My feelings for you... von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 1: ----------- ~*first dance*~   Und rechts drehen - linker Fuß nach vorne, Nico! Hanayo, du bist nicht im Takt, du musst schneller werden! Umi, wenn das eine Pirouette sein soll, dann schäme ich mich für dich!” “J-jawohl, Eri-Senpai!” Reiß dich zusammen, Umi!, ermahnte sie sich selbst und drehte sich erneut. Mit wackelnden Füßen kam sie schließlich zum Stillstand und bemerkte den strafenden Blick der Schulpräsidentin auf ihr, der ganz genau aussagte, was sie auch schon wusste. Die Drehungen waren ihr größtes Problem. Eigentlich fiel Umi die Choreographie leicht. Sie hatte keinerlei Probleme damit, sich die Schrittreihenfolge zu merken. “Okay, ich denke, dass ist genug für heute!” Ayase Eri klatschte zweimal und beendete somit das Tanztraining. Erschöpft sanken Honoka und Nico zu Boden und klagten lauthals darüber, was für ein Monster Eri doch sei und welch hartes Training sie ihnen abverlangte - natürlich war das alles nur scherzhaft gemeint. Umi selbst gesellte sich zu Kotori und gönnte sich einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. “Ist es nicht toll, dass wir jetzt auch noch Eri bei u’s haben?”, fragte Kotori sie lächelnd. “Das Training ist zwar hart, aber dafür lohnt es sich wirklich. Ich bin sicher, wir werden alle schon bald große Fortschritte machen!” Umi nickte bei ihren Worten und warf einen Blick zu Eri, die gerade in ein Gespräch mit der Vize-Schulpräsidentin und ihrer besten Freundin Toujou Nozomi vertieft war. Hätte Nozomi ihr damals nicht gezeigt, welche Aussstrahlung Eri beim Tanzen besaß und mit welcher Leichtfüßigkeit und Eleganz sie ihre Schritte beherrschte, wäre Umi wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, die Drittklässlerin zu fragen, ob sie sie trainieren könnten. Und Eri hätte sich u’s wahrscheinlich nie angeschlossen. “Ich bin sicher, jetzt wo Eri bei uns ist, werden wir noch viel beliebter werden!”, meinte Kotori lächelnd. “Stimmt, so hübsch wie sie aussieht…”, murmelte Umi seufzend. Was würde sie dafür geben solch lange Beine zu haben. Und ihre Rundungen erst. Eri konnte wirklich alles tragen. “Weißt du, eigentlich meinte ich ja, dass wir mit Eri eine wirklich gute Tänzerin bei uns haben”, entgegnete Kotori grinsend und Umi erschrak. “Aber du hast natürlich Recht, Eri ist wirklich hübsch.” “N-N-Nein, so meinte ich das doch gar nicht”, stotterte Umi hastig und errötete dabei. “Also findest du Eri-Senpai nicht hübsch?” Hoshizora Rin, die ganz in der Nähe gestanden hatte und ihr Gespräch mit angehört hatte, blickte sie grinsend an. “Ohh, das muss ich Eri erzählen!”, entschied sie grinsend und blickte sich suchend nach ihr um. “Vorhin war sie doch noch da gewesen…” “Rin-chan, kommst du?” Rin blickte überrascht auf. Koizumi Hanayo und Nishikino Maki standen vor der Tür und sahen sie wartend an. “Wir haben doch noch die Hausaufgabe für Hauswirtschaft, die wir erledigen müssen!”, rief ihre beste Freundin ihr zu. “Komm schon, Rin!” “Wartet auf mich!”, gab Rin als Antwort und schnappte sich ihre Tasche. “Wir sehen uns morgen, Mädels!”, rief sie zum Abschied und die drei Erstklässler verließen das Schuldach, das u’s als Trainingsort diente. Ein lauter Seufzer entwich Umi vor Erleichterung und im selben Moment trat Honoka zu ihnen. “Umi-chan, Kotori-chan, wollt ihr noch kurz bei mir vorbeischauen? Wir haben neue Süßigkeiten im Angebot, die ich euch unbedingt zeigen will!” Lachend sah sie zu ihnen herunter. “Nimm es mir nicht übel, aber ich hab noch etwas zu erledigen”, erklärte Kotori mit einem entschuldigenden Lächeln und warf einen Blick auf ihre Uhr. Ihre Augen weiteten sich erschrocken und sie griff nach ihrer Tasche. “Ich muss jetzt wirklich los, entschuldigt mich!”, rief sie und eilte zurück ins Schulgebäude. “Nun, dann sind es wohl nur wir beide?”, fragte Honoka vorsichtig. Nach einigen Sekunden schüttelte Umi jedoch den Kopf. “Ich glaube, ich bleibe noch ein bisschen länger hier und frage Eri ob sie mir dabei hilft, die Umdrehung zu schaffen”, erklärte sie ihr. Seufzend legte Honoka den Kopf zur Seite, doch schon bald wich der Ausdruck wieder ihrem üblichen Lächeln. “Okay, aber mach nicht so lange, verstanden? Du sollst dich nicht überanstrengen!” “Versprochen!” “Auf Wiedersehen, Mädels!”, rief Honoka ihnen zu. Schließlich waren sie nur noch zu viert. Nervös blickte Umi zu den Drittklässlerinnen, die abseits von ihr standen. “Nico-cchi, wenn du Maki und den anderen helfen willst, dann solltest du dich wirklich beeilen!”, rief nun Nozomi aus und schob die überrascht aussehende Yazawa Nico Richtung Tür. “H-Helfen? Bei was denn bitteschön?” “Warst du es nicht, die in Hauswirtschaft immer die besten Noten bekommen hat? Ich bin sicher, die drei freuen sich über ihre Hilfe!” Nozomi grinste und schob die kleine, zierliche Nico durch die Tür. “Ich merke schon, ich bin hier unerwünscht!”, gab Nico neckend zurück und man hörte, wie sie die Stufen hinunter lief. Jetzt waren sie also nur noch zu dritt. Nervös atmete Umi ein und aus. Wahrscheinlich würden die beiden auch gleich gehen. Sie musste sie also endlich fragen. Jetzt oder nie! Entschlossen stand Umi auf und ging zu den beiden jungen Frauen, die sie lächelnd ansahen. “Eri-senpai, kann ich dich um etwas bitten?” “Aber natürlich, Umi. Worum geht es denn?” Eri sah sie fragend an und für einen Moment überlegte Umi, ob sie nicht einfach einen Rückzieher machen sollte. Nein, sie schüttelte den Kopf, sie musste jetzt da durch. “Kannst du mir dabei helfen die Umdrehung noch besser hinzubekommen?”, fragte Umi hektisch. “Ich weiß, dass dieser Schritt meine größte Schwäche ist und ich will ihn wirklich, wirklich hinbekommen. Bitte, Eri! Du als Balletttänzerin kannst doch ohne Weiteres Pirouetten drehen!” Eri lächelte gelassen. “Aber natürlich, Umi. Nozomi-chan, willst du auf uns warten?”, fragte sie ihre beste Freundin. “Ich wollte noch im Schrein vorbeischauen”, gab Nozomi jedoch zur Antwort. “Sehen wir uns morgen dann?”, fragte sie noch und Eri nickte als Antwort. “Gut, dann wollen wir mal!” Entschlossen ging Eri in die Mitte und deutete Umi ihr zu folgen. “Sieh mir genau zu und erklär mir dann, was du siehst.” Und ohne auf eine Reaktion von Umi zu warten, drehte sich Eri zweimal, so wie es in der Choreographie vorgesehen war. Wie leicht es bei ihr aussah. Umi versuchte ihre Bewegung nachzumachen, doch schon nach der ersten Hälfte verlor sie ihr Gleichgewicht und stolperte über ihre eigenen Füße. Niedergeschlagen blieb sie stehen und stampfte verärgert mit dem Fuß auf. “Verdammt, warum nur kriege ich das denn nicht hin?”, schimpfte Umi wütend über sich selbst. “Bei dir sieht das so leicht aus.” Eri schmunzelte leicht. “Dann sieh noch einmal genau hin, wie ich die Bewegung mache!”, erklärte sie ihr und drehte sich noch einmal. Aufmerksam folgten Umis Augen jeder ihrer Drehungen, die die Ältere der beiden immer wieder wiederholte. Zuerst fragte sie sich, worauf Eri hinauswollte, doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. “Ein Angelpunkt!” rief Umi triumphierend aus, als ihr endlich bewusst wurde, worin sich ihre und Eris Drehung unterschieden. Eri blieb stehen und blickte sie abwartend an. “Hast du es erkannt?”, fragte sie sie nun. “Du hast immer ein festes Ziel im Auge”, antwortete Umi zögernd auf ihre Frage. “Und du versuchst dabei, dieses Ziel so lange wie nur möglich im Auge zu behalten.” Eris Kopf drehte sich immer mit Verzögerung. Zuerst hatte Umi geglaubt, sie würde sie einfach nur anstarren, weil sie wollte, dass Umi sie genauestens beobachtete, aber dann war ihr aufgefallen, dass es etwas anderes zu bedeuten hatte. “Du machst doch Bogenschießen, wenn ich es richtig in Erinnerung habe? Und dabei hast du doch auch einen bestimmten Punkt im Visier, den du zu treffen versuchst. Nun, bei den Drehungen ist es nicht anders. Such dir einen bestimmten Punkt vor dir aus und versuche ihn so lange wie möglich im Blick zu halten”, erklärte Eri ihr. “Willst du es noch einmal probieren, Umi-chan?” “Ja!” Umi trat wieder in die Mitte und blickte sich dann nach einem Angelpunkt um. Wirklich viel gab es hier oben nicht. Der Zaun fiel weg, niemals würde sie den im Blick haben können. Und die Taschen der beiden, die vor ihnen auf dem Boden lagen, auch, denn schließlich wollte Umi nicht die ganze Zeit auf den Boden starren. Eigentlich gab es nur einen Punkt, den Umi anvisieren konnte. “Bereit?”, fragte Eri und sie nickte entschieden. Konzentriert sah sie ihr in die Augen, ehe sie sich zur Seite drehte. So lange wie es ihr nur möglich war, hielt sie ihrem Blick fest. Als sie die erste Umdrehung geschafft hatte und ihr Blick wieder auf Eri traf, lächelte diese zufrieden. Eine weitere Drehung und schließlich blieb Umi ohne jegliches Straucheln stehen. “Toll gemacht, Umi!” Lachend fiel Eri ihr um den Hals. “Genau so musst du es machen, dann klappt es perfekt!” “D-danke”, brachte Umi stotternd hervor und errötete leicht. Eris Haare dufteten nach dem gleichen Zitronenshampoo, dass auch sie benutzte, registrierte sie. Ihr Herz schien zu rasen und als ihre Umarmung anhielt, entwich ihr ein entspanntes Seufzen. Irgendwie fühlte es sich gut an, Eri so nah bei sich zu fühlen… “Oh, entschuldige bitte.” Doch schließlich unterbrach Eri ihre Umarmung so abrupt wie sie gekommen war und trat einige Schritte nach hinten. Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihr Haar und ging dann zu ihrer Tasche. “Ich denke, das war es dann, oder? Du möchtest doch bestimmt auch irgendwann nach Hause gehen.” Zögernd nickte Umi, während ihr Herz noch immer laut klopfte.   ~*second dance*~   “Ugoite - hiraite - ugoite - saa kore ga koi ni naru no Hiraite - ugoite - hiraite kor no tobira no mae da to Sasayaitara du suru? WILD STARS!” Lachend harrte Umi in ihrer Schlussposition aus, während der Applaus andauerte. Sie fühlte sich einfach nur wunderbar. Diese Euphorie, diese Glücksgefühle, die in ihr ausströmten, ließen ihr Lächeln noch strahlender wirken. Die Menge jubelte ihr zu und hier und da vernahm sie einzelne Rufe, die ganz deutlich ihren Namen riefen. Sie errötete leicht und dachte daran, dass es gerade einmal ein Jahr hergewesen war, als sie es sich niemals getraut hätte, auf der Bühne zu stehen und vor so vielen Menschen zu singen und zu tanzen. Aber nun liebte sie es. Sie liebte das Tanzen, sie liebte das Singen, sie liebte es ein School Idol zu sein. Gemeinsam mit den anderen eilte sie von der Bühne, nur Hanayo, Kotori und Honoka blieben auf der Bühne und gaben sweet & sweet holiday zu ihrem Besten. Umi selbst würde danach zusammen mit Nozomi und Rin auftreten, während Nico, Maki und Eri zum Schluss sangen. Doch vor lauter Euphorie bemerkte Umi viel zu spät, dass sie eine der Stufen verfehlt hatte, die von der Bühne herunter führten. Ein erschrockener Aufschrei entwich ihr und ein stechender Schmerz durchfuhr ihren linken Fuß, als sie mit diesem auf dem Boden aufsetzte und umknickte. “Umi-chan!” Ausgerechnet Eri erreichte sie als Erstes und ging bestürzt vor ihr in die Hocke. Die übrigen fünf Mitglieder drängten sich aufgeregt und besorgt um sie, während im Hintergrund die ersten Töne von sweet & sweet holiday erklangen. “Umi-chan, lass mich mal sehen!” Ohne auf ihr entsetztes Aufschreien zu reagieren, zog Eri ihr den Schuh/Strumpf aus/runter. Ein angeschwollener, roter Knöchel kam zum Vorschein. “Das sieht gar nicht gut aus”, meinte sie besorgt und betastete vorsichtig die wunde Stelle. “Ich gehe schnell einen Arzt holen”, erklärte Nozomi und eilte auf einen der Bühnenmitarbeiter zu. “Umi-chan wird doch noch auftreten können, oder?”, fragte Rin besorgt und auch die anderen warfen ihnen besorgte Blicke zu. Aber natürlich, wollte Umi rufen, so eine kleine Verletzung knockte sie doch nicht einfach so aus. Eri kam ihr jedoch zuvor. “Ich glaube nicht, dass das so einfach wird”, entgegnete sie ruhig. “Die Choreographie von Shiranai Love ist wirklich schwer und ihr verletzter Knöchel würde Umi nur Probleme bereiten…” “Ich kann das!”, rief Umi entschlossen aus. “Ich weiß, dass ich das schaffe.” Um ihren Worten Ausdruck zu verleihen, stützte sich Umi an Eri ab und versuchte aufzustehen, wollte ein paar Schritte gehen. Doch schon nach dem ersten Schritt durchfuhr sie wieder der stechende Schmerz und sie sank erschöpft zu Boden. “Umi-chan!” Rin blickte verzweifelt drein und sie selbst sah wütend zu Boden. Warum hatte sie auch nicht besser aufgepasst? “Habt ihr irgendwelche Ideen, was wir nun machen wollen?”, fragte Nico ruhig. “Oder wollt ihr das Live-Konzert absagen?” Bestürzt warfen sich die Freundinnen vielsagende Blicke zu. Sie hatten so hart gearbeitet für ihr Konzert und nun sollte alles vorbei sein? “Mädels, was ist denn hier los?” Der Auftritt von Honoka, Hanayo und Kotori war zu Ende und die drei Mädchen waren hinter die Bühne geeilt. Glücklicherweise stand nun eine dreißig Minuten lange Pause an. Mit kurzen Worten erklärte Rin ihnen, was vorgefallen war. “Und nun?”, fragte Hanayo besorgt. “Vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir…” “Nein!” Überrascht blickten sie Umi an, die nun errötete. Sie hatte Maki gar nicht unterbrechen wollen, doch ihr Körper hatte einfach gehandelt. Mit zitternder Stimme sprach sie weiter. “Wir haben jetzt so hart trainiert, da können wir nicht einfach aufhören. Ihr wisst genau, was auf dem Spiel steht. Bitte, macht weiter - auch ohne mich. Ich würde mir nur Vorwürfe machen, wenn ihr jetzt wegen dieser kleinen Verletzung alles beendet.” “Aber wir müssten unsere geplanten Lieder umwerfen”, meinte Hanayo besorgt. “Schaffen wir das denn?” “Eigentlich müssten nur die Lieder ausfallen, in denen Umi singt”, fügte Kotori hinzu. “Shiranai Love und Anemone Heart wären damit also schon weg. Dafür können Maki, Nico und du nach der Pause Cutie Panther vortragen”, meinte sie an Eri gewandt. “Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich auch nicht auftrete?” Mit diesen Worten überraschte sie ihre Freundinnen. “Ich würde lieber bei Umi bleiben und ihr Gesellschaft leisten. Außerdem sollte sie jemand ins Krankenhaus begleiten.” Und wie aufs Stichwort hörten sie auf einmal Nozomis Stimme, die ihnen laut mitteilte, dass sie einen Arzt aufgetrieben hatte. Der Arzt, der eigentlich noch ein Medizinstudent war, wie Nozomi ihnen aufgeregt erzählte, besah sich eingehend Umis verletzten Fuß. Gebannt blickten die acht Freundinnen dem jungen Mann zu, an dessen rechten Handgelenk eines der orangefarbigen Bänder hing, was ihn als Konzertbesucher auszeichnete. Also hatte Nozomi ihn im Publikum aufgetrieben. “So Leid es mir tut, aber eure Freundin wird keinen Auftritt mehr hinkriegen”, erklärte er schließlich und richtete sich wieder auf. Er schien niedergeschlagen. “Damit hatten wir schon gerechnet”, erklärte Eri. “Das Konzert wird dann also ohne Umi stattfinden müssen. Und ohne mich”, fügte sie leise hinzu. “Gut, dann werde ich erst einmal einen Krankenwagen ordern”, erklärte der junge Student und entfernte sich etwas von der Gruppe. “Der Fuß sollte geröngt werden. Ich tippe zwar nur auf eine einfache Verstauchung, aber trotzdem wäre es mir lieber, wenn wir deswegen Gewissheit haben.” “Wir wollen das Konzert also weiter aufführen?”, fragte Nozomi nun und Honoka erzählte ihr kurz und knapp, was sie ausgemacht hatten. Als sie erfuhr, dass Eri darum gebeten hatte, warf sie ihrer besten Freundin einen trüben Blick zu. Der junge Student tauchte wieder auf und hielt sein Handy in die Höhe. “Der Krankenwagen ist in circa fünf Minuten hier”, erklärte er ihnen. “Übrigens, ich dachte ich informiere euch mal darüber, dass die halbe Stunde Pause gleich vorbei ist.” “Maki-chan?” Die Erstklässlerin blickte auf und sah Nico irritiert an. “Es ist Zeit für unseren Auftritt! Kotchi miteru? Kotchi minaide!” “Wanawanawana, wana nanda?”, vervollständigte Maki die ersten Strophen von Zurui yo Magnetic today und die beiden eilten Hand in Hand auf die Bühne und wurden von einem lauten Jubeln begrüßt. Nach knapp fünf Minuten endete das Lied und nun stürmten auch die restlichen u’s-Mitglieder die Bühne und ließen Umi und Eri alleine zurück. “Tut mir Leid, dass du wegen mir nicht da draußen sein kannst!”, meinte sie schließlich nach einer Weile. Eri blickte sie überrascht an, lächelte dann aber fürsorglich. “Mach dir keine Vorwürfe, Umi-chan. Wir sind doch schließlich Freundinnen.” Umi seufzte leise und nickte einfach nur. Wieder schien ihr Herz zu rasen und sie erwiderte Eris warmes Lächeln. Und auch wenn sie wusste, dass es egoistisch war, ein kleiner Teil von ihr freute sich, dass Eri freiwillig bei ihr blieb und sie sogar ins Krankenhaus begleiten würde.   ~*third dance*~   Aufgeregt eilte Umi den leeren Gang der Schule hinunter. Sie war wirklich zu spät, dabei verspätete sie sich doch nie. Nun, normalerweise ging sie am Abend auch immer rechtzeitig ins Bett und blieb nicht Stunden lang auf. Doch letzten Abend war es anders gewesen. Ihre Gedanken waren zu unruhig gewesen und es hatte Stunden gedauert, bis sie endlich in den Schlaf gefunden hatte. Denn heute war der letzte Tag, an dem sie die Gelegenheit haben würde, Eri zu erzählen, wie sie für die Ältere fühlte. Bis auf Kotori hatte niemand von ihren Gefühlen gewusst. Ihre beste Freundin hatte es schon lange geahnt, doch erst gestern Abend hatte Umi den Mut gefunden sie anzurufen und es ihr zu beichten. Sie hatten den ganzen Abend miteinander telefoniert und Kotori hatte sie darin bestätigt, dass sie es Eri heute sagen wollte. Sie musste. Sonst würde sie sich nie trauen. Sonst war es zu spät. Umi wollte gerade um eine Ecke biegen, als sie Nozomis Stimme vernahm. Sie wollte zu ihren Freundinnen laufen, die heute ihren Abschluss feierten, doch etwas hielt sie davon ab. Die Art und Weise, wie Nozomi Eris Hände festhielt, hatte etwas Intimes und Persönliches an sich. Erschrocken drehte sich Umi um und flehte innerlich, dass die beiden sie nicht entdeckt hatten. Doch als nach wenigen Sekunden keine Schritte zu hören waren, die näher kamen und auch sonst nichts darauf hindeutete, dass die beiden sie entdeckt hatten drehte Umi zögernd ihren Kopf und blickte in den Gang hinein. Und im gleichen Moment wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan. Denn was sie dort sah, schien ihr Herz zum Zerbersten zu bringen. Eng umschlungen standen die beiden Frauen dort in der Mitte des Ganges und küssten sich. Zärtlich, liebevoll und doch so voller Leidenschaft. Umi errötete und drehte sich sofort wieder um. Sie verfluchte sich für ihre eigene Naivität. Wieso hatte sie nur verschlafen? Wieso hatte sie sich überhaupt in Eri verliebt? Ihr war doch immer klar gewesen, dass Eri und Nozomi mehr füreinander empfunden. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie alle kannten und doch keiner aussprach. Und trotzdem konnte Umi nichts daran ändern, dass sie selbst Gefühle für Eri entwickelte. Sie liebte ihr Lächeln, bewunderte sie für ihren ruhigen Charakter, lauschte schwärmend ihrer Stimme, wann immer sie konnte. Wie glücklich war Umi gewesen, als Maki für sie beide das Lied Storm in Lovers geschrieben und sie zusammen mit Eri an den Lyrics gearbeitet hatte. Die Erstklässlerin hatte einige Duette geschrieben, auch für Nozomi und Eri war eines dabei. Umi hatte immer gewusst, dass sie keine Chance hatte. Eri würde niemals die gleichen Gefühle empfinden wie sie. Der Gong ertönte und rief das dritte und letzte Mal dazu auf, sich im Auditorium zu versammeln für die Abschlussfeier der Drittklässler. Umi strich ihren Rock glatt und zählte in Gedanken bis Zehn, ehe sie um die Ecke bog. Nozomi und Eri waren schon gegangen und mit schnellen Schritten eilte sie nun selbst den Flur entlang Richtung Aula. Honokas Rede hatte schon begonnen und leise schlüpfte sie auf einen freien Platz, den Kotori ihr freigehalten hatte. Maki betrat die Bühne und setzte sich an das Klavier. Ihre Finger huschten gekonnt über die Klaviertasten und Honoka sang die ersten Strophen von Aishiteru Banzai. Aus dem Augenwinkel sah Umi, wie Eri Tränen in den Augen standen. Sie hielt Nozomis Hand gedrückt und obwohl es immer noch wehtat, die beiden so vertraut zu sehen, so war Umi doch froh darüber, dass Eri jemanden hatte, der sie glücklich machte. Und vielleicht gab es einen anderen Weg ihr mitteilen zu können, was Umi für sie empfand. Sie sah, wie sich Kotori neben ihr aufsetzte und folgte ihrer Bewegung, ehe sie aus tiefstem Herzen zu singen begann. “Saa! Daisuki da banzai! Makenai yuuki watashitachi wa im o tanoshimou Daisuki da banzai! Ganbareru kara kinou ni te o futte hora mae muite!”   THE END Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)