Heart over Brain von HoppouChan (Liebesbrief einer Musikerin) ================================================================================ Kapitel 1: An Hanni ------------------- Liebe Hanni,   Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich mir dabei denke, jetzt, wo ich diesen Text schreibe. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich überhaupt etwas denke. Immerhin ist es gut möglich, dass dich das hier gar nicht interessiert. Dass du dir danach denkst, was für eine Zeitverschwendung es doch war, bis zum Ende zu lesen. Oder dass du nicht einmal das tust und schon nach wenigen Zeilen abbrichst. Trotzdem, etwas in mir will, dass ich es mache. Geplant war das hier auf jeden Fall nicht. Sicher, ich habe schon überlegt, ob ich dir etwas schenke. Was ich dir schenke. Aber das sicher nicht. Erst recht nicht heute Abend. Eigentlich wollte ich ja an meinem neuen Songtext weiterschreiben. Aber es will und will einfach nicht funktionieren. Ich bin zu unkonzentriert, mache Fehler, schreibe komplett sinnlose Passagen – wegen dir. Egal, was ich versuche, du schwirrst einfach in meinem Kopf rum. Bist omnipräsent. Egal, wo ich bin, was ich mache. An welchem Tag oder zu welcher Uhrzeit. Ich bekomme dich einfach nicht aus dem Kopf. Eigentlich ist das ja eine gute Sache. Vor ein paar Tagen habe ich es selber bemerkt, ich laufe ständig mit einem Lächeln im Gesicht herum. Ganz anders als sonst. Auch wenn ich es nicht will, selbst wenn ich total verzweifelt bin, mir wieder einmal im Bett die Haare raufe – sobald die Gedanken zu dir driften, beginne ich zu lächeln. Auch wenn es extrem ablenkt – es ist gut, dass du mir ständig im Kopf rumschwirrst. So vergesse ich meine eigenen Sorgen und Probleme. Du brauchst wohl zu viel Platz in meinem Kopf. Wobei, nicht nur da. Auch sonst glaube ich, dich überall zu sehen. Deine Umrisse in Wolken. Dein Gesicht in Pfützen. Manchmal bilde ich mir auch ein, du wärst gerade an mir vorbeigegangen, obwohl ich weiß, dass du komplett woanders bist.   Sicher, viele Leute haben schon Probleme dich so zu akzeptieren wie du bist. Zu kindisch, zu klein, zu ängstlich, zu blass… Die Liste mit Ausreden könnte ich jetzt noch lange weiterführen. Aber wie gesagt, es sind nichts anderes als Ausreden, zumindest meiner Meinung nach. Selbst wenn das ganze objektiv betrachtet stimmen sollte – für mich nicht. Wenn du nicht so wärst wie du bist, würde ich wahrscheinlich auch nicht hier sitzen und schreiben. Alles an dir passt genau so – lass dir ja nichts anderes einreden! Ich weiß, das hier ist alles andere als ein normaler Liebesbrief. Im Normalfall strotzen die doch nur vor Kitsch, oder? Nachdem ich in so etwas aber alles andere als gut bin, will ich dir die Peinlichkeit eher ersparen. Sonst kannst du ja vor lauter Fremdschämen nicht weiterlesen. Also mache ich auf meine Art und Weise weiter. Ich weiß auch nicht, wann die ganze Hexerei angefangen hat. Wobei es eher ein Zauber ist. Ein schöner Zauber. Ich denke, nach und nach hat sich das Ganze entwickelt. Und ich bin froh darüber. Am Anfang habe ich nie gedacht, dass ich überhaupt einmal Gefühle in die Richtung entwickeln würde. Du warst ja nur eine ganz normale Klassenkameradin. Zwar etwas schüchtern, aber von der Art fand und findet man genug an der Schule. Irgendwann sind wir dann einmal ins Gespräch gekommen. Das Thema weiß ich nicht mehr genau. Aber das ist hier auch unwichtig. So wurden wir von Klassenkameraden zu Freunden. Von Freunden zu besten Freunden. Und jetzt? Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass es noch weiter geht. Immerhin ist es mehr als unwahrscheinlich. Erst recht, wenn man dich näher kennt. Aber es ist besser, man ist traurig, weil man es versucht, aber einfach nicht geschafft hat, als man bereut es hinterher, dass man es nie versucht hat. Solche Gedankengänge haben mich wohl auch dazu bewogen, diesen Brief hier anzufangen. Anscheinend war es doch keine so schlechte Idee. Zumindest sitze ich jetzt mit einem Lächeln vor diesem Blatt Papier, und werde es einfach nicht mehr los. Trotzdem überlege ich immer wieder, ob ich das auch wirklich so schreiben kann. Oder ob ich das Blatt nicht einfach zusammenknüllen und wegwerfen soll. Obwohl…das wäre keine so gute Idee. Der Papierkorb ist schon überfüllt mit den kläglichen Versuchen von gestern und den Tagen davor. Aber selbst wenn es irgendwie unpassend ist – würde ich etwas anderes als meine Gedanken schreiben, wäre das ja nicht ich, und das will ich auf keinen Fall. Der Brief soll von mir kommen, nicht von jemand anderem.   Der andere Grund, warum ich angefangen habe zu schreiben, ist, dass bald Valentinstag ist. Eher, sobald du diesen Brief (hoffentlich) liest, ist Valentinstag. Das ist wohl die perfekte Gelegenheit, um so etwas auszudrücken. Mittlerweile sollte es ohnehin schon klar sein, dass dies der Fall ist. Dennoch will ich es noch einmal schwarz auf weiß niederschreiben: Hanni, ich habe mich in dich verliebt. So richtig. Ich hoffe, du wirst morgen auch noch mit mir reden, selbst wenn du diese Gefühle nicht erwidern kannst. Das kann ich durchaus verstehen. Aber alleine deine Anwesenheit macht mich überglücklich, also bitte: hasse mich jetzt nicht dafür. So oder so wünsche ich dir noch einen wundervollen Valentinstag und auch wunderschöne weitere Tage, falls wir uns nicht sehen.   Kasumi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)