Nicht dein Leben... von Grayson ================================================================================ 8. -- „Morgen, Boy Wonder.“ Der Länge nach schmiegte Barbara sich an den ihr so vertrauten nackten Körper. Auf dem Bauch liegend, ein Bein ein wenig angezogen, lag ihr Mann, der im Schlaf die Decke von sich geschoben hatte, neben ihr. Lächelnd ließ sie sie Fingerspitzen über seinen Rücken gleiten, hinauf zu den breiten Schultern und dem rechten Oberarm. Dort angekommen, zeichnete sie den Schriftzug nach, den Richard sich mit achtzehn, in einem Tattoo-Studio, hatte stechen lassen - in Erinnerung an seine Eltern und als Zeichen, für all die Trauer und den Schmerz, die er nach ihrem sinnlosen Tod durchlebte - The Flying Graysons. Nur ein leises Grummeln, welches sie an das Schnurren einer Großkatze erinnerte, deutete darauf hin, dass der Mann neben ihr nicht mehr schlief. „Ich glaube du musst noch etwas zu Ende bringen“, wisperte sie ihm ins Ohr, ehe sie federleichte Küsse auf seinem Nacken verteilte. Noch nicht vollständig erwacht, drehte der Dunkelhaarige sich auf den Rücken und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, ehe er einen Blick neben sich warf. „Wie spät ist es?“ „9:00 Uhr durch.“ Eine Hand flach auf seine Brust legend, schaute sie ihm in die Augen. Ganz langsam, aber mit spürbarem Druck ließ sie dabei ihre Finger tiefer gleiten. „Wir haben alle Zeit der Welt. Lian und Johnny tollen mit Jason im Schnee und Roy passt auf sie auf. Es wird niemand an die Tür klopfen und Jason nicht winselnd davor hocken. Wir sollten das ausnutzen!“ Sie beugte sich über ihn und fing die geliebten Lippen für einen sinnlichen Kuss ein. Ihr rotes Haar fiel über sie, hüllte sie ein und bildete ein natürliches Zelt, welches das Licht, das durch das Fenster hereinfiel, filterte und warm erscheinen ließ. Durch die sanfte Verführung munter geworden, schlang Richard verlangend die Arme um seine Frau. Sie schmeckend, ihren geschmeidigen Körper und ihre Rundungen an seiner Haut spürend, gab er sich nur zu gern ihren kundigen Händen hin. Und während Richard und Barbara in ihrer eigenen Welt versanken, eilte Alfred durch das Haus, um den Kindern im Garten, dich sich immer noch stritten, ob ihr Schneemann einen Umhang tragen sollte oder nicht, schwarzen Stoff zu zu holen. Während Lian für einen Umhang plädierte, schien Johnny strikt dagegen zu sein. Von dem Disput, ob der große Schneemann heute ein Batman oder ein Nightwing darstellen sollte, bekamen Johnnys Eltern nichts mit, dafür aber Roy, der dem nun schon eine ganze Weile andauerndem Streit ein Ende setzte, indem er an einem der Bäume mehrere gerade Zweige abschnitt, diese dem frostigen Gefährten so in den Rücken steckte, das die Enden alle nach oben zeigten. Zum Schluss besorgte er einen gebogenen Ast und befestigte ihn so, das es aussah als würde der Schneemann einen Bogen tragen. Von seiner Aktion bekamen die sich noch immer streitenden Kinder, die sich mit aufgeblasenen Wangen und in die Hüften gestützten Händen gegenüberstanden, nichts mit, erst als er: „Wenn ihr euch nicht einigen könnt, dann entscheide ich eben. Bitteschön, jetzt habt ihr einen Arsenal.“ Lachend deutete er auf den Schneemann. „Daddy!“, schrie Lian plötzlich auf, wobei ihre schmalen, dunklen Augen wütend funkelten. „Batman ist viel toller.“ „Nein, Nightwing“, fing nun auch Johnny wieder an, seinen Standpunkt zu verteidigen. „Also, ich mag ja Arsenal.“ Mit einem amüsierten Grinsen, schnappte Roy sich seine Tochter und warf sie hoch in die Luft. Sicher fing er Lian wieder auf, die vor Freude kreischte. „Er wirkt nicht so düster, wie die Batboys, oder?“ Fest hielt er das Mädchen in den Armen, hauchte ihr einen väterlichen Kuss auf die Stirn und stellte sie zurück auf die eigenen Füße. „Was meint ihr, finden wir einen Kompromiss? Wieso gebt ihr dem Schneemann nicht von jedem eurer Helden einen Teil ab? Ein Cape, das für Batman steht? Bastelt eine Maske, wegen mir die von Nightwing und setzt sie ihm auf. Lasst ihm Pfeil und Bogen, als Zeichen für Arsenal und wenn ihr Lust dazu habt, dann bastelt ein paar Schwingen, wie sie Red Robin trägt.“ Zwischen den zwei Streithähnen kniete Roy sich in den Schnee, ignorierte dabei die Kälte und die Nässe, die seine Jeans durchdrangen und schaute von seiner schmollenden Tochter zu Johnny, der angestrengt über den Vorschlag nachzudenken schien. „Tolle Idee.“ Aufgeregt sprang der Junge auf und ab. „Und woher bekommen wir eine rote Perücke?“ „Wozu denn das?“ quiekte Lian, als sie die Hände ihres Vaters an der Taille spürte und die Finger die sie frech, aber sacht in die Seite stießen. „Wenn wir schon von jedem Superhelden einen Teil am Schneemann haben, dann doch auch was von Batgirl.“ „Da habe ich vielleicht eine Idee, Johnny.“ Es war Alfred, der die Haupttreppe hinab kam. In der Hand hielt er schwarzen Futtertaft. „Ich finde bestimmt irgendwo rotes Seil, daraus könnt ihr eine Perücke basteln.“ Johnny trat zu Alfred, griff zuerst nach dem dünnen Stoff und dann nach der Hand des Butlers, an der er zog, damit dieser sich zu ihm hinab beugte. „Danke.“ Der Junge gab dem überraschten älteren Herrn einen dicken Schmatzer auf die Wange, ehe er nach Jason rief, damit der Hund, der irgendwo auf dem Grundstück verschwunden war, ihnen ins Haus folgte. Die nächsten Minuten waren die Kinder beschäftigt. Unter Arianas Aufsicht und mit ihrer Hilfe, bastelten sie all die Sachen, die ihr Schneemann ihrer Meinung nach benötigte, um ein echter Superschneemann zu sein. Bis auf das Lachen von Johnny und Lian im Wohnzimmer, lag das Haus in Stille. Zeit für Roy, sich in der Bat-Höhle, auf den neusten Stand der Dinge im Mordfall Katie Miller bringen zu lassen. „Der Obduktionsbericht liegt vor.“ Ohne ein Guten Morgen kam Bruce Wayne direkt zur Sache. „Man fand Rückstände von Betäubungsgas in ihren Lungen. Sie war nicht bei Bewusstsein, als der Täter ihr sieben tiefe Stichwunden zufügte. Er traf das Herz zweimal, je zweimal den rechten und den linken Lungenflügel und die Speiseröhre. Zum Schluss durchtrennte er ihr so brutal die Kehle, dass er mit der Schneide bis auf die Halswirbel vordrang.“ „Wenigstens hat sie so nicht all zu viel mitbekommen“, atmete Roy auf. „Gibt es Anzeichen für sexuelle Gewalt?“ wollte Tim wissen, der an einem anderen Rechner saß und die Daten ihrer eigenen Spurensicherung durchsah. „Nein.“ Noch immer drehte Bruce sich nicht in ihre Richtung. „Ich lasse gerade eine Suche laufen, wo überall man in Gotham dieses Betäubungsgas beziehen kann.“ „Okay, also, was haben wir?“ Roy griff nach einem der freien Drehstühle und schob ihn neben Tim, ehe er darauf Platz nahm. „Eine Frau, betäubt, ermordet.“ „Bisher habe ich keine verwertbare Spuren entdeckt, keine DNA, keine fremden Fingerabdrücke, nur die der Familienangehörigen und der Nachbarn“, fuhr Tim fort. „Ich schau mal, ob das GCPD etwas gefunden hat.“ Durch ein paar geübte Griffe, erschienen die Daten der Spurensicherung auf dem Bildschirm. Sorgsam lasen Roy und Tim den Bericht durch, nur um dann gleichzeitig den Kopf zu schütteln. „Sie haben auch nichts.“ „Wir sollten uns heute Abend nochmal umschauen. Kann sein, dass der Mörder keine Spuren in dem Haus hinterlassen hat, ab vielleicht ja davor. Und wenn er nur irgendwo einen Faden verloren hat, ist es besser als gar nichts“, grübelte Lians Vater. Bruce lauschte den Überlegungen, bis er sich erkundigte: „Habt ihr schon das Umfeld der Familie gescannt?“ „Ich arbeite daran“, antwortete Tim und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Bisher habe ich nichts auffälliges entdecken können - keine Vorstrafen, nicht mal ein Strafzettel für Falschparken, keine Schulden. Katie Miller war ein Einzelkind. Ihre Eltern Carl und Astrid leben in Metropolis. Sie zog vor fünfzehn Jahren für ihr Philosophiestudium hierher. Ihren Mann lernte sie an der Universität kennen. Tobias Mutter Edith starb vor fünf Jahren an Brustkrebs, sein Vater David lebt seit dem Tod seiner Frau in einem Seniorenheim in Metropolis. Nichts auffälliges.“ „Such trotzdem weiter!“ Nickend richtete Bruce seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. „Laut Tobias Miller wurde nichts gestohlen. Einen Raubmord können wir also ausschließen. Der Täter betrat das Haus durch die Wohnungstüre, die weder verriegelt, noch verschlossen war, da Tobias Miller sich nur bei den Nachbarn befand. Der Täter muss die Familie schon eine ganze Weile beobachtet und seine Tat akribisch geplant haben. Er wusste genau, was er tat. Ich habe eine Suche laufen lassen, fand aber keine ähnlich gelagerten Morde.“ „Wo ist eigentlich Richard?“ Suchend schaute Roy sich in dem Teil der Höhle um, in der sie sich gerade aufhielten. „Anscheinend bisher noch nicht aufgestanden“, grinste Timothy ihren Besuch an. „Wie war das gestern? Heiße Nächte? So weit ich das mitbekam, hatte er sich nicht umgezogen, als er hoch ging. Er wird die freie Zeit zu nutzen wissen.“ „Wusste er schon immer“, stimmte Roy lächelnd zu. „Wir sollten ihnen den Morgen gönnen. Nicht mehr lange und die Nächte werden für sie beide wieder viel zu kurz sein, wenn das Würmchen erst mal da ist.“ „Timothy?“ Es war Alfred der die Höhle betrat und zu ihnen kam. Noch immer an dem Tisch sitzend, drehte der Angesprochene sich in die Richtung, aus der die Stimme geklungen war. „Miss Dzerchenko bat mich, dich an das Essen bei ihren Eltern zu erinnern.“ „Dann bin ich mal weg.“ Den Stift, den er das gesamte Gespräch über in den Fingern gehalten hatte, auf die Tischplatte fallen lassend, erhob Tim sich und begab sich Richtung Ausgang, als er dabei Roy passierte, warf er ihm einen triumphierenden Blick zu. „Tim!“ hielt Bruce seinen jüngsten Adoptivsohn auf. „Bitte richte Arianas Eltern einen Gruß von mir aus. Ich werde gerne für die Hochzeit aufkommen.“ Ganz langsam drehte der Dunkelhaarige sich um, schaute zu dem großgewachsenen Mann, der ihm in den letzten Jahre nicht nur ein Heim zur Verfügung gestellt hatte. „Du willst...?“ „Mit Freuden. Dick hatte es mir verboten. Willst du dies auch?“ Jetzt erst richtete der Millionär den Blick auf Tim, der ihm mit einem skeptischen Ausdruck musterte. „Keine Sorge, Tim. Ihr plant, ich bezahle. Es ist und bleibt eure Hochzeit. Ich werde mich nicht einmischen, nur für den Fall, dass dies Arianas Sorge sein könnte.“ „Ich nehme dich bei Wort“, lachte der frisch Verlobte befreit auf und setzte seinen Weg fort. Bevor die Geheimtür jedoch hinter ihm zufallen konnte, rief er noch: „Dank dir!“ „Ich geh mal nach Lian und Johnny schauen“, murmelte Roy, der nicht unbedingt alleine mit Bruce in der düsteren Höhle zurückbleiben wollte und erreichte das Wohnzimmer gerade in dem Moment, als auf dem großen Fernseher an der Wand eine bunte V.I.P.-Sendung lief, die die beiden Kinder mit Interesse verfolgten. „Na, wie weit seit ihr mit eurem Schneemann gekommen?“ erkundigte er sich, trat hinter das Sofa und wollte seiner Tochter sanft über das dunkle Haar streichen, als diese ihm zurief: „Sei still, Daddy!“ Neugierig geworden schaute der Bogenschütze zu dem Fernseher, auf dem eben einige unscharfe Photos eingeblendet wurden. Sie waren heute Nacht gesehen und anscheinend mit einem Handy nicht nur fotografiert sondern auch gefilmt wurden. Soeben überlegte der Sprecher der Sendung, ob Arsenal, eventuell mit Batgirl, die schon seit beinah sechs Monaten nicht mehr gesehen worden war, verwand und vielleicht ihr Bruder sei und ob die Superhelden gemeinsam Weihnachten feierten. Kein Wunder, dass Lian und Johnny mit geweiteten Augen und aufgerissenen Mündern wie gebannt auf den Bildschirm starrten. *** Die nächsten Tage verliefe ereignislos. Lian hatte sich ohne große Probleme bei Familie Grayson eingelebt und schlief mit bei Johnny im Zimmer auf einer Luftmatratze. Ganz alleine hatte sich das dunkelhaarige Mädchen für die Campingvariante entschieden. Sie wollte kein Gästebett, so sei es aufregender, meinte sie. Jeden Abend telefonierte sie, gegen die Sehnsucht, mit ihrem Daddy, der sich unterdessen im Reservat befand, um der Herkunft seiner wirren Träume auf die Spur zu kommen. Es herrschte Leben in dem Haus - zwei Kinder und ein Hund, die den ganzen Tag durch das Haus oder den Garten tollten. „Gewöhn dich daran“, hatte Barbara lachend zu ihrem Mann gesagt, als dieser sich am frühen Morgen gegen 7:00 Uhr genervt und übermüdet das Kissen über den Kopf zog. Johnny, wie auch Lian gehörten zu den Kindern, dich schon ab 6:00 Uhr putzmunter schienen. „Drei Stunden Schlaf. Was für ein Glück, dass ich Urlaub habe“, grummelte Richard sarkastisch. „Ich kann mal nachschauen, ob wir noch irgendwo Ohrstöpsel haben“, bot seine Frau an und betrat das Badezimmer, wo sie in dem großen Spiegelschrank über dem Waschbecken, nach eben jenem Produkt suchte. „Ich werde Pancakes machen, dann kannst du noch etwas schlafen.“ „Danach kannst du sie eine Runde mit Jason raus schicken“, bat Richard, der das Kissen wieder unter seinen Kopf geschoben hatte. „Mach ich.“ Die Schultern zuckend, da ihre Suche erfolglos geblieben war, verließ Barbara das Bad, setzte sich zu ihm ans Bett und strich ihm durch das, vom Schlafen verwuschelte Haar. „Manchmal fehlen mir deine langen Haare“, murmelte sie und ließ einige schwarze Haarsträhnen durch ihre Finger gleiten. „Nicht nur du magst es, die Hände in langes Haar zu versenken. Ich mochte das auch.“ Sie beugte sich hinab, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und stellte leise fest: „Der wenige Schlaf fehlt mir definitiv nicht.“ „Deswegen beneide ich dich ab und zu mal um deinen Schlaf.“ Die Hände an ihre Taille legend, zog er sie näher. „Vor alle Dingen an Tagen wie diesen, wenn ich gleich noch mal mit einer Nachtschicht dran bin.“ „Dafür haben wir Silvester für uns. Ariana muss arbeiten. Das war ihr Deal im 'San Sebastian' - Weihnachten frei, dafür Silvester und Neujahr arbeiten.“ „Für Tim ist es sicher gar nicht so ungünstig, dass sie beinah täglich bis spät in die Nacht arbeitet“, überlegte Richard, während seine Finger sacht über ihren Rücken glitten. „Schlaf noch etwas. Ich verspreche dir, dass du von Johnny und Lian die nächste Stunde nichts mitbekommst.“ Sie löste sich von ihm und verließ das gemeinsame Schlafzimmer. Die Hände unter dem Kopf verschränkt, starrte Richard zur Decke hinauf. In ihm jagten sich die Gedanken, wie wild gewordene Katzen, die ihr Revier verteidigten. Noch immer hing ihm der Mord an Katie Miller nach. Alle Recherchen hatten nichts ergeben, weshalb er heute Nacht, noch einmal zum Tatort zurückgekehrt war. Nur um ihn mit dem selben Ergebnis wieder zu verlassen. Es gab keinerlei weitere Spuren. Beinah schien es so, als wäre die Mutter von einem Geist ermordet wurden. Selbst das GCPD hatte keine neuen Spuren gefunden und so tappen sie gemeinsam im Dunklen. Ihnen blieb nichts weiter übrig, als abzuwarten. Entweder der Täter beging einen so gewaltigen Fehler, dass dieser ihn verriet, oder aber der Fall wurde zu den Akten gelegt und blieb ungelöst. Es gab jedoch noch eine dritte Möglichkeit, nämlich die, dass es zu einem weiteren Mord kam und sie es plötzlich mit einem Serientäter zu tun bekamen. Richard war sich sicher, dass er irgendetwas übersehen hatte, übersah, wenn er im Augenblick auch nicht wusste, was dies sein könnte. Aber etwas störte ihn an diesem Fall, nur eine winzige Kleinigkeit, aber selbst die Verkehrskameras, die in der Nähe des Tatorts aufgebaut waren, hatten nichts Verdächtiges aufgezeichnet. Aber einen Erfolg hatte er heute Nacht auf sein Konto buchen können. Er konnte ein Bruderpaar dem GCPD überstellen, nachdem er ihnen bis heute Morgen um 4:00 Uhr nach einem Überfall auf eine Tankstelle, durch die halbe Stadt gefolgt war. Die beiden jungen Männer, zweiundzwanzig und vierundzwanzig Jahre alt, beherrschten, wie sich herausstellte, Freerunning und Parkour, was sie seit Kindertagen trainierten und betrieben. Nicht, dass er nicht mithalten könnte, aber zerteilen konnte er sich eben doch nicht und so musste er sich für einen der beiden entscheiden und nach dessen Festnahme, zu dem Treffpunkt der beiden zurückkehren, was ihn beinah die ganze Nacht gekostet hatte. Aber der Erfolg war mit ihm gewesen. Die nächsten Monate würden die Zwei keine kleinen Läden mehr überfallen. Die Nacht noch einmal Revue passieren lassend, fand Richard keine Ruhe und nachdem er sich zum Wiederholten Male von einer auf die andere Seite gewälzt hatte, beschloss er den Vormittag mit den Kindern zu verbringen und den Nachmittag auf der Couch. Bei einem, der vielen langweilen Fernsehprogramme, würde er schon einschlafen. Es brachte ihm nichts, wenn er sich weiterhin im Bett herum quälte und keine Ruhe fand. *** Zwei Nächte in Folge. Aus dem Vorhaben, den Nachmittag zu verschlafen, war nichts geworden und so hoffte Nightwing, dass diese Nacht entweder total ruhig und entspannt blieb, oder aber wie die gestrige zu einer Dauerjagd verkam. Nachdem er einige Runden gedreht hatte, bezog er nach Mitternacht seinen Lieblingsplatz. Hier auf diesem Dach, dass nicht zu hoch und nicht zu tief lag, bekam er den besten Blick über die Stadt präsentiert. Er konnte das Firedepartment einsehen, das Hauptquartier des GCPD's und eine der Notaufnahmen der Stadt. Hier bekam er live mit, wenn sich etwas ereignete. Diese Nacht war er ganz auf sich alleine gestellt. Tim und Ariana befanden sich im Kino und Bruce tummelte sich auf einer der vielen Benefizveranstaltungen, die um Weihnachten abgehalten wurden, auf welcher und wo, hatte er vergessen. Es spielte auch keine Rolle, so lange Bruce Knie nicht wieder zu einhundert Prozent verheilt war, würde Batman nicht auf der Bildfläche erscheinen. Natürlich heilten die Kochen, aber ein beinah vollständig zerschmettertes Knie benötigte seine Zeit um vollständig zu regenerieren und einige Operationen. Am 15. Januar würde Bruce, in einer der besten Kliniken des Landes, in der die Creme de la Creme der Sportstars behandelt wurden, eine letzte abschließende OP bekommen, bis dahin und während der Rehaphase würden Red Robin und er weiterhin auf sich alleine gestellt sein. Der Schnee, der zu Weihnachten gefallen war, war getaut. Nicht mal mehr ein kläglicher Rest schien zu liegen. Was bei einer Temperatur von 44 °F (ca. 7 °C) nicht weiter verwunderlich schien. Für morgen, den Silvestertag, hatten die Wetterfeen einen Temperatursturz angekündigt. Das Thermometer sollte wieder unter 32 °F fallen. Im Schatten, des Ende des Aufzugschachtes, blieb Nightwing stehen. Hier verschmolz er mit der Dunkelheit und er war vor dem Wind geschützt, den die Bewohner Gothams gerne 'The Knife' nannten, der mit beißender Kälte durch die Stadt pfiff. Er lauschte dem Polizeifunk und kämpfte gegen die immer stärker werdende Müdigkeit an. Ab und zu gähnte er, während die Zeit langsam dahin rann, ohne das sich etwas ereignete. Ab und zu suchte der ehemalige Akrobat Kontakt zu Alfred, der auf die Rückkehr Bruce Waynes, der die Gala wohl in Begleitung einer reichen Erbin, eines sich in Central City ansässigen Chemiekonzerns, verlassen hatte. „Gönn es ihm“, lachte Richard leise. „Vielleicht solltest du schlafen gehen, Alfred! So, wie ich Bruce kenne, wird er nicht vor dem Frühstück zurückkehren.“ „Ich leiste dir gerne Gesellschaft“, antwortete der ältere Mann. „Außerdem warte ich auf den Anruf von Timothy und Miss Dzerchenko. Ich soll sie gegen 2:00 Uhr abholen. Bis dahin kann ich ihnen noch fünfundvierzig Minuten Gesellschaft leisten.“ „Verstehe. Tim und Ariana wollen noch etwas trinken gehen.“ Richard trat aus den Schatten, ließ seinen Blick zu der Notaufnahme gleiten, vor der eben ein Notarztwagen mit Blaulicht vorfuhr. „Wie geht es Lian?“ Es tat gut mit Alfred über die kleinen Dinge des Lebens zu plaudern, bis dieser sich kurz vor 2:00 Uhr von ihm verabschiedete. In Gotham war es ruhig geblieben, bis auf einen Verkehrsunfall hatte sich nichts ereignet und so beschloss Nightwing noch mal eine Runde zu drehen und danach nach Hause zu fahren, um hundemüde ins Bett zu fallen. Nach seinen Erfahrungen trug sich nach 4:00 Uhr nichts mehr zu, bis dahin waren all die kleinen und großen Deals über die Bühne gegangen. Gerade, als er sich zum Rande des Daches begeben wollte, vernahm er seitlich von sich ein Geräusch. Jemand schien auf einen kleinen Stein getreten zu sein. Nightwing befand sich nicht mehr alleine auf dem Haus. Eine Gänsehaut lief dem Mann über den Rücken, als sich die kleinen, feinen Nackenhaare alarmierend aufrichteten. „Hallo, Dick!“ Die Stimme eines Mannes erklang in der Dunkelheit vor ihm. Er kannte die Stimme nicht, sie war ihm fremd, aber der Sprecher schien zu wissen, wer sich hinter der Maske verbarg. Mit einer, beinah nicht wahrzunehmenden Bewegung, zog Nightwing seine Escrima-Kampfstäbe und schaute angespannt in die Richtung, aus der die fremde Stimme geklungen war. Eine Gestalt schälte sich aus der dräuenden Finsternis, kam langsam auf ihn zu - ein Mann, nicht viel größer als er, mit einer ähnlich trainierten Figur. Mehr konnte Nightwing im Moment noch nicht erkennen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)