Aller Anfang von Chaosbande ================================================================================ Einteilung ---------- Kaum waren sie aus den wackeligen Booten gestiegen, ließ Harry die nörgelnde Glattschlange ins feuchte Gras. Wenn er ehrlich war, dann würde er die Kleine am liebsten bei sich behalten. Erstens war das hier alles so groß - wie fanden sie sich wieder? Welche Gefahren lauerten hier auf Sanara? - und zweitens hätte es ihn beruhigt. Er hatte sich so daran gewöhnt dass Reptil am Körper zu tragen, dass es sich ganz komisch anfühlte, ohne dieses zusätzliche Gewicht herum zu laufen. Aber niemals würde er so egoistisch Sanara gegenüber sein.   “Harry, komm schon!”, brüllte Blaise. Die baldigen Slytherin waren schon weiter in Richtung Schule getrottet, während er sich für den Augenblick verabschiedete. “Nun geh schon, Schlüpfling. Ich werde dich finden und wenn ich dafür in die Luft gehen musst.” Leicht schmunzelnd strich er Sanara noch mal über die weichen Kopfschuppen, ehe er sich aufrichtete, nickte und zu seinen unruhig wartenden Freunden schritt. “Na endlich, Kumpel”, kam es fröhlich von Blaise, während dieser ihm einen Arm um die Schultern legte und mitzog. Eine Geste, so unschuldig, und doch ließ sie ein beklemmendes Gefühl in Harry aufkommen. Er war einfach nicht der Typ für Umarmungen, oder besser gesagt für solche ‘Überrumpelungsaktionen’. Es war Draco, welcher ihn unbewusst rette. “Blaise, reiß dich zusammen, verdammt! Hör auf mit dem Mist”, knurrte der Blonde mit finsterem Blick. Schuldbewusst zuckte Zabini zusammen und entfernte sich wenige Schritte von Harry. Nur zu genau hörte er das Gemurmel darüber, dass Blaise sich auf den Gemeinschaftsraum freute, wo sie endlich wieder normaler sein konnten. “Los jetzt. Hört auf zu trödeln, sonst haben die Gryffindors schon alles verschlungen!”, schnarrte Draco kühl, ehe er sich schwungvoll umdrehte und erhobenen Kopfes die große Eingangstür durchschritt, um im inneren Hogwarts zu verschwinden. Schmunzelnd den Kopf schüttelnd folgte Harry den Anderen. Eins musste man Draco wirklich lassen, dramatische Abgänge hatte der Junge wirklich drauf.   Mit zahlreichen anderen Kindern, welche wohl alle in ihrem Alter und damit Erstklässler waren, stand Harry in einem eigentlich viel zu kleinen Raum. Eine ältere Frau, welche sich als Professor McGonagall vorgestellt hatte, hatte ihnen eine kleine Einführung davon gegeben, was sie nun erwartete. Doch noch hieß es einen Moment warten, ehe die Frau wieder kam um sie abzuholen. Dann ging es in die Große Halle, wo bereits die anderen Schüler saßen und sie würden, durch etwas das ‘Sprechender Hut’ hieß, in ihre zukünftigen Häuser sortiert werden. Ein Moment, vor dem Harry irgendwie Angst hatte. Einerseits würde er die Zeit gerne mit Draco und Co. verbringen, aber war er da nicht einfach nur feige und ziemlich bequem? Er hatte in den Ferien auch die anderen Häuser durch die Bücher kennengelernt. Ravenclaw oder Gryffindor hatten an sich auch ihre Reize, auch wenn er dies niemals vor den anderen zugeben würde, da diese vor allem gegen das Haus der Löwen ihre Vorbehalte hatten. Nur warum, dies konnte ihm keiner wirklich erklären. Jedes Mal hieß es nur, dass es halt schon immer so war.      “Wusste ich doch, dass mit dir was faul ist.” Es war die Stimme des unfreundlichen rothaarigen Jungen, welcher ihn aus den Überlegungen holte. Irritiert blickte Harry sich um, wen dieser Ron jetzt schon wieder auf dem Kieker hatte. Als sein Blick schließlich den des Anderen traf, breitete sich ein gehässiges Grinsen auf dessen Gesicht aus. “Ja, genau dich mein ich, Bohnenstange. Kein Wunder, dass du mir so unsympathisch warst, wenn du mit solchen Leuten herumhängst.” Verwirrt schaute Harry in die Richtung in welche der Rothaarige deutete. Es waren Draco, Blaise und Co. Draco, welcher direkt neben ihm stand, zog nur eine Augenbraue hoch. Wenn man ihn nicht kannte, könnte man meinen das Ganze würde Malfoy nicht weiter stören, doch Harry sah das minimale Zucken des Mundwinkels ebenso wie das Funkeln in den Augen. Rons Provokationen blieben natürlich nicht unbemerkt und so hörte man hier und da Geflüster, während sich zahlreiche Augenpaare auf sie richteten. Am liebsten würde Harry diesen Störenfried ja einfach reden lassen, aber es betraf nun mal nicht nur ihn, sondern dieser Blödmann griff auch seine Freunde an. “Was ist eigentlich dein Problem?”, erkundigte er sich ruhig und legte den Kopf auf die Seite. “Mein Problem? Leute wie IHR.” Verachtung triefte nur so aus diesem einen Wort. “Hinterhältige Schlangen, welche nur Schlechtes treiben. Noch hast du eine Chance zu den Guten zu gehören.” Lässig trat Harry auf den Anderen zu. Ein murmelnder Kreis hatte sich um sie gebildet. Doch wenn sie alle auf eine Schlägerei warteten, so würden er sie enttäuschen müssen. “Harry …”, flüsterte Hermine, als er an ihr vorbeikam, doch er zwinkerte ihr nur kurz zu, ehe er sich wieder dem Möchtegern vor sich widmete. “Es tut mir ja leid, aber ich sehe keine Guten. Falls du dich meinst, rate ich dir noch mal dieses Wort im Lexikon nachzuschlagen.” Raunen, Pfiffe und Lachen waren zu hören. “Du … du …”, knurrte Ron mit aufgerissenen Augen. Anscheinend hatte der nicht mit so einer Antwort gerechnet. “Ja? Wenn es das dann war …?” Kurz fragte Harry sich, woher er diesen Mut hatte. Die Leute, welche er in diesen paar Wochen kennengelernt hatte, hatten ihn wohl mehr beeinflusst als er bisher gedacht hatte. Noch vor kurzem hätte er all die schlecht versteckten Beleidiungen einfach mit gesenktem Kopf hingenommen und sich vielleicht sogar, unsinnigeeweise, entschuldigt. “Du hälst dich wohl für was Besseres? Bist du nicht!” Wie war das noch mit den getroffenen Hunden? “Jetzt hör schon auf”, schaltete sich nun auch Hermine ein und stellte sich neben Harry. “Er, niemand, hat dir etwas getan, also warum bist du so unfreundlich?” “Och, musst du dir von einem Mädchen helfen lassen?”, spottete Ron und blickte sich Unterstützung suchend um. Schulterzuckend legte Harry eine Hand auf Hermines Schulter, welche ihn verwundert anblickte. “Nun, immerhin berufe ich mich nicht auf meinen großen Bruder.” Schnaubend schritt der Andere auf ihn zu und Harry bereite sich schon darauf vor, Hermine nach hinten zu ziehen, doch die Rückkehr der Professorin unterbrach die kurz vor der Eskalation stehenden Situation. “Was ist denn hier los? Benehmen Sie sich und folgen Sie mir ruhig und gesittet”, damit verschwand die Frau energischen Schrittes wieder. Es war Draco, welcher die gespannte Situation erneut komplett sprengte. “Na los Potter, beweg dich.” Energisch schob sein Freund ihn vorwärts, sodass Harry mehr stolpernd als gehend als erster Schüler aus dem Raum kam. Es dauerte vielleicht drei Sekunden, da hatten alle begriffen, was Draco da gerade gesagt hatte. Besser gesagt, wen der Blonde da gerade vor sich hertrieb. “Harry Potter ist wirklich hier.” “Das ist Harry Potter.” “Der Junge-der-lebt.” Diese und viele andere Dinge waren zu hören und Harry würde am liebsten im Erdboden verschwinden. “Nun, damit ist wohl diese ganze ‘Wir kennen uns nicht’ Scharade zu Ende, nicht wahr? Und eigentlich war es totaler Quatsch, dass wir nicht zusammen hergefahren sind.” Eine Augenbraue hochgezogen blickte er Draco an, welcher neben ihm ging. “Wohl möglich”, kam es nüchtern von diesem. “Lass mich raten, so wolltest du dich nicht outen?”, erkundigte sich Hermine, welche auf seiner anderen Seite ging. Immer wieder blickte sich das Mädchen um. Auch wenn sie es nicht zugeben mochte, schüchterte Ron sie ein. “Der steht da immer noch und hält Maulaffen feil”, kicherte sie und hielt eine Hand vor den Mund. Lachend wedelte Harry mit den Händen in der Luft und drehte sich kurz um. “Mund zu, es zieht”, rief er dem Jungen zu, was diesen aus der Starre holte.   Ein wenig fühlte Harry sich ja wie auf dem Präsentierteller. Immer noch nuschelten die anderen Erstklässler hier und da über ihn und auch über die Situation mit dem vorlauten Rothaarigen. In der Zeit wurde ein Stuhl, auf welchem ein alt aussehender und geflickter Hut lag, bereitgestellt. Während sich auf den Gesichtern seiner bald-Slytherin Freunde sowie Nevilles Gesicht keine große Verwunderung zeigte, war auf Hermines ebenso Ratlosigkeit zu sehen, wie wohl auch auf seinem eigenem. Wie konnte ein Stück Stoff über ihre Zukunft in diesem Internat bestimmen? Doch die Frage wurde ihm schnell beantwortet, als der Hut plötzlich anfing zu singen. Ein Lied, in dem er nicht nur sich selbst lobte, sondern auch die Tugenden der einzelnen Häuser aufzählte. “Nun los, so setzt mich auf, nur Mut, habt nur Vertrauen zum sprechenden Hut!” *¹, beendete der magische, braune Spitzhut sein Lied und Applaus erscholl in der Halle, während der Hut sich tatsächlich verbeugte. “Aufsetzten also, na das ist ja einfach”, murmelte Hermine entschlossen und Harry stimmte ihr gedanklich zu.   “Wir beginnen nun mit der Sortierung in Ihre zukünftigen Häuser.” Einen Moment herrschte Schweigen, während die Professorin nach vorne trat und eine Pergamentrolle entrollte. “Abbott, Hannah!”, rief die Lehrerin bestimmt und ein blondes Mädchen mit Zöpfen löste sich aus der Menge und schritt unsicher auf den Hut zu. Kaum hatte sie das ihr viel zu große Stück Stoff auf dem Kopf, brüllte dieser auch schon “HUFFLEPUFF” durch die Halle und die Blonde stand auf um zu einem Tisch, über den ein schwarzgelbes Banner mit einem Dachs hing, zu gehen. Das alles unter dem Jubeln und Klatschen der dort sitzenden Schüler. Und so ging es Schlag auf Schlag weiter. Ein Erstklässler nach dem anderen setzte den Hut auf und wurde dann freudig in seinem neuen Haus begrüßt. Als Hermine an der Reihe war, murmelte diese “Wird schon schief gehen” und schenkte ihm ein unsicheres Lächeln, ehe sie eilig und in dem Anschein von Selbstbewusstsein zum Hut schritt und diesen entschlossen aufsetzte. Hatte der Hut bei den anderen augenblicklich den Häusernamen ausgerufen, so dauerte es so lange, dass Hermine zweimal tief einatmen konnte. “GRYFFINDOR!”, rief der Hut schließlich bestimmt und das Mädchen schritt mit einem schiefen, zittrigen Lächeln zu dem dies feiernden Tisch. Gryffindor hatte damit definitiv eine kluge neue Schülerin bekommen und konnte sich in Harrys Augen glücklich schätzen. Anscheinend sah Ron dies ganz anders, denn er stöhnte erst und murmelte dann etwas von nerviger Streberin, die mit Schlangen anbändelte und dass er jetzt wohl mit der zusammenleben musste. Anscheinend rechnete Ron fest damit, auch nach Gryffindor zu kommen. Innerlich knirschte Harry mit den Zähnen. Er war bald dran und irgendwie hatte er die unbegründete Angst, dass der Hut ihn einfach wieder wegschicken würde, weil er es nicht wert war hier zu sein. Neville wurde aufgerufen und stolperte so sehr, dass er beinahe hinfiel. Trevor hatte er dabei so fest in der Hand, dass dieser pikiert quakte. Der Krötenbesitzer behielt den Hut noch länger auf, als Hermine und wirkte irgendwie immer blasser. Was Harry nur zu genau verstand. Vielleicht hatte der Braunhaarige ja die gleichen Befürchtungen, wie er selbst. Oder hatte Angst vor der eventuellen negativen Reaktion der Großmutter. Diese bestand, laut Neville, darauf dass er nach Gryffindor kam. Familientradition, wie der schüchterne Junge ihm beim Umziehen erzählt hatte. So war das wohl in diesen Magierfamilien, die Kinder hatten den Eltern zu folgen, ansonsten waren diese in ihrer Ehre gekränkt. Ganz so wie bei Draco und Co., nur dass diese die Erwartungen mit Stolz erfüllten. “GRYFFINDOR!”, schrie der Hut endlich und durchschnitt damit das gebannte Schweigen. Neville hatte wieder alle Lacher auf seiner Seite, als er mit dem Hut noch auf dem Kopf, zum Löwentisch rannte und ihn schließlich hochroten Kopfes an den nächsten Erstklässler weiter geben musste. Es wurden immer weniger Schüler, welche ihn von der eigenen Auswahl trennten. Draco kam ebenso wie Millicent, Crabbe und Goyle nach Slytherin. Theo und Pansy folgten ihnen nur wenig später mit erhobenem Kopf. Es war genauso gekommen, wie er vermutet hatte. “Bleib cool”, flüsterte ihm Blaise zu, zog sich jedoch nach einem mahnenden Blick der Professorin zurück. Das war einfacher gesagt als gedacht, so dachte sich Harry, während Zwillingsmädchen nach vorne traten und durch den Hut in unterschiedliche Häuser - Ravenclaw und Gryffindor - geschickt wurden. Natürlich lief dies nicht ganz ohne Tränen ab. Ein weiteres Mädchen wurde Hufflepuff zugeordnet und Harrys Herz schlug so stark, das es in seinem Kopf pochte. Schwitzte er? Ganz bestimmt und er war froh diesen Umhang zu haben. Und dann kam der Moment, den er zugleich herbeisehnte und doch unglaublich fürchtete. Vor allem waren alte und neue Freunde jetzt in den sich hassenden Häusern aufgeteilt.   Doch seine, sich im Kreis drehenden, Gedanken voller Unsicherheit, Sorgen und Zweifel wurden unterbrochen, als McGonagall nach einem tiefen Luft holen “Potter, Harry”, rief und er natürlich sofort wieder Ziel sämtlicher Aufmerksamkeit war. Unter immer lauterem Gemurmel schritt er zittrig zum Hut, setzte sich auf den Stuhl und war beinahe froh, als ihm das Stück ledrigem Stoff über die Augen rutschte. So musste er wenigstens nicht sehen, wie sich die anderen beinahe die Hälse verrenkten. Eine gefühlte Ewigkeit geschah gar nichts, doch dann erklang die Stimme des Hutes und Harry zuckte kurz durch die unerwartete ‘Piepsigkeit’ der Stimme zusammen. “Hmmm. Schwierig. Sehr schwierig. Viel Mut, wie ich sehe. Kein schlechter Kopf außerdem. Da ist Begabung, du meine Güte, ja - und ein kräftiger Durst, sich zu beweisen, nun das ist interessant … Nun, wo soll ich dich hinstecken?”*² “Ich weiß es nicht”, flüsterte Harry leise. “Nicht? Nun ich könnte dich nach Gryffindor, Slytherin oder Ravenclaw schicken. Für alle Häuser bist du gut geeignet.” “In Ravenclaw kenne ich niemanden. Und meine Freunde sind auf Gryffindor und Slytherin verteilt.” “Deine Magiesignatur lässt Slytherin und Gryffindor zu, so wie bei deinen Eltern. Ich erinnere mich, solch ein Gespräch mit deiner Mutter geführt zu haben. Nun, Ravenclaw also nicht. In Slytherin könntest du es weit bringen und ein leichtes Leben führen”, säuselte der Hut beschwörerisch und Harry wurde das Gefühl nicht los, dass der Hut ihn zu dieser Entscheidung drängen wollte. Rote Haare kamen ihm in den Sinn. “Nein. Nicht Slytherin”, sagte er bestimmt und nun voller Entschlossenheit. “Es gibt Menschen, welche mich mehr brauchen.” “Wie die Mutter, so der Sohn … dann also: GRYFFINDOR!” Das letzte Wort schrie der Hut laut, sodass ihn jeder Verstand und Harry wurde von dem seltsam gesprächigen Ding befreit. “Glückwunsch und Willkommen in meinem Haus”, flüsterte ihm McGonagell zu und zeigte auf den laut feiernden, jubelnden und springenden Gryffindor Tisch. “Wir haben Potter!”, riefen die rothaarigen Zwillinge, als hätten sie gerade ein Mittel zur Unsterblichkeit gefunden. Während er zittrig auf seine neuen Hauskameraden zuging, warf er einen vorsichtigen Blick zu den Slytherins. Seine Freunde starrten ihn mit großen Augen an, ehe sich Draco abrupt abwandte. Die anderen folgten dem Beispiel und einzig Theodor blickte ihn einen Moment länger an. Der stumme Vorwurf in den Augen und die lautlose Frage “Warum?”, auf den Lippen. Dann drehte sich auch Nott herum und zeigte ihm die kalte Schulter. Die gute Laune und Euphorie, welche er eben noch bei seiner Entscheidung empfunden hatte, verpuffte. Hatte er sich wirklich richtig entschieden?   Harry ließ all die Glückwünsche, Händeschüttelei und auch das dauernde auf die Schulter klopfen, über sich ergehen. Am Rande nahm er wahr, dass nicht nur der Vertrauensschüler und Bruder des unausstehlichen Ron ihm seinen Lob aussprach, sondern auch das Ron inzwischen ebenfalls dem Haus der Löwen zugeteilt worden war. Mit finsterem Blick, setzte sich der Junge ihm schräg gegenüber, aber Harry versuchte ihn genauso wie alle anderen, zu ignorieren. Ein wenig erschöpft und auch erschlagen von all den neuen Eindrücken, ließ er sich zwischen Neville und Hermine nieder, welche ihm beide nur grinsend zunickten. Abwesend richtete er den Blick nach vorne, wo gerade Blaise als letzter Schüler nach Slytherin eingeteilt wurde, nicht ohne ihn ebenfalls vorwurfsvoll anzusehen. Ein Knoten bildete sich in seinen Magen und er fragte sich, ob die anderem ihm wohl verzeihen würden. Einfach würde es bestimmt nicht werden, vor allem bei Draco nicht. Dessen war sich der Pottererbe ganz sicher.   Am Rande nahm er wahr, wie die strenge Lehrerin den Hut forttrug und sich ein älter, weißhaariger Mann mit ebenso weißem und langem Bart erhob. Blaue Augen, glitten über sie alle hinweg und blieben einen Moment länger als nötig auf ihm haften. Gut gelaunt schien der Mann ihm zuzuzwinkern. Die Kakofonie aus Stimmen und anderen Geräuschen versiegte schlagartig, als der Schuldirektor Albus Dumbledore seine Begrüßungsrede hielt. Doch die Blicke blieben. Konnte der alte Mann bitte ein wenig schneller reden? Doch natürlich verging die Zeit nicht schneller, nur weil er es sich so wünschte, daher versuchte er sich damit abzulenken, die Erwachsenen hinter dem großen Tisch auf dem Podest zu studieren. Severus saß ganz am Rand, komplett in Schwarz gekleidet und blickte ihn mit diesem seltsam leeren und doch eiskalt-nüchternen Blick an. Eine Augenbraue erhoben, brannte sich dieser dunkle Blick in ihn und Harry begann unruhig auf seinem Platz hin und her zu rutschen. War der Mann beleidigt, weil er nicht in dessen Haus einsortiert worden war? Auch die anderen Lehrer machten es nicht besser, egal wie freundlich sie auch blickten. Professor Quirrell war da vielleicht eine Ausnahme, denn der Mann blickte ihn grinsend an und zwinkerte ihm sogar zu. Mit zittrigen Lippen erwiderte er das Grinsen, ehe sein Blick zum Schulleiter wanderte. Auf den ersten Blick sah er nichts, was ihm einen Anlass gab, so schlecht von dem Mann zu denken, wie die Malfoys ihn immer darstellten. Sein Blick fiel auf Hagrid, welcher ihm ebenfalls zuzwinkerte und die Hand kurz zum Gruß hob. Schmallippig lächelnd erwiderte er den Gruß. Schneller als erwartet, war die Rede beendet und das auf recht unorthodoxe sowie verwirrende Weise. Was ihm die halblaute Frage entlockte, ob der Mann ein wenig verrückt wäre. Augenblicklich intervenierte niemand anderes, als Percy Weasly, stolzer Vertrauensschüler Gryffindors und lobte Dumbledore in den Himmel.   Das Essen, was kurz danach aufgetaucht war, war reichhaltig und sehr, sehr lecker. Harry konnte gut und gerne behaupten, dass er sich bei diesem unglaublichen Angebot schlichtweg überfressen hatte. Die Gespräche waren ausgewogen und handelten über Haustiere, Hobbys, den Blutstatus oder in Hermines Fall, über den Unterrichtsstoff. Darüber quetschte sie nämlich Percy aus und der kam dem natürlich bereitwillig und voller Stolz nach. Kaum war das Essen wieder verschwunden, erhob sich der Schulleiter erneut und setzte zu einer neuen Rede an. Wenn Harry sich so umsah, fragte er sich, ob überhaupt noch jemand wirklich zuhörte. Denn nicht nur er sah aus, als würde er gleich in ein Fress-Koma fallen. Warum hatte er auch noch beim Nachtisch so zugelangt? Der Direktor schien ein netter Mann zu sein, mit fröhlich funkelnden Augen, Lachfalten um diese und bedacht auf die Sicherheit der Schüler. Schließlich gab er die Anweisung nicht in diesen komischen Wald zu gehen und erinnerte ebenso an das Zauberverbot auf den Fluren zur Pausenzeit. “Von ‘während der Stunden’ hat er wieder nichts gesagt”, hörte er einen der Zwillinge sagen, während der anderem mit einem diabolischen Grinsen nickte. Anscheinend planten sie mit einem dritten Jungen schon die nächsten Schandtaten, so wie sie die Köpfe zusammensteckten. Bei all dem, was er von Dumbledore hier in Hogwarts mitbekommen hatte, fragte er sich, warum die Anderen so schlecht auf den Direktor zu sprechen waren. Inkompetent oder dumm kam der Weißhaarige ihm jetzt nicht wirklich vor. Gut … er wusste selbst nicht so genau, was er von all dem, was der Mann ihm bezüglich getan hatte, halten sollte, aber er wollte sich eine eigene Meinung bilden. Vielleicht konnte er ja irgendwann mal mit dem Mann unter vier Augen reden? Irgendwas an dem Blick des Älteren sagte ihm, dass es eher früher als später dazu kam.   Eine ganze Zeit lang später, lag Harry erschöpft in seinem Bett und starrte mit unter dem Kopf verschränkten Armen an dessen Decke. Leider musste er sich den Schlafraum mit Ron Weasley teilen, doch glücklicherweise war Neville ebenfalls hier und die anderen beiden Jungs - Dean und Seamus - waren ebenfalls nett und nicht zu neugierig. Es war beinahe lustig, wie Ron, kurz vor dem zu Bett gehen, zu ihm kam, um sich bei ihm zu entschuldigen. Einfach weil er keine Lust mehr auf Diskussion oder überhaupt auf den Beinen bleiben hatte, hatte er die Entschuldigung angenommen. Trauen tat er diesem Frieden jedoch nicht, dafür war dieses reumütige Verhalten einfach viel zu gegensätzlich zu dem, was er bisher kennengelernt hatte. Aber der Junge war mit der Grund, warum er nach Gryffindor gegangen war, denn er wollte Hermine und Neville zur Seite stehen. Wenn er dem Rothaarigen jetzt einfach verzeihen und auf gut Freund machen würde, dann würde er sich selbst verraten. Leises Schnarchen erklang aus Nevilles Bett und auch die Lampen an den Betten von den anderen Jungs erloschen. Seufzend drehte Harry sich auf die Seite, löschte auch seine Lampe und zog die Decke bis ans Kinn hoch. Wie wohl der erste Schultag werden würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)