Aller Anfang von Chaosbande ================================================================================ Winkelgasse Teil 2 ------------------ Nachdem sie in der magischen Apotheke und dem Kesselladen Kessel, Waage und Phiolen besorgt hatten, war es ohne Verzögerung in den einen Laden Namens ‘Klare Sicht - Nah und fern’ gegangen. Schon als er die Schwelle übertreten hatte, wünschte er sich wieder hinaus oder wenigstens zurück in die Apotheke. Während es dort nämlich beinahe beruhigend und einlullend nach Kräutern und Ölen gerochen hatte, erschlug ihn hier geradezu eine Luft zum Schneiden. Stickig, abgestanden und ein penetranter Geruch nach Lavendel. Dazu leises klimpern, welches beinahe wie Windspiele klang - bei der stehenden Luft bestimmt durch Magie bewegt - und blinkenden Kugeln. Während er unwillig vorwärts ging, sah er auch den Grund dieser abartigen Luft: Geschätzte abermillionen von Räucherstäbchen brannten an allen möglichen Orten. Widerlich! Eine Frau in weiter, luftiger und schriller Kleidung tänzelte breit grinsend auf sie zu und Harrys erster Gedanke war, dass die komische Frau bestimmt High war von dem ganzen Rauch. Eilig versuchte er sein Unbehagen zu verstecken und lächelte die fremde Verkäuferin verkniffen an. “Halleluja, ich habe Euch kommen sehen. Es freut mich, Euch endlich begrüßen zu dürfen.” Lachend drehte sich die Frau vor ihnen um sich selbst. Skeptisch blickte der Potter zu seinem Begleiter, doch dieser zuckte nur grinsend mit den Schultern und vergrub die Hände in den Manteltaschen. “Also mein Kleiner…” Missmutig aufgrund dieser Bezeichnung verzog der Teenager sein Gesicht. “ … das übliche oder darf es noch etwas sein? Vielleicht eine der Wahrheitskugeln? Sie sagen Dir, ob eine Lüge in Deiner Umgebung gesprochen wird.” Dabei huschte die Frau zu einem kleinen Tisch, auf denen einige bunte Kugeln standen. “Oder wie wäre es denn mit einigen Räucherstäbchen? Eigene Mischung zum Vertreiben böser Gedanken und Geister”, ertönte es nun tiefer aus dem Nebel und Harry kniff sich in die Nasenwurzel. “Ich brauche nur ein Teleskop, bitte”, rief er zu der Verkäuferin herüber.   Nach einer weiteren Viertelstunde standen die beiden dann endlich wieder vor der Ladentür. Langsam ließ der Kopfschmerz nach und auch die Müdigkeit wich mehr und mehr von ihm. Diese seltsame Mischung in dem Geschäft hatte ihn mehr und mehr eingelullt. So hatte er letztendlich doch eine dieser Wahrheitskugeln und eine Packung Raucherstäbchen zusätzlich mitgenommen. Diese rollten nun, eben so wie die Apothekeneinkäufe und das Teleskop, klein und leicht gezaubert durch seinen Rucksack. Magie war wirklich praktisch, wenn er sich vorstellte, jetzt mit einem großen und unhandlichen Teleskop durch die Gegend zu laufen. Von dem Kessel mal ganz zu schweigen!   “Also das war …” Stirnrunzelnd suchte der Jüngere nach dem richtigen Wort. “Ähm … interessant?”, beschönigte er diese Erfahrung, was Hagrid zum Lachen brachte. Gut gelaunt wuschelte der Ältere ihm durch die Haare. “Sag ruhig verrückt. Aber so ist Silla nun mal. Wart ab bist de ihre Großcousine kennenlernst. Jetzt hast das Material für Zaubertränke und Astronomie. Weiter gehts. Kleidung oder Bücher?” Gut gelaunt und auf eine Antwort wartend blickte Hagrid ihn an. Unschlüssig kratzte sich der Gefragte am Kinn und ließ seinen Blick wandern. Dabei sprang ihm das bunte Banner von ‘Florean Fortescues Eissalon’ in die Augen und so entschied er kurzerhand: “Pause - Eis”.   Genüsslich ließ sich der junge Potter die Portion Schokoladenbären-Karamellhirsche auf der Zunge zergehen. Nicht nur dass er sich sicher war noch niemals so ein leckeres Eis gegessen zu haben, sondern das mit den Bären und Hirschen war nicht nur ein einfaches Wortspiel. Auf den Vanillekugeln wuselte es von kleinen Schokobären und Hirschen aus Karamell. Trafen diese im Mund aufeinander, spürte man wie die beiden einen Kampf fochten - geradezu hin und her zu springen schienen - bis sie schließlich auf der Zunge zu einer Einheit verschmolzen. Leicht bittere Schokolade und klebrig-süßes Karamell. Ein wahrer Traum! “Schmeckt, was?”, erkundigte sich Hagrid, der einen geradezu monströsen Becher mit lauter bunten Kugeln vor sich stehen hatte, auf dem eine Erdbeere mit einem Cognacglas tanzte. Begeistert nickte Gefragter nur, während er sich grinsend einen neuen Löffel in den Mund schob und dabei die vorbeieilenden Menschen beobachtete. Von ihrem Sitzplatz - auf der Außenterrasse des Eissalons - konnte man hervorragend beobachten, während eine kleine Hecke in Form von Eisbechern ihren direkten Anblick verbarg. Anscheinend waren so einige Erwachsene und Teenager unterwegs um für das neue Schuljahr einzukaufen - apropos. Umständlich zog er den Brief aus dem Rucksack und entfaltete ihn. “Hagrid, ich brauche noch die ganzen Bücher, Umhänge und … einen Zauberstab. Reicht dafür mein Geld eigentlich?” Harry wusste zwar dass der Kobold ihm einiges an Münzen in den Beutel gepackt hatte, doch wie viel es genau war, nicht. “Wenn ich es richtig gesehen habe, dann hat der alte Griesgram dir genug eingepackt und bestimmt auch noch etwas für nebenher. Du musst wissen, siebzehn Silbernickel ergeben eine Galleone und neununzwanzig Knuts sind ein Sickel. Eine Galleone sind vierhundertdreiundneunzig Knut. Und …”, grübelnd kratzte sich der Hüter Hogwarts am Kinn, ehe er fortfuhr. “Und glaub fünf Muggelgeld sind eine Galleone.” Schulterzuckend widmete sich der Ältere wieder seinem Eis, bei dem eine Erdbeere gerade dabei war zu flüchten. Harry rechnete nach. Das würde bedeuten, dass er allein mit seinen wenigen zwanzig Pfund, hundert Galleonen besaß oder tausendsiebenhundert Sickel oder … ok, das war eindeutig zu viel Mathe, während er doch eigentlich entspannt ein Eis essen wollte. Bevor er die Gedanken an Geld jedoch komplett in sein Unterbewusstsein schob, stellte er jedoch für sich fest, dass man einfach nur in der Muggel - nicht magischen Welt, verbesserte er sich selbst - arbeiten und dieses verdiente Geld dann in Zauberergeld tauschen musste. Schnell war man ein reicher Mann oder Frau.   “Bücher, Umhang, oder Zauberstab?”, erkundigte sich Hagrid erneut, als sie den Eisladen verließen. Unentschieden zuckte Harry nur mit den Schultern. “Hmm …” Grübelnd legte der Ältere den Kopf schräg, ehe er grinsend den Finger in die Luft streckte. “Hälsten davon: Du Bücher und ich … besorg noch schnell was. Eine kleine Überraschung für dich …” Gutmütig und vollkommen überzeugt von der Genialität seines Plans, strahlte ihn Hagrid an. Auf jeden Fall glaubte Harry, dass ein Grinsen durch den wilden, unordentlichen Bart zu sehen war. “Wenn .. also, wärs ok wenn ich dann noch kurz im Tropfenden Kessel Halt mach? Der Magen ist noch aufgewühlt von Gringotts …” Entschuldigend grinste Hagrid und kratzte sich am Hinterkopf. Wissend grinste Harry zurück. Ihm war klar, dass Hagrid einfach nur trinken wollte, doch er hatte nichts dagegen. Im Gegenteil, denn so musste er kein schlechtes Gewissen haben, den Älteren von anderen Aktivitäten abzuhalten. “Ist in Ordnung. Kannst du dann vielleicht meinen Rucksack schon mitnehmen?” Als der Hüter nickte, fischte Harry seinen Münzenbeutel heraus, band sich diesen an eine Gürtelschlaufe und drückte Hagrid die bisherigen Einkäufe in die Hand. Kurz sah er Zweifel in den Augen des Anderen aufflammen und so berührte er diesen leicht am Arm. “Keine Sorge, Hagrid. Ich pass auf mich auf. Wer die Dursleys überlebt, dem passiert so schnell nichts. Ich geh die Bücher holen.” Zuversichtlich nickte er und sah dann zu, dass er wegkam, als Hagrid zögerlich nickte. “Bis später, Hagrid”, rief er noch einmal über die Schulter zurück. während er die Hand zum Gruß hob. Reine Freude über diese ganz neue Art der Freiheit, Abenteuerlust und Neugierde über weitere Geheimnisse der Winkelgasse, rauschten durch seine Venen und ließ ihn glücklich lachen und um sich selbst drehen. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur zu viel von dem komischen Rauch in diesem Wahrsagen- und Astronomieladen eingeatmet. Was solls, dachte er sich und machte sich auf die Suche nach dem Bücherladen.   Nach einigem Suchen - und Umwege - hatte er schließlich die Zauberbuchhandlung gefunden. Ehe er wirklich hier bei ‘Flourish und Blotts’ eingetreten war, hatte er es sich nicht nehmen lassen in einem Laden mit Zaubererscherzen Halt zu machen. Hier hatte er sich einen Scherzzauberstab geholt, der sich in Lakritz verwandelte, wenn man ihn benutzen wollte. Dazu noch ein Pulver, welches die Haare in allen Regenbogenfarben färbte. Das ‘Opfer’ hatte dann drei Stunden damit zu kämpfen, dass die Haare dauernd die Farbe wechselten. Dazu Kontaktlinsen, die einen ähnlichen Effekt hatten, jedoch nicht nur die Irisfarbe änderten, sondern den Träger auch noch alles in der Farbe sehen ließ. Wer wusste schon, wann er so etwas mal gebrauchen konnte? Vielleicht ja bei seinem nächsten Besuch in der Winkelgasse. Einer der Besitzer des Ladens hatten ihm auch verraten, dass er sich die Sachen auf Wunsch auch direkt in den Tropfenden Kessel schicken lassen konnte, als Harry gestammelt hatte das er gar keine Tasche oder Tüte dabei hatte. Warum hatte Hagrid ihm davon nichts gesagt?   Die Liste der benötigten Schulbücher in den Händen, durchschritt er die hohen Regalreihen. Er fühlte sich gleichzeitig wie in der Hölle und andererseits im Himmel. Hölle, weil es einfach so viele Bücher waren und er sich geradezu erschlagen fühlte. Er wusste nicht welches Regal er zuerst durchsehen sollte, denn dies was der Himmel-Anteil. All diese ganzen Bücher! Dies war für den schmächtigen eigentlich Schwarzhaarigen einfach nur traumhaft. Liebte er doch nichts mehr als in die Welt eines Buch abzutauchen und die Geschichten, Abenteuer, Freuden und Leiden der Protagonisten mitzuerleben. Diese Achterbahnfahrt der fremden Gefühle. Ein Hobby welches er schon bei den Dursleys gepflegt hatte, so gut es ging. Es lenkte einfach so unglaublich gut von den Sorgen der realen Welt ab.   “Sanara … dass ist sooo coooool”, schwärmte er leise und hob nach einem kurzen Seitenblick sein Oberteil an, sodass Sanara sah was er meinte. “Hier drin riecht es nach Staub … er kitzelt auf der Zunge.” Wie zur Verdeutlichung hörte Harry ein leises Niesen seitens seiner Reptilienfreundin. “Kleiner, ich hab Hunger und ich rieche eine saftige Maus … meinst du, du könntest mich hier irgendwo runter lassen? Ich bin auch vorsichtig.” Einen Moment knabberte der Potter unsicher auf seiner Unterlippe, doch dann nickte er und schlich in eine dunkle Ecke. Eilig hockte er sich hin und innerhalb von wenigen Wimpernschlägen war Sanara von ihm runter und in ein kleines Loch in der Wand geschlängelt. “Essen ich komme”, war das Letzte, was er gut gelaunt von seiner Freundin hörte. Es würde schon schief gehen, beschloss er schulterzuckend und richtete sich auf.   Dabei bemerkte er, dass es hier wirklich düsterer war als im Rest des Ladens, konnte er doch die Namen der Bücher nur geradeso noch erkennen. Es wirkte irgendwie gefährlich und doch trat er näher und streckte seine Hand nach einem Buch aus, auf dessen Buchrücken er “Vampire - Das Dunkle im Kern” entziffern konnte. Vielleicht bekam er ja hier mehr Informationen über diese Wesen von denen er bisher dachte, dass sie reine Fantasiegestalten wären. Wahllos schlug er das Buch auf und quietschte leise, als ihm ein ziemlich blutiges Szenario ins Auge sprang. Da war einerseits ein Vampire mit bleicher Haut, schwarzen Augen und einem leicht roten Ring um die Pupille, dem Blut von den spitzen Eckzähnen tropfte. Die Grimasse, die dieser dabei zeigte, ließ eine Gänsehaut über Harrys Rücken wandern. Kein Wunder dass der Mann im Tropfenden Kessel so ängstlich über diese Wesen gesprochen hatte. Gleichzeitig abgestoßen und fasziniert, blätterte er weiter und fand ein Szenario, welches ihm schon deutlich mehr zusagte. Vor allem entsprach es mehr seiner bisherigen - filmischen - Erfahrungen mit Vampiren. Zeigte dieses Bild doch einen Vampire, der sich an seinem Opfer bediente, wie Harry aus der Bildunterschrift herauslas. Doch während das vorherige Bild blutrünstig wirkte, wirkte dieses im Gegensatz dazu irgendwie beinahe harmonisch. Der Vampir hielt die Frau nach hinten gebeugt in seinen Armen, welche sich an dessen Schultern festhielt, ein Bein um den Blutsauger geschlungen hatte und ein ziemlich zufrieden wirkendes Grinsen auf dem Gesicht trug. Gerade wollte er sich über den Text hermachen - Neugierde und Wissensdurst ließen den Jungen ganz hibbelig werden - als ihn eine hohe Stimme stark zusammen zucken ließ.   “So jung und schon solch schw-w-were Lektüre?”, fragte die Stimme interessiert und Harry spürte wie die Person näher trat. Augenblicklich versteifte er sich. Sollte es jetzt Ärger geben? War das Buch vielleicht tabu für Kinder? “V-V-Vampire, hmm?” Diese Stimme, das Stottern, kannte er doch! Das war der Mann aus dem Tropfenden Kessel. Entschuldigend lächelnd wandte er sich zu der Stimme herum und blickte zu dem Mann empor. Gerade so konnte er ein erneutes zusammenzucken vermeiden. Nicht nur dass der Fremde nur eine Armlänge von ihm entfernt stand, dessen Aussehen irritierte ihn auch. Auf den ersten Blick sah Harry einige Schichten Stoff, ein bleiches schmales Gesicht und einen riesigen bunten Turban. Ob das wohl auch nur eine Zauberertypische Marotte war oder ob der Mann wohl aus einem fernen Land kam?   “Sind Sie auch ein Schüler?”, riss ihn die hohe Stimme aus seiner Musterung und stumm nickte der Potter. “Erstes Schuljahr?” Erneutes Nicken. “Dann ist DAS aber nicht die Lektüre die Sie brauchen.” Unwohl biss sich Harry auf die Unterlippe und nickte erneut. Wenn man den Erwachsenen einfach zustimmte, egal was man selber wollte oder meinte, bekam man weniger Ärger! Auch wenn er meinte Belustigung in der Stimme herausgehört zu haben, fühlte er sich doch ertappt und wollte nur schnell verschwinden. “Entschuldigung”, murmelte er leise, stand auf und stellte das Buch zögerlich zurück. Vielleicht konnte er es sich ja morgen kaufen. Noch einmal nickte er dem Anderen zu, ehe er um das Regal herum und in den vorderen - helleren - Teil des Bücherladens huschte.   Gerade als er mit der Hilfe eines Verkäufers alle seine benötigten Schulbücher zusammen hatte - die schon an der Kasse auf ihn warten -, betrat Hagrid den Laden. “Ah, Harry da bist du ja”, rief der Wildhüter aus und trat an ihn heran. “Ach so heißen Sie also. Harry”, erklang es plötzlich amüsiert hinter ihm. Ein leises Seufzen entwich eben jenem. Den Mann würde er wohl so schnell nicht los, so lange er in diesem Laden war. “Haben Sie nicht w-w-was v-v-vergessen?” Ehe der Jüngste reagieren konnte, lag das Vampirbuch in seinen Händen. “Ach Professor Quirrell. Sie hier?”, erkundigte sich Hagrid freundlich und unterließ es nicht Harry darüber aufzuklären, dass dies sein zukünftiger Lehrer im Fach ‘Verteidigung gegen die dunklen Künste’ war.   Überrumpelt drehte sich der Hogwartsschüler zu seinem baldigen Lehrer herum. “Vielen Dank, Sir”, murmelte er leise, aber mit fester Stimme. “Nicht daf-f-für. Als Lehrer ist es mir ganz recht, w-w-wenn meine Schüler V-v-vorbildung besitzen.” Das Lächeln auf Quirrels Gesicht wirkte zugleich warm und … ja, und irgendwie berechnend. “Mit w-w-wem habe ich denn eigentlich die Ehre? Mr. Harry …?” Eilig blickte sich Gefragter um, doch als er sah, dass niemand in direkter Nähe stand, trat er näher an den Professor. “Potter … Harry James Potter, Sir.” Augenblick weiteten sich die Augen des Erwachsenen und er ließ seinen Blick über Harrys Gestalt wandern, ehe dieser auf der Stirn kleben blieb. “Ach w-w-wirklich?” Ehrliche, aufgeregte Neugierde klang aus der Stimme heraus. “Ja …”, nach einem erneuten Rundblick, hob Harry seufzend den Pony empor, sodass der Andere einen Blick auf seine Narbe werfen konnte. Wie viele Menschen würden schon genau dieselbe Narbe, an eben dieser Stelle, besitzen? “Ich hab mich von Scotchi verwandeln lassen … die Haare wollten nicht so wie ich … selbst mit Haargel nicht”, plapperte er zusammenhangslos, sortierte die Haare wieder vor seinem Erkennungsmerkmal und zuckte mit den Schultern. “Ach w-w-wirklich?” Bildete Harry sich das nur ein oder … “Und w-w-wo w-w-wohnen Sie, Harry?” “Im Tropfenden Kessel bis Schulbeginn.” “Was für ein Zuf-f-fall, ich ebenf-f-fals”, antworte der Professor. Jetzt war Harry sich sicher, er hatte sich das Aufblitzen der Augen nicht eingebildet. “Sollten dann mal weiter”, rettete Hagrid ihn unbewusst aus der Situation. Eilig nickte der Jüngere und huschte nach einem weiteren Nicken in Richtung des Verteidigungslehrers zur Kasse um seine Bücher zu bezahlen und direkt in den Kessel schicken zu lassen. Das Vampirbuch behielt er jedoch bei sich. War die Lektüre doch einfach viel zu spannend.   Einige Minuten später waren Harry und Hagrid auf dem Weg zu Ollivander. Der beste Zauberstabmacher Englands, wie Hagrid nicht müde wurde zu erwähnen. Der Professor hatte sich verabschiedet und dem Potter noch angeboten gemeinsam zu Abend zu essen, mit der Aussicht dann eventuelle Vampir Fragen zu beantworten. Eine Möglichkeit die er, ohne zu zögern, ergriffen hatte.   “Na dann holen wir dir mal einen eigenen Zauberstab.” Damit schob Hagrid ihn entschlossen in einen Laden hinein. Dass sie schon angekommen waren, hatte der Jüngere aufgrund seiner Gedanken und der spannenden Lektüre, überhaupt nicht mitbekommen.   So langsam verzweifelte der Jüngste im Raum wirklich! Er hatte jetzt schon mehrere Vasen und Lampen zum Platzen gebracht. Von aus den Regalen geschossenen Schachteln und in die Luft gegangenen Papierstapel ganz zu schweigen. Als Resultat davon, mit einem weiteren ausprobierten Zauberstab ein Kissen zum Schweben zu bekommen, zupfte er sich gerade - mit einem entschuldigenden, aber enttäuschten Lächeln - einige Feder aus den Haaren. Dank des Haargels war das jedoch gar nicht so einfach. Vielleicht war es ja doch alles nur ein großer Irrtum. Vielleicht war er gar kein Zauberer, sondern einfach nur ein normaler Freak?, zog es ihm düster durch den Kopf. Seine Laune sank mit jedem nicht passenden Zauberstab ebenso, wie Ollivanders Entschlossenheit anstieg. Schnaubend rupfte er an einer Feder herum die besonders hartnäckig war. Wen interessierte schon ein Ziepen auf der Kopfhaut, wenn Hagrids skeptischer und irgendwie enttäuschter Blick geradezu in seinem Rücken brannte.   “Junger Mann … Sie sind ein hartnäckiger Fall! Wollen Sie mir nicht doch Ihren Namen verraten? Namen haben Macht und damit einen Einfluss auf die Zauberstab Findung. Ganz eigenwillige Magie”, kommentierte der Ollivander den erneuten Misserfolg. “Natürlich geht es auch ohne”, schob er schnell hinterher, als ihm bewusst wurde, dass er mit der vorherigen Aussage sein Talent herabgesetzt hatte.   Da der Laden inzwischen leer war und auch der Assistent Ollivanders gerade nicht um sie rumwuselte, entschied er sich seufzend dazu zu sagen wer er war. Auch Ollivander war einer jener, dessen Reaktion vorhersehbar gewesen war. Große Augen, das Starren auf die Narbe und dann überfreundliches erwähnen welch Freude es war, den jungen Potter - der Junge-der-lebt - im Laden begrüßen zu dürfen. Ebenjener ließ dieses schleimige Verhalten - welches ihn immer wieder stark an Onkel Vernon erinnerte, wenn dieser mit Geschäftspartner sprach - stumm über sich ergehen. Wenn es möglich wäre, würde er einfach irgendeinen Stab nehmen und wieder verschwinden. Aber nein, bisher hatten ihn ja die gefühlten dreihundert probierten abgelehnt. Auf jeden Fall hatte der Ladenbesitzer es so bezeichnet. Auch hatte er darauf hingewiesen, dass niemals das volle Potenzial entwickelt wurde beziehungsweise sogar gesundheitliche Risiken entstehen konnten, wenn Zauberstab und Träger nicht synchron waren. “Potter also … hmm …” Grübelnd griff sich der ältere Mann ans Kinn. Wie aus dem nichts schien ihm jedoch ein Gedanke gekommen zu sein, denn mit einem “Ah”, stieß er den Finger in die Luft und verschwand irgendwas von “letzter Versuch” murmelnd in den Tiefen des Ladens.   Weitere gespannte Minuten später, die untermalt gewesen war von leisen Flüchen und Gerumpel aus dem hinteren Bereich des Ladens, trat Ollivander wieder zu ihnen heran, während eine kleine längliche Schachtel vor ihm herschwebte. Eine kleine Staubwolke löste sich von dieser, als der Zauberstabmacher sie auf den Tisch sinken ließ. Mit einem Schnippen des eigenen Stabes, ließ der Zauberstabmacher den Deckel der Schachtel zur Seite schweben. “Nun dann Mr. Potter … versuchen Sie diesen. Ich bin … gespannt.” Verunsichert von der seltsam belegten Stimme des Anderen, blickte der Schüler zwischen dem Erwachsenen und dem Stab hin und her. Dieser war eindeutig der bisher schönste. Elegant und schlicht zu gleich. Nicht so klobig wie einige der anderen, die er ausprobiert hatte. Letztendlich zuckte er mit den Schultern und griff beherzt zu.   Augenblick spürte, er das etwas anders war. Weder bekam er einen Elektroschock ähnlichen Schlag, noch fühlte es sich an als würde seine Hand verbrennen. Auch die unkontrollierten Funken, die zuvor - nicht nur einmal - entstanden waren, blieben aus als Harry den Stab richtig in die Hand nahm. Behutsam und leicht bewegte er das kleine Holzstück hin und her. Er wusste instinktiv: Dies war SEIN Stab und allein der Gedanke ihn wieder herzugeben, ließ ihn innerlich grollen. Viel zu gut fühlte sich der Stab in seiner Hand an, wie er sich anpasste und ja … jetzt spürte er auch das leichte Kribbeln als seine Magie synchron mit der Magie des Zauberstabes wurde. Plötzlich erschien ein bläulich schimmerndes Licht, welches sich in verschiedenen Formen von seinem Unterarm bis zur Spitze des Zauberstabs wand. Gebannt starrte er darauf, während er spürte wie ein warmer Wind um ihn strich, der geradezu knisterte. Das gute Gefühl welches ihn ergriff, ließ ihm das Atmen schwer werden und nur am Rande bekam er Ollivanders Erzählung mit. “... Phönixfeder. Wirklich … ungewöhnlich. Das hätte ich nicht erwartet …” Als Licht und Wind verebbten, blickte er den Erwachsenen mit großen Augen an. “Was hätten Sie nicht erwartet, Sir?”, erkundigte er sich nach dem Grund seiner erwachten Neugierde. “Dass es DIESER Stab sein wird, der Sie aussucht. Wo doch … ja, wo sein Bruder doch für Ihre Narbe verantwortlich ist.”   Diese Information hatte bei Harry wie eine Bombe eingeschlagen und wie vor den Kopf gestoßen fixierte er den neuen Zauberstab. Unzählige Gedanken und Fragen begannen sich in seinem Kopf zu bilden, die jedoch sofort von den nächsten abgelöst wurden. Es war das reinste Chaos. “Äh …”, brachte der Junge nur unsicher hervor. Nicht wissend, welche Reaktion jetzt angemessen war. War das Ganze jetzt gut oder schlecht? Aber letztendlich war es doch egal, oder? Schließlich war es nicht DIESER Stab gewesen und zu dem … zu dem würde er seinen neuen Zauberstab auch nicht wieder abgeben! “Aha”, gab er noch hinterher und zuckte hilflos mit den Schultern. Er wollte in seinem Zimmer genauer darüber nachdenken. Mit Sanara darüber diskutieren.   Mit einem leisen Aufschrei fiel ihm auf, wen er in all dem Trubel total vergessen hatte: Seine geschuppte, beste Reptilienfreundin. Verdammt, die Schlange würde wieder einmal und das vollkommen zu recht, böse auf ihn sein! Was war er nur für ein Freund?   Während Ollivander noch eine Hüfthalterung für den Zauberstab, sowie Politur- und andere Pflegemittel auf den Kassentresen legte, drehte sich Harry zu dem bisher erstaunlich stillen Hagrid herum. Dieser schien tief in Gedanken zu sein, denn es dauerte mehrere Versuche, ehe dieser auf die Ansprache reagierte. “Hagrid … Ich habe WAS in dem Bücherladen vergessen …”, flüsterte er mehrdeutig und zeigte auf seinen Bauch, als der Ältere nicht verstehend die Augen zusammenzog. “Oh”, kam es schließlich als dieser doch noch begriff was oder besser gesagt wen der Schüler meinte und nickte. “So Mr. Potter, wollen Sie direkt bezahlen oder soll es abgebucht werden?”, riss ihn der Zauberstabmacher aus seinem schlechten Gewissen. “Direkt und schicken Sie die Pflegeutensilien bitte direkt in den Tropfenden Kessel”, bestimmte der Potter mit fester Stimme, schnappte sich die Halterung und schnallte diese um. Ungeübt befestigte er den Zauberstab dadrin und zog das Oberteil wieder darüber. Er wollte jetzt nur noch hier raus und Sanara holen. Vielleicht bekam er Hagrid ja auch dazu für heute Schluss zu machen. In den Augen des Jüngeren, war der Tag heute nämlich eindeutig aufregend und erfolgreich genug gewesen.   So schnell es ging, huschte Harry zurück zu dem magischen Bücherladen. Das Hagrid ihm immer wieder zurief langsamer zu gehen und bei ihm zu bleiben, weil er ihn ja im Augen behalten musste, ignorierte er schlicht und einfach. Die Sonne schien ihn zu verspotten, denn sie brannte inzwischen erbarmungslos auf ihn hinab. Durch die relativ enge Winkelgasse, stand die Luft und machte das Fortbewegen noch unangenehmer.   Sich immer wieder geistig als ‘Depp’, ‘miesester Freund aller Zeiten’ und ‘nichts könnenden Freak’ verfluchend, schlitterte er um eine Häuserecke und wäre beinahe in eine Person herein gerannt. Nur kurz nahm er die ganz in schwarz gekleidete Person war, rief eine Entschuldigung aus und rannte, ohne auf eine Erwiderung wartend, weiter.   Keuchend stützte er sich an einem Baum ab, der gegenüber von Flourish&Blotts stand. “Kleiner?” Das klang ganz nach einer verschlafenen Sanara! Hektisch ließ Harry den Blick hin und her wandern. “Kleiner, ist was los?”, erkundigte sich Sanara und kroch gähnend aus einem Busch in der Nähe des Baumes. “Oh Sanara, was bin ich froh. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Es tut mir sooooo leid! Ich bin einfach verschwunden und dann war da noch dieser Professor und Hagrid und …”, plapperte der Junge entschuldigend, während er die Schlange sanft emporhob. “Langsam Kleiner. Eins nach dem Anderen.” “Entschuldige.” “Also, wo warst du? Geht es dir gut? Als ich fertig war, warst du weg und dein Geruch ließ schon nach. Da bin ich schnell durch die offene Tür hinaus und wollte hier nur kurz deine Richtung herausfiltern, doch dann …” “Dann bist du eingeschlafen?”, mutmaßte Harry inzwischen deutlich besser gelaunt. Als wäre es ihr peinlich, nickte das Reptil. “Also, wo warst du?”, griff das Tier erneut auf und so gab Harry ihr eine Zusammenfassung des weiteren Tages. Wie sich herausstellte hatten sie beide ein unglaublich großes und schlechtes Gewissen. So entschieden sich die beiden Freunde schließlich, diesen ‘Zeitraum’ einfach zu vergessen.   An den Fuß des Baumes gelehnt, hockte Harry mit Sanara im Halbschatten und genoss die Ruhe. Von hier aus konnte er die dahintreibende Masse auf der Winkelgasse beobachten und würde so Hagrid entdecken. Zu dem taten ihm so langsam wirklich seine Füße weh. Die durchgelaufenen alten Schuhe von Dudley waren nicht für einen Einkaufsmarathon geeignet. Der Baum stand ein kleines Stück abseits der Straße und zudem lümmelten auf den Bänken in seiner Nähe noch einige Zauberer und Hexen, sodass es nicht großartig beachtet wurde, dass er hier saß.   Seufzend sackte der Junge in sich. Eigentlich wäre das jetzt die perfekte Gelegenheit über den erlebnisreichen Tag nachzudenken, doch sein Kopf fühlte sich komischerweise wie Watte an. Die Gedanken kamen nur zäh und dann trotzdem nur flüchtig. Außerdem … “Schlüpfling, dein Bauch donnert.” … hatte er Hunger. Sein Lunchpaket war im Rucksack und somit wieder in seinem Zimmer. Das Eis, egal wie groß es gewesen war, hatte ihn nicht lange gesättigt. Aber naja, Hunger war er ja gewohnt. Es gab wirklich schlimmeres. “Ich weiß…”, nuschelte er undeutlich und schloss seine Augen. Nur kurz ein wenig ausruhen, damit die Einkaufstour dann weiter gehen konnte.   All die Entbehrungen der Jahre, die Aufregung und der Stress der letzten Jahre, sowie der wenige Schlaf in der vorherigen Nacht, forderten nun ihren Tribut. So schlief der junge Potter, gegen seinen Willen, im Schatten des Baumes ein. Er war eben auch nur ein Kind.   Das komische Gefühl zu schweben und gleichzeitig ein Wackeln, holte ihn langsam aus dem Dämmerschlaf. Mühsam versuchte er wach zu werden. “Sanara?”, zischte er mehr schlafend als wach. “Ich bin hier, Kleiner.” Zur Untermalung ihrer Worte spürte er schwaches Drücken an seinem Bauch. “Bleib ruhig. Jetzt wird dir geholfen … wir sind auf dem Weg zurück in unsere Höhle.” Geholfen? Zurück? Sanaras Worte ergaben für ihn keinen Sinn, doch er besaß jetzt gerade einfach nicht die Kraft um nachzufragen. Er spürte dass er wohl getragen wurde. Waren der Stoff unter seiner Wange, sowie die Arme die Harry um sich spürte, doch Beweis genug. “Schlaf weiter”, ertönte es plötzlich über ihm und noch während dies gesagt wurde, verließ ihn auch schon wieder die gerade zurückkommende Kraft. Die Müdigkeit riss ihn wieder mit in den erholsam Schlaf. Das Letzte was er hörte war: “Nichts als Ärger mit einem Potter!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)