Magnetismus von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 28: Der „Carrie“-Moment ------------------------------- „Kommst du auch irgendwann mal wieder aus dieser Umkleidekabine raus, Stiles?“ knurrte Derek gelangweilt: „Es kann doch nicht so schwer sein, so einen verdammten Anzug anzuprobieren.“ „Ich will nicht!“ kam es gequält zurück: „O.K., dann lass´es mich anders formulieren: Entweder du kommst jetzt da raus oder ich komme zu dir rein!“ Gab Derek zurück. Stiles kicherte: „Was soll das sein, Hale? So etwas wie eine Drohung? Ist mir doch egal, ob du...“ Weiter kam er nicht, weil der Vorhang aufgerissen und in Windeseile wieder zugezogen wurde, nachdem Derek bei ihm drinnen war. Der Werwolf blickte Stiles an, riss überrascht die grünen Augen weit auf, grinste dann, legte einen Arm um den Jüngeren und zog ihn mit einem Ruck zu sich heran, um ihn zu küssen. Das alles geschah in Windeseile und noch ehe Stiles recht begriff, wie ihm geschah. Überrumpelt ließ er sich in die Umarmung fallen, wie eine Leinwanddiva: „Unfair!“ murmelte er: „Du bist so verdammt schnell!“ „Du siehst heiß aus!“ kommentierte Derek mit einem Grinsen und ließ ihn wieder los. Stiles machte ein eigenartiges Gesicht und grummelte: „Du willst mich wohl verarschen? Ich sehe lächerlich aus. In dem Ding kann ich unmöglich zu diesem Ball gehen. Alle werden sich über mich lustig machen. Das bin doch nicht ich!“ Derek musterte Stiles von oben bis unten. Der tiefschwarze Smoking mit den glänzenden Seidenaufschlägen passte wie angegossen. Im Kontrast dazu stand das schlichte, blütenweiße Hemd und vervollständigt wurde das Bild von einem schmalen, tiefroten, aber schlecht gebundenen Schlips. Nach diesem griff Derek nun und richtete ihn mit einem kleinen Lächeln: „Jetzt ist es perfekt!“ versicherte er und fügte beinahe schnurrend hinzu: „Das bist vielleicht nicht du, aber dann muss es wohl James Bond sein: Mit der Lizenz, mich um den Verstand zu bringen!“ Er küsste Stiles noch ein weiteres Mal: „Findest du wirklich, dass ich so gehen kann?“ erkundigte der Jüngere sich stirnrunzelnd. Derek schüttelte den Kopf: „Nein, auf keinen Fall kannst du so gehen.“ bestimmte er mit einem Zwinkern: „So unglaublich, wie du aussiehst, werde ich dann ja den ganzen Abend darauf aufpassen müssen, dass niemand versucht, dich mir auszuspannen.“ Stiles grinste: „Das wird sicher kein Problem werden, solange du nur in meiner Nähe bleibst!“ versicherte er: „Sobald einer versucht, Hand an mich zu legen, deute ich einfach hinter mich, sage dass du mein Wachhund bist und du machst dann diese Sache mit den Augenbrauen, die du so gut beherrschst und schon nimmt jeder potenzielle Freier Reißaus!“ Welche `Sache mit den Augenbrauen´?“ fragte Derek grummelnd und machte die Sache mit den Augenbrauen. Stiles musste lachen, drehte Dereks Gesicht zum Spiegel und erwiderte: „Genau die!“ Derek schenkte Stiles im Spiegel ein schiefes Grinsen und wollte wissen: „Also willst du den Anzug nun kaufen?“ „Leihen!“ gab Stiles zurück: „Kaufen lohnt sich ja wohl nicht. Das Ding trag´ ich doch nie wieder!“ „Wer sagt das?“ wollte Derek wissen, während sich seine Finger nun an den Hemdknöpfen zu schaffen machten, um sich dann unter den Stoff vorzuarbeiten: „Ich finde schon passende Anlässe für dich, einen Smoking zu tragen, jetzt wo ich weiß, wie unglaublich du darin aussiehst. Und wenn du ihn einfach nur zuhause für mich trägst, zu meiner...Inspiration. Wir nehmen ihn!“ „Mir gefällt dein Blick nicht, Hale!“ behauptete Stiles, als Derek immer näher auf ihn zukam, während er selbst sich rückwärts von ihm fort bewegte, bis er mit der Wand zusammenstieß. Eine dreiste Lüge! In Wirklichkeit liebte er diesen Blick, doch er wusste auch genau, wohin er führte und er legte wirklich keinen Wert darauf, dass die Verkäuferinnen in diesem Schuppen die Cops riefen, weil aus einer der Kabinen verdächtige Geräusche kämen und er und Derek von seinem Dad wegen Unzucht in der Öffentlichkeit festgenommen werden würden. Nein, vielen Dank! Diese Vorstellung war überhaupt nicht sexy! „Derek, Aus!“ sagte er zwischen zwei Küssen, darum bemüht streng zu klingen. Heraus kamen seine Worte dann jedoch eher ein wenig atemlos und gehaucht. Fester sagte er nun: „Kasse! O.K.?“ Derek zuckte beleidigt mit den Schultern: „Wirst du das Ding denn Zuhause wieder für mich anziehen?“ Stiles setzte ein böses Lächeln auf und schüttelte den Kopf: „Du wirst dich bis zu Prom-Night gedulden müssen, sonst nutzt sich der Reiz ab.“ Bestimmte er. „Sadist!“ brummte Derek, doch er erlaubte Stiles nun widerwillig, sich wieder seine Straßenkleidung anzuziehen. Die Kassiererin der Boutique musterte die beiden Männer scharf. Sie musste den Telefonhörer wohl schon in der Hand gehabt haben, um den Sheriff zu verständigen, überlegte Stiles. Derek fixierte nun angestrengt den Verkaufstresen, als gäbe es dort etwas wahnsinnig Interessantes zu sehen, als er ihr seine Kreditkarte herüberreichte. Stiles dagegen dachte gar nicht daran, sich zu verstecken. Er stützte die Ellenbogen auf den Kassentisch, grinste der Dame unschuldig ins Gesicht und zwinkerte ihr zu. Im Hinausgehen setzte er noch einen drauf, indem er seine Hand zu Dereks Gesäß hinunter wandern ließ und sagte: „Na komm´ schon Baby! Bring´ mich nachhause!“ Im Auto blickte Derek Stiles strafend an und wollte wissen: „War das wirklich nötig?“ „Yupp, das war es!“ Stiles kicherte: „Was denn? Hinter verschlossenen Vorhängen bist du mutig, aber wenn sie dein Gesicht sehen können, dann kneifst du, oder wie?“ Derek ließ den Kopf hängen: „Ich schätze diese ganze Coming Out-Sache war in letzter Sache wohl ein bisschen viel für mich: All die Anwälte, mit denen ich unsere persönliche Situation besprechen musste, diese Aktivisten aus San Francisco, die bei uns neuerdings ein und aus gehen, Dannys Mutter, die jeden Tag mit selbstgebackenen Muffins vor unserer Tür steht und feurige Reden hält und als Krönung dieses Interview mit dem `Avocate´* vorletzte Woche. Manchmal möchte ich einfach in den Schrank zurück kriechen, aus dem wir gekommen sind, um da ein gemütliches und geheimes Leben mit dir und Loba zu führen, wie damals, in den guten alten fünfziger Jahren!“ Stiles streckte entschuldigend die Hand nach der von Derek aus: „Tut mir leid!“ murmelte er. Der Ältere schüttelte den Kopf: „Dir muss überhaupt nichts leidtun, Baby!“ versicherte er: „Ich bin einfach bloß froh, wenn sich der Trubel ein bisschen gelegt hat und wir endlich das O.K. haben, Loba auf Dauer zu behalten; wenn ich nicht mehr hauptberuflich schwul sein muss, sondern einfach wieder Derek sein darf!“ Er startete den Wagen. Stiles blickte seinen Freund auf der Heimfahrt verstohlen von der Seite an. `Schwul´! War es das, was sie beide waren? Nun ja, sie waren zusammen, Liebhaber, ein Paar! Und wenn alles so lief, wie Stiles sich das erhoffte, dann würde das auch so bleiben. Und da machten die Feinheiten wohl eher keinen Unterschied, oder? Zurück in Dereks Apartment fanden sie Loba und Peter auf dem Sofa lümmelnd vor, wie sie sich kichernd eine Tüte Gummibärchen teilten und Cartoons im Fernsehen anschauten. Loba hatte ihren Kopf auf Peters Bauch gelegt und ließ sich das Haar kraulen. In solchen Momenten vergaß Stiles beinahe, warum Peter im Grunde genommen von früh bis spät Schläge verdient hatte, sondern verspürte stattdessen eine beinahe zärtliche Regung in seiner Brust für den älteren Werwolf. Leider hatte Peter ein todsicheres Gespür dafür, wie man Augenblicke wie diesen sogleich effektiv wieder zunichte machte und so auch heute wieder: „Na Süßer? Habt ihr ein hübsches Ballkleid für dich gefunden? Beschreib´ es mir! Ist es rückenfrei? Gerüscht? Tiefes Dekolleté? Welche Farbe? Willst du gleich deine Freundinnen anrufen und es ihnen vorführen? Ich könnte dir auch beim zuknöpfen helfen.“ Stiles schüttelte den Kopf: „Is´ schon klar Peter; ich bin ein Mädchen. Das ist wirklich wahnsinnig witzig! Großartiger Sexistenhumor. Wieso wirst du eigentlich nicht endlich mal erwachsen, hmm?“ erwiderte er, setzte sich an Lobas andere Seite und platzierte ihre Beine auf seinem Schoß. „Weil das unglaublich langweilig ist.“ gab Peter zwinkernd zurück: „Was ist denn nun? Darf ich deinen Anzug jetzt sehen?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Kommt nicht in Frage!“ erwiderte er: „Erstens hast du dir dieses Privileg mit deiner Frechheit gerade verspielt und zweitens sehe ich offenbar unwiderstehlich darin aus und es reicht, wenn mich bereits EIN Hale heute in dem Ding angefallen hat. Peter lachte und rief zu Derek hinüber: „Donnerwetter Neffe! Sex in der Öffentlichkeit? Und ich dachte immer, du wärst ein total öder Langweiler!“ Derek ließ ein kleines Knurren vernehmen und warf Stiles einen strafenden Blick zu, ehe er sich ein wenig abseits auf einen der Sessel platzierte. Loba wurde auf den Unfrieden aufmerksam, schnappte sich die Gummibärchen, sprang vom Sofa auf, kletterte auf Dereks Schoß und begann, diesen mit den Süßigkeiten zu füttern. Und schließlich konnte Derek gar nicht mehr anders; er musste lachen. So wurde ihm auch plötzlich wieder ganz deutlich bewusst, wofür sie die ganzen Strapazen auf sich nahmen. Er küsste seiner Tochter die Stirn. Es klingelte an der Tür. Stiles ging um zu öffnen und kam wenig später mit Danny und Cynthia Mahealani zurück ins Wohnzimmer. Dannys Mutter hatte einen Teller mit selbstgebackenen Brownies in der einen Hand und eine druckfrische Ausgabe des `Advocate´ in der anderen: „Ist das aufregend, Jungs!“ jubelte sie: „Ihr seid berühmt!“ „Na großartig!“ knurrte Derek: „Genau das, was ich immer schon wollte!“ Loba kletterte von Dereks Schoß herunter und folgte ihrem feinen Näschen bis zu dem Teller mit den Brownies. Cynthia zog das Zellophan von dem Gebäck und ließ das Mädchen sich bedienen. Als sie den Teller nun auch an Stiles weiterreichen wollte, klagte dieser scherzhaft: „Ich habe heute eine Anzug für die Prom-Night gekauft. Wenn ich jeden Tag Kuchen esse, werde ich an meinem großen Abend den Hosenknopf nicht mehr zubekommen. Peter hingegen griff zu und bemerkte: „Dann müssen mein Neffe und du eben ein bisschen härter `trainieren´. Ich biete mich hiermit auch großzügig als Ersatzmann an, falls Derek zwischendrin die Puste ausgeht.“ „Uagh!“ machte Stiles: „Das ist widerlich!“ Derek war inzwischen aufgesprungen und bellte: „Wolltest du nicht gerade gehen, Peter?“ „Nö!“ machte dieser ungerührt, biss ein weiteres Mal herzhaft in das Gebäck und kommentierte: „Das ist wirklich fantastisch, Mrs. Mahealani.“ Diese nahm auf dem Sofa Platz, schlug das Magazin an einer bestimmten Seite auf und klopfte neben sich, damit auch Derek käme, um mit hineinschauen zu können. Da war ein zweiseitiger Artikel über sie; Auszüge aus dem Interview, welches sie gegeben hatten, ein Foto von Derek, Stiles und Loba hier in diesem Apartment und dann noch einige Fakten und Meinungen zu Regenbogenfamilien im Allgemeinen. Ihre Gesichter, ihre Worte, ihr Zuhause; ausgestellt, ausgebreitet für die Öffentlichkeit und das auch noch landesweit. Derek hatte plötzlich das Gefühl, die halbe Nation würde auf ihrer Bettkante sitzen und er bekam Bauchschmerzen. Peter beugte sich über Stiles und maulte: „Wieso bin ich eigentlich nicht mit auf dem Foto? Ich bin doch ausgesprochen fotogen!“ „Und inwiefern sollte das unserer Sache helfen,wenn du mit auf dem Bild wärst?“ knurrte Derek genervt: „Eurer Sache vielleicht nicht, aber meiner!“ Gab Peter schelmisch zurück: „Stellt euch die ganzen Zuschriften der heißen, jungen Männer vor, die mich kennenlernen wollen!“ „Pfft!“ machte Derek genervt: „Warum bewirbst du dich dann nicht gleich beim `Advocate´ als alternder Posterboy. Du hast bestimmt recht und es gibt mit Sicherheit ein paar gutherzige Jungs da draußen, die bereit wären, einen alten Sack wie dich mit dem Schwamm zu waschen, zu füttern oder was auch immer du dieser Tage so für Pflegebedürfnisse hast, Onkel. Toi, toi,toi!“ Derek streckte beide Daumen in die Luft und hatte ein falsches Lächeln aufgesetzt. „Nur kein Neid Neffe.“ gab Peter giftig zurück: „Wir wollen doch mal sehen, ob du in ein paar Jahren auch noch so blendend aussiehst, wie ich. Bei deiner ewigen schlechten Laune möchte ich das stark bezweifeln. Du hast ja jetzt schon so einen verkniffenen Ausdruck um die Mundwinkel. Und machen wir uns nichts vor Derek: So viel jünger als ich bist du nun auch wieder nicht!“ Die Kabbelei von Onkel und Neffe ging noch eine Weile so weiter und Stiles stellte überrascht fest, dass sie dieses Mal heftiger ausfiel, als gewöhnlich und fragte sich, wieso? Eine Weile später waren die Gäste verschwunden und Stiles setzte etwas fort, was er am Tag nach dem ersten Besuch des Jugendamtes begonnen hatte: Er plakatierte Dereks Wohnung mit Post-It´s, auf welchem die Namen der jeweiligen Gegenstände in großen Druckbuchstaben vermerkt waren! Zu jedem Gegenstand sprach er dann dessen Namen sehr gut akzentuiert aus, ließ ihn Loba mehrmals nachsprechen und sie das Wort in ungelenken Buchstaben einem Collegeblock schreiben. Das ganze Apartment begann nun langsam, wie ein gelber Blätterwald auszusehen. Als Derek stirnrunzelnd die Frage stellte, ob Stiles wirklich allen Ernstes glaube, dass Loba auf diese Weise das Sprechen, das Lesen UND das Schreiben auf einmal lernen würde und ob dies für das arme Ding nicht eine komplette Überforderung darstelle, erhielt auch er selbst einen Post-it mit seinem Namen auf die Stirn geklebt, was Derek ein ärgerliches Knurren entlockte, Loba und Stiles jedoch in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Und um zu beweisen, dass seine pädagogisch-didaktischen Überlegungen wirksam waren, machte Stiles hinterher den Test und ließ Loba die neu gelernten Worte in der Wohnung suchen. Er sagte zum Beispiel `Kühlschrank´ und ließ sich diesen dann von Loba zeigen. Und sogar Stiles selbst war verblüfft, dass das Kind es beinahe ohne großes Nachdenken in fast jedem Fall auf Anhieb richtig machte: „Siehst du, wie schlau sie ist!“ rief Stiles begeistert aus und küsste und umarmte das Mädchen stürmisch. Derek nickte: „Schätze, das hat sie von ihrem Daddy.“ gab er schmunzelnd zurück. In der folgenden Nacht, als Derek und Stiles nebeneinander im Bett lagen, war es ausnahmsweise einmal der Werwolf, der sich schlaflos und unruhig im Bett herumwälzte, bis Stiles sich schließlich stirnrunzelnd erkundigte: „Hey mein Liebling? Alles in Ordnung bei dir?“ „Hmm...“ machte Derek vage. Stiles setzte sich auf und knipste die Nachttischlampe an: „Was?“ fragte er nun ernsthaft besorgt. Auch Derek nahm eine sitzende Position ein, verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte: „Ich musste gerade an Peter denken.“ „Oh...kay?“ machte Stiles ratlos und wartete, ob da noch eine Konkretisierung der Überlegungen seines Liebhabers folgen würde, jedoch musste er auf diese ein kleines Weilchen warten, in welchem Dereks Miene verschiedene Grade der Düsternis und des Unbehagens spiegelte. Als Derek sich dann endlich doch noch zu weiteren Worten durchringen konnte, stellte er die Frage: „Sag´ mal, gefällt dir mein Onkel? „Wie Bitte!“ fragte Stiles verwirrt und konnte sich zunächst gar nicht vorstellen, wie zum Teufel diese Frage gemeint sein könnte. Ein Blick in das grimmige Gesicht seines Gefährten ließ es ihn dann doch noch erraten: „Du...du meinst ALS MANN? Du willst wissen, ob ich ihn attraktiv finde?“ Derek zuckte mürrisch mit den Schultern: „SAG MAL, HAST DU DEN VERSTAND VERLOREN!“ rief Stiles entsetzt aus. Augenbrauen kollidierten mit Augäpfeln und Kiefer mahlten auf Kiefern- ein klassischer Hale: „Warum flirtest du dann ständig mit ihm?“ grollte der Werwolf: „Waa...ICH? ...NEIN!“ stotterte Stiles: „Das tue ich nicht! Bloß weil ihm nicht permanent eins mit meinen Baseballschläger überbrate, wie er es verdient hätte, bedeutet das noch lange nicht, dass ich mit ihm flirten würde.“ „Aber es gefällt dir, das er mit DIR flirtet!“ stellte Derek unbehaglich fest. Stiles war klar, dass sich die Bedenken seines Liebhabers nicht einfach mit einer flapsigen Bemerkung wegwischen lassen würden, also versuchte er sich an absoluter Ehrlichkeit: „O.K. Derek, lass´uns Klartext reden.“ begann er: „Dein Onkel ist ein attraktiver Mann. Es passiert mir nicht allzu oft, dass attraktive Leute Interesse an mir haben. Mir ist zum Beispiel völlig schleierhaft, was ausgerechnet du an mir findest, denn du bist ja wohl das absolut Schönste, was ich je gesehen habe. Wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, es schmeichelt mir ein wenig, dass dein Onkel Interesse bekundet, aber das bedeutet nicht, dass er auch nur den Hauch einer Chance bei mir hätte und das hat mehrere Gründe: Erstens weiß ich genau, wer er ist; nämlich ein Lügner, ein Mörder, der König der Manipulation und besessen von seinem Wunsch nach Macht. Ich könnte ihm niemals genug vertrauen, um ihn wirklich nah an mich heranzulassen. Und zweitens, und das ist noch viel wichtiger; Ich LIEBE dich, Mann! Du bist alles was ich brauche und will und du hast von absolut niemandem etwas zu befürchten. Und wenn ich mich darum bemühe, mit deinem Onkel irgendeine halbwegs normale Form des Umgangs zu finden, dann tue ich das allein deswegen, weil er deine Familie ist und nun einmal zu dir gehört, so gruselig das auch ist. Ist deine Frage damit ausreichend beantwortet, mein Herz?“ „Du liebst mich?“ fragte Derek kleinlaut. Stiles rollte genervt mit den Augen: „So könnte man meine Worte wohl interpretieren und das ist doch auch nicht gerade eine Neuigkeit, oder? Ja Derek, das tue ich. Ich liebe dich. Sehr!“ Er zog Dereks Kopf an seine Brust und streichelte ihm durch das Haar: „Entschuldige. Ich bin diesbezüglich wohl ein bisschen vergesslich.“ murmelte der Ältere kleinlaut: „Offensichtlich!“ erwiderte Stiles gutmütig und fragte dann: „Du weißt, dass du die Sache mit deiner Eifersucht in den Griff bekommen musst, oder?“ Derek nickte: „Ja weiß ich!“ „Du weißt auch, dass du bei mir in Sicherheit bist, richtig?“ fuhr Stiles fort: „Ich will niemals etwas tun, um dich absichtlich zu verletzen.“ Derek zuckte unglücklich mit den Schultern. Stiles seufzte. Das war wohl der größte Unterschied zwischen ihnen beiden, schoss es ihm durch den Kopf: Für ihn selbst war die Liebe noch neu und er ging ganz unbedarft an die ganze Sache heran. Derek hingegen, war `beschädigte Ware´. Sein Herz war schon einige Male gebrochen gewesen. Und abgesehen davon hatte er bisher nicht gerade die Art Leben geführt, die dazu einlud, sich vertrauensvoll in etwas Neues zu stürzen. Und plötzlich wurde Stiles klar, welch ein Wunder es war, dass Derek es mit ihm dennoch gewagt hatte. Er zog ihn noch ein wenig enger an sich heran und versicherte noch einmal: „Du bist sicher bei mir!“ Derek nickte und eine Weile später war er eingeschlafen. Die letzten Schultage waren eigenartig für Stiles und seine Freunde. Da sie wussten, dass es bald vorbei sein würde, war alles mit einem Mal bedeutungsvoll und emotional. Spinde wurden nach und nach abdekoriert und ausgeräumt, denn es wurde Zeit, sich Stück für Stück von hier aus der Schule zurückzuziehen, die so lange ein Teil ihres Lebens gewesen war, weil ihre Welt bald so viel größer werden würde. Das war ja auch schön. Aber es war auch absolut furchteinflößend! Doch genauso wichtig, wie es war, von hier zu verschwinden war es auch, irgendwelche Spuren zu hinterlassen; zu zeigen, dass sie hier gewesen waren und dass es die letzten Jahre wirklich gegeben hatte. Und so kam es auch, als Scott, Lydia, Danny und Stiles einmal Mittags am Schulschild, dem geheimen Eingang zum Hale-Verlies, ein Päuschen einlegten und Milchshakes tranken, dass Stiles plötzlich einen dicken schwarzen Filzstift zückte, seinen Namen seitlich an das Schild kritzelte und den Stift dann an Lydia weitergab. Sie tat es ihm gleich und auch die Anderen folgten ihrem Beispiel. Scott war der Letzte gewesen, der sich verewigte, doch etwas erschien ihm nicht richtig. Und schließlich schrieb er neben seinen Namen auch noch die von Isaac, Erica und Boyd. Daraufhin verlangte auch Danny noch einmal den Stift und fügte Ethans Namen hinzu. Lydia nickte, schnappte sich den Filzschreiber und ergänzte Allisons und Aidens Namen, wobei sie auf beide ì´s ein Herzchen malte. Während sie hier ihre Marke hinterließen, sprachen die Freunde kein einziges Wort und als es erledigt war und die Schulglocke sie zurück zum Unterricht rief, erhoben sie sich ganz einfach wieder und verschwanden schwermütig jeder für sich in die unterschiedlichen Richtungen. Endlich war der Tag des Abschlussballs gekommen. Stiles war den ganzen Tag über kribbelig gewesen, wie ein Ameisenhaufen und nun war er gemeinsam mit Loba bei seinem Dad zuhause. Das Mädchen würde heute bei ihrem Großvater übernachten, denn Derek hatte für später noch geheimnisvolle Pläne, über die er unverschämter Weise einfach nichts verraten wollte. Stiles kam aus der Dusche und blickte sich selbst im Spiegel an: blasse Haut, wahrlich keine Schönheit, nicht eben eine Sportskanone, also alles in allem wirklich nichts Besonderes, aber immerhin gefielen ihm seine eigenen breiten Schultern. Er rasierte sich heute besonders sorgfältig, bearbeitete seine Haare mit Gel und knetete und formte daran herum, bis er ein halbwegs zufriedenstellendes Ergebnis erzielt hatte. Er wollte gut aussehen für diesen Abend und für Derek; zumindest so gut, wie er eben konnte. Ein kleiner Spritzer von Dads Rasierwasser, nicht zu viel, um die Wolfsnase seines Liebhabers nicht überzustrapazieren und dann war er soweit. Er legte den Smoking mit Bedacht an, so als sei dieser eine Art religiöses Gewand für ein altertümliches Initiationsritual zum Übergang in das Erwachsenenleben. Mit dem Schlips gab er sich zwar alle Mühe, doch das Ergebnis machte Stiles dennoch nicht glücklich, also lief er die Treppe hinab und rief: „Dad? Kannst du mir helfen? Ich bekomme das mit dem blöden Ding einfach nicht hin!“ Als sein Vater ihn erblickte, schlich sich so ein eigenartiger Ausdruck auch dessen Gesicht: „Oh, nein, Dad! Du wirst doch jetzt nicht heulen, oder?“ rief Stiles unsicher: „Wenn du weinst, dann weine ich auch, hörst du?“ „Nein, geht schon wieder!“ behauptete der Sheriff tapfer: „Du siehst nur so...erwachsen aus. Verdammt, du bist überhaupt nicht mehr mein kleiner Junge, sondern ein richtiger, erwachsener Mann! Nicht mehr lange und du bist endgültig ausgezogen und vergisst deinen alten Vater. Du bist ja sogar jetzt schon öfter bei deinem Freund zuhause, als bei mir! Und bald beginnt das College.“ Nun rollte doch eine kleine Träne über die Wange von John Stilinski. Stiles wischte sie lächelnd mit dem Daumen fort und sagte: „Aber es musste doch irgendwann mal passieren, dass ich erwachsen werde, oder nicht Dad? Deswegen vergesse ich dich doch nicht und das ist auch kein Grund, um traurig zu sein. Du solltest stattdessen lieber eine Party feiern, weil du es zu guter Letzt doch noch geschafft hast, mich groß zu kriegen. Endlich ist dann niemand mehr da, um den du dir ständig Sorgen machen musst und der dir auf den Wecker geht.“ Der Sheriff lachte leise: „Ich werde mir immer Sorgen um dich machen, auch dann noch, wenn du selbst schon ein alter Mann sein wirst, denn ich kenne dich schließlich, Stiles. Du kannst deine Nase einfach nicht aus gefährlichen Dingen heraushalten!“ Zwinkernd fügte er hinzu: „Und aus diesem Grund wirst du mir auch IMMER auf den Wecker gehen!“ „Vermutlich!“ Gestand Stiles ein: „Aber sieh´ es doch mal so; wenn ich erst mal ausgezogen bin kannst alles machen, was du immer schon tun wolltest. Du könntest damit anfangen ein paar Frauenherzen brechen, dir ein gefährliches Hobby suchen, wie Bungee-Jumping oder Höhlenkletterei; du könntest an deinen freien Tagen nackt auf dem Sofa sitzen und Eistorte essen, ohne Angst haben zu müssen, dass ich plötzlich zur Tür hereinspaziert komme und dir einen Vortrag über das Diabetes-Risiko halte. Das wird der Hit, Dad!“ John Stilinski lachte: „Du hast zwar wirklich interessante Ideen, wie ich meine zweite Lebenshälfte verbringen sollte, aber ehrlich gesagt fand ich mein Leben eigentlich ganz schön, so wie es bisher war.“ Stiles grinste: „Also wenn du mit dem Thema Elternschaft immer noch nicht durch bist Dad, dann wüsste ich etwas.“ Erklärte er und deutete mit dem Kinn auf Loba, welche soeben mit mäßigem Erfolg damit beschäftigt war, die Schnürsenkel ihrer Turnschuhe zuzubinden, wobei sie leise und ungeduldig vor sich hin knurrte. Ihre Augen waren angestrengt zusammengekniffen und ihre Zungenspitze klebt in ihrem Mundwinkel. Irgendwann blickte sie zu den beiden Männern auf und quengelte: „Hilfe! Kaputt!“ Der Sheriff lachte: „Na komm´ her Spätzchen! Ich zeig´ dir noch einmal wie es geht.“ In diesem Moment klingelte es an der Tür. War es albern, dass Stiles jetzt Herzrasen bekam? Vermutlich! Und noch erbärmlicher war es wohl, dass Derek auf der anderen Seite der Tür es höchstwahrscheinlich deutlich hören konnte. Seltsamerweise wirkte Derek an diesem Abend schüchtern. Er begrüßte Stiles mit einem gehauchten Kuss auf die Lippen, lächelte leise, als er die schlecht gebundene Krawatte entdeckte und richtete sie unaufgefordert: „Du bist schön!“ flüsterte er Stiles ins Ohr: „Du brauchst wohl ´ne Brille, Hale!“ erwiderte er verlegen. Derek schüttelte leise lächelnd den Kopf. Dann nahm er eine der beiden vollkommenen dunkelroten Rosen, die er in seinem Knopfloch trug heraus, um sie Stiles anzustecken: „Du bist wirklich ein altmodischer Junge!“ kommentierte Stiles mit einem kleinen Lachen und nahm seinen Freund genau in Augenschein. Der Anzug, den er trug, sah teuer und maßgeschneidert aus. Das konnte zum Einen daran liegen, dass es tatsächlich so war, zum Anderen aber auch daran, dass an Derek eigentlich immer alles gut aussah: „Wenn ich mit dir heute da auftauche, werden sicher alle annehmen, ich hätte einen Haufen Kohle für deine Begleitung hingeblättert!“ murmelte Stiles: „Na besten Dank!“ erwiderte Derek mit einem schiefen Grinsen: „Ist das deine subtile Art mir mitzuteilen, dass ich wie eine Hure aussehe?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Nein, das ist meine ungeschickte Art dir zu sagen, dass du wahnsinnig toll aussiehst und keiner mit nur ein bisschen Verstand glauben würde, dass jemand wie du sich tatsächlich dazu herablassen würde, sich freiwillig mit mir abzugeben.“ Derek schüttelte den Kopf und sagte sanft: „Wie ist es möglich, dass jemand, der so schlau ist wie du, so ein dummes Zeug erzählt?“ Sie gingen kurz hinüber ins Wohnzimmer, um sich von Stiles Dad und Loba zu verabschieden und dann erkundigte sich Derek: „Bist du bereit, Süßer?“ Stiles holte einmal tief Luft und nickte: „Auf in den Kampf!“ Ursprünglich hatte Stiles darüber nachgedacht, Loba zu seinem Abschlussball mitzunehmen und hatte sich schon ausgemalt, wie süß sie in einem Ballkleidchen aussehen würde, doch das hatte Derek vehement mit der Begründung abgelehnt , dass Stiles wenigstens EINEN perfekten Highschoolmoment haben sollte, wenn sein übriges Leben schon so unglaublich verrückt und außergewöhnlich war; ein Abend an dem er einfach bloß ein ganz normaler Teenager war, der eine ganz normale Highschoolsache tat. Vor dem Haus küsste Derek Stiles noch einmal und diesmal mit ein wenig mehr Leidenschaft und als Stiles in den Camaro einsteigen wollte, beeilte der Werwolf sich, um ihm die Tür zu öffnen. `Sein Freund war wirklich ein sehr altmodischer Junge!´ dachte Stiles belustigt. Sie fuhren nicht lange und bevor sie aus dem Wagen stiegen, wollte Stiles wissen: „Mit wem warst du eigentlich auf deinem eigenen Abschlussball. Mit einem Mädchen?“ „Ich war nicht dort!“ erwiderte Derek: „Paige war…“ er schluckte: „…sie war tot...und ich hatte nach ihr eine Weile keine Freundin. Ich war noch nicht wieder so weit.“ „Das waren dann ja fast drei Jahre, Derek!“ flüsterte Stiles traurig: „Deine ganze Jugend!“ „Ich binde mich eben nicht so leicht!“ erwiderte Derek schlicht. Stiles löste seinen Gurt und krabbelte hinüber auf den Fahrersitz, wo er auf Dereks Hüfte Platz nahm und sich zu einem Kuss zu ihm herunterbeugte: „Immer wenn ich denke, ich würde bereits alle Schichten deiner Traurigkeit kennen, dann kommt darunter noch eine weitere zum Vorschein!“ flüsterte er und legte seine Stirn an die des Werwolfs: „Entschuldige!“ gab Derek kleinlaut zurück. Stiles schüttelte den Kopf: „Nein, Derek! Entschuldige dich nicht dafür. Und hab´ keine Angst: Ich kümmere mich darum!“ Dann fragte er mit einem kleinen Grinsen: „Und? Bist du bereit für unseren Abschlussball?“ Derek nickte. „Hunger, Grandpa!“ erklärte Loba: „Das dachte ich mir.“ Erwiderte John Stilinski: „Was hältst du von hausgemachter Pizza?“ „Piz-za!“ wiederholte das Mädchen und folgte dem Sheriff in die Küche, wo dieser den bereits vorbereiteten Teig hervorholte, um ihn mit einem Nudelholz auszurollen: „Ich will auch!“ gab Loba bekannt und schnappte sich die Teigrolle, ohne eine Antwort abzuwarten: „O.K.?“ machte der Sheriff überrumpelt und begann nun damit, sich um die Beläge zu kümmern, die Stiles mit Sicherheit allesamt nicht gutgeheißen hätte, wegen Cholesterin, Darmkrebs, Skorbut oder was auch immer, doch Stiles war heute nicht da und darum konnte John seine Pizza belegen, mit was immer ihm auch gefiel. In diesem Fall waren es Zwiebeln und Dosentomaten, die als Alibigemüse herhalten mussten, sowie Hackfleisch, Salami, gebratene Hähnchenbruststreifen und mehrere Sorten Käse. Stiles mochten diese Zutaten vielleicht nicht gefallen, Loba hingegen schien sie zu lieben und wollte sich am liebsten gleich darüber hermachen. Es war gar nicht so leicht, ihr zu vermitteln, dass die Ingredienzien später auf der Pizza umso besser schmecken würden. Schließlich gelang es dem erfahrenen Vater, das kleine Werwolfsmädchen mit einem großen Schokokeks abzulenken und so das Pizzablech seiner Bestimmung im Ofen bei 225° Celsius zuzuführen. Derek und Stiles betraten die festlich geschmückte Turnhalle Hand in Hand und blickten sich scheu um. Die schummrige Beleuchtung, die laute Musik, die Diskokugel, die Lichtsprengsel in alle Richtungen warf, erschwerten im ersten Moment die Orientierung, bis sie beide ihre Namen hörten und dann auf einen Scott aufmerksam wurden, der wie ein aufgeregte kleiner Junge auf und ab sprang, was einen krassen Gegensatz zu seinem sehr erwachsenen Abendanzug darstellte. Das Paar lief zu Sott hinüber und dort befand sich auch der Rest ihrer Clique. Stiles musterte sie und stellte fest, dass sie alle großartig aussahen. Kiras Ballkleid war eher punkig als vornehm; vielfarbig, gemustert, mit einem Ballonrock. Sie sah bezaubernd darin aus. Lydias Begleiter war Parrish. Der schmale, junge Deputy wirkte elegant in seinem anthrazitfarbenen Anzug und Stiles hätte wetten mögen, dass Lydia ihn für ihn ausgesucht hatte. Die Erdbeerblondine selbst trug ein hellgrünes, schulterfreies, bodenlanges, ausgestelltes Taftkleid, das ihr offensichtlich Engel direkt auf den Leib geschneidert hatten. Sie sah darin aus wie eine Göttin und für einen kurzen Moment erinnerte sich Stiles wieder daran, warum er jahrelang wie besessen von ihr gewesen war. Danny hatte irgendeinen gutaussehenden Kerl dabei, den Stiles noch nie gesehen hatte und der vermutlich bloß ein Platzhalter war, bis Danny sich endlich mal wieder richtig verliebte. Malia war ohne Begleiter gekommen. Sie wirkte in ihrem engen, langen, dunkelblauen Seidenkleid ein wenig deplatziert, was nicht daran lag, dass es nicht gut an ihr ausgesehen hätte, oder ihre Vorzüge vorteilhaft hervorbrachte. Es machte ganz einfach den Anschein, dass sie lieber etwas getragen hätte, in dem sie sich bewegen konnte; etwas dass der wilden, kleinen Koyotin in ihr erlaubt hätte, sich auszutoben: „Du siehst heiß aus!“ sagte Stiles zu ihrer Begrüßung und erhielt ein geknurrtes: „Spar´s dir, Stilinski!“ zur Antwort. Seine Ex konnte mit Komplimenten scheinbar genauso schlecht umgehen, wie er selbst. Stiles lachte. „Und was nun?“ fragte Derek unbehaglich und schaute sie im Saal um: „Punsch!“ bestimmte Stiles Derek nickte: „Ich hol´ dir welchen!“ „Nein, du rosenverschenkender, autotürenaufhaltender Prinz. ICH werde DIR welchen holen.“ erklärte Stiles und küsste Derek, jedoch nicht, ohne sich hinterher nach allen Seiten zu versichern, wer sie beide dabei gesehen und etwas dagegen haben könnte. Überraschenderweise schien es jedoch überhaupt niemanden zu interessieren, wessen Lippen diejenigen von Stiles berührten, oder dass diese einem anderen Kerl gehörten. „Wirst du eigentlich auch mit mir tanzen?“ wollte Stiles eine Weile später von Derek wissen, als sie all´ ihren Freunden auf der Tanzfläche zuschauten, während sie selbst wie Mauerblümchen am Rand herumstanden. Der Werwolf sah unbehaglich aus, als er antwortete: „Ich tanze nicht!“ „Verstehe!“ machte Stiles enttäuscht, als er plötzlich von hinten an den Hüften gepackt wurde und eine, leider allzu vertraute Stimme verkündete: „Keine Sorge, Kleiner! ICH tanze mit dir!“ Peter war aus dem Nichts aufgetaucht und schleifte Stiles hinüber zur Tanzfläche. Dieser warf einen `Bitte-rette-mich-Blick´ zurück zu seinem Freund, der ihm mit einem hilflosen Achselzucken antwortete. „Was machst du hier, Peter!“ fragte Stiles also genervt, als er und der Werwolf miteinander tanzten. „Meine Tochter ist heute hier zum Schulball!“ lautete die fadenscheinige Antwort des Älteren: „Sicher!“ ätzte Stiles: „Das ist ja auch die normalste und gesündeste Sache der Welt; seine Tochter auf dem Schulball zu stalken, um dann ihren Exfreund gewaltsam zu nötigen, mit ihm das Tanzbein zu schwingen. Ich wette, wenn wir uns ein bisschen umschauen, finden wir hier dutzende Väter, die es ganz genauso machen, wie du.“ „Ja, das denke ich auch!“ gab Peter unbewegt zurück: „ Sieh´ nur der Kerl da drüben. Ich schätze, der hat die gleichen guten Absichten, wie ich!“ Stiles schüttelte grinsend den Kopf: „Das ist Mrs. Milton. Sie unterrichtet Feldhockey!“ „Oh!“ machte Peter und legte den Kopf schief: „Sicher? Mein Fehler!“ Er schlang die Arme noch ein wenig enger um Stiles, so dass dieser den Eindruck gewann, mit einer anhänglichen Anakonda zu tanzen und schnurrte: „Na, irgendwas musste ich mir doch einfallen lassen, um dich in deinem Smoking zu sehen, mein Schatz. Und ich muss sagen, ich kann verstehen, wie mein Neffe auf die Idee kommen konnte, sich gleich dort in der Boutique mit dir paaren zu wollen.“ Der Ältere ließ seine Hände Stiles Rücken hinab bis zu dessen Hinterteil gleiten. Stiles hingegen schnappte sich Peters Finger, schob sie umgehend wieder nach oben und versuchte dann erfolglos, sich loszumachen. Glücklicherweise war in diesem Moment Derek zur Stelle: „Darf ich abklatschen“ fragte er, doch es klang mehr nach einer donnernde Drohung, als nach einer höflichen Anfrage. Peter lächelte sein typisches, böses, kleines Lächeln und behauptete: „Aber sicher doch, Derek. Ich halte ihn doch bloß ein bisschen für dich warm.“ „Seltsam!“ wandte Stiles ein: „Davon merke ich überhaupt nichts. Mir gefriert hier nämlich gerade eher das Blut in den Adern!“ Bevor er verschwand, besaß Peter tatsächlich die Frechheit, Stiles auf die Stirn zu küssen. Derek fuhr die Klauen aus, doch Stiles legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Oberarm: „Lass´ gut sein!“ flüsterte er:“ Er will dich doch bloß provozieren!“ Als Peter sich entfernt hatte, um nun seiner Tochter auf die Nerven zu gehen, blickte Stiles Derek erwartungsvoll an: „Also gut Süßer! Aber nur, weil du es bist!“ sagte dieser schließlich, nahm eine von Stiles Händen in seine und platzierte die andere sacht in seinem Rücken. Derek als Tanzpartner war das genaue Gegenteil von seinem Vorgänger. Stiles fühlte sich gehalten und sanft geführt, während sie sich ruhig und wie eins zur Musik bewegten. Er schmiegte sich an den Älteren und legte ihm den Kopf auf die Schulter: „Das ist schön!“ nuschelte er gegen den weichen Anzugstoff. „Stimmt!“ bestätigte Derek, lehnte seine Wange an Stiles Hinterkopf und schloss die Augen. Als eine Weile später Ballkönig- und Königin verkündet werden sollten, wurde Stiles tatsächlich doch ein wenig nervös und Derek drückte beruhigend seine Hand. Natürlich fiel Stiles Name in diesem Moment nicht; weder als König, noch als Königin, dafür aber etwas später, denn es gab noch etliche andere Nominierungen an diesem Abend: Das schönste Kleid, der beste Sportler und Dutzende weitere, tödlich langweilige Rubriken und dann war es so weit: Die Wahl des süßesten Paares des Abends ginge an Stiles Stilinski und seinen Begleiter, verkündete Greenburg, der Sprecher der heutigen Ballnacht asthmatisch und mit quietschender Stimme: „Schweineblut...“ flüsterte Stiles ängstlich doch Derek schüttelte energisch den Kopf, zog ihn hinter sich her zur Bühne und erwiderte: „Das ist Blödsinn, Stiles!“ Und dann standen sie da oben und Stiles warf einen Blick über die versammelten Anwesenden: Freunde, Bekannte, Lehrer, Leute, die ihm vage vertraut vorkamen, einzelne, scheinbar vollkommen Unbekannte, Widersacher und obendrein Peter Hale blickten ihn und Derek erwartungsvoll an. Und dann tat Derek etwas, womit Stiles im Leben nicht gerechnet hätte; er blickte ihm tief in die Augen, schlang die Arme um ihn und dann küsste er ihn innig und lang; vor der versammelten Schülerschaft und allen Anwesenden. Die erwartete, unangenehme Dusche blieb aus. Stattdessen applaudierte man ihnen und einzelne johlten sogar. Und weil Stiles es einfach nicht lassen konnte, seine vorlaute Klappe aufzureißen, schnappte er sich das Mikrofon von Greenburg und sagte: „Danke Leute! Vielen Dank! Verpasst nicht unsere Vorstellungen um zweiundzwanzig Uhr und um zweiundzwanzig Uhr dreißig! Und denkt dran: Ihr könnt uns auch buchen; zum Beispiel für Kindergeburtstage und Bar Mitzvahs!“ Unter dem brüllenden Lachen des Publikums stieg das Paar von der Bühne herunter und Derek kommentierte grinsend: „Du bist echt unmöglich Stilinski!“ Stiles grinste: „Und DU bist wahnsinnig mutig!“ dann forderte er: „Lass´ uns jetzt verschwinden, ja? Oder bringt das deinen Zeitplan durcheinander, für den geheimnisumwitterten weiteren Fortgang des Abends?“ Derek schüttelte den Kopf: „Nein, es passt perfekt!“ Sie verabschiedeten sich von allen; sogar von Peter und saßen einen Augenblick später nebeneinander im Auto: „Eigentlich sollte ich dir die Augen verbinden.“ stellte Derek fest, doch Stiles erwiderte kopfschüttelnd: „Sorry, das ist mir zu kinky! Außerdem würde ich dir dann auch ziemlich schnell auf´s Armaturenbrett kotzen. Kontrollfreak, weißt du? Ich muss sehen, wohin die Reise geht.“ Derek nickte. Sie fuhren eine ganze Weile durch die Nacht, ließen Beacon Hills hinter sich und zunächst hatte Stiles nicht den leisesten Schimmer, wohin sie wohl unterwegs sein mochten. Dann hielten sie vor einem Hotel, in dem Stiles schon einmal gewesen war: „Hier haben wir uns zum ersten Mal geküsst!“ stellte er überrascht fest. „Ja!“ gab Derek zurück, nahm Stiles bei der Hand und führte ihn hinein. Sie schritten die Treppen hinauf und Stiles bemerkte: „Es ist auch das gleiche Zimmer!“ Derek nickte und schloss die Tür auf. Drinnen gingen Stiles beinahe die Augen über. Derek musste am Nachmittag schon einmal hier gewesen sein, um alles vorzubereiten. Auf beiden Nachttischen standen Vasen mit wundervollen roten Rosen, die den Raum mit ihrem Duft erfüllten. Es waren genau dieselben, wie jene, die sie in ihren Knopflöchern hatten und verteilt auf dem Bett lagen die Blütenblätter von Dutzenden weiteren Rosen. Stiles nahm ein paar davon in seine Hand, schnupperte daran und um zu überspielen, wie überwältigt er war, kommentierte er flapsig: „Das ist total cheesy, weißt du das Hale?“ „Du findest es blöd!“ murmelte Derek mit hängendem Kopf. Sofort tat Stiles seine Bemerkung leid. Er küsste Derek und versicherte: „Es ist überhaupt nicht blöd! Es ist herzzerreißend schön und du weißt wie schlecht ich damit umgehen kann. Dann entdeckte Stiles den Sektkühler mit der Magnumflasche Champagner darin und er riss fragend die Augen auf: „Erzähl bloß deinem Vater nichts davon, denn du bist ja noch unter einundzwanzig. Wenn ich´s mir recht überlege, sollten wir ihn wohl besser zulassen.“ beeilte sich Derek zu sagen, doch in dem Moment hatte Stiles bereits den Korken geöffnet, setzte, die Sektflöten, die auf dem Tisch standen ignorierend, die große Flasche an und nahm einen tüchtigen Schluck: „Versuchst du denn wohl, mich auf diese Weise gefügig zu machen, Hale?“ fragte Stiles und legte verführerisch den Kopf schief: „Brauche ich dafür etwa jetzt schon Hilfsmittel?“ wollte Derek wissen und nahm die Flasche an sich, um selbst daraus zu trinken: „Tja, was soll ich sagen?“ gab Stiles frech zurück: „Das mit uns geht ja nun schon ein paar Monate, Baby. Der Lack ist ab!“ Mit diesem Worten löste er seine Krawatte und begann sehr langsam, die Knöpfe seines Hemdes einen nach dem anderen zu öffnen. Derek setzte sich auf das Bett und genoss die Show. Stück für Stück flogen die Kleider und schließlich trat Stiles an die Schlafstatt heran und verkündete: „Wir schulden diesem Zimmer noch etwas. Als wir das letzte Mal hier waren, hast du mich zurückgewiesen, erinnerst du dich?“ „Wie könnte ich das wohl vergessen? Denkst du etwa, mir wäre das leicht gefallen? Aber du warst noch minderjährig und es war das Richtige, es nicht zu tun!“ rechtfertigte sich Derek: Stiles küsste seine Nasenspitze: „War es nicht! Es hat mich damals beinahe um den Verstand gebracht und nun musst du es wieder gut machen, hörst du, Freundchen?“ „Zu Befehl!“ erwiderte Derek grinsend und schaute hinab auf Stiles Finger, die sich an seinen Hemdknöpfen zu schaffen machten. Diese ganze Nacht, der Ball, seine Freunde, tanzen mit Derek, ihre Ehrung vor Pubikum und alles was darauf folgte würde Stiles sein Leben lang als absolut vollkommenes Erlebnis in Erinnerung bleiben. Und der befürchtete `Carrie´-Moment, war einfach ausgeblieben. *`The Advocate´ ist eine große, queere amerikanische Zeitschrift, die alle zwei Monate erscheint. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)