Ich lasse dich darum flehen! von Traumfaengero_- ================================================================================ Kapitel 24: Lass dich begrüßen! ------------------------------- 24. Kapitel Lass dich begrüßen! „Ich weiß nicht, was du meinst.“ Brummte der Rothaarige und zog die Nase kraus. „Es ist Harry, er ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.“ Mit dieser Aussage löste er etwas aus, dass dem Auror nicht angenehm war. Die braunen Augen blickten ihn streng an und die Augenbrauen zogen sich verdächtig nah zusammen. Alles an dem Gesicht der Frau, die an seiner Seite im Fahrstuhl stand, zeigte nun diese typischen Signale, die nur auf eines hindeuteten. Jetzt war ihm bewusst, dass er einen Fehler begangen hatte. „Ausgerechnet du willst mir sagen, dass Harry allein zurecht kommt?“ In diesen Worten klang so viel aufgebrachte Strenge mit, dass Ron den Kampf gleich aufgab, bevor er ihn begann. Hermine hatte wie immer Recht und er musste nur an die Sache mit Robert Peterson denken. Der Kerl hatte Harry in eine Falle gelockt und ihm dann seinen Dolch in die Seite gerammt. Harry wäre verblutet, im besten Fall, wenn Peterson ihn nicht langsam zu Tode gequält hätte. Wäre Ron nicht rechtzeitig dort gewesen, trüge Harry nicht nur diese Narbe an der Seite davon. „Ok, ich gebe zu, dass meine Einschätzung falsch war. Aber Harry ist 25 Jahre alt. Wir können ihn nicht wie ein kleines Kind bemuttern!“ Stellte er nun fest und wappnete sich innerlich auf die nächste Tirade, die ihm kleinlich genau vorhalten würde, warum seine flapsige Einstellung einfach nicht geduldet werden konnte. Kurz schloss Ron die Augen, als er dieses typische, tiefe Einatmen hörte, welches immer der erste Vorbote seiner unabwendbaren Niederlange darstellte. Auch die weibliche Stimme, die in angenehmen Ton verkündete, dass sie nun in der großen Eingangshalle angekommen waren, würde Hermine nicht aufhalten. Mit einem leisen Pling öffneten sich die Türen des Fahrstuhles und schnell trat der Rothaarige heraus. Flucht war zwar zwecklos, aber so konnte er vielleicht noch ein paar Sekunden gewinnen und die Schaar an Mitarbeitern, die mit ihnen aus dem Fahrstuhl traten, trennten sie kurz voneinander. Der Mittagstrubel in der gewaltigen Eingangshalle konnte ihm ebenso behilflich sein und wenn er sich nur beeilte und so tat, als bemerkte er ihr Fernbleiben nicht, konnte er vielleicht sogar noch ein paar Minuten herausschinden. Eventuell würde sie ihm dann auch nur wütend aufgebracht erklären, dass er als Ehemann noch immer genau so trottelig war, wie damals zu ihren Schulzeiten. Damit konnte er leben. „Ron!“ Als die kleinen Papierflieger, die Memos im Ministerium über seinen Kopf hinweg flogen, gab der rothaarige Auror auf. „Ja?“ Fragte er und versuchte dabei unschuldig zu klingen, während er sich zu seiner geliebten Frau umdrehte. Hermine eilte ihm nach, ihre langen, wunderschönen Haare hatte sie zu einem einfachen Zopf zusammen genommen, der dennoch aufgeplustert wirkte und ihr eine gewisse Wildheit gab. Sie trug einen weinroten Pullover mit tiefem Ausschnitt und darunter eine weiße Bluse. Die dunkle Stoffhose ließ ihre Erscheinung elegant wirken, der dezente Schmuck angenehm weiblich. Wenn er sich nicht immer wieder neu in diese verrückte Frau verliebte, würde er sie wohl hassen! „Tut mir leid, ich weiß, Flucht ist zwecklos! Deinem Vortrag entkomme ich eh nicht!“ Dabei setzte er ein schiefes Lächeln auf und blickte offen in das nun plötzlich erstaunte Gesicht. Die braunen Augen musterten ihn und dann schüttelte Hermine den Kopf. „Ach Ron, du Dummkopf!“ Sagte sie mit einem schmunzelnden Ton in der jetzt sanften Stimme und ließ sich von ihrem Ehemann an sich ziehen. Mitten in der Menge der hungrigen Mitarbeiter, der Besucher und staunenden Gäste umarmte Ron die Frau, die er nicht nur unendlich liebte, sondern jeden Tag aufs Neu zu schätzen lernte. „Ich halt ja schon meinen Mund! Wahrscheinlich weißt du eh schon alles, was ich dir jetzt um die Ohren hauen könnte.“ Kicherte sie und die warme, raue Hand des rothaarigen Aurors legte sich auf ihre Wange. „Oh, ich wüsste da eine ganz wunderbare Möglichkeit, wie ich dich zum Schweigen bringe.“ Antwortete er freudig und das Funkeln in den blauen Augen des sommersprossigen Gesichtes war so ansteckend, dass sich Hermine voller Begierde zu einem Kuss vorbeugte. „Wie schön, dass hier noch immer alles beim Alten ist!“ Klang eine vertraute Stimme durch den Trubel der Masse und Hermine hob den Kopf, den sie auf Rons Schulter abgelegt hatte. Ihre braunen Augen suchten den Sprecher und mit einem freudigen Aufschrei erkannte sie das Gesicht, der kurzzeitig verloren geglaubten Person. Seine schwarzen Haare standen noch immer so wild zu allen Seiten ab und die runde Brille stach als deutliches Erkennungsmerkmal hervor. Seinen schwarzen Mantel hatte er offen und die Hände locker in den Taschen seiner Hose vergraben. Der grüne Schal hing leger über seine Schultern und auf seinen Lippen lag ein breites Grinsen. Die sonnengebräunten Wangen glühten noch von der Kälte des Winters und die grünen Augen funkelten. Alles an dem 25 Jährigen strahlte eine innere Zufriedenheit aus, die regelrecht ansteckend war. „Oh Harry!“ Stieß die brünette Hexe aus und löste sich von ihrem Mann, um ihrem besten Freund um den Hals zu fallen. Mit einem freudigen Lachen zog er seine rauen Hände aus den Taschen und umarmte die heranstürmende Frau, die ihn so herzte. Kurz drückte sie ihn an sich, nur um dann erstaunt die Nase kraus zu ziehen. Sie hob den Kopf und blickte Harry verwirrt und fragend an. „Du riechst nach Rauch?“ Warf sie ihm beinahe anklagend vor und musterte das erstaunte Gesicht. Bevor der Verdächtige sich jedoch verteidigen konnte, erklang eine weitere Stimme. Rons grinsender Ausdruck erstarrte und er bekam große Augen. „Mr. Potter, was für ein Zufall.“ Der triefende Spott, der überschwemmende Hohn in diesen Worten war kaum zu übertreffen. Das faltige, bleiche Gesicht eines ihnen sehr bekannten Mannes schob sich in ihr Sichtfeld und die schlichte, schwarze Robe kam zum Vorschein. Der Mann drückte sich durch die Masse an Magiern immer näher auf sie zu und Ron spürte, wie ihm die Galle empor stieg. Das war niemand anders als Paxton Cooper, Leiter der Aurorenzentrale. Seine kleinen, dunklen Augen starrten hinterhältig den Schwarzhaarigen an, der leicht zusammengezuckt war. Mit einem unverfrorenen Grinsen im Gesicht trat er an die drei heran, hinter ihm ein sehr bekannter Mann. „Harry, wie schön, dass du endlich wieder zurück bist.“ Meinte Kingsley Shacklebolt, der seit dem Sturz Lord Voldemorts erst kommissarisch und nun seit einigen Jahren fest im Amt als Zauberminister war. Der schwarzhäutige Mann trug wie immer die bunte, seiner Kultur entsprechend traditionelle Kleidung. Der aparte Hut bedeckte seinen unbehaarten Kopf und ein sanftes Lächeln lag auf den breiten Lippen. Erleichtert atmete Harry aus und nickte dankend. Im Gegensatz zu Cooper mochte er Kingsley, der ihn und die beiden anderen damals auch ins Ministerium berufen hatte. Ron entspannte sich ebenso leicht, Hermine begann zu lächeln, wenn auch die Anwesenheit des klein gewachsenen Abteilungsleiters drückend war. „Danke, ja, ich bin seit gestern wieder hier. Ich denke, dass ich meinen Urlaub so langsam gänzlich ausgenutzt habe.“ In seiner Stimme klang eine gewisse Freude mit, seine linke Hand lag noch immer auf Hermines Rücken, die neben ihm stand. „Außerdem weiß ich ja, dass sich hier jemand immer wieder viel zu viele Sorgen um mich macht. Da kann ich ja nicht so lange fort bleiben.“ Mit einem Räuspern spürte die brünette Hexe, wie ihr die Röte auf die Wangen stieg, so senkte sie verlegen den Blick. Ein ebenso mitfühlender, wie sanfter Ausdruck lag in den dunklen Augen des Zauberministers, der nun neben Cooper stand. „Gute Freunde sind etwas sehr wichtiges und soweit ich weiß, bist du dir diesem voll und ganz bewusst.“ Kurz schenkte Kingsley Ron ein Nicken, der sofort wusste, worauf der Dunkelhäutige anspielte. Auch Harry bestätigte dies und meinte direkt. „Oh ja, ich bin sehr dankbar dafür!“ Seine grünen Augen hefteten sich an das freundliche Gesicht des Zauberministers, damit er Cooper ignorieren konnte. Doch dieser gab nicht auf. Seine hinterhältige und grausame Seite war einfach nicht aus dem Konzept zu bringen. „Nun, soweit ich weiß, sind sie nicht seit gestern wieder hier, Mr. Potter!“ Keifte er mit hysterischer Stimme, wenn auch so zurückhaltend wie möglich. Innerlich zog sich alles zusammen und der schwarzhaarige Auror versuchte ruhig zu bleiben. Wie er diesen Mann hasste. Doch da war noch etwas in dem Rausch der aufsteigenden Ekelgefühle. Da war eine gewisse Ruhe, die er bisher nicht kannte. Sein Blick wanderte zu dem klein gewachsenen Mann und trotz des bitteren Geschmacks auf der Zunge zwang er sich zu einem leichten Lächeln. „Nun, in der Tat bin ich auf Mr. Coopers Bitte hier. Ich würde gerne mit dir unter vier Augen sprechen.“ Begann nun Kingsley sehr beschwichtigend, denn er spürte die offenkundige Feindseligkeit, die hier zwischen den Parteien bestand. Kurz hatte Harry den Eindruck, dass ihm dieses Gespräch äußerst unangenehm wäre, doch der erfahrene Mann verstand es derlei Empfindungen aus seinen Gesichtszügen zu verbannen. So blickten den Auror nur zwei ruhige, dunkle Augen an, in denen keine bestimmten Gedanken nachzuvollziehen waren. „Geht es um mein Fehlen gestern Morgen oder eher um die angeblich noch offenen Berichte?“ Mit dieser Direktheit hatte der Minister nicht gerechnet und der Leiter der Aurorenzentrale ebenso wenig. Doch auf dem kleinen, faltigen Gesicht breitete sich ein boshafter Ausdruck aus und er rieb sich siegessicher die Hände. „Oh ja, genau darum geht es!“ Erklang die hohe, widerwärtige Stimme Coopers und Ron musste einen herablassenden Kommentar herunter schlucken. Auch Hermine zog die Nase kraus, doch ihr tadelnder Blick glitt zu dem Mann an ihrer Seite, ihrem besten Freund und Trauzeugen. „Dann haben wir ja nichts weiter zu besprechen.“ Antwortete Harry und nun trat ein offenes Lächeln an die Stelle des gezwungenen. Nicht nur Kingsley war überrascht, auch Hermine zog die Augenbrauen fragend zusammen, während Ron eher die Arme verschränkte und Cooper feindselig anfunkelte. „Ah, sie wissen es noch gar nicht?“ Fragte der bebrillte Auror und nun wurde das gefährliche Funkeln in seinen Augen deutlich. Hermines Alarmglocken begannen wild zu läuten und sie legte ihre Hand mahnend auf Harrys Oberarm. „Nein, was soll ich noch nicht wissen?“ Fragte der Minister und nun wurde sein weiches Herz deutlich. Er ließ sich einfach so überrumpeln und erklärte sich mit dem fragenden Blick zu Cooper, der neben ihm stand, bereit die Diskussion hier zu führen. „Mir wurde nur berichtet, dass du offenbar weder für deinen Vorgesetzten gestern zu erreichen warst, ebenso wie mir das Fehlen mehrerer noch ausstehender Berichte zugetragen wurde.“ Verwunderung hatte sich auf der dunklen Haut ausgebreitet, dort wo andere nun Wut gezeigt hätten. Beschützend zog Harry die eventuell schwangere Frau an sich und meinte mit einem noch immer ehrlichen Lächeln. „Es stimmt, dass ich gestern um 8 Uhr hier hätte aufschlagen sollen. Auf dem Rückweg nach England traf ich in Moskau auf Smith und Miller, die seit Tagen mit ihrem Auftrag nicht weiter kamen. Ich bot ihnen meine Hilfe an und schickte eine Eule an Mr. Cooper, in der ich ihm eben das gesagt habe. Als ich dann gestern gegen 15 Uhr hier ankam, war sein Büro leer und ich habe noch ein nettes Gespräch mit seiner Sekretärin Miss Potts gehalten. Vielleicht haben wir uns 5 oder 10 Minuten unterhalten, kurz nach drei bin ich dann in sein Büro und habe da alle fehlenden Berichte auf seinen Tisch gelegt. Ich glaube, da lag auch noch der Brief, den ich ihm am Morgen geschickt habe.“ Schweigen brach aus und der strenger Blick Kingsleys richtete sich auf den um einige Köpfe kleineren Mann. „Da ich dann heute Morgen auch nichts gehört habe, hab ich dann eben David Clark geholfen. Wir sind eben wieder zurück, sollten ein Buch über schwarze Magie und verbotene Zauber einsammeln.“ Der Blick des Ministers wurde immer kälter und mit einem Achselzucken schloss Harry ab, versetzte Cooper den Todesstoß. „Na ja, ist ja jetzt nichts Ungewöhnliches. Aber wer nicht vor 11 Uhr kommt und schon um 15 Uhr wieder geht, bekommt eben nicht so viel mit.“ Schwer atmete der Minister ein, er schien sich offenbar zu seiner Ruhe zu zwingen. Die tiefe, sonst immer beruhigende Stimme hatte einen sehr angespannten Ton. „Wie bitte?“ Fragte er direkt und Cooper schien in sich zusammenzusinken. Harry hingegen spürte diese boshafte Freude, die er mittlerweile als einen Teil seines Charakters akzeptiert hatte und sie hin und wieder zu schätzen wusste. Ach ja, es ging doch nichts darüber jemanden in seine eigene Grube zu schubsen! Mit wenigen Worten verabschiedete sich der Minister Kingsley und nahm sich nun Cooper vor. Wenn sie Glück hatten, würden sie den nie wieder sehen! Noch immer standen die drei am Rande des großen Brunnens, die Heerschar an Hungrigen flaute langsam ab und so wurde auf das umgebende Gemurmel, Getuschel und Getratsche leiser. „Echt jetzt?“ Fragte Ron und seine blauen Augen strahlten von purer Freude erfüllt. „Du hast es dieser kleinen Ratte aber echt gezeigt!“ Er hob die Hand und mit einem breiten Grinsen schlug Harry ein. „Echt klasse!“ Bis zu den Ohren reichte der Ausdruck tiefster Schadenfreude und der Angesprochene meinte dankend. „Welch wunderbare Worte, von denen höre ich gerne mehr!“ Hermine jedoch reagierte anders, sie schob Harry ein Stück von sich und verschränkte nun ihrerseits die Arme. Aufgebracht entfuhr ihr. „Was hast du dir nur dabei gedacht? Er ist dein Vorgesetzter, er ist derjenige der die Aurorenzentrale leitet! Er wird euch das Leben zur Hölle machen!“ Schimpfte sie nun und Ron verdrehte die Augen. Er wusste, dass er später dafür leiden würde, aber das war ihm egal. So überging er einfach ihren Ausbruch und meinte direkt. „Also, raus mit der Sprache. Ich weiß, dass du in Russland eine Spur verfolgt hast und ich kenne dich lang genug, dass ich genau weißt, dass du niemals 15 Berichte schreiben würdest, während du auf der Suche nach „dem Verlorenen“ bist!“ Erstaunen prägte nun das weiche Gesicht Hermines und sie lockerte die Verschränkung ihrer Arme. „Du meinst… hast du ihn wirklich gefunden?“ Fragte sie nun unverblümt und das Funkeln in den grünen Augen war mehr als auskunftsfreudig. Ron schlug die Hände gegeneinander und ließ dann die Daumen in seinen Hosentaschen verschwinden, um den Saum zu umgreifen. „Und? Habe ich Recht gehabt?“ Löcherte er seinen besten Freund und Harry wagte nur eine Bewegung mit dem Kopf, um in die Richtung des Ausgangs zu deuten. „Ich erzähle euch alles bei einem Essen. Ich habe Hunger!“ Kaum begann er auch nur eine Drehung anzudeuten, als Ron und Hermine gleichzeitig in Bewegung kamen. Nur einen Herzschlag später umklammerte jeder von ihnen einen Arm von Harry, bevor er auch nur an Flucht denken konnte. Lachend musterte er die aufgeregten Gesichter der beiden Menschen, die mehr mit ihm durchgestanden hatten, als sonst jemand auf dieser Welt. „Gib es schon zu! Ich hatte Recht!“ Wiederholte Ron und während sie Harry durch den abklingenden Storm an Hexen und Zauberern schoben. „Ok, Ok! Ich gebe es zu! Das Treffen war eine absolute Katastrophe! Ich wäre in Russland beinahe drauf gegangen und Draco wollte mich nur wieder zusammenflicken und am nächsten Tag wieder raus werfen. Er hätte mir nicht einmal gesagt, dass er es gewesen wäre.“ „WAS?“ Gab Hermine beinahe hysterisch von sich und starrte dann finster zu ihrem Ehemann. „Was habe ich dir gesagt, Ron? Er kann nicht alleine auf sich auf passen!“ Keifte sie und mit einer wegwischenden Handbewegung überging der Rothaarige diese Aussage. „Also schuldest du mir jetzt 50 Goldstücke! Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass der Kerl dich sitzen gelassen hat!“ Der schwarzhaarige Auror lachte, er steckte noch immer zwischen den beiden fest, die ihn zu den Kaminen schoben. Bevor die brünette Hexe noch widersprechen konnte, brummte Ron begeistert. „So, und jetzt raus mit den Details! Aber nur die, die ich auch hören will! Deine Bettgeschichten kannst du für dich behalten!“ Das böse Funkeln in den braunen Augen ignorierten beide Männer und mit einem hinterhältigen Grinsen meinte Harry. „Keine Sorge, wir haben unter der Dusche begonnen!“ Sofort stieg die Röte in die sommersprossigen Wangen und Ron ließ ihn los. „Bei Merlin, das will ich gar nicht wissen!“ Rief er, während er sich die Ohren mit beiden Händen zuhielt. oooOOOooo Mit einem Lächeln lehnte Harry im Türrahmen und beobachtete schweigend den blonden Mann, der vor einem der Bücherregale stand. Die Bibliothek war gewaltig, sie war ebenso groß wie der Salon, der eine Etage unter ihnen mit dem Esszimmer verbunden war und beinahe die gesamte Länge des Hauses vereinnahmte. Drei Wochen waren mittlerweile vergangen und von den wenigen Treffen mit seinen Freunden in England verbrachte er jede freie Minute hier. Nun, zumindest hier in diesem Haus, nicht in diesem Raum. Noch immer war er davon begeistert, wie viele Bücher in den vielzähligen Regalen ruhten und nicht einmal Ansatzweise hatte er verstanden, wie sie sich sortierten und was es alles gab. „Ich habe Hunger.“ Meinte er schließlich unverhohlen und bemerkte, wie sein Freund erstaunt zusammenfuhr. Die blonden Haare waren nun kürzer, hinten wieder in der bekannten Länge und nur die vorderen Strähnen zogen sich an den Wangen herunter. Besonders die linke Seite war großzügig behandelt worden und entkam weit ausschweifend den Kürzungen. Die Narben wurden dennoch nicht von ihnen versteckt, dafür strich Draco die störenden Strähnen einfach zu oft hinter das Ohr. Eine Geste, die er nun wiederholte und die grauen Augen suchten anklagend, wenn auch mit einem belustigten Schein den Schwarzhaarigen. „Du schleichst durch dieses Haus, als wärest du ein Geist. Wunder dich ja nicht, wenn ich dir wieder mal an die Gurgel gehe.“ Mit diesen Worten griff er nach einem der drei Bücher, die er im Arm hielt und wendete sich wieder der freien Stelle im Regal zu. „Oh, keine Sorge, machst du ja nachts eh schon immer.“ Die verlegene Röte zeichnete sich nicht nur auf den Wangen des ehemaligen Slytherin ab, auch der dumpfe Aufschlag des Buches machte die Peinlichkeit dieser Worte deutlich. Mit zu viel Kraft hatte Draco das kleine Exemplar von Fidels vergessener Kräuterkunde zwischen die anderen geschoben und so knallte es gegen die Rückwand aus Holz. Ein Räuspern, doch sonst schwieg er und absichtlich vermied er einen Blick in das grinsende Gesicht des Aurors. Bevor Harry noch etwas sagen konnte, war sein Freund schon zwischen den nächsten Regalen verschwunden und abwartend blieb er im Türrahmen stehen. Draco würde schon wieder kommen. Sehr lange musste er nicht warten und mit einem Schmunzeln bemerkte er die zurückgekehrte Gefasstheit, die in einer lockeren Äußerung gipfelte. „Du weißt, wo die Küche ist und du kannst kochen!“ So elegant wie sein Gegenüber konnte er nicht nur eine Augenbraue in die Höhe ziehen, um seine Zweifel an dieser Aussage zu verdeutlichen. Doch auch auf etwas gröbere Weise wurde Draco beim Anheben beider die Bedeutung klar. „Ich dachte eher an etwas anderes.“ Mit einem kurzen Lachen schüttelte er den Kopf. Der leicht begierige, wenn auch überraschte Blick des anderen hatte viel verraten. „Nein, es sollte schon etwas zu essen sein. Jedoch dachte ich an „ausgehen“. Ich habe heute wirklich keine Lust zu kochen und irgendwie kommt normalerweise erst ein Date und dann beschließt man eine Partnerschaft.“ Die Anspannung in dem schlanken Körper war sofort zu erkennen. Doch noch gab sich der ehemalige Slytherin Mühe die Fassung zu bewahren und mit einem leichten Lächeln antwortete er zurückhaltend. „Ja, da hast du Recht. Dachtest du an etwas Bestimmtes?“ Dass er nicht raus wollte, nicht raus in die Welt, zu der er selbst kaum noch eine Verbundenheit spürte, wusste der Schwarzhaarige. Er war schon unendlich froh über die sonntäglichen Teeverabredungen mit Narzissa, die ihn jedoch ausschlossen. Obwohl er selbst auch keinerlei Ambitionen hegte an solch einem Treffen teilzunehmen. Er hatte nicht viel von ihr erwartet und war über den Brief überwältigt erstaunt, den sie ihrem Sohn zu ihrem ersten Treffen für ihn überreichte. In diesen Zeilen äußerte sie sich angenehm positiv und bedankte sich ausführlich für sein Durchhaltevermögen und die Tatsache, dass er sein Versprechen gehalten hatte. So löste er die Verschränkung seiner Arme und trat in den Raum hinein, auf seinen Freund zu. Draco trug wieder einen schwarzen Pullover, irgendwie hatte seine Anwesenheit hier in Russland seine Garderobe schrumpfen lassen und sie beinahe ausschließlich schwarz gefärbt. Sie bestand annähernd nur aus Pullovern, dicken Hosen und Longsleeves und einer Unzahl an Schals und Mützen. Doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Sanft griff er nach den Händen des anderen und zog ihn ein wenig näher an sich heran. „Es gibt in London ein ganz wunderbares Restaurant. Ruhig gelegen, mit sehr wenig Gästen, aber einem wunderbaren Essen. Dazu kommt ein überschaubarer Raum.“ Den letzten Teil fügte er noch an, da er die Sorgen des 25 Jährigen kannte. „London?“ Kam direkt, der Zweifel stand deutlich in den grauen Augen. „Ja, aber es ist wirklich sehr überschaubar und du wolltest schließlich wieder ein Teil der Welt da draußen werden. Oder habe ich die Bedeutung deiner Tätowierung falsch verstanden?“ Oh, damit hatte er ihn und das erkannte er sofort. Das helle Gesicht verzog sich leicht und mit einem Brummen gab Draco nur knirschend von sich. „Nein, aber kann das nicht ein ander Mal sein… später?“ Nun leicht beschützend zog er den schlanken Mann so nah an sich, dass sie sich berührten. Er schob seine Hände unter dessen Armen hindurch und legte sie auf seinen Rücken, damit es ja kein Entkommen für ihn gab. „Gut, wenn du mir erklärst, wo der Unterschied zu jetzt liegt, dann nicht heute, sondern später.“ Nun erhob sich eine der feinen Augenbrauen und dieser typische Ausdruck trat in das bekannte Gesicht, welches von dunklen Narben gezeichnet war. Harry spürte die raue Wolle des Strickpullovers unter seinen Fingern und konzentrierte sich allein auf die folgende Argumentation. „Bist du in 10 Wochen besser vorbereitet, als jetzt? Kannst du dich besser verteidigen, kennst dich besser mit Flüchen und Zaubersprüchen aus? Oder hast du dann einen besseren Blick für keine Räume, erkennst Gegner besser? Was genau verändert sich zu heute im Vergleich zu in… was weiß ich wann?“ Wie fieberhaft der Blonde nach einer Antwort suchte, konnte er genau erkennen. Die Stirn lag in Falten und immer wieder öffneten sich die Lippen leicht, als wollte er etwas entgegnen. Jedes Mal schlossen sie sich ohne einen Ton über sich streichen zu lassen. Hin und her gerissen und in keiner Weise begeistert schloss er nun die Augen und seufzte. „Das verstehe ich als ein „Es ändert sich nichts.“ richtig oder kommt da doch noch ein Einwand?“ Das Grau dieser Sturmdiamanten schien plötzlich matt, ein nur zaghaftes Lächeln war die Antwort und kurz musste sich Harry daran erinnern, dass es die richtige Entscheidung war. Sie würden da heute hin gehen und es war gut, es wäre gut und es würde ihnen beiden Spaß machen! „Na gut… ja… du hast ja Recht! Ich… ich kann mir das einfach nur nicht vorstellen. Ich meine, du und ich… irgendwo essen gehen?“ Er seufzte und blickte nun zur Seite. Offenbar gab es tiefsitzende Zweifel, die mit keiner logischen Erklärung zufrieden zu stellen waren. „Sieh mich an.“ Forderte er nun und kaum fanden diese wunderschönen Augen seinen Blick erneut, konnte er das Verlangen nicht mehr zügeln. Liebevoll und angefüllt mit Vertrauen legten sich seine Lippen auf die verführerisch schmalen. Er versank in diesem Kuss, diesem Moment, in dem sie sich so nahe waren. Er liebte jeden Augenblick ihres Beisammenseins und in der kurzen Zeit wurde dieser Ort für ihn zu einer kleinen Insel, mitten in einem verwunschenen Wald, auf der ihn niemand finden konnte. Doch er würde nicht zulassen, dass sie hier strandeten und die Welt da draußen sie für immer verlor. Nur unwillig ließ der Blonde ihn wieder weichen, ein wissendes Funkeln war in seine Augen getreten und noch immer lag der sanfte Geschmack des Tees auf Harrys Zunge. Beinahe immer schmeckte der ehemalige Slytherin nach diesen süßen Getränken, die oft einen würzigen Nachgeschmack hatten. „Soll ich mich noch umziehen oder kann ich auch so mit? Ich bin mir nicht sicher, ob mein Kleiderschrank noch viel besseres hergibt.“ Meinte Draco nun und etwas Versöhnliches klang in seiner Stimme mit. Ein Kopfschütteln kam zuerst als Antwort, dann fügte Harry noch an. „Nein, Schuhe und ein Mantel reichen. So kalt ist es in London nicht und es werden sicher keine Gäste anwesend sein, die sich über deinen Kleidungsstil Gedanken machen.“ Das er mit all diesen Aussagen die Wahrheit nur beschönigte, aber nicht log, machte es ihm deutlich leichter. Sonst erkannte sein Freund meistens, wenn er flunkerte. Mit einem Seufzen klang nun die ruhige Stimme in der Luft. „Dann mal los zu unserem ersten Date?“ Ein freudiges Strahlen trat in die grünen Augen und Draco lachte leicht. Nur einen Moment später hatte es sich über das gesamte Gesicht ausgebreitet und zog diese wundervollen Lippen zu einem breiten Grinsen. „Oh ja, unser allererstes Date!“ oooOOOooo Die Anspannung in ihm war so stark, dass er Harrys Hände schmerzhaft fest umfasste. Doch der Schwarzhaarige schwieg und ertrug diese Pein mit stoischer Gelassenheit. Er hatte ihn bis hier her bekommen, Draco hatte ihm vertraut und sich von ihm an einen Ort führen lassen, den er nicht kannte. Nun wanderten die grauen Augen suchend durch den Gastraum, in dem nur ein schummriges Licht das Mobiliar erhellte. Draußen war es dunkel, vor die großen Fenster hatte jemand halbherzig Vorhänge gezogen, von denen er sich anscheinend nicht sicher war, ob sie bleiben sollten. Die Schatten, die dort draußen entlangwanderten, und der Blick hinaus zwischen den Stoffen ließ den Ort erahnen, an den Harry ihn gebracht hatte. Mit einem Seufzen fragte sich der blonde Kräuterkundige, ob er wirklich einen ruhigen, abgeschiedenen Raum in der Winkelgasse finden konnte. Obwohl in diesem Fall schien es mehr als abgeschieden zu sein, eher geschlossen! Nun ließ er die rauen Hände des Auroren los und wendete sich dem Gastraum zu. Dieser war auf mehrere Ebenen verteilt, die je mit zwei Stufen voneinander getrennt waren. Unten bei der Eingangstür begann die erste, dort waren Tische und Stühle aus dunklem Holz aufgestellt. Sie erinnerten an die englischen, alten Häuser. Sie waren Draco gut vertraut, eben solche würde man auch bei seinen Eltern finden. Die nächste Ebene brach sich hart, Bambustische umgeben von aus geflochtenen Fasern bestehenden Korbstühle, welche nur flüchtig und teils nicht passend an die Esstische geschoben worden waren. An einigen waren zu viele, an anderen zu wenig. Die nächste Eben war noch robuster, lange Bänke an groben, wuchtigen Tischen, die beinahe an Wikingerzeiten erinnerten, jagten dem Blonden einen Schauer über den Rücken. „Also, das ist… bist du dir sicher, dass wir richtig sind?“ Fragte er nun und seine grauen Augen wanderten wieder zurück. Davon einmal abgesehen, dass er nicht wusste, was das hier für ein Restaurant sein sollte, es wirkte nicht direkt zusammengewürfelt, aber alles machte einen bizarren Eindruck. Es schien so, als hätte jemand nicht gewusst, auf welchen Stil er sich einlassen sollte und hatte so mehrere Räume zu einem zusammen geschoben. Dabei entdeckte Draco sicher fünf verschiedene Ebenen, die sich schlussendlich zu einer großen, feuerroten Tür aufstauten. Diese wurde von zwei Säulen umfasst, welche wiederum von unterschiedlichsten Figuren geschmückt waren. Auf Anhieb hätte der Mann einen Drachen erkannt, aber bis dahin reichte das schummrige Licht der wenigen Kerzen nicht, die anscheinend eher aus Mitleid angezündet wurden. An einigen Stellen waren sogar die Stühle umgekehrt auf die Tische gestellt, als wäre noch nicht einmal geöffnet worden. „Ja, ich bin mir sehr sicher. Hier sind wir richtig!“ Das Grinsen, welches sich über das sonnengebräunte Gesicht Harrys zog, war nur als eine einzige provokante Frechheit zu deuten. „Sieh dich hier doch mal um. Es ist geschlossen! Zu!“ Verwirrung fraß die Angst, die eben noch in seinem Herzen gehaust hatte. Was sollten sie an einem Ort wie diesem? Warum hatte der Kerl ihn hier her gebracht? „So würde ich das jetzt nicht sagen. Es ist nicht richtig geschlossen. Es ist eher… na ja…“ Dieses unsagbare Grinsen raubte Draco jeden logischen Gedanken und doch kam da ein Lichtblick in die markerschütternd verworrene Situation. Der Kerl musste etwas wissen, dass er nicht wusste. Etwas fehlte ihm. Nun verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte seinen Freund abwartend misstrauisch. „Ok, was wird hier gespielt? Was soll das alles?“ Doch weiter kam er nicht, denn von weitem erklangen gedämpfte Schritte. Panisch floh der Blick der grauen Sturmdiamanten hinüber zu der großen Tür, hinter der anscheinend der Unbekannte näher kam. „Wie oft muss ich es noch sagen! Ich habe noch nicht geöffnet!“ Donnerte plötzlich eine Stimme im Raum wider, die beiden Männern wohl bekannt war. Nur der ehemalige Slytherin benötigte etwas mehr Zeit, um sie einzuordnen. Licht flutete den Gastraum, als eine der beiden Flügeltüren aufgerissen wurde und so blieb die Gestalt nur ein schwarzer Schatten. „Harry?“ Kam plötzlich unerwartet von dort und nun durchfuhr es den Blonden beinahe wie der Blitzschlag einen Baum. Oh ja, er wusste, wer dort stand und doch konnte er es nicht glauben. „‘N Abend! Ich wollte mich nur vergewissern, ob deine Kochkünste noch immer so gut sind. Also, dürfen wir probieren?“ Rief der Schwarzhaarige nun und machte sich ohne einen weiteren Blick zu seinem Freund auf den Weg. Lachend nahm er die zwei Stufen, als der Schatten seinen Kopf schüttelte und meinte, dass er endlich lernen sollte anzuklopfen. „Na, dann sorge endlich dafür, dass man nicht so einfach hier apparieren kann. Mach es wie Albus, kannst ihn ja fragen.“ Neckte er zurück und wie in Trance setzte sich nun auch der flüchtige Engländer in Bewegung. Er war innerlich noch immer erstarrt, duzende Fragen rauschten durch seinen Kopf und alte Erinnerungen wurden von unangenehmen Träumen überlagert. Er musste sich genau auf seine Schritte konzentrieren, doch sein Kopf gab keine Ruhe. In seiner Phantasie wälzten sich zwei Körper durch seidene Bettwäsche, beide davon waren ihm so bekannt. Einer von ihnen so muskulös, trainiert, sehnig und kräftig, dabei wie grob behauen, von der Sonne gebräunt. Der andere makellos, fein und biegsam, so geschmeidig und die Haut weich wie Seide, während sie eine Farbe wie dunkler Kakao besaß. Er dachte an den Traum, den er erst vor wenigen Nächten gehabt hatte, einen, der ihn nun wie ein kalter Schwall Wasser begrüßte. Nein, das war nichts weiter als eine ausschweifende Phantasie, seine ausschweifende Phantasie, geprägt von bindungsfreien Beziehungen, Verlust und Misstrauen. Wie sollte da nicht so etwas entstehen? Wie schön und bedacht das Mobiliar ausgesucht worden war, bemerkte er nicht. Er hörte nicht die Unterhaltung, die die beiden führten. Sein Blick war nur auf die schattenhafte Gestalt gerichtet, deren Stimme dumpf in seinem Verstand widerhallte. Er sah, wie sie sich umarmten und mit einem Schlucken musste er sich zu dem Gedanken zwingen, dass die beiden eben immer noch Kontakt zueinander hatten. Noch kälter erwischte ihn eine weitere Erkenntnis. Er selbst hatte mit diesem Mann geschlafen! Er hatte mit ihm geschlafen, ebenso wie mit Harry. Im Grunde hatte in dieser Runde jeder mit jedem geschlafen! Kalt kroch ein Schauer über seinen Rücken und er fühlte die Schwäche in seinen Knien. Wie sollte er nun reagieren? Wie würde ER auf ihn reagieren? Wusste er, dass er nun hier dabei… Seine Gedanken platzen in wilder Panik auf, als sich Arme um ihn schlossen. Sein Instinkt wollte ihn zum Rennen antreiben, ihn flüchten lassen, doch die warmen Hände legten sich liebevoll auf seinen Rücken. „Bei allen gesegneten Göttern dieser Welt! Du bist es wirklich!“ Dröhnte die Stimme in seinen Ohren nach und nur schwer begriff er, was hier gerade geschah! Er wurde umarmt! Er wurde wirklich von ihm umarmt? Nein, war das möglich? Kein Schmerz im Rücken, kein Dolch, den er spürte. Dafür hörte er ein fröhliches Lachen, eines, das er noch nie zuvor vernommen hatte. Warte? Freute sich der Kerl wirklich? Freute er sich wirklich ihn zu sehen? Völlig überfordert löste sich die Starre seiner Arme und er bemerkte, wie sich seine Hände zögerlich auf den Rücken des anderen legten. Erinnerungen spritzten wie Wassertropfen gegen ein Dachfenster und in wenigen Momenten setzen sich all die Informationen zusammen. Der Geruch hatte sich verändert, früher hatte ihn immer etwas Liebliches begleitet, nun war nur noch eine feine Note davon übrig geblieben. Orangen, Butter und ja, sogar Zwiebeln nahm er nun war. Ob diese schokobraune Haut noch immer so makellos war? „Was?“ Aus all diesen chaotischen Fetzen wurde er gerissen, als seine Augen das Gesicht des anderen so nahe vor dem seinen begriffen. Er blickte direkt in dieses markante Gesicht, das er nie vergessen hatte. Die schwarzen Haare waren noch immer extrem kurz, nur dass sie nun unter einem weißen Tuch verborgen waren. „Alles ok bei dir?“ Was sollte er auf diese Frage antworten? Draco blinzelte und schluckte leider hörbar. „Ich denke ja. Irgendwie… ja… doch…“ Murmelte er und nun zog sich die Stirn in strenge Falten. „Ich hab dich echt vermisst!“ Tönte die vertraute Stimme, die jedoch ein wenig dumpfer, fester, ja, regelrecht männlicher klang. „Ach wirklich? Anscheinend hast du verdammt schnell einen Ersatz gefunden!“ Hatte er das jetzt wirklich gesagt? Das erstaunte Gesicht und Harrys „Was bitte?“ bestätigten diese Befürchtung. Wieder setzte der Fluchtinstinkt ein, doch sein Herz brannte vor Schmerz. Das war sein bester Freund! Das war einst einmal sein allerbester Freund! Es gab nur zwei einzige Sache, die er ihm nie erzählt hatte. Sonst kannte ihn dieser Mann besser, als sonst jemand auf der Welt. Anscheinend noch immer, denn er ließ ihn nicht los, seine Hände blieben auf den schlanken Schultern ruhen und die dunklen Augen musterten ihn einen Moment schweigend. „Harry, kannst du noch mal rüber zu Miss Peers gehen? Ich bräuchte da noch ein paar Kräuter.“ Nun erst drehte er sich um, ließ Draco los und blickte den Auror an. „Ähm… echt jetzt Blaise?“ Fragte er verwirrt und der dunkelhäutige Koch zog einen Zettel aus der Brusttasche heraus und einen Stift aus der hinteren seiner Hose. Kurz beugte er sich über den Tisch, der ihnen am nächsten war, und kritzelte ein paar Worte darauf. Dann reichte er dem Verblüfften das Stück Papier und meinte nur. „Geld bekommst du später.“ Doch noch bewegte sich Harry keinen Millimeter, er starrte nur auf das kleine, weiße Ding in seiner Hand und dann wieder zu dem Mann, der dafür verantwortlich war. „Ich kann auch sagen, dass du gerade unpassend bist und ich und Draco offenbar noch einiges zu klären haben. Also schwirr ab und komm erst wieder, wenn wir fertig sind. Ich wollte dir aber wenigstens eine Aufgabe geben, damit du dir nicht ganz so dumm vorkommst!“ Seit er ihn kannte, war seine Zunge spitz und seine Worte treffsicher. Doch früher hatte er dafür immer alles planen müssen. Heute haute er es einem einfach um die Ohren und man musste sehen, wie man mit der Wahrheit zurechtkam. Feingefühl war etwas, dass Blaise Zabini hinter sich gelassen hatte. „Ok, ich seh schon, ich bin überflüssig hier.“ Brummte der Auror und vergrub seine Hände tief in den Manteltaschen. Ohne noch ein Wort zu sagen, machte er einen großen Bogen um beide und huschte durch das schummrige Licht durch den Gastraum immer weiter hinab. Wie kam er hier her? Wieso hielt er einen Becher Glühwein in der Hand und warum duftete dieser nach Zimt, Orangen und etwas, das er nicht einordnen konnte? Irgendwie hatte ihn Blaise in die große, wirklich große Küche bekommen und nun saß er hier auf einem hohen Hocker, an einem langen Tresen und hielt diesen wärmenden Becher in der Hand. „Na los, sag es! Was liegt dir noch auf der Zunge? Kann ja nicht das einzige sein oder?“ Blaise saß ihm gegenüber, hier war es deutlich heller, die Lichter wirkten beinahe grell, wurden nur von dem weichen Holz gemindert, aus dem die gesamte Kücheneinrichtung war. Noch einmal blinzelte Draco, sein Mantel lag neben ihm über einem der weiteren Hocker. „Was mir noch auf der Zunge liegt?“ Wiederholte er monoton und dann spürte er es. Da war dieses Gefühl brandender Wut, sie kochte in seinen Adern und dann starrten die grauen Augen voller Zorn zu dem dunkelhäutigen Koch. „Oh, da liegt mir viel auf der Zunge. Wie lange hat es gedauert, bis du dich an ihn ran geschmissen hast?“ Hörte er da ein Lachen? Er war extra drei Runden durch die Winkelgasse gezogen, hatte bei Fred und George vorbei geschaut und nun war ihm kalt, er hatte noch immer Hunger und seine Laune war am Boden. Doch dieses Geräusch gefiel ihm. „Doch wirklich. Mach dir echt keinen Kopf darüber, jeder ist so und ja, die Geschichte mit Hermine ist wahr. Frag Harry, den hätte sie auf der Abschlussfeier beinahe in die Luft gejagt. Aber frag „sie“ niemals danach, beglückwünsche sie nur zu diesen rührenden Worten ihres jetzigen Ehemannes!“ Diese freudige Stimme gehörte Blaise und die leise Antwort wurde von einem erneuten Lachen übertüncht. „Du hättest die beiden neulich mal sehen sollen. Hermine und Luna saßen hier, beide schwanger und unsere ach so rationale Intelligenzbestie heult wie ein Wasserfall, als ich ihr erzählte, wie in Indien ein Babyelefant in das Loch einer alten Ruine gefallen ist. Irgendwann hab ich die Geschichte gekürzt, damit ich das gute Ende erzählen konnte. Sie wird uns alle hassen, weil wir das wissen! Wenn sie wieder rationaler wird, haben wir ein schweres, sehr schweres Leben vor uns!“ Harry konnte nur ahnen, dass Draco seinen besten Freund in das Geheimnis eingeweiht hatte, dass er ihm selbst so lange nicht verraten wollte. „Darf ich rein kommen?“ Fragte er nun und blieb in der Tür stehen. Ja, offenbar schienen die beiden sich ausgesprochen zu haben. „Oh ja, du hast die erste Vorspeise verpasst! Beschwer dich bei deinem Schatz hier, der konnte den Datteln mit Marzipan nicht widerstehen!“ Rief ihm Blaise nun zu und griff nach einem dritten Becher, den er mit einer Schöpfkelle aus einem Topf füllte. Das war Blaise berühmter Glühwein! Ich hatte nicht erwartet, dass der Abend so gut ausgehen würde. Wir haben viel gelacht, viel zu viel getrunken und haben uns dabei die Bäuche mit all den kleinen Leckereien vollgeschlagen, die Blaise zu zaubern wusste. Irgendwann, nachdem selbst Blaise keine Lust mehr zum Kochen hatte, machte er einen Abend verändernden Vorschlag. Er habe Zuhause noch einen unglaublich guten Kaffeelikör und den müssten wir probieren. Also machten wir uns auf den Weg. Seine Wohnung war nur ein einziges Zimmer, dazu kam ein kleines Badezimmer und ein winziger, quadratischer Bereich vor der Eingangstür stellte so etwas wie einen Flur dar. Dieses eine Zimmer bestand zu ungefähr 80% nur aus der Küche, sonst gab es einen Schrank, der gerade neben das ausgezogene Sofa passte. Mehr nicht! Nun, ich kann noch anmerken, dass der Esstisch mit den vier Stühlen mit zur Küche zählte, denn auf ihm wurde alles Mögliche gebunkert. Über Töpfe, Kochbücher, Pfannen, Vorratsdosen und Löffel, Schieber und anderen Kochutensilien fanden sich dort sogar Backschüsseln, Bleche und Plätzchenstecher. Zum Essen war er nicht gedacht. Am nächsten Morgen schmerzte mein Kopf so sehr, dass ich dem Sonntag dankte, wie nichts anderem auf der Welt! Ich hatte heute frei und so den gesamten Tag um wieder nüchtern zu werden. Irgendwann mussten wir auf dem großen Sofa eingeschlafen sein und mit einem Schmunzeln bemerkte ich, dass Draco noch immer seine Arme um mich geschlungen hatte. Er und Blaise schliefen noch fest und so dämmerte ich wieder in einen unruhigen Schlaf. Zu viel Alkohol eben! Aber der Abend war es wert gewesen, ich hatte ihn genossen und es folgten noch viele andere, wenn auch nicht so feuchtfröhliche darauf. Man wurde ja auch irgendwann erwachsener. Blaise war es auch, der Draco immer wieder dazu brachte neue Grenzen zu überschreiten und sich nach und nach wieder zu einem Teil dieser Gesellschaft zu mausern. Der Skandal blieb natürlich nicht aus. Endlich war der verlorene Sohn der Malfoys wieder da und dann als fester Freund Harry Potters. Manche Artikel hätte ich wirklich nicht lesen sollen! Selbst mit Ron fand er einen Weg und ein gemeinsames, gegenseitiges Herausfordern begleitete jede Begegnung der beiden. Erstaunlich gut schlug sich Ron, der offenbar von seiner Frau viel gelernt hatte. Alles in allem entwickelte sich alles prächtig. Wie zu erwarten war Blaise Küche so überragend, dass sein Restaurant in kürzester Zeit zum Besten in London gekürt wurde. Eben alles war gut. Und wir haben selbst die Geburt des neusten Zuwachseses bei Ron und Hermine überstanden, oder besser die Rückkehr zu Hermines rationalem Denken! Es gibt also keinen Grund zur Klage. Endlich darf ich einfach nur genießen. Endlich habe ich das Gefühl frei zu sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)