Aller Anfang von Chaosbande ================================================================================ Seltsames Verhalten ------------------- Der nächste und damit erste Schultag, begann mit Chaos. Oder besser gesagt, die ganze erste Woche war das reinste Chaos. Nicht nur brauchte er Hermines Hilfe um im Schloss zurecht zu finden - womit er unter den Erstklässlern wenigstens nicht alleine war- er hatte auch noch das Problem ‘Ron’ und zudem rannte er schon die ganzen Tage hinter den Slytherins her. Doch die zeigten ihm die einfach die kalte Schulter. Durch eine Verspätung in Severus Unterricht, hatte er den Mann wohl vollkommen gegen sich aufgebracht, auf jeden Fall deutete er dessen grimmiges und vor allem ihm gegenüber gehässiges Verhalten so. Nichts war von dem stillen, aber ab und an tatsächlich schmunzelnden Mann übrig geblieben. Es war nur ein dunkler, beängstigender und ungerechter Mann übrig, der mit Vorliebe Punkte aus dem Gryffindorglas verschwinden ließ. Anscheinend nahmen ihm nicht nur die jungen Schlangen die Häuserwahl krumm. Harry vermisste die Zeit im Tropfenden Kessel. Dort war er zwar anfangs auch überfordert, aber doch sehr schnell glücklich und frei gewesen. Glücklich konnte er auch hier in Hogwarts sein oder werden, Freiheit würde wohl schwerer zu finden sein. Auf jeden Fall, wenn einem neben den Mitschülern auch lebende Bildbewohner mit den Augen folgten oder Geister um einen herumschwirrten. Von den Lehrkräften und dem miesepetrigen Hausmeister samt Katze gar nicht erst zu sprechen. Es waren einfach so unglaublich viele Leute um ihn herum und das, war er schlichtweg nicht gewöhnt.     Genau das hatte er auch gerade mit Sanara besprochen, mit welcher er in der Nähe von Hagrids Hütte saß. Das Reptil hatte, gegen den Willen des Hüttenbewohners, beschlossen dort zu nächtigen und sich sogar schon irgendwie mit Hagrids Sabbermonster-Hund Fang arrangiert. “Es ist wirklich nervig, Sanara. Hermine und Neville meinen zwar, dass Snape zu allen Gryffindor gleich gemein ist, aber mir kommt das nicht so vor.” Trübsinnig blickte der Grünäugige in den diesigen Himmel. Wann es hier wohl zu schneien begann? “Soll ich ihn beissssssen?”, kam es unschuldig von Sanara, betonte das ‘beissen’ jedoch besonders. Schnell schüttelte Harry den Kopf. “Nein, lass das mal besser. Ich glaub’, ich hab’, so schon genug Probleme mit ihm.” Zischelnd drehte Sanara den Kopf zur Seite. “Sei nicht beleidigt, ok? Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dies für mich machen würdest. Aber ich möchte ungern, dass er dich als Trankzutat verwendet. Das könnte ich ihm nämlich nicht verzeihen, im Gegenteil zu dem Anschnauzen und Punkte abziehen. Ich komm schon irgendwie mit ihm aus, es sind ja schließlich nur ein paar Stunden in der Woche, in denen ich ihn direkt um mich haben muss.” “Nun gut, Schlüpfling”, stimmte Sanara nach einigen Augenblicken zu. “Ich habe vor kurzem diesen bösen Zweibein Jungen gesehen.” Grübelnd blickte Harry auf seine Schlangenfreundin, welche neben ihm lag und den Blick über das Gelände wandern ließ. “Welchen meinst du? Mir fallen jetzt schon mehrere ein, die nicht wirklich nett oder höflich sind.” “Na das böse Zweibein, welches dich beinahe verletzt hat”, kam es aufgebracht von Sanara und der Kopf schwang hin und her. Endlich ging Harry ein Licht auf. “Ach, du meinst Ron! Was hat er denn gemacht?” “Er lief hier draußen herum mit einem Zweibeiner, der wie er aussah, nur ein paar Häutungen später. “Das war bestimmt Percy. Das ist sein Bruder. Percy ist total eingebildet weil er irgendson’ besonderen Rang in Gryffindor hat. Befiehlt hier und da, scheucht uns und redet dauernd von Regeln. Wenn McGonagall - unsere Ranghöchste - irgendwas sagt, steht er daneben und nickt dauernd. Das, was andere als nett sehen, ist für ihn glaube ich nur das, was zu seinem Rang gehört.” So hatte er die Verhältnisse wohl recht gut für Sanara übersetzt, sodass diese es mit ihrer Schlangeweltansicht auch verstehen konnte. “Mein Onkel - das böse große Zweibein im alten Zuhause - nannte solche Menschen immer karrieregeil.” Er schweifte ab. “Egal. Also, was haben sie gemacht?” Langsam bewegte das Reptil ihren Kopf hin und her, ehe sie ihm einen Blick zuwarf, der wohl ausdrücken sollte, dass sie sich von Harry veräppelt fühlte. “Ich sagte doch, sie liefen hier herum und redeten. Mehr nicht.” “Hmm ... seltsam. Aber vielleicht hat Ron sich ja nur über die Zwillinge beschwert. Die ärgern ihn nämlich genauso, wie Percy. Ich finde sie eigentlich ganz lustig und unterhaltsam. Naja, solange man nicht im gleichen Raum lernen möchte.” So wie gestern, wo er mit Hermine und Neville über einer Hausaufgabe brütete und die beiden Knallfrösche im Gemeinschaftsraum hochgehen ließen. Leider war diese Eigenproduktion nicht nur unglaublich laut, sondern produzierte auch noch roten, schief singenden Rauch. Letztendlich hatte der Turm evakuiert werden müssen, bis McGonagall es, mit dem Hausmeister zusammen, irgendwie geschafft hatte das Chaos zu beseitigen. Er wollte Sanaras Beobachtung jedoch im Hinterkopf behalten, denn er traute Ron schlicht und ergreifend nicht. Den Anderen gegenüber ließ Ron immer noch die ‘mein Bruder ist was besonderes Karte’ fallen, ihm und seinen Freunden gegenüber hielt sich der Rothaarige zurück. War sogar relativ freundlich. “Erzähl mir, was du so den ganzen Tag über machst”, bat er das Reptil. Natürlich kam Sanara der Bitte nur zu gerne nach und so rutschte das Thema Ron in den Hintergrund, während Harry interessiert dem Schlangenalltag lauschte.   “Da kommt jemand”, zischte Sanara einige Zeit später aufgeregt. “Hmm?”, nuschelte Harry schläfrig. Genoss er doch mit geschlossenen Augen die Sonnenstrahlen. Sanaras Erzählungen über Mäuse und Ratten im Schloss und dem Außengelände waren dann doch nicht so interessant gewesen. Einzig die Stelle, an der das Reptil gestanden hatte, Draco schon mehrfach einen kleinen Schock verpasst zu haben, ließ ihn auflachen. “Der komisch riechende Zweibeiner”, präzisierte die Schlange und Harry riss mit einem lauten “Snape?”, die Augen auf. Doch es war - glücklicherweise - nicht der Meister der Zaubertränke und fiesen Sprüche - welcher auf sie zu schritt.   “Mr. Potter, was-s-s machen S-s-sie denn hier?”, erkundigte sich Professor Quirrell freundlich, während er näher kam. “Hallo Professor. Ach … ich habe nur ein wenig entspannt und mit Sanara geplaudert.” Kurz zuckte eine Augenbraue des Erwachsenen, ehe ein leichtes Lächeln auf dessen Lippen erschien. “Nun, las-s-sen S-S-S-ie s-s-sich nicht dabei erwis-s-schen, Mr. Potter. Das-s-s könnte z-z-zu Problemen führen.” Seufzend nickte Harry. “Ja, ich weiß. Aber hier sollte mich niemand sehen. Hagrid weiß eh davon und ist zudem mit Fang im Wald unterwegs.” “Is-s-st er das-s-s?” Die Augen des Turbanträger wanderten zu dem Wald hinter Harry. Einen Moment schien es, als wenn der Mann nachdenken würde. “Nun, ich denke, S-S-Sie s-s-sollten nun wieder herein gehen. Auch wenn nun Wochenende is-s-st, haben S-S-Sie doch bestimmt noch Aufgaben z-z-zu erledigen. Auß-ß-ßerdem erinnere ich mich daran, das-s-s-s der Direktor den Verboteten Wald als verboten erklärt hat. Die Grenze daz-z-zu, ist nahe dran am Verbot und ers-s-strecht für S-S-Sie! Also Abmars-s-sch!” Der strenge Blick verschwand auch nicht, als Sanara in Richtung des Mannes zischte. “Nehmen S-S-Sie ihr Haustier mit.” “Aber sie wohnt doch bei Hagrid”, schaffte Harry überrumpelt ob dieser Ansprache hervor zu bringen. Stand jedoch auf und nahm Sanara auf den Arm. So streng und unnachgiebig hatte er den Mann noch nicht erlebt. Obwohl, die Geschichte nach dem Supermarkt kam da nah dran. “Dann s-s-sollten S-S-Sie vielleicht über einen bes-s-seren Wohnort nachdenken”, gab der Professor zu bedenken. “Nehmen S-S-Sie da-s-s kleine Reptil ers-s-stmal mit. Ihre Freunde s-s-suchen S-S-Sie ebenfalls-s-s.” “Ja … ja, Professor. Bis dann … äh ... tschüss … äh.” Eilig stolperte Harry davon.   Was war das für ein seltsamer Moment gewesen? Harry hatte jahrelange Übungungen mit seltsamen Erwachsenen - die noch seltsamere Verhaltensweisen forderten - und wusste daher, dass Rückzug in solch einem Moment oftmals besser war, als Diskussion. Aber warum störte ihn die Ansprache gerade so? Irgendwas in den Worten des Professors hatte ihn stutzig gemacht, nur bekam er den Grund des Gefühls einfach nicht in die Finger, um zu benennen woran es lag. “Du riechst verängstigt, Schlüpfling.” Sanaras Kommentar holte ihn aus den Grübeleien “Ich glaube, ich bin eher … verwirrt. Sag mal, wäre es in Ordnung, wenn ich dich an den Gewächshäusern absetze? Oder möchtest du mit ins Schloss kommen?“ „Mache dies, Schlüpfling. Auch wenn ich nicht weiß was du meinst.“ Und so setzte Harry das Reptil in der Nähe der großen Gewächshäuser ab, denn hier hatte sie im Ernstfall ein Dach über dem Kopf. Mit wenigen Worten und dem Versprechen sich bald wieder zu sehen, verabschiedeten sich die beiden ungleichen Freunde voneinander. Entschlossen schritt Harry in Richtung Schloss, wollte er doch das Erlebnis mit Quirrell im Kreise seiner Freunde besprechen. Vielleicht hatten die ja eine Erklärung dafür. Er fand sie schließlich, wenig überraschend, in der Bibliothek. Neville ein Buch über die Kräuter Schottlands vor sich und Hermine das Verwandlungsbuch. Bei Longbottom war es wenigsten ergänzendes Material und kein Schulstoff. „Hey Leute“, begrüßte er die beiden leise und rutschte auf einen der Stühle. „Harry, da bist du ja. Wir haben dich gesucht“, rief Hermine aus und erntete einen strengen Blick von der vorbeigehenden Bibliotheks-Hexe. Schmunzelnd deutete Harry auf den Lesestoff. „Danach siehts aus.“ Empört plusterte das Mädchen die Wangen auf. „Na, wir haben dich nicht gefunden, also dachte ich mir, du wirst schon zu uns kommen wenn du so weit bist. Und zack, da bist du. Meine Theorie ist also vollkommen aufgegangen.“ Entschlossen schmiss Hermine eine Haarsträhne nach hinten und warf ihm einen Blick zu, der eindeutig klar machte, dass er jetzt ja nicht diskutieren sollte. Also hob er nur beschwichtigend die Hände. „Schon gut. Ich wollte etwas mit euch bereden. Nur lasst uns dafür woanders hingehen.“ „Ich bitte darum! Los, raus mit euch Schnattergänsen!“, ertönte es streng hinter ihnen und ließ die drei Freunde zusammenzucken. Eilig sahen sie zu, dass sie aus dem Raum und damit der Reichweite von dieser strengen Bibliotheks-Hexe kamen. Was Ruhe in der Bibliothek anging, ließ die Frau weder mit sich reden, noch Gnade walten.   Einige Minuten später saßen sie am Ufer des im Sonnenlicht glitzernden Schwarzen See. „Also, was ist los?“, erkundigte sich Hermine gerade heraus, kaum dass sie Platz genommen hatten. „Es geht im Professor Quirrell“, kam auch Harry gleich zum Thema. Musste jedoch die Lockenträgerin davon abhalten direkt wieder loszuplappern. „Lasst mich erst erklären, ok?“ Als beide nickten, erzählte er von seinem Nachmittag. In diesem Moment war er froh, dass er alle Warnungen in den Wind geschossen und seinen beiden Freunden von dem Talent der Schlangensprache erzählt hatte. So konnte er ihnen erzählen, dass er sich mit Sanara getroffen und mit ihr gesprochen hatte. Auch dass sie anbot Snape zu beißen, ließ er ebenso wenig aus, wie dass seine geschuppte Freundin mit Vorliebe gewisse Erstklässler-Slytherins ärgerte. Diese Information brachte den oftmals einfach schweigenden Neville zum Lachen. Er fand es klasse, Hermine jedoch gar nicht. „Ich hoffe, du hast klar gemacht, dass das gar nicht geht. Das gibt nur Ärger! Die Schlangen haben uns doch eh schon auf den Kieker. Dieser schwachsinnige Streit zwischen Gryffindor und Slytherin muss doch nicht noch künstlich angeheizt werden und Snape braucht keinen Grund uns zusätzliche Punkte abzuziehen. Das ist ja beinahe wie in den Highschool Filmen.“ „Hermine. Hermine, Stopp. Beruhige dich“, forderte er die Braunhaarige auf, in dessen Gesicht sich schon hektische Flecken bildeten. Sanft ergriff er die wild gestikulierenden Hände. „Ich habe Sanara gesagt, dass es nicht geht. Genau aus den von dir so enthusiastisch vorgetragenen Gründen.“ Manchmal war es wirklich anstrengend mit dem Mädchen. „Dann ist doch alles gut“, murmelte Neville und zuckte unsicher mit den Schultern. Langsam ließ der Grünäugige die kleineren Hände los. „Also, darf ich dann weiter erzählen?“ Keiner der beiden erhob Einspruch und so erzählte er von dem Gespräch mit dem Turbanträger.     „Was sagt ihr zu der Geschichte mit dem Professor?“, erkundigte er sich einige Zeit später und spielte mit einem ausgerupften Grashalm. Neville zuckte mit den Schultern und Hermine hatte die Stirn nachdenklich in Falten gelegt. Es war schließlich Longbottom, welcher das eingetretene Schweigen durchbrach. „Nun ja … hast du nicht gesagt, du hast mit ihm im Tropfenden Kessel gewohnt und er auch?“ Was das miteinander zu tun hatte, erschloss sich Harry nicht, nickte jedoch zögerlich. Hermine verstand natürlich sehr viel schneller, worauf der Junge hinaus wollte. “ Vielleicht hat er ja dadurch so etwas wie einen Beschützerinstinkt entwickelt. Obwohl, nein, das klingt nicht logisch. Ich denke, er macht sich einfach Sorgen, dass dich etwas aus dem Verbotenen Wald angreifen könnte. Ich habe Dinge darüber in Geschichte Hogwarts gelesen und da steht zwar nicht genau drinne was da wohnt, aber doch, dass man als Mensch nicht allzu gute Überlebenschancen hat.“ Verwundert und ein wenig aufgebracht verzog Harry sein Gesicht. „Aber ich will da doch nicht einziehen, sondern habe quasi neben Hagrids Hütte gesessen. Das waren noch ein paar Meter bis zum Rand des Waldes.“ „Aber verstehst du denn nicht Harry? Der seltsame Professor mag dich anscheinend und will nicht, dass dir etwas passiert. Vielleicht fühlt er sich nach den Ferien immer noch für dich verantwortlich, ja ich denke das könnte passen.“ „Ja“, stimmte Neville dem Mädchen in der Runde zu. „Ich weiß nicht ...“, murmelte Harry und richtete den Blick wieder auf die Wasseroberfläche. Irgendwas entging ihm. Irgendetwas, dass nicht ins Bild passte, nur kam er nicht drauf. „Was auch immer es ist, ich finde es gut, dass der Professor seinen Job ernst nimmt und aufpasst. So sollten Lehrer sein und nicht so wie Professor Snape. Freu dich doch einfach“, schlug Hermine vor und lächelte selbstzufrieden. Seufzend erwiderte Harry das Lächeln. „Na gut. Vielleicht habt ihr Recht.“ „Sagt mal, habt ihr auch Angst vor dem Flugunterricht morgen? Kann es nicht wieder wie in Strömen regnen, so wie bei der ersten Stunde?“, wechselte Neville unerwarteter Weise das Thema und löste damit eine Diskussion aus, bei der Harry recht schnell alleine dastand mit der Meinung, dass Fliegen cool war. Weder Neville, noch Hermine konnten dem nämlich viel abgewinnen. Was ihn Draco noch viel mehr vermissen ließ. Mit dem konnte er wenigstens die Leidenschaft fürs Fliegen teilen. Vielleicht hätte er doch …   Doch Ron, welcher ganz in ihrer Nähe entlang lief und nun auf sie zusteuerte, stoppte ihn in den Überlegungen über die knapp zwei Wochen zurückliegende Häuserwahl. “Was will der denn?“, flüsterte er leise. Eine rein rhetorische Frage, da natürlich keiner von ihnen wusste, warum der Junge nun zu ihnen kam. Sanaras Beobachtung kam Harry wieder in den Sinn. Davon hatte er den anderen nichts erzählt, da ihm das mit dem Professor einfach viel wichtiger war. Jetzt jedoch … ließ ihn dies noch misstrauischer werden. “Hey, Leute. Tatsächlich mal an der frischen Luft und nicht hinter irgendwelchen staubigen Büchern versteckt wie die Adler?” Schnaubend drehte Hermine den Kopf weg. “Wollte zum Essen, kommt ihr mit?” Harry warf einen schnellen Blick zu Neville, der nur erneut mit den Schultern zuckte. Hermine schmollte immer noch. “Ich komme gerade vom Quidditchfeld, das Team hat trainiert . Ich freue mich auf unsere erste Stunde Besenfliegen morgen. Hoffentlich regnet es nicht und die Stunde wird erneut abgesagt. Als wären wir Babys, die sofort vom Besen fallen.” Schnaubend stemmte der Rothaarige die Hände in die Hüfte. Da blieb die unglückliche Aufgabe zu antworten wohl an ihm hängen. Schön, dass Weasley ihm gleich ein Thema gab an welches er anknüpfen konnte. “Naja, nicht jeder hat schon mal auf einem Besen gesessen. Manche mögen es auch einfach nicht. Da ist es wesentlich sicherer für optimale Bedingungen zu sorgen.” Schulterzuckend grinste er den Jungen schief an. “Ich jedoch, freue mich genauso wie du darauf.” “Sehr gut, das ist schön zu hören, Harry. Aber wie kann man kein Fliegen mögen?” Schnauben ertönte von Hermine und nun war es vorbei mit der Zurückhaltung der Braunhaarigen. “Du weißt schon, dass es zahlreiche Schüler gibt, dessen Eltern Muggel sind und diese daher nie die Möglichkeit zum Besen fliegen hatten? Für mich zum Beispiel, klingt das einfach nicht gerade verlockend. Da lob ich mir doch Flugzeuge, damit begebe ich mich wesentlich lieber in den Himmel.” “Flugzeuge?”, kam es skeptisch von Ron, der sich ungefragt zu ihnen setzte. “Was soll das denn sein? Du kannst auch nur mit deinen Bücherfakten um dich werfen. Die Besenfliegerei und vor allem Quidditch ist nur was für Leute, die davon was verstehen und das Blut dafür haben.” Finster starrten Neville und Hermine den Rothaarigen an, schwiegen jedoch. Der Klügere gab eben nach, auch wenn Weasley das garantiert nicht wusste. Nicht bei dem siegessicheren Grinsen. “Das ist nur etwas, was die Muggel erfunden haben um auch zu fliegen. Egal. Sagtest du nicht, es wäre Zeit für Essen?” Den Dreck von der Kleidung klopfend, erhob er sich und ging ein paar Schritte in Richtung Schloss. “Also, kommt ihr?” Auch wenn er dabei eigentlich seine Freunde anblickte, war es doch Ron, welcher sich als erster erhob und freudig neben ihn trat. “Gerne. Das Essen hier ist wirklich genial. Kann beinahe das meiner Mutter übertrumpfen. Du musst unbedingt mal mit in den Fuchsbau kommen, das ist mein Elternhaus.” Als wäre es das Normalste der Welt, legte Ron den Arm um Harrys Schultern und zog ihn schnatternd in Richtung Schule. So blickte Harry kurz zu Neville und Hermine zurück und versuchte ihnen via Blick klar zu machen, dass sie sich keine Sorgen machen musste, da alles in Ordnung war. Hoffentlich verstanden sie ihn und glaubten nicht, dass er plötzlich ganz dicke mit Ron war.   Die Zeit schlich und raste gefühlt dahin. Essen, Hausaufgaben, Schlaf. Dazwischen flüsternde Gespräche mit Neville und Hermine. Die beiden waren verunsichert wie Harry nun zu dem jungen Weasley stand. Dreisamkeit zu finden, war gar nicht so einfach, da Ron sich als ziemlich anhänglich erwies. Jedenfalls so lange, bis die Zwillingsbrüder wieder mal Späße auf dessen Kosten machten. Die beiden waren genauso lustig und nützlich, wie nervig.   Doch erstmal stand nun endlich der lang ersehnte Tag an: Samstag - Die erste Stunde Besenflug. Am Morgen bekam er kaum etwas runter vor lauter Nervosität. “Harry, du musst etwas essen. Sonst kippst du vom Besen. Du hast gesagt, du bist schon geflogen, also warum jetzt die ganze Aufregung?”, erkundigte sich Hermine mit tadelndem Unterton. “Stimmt. Hermine und ich haben mehr Grund für Aufregung und essen trotzdem”, unterstützte Neville das lockige Mädchen. Schmunzelnd nahm sich Harry eine Schüssel Müsli. “Du knabberst doch selber nur an einer trockenen Scheibe Brot herum und du, Hermine, hast nur einen Kürbissaft mit einem leichten Beruhigungsmittel. Ich war dabei, als du ihn Madame Pomfrey abgeschwatzt hast.” Kopfschüttelnd schüttete er Milch in die kleine Schüssel und begann zu essen. Auch wenn ihre Argumente Lücken aufwiesen, hatten seine Freunde recht. Er musste sich beruhigen, sonst fiel er nachher tatsächlich vom Besen. Und genau dies, dass er sich vor all den Mitschülern blamierte, war seine geheime Angst. Zudem traf er dann auf Draco, der ihm ja, wie der Rest der Slytherin, wieder und wieder aus dem Weg ging und höchstens einen spöttischen Spruch oder Blick für ihn über hatte. Das nagte wirklich an seinen Nerven und somit stand für ihn fest, dass er den Blonden nach der Flugstunde zur Rede stellen würde. Draco konnte ja nicht ewig auf ihn sauer sein, oder? Aber was wenn doch? Auch Professor Snape hatte nicht an Gemeinheiten ihm gegenüber gespart im Unterricht, genauso wenig mit allgemeinen Punkteabzug bei Gryffindor. Entweder der Professor mochte ihn einfach nicht und hatte dies bei den Malfoys einfach nur überspielt, oder der Mann war nachtragend. Oder der Mann mochte einfach keine Kinder und Teenager, was die beste Erklärung war, da er zu allen Häusern - außer Slytherin - fies war. Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er weder bei Draco, noch bei dem Professor um Verzeihung oder ähnlichem bitten würde. Entweder sie verstanden ihn oder nicht. Wie er damit umgehen sollte, wenn Draco sich komplett von ihm abwandte … allein bei dem Gedanken daran, zog sich sein Magen unwohl zusammen und das Müsli war drauf und dran wieder den Rückweg anzutreten. Sollte er so schnell schon wieder den ersten wirklichen Freund verlieren? Das war bestimmt ein neuer Rekord. “Ry? Harry? Hallo, Erde an Harry. Es wird Zeit zu gehen. Ich würde diesen Unterricht ja auch gerne schwänzen, aber weder dies noch zu spät kommen, ist eine Option. Also los, beweg dich gefälligst.” Abrupt holte Hermine ihn mit dieser Ansprache aus den trüben Gedanken. “Das sind ja ganz ungewohnte Worte von dir, Hermine. Dass du einmal die Worte ‘Ich’, ‘würde’, ‘gerne’ und ‘schwänzen’ in einem Satz verwenden würdest und das in einem Zusammenhang … es gibt wohl doch Wunder auf der Welt”, foppte er das Gryffindor Mädchen, während sie zu dritt die Halle verließen. “Na los Harry, beeil dich”, kam es von Ron, welcher mit einem reich belegtem Brot an ihnen vorbei und direkt aus dem Schloss trabte. Dass er dabei Essensreste verteilte, schien den Rothaarigen wenig bis gar nicht zu stören, die drei Freunde jedoch, warfen sich angeekelte Blicke zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)