Magnetismus von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 4: Träume und Alpträume ------------------------------- Peter Hale war tot, doch in der Dunkelheit konnte Stiles seine Gegenwart noch immer spüren. Es verging kaum eine Nacht, die nicht dadurch unterbrochen wurde, dass Stiles aus einem Alptraum aufschreckte, der davon handelte, dass ein rotäugiger Monsterwolf auf Anabolika ihn und seine Freunde nur so zum Spaß durch das nächtliche Schulgebäude jagte. Oder von Peter, der in menschlicher Form auf dem Sportplatz auftauchte undLydia beinahe umbrachte . Oder von Peter, der Stiles in einem Parkhaus bedrohte. Oder von Peter, der sonst etwas Furchtbares anstellte. Oder von Peter, der bei lebendigem Leibe verbrannte und wenig später mit zerrissener Kehle verblutete. Und jedes Mal schreckte Stiles schweißgebadet auf und an Schlaf war daraufhin nicht mehr zu denken. Und langsam begann der Schlafmangel lästig zu werden! Aus irgendeinem Grund machte Peter Stiles nach seinem Tod noch mehr Angst, als zu Lebzeiten. Als ob sein böser Geist sich noch irgendwo auf dieser Ebene herumtrieb und nichts Besseres zu tun hatte, als kleine Gastspiele in Stiles nächtlichen Kinovorstellungen zu geben. „Alter! Du siehst übel aus!“ stellte Scott in der ersten Stunde uncharmant fest. (Geschichte - das war zum Glück auch im Halbschlaf zu schaffen!) „Besten Dank auch, Kumpel!“ grummelte Stiles: „Ich muss sagen, der Zauber ist aus unserer Beziehung verschwunden!“ Scott schmunzelte: „Sieh es doch mal so: Ich liebe dich auch dann noch, wenn du aussiehst wie etwas, dass sie aus der Kanalisation gekratzt haben. Das muss doch auch etwas zählen!“ Dann wurde er wieder ernst: „Was ist denn los? Schläfst du schon wieder schlecht?“ Schlaf war schon immer so eine Sache gewesen bei Stiles und Scott wusste das. Stiles zuckte mit den Schultern: „Das wird schon wieder! Es war einfach ein bisschen viel in letzter Zeit!“ Scott musste nicht fragen, wovon Stiles sprach. Er war ja dabei gewesen. Unvermittelt fragte Stiles nun: „Hast du Derek eigentlich in letzter Zeit mal gesehen? Ich meine seit…das alles passiert ist?“ „Nicht wirklich! Irgendwie zieht er sich momentan zurück. Ich schätze, er muss die neuen Gegebenheiten erstmal auf die Kette kriegen. Ist ja auch ´ne große Sache. „ Und da wurde Stiles auf einmal etwas klar: Peters Geist war tatsächlich noch unter ihnen, durch die unfreiwillige Erbschaft, die er seinem Neffen gemacht hatte. Derek hatte ihn getötet und nun war ein neuer Alpha in der Stadt. Und im Grunde wusste doch keiner so genau, was das bedeutete, oder? Waren mit der Macht auch der Wahnsinn und die Bösartigkeit an Derek weitergereicht worden. Immerhin war es gut möglich, dass es auch eine genetische Komponente gab, oder nicht? Stiles fröstelte: „Was weißt du eigentlich über die Werwolfshierarchie. Was bedeutet es, dass Derek jetzt ein Alpha ist?“ Scott zuckte mit den Schultern: „Eigentlich weiß ich nur das, was Derek mir darüber beigebracht hat und das ist nicht viel.“ Nachdenklich fügte er hinzu: „Denkst du, wir sollten uns Sorgen machen?“ Stiles zog einen Mundwinkel zu einem halben Grinsen hoch: „Du kennst mich Alter! Ich finde, man sollte sich immer Sorgen machen!“ Eigentlich wollten die beiden ihr Gespräch fortsetzen, doch dann wurden sie durch eine unfreundliche Stimme vorn im Klassenraum daran erinnert, dass sie gerade hier waren, um etwas über den zweiten Weltkrieg zu lernen: „Mr. McCall, Mr. Stilinski gibt es etwas, was sie mit der ganzen Klasse teilen wollen?“ „Nicht wirklich, Mrs. Edwards.“ Antwortete Stiles schnell: „Ich habe nur gerade zu Scott gesagt `Dieser Hitler! Ts ts.“ Er schüttelte den Kopf: „Das war kein netter Mensch!“ Mrs. Edwards, die Vertretungslehrerin hob streng die Augenbrauen und erwiderte: „Nein, das war er wohl nicht. Wenn sie keine weiteren, ähnlich tiefschürfenden Beiträge zum Thema haben schlage ich vor, ich übernehme nun wieder das reden und sie spitzen die Ohren, in Ordnung?“ Stiles zeigte mithilfe von Gesten, dass seine Lippen nun verschlossen seien und er den Schlüssel weggeworfen habe. Unwahrscheinlich in Stiles Fall. Das war auch Mrs. Edwards klar! Stiles schleppte sich durch den restlichen Schultag und während andere Leute durch Schlafmangel träge wurden, trat bei ihm der gegenteilige Effekt ein: er wurde noch nervöser und kribbeliger als ohnehin schon, was am Nachmittag beim Lacrosse-Training darin gipfelte, dass er und Coach Finstock sich lautstark anbrüllten. Und bei dem Streit ging es nicht einmal um Lacrosse! Es ging um Star-Trek. Genauer, um den alten und den neuen Spock. Und welcher der Bessere sei. Es wurde ziemlich emotional und Beleidigungen wurden ausgetauscht. Eine weitere Eskalation stand zu befürchten Das Team stand mit offenem Mund um die beiden Kontrahenten versammelt, bis Greenburg schließlich fragte, ob sie nicht einfach weiterspielen könnten. Und das führte dann dazu, dass Stiles aus dem Schneider war und nun Greenburg den geballten heiligen Zorn des Coaches auf sich zog. Naja, einfach, weil er eben Greenburg war. Armer Kerl! Sheriff Stilinski und Melissa McCall hatten beide Nachtschicht und Scott hatte einen Halo-Abend bei Stiles vorgeschlagen. Mit anschließender Pyjama-Party. Natürlich hatte er dabei einen Hintergedanken gehabt: Er wollte, dass Stiles endlich wieder einmal eine Nacht durchschlief und seiner Erfahrung nach klappte dies immer sehr gut, wenn sie zusammen übernachteten. Und so hatten sie es dann auch gemacht: Eine Riesenpizza bestellt und dann gespielt, bis ihnen um halb elf die Augen zugefallen waren. Stiles schlich durch finstere Kellergewölbe. Was er hier wollte und wie er hier hergekommen war, wusste er nicht. Irgendwo in der Ferne hörte er Stimmen und düstere Rockmusik. Und das stete Klopfen von Wassertropfen, die von der Decke auf den Boden schlugen. In die Wände waren große Metallringe eingelassen und von einigen baumelten schwere Stahlketten. Alle paar Meter gab es Leuchter, in welchen je eine einzelne dicke Kerze brannte. Insgesamt war die Kulisse passend für einen S/M-Club. Oder für ein Neunziger-Jahre-Madonna-Video! Die Stimmen und die Musik wurden lauter und schließlich betrat Stiles eine riesige düstere Halle voll von Fremden. Der Dress-Code hier lautete offenbar schwarz und Leder. Stiles schluckte! Die Blicke, die ihm begegneten waren misstrauisch bis feindselig, doch niemand sprach ihn an, oder versuchte ihn aufzuhalten. Und dann erblickte Stiles etwas an der Stirn des Raumes. Es war ein Podest, auf dem eine Art Thron stand. Und auf diesem saß Derek, wie ein Herrscher über den Saal und Alle, die sich in ihm befanden. Als Stiles sich das Sitzmöbel, auf dem der Werwolf Hof hielt genauer betrachtete, stellte er entsetzt fest, dass er aus Schädeln gefertigt war. Von Menschen und Wölfen! Dann bemerkte Stiles eine weitere Person auf dem Podest. Sie stand hinter Derek, möglicherweise von ihm unbemerkt, im Schatten verborgen, an die Wand gedrängt. Stiles ging näher heran, strengte seine Augen an und erkannte entsetzt, dass es Peter Hale war. Stiles Herz setzte ein paar Schläge lang aus! Als Derek durch das Fenster in Stiles Schlafzimmer stieg, empfing ihn dort ein heilloses Chaos. Kleidung lag überall da herum, wo sie ausgezogen worden war. Es roch nach Sportsocken und den Resten der Anchovi-Pizza, die sich noch im offenen Karton vor dem Bett befanden. Der Werwolf zog die Nase kraus. Stiles mit seiner menschlichen Nase mochte die olfaktorische Beleidigung, welche jeden Winkel dieses Zimmers ausfüllte ja entgehen, aber wie hielt Scott es hier drinnen bloß aus? Derek schloss das Fenster ein wenig lauter als nötig, um die zwei zu wecken und schüttelte innerlich den Kopf darüber, dass das überhaupt nötig war. Diese Kids sollten wirklich vorsichtiger und wachsamer sein. Er hätte schließlich sonst wer sein können. Endlich regten sich die beiden, Stiles knipste seine Nachttischlampe an und blinzelte ihn an. Derek blickte auf die verschlafenen Jungen hinab: Zwei Mal bleiche, dürre Extremitäten, welche aus Nerd-T-Shirts und albernen, mit Zeichentrickfiguren bedruckten Boxershorts lugten. Er verdrehte genervt die Augen: Hierhin war er also gekommen, weil er Unterstützung suchte? Lächerlich! Stiles war Dereks Blick nicht entgangen. Er richtete sich auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und spottete dann in schönster Divenmanier: „Hätte ich dich erwartet, hätte ich mich natürlich in etwas Hübscheres geschmissen, Schätzchen!“ „Ach, halt deine vorlaute Klappe!“ knurrte Derek. Stiles verschränkte empört die Arme vor der Brust und erwiderte: „Du nimmst den Mund ganz schön voll für jemanden, der mitten in der Nacht in fremde Fenster einsteigt.“ „Könnt ihr nicht einfach beide, die Klappe halten?“ maulte Scott: „ Ich bin noch nicht wach genug für eure Kabbeleien!“ „Dann sag deinem Kumpel, er soll aufhören, mich anzubaggern!“ erwiderte Derek hitzig. Stiles wurde kirschrot: „Waa…? Ich…?“ stammelte er überrumpelt. Dann erinnerte er sich, dass er Stiles Stilinski war, holte einmal tief Luft, um sich zu sammeln und antwortete schließlich schlagfertig: „Du solltest diese Sache mit deiner Homophobie in den Griff kriegen Kumpel! Du weißt ja sicher, was du dadurch über dich selbst verrätst, oder? Also Derek: gibt es etwas, was du mit der Gruppe teilen möchtest?“ Nun war es an Derek, rot zu werden, ob nun vor Scham oder Zorn blieb unklar: „Sei froh, dass ich so eine friedfertige Persönlichkeit besitze Stilinski!“ erwiderte er grollend: „Pfft!“ machte Stiles, vorgeblich verärgert, doch insgeheim war er erleichtert. Derek und er frotzelten miteinander, wie eh` und je, was hoffentlich bedeutete, dass Dereks neuer Alphastatus bislang noch keine negativen Veränderungen in ihm bewirkt hatte. Er war derselbe übellaunige alte Kotzbrocken wie immer, richtig? Und Stiles freute es! Um sicher zu gehen würde er die Situation natürlich weiter im Auge behalten und nach Anzeichen von fortschreitender Schurkenhaftigkeit suchen. Man konnte ja nie wissen! Und er hatte genügend James Bond in seinem Leben gesehen, um zu wissen, worauf er achten musste: - Wollte Derek unbedingt den Atomwaffencode von Finnland knacken? - Entwickelte er schleichend einen albernen russischen Akzent? - Besaß er plötzlich eine weiße Perserkatze, welcher er unter Ausstoß eines echten Bösewichtlachens das Fell kraulte (Mo-har-har-har-har!) Bei dem letzten Bild musste Stiles unwillkürlich laut auflachen, woraufhin er von Derek angestarrt wurde, als habe er nun endgültig den Verstand verloren. Kopfschüttelnd fragte Derek schließlich: „Darf ich jetzt vielleicht endlich mal erzählen, weshalb ich gekommen bin?“ „Also nicht für einen guten alten Schlagabtausch?“ fragte Stiles spöttisch: „Sicher nicht!“ erwiderte Derek kühl: „Ich bin hier, weil wir ein Problem haben Jungs: Nymphen haben sich in Beacon Hills niedergelassen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)