Leave Time For Love von Aphrodi ================================================================================ Night (2) --------- Im Schlafzimmer war es inzwischen still geworden. Kidou hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Ton mehr von sich gegeben und Genda war sich sicher, dass er inzwischen schlief. Er selbst dagegen konnte immer noch nicht einschlafen. Sein Zeitgefühl hatte er längst verloren, doch es würde ihn nicht wundern, wenn entweder schon Stunden vergangen waren oder erst Minuten. Einfach nur dazuliegen mit so vielen Gedanken im Kopf – es raubte ihm fast den Verstand. Seine Sorgen wurden dadurch nicht kleiner.   Im Arbeitszimmer nebenan war es bei weitem nicht so still, wie es sich Sakuma wünschte. Er wollte unbedingt einschlafen, aber sein nerviger Zimmergenosse ließ ihn nicht. Ignorieren half da leider ebenfalls nicht. Die Futons waren verhängnisvoll nah nebeneinander, obwohl Sakuma mehrfach mehrere Meter Abstand zwischen sie gebracht hatte, die von Fudou wieder und wieder neutralisiert wurden. Am Ende hatte Sakuma schlichtweg genervt aufgegeben – sollte er doch liegen wo er wollte, Ruhe bekäme er unabhängig vom Abstand sowieso nicht.   „Du hast immer noch nicht auf meine Frage geantwortet.“   „Fängst du schon wieder damit an? Ich will schlafen, also gib endlich Ruhe...“   „Dann antworte halt. Mehr will ich ja gar nicht wissen.“   „Du glaubst doch selbst nicht, dass du danach den Mund hältst, wenn ich es dir sage“, gab Sakuma murrend zurück. Er kannte Fudou gut genug, um ihn in der Hinsicht einschätzen zu können. Und das hier machte er ganz gewiss nicht wegen dieser einen unbeantworteten Frage. Er wollte ihn einfach ärgern. Nicht umsonst war Schlafentzug ein beliebtes Foltermittel. Sakuma versuchte erneut Fudou zu ignorieren und in seine eigenen Gedanken zu tauchen, in der Hoffnung, er könnte sein Gerede aussperren und endlich Schlaf finden.   „Es ist Kidou, nicht wahr?“   Und schon war der Versuch verpufft. Sakuma schluckte schwer während sein Herz anfing schneller zu schlagen und sich Hitze in seinem ganzen Körper ausbreitete. Das hatte Fudou doch jetzt nur geraten, dachte er sich. Oder er hoffte es vielmehr. Doch leider hatte er recht, darauf war Sakuma vorhin selbst noch gekommen. Das konnte Fudou unmöglich wissen, nicht wahr?   „Also ist er es. Krass! Liegt es an seinem Cape oder daran, dass er dich wie Scheiße behandelt?“   „Nichts davon! Das ist nicht mal wahr! Hör endlich auf damit! Ich will keinen Sex mit ihm!“   „Sicher...“   Sakuma wollte sich gerade erneut rechtfertigen, als er eine Hand fest an seinem Oberarm spürte. Im nächsten Augenblick war er mit beiden Armen am Boden fest gepinnt und ein schwerer Körper drückte ihn zusätzlich mit dem Rücken in die dünne Matratze. Dabei hatte er ihn sich gar nicht rühren sehen...   Perplex sah Sakuma in dem Halbdunkel, das von den Straßenlaternen erzeugt wurde, nach oben – dahin, wo er nur wie einen schwarzen Schatten den Kopf von Fudou erkennen konnte. Sakumas Gesicht wurde vom eindringenden Licht ein wenig erhellt, Fudou tauchte es dafür in Finsternis. Ein festes Rütteln mit den Armen half kein Stück, das Strampeln mit den Beinen führte nur dazu, dass sich die Decke mehr in diesen verfing.   „Geh runter! Was soll denn der Scheiß?!“   „Du wurdest vorher noch nie flachgelegt, huh?“, kam es grinsend von Fudou. Zwar war es in der Dunkelheit nicht zu erkennen, aber deutlich hörbar. Und Sakuma bildete sich sogar ein, es auf dem schwarzen Schatten über ihm zu sehen. Wenigstens war die leichte Röte in seinem Gesicht ebenfalls nicht sichtbar. Langsam aber sicher wurde ihm der Kerl wirklich zu dreist. Erst dieses Gerede über Kidou, jetzt auch noch seine angebliche Jungfräulichkeit? Es fühlte sich auch ganz und gar nicht angenehm an, Fudou auf sich zu haben – irgendwie eher verhängnisvoll.   „Das geht dich wohl kaum was an“, stellte Sakuma klar, während seine Stimme leicht zitterte. Er versuchte es noch einmal mit Zappeln, aber auch dieses Mal half es nicht.   „Ich will aber schon gern wissen, ob ich dein erster bin~“   „Was?! … Okay, das war jetzt lustig genug, geh run-!“   Jeder weitere und verständliche Protest wurde von einem Lippenpaar unterbunden. Sakuma weitete die Augen und war für einen Moment wie gelähmt. Das war wirklich nicht mehr lustig. Und so langsam beschlich ihn das ungute Gefühl, dass Fudou gar nicht mehr scherzte. Ein weiterer Versuch sich unter ihm zu befreien scheiterte und als Sakuma seinen Kopf wegdrehte, folgte ihm Fudou. Seine Küsse waren dominant und bestimmend und offenbar ein unaufhaltsamer Vorbote für das, was bei so etwas für gewöhnlich folgte – Sex.   „Fudou... hör auf!“, brachte Sakuma irgendwie zwischen den Küssen hervor, durch die es seinen Worten deutlich an Kraft fehlte. Sie klangen viel mehr gekeucht als gesprochen, was dem Luftmangel zuzusprechen war. Und Fudou nutzte den Moment rücksichtslos aus, in dem Sakumas Mund zum Reden offen stand. Dem Stürmer blieb die Luft weg, als er die fremde, feuchtwarme Zunge an seiner spürte und seine Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen.   Konnte das hier noch schlimmer werden?   Sakuma schaffte es erneut den Kopf zu drehen und sich so sowohl Fudous Lippen als auch seiner Zunge zu entziehen. „Stopp!“, brachte er völlig geschockt zustande.   Fudou allerdings fasste seinen gekeuchten Ausruf anders auf und machte unbeirrt weiter. Seine Lippen wanderten über Sakumas Unterkiefer schräg runter zu dessen Hals, an dem seine heiße Zunge eine feuchte Spur hinterließ. Das und der erhitzte Atem, der stoßweise über seine Haut glitt, verpassten Sakuma eine Gänsehaut. Der hatte mittlerweile sogar aufgehört zu protestieren. Es hatte ja doch keinen Sinn. Er hörte nicht auf, egal wie oft Sakuma ihn dazu aufforderte.   Konnte er nicht mehr tun, um ihn aufzuhalten?   Sakumas Körper fühlte sich mittlerweile schwach und kraftlos an und selbst als Fudou eine Hand von seinem Arm löste, um damit verstohlen unter sein Shirt zu gleiten, fühlte er sich machtlos. Der Versuch Fudou wegzudrücken scheiterte und sein Körper rebellierte zusätzlich gegen ihn, indem er begann sich unaufhörlich zu erhitzen. Jede Stelle, die von der fremden Hand berührt wurde, brannte und die Spur führte deutlich abwärts.   Panisch sah Sakuma nach unten – Fudous Kopf an seinem Hals versperrte ihm allerdings die Sicht. Sehen war sowieso nicht nötig, um zu merken, was da vor sich ging, denn er konnte es fühlen und sowohl der Gummibund der Jogginghose als auch der seiner Shorts konnten sich nicht mal mehr Hürde schimpfen.   Ein dumpfer Knall übertönte die schwere Atmung von Sakuma gefolgt von einem ärgerlichen Fluchen Fudous. Letzterer setzte sich wieder auf, machte aber keine Anstalten von ihm herunter zu gehen.   „Ich hab mir schon gedacht, dass du ziemlich wild und biestig im Bett bist, aber überraschend, dass du es so hart magst...“, gestand der Mittelfeldspieler amüsiert und hielt sich die Wange, die gerade eben noch hart mit Sakumas Faust kollidiert war. Sein Körper hatte sich ganz von alleine bewegt und ihm gerade noch so die Haut gerettet, bevor Fudou ihn dort berühren konnte, wo er definitiv nichts zu suchen hatte.   „Ich sagte doch... du sollst aufhören.“   „Du sagst aber auch verdammt viel, was nicht stimmt. Zum Beispiel, dass du nicht gerne Kidous Hand in deiner Hose hättest. Wie konnte ich da wissen, was du jetzt wirklich nicht willst~ Aber wo wir gerade bei Kidou sind: Vielleicht sollte ich ihn ausprobieren.“   „Du lässt deine dreckigen Finger von ihm, du Schwein!“, meckerte Sakuma sofort energisch, doch von Fudou erntete er dafür nur ein amüsiertes Glucksen. Das machte ihn nur noch wütender.   „Wenn du Kidou auch nur anrührst...!“   „Was dann? Willst du mich noch mal schlagen? Das interessiert mich einen Scheiß. Aber ich mache dir ein Angebot: Schlaf mit mir und ich lass meine Finger von Kidou. Na? Ist das nicht nett?“   Sakuma konnte nicht glauben, was er da hörte. Er wurde erpresst? Mit Sex? Der Gedanke daran, dass Fudou Kidou etwas antun könnte, machte ihn wütend. Er wusste aber auch, dass er seinen Freund nicht immer beschützen könnte. Trotzdem zweifelte er daran, dass da wirklich was laufen würde. Sakuma selbst hatte sich wehren können, also konnte Kidou das doch auch, da war er sich sicher.   „Ich bin nicht so dumm, wie du gerne hättest. Denkst du, ich falle darauf rein?“, fragte er ein wenig zickig. Er hatte wirklich genug von Fudous schlechten Versuchen, irgendwie an seinen Hintern zu kommen. „Kidou wird es niemals mit dir tun, da bin ich sicher. Und ich werde es auch nicht.“   „Na, wenn das so ist. Zu dumm – ich weiß schon genau, wie ich Kidou rumbekomme. Jeder hat doch jemanden, für den er alles tun würde. Das macht euch schwach... Du hast Kidou und Kidou hat-“   Haruna, schoss es Sakuma durch den Kopf und Fudou konnte deutlich in seinem Gesicht sehen, dass er verstand. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern – da war sich der Mittelfeldspieler sicher – bis er einlenken würde.   3... 2... 1...   „Ich werde darüber nachdenken“, murmelte Sakuma resignierend und schloss für einen Moment die Augen. Hatte er denn jetzt noch eine andere Wahl? Er konnte nicht zulassen, dass Fudou Kidou ebenfalls so erpresste. Auch wenn ihm der Gedanke an Sex mit ihm ebenso gar nicht gefiel. Sakuma hatte keine Ahnung, wie er das hinbekommen sollte. Er wollte nicht – aber er wollte auch nicht, dass Kidou es mit Fudou tat.   „Aber jetzt geh erst mal runter von mir.“   „Wie du willst. Denk aber dran – ich warte nicht ewig auf dich~“   Sakuma war Fudou gerade über sich losgeworden, da ergriff er sofort die Gelegenheit und hastete zur Tür. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und ließ den anderen alleine zurück. Für ihn war klar, dass er diese Nacht nicht wieder neben Fudou schlafen würde – er könnte es sowieso nicht. Und wer wusste schon, was der jetzt alleine dort drin trieb...   Mit dem Rücken an die Wand gelehnt und mit angezogenen Knien saß Sakuma im dunklen Flur. Er hatte den Kopf auf seine Unterarme gelegt, die von den Knien gestützt wurden. Schlafen konnte er so zwar nicht, aber das Geschehene raubte ihm die Ruhe dazu sowieso. Ihm schoss so viel durch den Kopf. Dieser Mistkerl erpresste ihn mit Sex. Er hatte ihn angefasst und geküsst. Sakuma hatte sogar seine Zunge an allen möglichen Stellen gehabt. Und immer noch konnte er sie dort spüren. Er presste die Lippen zusammen. Vor seinen geschlossenen Augen lief der selbe Film wieder und wieder ab.   In seiner Position verharrend und in Gedanken versunken, hörte er nicht einmal die Tür, die bedacht leise geöffnet und wieder geschlossen wurde. Erst als das Licht plötzlich den Raum flutete, hob Sakuma den Kopf ein wenig. Er wurde auch sofort entdeckt.   „Sakuma... Was machst du hier?“, fragte Genda gleichermaßen besorgt wie perplex, doch der Angesprochene hob nur eine Hand leicht und winkte ab. Dem Torhüter reichte das allerdings nicht. Er setzte sich neben Sakuma auf den Boden und suchte nach Worten. Dass definitiv etwas nicht stimmte, wenn sich sein Freund die Nacht lang hier draußen auf dem Flur aufhielt, war klar für ihn. Und noch bei etwas anderem war er sich sicher – wer Schuld daran war.   „Was hat Fudou gemacht? Hey, Sakuma. Was ist passiert?“   Der eindringliche Versuch, Sakuma zum Reden zu bringen, scheiterte kläglich und die Sorgen in Genda wuchsen sekündlich. Er malte sich sowieso schon die ganze Nacht lang aus, was im Nachbarzimmer passierte und wieder schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Das, was allerdings wirklich passiert war, ahnte er nicht.   Vorsichtig und mitfühlend legte Genda eine Hand auf Sakumas Schulter. Irgendwie musste es doch möglich sein, seine Aufmerksamkeit zu bekommen und am liebsten hätte er ihn tröstend in den Arm genommen. Er war sich aber sicher, dass das zu viel des Guten gewesen wäre.   „Fass mich nicht an!“, fauchte Sakuma und drückte Genda von sich, als die Hand gerade erst einen Sekundenbruchteil lang auf seiner Schulter ruhte. Sofort stand er auf und die zwei Jungs starrten sich mit geweiteten Augen für einen kurzen Moment einfach nur an.   Genda hatte es die Sprache verschlagen. Sakuma brachte ebenfalls kein Wort raus und biss sich auf die Unterlippe. Es war absolut nicht Gendas Schuld und jetzt tat es ihm leid. Er meinte es nicht so. Doch das sagte er nicht, als er schnurstracks an ihm vorbei ging und sich in Kidous Schlafzimmer flüchtete.   Ihm den Platz in Kidous Bett zu bieten, damit Sakuma wenigstens noch etwas Schlaf bekam, empfand Genda als das Einzige, was er tun konnte und so nahm er Sakumas Platz im Arbeitszimmer ein. Das Ziehen in seiner Brust blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)