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Im Krieg und in der Liebe

... sind alle Waffen erlaubt
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt bitte die Verzögerung... Die Idee hat lange auf sich warten lassen und gestern endlich am Stück runtergeschrieben ^^"
Verzeiht also, wenn sich doch mal ein Fehler eingeschlichen hat. Ich hoffe ich treffe in diesem Kapitel euren Geschmack ;)
Viel Spaß und vielen Dank an meine treuen Leser, die mir die langen Pausen verzeihen und trotzdem weiterlesen!! Das freut mich wirklich sehr :) Komplett anzeigen

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Im Regen

Tsunade seufzt.

 

„Tut mir leid, Yuki. Ich selber kann da nichts machen. Manipulation von Gedanken gehört nicht gerade zu meinem Spezialgebiet“, sagt sie, als sie mit meiner Untersuchung fertig ist.

 

Ich habe mir sowas zwar schon gedacht, doch es jetzt aus Tsunades Mund zu hören, versetzt mir doch einen Stich.

 

„Das heißt?“, frage ich zögerlich, mich vor der Antwort fürchtend.

 

Tsunade verschränkt die Hände vor ihrem Gesicht und runzelt die Stirn.

 

„Nun“, fängt sie an, „ich bin vielleicht keine Expertin, aber glücklicherweise haben wir jemanden in Konoha, der sich ein wenig besser damit auskennt. Shizune! Schick Inoichi Yamanaka hier her!“

 

Erschrocken von Tsunades harschem Ton in ihre Richtung, salutiert Shizune und macht sich hektisch auf den Weg. Als sie die Tür öffnet, wird sie durch einen Zusammenprall mit Kakashis Brust gestoppt.

 

„Oh, entschuldige bitte!“, sagt sie, verbeugt sich kurz und ist auch schon verschwunden.

 

„Ah, Kakashi! Gut, dass du gekommen bist“, sagt Tsunade zur Begrüßung.

 

„Was gibt es denn so dringendes?“, fragt er.

 

„Wir versuchen gerade Yukis Gedächtnisschwund in den Griff zu bekommen und da du in der Sache mit drinsteckst, ist es von Vorteil, wenn du hier bist. Shizune holt gerade Inoichi, in der Hoffnung, dass er ihr Gedächtnis wiederherstellen kann. Da ist es vielleicht ganz nützlich, wenn du da bist“, erklärt Tsunade knapp.

 

Kakashi sieht mich kurz an gibt ein kurzes „Hallo“ von sich und wendet seinen Blick dann zu Boden.

 

„Hallo“, erwidere ich eben so knapp.

 

Irgendwas bedrückt ihn. Er verheimlicht etwas. Oder mag er mich einfach nicht? Je länger ich ihn beobachte, desto deutlicher wird, dass er mir ausweicht. Sei es ein Gespräch oder nur ein Blick. Es macht mich wütend und gleichzeitig auch traurig. Ich wende meinen Blick ebenfalls von ihm ab.

 

Als ich dabei kurz in Tsunades Richtung sehe, bemerke ich, dass sie uns beobachtet. Vermutlich denkt sie gerade genau das gleiche. Sie wirft mir einen mitfühlenden Blick zu.

 

Plötzlich hört man laute, schnelle Schritte auf dem Gang. Die Tür wird aufgerissen und Shizune steht im Türrahmen, völlig außer Atem und Inoichi Yamanaka am Kragen hinter sich her schleifend. Offensichtlich wurde der arme Kerl von Shizune den ganzen Weg so transportiert, den vielen Beulen und Kratzern, die sein Gesicht nun zieren, nach zu urteilen.

 

„Hier sind wir Tsunade!“, erstattet Shizune pflichtbewusst Bericht.

 

„Äh… Danke… Shizune…“, sagt diese noch etwas verdutzt, fängt sich aber schnell wieder.

 

„Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, Inoichi“, fährt sie fort.

 

„Ich hatte ja auch gar keine andere Wah…“, grummelt dieser leise vor sich hin und wird von Tsunade einfach ignoriert.

 

„Es geht um Folgendes. Yuki“, sie deutet in meine Richtung, „hat auf ihrer letzten Mission wohl ihr Gedächtnis verloren.

Seltsamerweise nicht ihr Gesamtes. So wie es aussieht, wurde es selektiv gelöscht oder unterdrückt. Sie kann sich an alles und jeden erinnern außer an Kakashi und die Erlebnisse mit ihm“, erklärt sie ihm.

 

Plötzlich wird Inoichi hellhörig.

 

„Interessant“, meint er und reibt sich sein Kinn. Er sieht mich an. Erst von rechts, dann von links. Er beugt sich vor, um mir tief in die Augen zu sehen. Instinktiv neige ich meinen Oberkörper nach hinten, um einen angenehmen Abstand zu wahren.

 

„Kannst du uns helfen?“, fragt Tsunade nach einer Weile der Begutachtung.

 

„Ich werde es versuchen! Am besten, du setzt dich dafür“, sagt er nun in meine Richtung.

 

Ich tue, wie mir geheißen und setze mich. Inoichi stellt sich vor mich hin und legt seine Hand auf meinen Kopf.

 

„Schließ einfach die Augen und entspann dich“, sagt er, bevor er sein Jutsu auf mich anwendet.

 

Alle gucken gespannt auf Inoichi.

 

Es dauert eine ganze Weile, bis er seine Hand wieder von meinem Kopf nimmt. Ich öffne die Augen. Hoffnungsvoll sehe ich zu ihm hoch. Dieser guckt jedoch ernster als es mir lieb ist.

 

„Und?“, fragt Tsunade.

 

„Es ist schwierig. Sie kann sich wirklich nicht an Kakashi erinnern. Und mir ist auch klar, dass dies das Werk eines Jutsus war. Eines sehr starken Jutsus der Gedankenmanipulation, das ich leider nicht kenne.“

 

„Ich wusste es“, sagt Kakashi neben mir so leise, dass es kaum jemand hören kann. Sein Gesicht ist ernst, fast schon wütend. Seine Finger bohren sich in seine vor der Brust verschränkten Arme.

 

„Und was heißt das nun? Kannst du ihr helfen?“, fragt Tsunade noch einmal präziser nach.

 

„Hier und jetzt kann ich es nicht. Ich müsste erst wissen, um was für eine Art Jutsu es sich handelt. Würde ich versuchen mit dem jetzigen Wissensstand einzugreifen, würde ich vermutlich noch mehr Schaden in ihrem Kopf anrichten, als zu helfen.“

 

Traurig blicke ich zu Boden. Tsunade beißt ihre Zähne zusammen. Shizune lässt einen leisen Seufzer los.

 

„Allerdings…“, spricht Inoichi seine Gedanken laut aus, ohne jemanden anzusehen.

 

„Es ist seltsam. Es scheint nicht nur die Erinnerung an Kakashi zu fehlen. Es sind auch noch einige andere Lücken in ihrem Kopf zu erkennen, die ich jedoch nicht einordnen kann. Von woher bist du gekommen, als du Kakashi begegnet bist und dich nicht mehr erinnern konntest?“, fragt er nun an mich gewandt.

 

„Aus Iwagakure. Sie haben mich gehen lassen…“, antworte ich langsam und nachdenklich. Er hat Recht. Das macht so überhaupt keinen Sinn. Wieso sollten sie mich einfach so gehen lassen? Ich kannte doch die Geheimniss… Wie ein Blitz durchzuckt es mich. KANNTE! Ich kannte die Geheimnisse des Dorfes. Wenn ich mich jetzt versuche daran zu erinnern… Nichts!

 

Meine Atmung geht schwerer und Schweiß steht mir auf der Stirn.

 

„Yuki, was hast du auf einmal?“, fragt Shizune besorgt, die meinen Blick ins Leere bemerkt hat.

 

Ich versuche meine Atmung zu beruhigen.

 

„Ich kann mich nicht erinnern“, flüstere ich.

 

„Was?“, fragt Tsunade, die mich akustisch nicht verstehen konnte.

 

„Ich kann mich nicht daran erinnern. An die Geheimnisse des Dorfes Iwagakure. Deswegen haben sie mich einfach so gehen lassen! Kakashi, Du hattest Recht! Hiroshi hat wohl doch etwas damit zu tun“, schießt es aus mir heraus.

 

Dieser nickt nur, dankend, dass ich ihm nun Recht gebe in der Hinsicht.

 

„Iwagakure also“, murmelt Inoichi.

 

„Dann weiß ich jetzt, wo ich ansetzen muss. Ich werde versuchen, herauszufinden, um welches Jutsu es sich hierbei handelt, um weitere Maßnahmen treffen zu können.“

 

„Ich danke dir. Du darfst gehen! Und alle anderen erst einmal auch“, löst Tsunade die Runde auf.

 

Wir verlassen den Raum. Kaum habe ich das Gebäude verlassen, wartet auch schon Kurenai und überfällt mich mit ihren Fragen.

 

„Yuki! Und wie war’s? Konnte Tsunade dir helfen? Kannst du dich wieder erinnern? Was macht Inoichi denn hier?“, fragt sie noch als dieser gerade mit Kakashi an uns vorbeigeht und sie den beiden verdutzt hinterher sieht, bevor sie sich wieder mir zuwendet.

 

Ich seufze kurz, bevor ich Antwort gebe.

 

„Nein. Bis jetzt konnte mir noch niemand helfen. Aber wir haben einiges herausgefunden…“

 

Ich erzähle ihr von den neuesten Erkenntnissen.

 

„Hm. Verstehe. Nun, das hört sich doch alles gar nicht so schlecht an!“, meint sie schließlich.

 

Entsetzt schaue ich sie an.

 

„Nicht so schlecht? Ich habe gerade herausgefunden, dass ich noch mehr Gedächtnislücken habe und mich mein ehemaliger Teamgenosse von vorne bis hinten nur belogen hat“, brülle ich empört.

 

„Ja, das stimmt schon, aber immerhin wisst ihr jetzt den Grund für deine Gedächtnislücken, dass der Grund dafür ein Jutsu ist und, dass es etwas mit Iwagakure zu tun hat. Also für mich hört sich das so an, als könnte man das Problem zumindest lösen!“

 

Kurenai lächelt mich an, als wäre sie sich ganz sicher, dass alles gut wird. Ich gebe nach.

 

„Du hast ja Recht. Wieso bist du eigentlich so gut drauf? So völlig optimistisch?“, hake ich nach.

 

„Oh… Fällt das auf?“, fragt sie flüsternd und hält die Hand an den Mund, damit nur ich es hören kann.

 

Sie sieht sich kurz um, ob jemand lauscht.

 

„Was ist denn los?“, frage ich verdutzt.

 

„Ich muss dir was erzählen. Aber nicht hier. Lass uns irgendwo etwas essen gehen!“

 

Etwas verwirrt folge ich ihrem Vorschlag in eine kleine Sushi-Bar. Nachdem wir bestellt haben, kann ich nicht länger warten.

 

„Also? Ich bin neugierig. Was ist denn nun? Sag schon“, dränge ich ungeduldig.

 

Kurenai presst kurz die Lippen zusammen, bevor es aus ihr rausplatzt.

 

„Ich bin schwanger!“

 

Ich mache große Augen und ein breites Grinsen macht sich in meinem Gesicht breit.

 

„Ist das wahr? Du meine Güte, ich freu mich so für euch! Herzlichen Glückwunsch! Weiß Asuma schon davon?“

 

„Nein, noch nicht. Ich weiß noch nicht genau, wie ich es ihm sagen soll. Aber ich werde es ihm heute Abend erzählen. Ich werde wohl für ihn kochen und bei der Gelegenheit, werde ich es ihm sagen. Das lenkt dann vielleicht auch von meinen ausbaufähigen Kochkünsten ab…“

 

Wir kichern.

 

„Aber versprich mir, dass du das erst einmal für dich behältst. Du bist die Erste, die davon weiß!“, drängt Kurenai.

 

„Ich fühle mich geehrt! Keine Sorge. Ich erzähl es niemandem. Vielleicht hast du ja Glück und dank meiner Gedächtnislücken, kann ich mich auch bald schon nicht mehr daran erinnern!“

 

Wieder müssen wir lachen. Während des Essens reden wir ausgelassen weiter und sammeln Ideen, um Azuma schonend beizubringen, dass er Vater wird. Als wir uns verabschieden und jeder seinen Nachhauseweg antritt, fängt es an zu regnen.

 

Kurenai beeilt sich, um nach Hause zu kommen und dem Regen zu entgehen. Ich dagegen bleibe einfach auf der Straße stehen. Ich lasse den Regen über meine Haut fließen. Ich blicke nach oben in die grauen, dicken Wolken, die ihre Tränen auf die Erde fallen lassen. Die kühlen Tropfen tun gut. Sie erfrischen mich und lassen mich wieder klar denken. Es ist, als ob sie die ganzen Sorgen von mir abspülen.

 

Nach einer Weile gehe auch ich los, mache aber noch einen Umweg an den Trainingsarealen vorbei. Die Stadt ist wie ausgestorben, wenn es regnet. Alle versuchen in ihren Häusern und Läden Unterschlupf zu finden, dabei ist es doch nur Wasser. Es ist still geworden. Nur das Prasseln des Regens ist zu hören. Ich gehe weiter, als ich durch den Regen hindurch eine Gestalt wahrnehme. Dort, am anderen Ende des Geländes. Dort, wo sich der Gedenkstein befindet. Wer steht da? So ganz allein? Die Person sieht traurig aus. Das sieht man sogar von hier. Ich gehe näher ran und erkenne ihn. Kakashi.

 

Er hat wohl auch jemanden verloren, der ihm nahestand. Ich kann mich daran erinnern, dass Gai in diese Richtung was erwähnt hat. War es nicht ein Mädchen?

 

„Wer war sie?“, frage ich ihn, als ich nah genug gekommen bin. Er zuckt kurz. Offensichtlich hat er mich nicht kommen hören. Doch er wendet seinen Blick nicht von dem Stein ab.

 

„Rin“, antwortet er knapp. Es war also wirklich ein Mädchen, denke ich. Ich stelle mich neben ihn und Blicke auf den Stein, in den so viele Namen graviert sind. Ich suche nach ihrem Namen. Rin Nohara.

 

„Tut mir leid“, sage ich knapp, aber durchaus ernst gemeint.

 

„Sie war in meinem Team“, erzählt er weiter.

 

„Und… standet ihr euch nahe?“, frage ich, obwohl ich Angst vor der Antwort habe. Aber wieso habe ich Angst vor der Antwort? Ich kenne diesen Mann kaum. Es kann mir doch egal sein. Aber aus irgendeinem Grund ist es mir nicht egal. Genauso wenig es mir egal ist, dass er so traurig aussieht. Am liebsten würde ich ihn einfach in den Arm nehmen. Aber ich kann ihn nicht deuten. Ich weiß nicht, was er denkt. Ich weiß nicht einmal, ob er mich überhaupt mag. Vermutlich stelle ich ihm deshalb hier so viele Fragen. Ob ihn das nervt? Will er überhaupt darüber reden?

 

„Sie…“ fängt er zögerlich an.

 

„Sie war in mich verliebt“, antwortet er ohne eine Miene zu verziehen. Ich traue mich kaum, die nächste Frage zu stellen, tu es aber trotzdem – zögerlich.

 

„Und… du?“

 

Er sieht mich kurz von der Seite aus an. Es sieht fast so aus, als würde er kurz grinsen.

 

„Für mich war sie nur eine Freundin und meine Teamkameradin.“

 

Irgendetwas in mir freut sich über diese Antwort, obwohl es mir egal sein müsste. Ich sollte mich schämen. Schließlich ist sie tot, rüge ich mich selbst.

 

„Wie ist sie gestorben?“, frage ich weiter, um meine bisher recht peinlichen Fragen zu überspielen.

 

Kakashis Miene wird wieder düster.

 

„Ich habe sie getötet.“

 

Ich schlucke. Mein Mund wird trocken und ein eisiger Schauer läuft mir über den Rücken. Ich merke, wie ich leicht das Zittern anfange, weiß jedoch nicht, ob es an seiner letzten Antwort liegt oder am Regen, der inzwischen meine Kleidung komplett durchnässt hat.

 

„Du… hast sie getötet? Wieso? Etwa weil sie Gefühle für dich hatte und du nicht?“, platzt es einfach aus mir heraus, obwohl ich es nicht laut aussprechen wollte. Das hat sicher seine Gefühle verletzt.

 

„Entschuldige bitte“, hänge ich schnell schuldbewusst hinten an, doch er scheint es nicht wahrzunehmen.

 

„Nein. Das ist nicht der Grund. Es war auch keine Absicht. Ich wollte sie nicht töten. Es… es war ein Unfall.“ Seine Stimme klingt verbittert. Der Drang in mir ihn in den Arm zu nehmen und ihm tröstend über den Rücken zu streichen wird immer größer.

 

„Sie sprang in mein Chidori und ich durchbohrte sie. Dabei habe ich Obito versprochen, sie zu beschützen.“

 

Er schließt verbittert seine Augen. Ich lege eine Hand auf seinen Rücken, als könnte ich so einen Teil seines Leids auf mich nehmen.

 

„Obito war auch in meinem Team. Er war in Rin verliebt und er schenkte mir vor seinem Tod das Sharingan. Ich war es ihm schuldig“, spricht er weiter.

 

Obito war also sein anderer Teamkollege. Kakashi macht sich verantwortlich für Rins Tod und für das somit nicht eingehaltene Versprechen gegenüber seines verstorbenen Freundes. Macht er sich etwa auch noch für seinen Tod verantwortlich? Er tut mir leid.

 

„Du trägst keine Schuld, Kakashi! Es war ein Unfall. Rin wird einen Grund dafür gehabt haben, vor deinen Angriff zu springen. Sie hätte dich dafür sicher nicht verantwortlich gemacht“, versuche ich ihn zu trösten.

 

„Du sagst das so, als hättest du sie gekannt. Und du hast vermutlich auch noch Recht damit. Rin hätte mir dafür nicht die Schuld gegeben. Aber ich tue es.“

 

„Das solltest du aber nicht. Das macht einen nur kaputt.“

 

Er sieht mich an. Das erste Mal in unserem gesamten Gespräch sieht er mich direkt an und es ist als würde mich sein Auge durchdringen. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen. Wieso? Meine Atmung geht schneller. Aber warum? Warum reagiert mein Körper so?

 

„Yuki, wie machst du das nur?“, er lächelt mich traurig an.

 

Ich schaue fragend zurück.

 

„Bisher habe ich mit niemandem so offen darüber geredet. Und du kommst her und stellst mir einfach Fragen. Einfach so, obwohl du damit nichts zu tun hast. Und ich antworte dir, ohne auszuweichen. Du gibst einem irgendwie das Gefühl, dass man dir ohne nachzudenken, alles anvertrauen kann. Und du verurteilst einen nicht dafür. Ich danke dir dafür. Es hat gut getan darüber zu reden.“

 

Die Röte steigt in mein Gesicht. So viele Komplimente bin ich nicht gewohnt.

 

„Schon gut. Ich habe doch gar nichts gemacht“, sage ich verunsichert von seinem Blick.

 

„Doch, hast du.“ Er macht eine Pause. Er lächelt und schnaubt kurz. Dann schüttelt er leicht den Kopf.

 

„Was ist?“, frage ich verwirrt. Habe ich etwas falsch gemacht?

 

„Ich weiß nicht wie du das machst?“, sagt er schließlich.

 

„Wie ich was mache?“ Ich verstehe gar nichts mehr.

 

Er dreht sich zu mir und blickt mich wieder direkt an. Und wieder schlägt mein Herz ein bisschen schneller. Im Gegensatz zu meiner vom Regen ausgekühlten Haut, glüht mein Gesicht vor Röte.

 

„Ich dachte, ich könnte von vorn anfangen, als du gemeint hast, du kannst dich nicht an mich erinnern. Ich dachte, dann könnte ich dich nicht mehr verletzen wie an jenem Abend an dem Ball. Denn ich könnte einfach Abstand von dir halten. Als gute Bekannte nebeneinander leben. Keine Peinlichkeiten mehr. Keine Gefühle mehr. Nur noch als gute Bekannte und Kollegen. Ich war naiv zu glauben, ich könnte so leben.“

 

Ich spüre meinen Puls in meinem Hals. Mein Gesicht ist heiß, meine Hände eiskalt. Ich habe vergessen wie man spricht, wie man richtig atmet. Ich habe alles um mich herum vergessen. Nicht einmal mehr den Regen nehme ich wahr. Meine Augen sind starr auf Kakashis Auge gerichtet. Ich kann mich nicht mehr bewegen, ich kann nichts denken. Hat er das gerade wirklich gesagt? Träume ich? Ich bin verwirrt.

 

„Aber ich kann es nicht“, sagt er und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Sein Auge auf meine halb offenstehenden Lippen geheftet zieht er mich behutsam zu sich heran. Ohne es bewusst wahrzunehmen, stelle ich mich auf die Zehen und schließe meine Augen. Und dann spüre ich wie er seine Lippen auf meine legt. Seine Maske, die uns noch trennt, wirkt so dünn, als wäre sie gar nicht da. Seine Lippen sind so weich. Behutsam und gleichzeitig verlangend. Meine Hände finden Halt an seinen Unterarmen, um nicht umzufallen. Ein Adrenalinstoß nach dem anderen durchströmt meinen Körper. Mein Herz beruhigt sich nicht mehr. Der Kuss dauert eine gefühlte Ewigkeit und ich wünsche mir, dass er nie endet.

 

Langsam löst er seine Lippen wieder von meinen. Langsam, nur ganz langsam. Wir öffnen unsere Augen wieder. Unsere Gesichter sind sich so nah, dass keine Regentropfen mehr dazwischen durchfallen können. Wir sehen uns direkt in die Augen. Ich beiße mir leicht auf meine Unterlippe, auf der ich noch immer seinen Kuss spüre, so wie ich es immer mache, wenn ich nervös bin.

 

„Das darfst du nicht machen“, sagt er, als er es sieht. Fragend sehe ich ihn an.

 

„Das könnte den falschen Mann verführen“, sagt er leise, mit einem verführerischen und gleichzeitig verlangenden Unterton in der Stimme. Ich lächle leicht. Versuche meine Stimme wiederzufinden.

 

„Man scheint mir die Erinnerung nehmen zu können, aber die Gefühle haben sie mir nicht genommen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Inara
2017-06-13T19:21:27+00:00 13.06.2017 21:21
Tolles Kapi.
Zwischen den beiden knistert es ja richtig.
Von:  Kaya_Uzumakii
2017-04-12T04:02:22+00:00 12.04.2017 06:02
Wooow mega tolles kapitel und entlich haben sie sich geküsst wurde auch zeit 😊😊😊🖒
Antwort von:  Miana
12.04.2017 09:22
Danke :) jaaa, dachte nach 17 Kapiteln hab ich lang genug gewartet :D


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