Wie man eine Abgabe schreibt von HoppouChan (Kurzgeschichte über einen gelangweilten Jugendlichen) ================================================================================ Kapitel 1: Nachtaktivitäten --------------------------- Abermals schaue ich auf die Uhr. Das matte Licht des LCD-Displays scheint mir ins Gesicht. 1 Uhr 35. Was mache ich hier überhaupt noch wach? Eigentlich sollte ich ja schon längst schlafen, immerhin ist morgen, besser gesagt heute, Schule. Obwohl, jetzt ist es eigentlich auch schon zu spät. Die drei Stunden Schlaf kann ich mir auch schenken. Anstatt zu schlafen liege ich in meinem Bett, die Augen offen, in das schwarze Nichts gerichtet, und lausche dem monotonen Rattern meiner Uhr. Ja, rattern, nicht ticken. Diese Uhr ist besonders – oder so. Ich lasse einen leisen Seufzer los, als ich aufstehe und so leise wie möglich durch den Raum tappe. Immerhin will ich meine Eltern ja nicht aufmerksam machen, falls die gerade wach sind, ist zwar unwahrscheinlich, aber egal. Etwas träge schlüpfe ich in die Klamotten vom Vortag. Ob die getragen sind oder nicht, ist egal, sieht mich ja ohnehin niemand. Teils aus Mangel an Alternativen, teils aus Gewohnheit klappe ich den Laptop auf meinem Schreibtisch auf und schalte ihn ein. Sofort beginnen die Ventilatoren des Coolingpads sich zu drehen, wodurch sich zum Rattern auch noch ein Surren dazugesellt. Das lässt den Computer irgendwie steampunkmäßig klingen. Bei dem Gedanken grinse ich leicht. Ein Steampunk-Laptop, das wäre schon was. Alleine wegen dem Aussehen. Der fahle Lichtschein des Bildschirms stach im ersten Moment richtiggehend in den Augen, als dieser das erste Mal den Raum einigermaßen erhellte. Umsehen wollte ich mich nicht. Einerseits wusste ich, wie mein Zimmer aussah. Andererseits war es das pure Chaos, also lieber nicht. Mit zusammengekniffenen Augen, um den Schmerz etwas zu mindern, suchte ich die richtige Tastenkombination und skalierte die Bildschirmhelligkeit hinab. Eindeutig besser, ich konnte die Augen wieder komplett öffnen. Ich ließ mich in den Schreibtischsessel fallen, zog diesen zum Tisch und legte die Finger in Standardposition auf die Tastatur. Wie immer eben. Vom vielen Zocken war ich ja schon regelrecht geschädigt. Meine Mutter würde sich wohl darüber aufregen. Aber sie war ja nicht hier, also hatte ich meine Ruhe. Jetzt blieb nur ein Problem: Was sollte ich machen? Sicher, ich könnte Zocken. Spiele hätte ich auch genügend. Aber irgendwie fehlte mir die Lust dazu. Lesen? Auch nicht das Wahre, dann würde ich wieder nicht aufhören wollen. Mittlerweile war Windows hochgefahren und der Sperrbildschirm begrüßte mich, mit der Outlineabbildung von Rainbow Dash. Ja, Rainbow Dash. Das hellblaue Pony mit Regenbogenmähne aus My Little Pony. Was andere Leute dachten, war mir ohnehin egal. Ich brauchte ja auch keinen Wallpaper einer Serie, die rein theoretisch für kleine Mädchen gedacht wäre, damit mich Leute komisch anschauten. Verhalten, Aussehen und Sticker auf dem Laptop genügten dafür auch schon. Und die Meinung der Leute war mir ja ohnehin nicht wirklich wichtig. Also, wieso nicht? Eins musste man dem Pony lassen, der Bildschirmhintergrund sah wirklich gut aus. Routiniert loggte ich mich in meinen Benutzer ein. Aber weiter in der eigentlichen Frage war ich ja immer noch nicht. Was sollte ich jetzt machen? Als mir nicht direkt etwas einfiel, beschloss ich, einfach einmal den Browser zu starten und ziellos irgendwas zu machen. Was genau? Kein Plan. Hauptsache nicht nichts. Automatisiert öffneten sich insgesamt sieben Tabs, jeder mit einer anderen Seite, die ich im Normalfall alle durchcheckte. So auch jetzt. Aber Überraschung: In den letzten vier Stunden war nichts Nennenswertes passiert. Sämtliche Neuigkeiten im Twitter-Feed von bildspammenden Bots und einigen vereinzelten hobby-/schlaflosen Programmierern dazwischen. Das Dashboard voll mit Einträgen von vor mehreren Stunden. Im internen Forum meines Onlineclans – sehr überraschend kein Post. Auf YouTube auch keine interessanten Uploads. Resigniert gab ich ein leises stöhnen von mir. Wie sollte ich jetzt die restliche Zeit totschlagen. Einige Zeit hing ich einfach nur im Stuhl herum, bevor ich mich dann desinteressiert durch ältere Topics klickte. Von Kommentaren zu längst vergangenen Updates über Diskussionen, ob es eine neue Evolition geben soll bis hin zum Fanworkbereich, wobei vor allem der Fanfiction-Bereich interessant war. Hier klickte ich mich durch alles Mögliche und Unmögliche, las manche bis zu ihrem verfrühten Ende oder brach sie nach wenigen Kapiteln ab. Außerdem hinterließ ich bei manchen Topics ein Abo, Kommentare aber nirgends. Davor hatte ich irgendwie Angst. Angst, mich zu blamieren. Also ließ ich es lieber. Irgendwie kamen mir nach dem Archiv die Wettbewerbe unter die Finger, und siehe da, es war sogar einer am Laufen. Mit einem einigermaßen interessanten Thema. „Wieso nicht? No guts, no glory“, meinte ich lautlos zu mir selbst, öffnete ein Dokument und… starrte die leere Seite an. Wieder das Problem. Was sollte ich schreiben? Als mir nach einigem hin- und herüberlegen kein guter Ansatz einfiel, begann ich einfach zu schreiben. Etwas Schlimmeres als null Punkte konnte ja ohnehin nicht rauskommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)