Love and the Emotional Roller-Coaster von Yoms (Hanamiya x Kiyoshi (kind of)) ================================================================================ Kapitel 1: Snap back to reality ------------------------------- Bittersüßer Schmerz zog in Wellen durch seinen Körper und ließ ihn spüren, dass das was geschehen war seinen Ursprung nicht in düsteren Gedanken hatte, sondern der nackten Realität entsprach. Eine Realität für die er sich verachtete und deren Wurzeln in seiner Verzweiflung lagen, von der er sich noch vor ein paar Monaten sicher gewesen wäre, dass sie ihn nie verschluckt hätte. Weil er immer über den Dingen stand und er viel zu intelligent war, um sich auf Gefühlsduseleien einzulassen, die seinem Charakter ohnehin nicht entsprachen. Und weil das Hochleistungssystem in seinem Kopf von Objektivität geprägt war, die für eine missverständliche Gefühlswelt bisher keinen Platz gelassen hatte. Aber jetzt lag er hier, die Augen geschlossen und sich mit der Hand über seinem Gesicht von den verhöhnenden Sonnenstrahlen abschirmend, die durch das Fenster brachen, weil der Vorhang nicht richtig zugezogen worden war.   Der Schmerz, den er verspürte, hatte seinen Orgasmus abgelöst, den er vor wenigen schleichenden Minuten erfahren hatte und den er im Nachhinein ziemlich beschissen fand. So beschissen, wie das ekelhaft weiche Bett in dem er lag und so schlecht wie sich das Streicheln an seinem Nacken anfühlte.   Hanamiya Makoto lag auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht um seinen Partner neben ihm im Bett nicht sehen zu müssen und nur dürftig von einem weißen, befleckten Laken bedeckt. Er war nackt, genauso wie der brünette Junge neben ihm, dessen Finger seinen Nacken kraulten als wären sie in der Bewegung geübt und als wäre es ihre einzige Aufgabe. Eine die mechanisch nebenbei lief, selbst wenn der Körper in einer Art Schlafphase steckte. Vermutlich war der Sportler mit den widerlich großen Händen der Besitzer einer Katze, eines Hundes, oder was auch immer man streicheln konnte bis einem die Glieder abfallen mussten. Und Hanamiya hasste diese Hände, die verfärbte Druckstellen an seinen Hüften hinterlassen hatten, fast so sehr wie er die Vögel hasste, die draußen zwitscherten als würde es kein Morgen mehr geben. Er hasste sie, weil sie einen Morgen ankündigten, der ihm nur noch mehr Frustration bringen würde.   Der Captain und Coach des wohl verkanntesten Basketballteams in Japan war kein Romantiker, aber er war auch kein uneinsichtiger Pessimist.  Nicht immer. Trotzdem war er sich dessen bewusst, dass der anbrechende Tag so miserabel werden würde, wie der gestrige aufgehört hätte. Darüber half ihm auch das entnervende Ziehen seiner Rückseite nicht hinweg, das gegen den erbärmlichen Schmerz in seiner Brust nicht im Entferntesten ankam. Dabei hatte er sich degradiert und um Gewalt gebettelt, aber dafür hatte er sich den falschen ausgesucht. Wie hätte es auch anders sein können?   Die kraulenden Finger hatten mittlerweile seinen Haaransatz erreicht, aber das wohltuende Gefühl blieb aus. Stattdessen wurde ihm bewusst gemacht wie sehr er schwitzte, weil sie vergessen hatten die Klimaanlage anzudrehen bevor sie übereinander hergefallen waren. Das hatten sie jetzt davon. Selbst schuld. Die Sonne war schon jetzt so penetrant, dass sie das schlecht isolierte, winzige Zimmer erhitzte als hätten sie sich ihr Liebesnest in einem Glashaus eingerichtet. Liebesnest. Als ob. Hanamiya überdrehte die Augen. Er würde aufstehen und sich eine Dusche genehmigen. Alleine, nicht wie er sich daran gewohnt hatte gemeinsam mit Kiyoshi, der ihm andauernd und mit einem ekelerregenden Grinsen im Gesicht Gesellschaft geleistet hatte.   Er konnte sich nicht mehr daran erinnern wann er aufgehört hatte zu toben und die Anwesenheit des Seirin Centers als gegeben akzeptiert hatte, anstatt ihn mit allem möglichen zu beschimpfen. Ja, irgendwann hatte Kiyoshi Teppei sich in sein Leben geschoben wie ein Schicksalsschlag, den man nicht voraussehen und auch nicht abwehren konnte, weil man einfach hilflos ausgeliefert war. Und irgendwie hatte der Idiot Teppei es geschafft, sich einen Weg in sein Herz zu bahnen, dessen Existenz Hanamiya verbissen verleugnen wollte.   Er war kein Schwächling dessen Herzschlag sich wegen unbedacht wirkenden Berührungen verdoppelte, und er war kein Schlappschwanz, der warmen Blicken plötzlich nicht mehr standhalten konnte, nur weil der eigene Körper dann bescheuerte Reaktionen abspielte. Ein Ziehen in der Magengegend hatte er bisher nur in Verbindung mit schlechtem Essen gekannt und Liebe war ein Wort gewesen, das er aus seinem Wortschatz verbannt hatte, weil er schlicht und einfach keine Verwendung dafür fand. Er war verdammt nochmal erst achtzehn Jahre alt, stand knapp vor dem Abschluss und hatte im Leben noch einen steinigen Weg vor sich, weshalb er von Liebe gar keine Ahnung haben konnte. Es fehlte ihm an Lebenserfahrung und dank mangelndem Interesse hätte er auch nie in den Genuss dieser Schmach kommen dürfen.  Screw you, Kiyoshi! Der Junge, der beim Lächeln etwa so viel Ausdauer hatte wie er im Bett vorweisen konnte, war schuld an Hanamiyas Elend. Er war schuld an dem Zorn, den er in sich spürte. Und obwohl Aggression und Wut in seinem bisherigen Leben bereits verlässliche Begleiter gewesen waren, hatte er noch nie derartige Rage empfunden. Noch nie hatte Zorn ihn derart angreifbar und verletzlich gemacht. Und noch nie war er im gleichen Zug in völlige Apathie gezwungen worden.   Neben ihm regte sich etwas und Hanamiya widerstand dem Bedürfnis sich umzudrehen und einen Blick auf den Jungen zu werfen, mit dem er das Bett teilte. Vermutlich wäre ihm bei dem Anblick von zerzausten braunen Haaren und müden, freundlichen Augen eine akute Übelkeit überkommen. Also zögerte er die Konfrontation noch hinaus. Nur noch ein paar Minuten … Scheiße, er hatte von Anfang an gewusst was passieren würde. Schon zu Beginn war seine Beziehung mit Kiyoshi wie eine Achterbahnfahrt gewesen. Mit kleinen Höhen und Tiefen zur Einstimmung. Aber das große Finale war eher gekommen als Hanamiya es vorhergesehen hatte. Eigentlich auch, schneller als er gewollt hatte. Es stimmte schon, er war derjenige der beiden gewesen, der sich an der Spitze der Bergfahrt vorgelehnt hatte um die Beziehungskiste zurück in die Tiefe zu stürzen. Er hatte den entscheidenden Streit begonnen. Aber es war sowieso unumgänglich und nur eine Frage der Zeit gewesen. Nach der Höhe kam der Fall, und wenn man diesen nicht wagte, fand man nie mehr auf den Boden der Realität zurück. Besser war es, den Zeitpunkt selbst zu kontrollieren. Er war nicht der Mensch der sich Illusionen hingab! Er war kein Idiot! Er, Hanamiya Makoto, war ein Meister des Spiels, ein Genie, ein Arschloch und er hatte nie vor gehabt an sich zu arbeiten und irgendetwas zu verändern. Seine Existenzberechtigung war auch ohne Nettigkeiten und Mitgefühl gegeben.   “Either kill me or take me as I am, because I'll be damned If I ever change”   Das waren keine daher gesagten Worte eines Randcharakters. Es war eine Lebensweisheit. Entsprungen aus einer Feder, die ein sehr weiser Mann geführt hatte.     Leise aufseufzend griff der Schwarzhaarige nach seinem Handy, klappte es auf und checkte die Uhrzeit, die ihn langsam doch zum Aufstehen motivieren müsste. Es war fast neun und das kleine Zimmer mussten sie innerhalb der nächsten Stunde räumen, wenn sie nicht rausgeworfen werden wollten. Und Ärger wollte Hanamiya dieses Mal nicht. Er war gerne in diesen vier Wänden, die so einengend waren wie ein Vogelkäfig. Sie brachten etwas Vertrautes in die Fremdheit  der Situation.    Demotiviert rieb sich der brillante Stratege die Augen, bis sich sein Blick klärte und er entriegelte den Bildschirm um auf die Displayansicht seines Handys zu kommen und seine Nachrichten lesen zu können. Drei davon waren von Hara, der wissen wollte wo er abgeblieben war und eine war von Seto, der sich offenbar Sorgen machte. Was natürlich nicht nötig gewesen wäre. Die anderen zehn Chatnachrichten waren von Kiyoshi, die Hanamiya als ungelesen markierte und löschte, weil es keinen Sinn hatte sich weiter die Laune zu verderben, die in den letzten Tagen ohnehin nicht aufgekommen war. Doch anstatt das Handy wieder wegzulegen, schaltete er auf die Frontkamera-Funktion, hob den Arm und senkte ihn kurz darauf wieder um sich das geschossene Bild anzusehen auf dem, in schlechter Qualität, zwei halbnackte Jungen erkennen zu waren. Beide auf dem Bauch liegend und nur an ihren Haarfarben zu unterschieden, weil sie eine ähnliche Statur und Größe hatten. Man sah am durchtrainierten Körper seines Bettpartners keinerlei Spuren, obwohl auch das nicht Hanamiyas Vorlieben entsprach. Aber so war es entschieden worden. Und er hatte sich, wusste der Teufel warum, daran gehalten.   Ohne einen Funken Schadenfreude zu verspüren, setzte der Kirisaki Daiichi-Spieler das Bild in den Chatanhang, tippte ein paar Worte und sendete sie als Antwort auf die ungelesenen Nachrichten in den bereits entleerten Chat. Get off my back, Kiyoshi.   Als das Telefon seines Bettpartners zu vibrieren begann, drehte sich Hanamiya auf die Seite und setzte sich in selben Bewegungsablauf ganz auf, ehe er einen Blick auf den Anderen warf, der nach seinem Telefon tastete und es ihm gleich tat. Der sitzende Fremde sah genauso aus wie Hanamiya es vom letzten Tag in Erinnerung hatte und seine Mundwinkel zogen sich ein Stück weiter nach unten. Seltsam. Nicht einmal der Alkohol hatte ihn vergessen lassen. „Ich zahle, aber du solltest verschwunden sein bis ich fertig bin.“, brummte er über die Schulter, bekam aber keine Antwort weil der brünett Junge, dessen Namen Hanamiya nie erfragt hatte, bereits ans Telefon gegangen war. Aber was war schon ein Name? Sie würden sich vermutlich nie wieder sehen. Und selbst wenn sie sich wieder über den Weg laufen würden, würde es sein als hätten sie sich noch nie gesehen. Das war von Anfang an klar gewesen. Sie waren Fremde und blieben einander fremd.   Hanamiya erhob sich aus dem Bett und schlurfte in die Richtung wo das Badezimmer lag.  Er hatte sich in der winzigen Kabine schon zig male geduscht. Immer alleine; Niemals mit Begleitung.  Die freundliche, helle Stimme seines One-Night-Stands begleitete Hanamiya auf dem Weg zum Badezimmer und er ignorierte das verabscheuungswürdige Ziehen in seiner Brust voller Missmut, weil ihn nicht nur der Anblick des Schwimmers an Kiyoshi erinnerte, sondern dessen gesamtes Auftreten. Er war fast wie eine Kopie. Als hätte man ihn geklont, obwohl einer dieser Sorte vollkommen ausreichend war.  Aber mit dem kleinen Unterschied, dass Kiyoshi ihn vielleicht wirklich nicht betrogen hatte …  wenn man diesen Worten Vertrauen schenken wollte oder konnte. Hanamiya konnte und wollte nicht. Immerhin gab es für Kiyoshi keinen nachvollziehbaren Grund bei ihm zu bleiben. Warum also an etwas glauben, das so wider der Natur und sinnfrei war?   „Hey Haru. Nein ich bin noch unterwegs, aber ich bring dir Frühstück mit …“   Haru also? Wie in Frühling?   „ Makrelensandwich? Klar, wenn ich sowas finde. Bis dann.“   Hanamiyas Nase zuckte in Abscheu. Es wurde Zeit, dass der Kerl das Weite suchte.   „Ja, … Ich dich auch. Bis gleich.“   Bemitleidenswerte Kreatur. Vertraue niemandem! Auch der Schatten der Sonne wäre schwarz. Der Schwarzhaarige zog die Badezimmertüre hinter sich zu, schloss ab und drehte das Wasser auf um alle weiteren Geräusche aus dem Nebenraum auf stumm zu schalten. So etwa das Rumpeln als der fremde Junge in seine Kleidung hüpfte; das nervtötende Vibrieren seines eigenen Handys auf dem ständig Anrufe eingingen und das Öffnen und Schließen der Zimmertüre, als der Namenslose wieder aus seinem Leben trat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)