Unexpected daughter of the president von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: The story begins- Der Beginn der Geschichte ------------------------------------------------------ UNEXPECTED DAUGHTER OF THE PRESIDENT - DIE UNERWARTETE TOCHTER DES PRÄSIDENTEN - PART I From the narratorìs point of view - Aus der Sicht des Erzählers *********************************************** Chapter One The story begins - Der Beginn der Geschichte *********************************************** ...Niemand ahnt, was die Zukunft bringen wird. Niemand wird es verstehen, wenn es Zeit ist, das Schicksal herauszufordern... Ireland, Saturday 14th of June 1985, 4:35 p.m. Eng umschlungen saßen sie am Ufer eines kleinen Flusses und beobachteten junge Enten, die dort schwammen. Die Spätsommersonne ließ das klare Wasser glitzern und die Bäume und Gräser bogen sich im leichten Wind. Die Luft roch frisch, ein wenig nach Tannennadeln. Vögel sangen leise - es war idyllisch. Der Mann drückte sie an sich, eine schöne junge Frau mit langen, gelockten dunklen Haaren und braunen Augen. Sie sah ihn zärtlich und doch wehmütig an und er erwiderte ihren Blick aus ruhigen klaren blau-grauen Augen. Niemand wollte diesen idyllischen Moment durch Worte zerstören, und so schwiegen sie lange, tief ineinander versunken. Als die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand, und der erste kühle Luftzug zu spüren war, lehnte sie ihren Kopf an den des jungen Mannes und seufzte: "Es ist so schön mit dir... Warum können wir nicht zusammenbleiben? Für immer? Warum hält das Glück nur einen Augenblick lang?" Er wischte ihr eine Träne aus dem Gesicht, zog sie enger an sich heran, küsste sie zärtlich und meinte: "Weil ich einfach nicht hier her gehöre, und du gehörst nicht in meine Welt. Sie würde dich zerstören, und du würdest dort nur leiden, glaubìmir, es ist besser so. Auch ich werde dich vermissen, aber ich bin das Wetter hier nicht gewöhnt, die vier Monate habe ich gerade so durchgehalten. Dieses feucht-kalte Wetter Irlands würde mich mit der Zeit unglücklich und krank machen. Obwohl es heute ja mal schönes Wetter war... Nein, ich bin das warme, trockene Wetter in Texas gewöhnt, und würde hier auf die Dauer nicht bleiben können." Nach einer kurzen Pause ergriff er wieder das Wort: "Außerdem sind wir beide so unterschiedlich. Du lebst hier, verbunden mit der Natur. Du bist ruhig und ausgeglichen und könntest stundenlang im Wald sitzen und die Stille genießen. Ich bin dagegen glücklich, wenn ich auf dem Highway fahren kann, und jeden Tag etwas neues erlebe. Mir wird schnell langweilig, wenn ich nicht jeden Tag auf eine andere Party gehe. Es würde nie gut gehen mit uns. Ich weiß es ist schwer, das alles einzusehen, wenn man einen Menschen liebt, Eilan. Ich liebe dich so sehr." Die junge Frau - Eilan - nickte und flüsterte: "Ich dich auch." Noch eine Weile blieben sie so sitzen, dann tauchten die ersten Regenwolken über den entfernten Bergen auf. "Es ist besser, wir verabschieden uns hier, als dann am Hotel, es wird sonst noch viel schmerzlicher. Ich werde im ersten Morgengrauen losfahren... Hier ist ein schöner Platz, der in unseren Erinnerungen bleiben wird..." Ihm versagte die Stimme und er zog Eilan noch näher an sich und küsste sie zärtlich. Sie wollte ihn gar nicht mehr loslassen und weinte, als er ihr Goodbye sagte. "Ich werde dich immer lieben und an dich denken..." Nach einem letzten Kuss ließ er sie los und machte sich traurig auf den Weg zu seinem Hotel. Eilan sah ihm lange nach und rief ihm in ihrer eigenen Sprache hinterher: "Slán go fóill! Go dtuga Dia slán abhaile thú..." ("Tschüs. Möge Gott dich sicher nach Hause leiten..."), bevor sie den mühevoll zurückgehaltenen Tränen freien Lauf gab. *** Ireland, Thursday 22nd of August 1985, 6:02 a.m. Eilan rannte taumelnd zur Toilette und übergab sich. Morgen für Morgen das Gleiche, wann würde es endlich aufhören??! Als es anfing hatte sie zuerst gedacht, es wäre eine Krankheit, aber als Eilan dann feststellte, dass sie ihre monatlichen Blutungen nicht mehr bekam, wusste sie, was mit ihr los war: Sie war schwanger! Schwanger von James, ihrem Geliebten, mit dem sie sich vor zwei Monaten hatte trennen müssen. Obwohl sie noch nicht richtig darüber hinweg war, sah sie es mittlerweile doch ein, dass es mit ihnen nicht geklappt hätte. Eilan freute sich: Sie würde das Kind ihres so geliebten Freundes zur Welt bringen! Vielleicht würde es ihm ähnlich sein, und sie hatte so doch ein Stück von ihm bei sich... Eilan wohnte alleine in einem kleinen Häuschen in der Nähe des Waldes. Vielleicht stammte dieses Verhalten noch von ihren Vorfahren, die einst als keltische Druiden und Priesterinnen durch ganz Irland gezogen waren? Doch davon hatte sie keine Ahnung. Eilan wusste nur, dass sie gerne allein in der Natur war, oder sich um die zwei Pferde kümmerte, die sie besaß. Eilan ritt nur zum nächst größeren Dorf um einzukaufen, wenn sie etwas brauchte. Sie war eine Frau, die gerne alleine war und somit hatte sie nicht viele Freunde. Viele Menschen wussten nicht so recht, wie sie mit ihr umgehen sollten, einer hübschen, jungen Frau die nur selten ins Dorf kam, irgendwo alleine lebte und wenig redete. So wurde sie im Dorf beschrieben, doch das machte ihr nichts aus. Ihre Eltern waren gestorben, als Eilan 19 Jahre alt war, und Geschwister hatte sie keine, außer einer Schwester die ihre Eltern einmal adoptiert hatten, die aber nur kurze Zeit bei ihnen gelebt hatte und dann weggegangen war. Zu ihr hatte Eilan seit Jahren keinen Kontakt mehr. So freute sie sich auf das Baby, es würde ihr das Gefühl geben, dass sie gebraucht würde und sie glücklich machen. Schade, dass James von seinem Kind nichts erfahren würde. Eilan hatte seine Adresse nicht, und vielleicht war es auch besser so. Das Leben musste weitergehen, und die Vergangenheit blieb am besten das was sie war: Vergangenheit. Kapitel 2: A new love - Eine neue Liebe --------------------------------------- **************************************** Chapter Two A new love - Eine neue Liebe **************************************** ...Die Vergangenheit rückt immer mehr in den Hintergrund, bald wird sie vergessen sein. Ein neues Leben beginnt, ein sorgloses Leben. Doch die Macht des Schicksals wächst und wird die Vergangenheit einst wieder neu an den Tag bringen... Ireland, Wednesday 8th of May1986, 4:15 a. m. Stolz und überglücklich, wenn auch sehr erschöpft von der anstrengenden Geburt, hielt Eilan ihr Baby in den Armen. Es war ein bildschönes Mädchen, das sie Nimue taufte. Sie hatte dunkle, nachtblaue Augen und Eilan wunderte sich, von wem das Kind diese haben konnte, denn sie selbst hatte braune- und James blau-graue Augen. Sie hörte eine Stimme in ihren Gedanken: Dieses Mädchen wird etwas ganz besonderes sein, und eine große Aufgabe haben. Wenn Nimue ein Jahr alt sein würde, würde Eilan anfangen, den Sinn dieser Worte zu verstehen. *** Texas, in the year 1986 James hatte sich anfangs sehr zurückgezogen, er vermisste Eilan schrecklich. Doch nach einem halben Jahr der Trauer hatte er eingesehen, dass es nichts brachte. Er konnte nicht wieder mit Eilan zusammenkommen! So widmete er sich nun stärker seiner Familie und ging eines Tages sogar wieder auf eine Party. Dort lernte er eine hübsche, junge Frau kennen - Shirley - und die beiden hatten sich sofort ineinander verliebt. Sie wollten nichts anderes als heiraten und Kinder kriegen und so fand zwei Monate später die Hochzeit statt... *** Ireland, Thursday 16th of July 1987, 12:54 a. m. Eilan stand in der Küche am Herd und rührte die Suppe im Topf um, als sie plötzlich eine Stimme in ihren Gedanken hörte: -Mami, komm!- Sie konnte es nicht fassen, wer konnte sie gerufen haben? Eilan wollte der Sache nachgehen, und es zog sie hinaus in den Garten. Dort spielte ihre Tochter im grünen Gras. Ihre langen, blonden Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten, und sie hatte ein blaues Kleidchen an. Eilan ging zu Nimue hinüber, und setzte sich neben sie hin. Diese streckte einen Finger aus, auf dem ein kleiner Marienkäfer saß, schaute ihre Mutter an und lachte. Zur gleichen Zeit hörte Eilan in ihren Gedanken die Worte: -Schau, wie süß!- "Du warst das eben?" entfuhr es Eilan, und die Antwort kam prompt: -Ja.- "Du kannst telepathieren?! Wo hast du das denn her??!" rief Eilan erschrocken, doch dann dämmerte es ihr. Die Stimme, die sie bei Nimueìs Geburt gehört hatte, was hatte sie gesagt? Dieses Mädchen wird etwas ganz besonderes sein, und eine große Aufgabe haben. Eilan konnte es nicht fassen. Sie warf ihre Haare zurück, und nahm Nimue auf den Arm. Es stimmte. Das Mädchen hatte ihr nie Schwierigkeiten gemacht, war immer brav und artig und hatte als Baby nur dann gebrüllt, wenn es wirklich wichtig war. Nimue war mittlerweile schon über ein Jahr alt, hatte aber nie einen Versuch gemacht, zu sprechen. Eilan ging mit ihr rüber zu der Koppel, beobachtete ihre Pferde, und fragte dann: "Du verstehst alles was ich sage?!" - Ja.- "Und du konntest das schon immer, auch als Baby?" -Nein, konnte ich nicht, das kam erst jetzt. Als Baby musste ich brüllen, wenn etwas war, das war ja überlebenswichtig.- "Und woher hast du das? Ich meine, das ist doch nicht normal, oder?" -Donìt know. Muss wohl so sein. Ich wollte dir den Marienkäfer zeigen, da habe ich mitbekommen, dass ich telepathieren kann...- "Aber du hättest doch laut rufen können..." -Nein, hätte ich nicht.- antwortete Nimue. -Ich kann nicht laut sprechen, nur als Baby war das Schreien möglich.- "WAS??!!" -Nein, kann ich nicht. Deshalb muss ich mich ja auch anders verständigen.- "Das gibtìs nicht..." Eilan konnte es noch immer nicht fassen. "Du kamst mir schon immer seltsam vor. Bei deiner Geburt blicktest du mich schon mit so einem komischen wissenden Blick an. Außerdem kann ich mir deine Augenfarbe nicht erklären..." Sie schüttelte den Kopf und ließ Nimue herunter. Diese lief auf die Koppel, mit ihren tapsigen Schritten, auf das weiße Shettland-Pony zu. Eilan hatte keine Angst. Die Pferde waren lieb und taten niemandem etwas an. Außerdem hatte sie Nimue schon von Baby an, an die Pferde gewöhnt. -Mami, reiten!- Eilan wurde aus ihren Gedanken gerissen. Warum nicht? "Gleich!" rief sie ihr zu und eilte in die Küche, um den Herd abzustellen. Zum Glück war nichts passiert. Dann lief sie in die Sattelkammer, die sich neben dem Haus befand, um Sattel und Zaumzeug von Guido - dem Shetty-Wallach zu holen. Anschließend zäumte sie den Schimmel auf, und setzte ihre kleine Tochter in den Sattel. Diese hielt sich an der dichten Mähne fest, als Eilan das Pony herumführte. Plötzlich überkam sie eine Welle des Glücks und der Freude. Es dauerte etwas, ehe Eilan erkannte, dass diese von Nimue kam. Das Kind war stumm, und konnte ihr dennoch ihre Empfindungen und Gefühle mitteilen auch wenn sie nicht vor Vergnügen jauchzen konnte! Es war genial! Nach einer halben Stunde entließ Eilan Guido, und ging mit ihrer Tochter rein ins Haus zum Essen. Sie wollte noch viele Dinge von Nimue wissen: "Kannst du mit jedem telepathieren?" -Nein, nur mit denen, die eine Gabe dafür haben, und wo ich weiß, wo genau sie sich befinden und wie sie aussehen.- "Also heißt das, dass ich telepathisch begabt bin? Warum kann ich dann nicht zurück telepathieren?" -Donìt know. Weil du es vielleicht nicht angewendet hast, und du zwar begabt bist, aber die Telepathie nicht ausführen kannst. Telepathie wird vererbt. Du bist eine Merkmalsüberträgerin, die das Merkmal hat, aber nicht ausführen kann, also muss Daddy sowas auch gehabt haben, auch er muss ein Überträger sein. Und dann sind gerade diese Gene gekreuzt worden, und somit bin ich Telepathin...- "Stimmt, meine Vorfahren waren Druiden und Priesterinnen, kann schon hinkommen. Dein Daddy hatte auch keltische Vorfahren - erzählte er mir mal... Also heißt das, du kannst mit mir telepathieren, ich aber nicht mit dir?" -Right. Lustig, was?- "Naja. Unpraktisch möchte ich sagen. Wie sollst du dich denn in der Schule verständigen?" -Warum muss ich überhaupt zur Schule? Bring du mir doch alles bei...- Eilan sah ihre Tochter nachdenklich an. Sie war Bio-, Chemie- und Kunstlehrerin an einer Schule im Nachbarort, um Geld zu verdienen hatte sie diesen Job damals angenommen, als ihre Eltern starben. "Ist vielleicht keine so schlechte Idee. In Bio kann ich dir viel beibringen, d.h. wohl doch nicht, denn wenn du die Vererbung sogar schon kannst... Woher bloß?" -Ich konnte es einfach. Ich fühle mich veräppelt: Ich stecke hier in so einem kleinen Körper einer 1-jährigen, und weiß bald mehr als meine eigene Mutter!- Eilan schmunzelte, auch sie war sich "verarscht" vorgekommen. "Tja, da kann man auch nichts machen. Aber zur Schule musst du trotzdem... Was meinst du, stecken die Feen hier dahinter? Eigentlich habe ich aufgehört, an Feen zu glauben, aber den Umständen entsprechend..." -Donìt know. Habìbis jetzt noch keine getroffen, aber muss wohl so sein...- Es entstand eine kleine Pause. Nimue aß ihre Suppe auf, und wurde dann von ihrer Mutter ins Bett gebracht - zum Mittagsschlaf. "Ich bin froh, dass ich dich habe." meinte Eilan. "Ohne dich wäre ich so alleine... Ich habìdich so lieb!" Sie deckte ihre Tochter zu und küsste sie sanft auf die Stirn. -Ich liebe dich auch, Mami.- Nach diesen Worten schlief Nimue ein. Eilan verließ das Zimmer und ging hinaus auf die Koppel. Der Himmel war bedeckt und es wehte ein frischer Wind, doch daran hatte Eilan sich schon lange gewöhnt, schließlich war sie hier geboren und kannte nichts anderes. Als ihre Haflingerstute sie kommen sah, wieherte sie freudig und kam zu ihr herüber. Eilan streichelte die warmen Nüstern des Tieres und meinte: "Tja Sternchen, was machen wir jetzt? Nimue muss etwas lernen, aber wie?" Die Stute schnaubte, und rieb sich den Kopf an Eilanìs Schulter. Sie musste plötzlich lachen und umarmte Sternchen. "Ich habìdich so lieb! Aber was soll ich machen?" Ratlos lehnte sie sich gegen ihre junge Stute. Wo sollte sie Nimue hinschicken? Verwandte hatte sie keine... Außer... "Moment mal!" rief Eilan laut aus so dass Sternchen erschrocken zusammenfuhr, hielt mit dem Streicheln inne und kramte in ihrem Gedächtnis. "Ich hatte mal eine Schwester, die meine Eltern adoptiert hatten. Wie hieß sie noch? Irgendetwas mit T..." Plötzlich fiel ihr der Name wieder ein TEALA! Sternchen schnaubte nervös und blickte hinter Eilan. Als diese sich umdrehte, stand eine Frau vor ihr und betrachtete sie. Eilan schauderte. Wie war sie so schnell und lautlos hier her gekommen? Mit einem Blick erfasste sie, das die Frau ein seltsames Gewand trug, dessen Farbe eine Mischung aus blau und lila war und das bis auf den Boden reichte. Ihre schwarzen, lockigen Haare gingen ihr bis über die Schulter und braune Augen schauten sie abwartend aus einem schmalen Gesicht an. Ein großer Rabe saß auf ihrer Schulter, der unheimlich zu Eilan hinab starrte. Es war unverkennbar Teala, die da vor ihr stand. Es dauerte eine Weile, bis Eilan wieder sprechen konnte. "Teala, was machst du denn hier?" Ihre Schwester lächelte und meinte: "Ich vernahm ein Rufen, das mich hierher brachte." - "Aber ich kann doch gar nicht telepathieren..." meinte Eilan verwundert und begann wieder, ihre Stute zu streicheln, die Teala und den Raben misstrauisch ansah. Diese antwortete: "Es waren bestimmt deine Gedanken, die ich gehört habe, ich habì da so eine Gabe für. Aber nun sag schon, was ist passiert, das es so dringend macht, mich nach all den Jahren zu rufen?" Eilan blickte ihrer Schwester in die Augen, setzte sich dann in das weiche Gras und nachdem auch Teala sich gesetzt hatte, erzählte sie ihr alles über ihre Tochter. Als sie geendet hatte, war Teala ganz verblüfft. "Mensch, ich hatte gedacht, ich wäre die letzte, die ein solches Talent hat! Kann ich sie sehen?" - "Sie schläft", antwortete Eilan "aber wir können uns ins Haus setzen bis sie aufwacht. Es sieht so aus, als wird es gleich anfangen zu regnen..." So gingen die Schwestern rein und setzten sich auf die Couch. Der große Rabe hatte sich vor dem Fenster auf einen Strauch gesetzt, Eilan nicht aus den Augen lassend. Diese kochte schnell einen Pfefferminztee, goß ihn in zwei Tassen und stellte diese mit Zucker und Milch auf den Tisch. Während sie dann ihren Tee tranken, begann Teala zu erzählen: "Seit ich weggegangen bin, hat sich viel verändert. Ich erkannte meine Fähigkeiten und wollte euch da nicht mit reinziehen. Deshalb verließ ich euch, um Avalon aufzusuchen, einen Ort mit Menschen wie mich, die magische Fähigkeiten haben. Wir bilden dort Mädchen aus, die von zuhause als "Hexe" verstoßen wurden, wegen ihrer Begabungen." - "Und als was bildet ihr sie aus?" fragte Eilan interessiert. "Das ist unterschiedlich. Die meisten werden zu Heilerinnen ausgebildet, aber auch als Hebammen und Ärzte. Wir hatten auch mal ein Mädchen, das für Chirurgie begabt war... Auf jeden Fall werden sie zu Priesterinnen ausgebildet, und lernen dabei auch viel über die Heilkraft der Kräuter, die sie auf Krankheiten anwenden können und so. Natürlich bekommen sie nebenbei auch noch Grundschulunterricht mit Mathe und allem, was dazu gehört..." - "Ich glaube, das ist genau das richtige für Nimue..." murmelte Eilan leise, doch Teala hatte sie trotzdem verstanden. "Du meinst, ich soll sie mit nach Avalon nehmen und sie ihren Fähigkeiten nach ausbilden?" In ihrer Stimme schwangen Erwartung und Freude mit. "Das wäre das Richtige..." antwortete Eilan und sagte dann zögernd: "Okay, du kannst sie mitnehmen. Aber nur, wenn du mir versprichst, sie zurückzubringen wenn sie 13 Jahre alt ist." Teala lächelte erfreut. Der Entschluss, ihre Tochter wegzugeben war Eilan nicht leichtgefallen, doch es würde zum Wohle von Nimue geschehen und das tröstete sie etwas. Außerdem war sie in den Händen ihrer Schwester gut aufgehoben... Teala trank einen Schluck Tee und um sich abzulenken fragte Eilan sie: "Was bist du dort eigentlich?" - "Ich bin die Hohepriesterin und bilde die meisten Mädchen in Sachen Fähigkeiten aus." Eilan wollte es noch genauer wissen: "Und was sind diese Fähigkeiten?" Teala antwortete: "Mit Telepathie fängt es an, dann kommt meistens das zweite Gesicht hinzu - also in die Zukunft schauen - und zur Ausbildung gehören noch die Transmission - von einem Ort zum anderen gelangen - so wie ich auch hergekommen bin - und verschiedene medizinische und handwerkliche Dinge. Manche Mädchen sind auch empathisch begabt, aber das kommt meistens erst zum Vorschein, wenn sie einen Menschen gefunden haben, mit dem sie verbunden sind, dem sie vertrauen, deshalb können wir in dieser Sache nichts machen, das kommt einfach so, und kann nicht gelernt werden... Jetzt bin ich schon wieder abgeschweift. Deiner Tochter wird es auf jeden Fall gut gehen." Eilan nickte und fragte dann unvermittelt: "Kannst du in die Zukunft sehen?" Teala blickte sie an und meinte: "Ja natürlich. Ich habe das Mädchen öfter gesehen, falls du das meintest." - "Und?" - "Naja, wenn das stimmt, was ich gesehen habe, dann wird dieses Mädchen eine große und schwere Aufgabe vor sich haben..." Tealaìs Augen richteten sich nach innen und erneut sah sie die Bilder vor sich. Doch dann schüttelte sie energisch den Kopf und ihr Blick wurde klarer und nahm wieder die Umgebung wahr. Eilan hatte davon nichts mitbekommen. Sie war aufgestanden um Nimue zu holen, denn sie wusste, dass diese aufgewacht war. Das Mädchen teilte es ihr mit einer Art Gefühl mit, das Eilan nicht deuten konnte. Teala blieb auf der Couch sitzen, während Eilan Nimue holte. "Nimue, das ist Teala, deine Tante." Erklärte sie ihrer Tochter. Als das Mädchen die Hohepriesterin erblickte schaute sie ihr fest in die Augen. Teala sah sie mit einem Blick an, der bis in die Tiefe der Seele zu gehen schien, doch Nimue hielt ihm unvermittelt stand. Am Ende war es Teala, die ihre Augen senkte, was ihr zuvor noch nie passiert war. "Das Schicksal hat entschieden", sagte sie etwas verwirrt. "Du kommst mit mir nach Avalon und wirst eines Tages meine Nachfolgerin sein..." Eilan blickte Teala entgeistert an, doch diese war aufgestanden und erklärte dem Kind, wie es dazu gekommen war, das sie jetzt von ihrer Mutter weggehen sollte. Überraschend gefasst hörte Nimue sich alles an, und willigte ein, mit nach Avalon zu gehen und die Ausbildung zu machen. Als alle Sachen gepackt waren, nahm Eilan ihre kleine Tochter ein letztes Mal in die Arme und verabschiedete sich von ihr. -Ich werde dich vermissen, Mami. Aber ich werde mich anstrengen, und gebildet wieder zu dir zurückkehren.- Die ernsten Augen ihrer Tochter, die sie ansahen, ließen Eilan fast zum Weinen bringen. Doch sie zwang sich zu lächeln und sagte: "Meldì dich ab und zu mal und vergiss mich nicht." -Mach ich, versprochen.- Eilan dankte Teala, küsste Nimue ein letztes Mal und begleitete die beiden nach draußen. Als sie sich kurz umdrehte, um die Tür ran zu machen hörte sie Nimueìs -Bye!- und als sie sich den beiden wieder zuwenden wollte war keiner mehr da. *** 15 years later - 15 Jahre später. Ireland, Tuesday 25th of May 2002, 2:15 p.m. Nimue stand vor dem großen Schulhaus und wartete auf ihre Mutter. Sie hatten heute zusammen Schluss. Als das Mädchen nach 12 Jahren aus Avalon wieder zurück zu ihrer Mutter kam, hatte sie sich entschieden, weiter auf eine Schule zu gehen, auch wenn sie "stumm" war. Sie wählte die Schule, an der auch ihre Mutter unterrichtete. Zu Nimueìs Überraschung konnten ihre Englischlehrerin Miss Lay und ihre Mathe- und Physiklehrerin Miss Brennan auch telepathieren, so klappte die Verständigung wenigstens in diesen Fächern ohne das die Mitschüler etwas mitbekamen. In den vergangenen Jahren hatte Nimue auch Reitstunden von ihrer Mutter bekommen, und war jetzt eine sehr gute Reiterin. Eilan hatte ihr Dreamy, eine Palomino-Stute zu ihrem 14. Geburtstag geschenkt, da sie für Guido zu groß geworden war. Ihn hatte Eilan inzwischen verkauft. Nimue beobachtete einen großen Raben, der sich in ihrer Nähe nieder ließ und sie beobachtete. -Irgendwoher kenne ich dich...- dachte sie, doch dann telepathierte sie ungeduldig: -Mami, wo bleibst du denn?- und schwang sich schon mal in den Sattel ihrer Stute. Schade, dass ihre Mutter nicht zurück telepatieren konnte... Eilan hatte den Ruf ihrer Tochter vernommen und verabschiedete sich rasch von ihren Kollegen, mit denen sie noch geredet hatte. Sie verließ das Schulhaus und eilte zu ihrer Haflingerstute Sternchen hinüber, neben der schon Dreamy mit Nimue stand. Eilan schwang sich in den Sattel und trieb ihre Stute dann an. Zusammen ritten Mutter und Tochter die halbe Stunde bis zu ihrem Haus in gemütlichem Trab, ohne den Raben zu bemerken, der hinter ihnen her flog. Am Abend saß Nimue in ihrem Zimmer und machte Hausaufgaben, als ihre Mutter den Raum betrat. "Ich muss nochmal weg, kann spät werden." -Wo willst du denn schon wieder hin? Fast jeden Abend gehst du weg...- Eilan lächelte nur und sagte: "Pass schön auf dich auf, o.k.?" -Ja, Mami.- Eilan betrachtete ihre Tochter. Nimueìs Haare waren gewachsen, und gingen ihr jetzt in gleichmäßigen Locken bis zur Hüfte, und auch ihr Gesicht hatte sich verändert. "Du hast dich in den vielen Jahren, die wir uns nicht gesehen haben richtig verändert. Manchmal sehe ich in dir noch das kleine einjährige Mädchen... Außerdem wirst du deinem Daddy immer ähnlicher..." Nimue blickte auf, sah die Sehnsucht in den Augen ihrer Mutter und zog es vor, zu schweigen und nichts zu sagen. Über ihren Vater hatte Eilan ihr nicht viel erzählt. Er sollte irgendwo in Amerika leben, und mit ihrer Mutter nicht zusammengepasst haben... *** Ireland, Thursday 27th of May 2002, 2:08 p.m. Nimue erreichte das Haus, in dem sie wohnte und sattelte ihre Stute ab. -Ja, ist ja gut, Dreamy. Kannst gleich auf die Koppel.- Als sie den Palomino versorgt hatte, wollte sie gerade das Haus betreten, als sie Stimmen aus der Küche hörte. Ihre Mutter sprach mit jemandem, den Nimue nicht kannte! Entschlossen aber leise ging sie in das Haus, brachte ihre Schultasche in ihr Zimmer, zog ihre Jacke aus und betrat dann die Küche. Angewurzelt blieb sie in der Tür stehen. Dort küsste sich Eilan mit einem Mann, der Nimue fremd war. Er trug kurze Haare, war fettleibig und hatte eine unangenehme Stimme. Er war ihr auf Anhieb unsympathisch. Außerdem musterte er sie aus seinen schmalen, grünen Katzenaugen. Erschrocken blickte Eilan ihre Tochter an, fasste sich dann aber und meinte: "Ist auch nicht mehr zu ändern. Nimue - das ist Eddie. Wir sind seit zwei Monaten zusammen. Eddie - meine Tochter Nimue." Er grinste schleimig und sagte: "Hallo meine Süße, wie gehtìs denn so? Deine Mutter hat mir schon viel von dir erzählt." Nimue reagierte erst gar nicht, was ziemlich unhöflich war, denn die Iren sind eigentlich sehr freundliche Gastgeber. Das Mädchen wusste mit einem Versuch sofort, dass er weder telepathisch veranlagt war, noch telepathieren konnte. Sie würde mit ihm also nicht kommunizieren können, wie schade! *ironisch kling* Nimue freute sich sehr darüber, nicht mit ihm sprechen zu müssen. -Schön, dass ich das auch schon erfahre!- wandte sie sich an ihre Mutter, und rannte gleich darauf in ihr Zimmer, um sich einzuschließen. Sie warf sich auf ihr Bett und schluchzte lautlos. -Daddy, wo bist du? Ich vermisse dich!- Ihr Blick fiel auf die Zeitschrift, die sie sich heute gekauft hatte, weil ein Artikel über Naturheilkunde sie interessiert hatte. Lustlos griff sie danach und blätterte sie durch. Doch plötzlich blieb ihr Blick an einem Photo hängen. -Das gibtìs doch nicht!- Sie schaute sich im Spiegel an, und dann wieder das Bild. -Wir sehen uns ja total ähnlich! Ist das etwas... Daddy?- Rasch las sie den Artikel durch. -Was? Er ist seit letztem Jahr US-Präsident?? Das gibtìs nicht!- Sie wurde stutzig. War das Zufall? Sie hatte sich nach ihrem Vater gesehnt, und nun hatte sie ihn gefunden! Aber ganz sicher wollte sie doch gehen. Wenn dieser Eddie weg war, wollte sie ihre Mutter fragen. Und dann, wenn es stimmte? -Dann werde ich ihm einen Brief schreiben! Die Adresse steht ja hier: President James B. Wayne The White House 1600 Pennsylvania Avenue Washington, D.C. 20500 USA Und dann werde ich schon sehen, was passiert... Doch was mache ich solange? Ich glaube, ich reite aus.- Leise stieg Nimue aus dem Fenster ihres Zimmers, sattelte Dreamy, trenste sie auf und schwang sich in den Sattel. Sie ritt zu einem nahegelegenen See und fühlte sich plötzlich so frei. Der Wind blies ihr Dreamyìs Mähne ins Gesicht und sie passte sich den geschmeidigen Bewegungen des Pferdes an. Auf dem Rücken ihrer Palomino-Stute fühlte sie sich so sorgenfrei und glücklich! Hier konnte sie alles vergessen, was ihr auf dem Herzen lag, sie war Eins mit ihrer Stute und der Natur. Am See angekommen, band sie ihr Pferd an einem Baum fest und setzte sich dann ans Ufer. Ihre schönen, blonden, langen Haare wurden durcheinandergewirbelt, eine leichte Brise wehte über den See hinweg, die Sonne schien und es war ruhig. Kurz, einfach zu schön, um wahr zu sein. So saß sie lange da, entspannte sich und versuchte, nicht an Eddie oder an ihre Mutter zu denken. Vereinzelt war das heisere Krächzen eines Raben zu hören. Plötzlich wurde Nimue telepathisch angesprochen: -Hallo Nimue, ich bin Nia.- Erschrocken schaute sich das Mädchen suchend um. -Ich bin hier, hinter dir.- Als Nimue sich umdrehte, sah sie die größte und schönste Stute, die sie je gesehen hatte. Sie war komplett schneeweiß und Mähne und Schweif waren sehr lang. Die Stute blickte Nimue mit ihren braunen Augen sanft und gutmütig an. -Du bist eine Hagana-Stute?- fragte das Mädchen vorsichtig, denn sie hatte in Avalon von den Wesen aus der Sage gehört, die nicht gefangen werden konnten, kaum gesehen wurden und wenn sie sich einmal einen Menschen für ihr Vertrauen ausgesucht hatten, sie diesen ein ganzes Leben lang beschützten. Hagana-Pferde kannten den Charakter und das Wesen der Menschen, und sollten der Sage nach das Böse vertreiben. Nia antwortete: -Ganz Recht, und dir gilt von nun an mein Vertrauen.- Nimue blickte diese wunderschöne und doch Respekt einflößende Stute an. -Wie komme ich denn zu solch einer Ehre?- fragte sie, worauf die Hagana-Stute mit ihrer wohlklingenden Stimme antwortete: -Das hat mit Ehre nichts zu tun. Wir Haganaìs suchen uns unsere Freunde selbst aus, und ich spüre, dass du noch viel erreichen wirst. Ich werde dich ab heute immer beschützen.- Nimue war verblüfft und starrte Nia einfach nur an. Dann ging sie vorsichtig auf die Hagana-Stute zu, und streichelte ihr Fell. -Du solltest deine Mutter nicht so lange alleine lassen.- Meinte sie vorausschauend, worauf Nimue trotzig reagierte. -Sie ist nicht alleine!- -Ich weiß. Aber er ist gegangen.- Erstaunt wollte das Mädchen woher Nia das wusste. -Es gibt noch viel, was du lernen musst, obwohl du in Avalon gut ausgebildet wurdest.- meinte die Stute nur. -Eines davon ist, wie du andere durch dein geistiges Auge sehen kannst. Ich werde es dir bei Gelegenheit beibringen.- Nimue lächelte, und warf ihr Haar zurück. -O.k., dann hole ich Dreamy und dann reiten wir zurück.- Wieder bei dem Haus angekommen, versorgte Nimue Dreamy. -Ich bleibe hier draußen, außer Sichtweite und werde immer da sein, wenn du mich brauchst.- telepatierte Nia noch, bevor das Mädchen schon durch das Fenster in ihr Zimmer gelangte, aufschloss und mit der Zeitschrift zu ihrer Mutter eilte. Diese hatte sich Sorgen gemacht, und war froh, dass Nimue wieder aufgetaucht war. Eilan bestätigte die Vermutung ihrer Tochter. Sie erkannte James trotz der vergangenen 17 Jahre wieder und war genauso verblüfft wie Nimue, dass er es bis zum US-Präsidenten geschafft hatte. "Und was hast du nun vor?" fragte Eilan. -Er ist immerhin mein Vater! Ich möchte ihn kennen lernen!- Über die Reaktion ihrer Tochter runzelte sie nur die Stirn. "Und wie bitte willst du das machen? Er ist immerhin der US-Präsident, und an ihn wird nicht leicht ranzukommen sein." Nimue zuckte trotzig mit den Schultern. Von dem Brief würde sie nichts erzählen. Was ging das ihre Mutter an? Sie zerstörte die Beziehung zu ihrer Tochter, wenn sie so einen "Kunden" zum Freund hatte, den Nimue absolut nicht leiden konnte...! *** Ireland, Saturday 29th of May 2002, 7:00 a.m. Am Wochenende hatte Nimue endlich die Zeit, den Brief an ihren Vater zu schreiben. Nia half ihr dabei. Das Mädchen schrieb in englisch (da sie nicht annahm, dass der Präsident irisch konnte) und schickte ihn dann ab. -Nia, bitte überwache den Weg dieses Briefes und mach es so, dass er wirklich ungeöffnet bei Daddy ankommt.- Die Stute nickte. -Ich werde meine telepathischen Fähigkeiten benutzen.- Nimue hatte die Geschichte so geschrieben, wie Eilan sie ihr mal erzählt hatte und noch ein aktuelles Photo von sich und ihrer Mutter reingelegt. Nun hoffte sie auf Antwort... Kapitel 3: Unexpected daughter-Unerwartete Tochter -------------------------------------------------- ******************************************** Chapter Tree Unexpected Daughter - Unerwartete Tochter ******************************************** ...die Vergangenheit holt die Gegenwart ein. Was passiert, wenn sie zusammentreffen, wenn das Schicksal herausgefordert wird? Es gibt nur einen Weg, und eine Person... Ireland, Friday 3rd of July 2002, 2:30p.m. Endlich Sommerferien! Wie hatte Nimue die Zeit bis zu den Ferien nur ausgehalten? Ihr Zeugnis war gut ausgefallen, alles Einsen und Zweien und nur in Mathe und Physik eine Drei. Aber Nimue war zufrieden. Sie hatte in letzter Zeit viele Ausflüge mit Nia gemacht, um Eddie nicht treffen zu müssen. Mit Eilan redete sie nur noch, wenn es unbedingt nötig war und das schien ihrer Mutter egal zu sein. Seit sie mit diesem "Kunden" zusammen war, kümmerte sie sich um gar nichts mehr. Weder um ihre Tochter, noch um die Pferde. Wenn Nimue nicht gewesen wäre, würden sie ganz vernachlässigt werden. Besonders Sternchen litt sehr darunter, dass sich Eilan nicht mehr blicken ließ. Nimue hatte es vorgezogen heute, an ihrem letzten Schultag alleine nach Hause zu reiten, anstatt auf ihre Mutter zu warten. Diese würde sowieso in Eddieìs Auto einsteigen, und er würde sie bringen. Und dann ging das Geknutsche wieder los! Nein, das konnte sie sich sparen. Zu Hause angekommen, versorgte sie ihre Stute, und schwang sich auf Sternchens Rücken. Einen Sattel brauchte Nimue nicht. -Du Arme, komm. Wenigstens ich bewege dich mal, sonst bekommst du noch ganz dicke Beine vom Stehen...- Nia kam aus dem nahegelegenen Wald hervor und meinte: -Es ist schön, dass ich jetzt mehr Zeit mit dir verbringen kann!- Nimue nickte, sie hatte andere Gedanken. -Sternchen hatte kaum Bewegung. Was ist nur mit Mami los? Sternchen war ihre liebste Stute!- Nia antwortete: -So ist das, wenn man frisch verliebt ist. Sie denkt an gar nichts mehr. Weder an Sternchen, noch an dich... Traurig ist das schon...- -Weißt du, dass ich eine Vision von dir hatte?- fragte Nimue, um ein bisschen vom Thema abzulenken. -Das war glaubìich vor 5 Jahren als ich in Avalon mitten in der Ausbildung steckte, da sah ich uns beide zusammen...- Nia blickte das Mädchen erstaunt an. -Du hast das Zeug zu einer Hohepriesterin, wusstest du das?- Nimue nickte. -Ja, das hat Teala auch gesagt. Sie will mich zu ihrer Nachfolgerin machen...- -Komm, lass uns anhalten. Ich will dir etwas beibringen- Erstaunt zügelte Nimue den Haflinger und wartete ab, was Nia noch sagen würde. -Ich möchte dir die Transmission beibringen. Also das heißt, wie du sekundenschnell an einen anderen Ort kommen kannst. Eigentlich hättest du das in Avalon lernen sollen, aber ich bat Teala, es mir zu überlassen und sie willigte ein. Also schließe mal die Augen, und stelle dir einen Ort vor, an dem du gerne sein möchtest. Es muss aber ein Platz sein, wo du genau weißt, wie er aussieht.- Anfangs gelangte Nimue nur mit ihrem Geist an diesen Ort - sie hatte sich London-City ausgesucht - und Nia erklärte ihr, dass sie so ungesehen durch London gehen konnte, sich ihr Körper aber noch dort befand, wo er vorher war, meistens schlafend. Aber Nimue lernte schnell und schaffte es immer besser, je mehr sie übte. -Allerdings darfst du nicht vergessen, dass du dich nur an die Orte transmissionieren kannst, die du kennst bzw. wo du eine Person gut kennst. Dann stellst du dir die Person vor und kommst dann zu ihr. Oder du beobachtest sie, ohne selbst gesehen zu werden. Deshalb musst du dir immer vorher überlegen, ob du gesehen werden willst, oder nicht. Du kannst auch Personen und Dinge mitnehmen, wenn du nur lange genug übst.- Nimue nickte. Sie war erschöpft, als sie sich auf Sternchen wiederfand. -Was meinst du Nia, wird Daddy überhaupt noch schreiben? Es ist immerhin schon über einen Monat her, seit ich den Brief abgeschickt habe...- Nia blickte sie an, und meinte: -Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht alles. Aber ist dir eigentlich klar, dass du dich in das Schicksal eingemischt hast?- -Nein. Ist das so schlimm?- fragte Nimue unbeeindruckt. -Mm, eigentlich ja. Weil alles irgendwie anders kommen sollte. Mal sehen, was bei raus kommt. Du bist stark, und hast viele Fähigkeiten, die teilweise auch noch in dir schlummern. Zum Beispiel konntest du von alleine Bilder per Telepathie übermitteln.- Nimue nickte. -Stimmt. Als ich früher Mami etwas zeigen wollte, habe ich ihr ein Bild telepathiert, war schon lustig.- Eine kleine Pause entstand, dann meinte das Mädchen: -Ich glaube das mit Mami und mir musste so kommen. Unsere Verständigung ist auf die Dauer nicht die beste: Sie kann nicht zurück telepathieren, und ich kann nicht laut sprechen... Außerdem war ich 12 Jahre weg!- -Das ist ein ganz schönes Opfer...- meinte Nia -nicht sprechen, und vor allem auch nicht singen zu können...- -Naja, habìmich daran gewöhnt. Ich bin froh, dass ich weiß, dass Daddy mich wenigstens verstehen wird, wenn ich mit ihm telepathiere...- Nia lächelte. Sie wusste etwas, das Nimue noch nicht wusste: Wenn das Mädchen wirklich so stark war, hatte sie auch die Fähigkeit, anderen das Telepathieren beizubringen. Aber davon sagte die Hagana-Stute noch nichts, Nimue würde es schon selbst herausfinden... *** Ireland, Monday 6th of July 2002, 9:30 a.m. Nimue wollte eigentlich ausschlafen, doch den Postboten abzufangen war ihr wichtiger erschienen. Sie hoffte noch immer, dass ihr Vater geantwortet hatte. Also stieg das Mädchen kurzentschlossen aus ihrem kuschlig warmen Bett, zog sich an und stieg -wie gewöhnlich- aus dem Fenster. Eilan sollte nichts mitbekommen, wenn es sie überhaupt interessierte. Die Post kam gewöhnlich um 10 Uhr, Nimue war noch etwas früh dran. Nia gesellte sich zu ihr. -Was meinst du, hat Daddy schon zurückgeschrieben?- fragte das Mädchen hoffnungsvoll. Nia antwortete: -Ich weiß nur, dass er deinen Brief bekommen hat. Tut mir leid, mehr weiß ich auch nicht...- Nimue nickte und lehnte sich an die Stute. -Ich bin so froh, dass ich dich habe. Sonst wäre ich so alleine. Manchmal wünsche ich mir echt Freunde in der Schule oder Geschwister. Aber nicht von Eddie...!- Nia schnaubte leise. -Ich verstehe dich sehr gut. Aber warte erst mal ab...- Wieder wusste Nia etwas mehr, doch noch wollte sie nichts sagen... Nimue hatte sich in den Garten gesetzt, mit Blick auf den Briefkasten und Nia stand geduldig neben ihr. Das Mädchen spürte plötzlich, wie jemand mit ihr telepathieren wollte, und öffnete die unsichtbare Mauer, die sie immer nutzte, wenn sie mit Nia sprach. Ihre Englischlehrerin wollte etwas von ihr: -Goidé mar atá tú? (Wie geht es dir?)- Nimue antwortete: -Tá mé go maith, go raibh maith agat. (Mir geht es gut, danke.)- -Ich wollte dich nur fragen, was du so in den Ferien vorhast.- Nimue zögerte. Dann erzählte sie ihrer Englischlehrerin, die ihr schon eine gute Freundin und Vertrauensperson war, wie sie zur Zeit zu ihrer Mutter stand, und dass sie ihrem Vater geschrieben hatte. Miss Lay staunte nicht schlecht. Dann fragte sie: -Wo warst du eigentlich, bevor du bei uns auf die Schule gingst? Ich habe dich nie gesehen...- Nimue warf Nia einen Blick zu und diese nickte. -Ich war in Avalon, sagt Ihnen das was?- Miss Lay antwortete: -Ja, habìschon von gehört. Und was hast du da gemacht?- -Ich bin zur Priesterin und zur Chirurgin ausgebildet worden.- Ihre Lehrerin fragte erstaunt: -Heißt das, du kannst jetzt in deinem Alter kranke Menschen operieren?- Nimue lächelte. -So unwahrscheinlich es klingt: Es stimmt aber.- Doch dann verabschiedete sich Nimue schnell mit einem raschen -Slán!-, weil sie den Postboten kommen sah. Er steckte jede Menge in den Briefkasten. Nachdem er weg war, eilte Nimue hin, und holte alles heraus: Werbung, ihre Abo-Zeitschrift GEOlino, Rechnungen (sah jedenfalls so aus), ein Brief von ihrer Brieffreundin aus Deutschland -über den sie sich sehr freute- und ein seltsamer Brief ohne Absender, der an sie adressiert war. Diesen Brief nahm sie an sich, den Rest steckte sie erstmal wieder in den Briefkasten. Dann kletterte sie auf einen Holzstapel, von dem aus sie auf Niaìs Rücken gelangte. -Komm, wir gehen ein Stück.- Meinten beide zugleich und lachten. Sie ritten ein Stück in den dichten Wald, in dem Nimue nur sehr selten gewesen war, aber Nia kannte sich hier bestens aus. Doch je tiefer sie in den Wald gingen, umso dunkler wurde es. Der Himmel, den man zwischen den Bäumen hindurch sehen konnte war grau und es würde bestimmt jeden Moment anfangen zu regnen. Äste knackten im Gebüsch und Nimue fuhr zusammen, als eine Eule über ihren Kopf hinweg flog. -Nia, warum wird es hier so dunkel? Ich mag das nicht. Ich fühle mich hier so ungeschützt. Als ob im Dunkeln etwas lauert das mich sehen kann, aber ich es nicht.- Das Mädchen schauderte und bekam eine Gänsehaut, die nicht nur von der plötzlichen Kälte stammte. Sie hätte sich eine Jacke mitnehmen sollen, aber nun war es zu spät. Hoffentlich erkälte ich mich nicht.... Nia sagte: -Denk an das, was du gelernt hast. An das, was du bist.- Nimue dachte nach. Wer bin ich? Ich bin die Herrin des Nebels kam die Antwort wie von selbst und Nimue hob die Hände und beschwor ihren Nebel herauf, der sich schützend um sie und Nia legte. Und plötzlich waren da keine grusligen Geräusche mehr. Der weiße Nebel verdeckte, die Sicht, schluckte alle Geräusche und wärmte sie. -Nun kann keiner mehr etwas sehen.- sagte Nimue stolz und gleichzeitig auch erleichtert. -Mann bin ich froh, dass ich in Avalon erkannt habe, welche Herrin ich bin. Somit kann ich lernen, mich zu schützen...- Dann fand sie ihren Humor wieder: -Mensch Nia! Zum Glück bin ich nicht die Herrin des Feuers, sonst hätte ich noch den ganzen Wald in Brand gesetzt!- Das Mädchen bekam einen Lachanfall bei dieser Vorstellung und fiel fast runter und die Hagana-Stute musste ebenfalls lachen. Dann erinnerte Nimue sich an den Brief in ihrer Hand. Sie beruhigte sich und zwang sich, wieder gleichmäßig zu atmen. In Avalon hatte sie unter anderem auch ihre Selbstbeherrschung gelernt. Auf Niaìs Rücken war genug Platz, um sich hinzulegen, den Brief zu öffnen, und zu lesen: Liebe Nimue, 7/1/2002 dein Brief kam sehr überraschend für mich. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, je wieder etwas aus Irland zu hören, geschweige denn, eine Tochter zu haben, die dort lebt, und mir wie aus dem Gesicht geschnitten ist! (Danke für das Photo) Nach einigem Nachdenken und Überlegen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dich zu besuchen. Ich möchte meine erste Tochter schließlich kennen lernen. Das macht sich in so fern gut, weil ich sowieso geschäftlich in Nordirland zu tun habe. Doch leider muss ich dich auch enttäuschen, wenn du denkst, dass ich vielleicht wieder mit Eilan zusammen komme. Ich habe nämlich eine sehr liebe Frau gefunden, mit der ich schon seit 15 Jahren verheiratet bin. Und du bist auch - wie schon erwähnt - nicht meine einziges Kind. Du hast noch insgesamt vier Schwestern und einen Bruder. Zu unseren eigenen Kindern gehören: Cassie (3 Jahre alt), Milan (7 Jahre alt) und Thea (11 Jahre alt). Außerdem haben Shirley und ich zwei Mädchen adoptiert, als sie 10 Jahre alt waren. Die Zwillinge heißen Belina und Janna und sind heute schon 21 Jahre alt. Vielleicht kannst du meine Familie ja mal irgendwann kennen lernen? Es würde mich freuen, denn ich möchte alles daransetzten, etwas aus der Vergangenheit zu machen, wenn sie mich schon nach so vielen Jahren einholt... Es wäre schön, wenn du mich anrufen könntest, um zu sagen, wo ihr wohnt, damit ich es dann finde. Meine Telefonnummer liegt bei. Ich bin in der Woche vom 15. - 22. July in Nordirland. Würde das bei dir gehen? Ich freue mich schon auf eine Antwort von dir. Dein Daddy oder James (Wie du möchtest.) Nimue hatte telepathisch gelesen, so dass Nia alles verstehen konnte. -Mensch, hast du das gehört Ich werde ihn sehen!! Nur mit dem Anrufen wird das problematisch...- Nia meinte: -Da musst du ihm wohl doch noch mal einen Brief schicken, mit einer Landkarte wo eingezeichnet ist, wo sich dein abgelegenes Zuhause befindet.- -Mir bleibt ja nix anderes übrig. Aber warum steht kein Absender auf dem Briefumschlag?- Auch darauf hatte die Stute eine Antwort: -Er möchte bestimmt nicht, dass die Presse aufmerksam wird. Wie würde das kommen, wenn der Postbote sieht, dass du Post vom US-Präsidenten bekommst?- Nimue lächelte und faltete den Brief wieder zusammen, um ihn zurück in den Umschlag zu stecken. Darauf war sie nicht gekommen. Wenn sie an die Begegnung mit ihrem Daddy dachte, fing ihr Bauch schon an zu kribbeln. -Oh Nia, ich freue mich schon so !!- Die Stute stupste Nimue freundschaftlich an. Sie verstand das Mädchen gut. In den nächsten Tagen würde Nia alles daransetzen, Nimue die Zeit zu vertreiben, bis ihr Vater kommen würde. *** Ireland, Saturday 16th of July 2002, 9:05 a.m. -Nimue, aufstehen!- -Warum?- fragte das Mädchen schläfrig und wollte sich auf die andere Seite drehen. Doch dann fiel ihr plötzlich ein, dass ja heute ihr Vater kommen wollte! Sie hatte ihm einen weiteren Brief geschrieben, in dem stand, warum sie nicht telefonieren konnte und wo sich das Haus befand, in dem sie wohnte. Vor fünf Tagen erreichte sie dann ein Telegramm, auf dem James ihr mitteilte, dass er am 16. July vormittags vorbeikommen wollte. Und dieser Tag war heute! Also befolgte das Mädchen Niaìs Aufforderung, verließ das Bett, und wusch sich. Dann stand Nimue vor ihrem Kleiderschrank und wusste nicht, was sie anziehen sollte. Sie schaute aus dem Fenster: Die Sonne schien warm vom wolkenlosen Himmel - richtiges Sommerwetter. Eigentlich ungewöhnlich für Irland... Dachte sie, und wählte ein langes, blassgrünes Kleid aus, das ihre schlanke Figur betonte und ließ ihre Haare -die sie frisch gewaschen hatte- offen. Dann schlüpfte Nimue in ihre Sandalen und ging auf dem gewohnten Weg -durchs Fenster- nach draußen. Ihre Mutter würde sie nicht vermissen, sie wusste, dass Nimue oft ausritt, in letzter Zeit jedenfalls. Vor dem Fenster wartete Nia schon - wunderschön wie immer. -Ich komme mit dir.- verkündete die Stute und Nimue nickte nur. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch und schrecklich aufgeregt und nervös war sie auch. -Nia, wie alt ist Daddy jetzt eigentlich?- Die Stute schaute das Mädchen nachdenklich an und antwortete: -Als er deine Mutter kennen lernte, war er 24 Jahre alt. Also ist er jetzt... 41 Jahre alt.- -Ich bin gespannt, wie er leibhaftig aussieht. Von Photoìs kann man ja nicht ausgehen...- Nia bemerkte die Nervosität ihres Schützlings und meinte: -Komm auf meinen Rücken, wir reiten ihnen ein Stück entgegen.- Nimue kam der Aufforderung gerne nach und so ritten sie im leichten Trab über eine Blumenwiese, den nächsten Hügel hinauf. Dort hörten sie plötzlich einen ohrenbetäubenden Lärm. Nimue schaute erschrocken zum Himmel hinauf. Es waren zwei Hubschrauber, die unmittelbar neben ihnen landeten. Hinaus stiegen insgesamt 9 Männer, die erstaunt stehen blieben, als sie Nia sahen. Das Mädchen erkannte James sofort, obwohl alle Männer schwarze Jacketts und weiße Hemden anhatten, und Krawatten trugen. Sie rutschte vom Rücken der großen Schimmelstute herunter und lief die letzten Meter bis zu ihm. Dann fiel sie in seine Arme, schluchzte lautlos und rief: -Daddy!! Ich habìdich so vermisst!- James warf den 8 Männern -seinen Bodyguards- einen beruhigenden Blick zu, und erwiderte die Umarmung. Mit seiner angenehmen, ruhigen Stimme sagte er: "Ich dich auch." Dann hielt er sie ein Stück von sich weg, um sie zu betrachten. "Du bist ein wunderschönes Mädchen." Einer der Bodyguards meldete sich zu Wort: "Wenn ich etwas sagen darf Mr. President, das Mädchen sieht ihnen wirklich erstaunlich ähnlich." James nickte. "Es ist ein Jammer, dass ich deine Kindheit nicht miterleben konnte..." Nimue spürte, dass ihr die Tränen vor Freude das Gesicht herunterliefen. -Ich habe dich wirklich so vermisst!- James streichelte ihr beruhigend über den Kopf. "Ist ja gut, nun bin ich ja da." Nia beobachtete die Szene ruhig, und mischte sich nicht ein. -Wir können ja zum Haus gehen. Allerdings habe ich Mami nichts erzählt. Unser Verhältnis ist zur Zeit im Eimer...- James zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts, sondern nickte nur. Doch als er losgehen wollte, hielten ihn die Bodyguards fest. "Was ist denn?" fragte James unwirsch. Einer zeigte auf Nia. Da wischte Nimue sich die Tränen aus dem Gesicht und lachte. -Nia gehört mir. Sie tut nichts, obwohl sie so groß ist.- "Habt ihr gehört? Also los." -"Was sollen wir gehört haben?" fragte einer der Bodyguards. James seufzte. Seine Bodyguards hatten ja nichts mit Telepathie im Sinn. "Die Stute gehört meiner Tochter, und ist nicht gefährlich. Also habt euch nicht so!" Nimue ging zu Nia hinüber, streichelte sie und führte sie zu der Gruppe von Männern. -Sie tut wirklich nichts.- Dann lief sie neben ihnen her, bis sie zum Haus kamen. Nimue betrachtete ihren Vater. Er war groß, hatte ein freundliches Gesicht (war frisch rasiert *grins*) und seine Haare waren schon grau geworden, was ihm aber hervorragend stand, so fand Nimue. 'Jedenfalls ist er das ganze Gegenteil von Eddie...!ìdachte das Mädchen traurig. Am Haus angekommen schickte Nimue ihre Stute weg, und betrat das Haus - diesmal von der Haustür her - um ihre Mutter zu holen. Diese stand in der Küche und bereitete das Frühstück vor. -Mami, Mami, komm!- Genervt sagte Eilan: "Was ist denn?" -Nun komm schon!- sagte Nimue und schleifte ihre Mutter zur Tür. Dort blieb Eilan erstmal regungslos stehen und betrachtete den Mann, der dort in Jackett und Krawatte vor ihr stand, und sie anblickte. "Hallo Eilan, schön dich wiederzusehen." sagte James lächelnd. "Du hast dich aber sehr verändert." - "Ach ja?" meinte sie kühl. "Ja. Du bist dicker geworden, hast schon weiße Strähnen in deinen schönen Haaren und älter siehst du auch aus." Eilan erwiderte: "Typisch. Sagst immer, was du denkst. Kommt übrigens alles durch die Schwangerschaft, an der du ja wohl nicht ganz unbeteiligt warst. Und überhaupt: Du bist ja wohl auch älter geworden und deine damals so schönen braunen Haare sind jetzt langweilig grau geworden." Sie mussten lachen, doch genau in diesem Augenblick wusste Nimue sofort, dass sie die beiden nicht wieder zusammenbringen konnte, wie James ihr schon in dem Brief geschrieben hatte. Und das stimmte sie irgendwie traurig. "Wollt ihr reinkommen?" fragte Eilan gastfreundlich, doch der Präsident antwortete nur: "Nein, wir wollten sowieso nur kurz bleiben..." Nimue fasste James an die Hand und führte ihn ein Stück weg. Dann sagte sie, ohne dass es jemand hören konnte: -Ich möchte nicht mehr hier bleiben! Mami kümmert sich weder um mich, noch um die Pferde, seit sie mit Eddie zusammen ist! Außerdem halte ich es nicht aus, vielleicht bald Geschwister von ihm zu haben! Ich will hier weg...!- Sie schaute mit ihren nachtblauen Augen zu ihm auf, und wartete auf eine Antwort oder Reaktion. James blickte zu den Bodyguards hinüber, die mit Eilan redeten, ihn aber gleichzeitig im Auge behielten, und überlegte. Dann blickte er seine bildschöne Tochter an, legte seine Hände auf ihre Schultern und meinte: "Du könntest mit mir zurück in die USA fliegen, und mit mir und meiner Familie zusammen im Weißen Haus wohnen... Das heißt wenn meine Familie damit einverstanden ist. Aber auf jeden Fall musst du sie kennen lernen...!" Nimue klammerte sich an ihn. -Kannst du das Mami beibringen?- James lächelte, streichelte ihr die Wange und legte einen Arm um sie. Dann liefen sie zurück zum Haus. Eilan machte es absolut nichts aus, als James ihr von Nimueìs Entscheidung erzählte, worüber das Mädchen richtig enttäuscht war. Ich bin ihr also doch egal. Sie hat nicht mal danach gefragt, wie es mit der Schule weitergehen soll... "Du kannst sofort mitkommen, wenn du willst." meinte James dann. -Natürlich will ich das. Muss meine Sachen aber noch packen...- "O.k., Bryan, geh du mit ihr rein, und hilf ihr beim Packen." Einer der Bodyguards nickte. Er schien noch sehr jung zu sein, hatte braune Augen und schwarze Haare, dessen Strähnen ihm immer ins Gesicht fielen. Er war Nimue sofort sympathisch. So gingen die beiden in das Zimmer des Mädchens und Nimue holte eine Reisetasche und zwei Koffer von ihrem Schrank herunter. Sie packte als erstes alle ihre Klamotten und Schuhe ein. Dann kamen noch Bücher, Briefe, ihre Schulsachen, ihr Handy (mit dem sie meistens nur spielte und SMS-Nachrichten verschickte) und ihr Wasch- und Pflegezeug dazu. Sie blickte sich um. Was konnte sie noch mitnehmen? Das Mädchen steckte nach langem Überlegen ein paar Zeitschriften, Briefe, ihren Wecker, Photoapparat und Photoalben ein. Sie überlegte, ob sie ihr ganzes Reit- Pferde- und Putzzeug mitnehmen sollte, und entschied sich dafür. Vielleicht habe ich ja die Möglichkeit, in Amerika mal reiten zu gehen... Dann half Bryan ihr, die Sachen hinauszuschaffen. "Was machst du mit deiner weißen Stute?" fragte er, als sie im Flur waren. Nimue griff nach einem Zettel und schrieb: SIE WIRD VON ALLEINE NACHKOMMEN. SIE IST MEIN BODYGUARD. FRAGìNICHT WEITER; DU WÜRDEST ES SOWIESO NICHT VERSTEHEN. SIE IST NÄMLICH EINE HAGANA-STUTE. "Etwa diese Fabelwesen?" Nimue nickte. Als sie draußen angekommen waren, verabschiedete sich Nimue von ihrer Mutter. -Tschüss Mami, ich wünsche dir noch alles Gute für dein weiteres Leben... Ach ja, und bitte gibìMiss Lay meine Palomino-Stute. Was mit Sternchen wird, musst du dir selbst überlegen.- Sie umarmten sich kurz. Dann fragte Nimue etwas, das ihr schon die ganze Zeit auf dem Herzen gelegen hatte: -Du möchtest dir ein neues Leben mit Eddie aufbauen, nicht wahr? Und da bist du froh, dass ich weg bin, arenìt you?- Eilan blickte ihre Tochter an. "Es tut mir leid. Ich habe dich wirklich geliebt. Aber mit Eddie würdest du eh nicht auskommen. Da bist du bei James wirklich besser aufgehoben. Und um die Pferde werde ich mich kümmern, versprochen." Eilan küsste ihre Tochter auf die Stirn, und ließ sie dann gehen. Nimue lief noch kurz in den Stall, um sich von Dreamy zu verabschieden, dann lief sie neben ihrem Vater und den Bodyguards her zu den Hubschraubern. Eilan stand noch immer in der Tür, und blickte ihnen nach. Als der Hubschrauber abhob, schaute Nimue das letzte Mal zu ihrem Haus hinunter und rief: -Slán! (Tschüss!)- , bis es nicht mehr zu sehen war. Kapitel 4: A new life begins - der Beginn eines neuen Lebens ------------------------------------------------------------ *************************************************************** Chapter Four A new life begins - der Beginn eines neuen Lebens *************************************************************** ... das neue Leben scheint sorglos. Die Vergangenheit hat sich beruhigt. Doch ein schwerer Weg ist zu gehen, für den, der das Schicksal herausgefordert hat. Ein Weg, mit dem keiner gerechnet hat. Ein Weg mit viel Schmerzen und Leid... Das Mädchen seufzte lautlos und blickte ihren Vater an. Der neben ihr saß und las. -Was liest du da?- fragte sie aus Neugier. "Ich gehe meine Rede nochmal durch, die ich heute Abend halten werde. Übrigens kannst du mit in dem Hotel wohnen, in dem auch ich zur Zeit untergebracht bin. Nur kann ich dich nirgendwohin mitnehmen, weil ich sehr beschäftigt bin. Ich hoffe du verstehst das?" Nimue nickte. -Dann bleibe ich am besten in meinem Hotelzimmer, bis wir in die USA fliegen...- "Du kannst dir aber auch Nordirland anschauen, wenn du willst. Dann gebe ich dir einen meiner Bodyguards mit." -Au ja, wäre toll!- James lächelte seine Tochter an und meinte: "Du hast sehr viel von mir: das Aussehen einmal, aber auch dein Charakter und deine Eigenschaften. Vielleicht bekomme ich deshalb kein schlechtes Gewissen, dich mit in die USA zu nehmen?" -Warum solltest du ein schlechtes Gewissen haben?- fragte Nimue. "Weil ich deine Mutter früher nicht mit nach Amerika nehmen wollte. Ich wusste, dass Irland ihr Zuhause war, sie passte einfach nirgend woanders hin. Aber bei dir ist das anders. Du siehst so aus, als würdest du gerne reisen und neue Dinge kennen lernen, genau wie ich. Ist das richtig?" -Yes, thatìs right. Ach Daddy. Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe!- James lächelte. "Ich auch, Darling. Mir geht dein Aussehen immer noch im Kopf herum. Ist das nicht komisch, dass keines meiner anderen Kinder mir so ähnlich sieht, wie du? Hat das irgendetwas zu bedeuten?" -Donìt know. Ich finde es lustig. Bin wirklich schon gespannt auf meine neuen Geschwister...- James nickte lächelnd, und widmete sich wieder seiner Rede. Nimue wandte sich Bryan zu, der ihr gegenüber saß und sie anlächelte. "So ein Mädchen wie dich habe ich noch nie kennengelernt." Nimue schaute ihn an und wollte ihm antworten, als ihr einfiel, dass Bryan sie nicht verstehen konnte. Also holte sie Zettel und Stift raus und schrieb: DOCH HAST DU. JETZT GERADE. Bryan lachte und meinte dann: "Konntest du schon immer nicht sprechen?" Nimue schüttelte den Kopf und schrieb: NUR ALS BABY KONNTE ICH SCHREIEN. ABER AB MEINEM 1.LEBENSJAHR KONNTE ICH KEINE GERÄUSCHE MEHR VON MIR GEBEN. NUR PER TELEPATHIE KANN ICH MICH VERSTÄNDIGEN, JEDENFALLS MIT DENEN, DIE DIE GABE DAZU HABEN. Bryan las es sich durch und sagte: "Wie praktisch. Schade, dass ich nicht telepathieren kann. Ich hätte gerne mal deine Stimme gehört." Nimue zuckte mit den Schultern, lächelte und blickte aus dem Fenster. "Wir sind gleich da." meinte James, und packte schon mal seine Unterlagen zusammen. In dem noblen Hotel in Nordirland angekommen, wurde Nimue in ihr Zimmer gebracht, und alleine gelassen. Sie machte es sich gemütlich. Es war ein großes Zimmer mit angrenzendem Bad und einem überdimensionalen Himmelbett. Es hatte zwei große Fenster, aus denen man in den dahinter liegenden Park schauen konnte. Dann klopfte es, und Bryan kam herein, mit Nimueìs Sachen. "So, hier ist dein Zeug. Mittagessen gibt es um eins, ich hole dich dann, o.k.?" Nimue nickte und schon war Bryan wieder verschwunden. Das Mädchen hatte sich einen Stuhl ans Fenster gestellt, und schaute heraus. Na das kann ja heiter werden. Mir ist jetzt schon langweilig! dachte sie und sah dann Nia unten stehen. -Hallo Nia, gut angekommen?- -Ja klar. Und, wie gehtìs dir?- Nimue antwortete: -Mir ist langweilig, aber sonst bin ich ganz froh.- Nia nickte. -Leider kann ich erstmal nicht runterkommen, es gibt in einer Stunde Essen, und Daddy möchte nicht, dass ich ohne Bryan rausgehe, wegen der Reporter und so...- Wieder nickte die Stute und meinte: -O.k., dann werde ich mir mal die Gegend ansehen. Wie gesagt, wenn du mich brauchst, bin ich da.- Nimue nickte dankbar, und schaute der Hagana-Stute hinterher, bis sie im Gebüsch verschwand. Dann schloss das Mädchen das Fenster und kramte ihr Handy hervor, um sich mit 'Snakeìdie Zeit bis zum Essen zu vertreiben. Das Essen verlief recht gut, außer dass Nimue das einzige Mädchen in der Runde war. Doch solange sie Nia, ihren Daddy und Bryan hatte, machte ihr das nicht viel aus. Sie war heilfroh, dass Bryan ihr vor der Mahlzeit gesagt hatte, dass sie nicht gleich am Anfang so viel essen solle, weil es fünf Gänge gebe, denn sie wäre nach dem ersten Gang schon satt gewesen. Nimue musste immer lächeln, wenn sie die Bediensteten des 5-Sterne Hotels sah, die sich betont höflich und ruhig gaben, im Grunde genommen aber total aufgeregt waren und hofften, nichts falsches in Anwesenheit des Präsidenten zu machen. Als das Essen beendet war, sagte James seiner Tochter Tschüss, ließ ihr Bryan zurück und fuhr dann mit seiner Eskorte zum Regierungsgebäude, wo er seine Rede halten würde. So saß Nimue mit Bryan in ihrem Zimmer und sie spielten Schach, eines der Lieblingsspiele des Bodyguards. Doch mit der Zeit ging es Nimue langsam auf die Nerven, immer dumme Zettel zu schreiben, nur weil Bryan sie nicht verstehen konnte. Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben... Ach ja, wie konnte ich das nur vergessen! In Avalon habe ich doch gelernt, wie man auch anderen alles beibringen kann! dachte das Mädchen und wusste wieder mit einem Mal, was sie zu tun hatte. BRYAN, SETZ DICH MAL RUHIG HIN, UND VERSUCHE AN NICHTS ZU DENKEN... Nach zehn anstrengenden Minuten hatte Nimue ihn soweit, dass er sie telepathisch verstehen konnte. -Wenn du übst, dann kannst du auch bald mit mir telepathieren, ist doch toll, oder?- Bryan nickte nur, und meinte dann: "Jetzt habe ich endlich mal deine Stimme gehört. Aber sagìmal, du bist doch keine Hexe, oder sowas? Ich meine, ist das normal, dass jemand einem anderen das Telepathieren beibringt?" -Nein, es ist nicht normal, weil die Telepathie vererbt wird. Aber ich wusste ganz plötzlich, wie es geht. Und ich bin keine Hexe, ich war nur 12 Jahre in Avalon, wo ich vieles gelernt habe. Nia - meine Stute - meinte, dass ich das Zeug zu einer Hohepriesterin habe.- "Du kannst dich mit dieser Hagana-Stute unterhalten?" Bryan war verblüfft, als er Nimueìs Antwort hörte. -Na klar, was dachtest du denn? Ich denke, wenn Nia es will, könntest sogar du mit ihr sprechen, telepathisch natürlich...- So verging die Zeit sehr schnell. Bryan gewann unendlich viele neue Erkenntnisse, und Nimue konnte sich endlich ordentlich mit ihm verständigen, und lernte sich selbst ein Stück weit besser kennen, was ihr ein sicheres Gefühl gab. *** Air Force One, Friday 22nd of July 2002, 1: 45 p.m. Nach einer letzten ausgiebigen Mahlzeit im Hotel, waren der Präsident und seine Gefolgschaft aufgebrochen. Sie hatten sich verabschiedet, die Air Force One - die Präsidentenmaschine - betreten und waren nun auf dem Weg in die USA. Nimue hatte über das große Flugzeug gestaunt, und sich alles genau angesehen. Nun saß sie neben James und ihr wurde plötzlich klar, neben wem sie da eigentlich saß. Ein Mann, den vielleicht einige Menschen gerne sehen wollten, der aber auch einige Feinde hatte. Ein Mann, der sehr viele wichtige Entscheidungen treffen musste, und der eine sehr große Verantwortung hatte. Er war eigentlich der mächtigste und reichste Mensch auf der Erde: der US-Präsident. Nach dieser Reihe von Erkenntnissen fühlte sie sich plötzlich ganz schüchtern, und so sagte sie nichts und spielte - wie so oft - 'Snakeìauf ihrem Handy. Als ihr dann langweilig wurde, holte sie den Brief ihrer deutschen Brieffreundin hervor, und begann, schriftlich darauf zu antworten. -Was machst du da?- fragte James, dem Nimue inzwischen auch das Telepathieren beigebracht hatte. -Ich antworte meiner deutschen Brieffreundin.- antwortete das Mädchen, worauf der Präsident fragte: -Und welchen Absender willst du hinten drauf schreiben?- Nimue stutzte. Auf den Gedanken war sie noch nicht gekommen. Als sie ratlos die Schultern zucken wollte, hatte James eine Idee: -Wir können dir ja ein Postfach in Washington einrichten lassen, dann brauchst du deiner Freundin nur zu erklären, warum du jetzt in Amerika wohnst. Ist jedenfalls besser, als wenn du ihr auch noch erklären müsstest, warum du im Weißen Haus wohnst, oder?- Nimue lächelte und blickte ihren Vater an. -Was ist? Was schaust du mich so komisch an?- fragte dieser, doch das Mädchen reagierte nicht. Es schien, als wäre sie ganz weit weg. Sie schaute nicht mehr ihn an, sonder durch ihn hindurch, wurde ganz blass und verzog das Gesicht. Das Komische war, dass ihre nachtblauen Augen plötzlich rot-golden leuchteten. -Hey, was ist los mit dir? Nimue!- James schüttelte sie panisch, worauf sie langsam wieder zu Bewusstsein kam. - Wo bin ich? Ach ja...- - Was war denn mit dir los?- fragte James, er immer noch sehr beunruhigt war. Nimue schüttelte ihren Kopf und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Ihre Augen hatten wieder die normale nachtblaue Farbe angenommen. Sie konnte es noch nicht fassen, dass das Alles innerhalb weniger Sekunden geschehen war. Zögernd erzählte Nimue: -Ich hatte eine Vision. Dort sah ich dich, und mich, und hinter uns Jemanden, der zwei Babies in den Armen hielt, neben einem großen Feuer stand, und rief: "Diese Kinder bringen nur Unglück, sie müssen sterben!", worauf ich rief: "Gib mir meine Zwillinge zurück!" doch sie war schon mitsamt den Kindern verschwunden, und du nahmst mich in den Arm, und dann fingen wir beide an zu weinen...- Nimue konnte ihrem Vater einige Bilder per Telepathie zeigen, woraufhin auch er blass wurde. -Und diese Visionen... sind sie... wahr?- Nimue zuckte die Schultern. -So richtig weiß ich das nicht. Ich hatte schon viele Visionen, die in Erfüllung gegangen sind, zum Beispiel die mit Nia. Aber ich denke, dass man sie auch verhindern kann. Nur kann ich mir viele Dinge nicht erklären, die in dieser Vision gezeigt wurden... Das heißt, eigentlich kann ich mir gar nichts erklären...- das Mädchen zitterte immer noch, und James legte ihr beruhigend einen Arm um die Schulter. Dann fragte er: -Also hast du das zweite Gesicht?- Das Mädchen nickte nur, und wurde schrecklich müde, was normal war, wenn sie eine Vision hatte. -Ich gehe in mein "Zimmer" und ruh mich in wenig aus, o.k.?- James nickte, brachte sie noch in ihr Bett und blieb besorgt im Flur stehen. Sechs Stunden vergingen, und James hatte seine Tochter noch nicht wieder zu Gesicht bekommen. Er wollte sie wecken, um ihr zu sagen, dass es gleich Essen gäbe, doch als er die Kabine seiner Tochter lautlos betrat, blieb er erschrocken in der Tür stehen. Das Zimmer war dunkel, nur eine kleine Schreibtischlampe spendete etwas Licht doch er erkannte, dass vor dem Bett, in dem Nimue friedlich schlief, eine Person stand, die in einen weiten, seltsam blauen Umhang gehüllt war, und ihm den Rücken zuwandte. James wusste instinktiv, dass von ihr keine Gefahr ausging. Deshalb ging er langsam auf das Bett seiner Tochter zu, und setzte sich auf einen Stuhl, der daneben stand. Die Person bemerkte ihn, blieb aber ruhig und wandte ihm das Gesicht zu. James stockte der Atem. Es war eine wunderschöne Frau. Ihre langen, schwarzen Haare fielen ihr in Locken über die Schultern und sie sah ihn aus ihren braunen Augen anerkennend an. -Ich hätte nicht gedacht, dass du dich der Vergangenheit entgegenstellst - alle Achtung. Aus deinem Charakter sprechen Mut und Tapferkeit. Du wirst ihr ein guter Mann und Vater sein.- James, der nicht bemerkte, dass die Frau von Nimue sprach, fragte ungläubig: -Wer bist du?- -Mein Name ist Teala, ich bin die Hohepriesterin von Avalon.- James wollte fragen, wo und was Avalon sei, doch in diesem Moment schlug Nimue die Augen auf, und starrte Teala an. Diese wandte sich dem Mädchen zu. -Hallo, Nimue, schön, dich wieder zu sehen.- Nimue runzelte die Stirn, und versuchte sich zu erinnern, wo sie diese Frau schon einmal gesehen hatte, denn sie war schläfrig und noch nicht richtig aufgewacht. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, und sie setzte sich in ihrem Bett auf. -Teala?? Bist du es wirklich??- Nimue umarmte die Frau und weinte vor Freude. James saß daneben und verstand überhaupt nichts. Nimue wandte sich ihm zu, die Hohepriesterin immer noch umarmend. -Teala ist die Hohepriesterin von Avalon. Ich war 12 Jahre lang bei ihr und sie hat mir vieles beigebracht. Seit 4 Jahren habe ich nichts mehr von ihr gehört. Es ist so schön, dich wieder zu sehen!- Teala gab Nimue einen Kuss auf die Stirn und sagte: - Du bist ein schönes Mädchen geworden. Bald wirst du eine junge Frau sein, die viel Leid zu ertragen hat.- mit wissenden und zugleich traurigen Augen sprach sie weiter - Aber du hast den Charakter seines Vaters geerbt, du wirst stark sein, meine kleine Nimue...- Das Mädchen schaute erschrocken auf, als die Hohepriesterin anfing, zu weinen. -Was ist mit dir?- schluchzend sagte Teala: -Es ist nichts, du tust mir nur so leid, weil ich weiß, was mit dir passieren wird, und wieviel Leid du zu ertragen hast. Genieße deine Tage, an denen du noch Kind sein darfst, genieße sie.- Sie strich Nimue zärtlich über den Kopf, und begann, zu verblassen. -Halt, wo willst du hin? Werde ich dich wieder sehen?- fragte Nimue, die sich an die Hohepriesterin klammerte. Diese sagte: - Ja, meine kleine Nimue, wir werden uns ganz bestimmt wieder sehen...- bevor sie ganz verschwand und einen verdutzten James und eine verwirrte Nimue zurückließ. *** Eine Stunde später setzte die Air Force One zum Landeanflug an und nach einer weiteren halben Stunde Fahrt in einer schwarzen Limousine erreichten Nimue, James und die Bodyguards das Weiße Haus. Das Mädchen hielt erstaunt inne, als sie das Gebäude sah. -Mann, das ist ja riesig!- Der Präsident lächelte, und führte seine Tochter hinein. Er wurde von den Angestellten begrüßt und sofort über den Stand der Dinge informiert. Nimue ging unter den Bodyguards unter, so wurden wenigstens keine peinlichen Fragen gestellt. Nach 10 Minuten hatte James genug, er war erschöpft von dem Flug, wollte seine Ruhe haben und seine Familie sehen. So sagte er kurzentschlossen: "Meine Damen und Herren es ist schon 8 Uhr abends. Lasst uns morgen um 9 Uhr im Oval Office weiterreden, o.k.? Dann ist eine Stunde später auch gleich der Pressetermin. Gute Nacht." Er wandte sich abrupt um und ging die Gänge entlang, durch den Oval Office, bis zu seinen Privaträumen. Dort entließ er die Bodyguards, die eine Etage weiter wohnten. "So, endlich Ruhe. Komm, ich denke dass Shirley und die beiden Großen noch wach sind, dann kannst du sie heute noch kennen lernen." Nimue lächelte schüchtern und folgte ihrem Daddy durch die stattlich eingerichtete Wohnung in ein großes Zimmer. Das Mädchen sah sofort den großen Kamin, der dort stand, und in dem ein gemütliches Feuer brannte. Sie empfand es sofort als angenehm und betrachtete erst dann den Rest des Raumes. Er war mit einem teuren asiatischen Teppich ausgelegt und in der Ecke standen zwei Sessel, eine Couch und ein kleiner Tisch aus Glas. An der Wand hingen prachtvolle Gemälde - alles wunderschöne Landschaftsbilder. Erst jetzt fiel Nimue die Person auf, die in einem der Sessel saß, las und sie nicht bemerkte. James ging leise von hinten auf sie zu und umarmte sie. Erschrocken fuhr sie herum, erkannte James und lächelte ihn an. "Du bist wieder da, wie schön. Ich habe dich vermisst." Shirley stand auf, umarmte ihn und James gab ihr einen Kuss. Dann erinnerte er sich an Nimue, die sich im Hintergrund hielt und sagte: "Shirley, ich habe jemanden mitgebrachte." -Nun komm schon, sie beißt nicht.- sagte James lautlos und Nimue trat zögernd ein paar Schritte vor. "Hallo, wer bist du denn?" fragte die First Lady freundlich. Das Mädchen erkannte genervt, dass Shirley nichts mit Telepathie zu tun hatte, und James antwortete an ihrer Stelle: "Sie heißt Nimue. Aber wollen wir uns nicht erstmal setzen?" Er setzte sich mit seiner Tochter auf die Couch und Shirley setzte sich ihnen gegenüber wieder in den Sessel, ahnend, dass jetzt etwas kommen würde, wovon sie nichts gewußt hatte. Der Präsident wurde sichtlich nervös, und wusste nicht, wie er anfangen sollte. Es entstand eine lange Pause, in der Shirley ihn anschaute und wartete, wann er anfangen würde zu sprechen. -Mensch Daddy!- vernahm James die Stimme seiner Tochter -das ist doch die Frau, die du liebst. Und mich liebst du auch. Außerdem hast du dich entschieden, die Vergangenheit zu akzeptieren, und das Beste draus zu machen, also erzähl es ihr schon!- Er blickte erst seine Tochter und dann Shirley an und begann zögernd, die Geschichte zu erzählen. Als er geendet hatte, blickte sie ihn an, und meinte: "Es war richtig von dir. Ich finde es zwar nicht so gut, dass du mir davon nichts erzählt hast, aber ich kann dich verstehen. Du wolltest die Vergangenheit vergessen... Und du, junge Lady, wie denkst du darüber?" James erklärte: "Sie kann nicht reden. Sie ist seit ihrer Kindheit stumm." Die First Lady fragte daraufhin erschrocken: "Dann kann sie sich gar nicht mit uns verständigen?"- "Doch. Und zwar mit Hilfe der Telepathie." sagte James, der Nimueìs Hand festhielt. Shirley meinte: "Sagìmal, willst du mich verschaukeln? Wir leben hier nicht im Feenland." Der Präsident seufzte resigniert. Er war gestresst und müde, und musste nun auch noch seiner Frau alles erklären. "Ich verschaukle dich nicht, das müsstest du eigentlich wissen. Und in Irland gibt es tatsächlich keltische Nachfahren, die das können, und dazu gehören Nimue und auch ich." - "Heißt das, dass du auch telepathieren kannst?" diese Frage beantwortete er kurz mit "Exakt." und lehnte sich zurück. "Wenn du dich mit ihr verständigen möchtest, dann musst du dir von ihr das Telepathieren beibringen lassen. Aber niemand zwingt dich dazu. Ich möchte dich aber bitten, meine Tochter in Liebe aufzunehmen, so dass es irgendwann einmal unsere Tochter wird..." Mehr hatte er nicht zu sagen. Er ließ Nimueìs Hand los, stand auf und ging ins Bad, um sich bettfertig zu machen. Nimue blieb auf der Couch sitzen, während die Frau dem Präsidenten erst einmal hinterher schaute und den Kopf schüttelte. Dann wandte sie sich Nimue zu, die Shirley einfach nur ansah, bis diese sagte: "Du siehst James wirklich erstaunlich ähnlich. Wusstest du, dass du ein wunderschönes Mädchen bist?" Nimue lächelte und nickte leicht mit dem Kopf. "O.k., bring mir das Telepathieren bei. Ich kann es nicht ertragen, wenn ich weiß, dass James mit dir sprechen kann, ich aber nicht." Nimue lachte, und ein erstes Band war zwischen ihr und Shirley geknüpft. Ein Band, das ich im Laufe der Zeit festigen würde. Anschließend holte Shirley Belina und Janna, die noch in ihren Zimmern gelesen und Musik gehört hatten ins Kaminzimmer. Hätte Nimue nicht gewusst, dass sie Zwillinge waren, sie hätte sie noch nicht einmal für Schwestern gehalten. Janna war eine schöne, junge Frau mit grünen Augen und langen, blonden Haaren. Was nicht heißt, dass Belina nicht schön war. Sie hatte nur im Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester dunkle Haare und braune Augen. Die Beiden sahen sich nicht einmal im Gesicht ähnlich und Nimue fiel außerdem noch auf, dass Janna viel jünger wirkte, als Belina. Doch dann bekam sie mit, wie Shirley gerade sagte: "Das ist eure neue Schwester Nimue. Sie kommt aus Irland..." sie erzählte ihren beiden großen Töchtern die ganze Geschichte auch die Sache mit der Telepathie. Die Reaktion der Zwillinge war unterschiedlich. Janna, umarmte Nimue gleich und meinte: "Komm, du kannst mit in meinem Zimmer schlafen und wohnen. Es ist groß genug." Nimue lächelte und freute sich. Doch Belina drehte sich auf dem Absatz um, verließ den Raum und Shirley zuckte nur mit den Schultern. Sie war ebenfalls müde, und wollte nach James sehen. Doch dieser betrat in diesem Augenblick das Kaminzimmer und umarmte Nimue. -Ich wollte dir noch gute Nacht sagen.- Nimue nickte und lächelte. -Schlaf schön.- Dann verließen Shirley und der Präsident das Zimmer um schlafen zu gehen, und auch Janna war müde. Sie zeigte Nimue noch ihr Zimmer. "Ich habe hier sowieso zwei Betten drin, weil ich früher noch mit Belina zusammen in einem Zimmer gewohnt habe, deshalb kannst du diese Ecke haben." Nimue lächelte ihre große Schwester dankbar an, und schaffte es gerade noch, sich zu waschen und umzuziehen, bevor sie todmüde in ihr Bett fiel. Das Telepathieren würde sie Janna morgen beibringen - das hieß, wenn diese es wollte. *** The White House, Saturday 23rd of July 2002, 8:00 a.m. "Hey Nimue! Aufstehen." Das Mädchen wurde sanft an der Schulter gerüttelt, sagte schläfrig: -Ich will aber nicht!- und drehte sich auf die andere Seite um weiter zu schlafen. Janna stand ratlos da. In diesem Moment betrat der Präsident munter und ausgeschlafen das Zimmer. Er hatte seine irische Tochter gehört und meinte zu Janna: "Lass sie schlafen. Der Flug gestern war sehr anstrengend für sie." - "O.k., wenn du es sagst. Komm, lass uns frühstücken." Damit gingen die Beiden aus dem Zimmer, und ließen Nimue alleine. Doch diese war sehr empfindlich was Schlaf anbelangte. War sie erst einmal wach, konnte sie nicht mehr einschlafen. So wälzte sie sich unruhig in dem großen Bett hin und her und konnte nicht wieder einschlafen. Wütend telepathierte sie: -Oh Janna!!!- worauf sofort die Antwort ihres Vaters kam: "Sie kann doch nichts dafür. Sie wollte dich nur zum Frühstück holen." -O.k., ist schon gut. Du hast ja recht.- Nimueìs Zorn war genauso schnell verraucht, wie er gekommen war. -Was machst du heute noch?- fragte sie. Der Präsident stöhnte. -Jede Menge. Ich muss auch gleich los. Du wirst mich heute nicht mehr sehen glaube ich, es kann nämlich spät werden. Mach dir einen schönen Tag. Wenn du Fragen hast, frage Janna, sie hat Semesterferien und somit Zeit.- Nimue sagte noch: -Danke Daddy.- und versuchte erneut, wieder einzuschlafen. Da hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme: -Hallo Nimue, wie gehtìs?- -Nia!! Wo bist du?- fragte Nimue vor Freude. -Guck aus dem Fenster, dann müsstest du mich sehen.- Kurzentschlossen schlug das Mädchen die Decke zurück, schlüpfte in ihre Schuhe und öffnete das große Fenster, dass sich gegenüber ihrer "Ecke" befand. Unten stand ihre Hagana-Stute Nia auf dem Südrasen des Weißen Hauses und schaute zu ihr hinauf. -Ich bin super angekommen. Hat nur eine Weile gedauert, weil ich noch andere Dinge zu erledigen hatte. Warte, ich zeige es dir.- Nimue sah vor ihrem geistigen Auge einen stattlichen weißen Hengst, der mit Nia auf einer großen Blumenwiese um die Wette lief. -Mensch Nia, bist du mit ihm zusammen?- Die Stute nickte stolz. -Er ist der Anführer der Hagana-Pferde. Sein Name ist Borneo. Er sorgt dafür, dass unsere Rasse nicht ausstirbt.- Nia drehte sich ein wenig zur Seite, worauf Nimue den Bauch der Schimmelstute sehen konnte. -Mensch, du bist trächtig? Das ist ja toll!! Ist mir früher gar nicht aufgefallen!- Das Mädchen war aus dem Häuschen. Sie würde ein Hagana-Fohlen sehen!! -Es sind Zwillinge.- ließ sich Niaìs Stimme vernehmen, als ob sie die Gedanken von Nimue gelesen hätte. -Und sie sind dazu auserwählt, einmal deine Kinder zu beschützen.- Nimue lachte und meinte: -Na bis dahin ist ja noch Zeit. Ich finde es schön, dass du da bist!- Wenn du wüsstest... dachte Nia, sagte aber nichts. In diesem Moment betrat Janna das Zimmer. "Hey, Schwesterherz. Stell dich nicht mit Nachthemd ans Fenster, du bekommst sonst noch einen Zug." -Na da hast du aber eine fürsorgliche Schwester gefunden.- meinte Nia lachend. -Das stimmt. O.k. ich gehe mich waschen, sonst wird sie noch böse... Bis dann.- Nimue lächelte schelmisch und schloss das Fenster. Dann kramte sie in ihrem Koffer herum, ihre Sachen suchend. Ich muss sie unbedingt heute noch in den Schrank einräumen, sonst finde ich bald nichts mehr wieder... Janna saß auf ihrem Bett, und schaute dem Mädchen zu. Dann meinte sie: "Sag mal... Könntest du mir nicht das... Telepathieren beibringen?" Nimue legte ihre Sachen beiseite, nickte und setzte sich neben ihre große Schwester aufìs Bett. Dann sah sie sich suchend um, entdeckte Papier und Stift auf Jannaìs Schreibtisch, und schrieb: SCHLIEßE DIE AUGEN UND VERSUCHE, AN NICHTS ZU DENKEN. Janna stellte sich sehr gut an sie schien ein Talent dafür zu haben, denn bereits nach zwanzig Minuten konnte sie selbst schon telepathieren. -So, nun kannst du auch mit deinen Eltern und denen telepathieren, die es auch selber können. Sagìmal, was ist eigentlich mit Belina los?- fragte Nimue ihre neue große Schwester. -Warum, was soll mit ihr los sein?- fragte Janna verständnislos. -Naja, seit ich hier bin, hat sie noch kein einziges Wort mit mir gesprochen...- Janna warf ihre langen blonden Haare zurück und meinte: -Das wird sich schon noch geben. Sie hat eine Abneigung gegen die Nachfahren der Kelten, warum auch immer. Sie hält nichts von Telepathie oder Zauberei und sie denkt, dass es das gar nicht wirklich gibt und sich Leute damit nur wichtig machen wollen. Ich hoffe, dass sie sich selbst überwindet, und mit dir redet...- Nimue seufzte lautlos, und ging dann in das große Bad, um sich fertig zu machen. Als sie nach zwanzig Minuten wieder heraus kam, saß Janna immer noch auf ihrem Bett und meinte noch immer beeindruckt: -Wo hast du das alles gelernt?- Nimue antwortete: -In Avalon.- -Und was ist das?- Das Mädchen setzte sich Janna gegenüber und erzählte: Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)