Lust'n'Needs II von Anemia ================================================================================ Kapitel 22: Painful Realisation ------------------------------- Painful Realisation   "I was born to tell you I love you And I am torn to do what I have to To make you mine Stay with me tonight"     Das Läuten seines Handys holte Jamie allmählich aus dem Schlaf. Es dauerte allerdings eine Weile, ehe er wach genug war, um überhaupt zu realisieren, was gerade passierte. Zunächst hatte sich der nervige Klingelton in seine Träume eingeschlichen und war in die Geschichte eingesponnen worden, welche sein Hirn ihm erzählte, doch so, wie er langsam zu sich kam, stellte er fest, dass sein Mobiltelefon tatsächlich Krawall verursachte. Mitten in der Nacht. Minutenlang. Seine erste Maßnahme, das Teil zum Stillschweigen zu bewegen, bestand darin, das eingehende Gespräch schlichtweg abzublocken. Anschließend erfüllte Stille den Raum, was Jamie innerlich aufseufzen ließ, war er schließlich noch ziemlich schlaftrunken und sehnte sich noch nach ein wenig Ruhe. Morgen würde ein anstrengender Tag ins Haus stehen, für den er fit sein musste. Die Presse wartete darauf, ihm sowie dem Rest der Band ein paar Fragen zu ihrem neuen Album zu stellen. Jedoch war das Handy nur für ein paar einzelne Sekunden verstummt - alsbald begann es abermals, mit einer Durchdringlichkeit seinen Klingelton abzuspielen, dass Jamie glaubte, ihm müsse der Kopf platzen. Kein Wunder also, dass er schließlich äußerst wutentbrannt nach seinem Gerät grabschte, um noch grimmiger Tims Namen auf dem Display zu lesen. Er wappnete sich dafür, ihm eine mächtige Tirade zu halten, während er den Balken mit dem Daumen zur Seite zog und sich anschließend das Teil ans Ohr hielt. Er würde dafür sorgen, dass Tim es bereute, ihn um diese Uhrzeit anzurufen. "Bist du noch ganz bei Trost?", brüllte er seinen Kumpel prompt an, ohne sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten. "Was fällt dir ein, mich mitten in der Nacht mit einer derartigen Penetranz anzurufen, dass-" "Verflucht, halt die Fresse, Anderson!", schallte es ihm mit einer seiner Tonlage ebenbürtiger Entschlossenheit entgegen, was Jamie so nicht erwartet hätte. "Oder ist dir dein Schönheitsschlaf wichtiger als dein bester Freund?" "Mein bester Freund?" Jamie reagierte äußerst verwirrt. Er wusste lediglich, wen Tim mit bestem Freund meinte, war doch allseits bekannt, wer von den Bandmitgliedern ihm am nächsten stand. "Hör auf, in Rätseln zu sprechen, Mann. Was ist mit Cari?" Eine nagende Unruhe beschlich ihn, denn schließlich sprach ein nächtlicher, dringender Anruf eine eindeutige Sprache. Ihm wurde prompt klar, dass es sich dabei um nichts Gutes handelte. Dass Tim schlechte Neuigkeiten hatte. Vor Furcht zog sich ihm der Magen zusammen. Vor Furcht konnte er kaum mehr atmen. "Cari hatte einen Unfall mit seinem Auto", haspelte Tim atemlos. "Es scheint ziemlich schlimm zu sein..." Jamie hatte das Gefühl, als würde sein Herz aufhören müssen, zu schlagen. Die ganze Situation erschien ihm so irreal, wie aus einer schlechten Soap in die Realität verfrachtet. All seine Sinne waren wie eingefroren und sein Geist wirkte wie in Watte gepackt. Da waren nur diese ihre Kreise ziehenden, schrecklichen Vorahnungen sowie dieses furchtbare Gefühl, keine Macht zu besitzen, aber dafür eine übergroße Portion Angst. Nichts weiter als Angst. "In-in welchem Krankenhaus liegt er?", brachte Jamie gerade noch so mit seinem letzten Fünkchen Verstand über die Lippen. Zu seinem Glück war Tim noch in der Leitung, der ihm den Namen der Klinik nannte und im selben Zug auch Etage sowie Zimmernummer. Kaum, dass er alle wichtigen Informationen erhalten hatte, ließ Jamie das Handy auf seine Bettdecke sinken. Er hatte noch nicht einmal aufgelegt, doch das spielte im Moment keine Rolle. Hellwach und gleichzeitig wie ferngesteuert wuselte er durch den Raum, auf der Suche nach Shirt und Hose, um dann kaum angezogen in seine Schuhe zu schlüpfen und zur Tür zu hasten. Im letzten Augenblick schnappte er sich noch seinen Schlüssel, ehe er die Treppe heruntereilte. Als ihn vor dem Haus die Nacht umfing, wurde ihm klar, wie aufgelöst er war. Wie sein Atem in der kühlen Luft flirrte. Die Ungewissheit fraß ihn auf. Was war mit Cari? War er schwer verletzt? War er bei Bewusstsein? Würde er...sterben? Die letzten Worte, die seinen Kopf fluteten, waren es, die ihn dazu beflügelten, einfach nur zu rennen. Irgendwann hielt er instinktiv ein Taxi an, welches ihn ohne Umschweife zur Klinik brachte. Der Taxifahrer konnte von Glück reden, dass Jamie noch ein paar einzelne Kronen in seiner Hosentasche fand, die er ihm hastig in die Hand drückte. Anschließend sprang er aus dem Auto und stürmte auf die Klinik zu. Grellweißes Licht blendete seine die Dunkelheit gewohnten Augen und sorgte dafür, dass er fast gegen eine Glastür gerannt wäre. Er schaffte es aber schließlich doch unbeschadet zum Fahrstuhl - das Problem war nur, dass dieser ewig brauchte, um im Erdgeschoss anzukommen. "Blödes Mistding, beeil dich!", fluchte er und schlug mit der Hand ungeduldig auf die Knöpfe, die dazu gedacht waren, den Aufzug zu ordern. Natürlich brachte ihm dies auch nicht viel und es dauerte noch ein paar quälende Sekunden, ehe die Fahrtstuhltüren sich vor ihm auftaten. Mit bebenden Fingern wählte er das vierte Geschoss an. Abermals wäre er beinahe durchgedreht in Anbetracht der Gemächlichkeit, die der Aufzug an den Tag legte. In Zeitlupe schlossen sich die Türen, und dann setzte er sich endlich in Bewegung. Allerdings für Jamies Geschmack noch immer zu langsam. Hätte er nicht begonnen, nervös an seinem Lippenpiercing zu knaupeln und hin und wieder seinen Daumennagel zu bearbeiten, er wäre wahrscheinlich schon längst durchgedreht vor Sorge um seinen schwerverletzten Freund. Nur selten dachte er so intensiv daran, was dieser für ihn war wie in diesem Moment. Ihm wurde bewusst, dass man das, was man liebte, erst so richtig zu schätzen lernte, wenn man fürchtete, es zu verlieren. Er war mit Cari durch dick und dünn gegangen, hatte jedes beschissene Problem mit ihm gemeinsam gemeistert, und sie waren es auch gewesen, die die Band nach wie vor am Leben hielten. Cari war immer da, nicht immer körperlich, aber in seinen Gedanken. Man konnte stets auf ihn zählen, und genauso konnte er auf Jamie zählen. Dass er plötzlich nicht mehr da sein sollte...diese Vorstellung allein machte den Sänger schier krank. Er beschäftigte sich viel mit dem Tod, aber daran, dass sein bester Freund irgendwann sterben würde und dies vielleicht sogar in jungen Jahren, daran hatte er nie zu denken gewagt. Denn hätte er Cari verloren, hätte auch ein Teil seiner selbst nicht länger existiert. Ein für sein Glück wichtiger Teil wäre ausgelöscht geworden, und Jamie zweifelte daran, dass er selbst hätte weitermachen wollen, wenn seine bessere Hälfte ihr Leben verlor. Er wäre Cari gefolgt, an den Ort, an den er kam, wenn er von ihm ging. Er wäre ihm überall hin gefolgt. Im Leben, wie auch im Tod. Nur um nicht allein zu sein. Nur um ihn nicht vermissen zu müssen.   Seine Sicht verschwamm allmählich, doch so, wie sie es tat, ermahnte er sich selbst zur Besonnenheit. Cari würde es gut gehen. Cari war ein starker, tapferer Mann. Und deswegen musste auch Jamie ein starker, tapferer Mann sein. Das Wort 'Aufgeben' existierte weder in seinem noch in dem Wortschatz des anderen. Cari würde es schaffen.   Die Fahrstuhltüren glitten endlich auf und so, wie sie sich weit genug geöffnet hatten, dass Jamie sich durch sie hindurchschlängeln konnte, schob er sich ins Freie und hetzte den Flur entlang, dabei den Blick auf die Nummernschilder an den Türen gerichtet. 421, 422, 423...424. Er hielt mit heftig donnerndem Herzen inne, schluckte die Angst, die ihn flutete, so gut es ging herunter und klopfte zaghaft an die Tür. Er konnte kein 'Herein' vernehmen, aber trotzdem drückte er die Klinke herunter und trat dann vorsichtig ein. Der Raum dahinter lag in Dunkelheit; nur das Mondlicht, das sanft durch das Fenster fiel, ließ ihn erkennen, dass das Bett an der hinteren Wand nicht leer war. Cari hatte offenbar ein Einzelzimmer bekommen, was Jamie gelegen kam. In diesem intimen Moment brauchte er keinen Zuhörer.   "Cari", wisperte er leise und näherte sich dem Bett, um seinen Hintern vorsichtig auf die Matratze zu schieben. "Cari, bist du wach?" Er erblickte dessen Hand, die reglos auf der Bettdeckte ruhte. Aus ihrem Rücken ragte eine Nadel samt einem dünnen Schlauch. Jamie fürchtete, dass er irgendeinen Schaden anrichten könnte, wenn er seine Hand nun in seine nahm, weshalb er es bleiben ließ. Vielleicht ließ er es auch bleiben, weil er bislang nie die Hand seines Freundes gehalten hatte. Cari sollte nicht denken, dass er... Zumindest sollte er es heute nicht denken. Nicht jetzt, wo er so krank war und Aufregung Gift für ihn war. "Jamie." Ein schwaches Krächzen drang an das Ohr des Sängers, woraufhin dieser nach dem Gesicht seines Freundes suchte. Und da fand er es, dieses Glitzern zweier Augen in der Finsternis, welches er genauso deutlich erkennen konnte wie den weißen Verband um den Kopf seines Freundes. "Sch-schön dass du da bist. Auch wenn es mitten in der Nacht ist." Vor Erleichterung machte sich ein breites Lächeln auf Jamies Gesicht breit. Cari konnte sprechen. Es ging ihm nicht gut, aber er konnte immerhin sprechen. Er war bei Bewusstsein. Er war bei ihm. Und er würde es für immer bleiben. Jamie war froh, dass Cari im Dunkeln nicht sehen konnte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Aber er konnte sicher hören, wie seine Stimme zitterte, als er seine Hand genauso sacht wie bekräftigend auf seinen Arm legte und sich ein wenig zu ihm herabbeugte. "Natürlich bin ich da", flüsterte er. "Ich kann dich doch nicht allein mit den heißen Krankenschwestern lassen." Er hatte das Gefühl, als würden Caris Mundwinkel dezent zucken aufgrund seines Scherzes, aber er war sich nicht sicher. Vielleicht bildete er es sich nur ein. Denn die Illusion hielt nur so lange, bis die Sorge sich wieder vermehrt in seine Gedanken einschlich. "Was machst du denn für Sachen, Mann?", fragte er leise. "Du hast mir einen riesengroßen Schreck eingejagt. Ich dachte schon, du bist-" In anderen Situationen hätte Cari sicher das fehlende Wort ergänzt, aber in dieser jedoch schwieg er diesbezüglich. Offenbar hatte er ebenfalls Respekt vor dem Tod entwickelt. War er ihm doch näher gekommen, als Jamie vermutete. Offenbar ging es ihm inzwischen wieder so gut, dass er sogar aus eigener Kraft die kleine Nachttischlampe anknipsen konnte. So wie Jamie ihm im Schummerlicht ins Gesicht schaute, machte er große Augen. Sehr große Augen. "Soll ich das Licht wieder aus machen?", hakte Cari nach wie vor recht schwach klingend nach. "Du willst mein entstelltes Gesicht bestimmt nicht sehen, mh?" Es stimmte, Cari sah ziemlich mitgenommen aus. Seine rechte Wange war eine einzige Schramme, seine Lippe war aufgeplatzt und genäht worden, genau wie seine Augenbraue. Aber er war noch an einem Stück. Immerhin das. "Das ist nicht so schlimm", beeilte Jamie sich zu sagen, der noch immer Caris Arm mit beiden Händen hielt. "So furchtbar siehst du nun auch wieder nicht aus." "Das wage ich zu bezweifeln", meinte Cari und grinste schmerzverzerrt. Natürlich hatte er Recht. Hätte Jamie nicht gewusst, dass es sich bei diesem lädierten Kerl um seinen besten Freund handelte, er hätte ihn vermutlich noch nicht einmal erkannt. Aber was spielte das schon für eine Rolle? "Hauptsache, du siehst so blendend wie immer aus." Träge legte sich Caris von der Kanüle verschonte Hand auf Jamies Arm. Die beiden Männer sahen sich nun direkt in die Augen, und Jamie musste seine Meinung revidieren - mittels eines Blicks in Caris Augen hätte er seinen Freund immer und überall wiedererkannt. Denn diese hatten nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt. Von ihrer Aufrichtigkeit, mit der sie Jamie stets anzusehen pflegten. Mit einer Zuneigung und Freundlichkeit, die wohl nur Cari für ihn übrig hatte. Nicht einmal seine eigene Freundin hatte ihn je auf diese Weise angesehen. Oder vielleicht hatte sie es doch - nur hatte er es nie erkennen können. "Wie ist das denn überhaupt passiert?", erkundigte sich Jamie nun. "Tim meinte, du hättest einen Autounfall gehabt..." "Stimmt." Auf einmal wirkte Cari verschlossen, ja regelrecht bekümmert. Er wandte den Blick ab. "Ich hatte einen Autounfall." "Und wieso? Ist irgendein Idiot wieder zu schnell gefahren?" "Nein...also, ich weiß nicht. Vielleicht. Aber im Grunde ist es meine Schuld." Seine langen Wimpern warfen Schatten auf seine Wangen, als er die Lider verschämt senkte. "Ich bin besoffen gefahren. Eins Komma Acht Promille. Plötzlich war da der Baum vor mir. Und dann hat es auch schon gekracht." "Oh Sch..." Ein flaues Gefühl füllte Jamies Magen, so wie sein Kopf Bilder zu Caris Erzählung entwickelte. Cari, wie er mit voller Fahrt mit dem Baum kollidierte. Wie er nach vorn geschleudert wurde. Wie die Frontscheibe splitterte und sein schönes Gesicht zerschnitt. Er klammerte sich noch ein wenig fester, flehender an Caris Arm. Fast so, als fürchtete er, dass er doch noch von ihm ging, wenn er ihn jetzt losließ. "Es wird alles wieder gut", versuchte Jamie ihm Mut zu machen. "Das einzige, was bleiben wird, ist die Lektion, die du gelernt hast." Er presste angespannt die Lippen aufeinander. "Bitte, fahr nie wieder betrunken Auto. Mir zuliebe." Cari jedoch ging nicht auf seine Worte ein. Irgendetwas schien noch immer auf seinem Herzen zu lasten. Irgendein dunkles Geheimnis, von dem er abwägte, ob er es Jamie anvertraute oder besser nicht. Schließlich setzte er doch zu sprechen an. "Beinahe wäre nicht mehr alles wieder gut geworden", gestand er seinem Freund leise, während er es noch immer nicht schaffte, ihn anzusehen. Aus Scham. Aus Schuld. "Als es gekracht hat, da...dachte ich, dass es das nur war. Dass es vorbei ist." Jamie schwieg betroffen, obwohl er am liebsten etwas gesagt hätte, um Cari etwas von seinen schlimmen Gefühlen und Erinnerungen zu nehmen, aber es gelang ihm nicht. So wartete er, bis sein Freund fortfuhr. "Man sagt doch immer, dass das ganze Leben an einem vorbeirauscht, kurz bevor man stirbt", meinte Cari unsicher klingend. "Und das stimmt. Ich hatte bereits diesen Flashback." Ein bitteres Lächeln zuckte über sein verwundetes Gesicht. "Ich sah mich als kleines Kind im Zoo, ich sah meine Mutter...und ich erlebte noch einmal jenen Augenblick, in dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Und du warst hartnäckig, Jamie. Du bist nicht mehr verschwunden. Du hast mich angelächelt. Und dann hast du plötzlich gesprochen und mir gesagt, dass ich nicht gehen könnte, weil ich etwas Wichtiges vergessen habe." Jamie wünschte sich nun verzweifelt, dass er seine Sonnenbrille mitgenommen hätte, denn er hätte sie sich nun sehr gerne aufgesetzt, um seine Tränen vor Cari zu verbergen. So blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als sich ihm in diesem sensiblen Moment auszuliefern. Da nun ohnehin nichts mehr eine Rolle spielte, wagte er es sogar, seinem Freund in die Augen zu sehen. "Ich war dein Schutzengel?", hakte er mit brechender Stimme nach, nur um feststellen zu dürfen, dass Caris Augen ebenfalls verdächtig glitzerten. "Das bist du doch sowieso, immer", erwiderte er mit dem Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht, welches wohl unbeschwert wirken sollte, aber Jamie viel eher mitten ins Herz traf. Denn seine Worte stimmten. Jamie würde Cari beschützen, ganz egal, was dies für Konsequenzen für ihn selbst mit sich brachte. "Aber deine Botschaft an mich war eine andere. Jamie, du hast mir um ehrlich zu sein den finalen Arschtritt verpasst." Jamie hob seinen fragenden Blick. "Inwiefern?" Ein paar geschlagene Sekunden antwortete Cari nicht. Er schwieg, und es war ein nachdenkliches Schweigen voller Bedeutungen, die in der Luft hingen, ehe seine Lippen Worte formten. "Du hast mir eingebläut, dass ich meiner großen Liebe endlich sagen sollte, was sie mir bedeutet." Jamie, der auf die Bettdecke starrte, anstatt seinem Freund in die Augen zu sehen, nahm sich dessen Worte nicht an. Schließlich betrafen sie ihn nicht, und schließlich weckten sie ein kleines, aber sehr empfindliches Stechen in seiner Brust. Ein Stechen, das ihn stets dann ereilt hatte, wenn er mit ansehen musste, wie Cari ein Mädchen küsste oder es mit einem Blick besah, den Jamie am liebsten für sich allein gepachtet hätte. "Wieso rufst du sie nicht einfach an?", schlug Jamie vor und stellte wütend fest, dass er äußerst verletzt klang. "Es ist zwar mitten in der Nacht, aber du solltest ihr ohnehin mitteilen, dass du einen Unfall hattest." Caris Hand, die eben noch bewegungslos auf seinem Arm geruht hatte, schob sich nun unter seine Finger und verschränkte sie zärtlich mit seinen eigenen. Verwundert ob dieser Geste hob Jamie nun doch den Kopf und sah seinem Freund ins Gesicht. Nur um feststellen zu dürfen, dass er das perfekte Spiegelbild zu dem darstellte, was er selbst für ihn empfand. "Jamie", sagte er mit belegter Stimme und einem Flackern im Blick. "Meine große Liebe bist du. Nur du allein, und niemand sonst." Heiße Gänsehaut rieselte über den ganzen Körper Jamies. Im ersten Moment glaubte er, sich verhört zu haben, doch so wie die Info in seinem Hirn ankam und er sich bewusst wurde, dass Caris Worte genauso echt waren wie dessen Gefühle, saß er nur noch da, mit vor Fassungslosigkeit offenem Mund und erbarmungslosen Tränen in den Augen, die seine Wangen herunterrannen. Er sah Caris Gesicht nur noch durch einen Schleier, aber das spielte keine Rolle, als er ihm behutsam bedeutete, zu ihm zu kommen und ihm seine Nähe zu schenken. Als Jamie seinen Freund zum ersten Mal in seinen Armen hielt, mit der Gewissheit, dass dieser ihn auch liebte, tränkte er dessen Nachthemd mit seinen Tränen aus Glück. Er weinte leise an seiner Brust, bis er vor Erschöpfung und Erleichterung einschlief, und dann war es Cari, der über seine Träume wachte, wie ein Engel aus Fleisch und Blut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)