Ära des geeinten Zeitalters von linkbravery ================================================================================ Kapitel 2 --------- Nach dem Frühstück ging für mich alles sehr schnell. Zähne putzen und duschen war eins. Während ich in mein Zimmer rannte, band ich mir meine langen Haare zusammen. Ich kramte gleichzeitig nach Klamotten und meinen Schulsachen. Mit Jacke und Tasche in der Hand hüpfte ich mir die Schuhe zubindend die Treppe runter. Warum ich mir nicht den Hals brach? Jahrelange Übung. Ich schlüpfte gerade in meine Jacke, als auch meine Geschwister zu mir stießen. Anns Frisur saß wieder! War für mich allerdings total nebensächlich- Meinen langen Zopf ließ ich für gewöhnlich unter meiner Jacke und durch die Kapuze konnte ein Fremder es nicht einmal erahnen. Natürlich ist es Schwachsinn, sich erst die Haare lang wachsen zu lassen und es dann zu verstecken. Aber es hatte einen einfachen Grund. Männer mit langen Haaren waren in unserer Gesellschaft verpönt. Warum auch immer. Langwachsen ließ ich sie mir als Erinnerung. Bevor ich in der Ära der Göttin Hylia in den Knast wanderte, hatte ich auch lange Haare. Zwar nicht ganz so lang wie momentan, aber immerhin bis zur Mitte des Rückens. Nein, deswegen saß ich nicht ein, auch wenn es damals genauso gut angesehen war wie heute. Oma fand es zu Beginn sehr seltsam. Doch als ich sagte, ich mag es, war für sie das Thema erledigt. Sie akzeptierte es sogar, als einigste Erwachsene bisher. Ann fand es immer wieder lustig, irgendwas mit meinen Haaren anzustellen. Nur Färben hatte sie Farore sei Dank noch nicht ausprobiert. Scath lachte mich jedes Mal aus, wenn es wieder so weit war. Und mich nervte es nur. Aber was tat man nicht alles für seine kleine Schwester. Erstaunlicherweise kamen wir noch pünktlich los und brauchten nicht zum Bus zu rennen. Es gab in unserer Ära zwar den ganzen Technischen Schnick-Schnack wie Autos und Flugzeuge, aber das Straßenbild war immer noch geprägt von Reitern und Kutschen. Hyrule war eben sehr traditionsbewusst, worüber ich mich und ausländische Touristen sich auf Äußerste amüsierten.Ich meine, könnt ihr euch vorstellen, wie jemand mit Pfeil und Bogen bewaffnet eine Bank überfällt? Nein? Tja, das gibt es eben nur bei uns. “Link!” Verwirrt bleib ich stehen und sah in Richtung der Stimme, geradewegs nach oben. Grinsend wank ich. “Morgen Maleika!” Lachend landete sie neben mir. “Ich hab dich dreimal gerufen!” “Du kannst mir ja viel erzählen.” Gut, ich gebe es zu, wenn sie das sagt, stimmt es für gewöhnlich auch. Nur knapp entwich ich ihrer Faust. Maleika war eine Orni. Gut, Halb- Orni mit hyrulanischem Vater. Aber ich wette, der Kerl trägt Zora- Gene in sich. Erstens ist er ein super Schwimmer und zum zweiten hat Mal tiefblaue Federn! Als ich sie das Erste Mal gesehen habe, dachte ich, sie ist in einen Farbtopf gefallen und hab sie das in meiner Trotteligkeit auch noch gefragt! Kleiner Tipp: Macht das nie! Es war grausam. “Du willst doch nicht wirklich mit dem Bus fahren?” Orni und Zora waren selten in Bussen anzutreffen. Oh, und natürlich Goronen, aber das hatten andere Gründe. Die Achsen hielten in den seltensten Fällen das Gewicht aus. “Und ob ich das will!” Mal grinste mich an, als ob sie sagen wollte: “Nananananana. Ich weiß etwas was du nicht weißt.” Aber nicht mit mir. “Du hast also doch die Lehrstelle bei ner Zeitung bekommen?” “Ich hasst dich, weiß du das?” Übersetzung: Volltreffer. “Ich bin momentan wirklich schneller mit dem Bus.” Und das wo Pferde bei uns Vorfahrt haben. “Wo willst du hin?” “Zum Kurier.” Der Hyrulanische Tageskurier war die größte Zeitung unseres Landes. “Im ganzen Antalis- Viertel herrscht ein striktes Flugverbot.” Ich konnte ihr den Missmut direkt ansehen. Das Problem hatte ich zum Glück nicht. Einer der wenigen Vorteile, ein Hyrulaner zu sein. An der Bushaltestelle standen sowohl Erwachsene als auch Jugendliche in rauen Mengen. Nur weinige von ihnen sahen Maleika an. Kein Wunder, sie war in unserer Ecke bekannt wie ein bunter Hund - oder eben Orni. Mal beachtete das schon gar nicht mehr, stattdessen textete sie mich in einem fort zu. Nur hatte ich gerade gekonnt auf Durchzug geschalten. “Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?” “Klar.” Reflexe sind doch etwas feines. Unser Bus kam und wir stiegen ein, zum Glück noch vor den drängelnden Kinder. Aber auch so waren schon fast alle Plätze belegt. Nur weiter hinten waren noch zwei frei, die uns auch reichten. Während Scath Ann auf den Schoß nahm, spielte ich Sitzkissen für Mal. “So und jetzt noch mal.” Mist, Maleika hatte meine geistige Abwesenheit doch mitbekommen. “Erklär mir doch noch mal, warum du bei uns geblieben bist, wenn du jetzt doch sowieso auf die Akademie gehst. Du hättest damals doch gleich mit Scath mitgehen können.” O.K. Bevor ich jetzt weit aushole: Bei euch gibt es doch etwas, das sich Gymnasium nennt. Ist bei uns praktisch das Gleiche, heißt nur Akademie. Man brachte den Abschluss für fast alles, was höher ist. Politiker, Lehrer, Ritter und so weiter. Gewechselt war ich damals nicht wegen Zelda. Sie - als Politikertochter - wäre genau mit mir in einer Klasse gewesen. Und jedes Mal, wenn wir uns in der Vergangenheit über den Weg gelaufen sind, durfte ich kurz danach die Welt retten. Das wollte ich eben nur etwas hinauszögern. Jetzt ratet mal, was ich vor drei Jahren von Scath erfahren hatte: Madam ehemalige Prinzessin blieb auf normaler Schule. Da hätte ich mir das ganze Tara gleich von Beginn an spare können. Seufzend legte ich den Kopf an Mals Schulter. “Wie oft habe ich das jetzt schon durchgekaut?” “Noch nicht oft genug, weil ich es immer noch nicht verstanden habe.” Ich wette, sie schmollte mal wieder. “Ich kann dich beruhigen, Maleika.” Scath mischte sich einfach ein. “Das hab noch nicht mal ich kapiert und wir sind Zwillinge.” Die offizielle Version war: Ich wusste damals noch nicht, was ich werden wollte. Eigentlich totaler Schwachsinn, wenn man aus einer alten Ritterfamilie kam und mein unbestreitbares Talent für Schwertkampf und Bogenschießen hatte. Trotzdem hatte die Allgemeinheit es mir abgekauft. Nur knapp konnte ich Maleika festhalten, als sie sich auf meinen Beinen umdrehte und mich musternd ansah. Ohoh. “Was hast du vor?” “Sag mal, warum versteckst du dich immer wieder unter deiner Kapuze?” “Als ob du dir das nicht denken kannst.” Man kann mich nicht seit zehn Jahren kennen, ohne um mein überdurchschnittlich langes Haar zu wissen. Sie zuckte mit den Schultern und klaute mir als Erstes meinen Sichtschutz. Super. Ich spürte den Blick meines Sitznachbarn förmlich. Dann begann sie an meinen Haaren herum zu hantieren. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als sie machen zu lassen. Glaubt mir: Frauen, die ihren Willen nicht bekommen, können furchteinflößend sein. Da leg ich mich lieber mit unserem altbekannten Dämonenkönig an. Auch wenn ich immer noch die Hoffnung hatte, die ganze Misere zur Abwechslung mal friedlich lösen zu können. Mal hatte inzwischen eine Strähne aus meinem Zopf gelöst und nun begonnen diese zu flechten. Sie schien so etwas geplant zu haben, denn aus ihrer Tasche zog sie einen grünen Gummi aus ihrer Hosentasche, passend zu meiner Jacke. Die letzten Zentimeter musste sie ganz schön fummeln, aber schließlich ließ sie wieder von mir ab. Meine erste Reaktion war: Ich zog die Kapuze wieder an Ort und Stelle. Von der anderen Seite des Ganges hörte ich zwei leise kichernde Stimmen. Jetzt ratet mal. Ja, Scath uns Ann. Aber es hatte keinen Sinn, sich darüber zu beschweren. Viel schlimmer war, dass mich auch Andere, die ich nicht kannte, anstarrten. Und ein Großteil von denen würde sicherlich ebenfalls auf die Akademie gehen. Mein schon lange aufgebrauchtes Glück hatte mal wieder zugeschlagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)