Lust'n'Needs II von Anemia ================================================================================ Kapitel 20: Last Day On Earth ----------------------------- Last Day On Earth     Wenn die Dunkelheit sich allmählich über die schneebedeckten Bäume legte war dies für Jamie jedes Mal ein fast magisches Ereignis. Er liebte die freie Natur, und wenn er in dem Moment ein Teil von ihr sein konnte, als sie sich schlafen legte, dann bedeutete es ihm wirklich viel. Mit der Dunkelheit kam auch diese ein wenig unheimliche Ruhe, die nur ab und an von den Rufen eines Käuzchens durchschnitten wurde. Um diese Uhrzeit waren die meisten Skifahrer oder Wanderer bereits in ihren Hütten, genossen wahlweise einen kräftigen Schnaps oder einen Kakao und ließen den Abend geruhsam ausklingen. Und das war gut so, denn Jamie mochte jene Augenblicke, in welchen er keiner Menschenseele begegnen musste. Wäre Cari nicht zugegen gewesen, er hätte sich womöglich wie der einzige Mensch auf Erden gefühlt. Doch sein bester Freund saß direkt neben ihm und teilte sein die Nacht bewunderndes Schweigen, während sie langsam in der Gondel der Seilbahn in Richtung Tal tingelten. "Das ist echt der beste Urlaub seit Langem", meinte Jamie irgendwann leise, jedoch ohne Cari anzuschauen. Zu sehr faszinierte ihn der Ausblick, der sich ihm bot. Zudem war von seinem Freund unter den dicken Winterklamotten ohnehin nicht viel zu sehen. Er war dick eingemummelt, genau wie Jamie selbst, denn diesen Temperaturen ließ sich nicht auf andere Weise trotzen. "Ich dachte immer, du magst eher Wärme, Sonne und Meer." Cari schaute Jamie ebenfalls nicht an. Denn dort oben, an diesem klaren, kalten Winterhimmel hingen ein paar vereinzelte, auf sie hinabfunkelnde Sterne, die ihnen kein Licht zu spenden vermochten, aber für eine gewisse Gemütlichkeit inmitten der Finsternis sorgten. Sofern man von Gemütlichkeit sprechen konnte, wenn man wie die beiden Freunde auf einer harten Gondelbank hockte und fürchtete, sich den Arsch abzufrieren. "Stimmt, ich bin eher jemand für einen Griechenlandurlaub", erwiderte Jamie. "In Schweden ist es schließlich das ganze Jahr über kalt, da will man nicht noch seinen Urlaub hier verbringen." Er machte eine kurze Pause, in der er abermals die Schönheit der ihn umfangenden Natur in sich aufsog. "Aber das hier bekommst du nicht in Griechenland und auch nicht in Spanien. Das bietet einem nur Schweden. Und es ist schön. Verdammt schön." Den ganzen Tag über waren die beiden Männer auf ihren Snowboards bergab gerast und ganz bestimmt nicht nur einmal im Schnee gelandet, mit dem Gesicht voran. Das hatte zwar keinem von ihnen etwas ausgemacht, aber sie trotz allem ziemlich ermüdet. Deshalb sehnte sich Cari gewissermaßen nach seinem Bett. Oh, er durfte gar nicht darüber nachdenken, ansonsten wurde der Wunsch nach einer weichen, warmen Schlafgelegenheit übermächtig. "Wir sollten das nächstes Jahr wiederholen", fuhr Jamie fort, der noch nicht halb so schläfrig wie sein Freund wirkte. "Unbedingt." "Du willst nochmal einen Doppelpärchenurlaub machen?", hakte Cari recht überrascht nach und musterte nun doch erstaunt den dick eingepackten Jamie, von dessen Gesicht man kaum mehr sah als die Augen, in denen sich nun sein Unverstehen zeigte. "Warum denn nicht?" "Weil Nina vielleicht nicht begeistert davon ist? Hast du sie denn schon mal gefragt?" Jamie wandte das Gesicht ab. "Wer weiß, was bis nächstes Jahr überhaupt so passiert ist." "Ach, meinst du, sie könnte dann bereits deinen kleinen Jamie austragen?" Beinahe erschrocken schaute Jamie seinem Freund in die Augen, um die herum sich kleine Lachfältchen gebildet hatten. Als sich Skepsis in den Blick Caris mischte, bemühte er sich rasch um einen etwas weniger panischen Gesichtsausdruck. "Keine Ahnung", sagte er dazu schnell, so gleichgültig klingend wie möglich. "Man wird seh-" Das letzte Wort blieb ihm jäh im Hals stecken, als ein kräftiger Ruck durch die Gondel fuhr, in welcher sie saßen. Gerade so konnte Jamie sich an einer der Streben festhalten, um nicht direkt von der Bank geschleudert zu werden. Cari erging es nicht viel anders, doch dieser klammerte sich nicht nur an eine Strebe, sondern hatte auch Jamie an seinem Anorak gepackt, damit dieser sich nicht verletzte. Als sich ihre heftig klopfenden Herzen wieder allmählich beruhigten, mussten sie gleichsam eine Feststellung machen. "Wir bewegen uns nicht mehr", äußerte Jamie schließlich das, was auch Cari dachte und blickte aufgebracht aus dem Fenster, um einen Blick auf die restlichen Gondeln zu werfen. Auch diese verharrten in Stillstand. "Shit, die haben das Teil abgestellt!", fluchte Cari und schaute sich hektisch um. "Was machen wir denn nun?" Jamie schien seine Frage gar nicht für bare Münze zu nehmen. "Alles nur, weil du unbedingt noch eine Abfahrt machen musstest", warf er seinem Freund vor und funkelte ihn ärgerlich an. "Bestimmt ist es inzwischen Mitternacht oder sogar noch später." "Wärst du mal schneller gelaufen und hättest dich nicht diese dämliche Schneeballschlacht angezettelt, hätten wir es auch noch geschafft." Sauer blickte Cari in eine andere Richtung und verschränkte die Arme vor der Brust. Jamie und Konfliktsituationen, das passte in den seltensten Fällen zusammen. Man konnte einfach nicht mit ihm diskutieren - er musste immer gleich unsachlich werden. Und schreckte nicht davor zurück, einem Vorwürfe zu machen. Nun gut, das wäre vielleicht kein Problem gewesen, hätte Cari nicht ganz ähnlich in dieser Beziehung getickt. Oftmals keiften sie sich schrecklich an und zielten immer weiter unter die Gürtellinie ihres Konkurrenten, wenn ihnen etwas gegen den Strich ging. Nur um sich dann urplötzlich in die Arme zu fallen und sich zu zeigen, dass es eigentlich keine Rolle spielte. Dass sie es eigentlich gar nicht darauf abgesehen hatten, den anderen zu verletzen. Dass sie sich nur über sich selbst ärgerten. Doch heute passierte nichts dergleichen. Niemand schoss scharf mit Worten, denn die Situation wusste beide eindeutig zu verunsichern. So wie Panik in Cari aufflammen wollte aufgrund seines Kopfkinos, rief er sich zur Ruhe, atmete tief durch und wandte sich dann an Jamie. "Wie wärs, wenn wir die Bergrettung anrufen?" "Wenn du Empfang hast..." Den hatte Cari freilich genauso wenig wie Jamie, was der Sänger wusste. Abermals machte sich Ratlosigkeit breit. Ratlosigkeit, aber vor allen Dingen auch Sorge. In Jamies Falle äußerte sich diese Nervosität darin, dass er begann, angespannt an seinem Schal zu knabbern, was Cari stets an das Verhalten eines Kleinkindes erinnerte. Gottseidank war dies aber auch das einzige, was Jamie von einem Kleinkind behalten hatte. Ansonsten war er ein richtiger Kerl, der mit Cari mühelos mithalten konnte. Leider genügte es ihnen im Moment auch nicht, richtige Kerle zu sein. Das Problem ließ sich schlichtweg nicht lösen. Nicht vor morgen früh. "Gut, dann können wir also die ganze Nacht hier drin sitzen", fasste Cari missmutig zusammen und schaute Jamie an. So wie er diesen an seinem Schal lutschen sah, rollte er mit den Augen und zog ihm das Ding aus dem Mund. "Ey!", echauffierte Jamie sich daraufhin und zog ein so empörtes Gesicht, dass Cari sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. "Das beruhigt mich!" "Baby-Jamies Stresskompensationsmethoden." Für diesen Spruch musste er es sich gefallen lassen, dass Jamie ihm die Mütze barsch bis über die Augen zog. Es war wirklich abstrus, wenn er näher darüber nachdachte - gerade eben noch hatten sie sich beinahe in die Wolle gekriegt, und jetzt alberten sie schon wieder fast ausgelassen herum. Ihn beschlich das Gefühl, das mit Jamie an seiner Seite alles halb so schlimm war und sich alles überdauern ließ. Selbst eine Winternacht in einer Seilbahngondel in mehreren Metern Höhe. Lange war den Männern jedoch nicht nach irgendwelchen Spielereien zumute - Jamie hockte schon bald wieder schweigend da und drehte angestrengt Däumchen, wobei Cari ihm zusah. Denn gewissermaßen wusste ihn die Gleichmäßigkeit dieser Tätigkeit ebenfalls zu beruhigen. Mit einem Mal stoppte Jamie und schaute Cari dafür bedeutungsschwer in die Augen. "Und was, wenn wir in dem Ding abstürzen?" Der Drummer runzelte die Stirn. "Meinst du, es ist so baufällig?" Jamie hob die Schultern. "Man kann nie wissen." Jamie war ein Idiot. Er wandte Stimulierungstechniken an, die ihn beruhigen sollten, aber im Gegenzug streute er mit Worten Panik. Cari zumindest vermutete, dass kein Däumchendrehen mehr seine angespannten Nerven zu beruhigen gewusst hätte. Der Gedanke daran, was alles passieren konnte... "Okay", sagte er schließlich düster. "Falls irgendetwas zu knacken beginnt, springe ich lieber gleich runter, als auf das Unglück zu warten." Als hätte er es mit seinen Worten heraufbeschworen, drang ein Knirschen an die Ohren der beiden Männer, das sie erschrocken die Augen aufreißen ließ. Im nächsten Moment erhob sich Cari. "Das wars dann wohl..." Ein Griff an seine Jacke hielt ihn von seinem Vorhaben ab, welches er ohnehin niemals in die Tat hätte umsetzen können. Denn er mochte sein Leben eigentlich recht gern. Er mochte die Tatsache, dass er dieses Leben mit dem besten Freund verbringen durfte, den man sich wünschen konnte. Nie und nimmer hätte er das freiwillig weggeworfen. Der Tod hätte ihn schon von selbst holen müssen, wenn er ihn wollte. Als er sich zu Jamie umdrehte, starrte dieser ihn panisch an. "Nicht!", flehte er ihn an. "Ich brauche dich noch." "Wenn wir ohnehin gleich abstürzen, brauchst du mich nicht mehr." Caris Worte hatten kälter und abgebrühter geklungen, als er es selbst bezweckt hatte. Am liebsten hätte er sich bei Jamie dafür entschuldigt, als dieser betrübt die Lider senkte, Caris Jacke jedoch sicherheitshalber nicht losließ. Selbst dann nicht, als der Drummer wieder neben ihn auf die Bank rückte und ihm tröstend eine behandschuhte Hand auf die Schulter legte. "Wir könnten theoretisch auch zusammen springen", schlug er vor. "Falls es dir damit besser ginge." "Nun hör doch auf, an Selbstmord zu denken!" Jamie hielt sich nun nicht mehr zurück und brüllte seinen Freund verzweifelt an. "Wir packen das schon. Irgendwie." Cari musste leise lachen. "Du hast doch damit angefangen, Horrorgeschichten zu erzählen." "Na und", murmelte der Sänger in seinen Schal. "Deshalb musst du dich noch längst nicht umbringen." Jamie hatte natürlich Recht. Selbstmord war keine Lösung, selbst in scheinbar ausweglosen Situationen nicht. Denn solange man an seinem Leben hing, solange hegte man auch Hoffnung darauf, dass alles wieder gut wurde. Und so erging es gerade dem Drummer: Er hoffte, dass alles wieder ins Lot kam. Dass sie gerettet wurden. Oder irgendwie die Nacht überdauerten. Gemeinsam. Wäre er allein gewesen, hätte er sich wahrscheinlich tatsächlich zu einer Dummheit hinreißen lassen. Aber nicht, wenn Jamie neben ihm saß, ganz egal, wie entmutigt dieser auch aussehen musste. Wie entmutigt und betrübt. "Ist dir kalt?", fragte Cari nach einer Weile des angestrengten Grübelns nach und erntete daraufhin ein gleichgültiges Schulterzucken von Jamie. "Ich werde es überleben." "Wir könnten uns aneinander kuscheln", schlug Cari arglos vor, wofür er einen äußerst erstaunten Blick von Jamie erntete. Noch immer hingen einzelne Schneekristalle an seinen langen Wimpern, und ihm fiel auf, dass die Kälte auch seine langen Haare regelrecht vereist hatte. Silberne Strähnen standen ihm überraschend gut. Besser zumindest als Cari. "Sorry, war ja nur ein Vorschlag", beeilte der Drummer sich zu sagen, als Jamie ihn eine halbe Ewigkeit aus großen Augen anschaute. "Musst mir deswegen nicht gleich an die Gurgel springen." Jamie ließ es gut sein. Das Erstaunen erlosch in seinen Augen und machte einer fast melancholischen Ruhe Platz. Einer Verletzlichkeit, die Cari verriet, dass Jamie irgendetwas durch den Kopf ging, das sehr eng mit seinem Herzen verbunden war. Ein Gedanke, so intim und gleichzeitig so abwegig, das er ihn noch nicht einmal selbst wahrhaben wollte. Angesteckt von dieser schwermütigen, ja fast sehnsüchtigen Stimmung kam Cari eine Frage in den Sinn. "Was würdest du eigentlich noch einmal tun wollen, bevor du stirbst?" Jamies Blicke irrten durch die Nacht, suchend nach den rechten Worten, die er jedoch nirgends fand. Nicht da draußen und nicht in sich selbst. Es gab nur diese falschen Worte, die er eigentlich um keinen Preis der Welt aussprechen wollte. Doch sein Blick, der sich schließlich an Caris Augen heftete, verriet seinem Freund bereits so viel. So viel, dass es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Wahrheit war. Ein kleiner Schritt, so schwer zu gehen und so voller Bedeutung. Jamie nämlich kannte die Antwort auf Caris Frage nur zu gut, denn ein Gedankenexperiment dieser Art war ihm alles andere als fremd. Er war ein grüblerischer Mensch, der das ein oder andere Mal über seinen oder auch den Tod eines anderen nachgedacht hatte. Und in dem Zuge hatte ihm sein Herz längst erzählt, was es sich sehnlichst wünschte, bevor es ein für alle Mal zu schlagen aufhören würde. "Ich würde dich gern einmal küssen", hörte Jamie sich sagen, während ihm vor Aufregung leicht schwindelte und eine in ihm eine ungekannte Hitze aufstieg, die von Scham aber auch Leidenschaft rührte und die noch heftiger zu brennen begann, so wie sein Blick sich auf Caris Lippen senkte. Ja, er wollte das. Er meinte jedes Wort, das er eben ausgesprochen hatte, ernst. Ganz egal, wie unsicher er sich auch fühlte, jetzt, wo er sein Herz vor Cari offengelegt hatte. Er war nun sensibler als sonst, was auch der Drummer ahnte, weshalb er nach den richtigen Worten in seinem so verwirrten Kopf suchte. "Jamie, ich...wir werden nicht sterben heute Nacht", wisperte er und streckte die Hand aus, um endlich, endlich eine der vereisten Strähnen seines Freundes zu berühren, auch wenn er ihre Kälte derer unter seinen behandschuhten Fingern nicht spüren konnte. "Wir werden befreit werden, ganz bestimmt." "Vor ein paar Minuten noch hast du nicht so optimistisch geklungen", erwiderte der Sänger und sah Cari bedeutungsschwer an. "Sonst hättest du mir auch nicht so eine Frage gestellt." Kaum merklich presste der Drummer die Lippen aufeinander. Er wusste partout nicht, wie er reagieren sollte in Anbetracht von Jamies besonderem Wunsch, von dem er nie gedacht hätte, dass sein Freund ihn hegte. Er wusste, dass Jamie ihn mochte, sehr mochte sogar, aber so...auf diese Weise? "Was wäre denn dein letzter Wunsch?", fragte Jamie alsbald behutsam nach, genauso mutig wie unsicher klingend. "Falls du so einen hast." Cari mochte ein ebenso nachdenklicher Mensch sein wie Jamie, aber den Gedanken an eine Situation wie diese hatte er stets erfolgreich verdrängen können. Deswegen hegte er auch keinen Wunsch. Zumindest keinen, den er schon vor ein paar Tagen, Wochen oder gar Monaten gekannt hatte. Erst jetzt, ganz spontan, keimte eine Sehnsucht in ihm auf, die regelrecht aus ihm heraussprudelte. "Ich würde meine letzten Minuten am liebsten mit dir verbringen", offenbarte er seinem besten Freund und legte seine Hände auf dessen Schultern, während er ihm schon sekundenlag ohne zu blinzeln in die Augen schaute. "Denn vielleicht...werden wir dann gemeinsam wiedergeboren. Zur gleichen Zeit, am gleichen Ort. Das würde ich mir wünschen. Mehr als alles andere." Im nächsten Moment versuchte Cari verzweifelt, seinen Blick von Jamies Gesicht abzuwenden, denn er wollte es nicht sehen, das Glitzern in den Augen seines Freundes. Er wollte nicht mit derartigen Gefühlen behelligt werden. Der Gedanke daran, Jamie zu Tränen gerührt zu haben, kam ihm äußerst befremdlich vor, ja beinahe beängstigend. Aber nicht lange, denn dann war da Jamies Hand, die sich auf seine Wange legte, und Jamies Gesicht, das sich langsam seinem näherte. Der schöne Sänger hielt die Lider gesenkt, denn für ihn gab es nur noch die Lippen seines Freundes, so verlockend weich und warm in dieser eiskalten Winternacht, in welcher sie die letzten Menschen auf Erden waren. Auch wenn Cari gewollt hätte, er hätte ihm seinen Wunsch nicht abschlagen können. Er konnte dem Wissen schlichtweg nicht mehr widerstehen, dass Jamie seine Nähe spüren wollte, auf eine der intimsten Arten, weshalb er sich automatisch zu ihm vorlehnte und behutsam mit geschlossenen Augen mit seinen Lippen nach denen des anderen tastete. So wie sie etwas sehr zartes, weiches berührten, krallten sich Jamies Finger fest in seine Jacke. Wie ein elektrischer Stromschlag fuhr das Gefühl durch den Körper und das Bewusstsein Jamies. Nein, nicht nur dieses wundervolle Gefühl war es, sondern auch die Gewissheit, dass es Caris Lippen waren, die seine sanft liebkosten, so vorsichtig, als wäre Jamie ein wertvolles Juwel, das bei zu viel Grobheit jäh zerbrach. Doch im Gegenzug erwiderte der Sänger den Kuss ebenso achtsam. Allerdings nicht, weil er befürchtete, dass Cari sonst kaputt ging, sondern weil sie sich erst auf diese Weise kennenlernen mussten und die ganz spezielle Intimität zwischen ihnen nur langsam wuchs. So erkundeten sich ihre Münder sacht, fast zärtlich, während die beiden Männer sich an die Empfindungen gewöhnten, die sie sich gegenseitig schenkten. Es mochte im ersten Moment seltsam anmuten, seinen besten Freund zu küssen, aber seltsam hieß nicht schlecht. Auf absurde Weise fühlte es sich sogar richtig an, fast so, als hätte diese Form der Nähe schon immer zu ihrer Freundschaft gehört, ohne je ausgelebt zu werden. Es war schön. Wunderschön. Und aus der Schönheit wurde ein Übermut ohne Gleichen, so wie Jamie Mut bewies und es wagte, seinen Mund leicht zu öffnen und mit seiner Zunge über die empfindliche Unterlippe seines Freundes zu gleiten. Überwältigt aufgrund dieses sinnlichen Gefühls umfing Caris Hand Jamies Hinterkopf, während sein Körper sich näher an den des anderen schob, um in seiner Wärme Zuflucht zu suchen. Die kleine Barriere namens Hemmung, die eben noch vor zwischen ihnen gestanden hatte, existierte nicht mehr länger, und da es sie nicht mehr gab, konnten sie sich immer offener einander hingeben. Jamies Lippen schmeckten nach Schnee, Kälte und Vertrauen, und so wie Cari mit seiner Zunge über sie glitt, dauerte es nicht lange, bis er gegen den ein wenig feuchten, weichen Muskel des anderen stieß. Anstatt jedoch auszuweichen, begannen die beiden Spitzen sich träge zu umkreise, bis sie sich in einer stummen Absprache in Jamies Mundhöhle zurückzogen, um dort ihr Spiel weiterzuspielen, allerdings wesentlich forscher und übermütiger. Sie tanzten einen wilden Reigen, schmiegten sich verlangend aneinander, während die beiden Männer sich fest im Arm hielten und immer wieder sehnsüchtig in den Kuss brummten in ihrem Verlangen nach mehr, so viel mehr. Der Duft des jeweils anderen betörte sie genauso wie der süße Geschmack des Speichels, der sich vermischte und ihre Lippen benetzte. Umso feuchter der Kuss anmutete, desto heftiger kribbelte es in Jamies Lenden. Nur er selbst wusste, dass er mehr auf Männer stand als auf Frauen. Dementsprechend groß war seine Lust auf die Nähe und Zärtlichkeit eines Kerls, und er drängte sich ganz nah an seinen Freund heran, als dieser ihn derart verlangend küsste, dass der atemlose Sänger kaum mehr mithalten konnte. Doch er wollte das Gefühl nicht mehr missen, hatte seine Zunge doch in der Caris ihren liebsten Spielgefährten gefunden. Aber als er schließlich schwer nach Atem rang, löste sein Freund sich von sich aus von ihm, allerdings nur so weit, dass sich ihre Münder noch immer fast berührten. Und als sie sich daraufhin tief in die Augen sahen, verrieten sie sich ohne jedes Wort, was passieren würde, wenn sie wieder frei waren. Wenn sie nackt auf dem Schaffell vor dem knisternden Kamin in der warmen Hütte lagen, würde es wieder nur sie beide geben. Nur sie und ihre Gefühle. Und nichts sonst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)