus Sehnen und Muskeln und ihre Haltung drückte Stolz und Kampfgeist aus. Malia war immer schon schnell darin gewesen zu entscheiden, wen sie mochte, was ihr gefiel und was sie körperlich anzog. So war es bei Stiles gewesen und auch bei allen Männern, die nach ihm kamen. Sie ließ sich einfach von ihre Geruchssinn leiten. Aber irgendwie war das hier ein kleines bisschen anders. Am liebsten hätte sie die Fremde gleich wieder in den nächsten Hauseingang gezerrt. Und dann dachte sie sich: `Warum eigentlich nicht?´ An eine Hauswand gedrängt küssten sie sich, bis sie beide völlig atemlos waren und schließlich schob Kendra die Andere lachend von sich und fragte: „Hey, du Wildfang! Ist das so ein Werwolf-Ding, dass du nicht genug kriegen kannst. Wir haben doch für all` das noch viel Zeit!“ „Ich bin kein Werwolf.“ murmelte Malia. Kendra legte überrascht den Kopf schief: „Aber deine Augen...?“ „Mein Vater ist ein Werwolf. Ich bin ein Werkoyote!“erklärte Malia: „Wo ist der Unterschied?“ wollte Kendra wissen. Malia zuckte mit den Schultern: „Ich kann im Prinzip dieselben Dinge, wie die Wölfe. Und ich kann mich in einen Koyoten verwandeln!“ Kendra riss die riesigen Augen noch ein wenig weiter auf: „Du meinst, in einen richtigen, vierbeinigen Koyoten; also in ein Tier?“ Malia nickte und Kendra entfuhr ein verblüfftes „Oh Mann! Jetzt bin ich aber beeindruckt!“ „Ich nehme an, dein Freund, der Werwolf beherrscht die vollständige Verwandlung nicht?“ wollte Malia wissen. Kendra schüttelte den Kopf: „Das nicht, aber er ist wirklich stark. Und er ist ein höllisch guter Sparringpartner, auf den ich zum Glück nicht dauernd Rücksicht nehmen muss.“ Und mit einem Kichern fügte sie hinzu: „Leider tut er das auch nicht, aber ich verfüge nun mal nicht über gesteigerte Selbstheilungskräfte.“ „Sparringpartner?“ fragte Malia überrascht: „Bist du Boxerin?“ „Kampfsportlerin!“ gab Kendra zurück: „Davon lebe ich! Ich gebe Kurse für LGBTI-Personen drüben im Zentrum!“ Malia hatte viele Jahre Schulunterricht versäumt, während sie als Koyotin im Wald gelebt hatte und so gab es für sie immer wieder peinliche Wissenslücken. Sie hatte zum Beispiel keine Ahnung, was LGBTI-Personen waren; wahrscheinlich wieder mal etwas, dass für jeden Anderen eine Selbstverständlichkeit darstellte, nur für sie eben nicht. Sie rang einen Moment mit sich, ob sie fragen sollte und schließlich nahm sie ihren Mut zusammen. Kendra lachte: „Oh Mann, du bist wirklich neu in dieser ganzen Sache, wie?“ Malia errötete und Kendra fuhr fort: „LGBTIs sind Leute wie ich: Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Intersexuelle.“ Malia war ein kleines bisschen erleichtert, dass ihre Unwissenheit diesmal wenigstens nichts mit Schulabsentismus zu tun hatte: „Und warum brauchen LGBTI-Personen unbedingt eine Kampfausbildung?“ fragte sie naiv. Kendra lächelte traurig: „Weil der Castro-Distrikt eben nicht so ist, wie der Rest der Welt!“ Plötzlich übertrug sich ein Gefühl von dem Mädchen auf die Werkoyotin und Malia wusste, wie man eben manchmal Dinge wusste, ohne dass sie ausgesprochen werden mussten, dass es etwas Dunkles in Kendras Vergangenheit gab; eine Situation, in der sie ein Opfer gewesen war. Kurz dachte Malia darüber nach, danach zu fragen, doch dann entschied sie, dass es dafür noch zu früh sei. Die beiden jungen Frauen hockte sich auf eine kleine Treppe in einem Hauseingang und erzählten sich noch eine Weile gegenseitig aus ihrem Leben. Kendra sprach über ihre Arbeit als Trainerin und die vielen unterschiedlichen und interessanten Menschen, die sie dabei kennenlernte und Malia erzählte von ihrer Arbeit mit den Straßenkindern, von ihren beiden Reisebegleitern und in welcher Beziehung sie zu ihnen stand. Beide hielten sie sich thematisch an die ungeschriebene Grundregel, für`s Erste nichts allzu Tiefschürfendes über sich selbst preiszugeben und doch der anderen das Gefühl zu geben, dass man sich öffnete. Mit einem Mal horchte Malia auf. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und wenn sie jetzt darüber nachdachte, hatte sie schon die ganze Zeit das dumpfe Gefühl gehabt, als stimme irgendetwas nicht. Sie war nur so gefangen gewesen von ihrer neuen Bekanntschaft, dass sie es ignoriert hatte: „Was ist?“ wollte Kendra wissen, der Malias plötzliche Nervosität aufgefallen war: „Jemand beobachtet uns!“ flüsterte sie. Nun wurde auch Kendra aufmerksam. Die beiden Mädchen erhoben sich und begannen, sich umzusehen. Plötzlich trat eine dunkle Gestalt aus dem Schatten hervor und Kendra schnappte sich ihren Verfolger blitzschnell. Malia dachte kurz darüber nach, in den Kampf einzugreifen, doch dann erkannte sie, dass die Andere alles wunderbar im Griff hatte und genoss die Show. Kendra wirbelte den Mann eine Weile herum und teilte ein paar harte Schläge aus, ehe sie ihn bäuchlings im Würgegriff am Boden festgenagelt hatte: „Ruf´ die Cops!“ rief sie Malia zu. Die Angesprochene legte den Kopf schief und grinste: „Nicht nötig Kendra; ich kenne den Kerl!“ „Ist er dein persönlicher Stalker, oder so etwas? Soll ich ihm vielleicht ein paar Knochen brechen?“ wollte Kendra wissen: „Er ist mein Vater! Aber brich ihm ruhig etwas, wenn es dir Freude macht.“ erwiderte Malia schmunzelnd. „Sehr nett, mein Kind!“ knurrte Peter und verrenkte sich den Kopf, um seine Tochter ansehen zu können: „Das hat man nun davon, wenn man sich väterlich-fürsorglich zeigen will!“ Kendra hatte Peter mittlerweile losgelassen und fragte Malia: „Das ist dein Dad? Der Werwolf?“ Malia nickte: „So ist es! Und er ist mir mit Sicherheit nicht aus väterlicher Sorge hinterher gereist, sondern weil er hinter Stiles her ist. Wenn er nämlich jemanden stalkt, dann wohl eher ihn!“ „Moment mal!“ unterbrach sie Kendra: „Du meinst Stiles, deinen Ex? Was will er von ihm?“ Peter holte tief Luft, um etwas zu sagen, doch Malia kam ihm zuvor: „Das weiß keiner so genau. Aber vermutlich will er ihn einfach nur ganz simpel flachlegen!“ Kendra verzog ein wenig verdutzt das Gesicht: „Dein Vater und du mögt denselben Kerl? Na, das sind ja mal interessante Familienverhältnisse!“ „Du weißt nicht mal die Hälfte!“ schnappte Malia: „Der Typ, mit dem Stiles zusammen ist, ist mein Cousin, also sein Neffe!“ Kendra riss überrascht die Augen auf. Dann lachte sie: „Na DEN Wunderknaben würde ich gern mal kennenlernen, der es schafft, einer ganzen Familie den Kopf zu verdrehen.“ „Also MEIN Kopf ist diesbezüglich wieder klar!“ erklärte Malia entschieden. Das, was sie sonst noch hätte sagen wollen, hielt sie besser zurück, denn sie hatte mittlerweile auf schmerzhafte Weise gelernt, dass es nicht immer die beste Idee war, jeden Gedanken laut auszusprechen, der einem durch den Kopf trampelte. In diesem Fall war es ein `Ich habe ja jetzt dich!´, an Kendra gerichtet, doch sie ahnte, dass es dafür noch viel, viieeel zu früh war. Wenn es denn überhaupt etwas Ernstes zwischen ihnen geben würde? Peter hatte sich inzwischen aufgerappelt, sich den Schmutz von seinen Kleidern geklopft und fragte nun mit einem Fingerzeig auf Kendra: „Darf ich nun mal erfahren, warum meine einzige Tochter mit einer Jägerin rummacht!“ „Sie ist keine Jägerin, Dad!“ behauptete Malia. Doch dann stutzte sie: „Du bist doch keine, oder?“ Kendra blickte die beiden ratlos an: „Ich lebe in der Großstadt. Ich bin Buddhistin. Und ich bin Veganerin! Also nein; ich bin keine Jägerin!“ „Das hat er nicht gemeint!“ erwiderte Malia: „Er denkt, du wärst eine Werwolfjägerin!“ „Mein Gott!“ rief Kendra aus: „Es gibt Leute, die Jagd auf euch machen?“ Peter und Malia zuckten simultan mit den Schultern, so als seien Leute, die Jagd auf intelligente und empfindsame Wesen machten die normalste Sache der Welt; etwas, mit dem man sich eben abfinden musste. Dann grummelte Peter: „Soll das etwa heißen, ein ganz gewöhnliches menschliches Mädchen hat mich auf die Bretter geschickt?“ Er trat nah an Kendra heran und schnupperte: „Lass´ die Schnüffelei, Dad! Das ist gruselig!“ forderte Malia: „Sie ist ein Mensch! Davon habe ich mich schon eingehend überzeugt!“ „Verstehe!“ erwiderte Peter vielsagend: „Sie ist süß!“ „Und das ist AUCH gruselig!“ fuhr Malia ihn an: „Ist es dir wohl möglich, dich einmal NICHT wie ein Freak aufzuführen, Dad?“ „Entschuldige Mal!“ empörte sich Peter: „Ich bin immer noch dein Vater!“ Malia verdreht die Augen. An Kendra gewandt meinte sie: „Wollen wir zurück zu der Party? Ich würde gern einmal schauen, wie es den Jungs so geht!“ Kendra nickte. Und natürlich schloss Peter sich den beiden Frauen ungefragt an. Als Stiles Peter in dem Club erblickte, gab er sich keinerlei Mühe, seine schlechte Laune zu verbergen: „Wieso hast du ihn mitgebracht, Malia?“ Wollte er wissen. Malia zuckte mit den Schultern: „Er hätte dich doch sowieso irgendwie erschnüffelt. Er ist ja wie besessen von dir!“ „Mir wird hier Unrecht getan!“ empörte sich Peter: „ San Francisco ist eine große Stadt und du bist ein Kleinstadtjunge. Derek ist nicht hier, also bin ich gekommen, um dich zu beschützen!“ „Pah!“ machte Stiles: „Die Frage ist bloß: Wer beschützt mich vor Dir!“ „Das mache ICH!“ verkündete Malia, trat nah an ihren Vater heran und ließ das Licht in ihren Augen kurz aufblitzen: „Beruhigt euch Kinderchen!“ bat Peter schmunzelnd. Und an Stiles gewandt fügte er hinzu: „Die Musik ist großartig! Tanzt du mit mir?“ Stiles schenkte ihm einen mehr als skeptischen Blick, doch Peter fügte schnurrend hinzu: „Ach komm` schon Stiles. Ein Tanz wird dich schon nicht umbringen.“ „Kommt auf den Tanzpartner an!“ schnappte Stiles. Peter lächelte und sah aus, als könne er kein Wässerchen trüben und schließlich sagte Stiles: „Wenn ich mit dir tanze, wirst du dich dann benehmen? Du weißt, was ich meine!“ „Versprochen!“ gab Peter zurück. Und obwohl Stiles fürchtete, dass dies ein Fehler sein könnte, folgte er Peter zur Tanzfläche, wo dieser sich hinter ihn begab, eine Hand auf dessen Bauch und die andere auf seinen Nacken legte; beides sehr empfindliche Regionen des menschlichen Körpers, wenn sie Werwolfsklauen ausgesetzt waren, dachte Stiles fröstelnd. Sie begannen, sich miteinander zur Musik zu bewegen und tatsächlich hielt Peter Wort und versuchte nichts Ungezogenes. Abgesehen von Peters Händen, die immer noch am gleichen Ort, wie zuvor ruhten, gab es keine Berührung zwischen ihnen. Heimlich war Stiles sehr dankbar dafür, denn er ahnte, was er fühlen würde, falls Peter sich ein wenig näher an ihn heran schöbe. Und darauf war Stiles nun wirklich nicht scharf! Als der Song vorüber war, löste Peter seine Hände ganz freiwillig, drehte Stiles zu sich um, flüsterte ein sanftes: „Danke für den Tanz!“ in dessen Ohr und küsste ihn sacht auf die Wange, ehe er sich zurückzog. Stiles schüttelte den Kopf. Manchmal konnte er über diesen eigenartigen Kerl einfach nur staunen! Stiles kehrte zurück zu Danny und Malia zurück und bei ihnen stand immer noch dieses fremde Mädchen, dass sich ihm als `Kendra´ vorstellte und ihn, als er seinen Namen sagte, aus irgendeinem Grund ziemlich dreist von oben bis unten musterte. Er hörte noch, wie sie Malia zuraunte: „Sorry, aber ich kann nicht sehen, was an ihm so besonders sein soll!“ Ehe Stiles zu einer empörten Erwiderung ansetzen konnte, hatte Malia sich diese Kendra bereits geschnappt und zog sie zur Tanzfläche. Stiles wandte sich Danny zu, der schwermütig vor sich hinstarrte: „Hey Kumpel! Was ist mit dir? Du hockst da, wie ein Mauerblümchen, dabei solltest du dich fühlen, wie ein Kind im Süßwarenladen! Ein schwuler Single-Mann umgeben von unzähligen heißen Kerlen.“ „Ich schätze, ich habe einen Zuckerschock!“ murmelte Danny: „Tut mir leid, aber vielleicht war dieser Trip doch keine so gute Idee. Ich schätze, ich habe meinen Sexappeal verloren. Ich komme mir vor, wie unsichtbar. Und noch schlimmer ist, dass mir das Ganze hier so hohl vorkommt: alles nur schöne Fassade!“ Stiles schüttelte den Kopf: „Ach komm´ schon Danny-Boy. Wir sind nur einmal jung. Und ich will jetzt mit einem schönen Kerl tanzen!“ Mit diesen Worten nahm er den Freund bei den Händen, zog ihn hinüber zur Tanzfläche: „Komm schon, Stud! Zeigen wir den Leuten hier mal, wie es geht!“ murmelte er verführerisch und schmiegte sich eng an ihn. Gegen seinen Willen musste Danny lachen: „Du bist so ein Spinner, Stiles!“ rief er aus. Er ließ sich in die Umarmung fallen und gab sich der Musik hin. Nachdem sie alle eine Weile getanzt hatten, trafen sich Danny und Stiles wieder mit den Mädchen am Tanzflächenrand: „Du bist von hier aus San Francisco?“ Wollte Stiles von Kendra wissen. Als sie nickte fragte er weiter: „Sind alle Partys hier so riesig und so...“ „...kühl?“ warf Kendra hilfreich ein: „Nein, es gibt sehr viel nettere Lokalitäten. Ich bin auch nur hier, weil die Djane eine Freundin ist!“ Djane?? Stiles schüttelte verwundert den Kopf: „Ich frage auch nur, weil mein Freund Danny hier, gern jemanden kennenlernen würde, aber dies scheint nicht ganz der richtige Ort dafür zu sein.“ Stiles ließ sich nicht davon irritieren, dass Danny ihm ärgerlich einen Ellenbogen in die Rippen stieß: „Ich gehe am Liebsten hier hin.“ erwiderte Kendra und zog eine Karte mit dem Namen und der Adresse eines Clubs aus der Hosentasche: „Der Laden ist viel kleiner als diesers hier und das Publikum viel warmherziger und ein bisschen alternativ. Ich bin morgen Abend dort. Kommt doch einfach auch dazu?“ Stiles nickte, bedankte sich und steckte die Karte ein. Einen Moment später tippte Malia Stiles auf die Schulter, deute mit dem Kinn in eine bestimmte Richtung und raunte Stiles zu: „Sieh dir meinen Vater an! Kannst du das fassen?“ Peter hatte sich sein T-Shirt ausgezogen und präsentierte schamlos seine breite, gut definierte Brust, während er von drei jüngeren Kerlen umtanzt wurde: „Ich glaube, für mich wird es jetzt Zeit zu gehen!“ Bestimmte Stiles mit einem genervten Kopfschütteln: „Sonst errege ich hier noch Aufsehen, indem ich mein Abendessen wieder hervorhole!“ „Ich komme mit!“ verkündete Danny und so verabschiedeten sich die beiden von den Mädchen und kehrten in ihr Hotel zurück. Allein in seinem Zimmer fühlte Stiles sich plötzlich sehr unzufrieden. Der Abend hatte einen schalen Geschmack hinterlassen und außerdem war er zu aufgekratzt um zu schlafen. Er drehte ein Weile unschlüssig sein Handy in seinen Hände, bis er schließlich eine Nummer wählte: „Hey!“ murmelte Stiles ins Telefon: „Selber hey! Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“ erwiderte Derek verschlafen: „Halbdrei!“ antwortete Stiles, als sei ein Anruf zu nachtschlafender Zeit die selbstverständlichste Sache der Welt: „Was willst du Stiles? Ich muss morgen wieder früh raus!“ „Sorry!“ nuschelte der junge Mann: „Bist du betrunken?“ wollte Derek wissen: „Ein bisschen vielleicht!“ gab er zu: Derek schüttelte den Kopf, was Stiles natürlich nicht sehen konnte, doch seine Erwiderung fiel sanft aus: „Leg´ dich schlafen, Süßer!“ „Ich kann nicht!“ behauptete Stiles: „Ich bin einsam!“ Und nach einer kurzen, schweigsamen Pause fügte er hinzu: „Und ich bin geil!“ Derek seufzte: „Es gibt nicht viel, was ich von hier aus dagegen tun könnte, richtig!“ „Schick´ mir ein Foto von dir, ja?“ verlangte Stiles: „WAS IST LOS?“ knurrte Derek: „Du hast doch Fotos von mir!“ „Ich meine nicht solche Fotos. Ich meine etwas, das mich inspiriert!“ Ein kleines Kichern vom anderen Ende der Leitung: „Ich lege jetzt auf!“ kündigte Derek an: „Warte!“ rief Stiles: „Liebst du mich?“ „Ja! Schlaf´ gut, Stiles!“ Derek betete um Geduld „Ich liebe dich auch! Bis bald!“ Derek hörte das Klicken in der Leitung. Er starrte ungläubig sein Handy an: „Kleiner Freak!“ murmelte er vor sich hin. Zehn Minuten später informierte ein Summen Stiles, dass er eine Nachricht erhalten hatte. Er öffnete die Bilddatei mit einem zufriedenen Grinsen. Das würde seinen Zweck erfüllen! Stiles nutzte seine Inspiration und mit ein wenig handwerklichem Geschick war er bald soweit, dass er zufrieden einschlafen konnte. Als Stiles an folgenden Morgen erwachte, versuchte er zunächst, sich mit geschlossenen Liedern zu orientieren: die Geräusche und Gerüche um ihn herum waren ihm unvertraut. Langsam fiel ihm wieder ein, wo er war. Dann plötzlich spürte er etwas, das eigentlich völlig unmöglich war: jemand hatte einen Arm um ihn gelegt! Stiles riss die Augen auf und erschrak beinahe zu Tode! Er sprang aus dem Bett, griff nach der Decke und wickelte sie sich um den Körper, weil er, abgesehen von einer Boxershorts nichts anhatte. Peter, der in Jeans aber ohne sein T-Shirt offenbar neben Stiles die Nacht verbracht hatte, war nun ebenfalls aufgewacht: „Verdammte Scheiße! Was tust du hier? Was hast du mit mir gemacht?“ fluchte Stiles Er hatte sich eng in eine Ecke des Hotelzimmers gedrängt und sich vom Hals bis zu den Zehen in die Bettdecke eingewickelt. Zum ersten Mal seit vielen Jahren war er nicht genervt von Peter, oder wütend auf ihn, sondern er hatte wirklich ANGST! Peter, der seine Furcht sowohl sehen und als auch riechen konnte, war nun ebenfalls vom Bett aufgestanden, hielt defensiv die Hände vor den eigenen Körper, trat sehr langsam auf ihn zu und stotterte: „Ich...ich habe dir nichts getan; bloß geschlafen! Ich schwöre es!“ „KOMM` KEINEN SCHRITT NÄHER!“ brüllte er. Peter hielt in der Bewegung inne und Stiles fuhr fort: „Bist du eigentlich komplett bescheuert? Wieso legst du dich zu mir ins Bett? Was ist das hier? Deine Version von `Goldlöckchen und die drei Bären´? Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“ Stiles Stimme überschlug sich beinahe: „Ich habe mir die Schlüsselkarte der Putzfrau ausgeliehen!“ erklärte Peter, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt: „Es ist Springbreak! Sämtliche Hotelzimmer in der Stadt sind ausgebucht. Ich habe bloß einen Platz zum Schlafen gesucht!“ „Das ist wirklich das dämlichste, was ich je gehört habe!“ schrie Stiles, der versuchte, seine Angst mit Ärger zurückzudrängen: „Malia wohnt nebenan. Wenn ich sie rufe ist sie in Null-Komma-Nichts hier und zerreißt dich in der Luft, Peter!“ Der Werwolf schüttelte den Kopf: „Malia ist noch nicht wieder da!“ erklärte Peter und sah, dass sich Stiles Augen ängstlich weiteten also fügte er schnell hinzu: „Nein! So meinte ich das gar nicht! Ich meine bloß, du brauchst sie nicht. Ich werde dir nichts tun! Ehrlich! Ich war nur zum Schlafen hier!“ Stiles entspannte sich wieder ein wenig. Dann runzelte er die Stirn: „Soll das heißen, nebenan ist ein leerstehendes Bett, du wusstest das und hast dich trotzdem zu mir gelegt?“ Peter zuckte mit den Schultern: „Ich hatte Angst, dass sie mit diesem Mädchen wiederkommt und ich in einen intimen Moment störe!“ „Huh??“ machte Stiles dümmlich: „Was für ein Mädchen?“ Peter war verdutzt: „Na, die kleine Amazone, mit der meine Tochter neuerdings rummacht! Weißt du etwa nichts darüber?“ „Sprichst du von dieser Kendra? Sie und Malia haben nicht...ich meine sie sind nicht...“ Stiles stutzte: „Oder etwa doch?“ Peter wirkte erstaunt: „Wie kannst du das nicht gemerkt haben. Die beiden kommen doch neben der ganzen Knutscherei kaum noch zum Luft holen!“ So verblüfft Stiles über diese Eröffnung auch war, so war sie doch momentan ein Nebenschauplatz für ihn. Zeit zum eigentlichen Thema zurückzukehren: „Das ist alles noch kein Grund, dass du einfach nachts in mein Zimmer spaziert kommst und dich neben mich legst. Du hättest im Auto schlafen können! Du hättest nach Beacon Hills zurückkehren können. Du hättest verdammt nochmal gar nicht erst herkommen sollen, um mir nachzustellen!“ Sagte er ernst: „Damit hast du wirklich eine Grenze überschritten. Ich habe es dich in den letzten Monaten einfach zu weit treiben lassen. Ich will, dass du dich in Zukunft von mir fern hältst! Hast du das verstanden Peter?“ Peter nickte und wandte sich zum Gehen, doch bevor er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um und sagte: „Ich habe in meinem Leben vielleicht schon viel Furchtbares getan, aber ich habe nie...ich meine ich würde niemals...!“ „NA GROßARTIG!“ rief Stiles aus: „Du bist verlogen, illoyal, brutal und was noch? Ach ja: ein Massenmörder! Aber bei Vergewaltigung hört es bei dir auf, richtig? Da ziehst du also die Grenze, ja?Das ist ja sehr beruhigend, wirklich! Und wer soll dir das glauben? Verschwinde aus meinem Zimmer! Sofort!“ Peter verschwand ohne ein weiteres Wort. Erst als er fort war, gelang es Stiles endlich wieder, tief durchzuatmen. Zum Frühstück war Malia wieder ins Hotel zurückgekehrt. Sie entdeckte Danny und Stiles im Speisesaal und setzte sich zu ihnen an den Tisch: „War wohl eine wilde Nacht, wie?“ Fragte Stiles zwinkernd: „Wollte Kendra nicht mit uns frühstücken?“ Malias Gesicht verfärbte sich dunkelrot: „Öhh...wie bitte?“ stotterte sie. Oha! Peter hatte also recht gehabt. Da lief etwas! Stiles beschloss großzügig, nicht weiter nachzuhaken und darauf zu warten, dass Malia von aus zu erzählen begann, sobald sie so weit wäre: „Kaffee?“ fragte er stattdessen und hielt ihr die Kanne hin. Malia nickte dankbar und klammerte sich dann an ihre Kaffeetasse, als hinge ihr Leben davon ab. Irgendwann zwischen zwei Bissen von ihrem Toast wollte Malia wissen: „Ich habe zwei Fragen Stiles; Erstens: warum riechst du nach meinem Vater, und Zweitens: Warum drückt er sich da hinten in der Ecke herum und kommt nicht herüber zu uns?“ Stiles schaute in die Richtung, in welche Malia deutete. Er hatte ihn zwar vorher nicht entdeckt, doch tatsächlich: Da stand Peter, an eine Wand gedrängt und blickte zu ihnen hinüber. Stiles verdrehte die Augen. „Also?“ Malia ließ nicht locker: „Läuft da etwa etwas zwischen dir und meinem Dad?“ „NEIN!“ antwortete Stiles unwirsch. Sowohl Danny als auch Malia schauten ihn eindringlich an. Stiles verzog ärgerlich das Gesicht und Wiederholte: „Nein, verdammt! Da läuft nichts! Seid ihr zwei denn komplett irre? Wenn ihr es genau wissen wollt: Peter hat sich in der Nacht ohne meine Erlaubnis in mein Zimmer geschlichen und in meinem Bett geschlafen! Das ist alles!“ „Du liebe Güte!“ murmelte Danny: „Aber er hat nicht...?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Natürlich nicht! Würde ich ansonsten ganz harmlos hier sitzen und meinen Orangensaft schlürfen? Dann wäre ich jetzt bei den Cops. Oder ich hätte eine Schaufel in der Hand und würde seinen haarigen Werwolfarsch irgendwo in der Wüste verscharren!“ Er hielt einen Moment inne und fuhr dann fort: „Aber auch wenn nichts passiert ist, will ich trotzdem nicht, dass einer von euch Derek gegenüber ein Wort darüber verliert, denn ich habe wirklich keine Lust auf unsere eigene, kleine Werwolfversion von `Kain gegen Abel´!“ Die drei aßen eine Weile schweigend weiter und ignorierten Peter, bis Stiles es irgendwann doch nicht mehr aushielt, erneut seinen Kopf hob und zu Peter hinüberblickte, welcher immer noch unverändert am selben Fleck stand. Einen kurzen Moment wünschte er sich die guten alten Zeiten zurück, in denen Peter einfach nur der Feind gewesen war. Das war viel einfacher zu handhaben gewesen, als diese verfluchten Graustufen, mit denen er heute umgehen musste. Peter sah elend aus und irgendwann schmolz ärgerlicher Weise doch etwas in Stiles Brust. Mit einer Kopfbewegung ließ er Peter wissen, dass er zu ihnen an den Tisch kommen dürfe. Als Malias Vater sich gesetzt hatte, schob Stiles eine Tasse Kaffee vor ihn hin: „Ich habe vorhin an der Rezeption ein Zimmer für dich reserviert, da heute ein Gast abreisen wird. Und ich will, das du eines weißt: Ich habe meinen Elektroschocker dabei und werde ihn heute Nacht mit ins Bett nehmen. Probier´ so etwas wie letzte Nacht noch einmal, dann frittiere ich dir die Eier!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)