Bleeding Hearts von Lina_Kudo (Blutende Herzen (Goku&Chichi)) ================================================================================ Prolog: Schicksal ----------------- BLEEDING Hearts Blutende Herzen PROLOG: SCHICKSAL »Das Schicksal ist der schlimmste Feind von allen …« Immer war ich der Auffassung, dass du immer bei mir sein würdest. Egal, was auch passieren würde. Nie hatte ich auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass du mich eines Tages tatsächlich verlassen könntest. Dass du einmal eines Tages diejenige sein würdest, die nicht mehr da sein könnte. Allein die Vorstellung hielt ich immer für absurd und total abwegig. Einfach unrealistisch. So sehr, dass ich nicht ein einziges Mal auch nur daran dachte. Schließlich war immer ich derjenige gewesen, der längere Zeit nicht da war. Du warst immer der Fels in der Brandung. Der Ufer des Sees. Die Küste des Meeres. Du warst stets am gleichen Ort. Die starke Frau an meiner Seite. Für mich war das das Normalste auf der Welt gewesen. So und nicht anders hatte ich es gekannt. Das war mein natürlicher Lauf der Dinge gewesen. Im Gegensatz zu dir hielt ich mich immer an einem anderen Ort auf. Ich war immer wie ein fließender Fluss. Wie die Brandung. Wie der sich ständig in Bewegung befindende Ozean. Rastlos und unsesshaft. Stets auf der Suche nach neuen, reizvollen Herausforderungen. Du hattest so viel mitmachen müssen wegen mir und meinen außergewöhnlichen Trieben. Ich musste mich nie um irgendetwas kümmern. Hatte mich jeglicher Pflicht entzogen. Hatte dich alles machen lassen. Ich war doch echt das Letzte. Während meiner Abwesenheit hast du immer die Stellung gehalten. Du warst immer da, wenn mir mal wieder danach war, zurückzukehren. Du hattest stets auf mich gewartet. Nie hatte ich damit gerechnet, dass du es vielleicht eines Tages nicht sein könntest. Dieser Gedanke war weit abseits meiner Vorstellungskraft gewesen, hatte nicht einmal existiert. Ich hatte dich immer als etwas Selbstverständliches angesehen. Weil ich immer gewusst hatte, dass du mich aus tiefstem Herzen geliebt hast. Auch, wenn du mich immer ausgeschimpft hast. Auch, wenn du immer böse zu mir gewesen bist. Du würdest mir immer wieder verzeihen, mich immer wieder zurücknehmen. Ganz bestimmt. Ich war mir deiner Liebe stets sicher gewesen. Viel zu sicher. So sicher, als wäre es das Natürlichste auf dieser Welt. Anders hatte ich es nicht gekannt, und anders hatte ich es mir auch gar nicht vorstellen können oder wollen. Ebenso sicher war ich mir allerdings auch gewesen, dass ich dich mindestens genauso geliebt habe wie du mich. Wenn wir getrennt waren, habe ich es nie als Trennung im eigentlichen Sinne gesehen, sondern nur als vorübergehende, räumliche Entfernung zwischen uns. Ich bin stets zuversichtlich gewesen, dass unsere Liebe stark genug war, um auch diesmal diese Distanz zu überstehen. Ich habe nie auch nur die geringsten Zweifel gehabt, dass es eines Tages anders aussehen könnte. Denn etwas Anderes außer uns gab es nicht. Chichi und Goku. Goku und Chichi. Getrennt undenkbar. Kein Goku ohne Chichi, und keine Chichi ohne Goku. Das war ein starres Naturgesetz ohne Ausnahme. Zumindest in meiner Welt. Wir waren wie füreinander geschaffen. Das Schicksal hatte uns zusammengeführt. Wir gehörten für immer zusammen. Nie hatte ich auch nur mit dem Gedanken gespielt, dich wahrhaftig zu verlassen in dem Sinne, mich von dir zu trennen als Ehemann. Niemals. Schließlich hatte es doch auch nie einen Grund dafür gegeben. Ich habe dich mehr als alles Andere auf dieser Welt geliebt. Und du mich auch. Wir hatten uns perfekt ergänzt. Für mich warst du die einzige Frau auf dieser Welt. Und ich habe gewusst, dass auch ich der einzige Mann für dich war. Für immer du und ich. Das hatte ich nicht nur geglaubt: Das wusste ich. Noch nie war ich mir einer Sache so sicher gewesen. Immerhin hatten wir schon so viel gemeinsam erlebt und durchgestanden. Alles hatte uns zusammengeschweißt, auch die jahrelange Trennung voneinander. Ja, selbst der übermächtige Tod ist daran gescheitert, uns dauerhaft auseinanderzubringen. Wir beide würden immer zueinander finden. Jeder war machtlos gegen unsere Liebe. Doch eines hätte ich niemals erwartet. Es gab einen Feind. Der größte Feind von uns allen. Es handelte sich dabei nicht um Freezer. Nicht um Cell. Und auch nicht um Boo. Es war ein Feind, gegen den selbst ich absolut nichts ausrichten konnte und nicht einmal den Hauch einer Chance hatte. Das Schicksal. Zugleich war er aber auch unser bester Freund, da er es war, der uns überhaupt zusammengebracht hat. Doch das Schicksal hatte zwei grundverschiedene Seiten. Für uns hielt er nun seine teuflischste Seite bereit. Das grausame Schicksal, das auch bei uns gnadenlos zuschlagen und uns alle auf die härteste Probe unseres Lebens stellen würde … Ein Kampf um Leben und Tod. Schon sehr bald. Kapitel 1: Enttäuschung ----------------------- ******************************************Rückblick****************************************** Doch eines hätte ich niemals erwartet. Es gab einen Feind. Der größte Feind von uns allen. Es handelte sich dabei nicht um Freezer. Nicht um Cell. Und auch nicht um Boo. Es war ein Feind, gegen den selbst ich absolut nichts ausrichten konnte und nicht einmal den Hauch einer Chance hatte. Das Schicksal. Zugleich war er aber auch unser bester Freund, da er es war, der uns überhaupt zusammengebracht hat. Doch das Schicksal hatte zwei grundverschiedene Seiten. Für uns hielt er nun seine teuflischste Seite bereit. Das grausame Schicksal, das auch bei uns gnadenlos zuschlagen und uns alle auf die härteste Probe unseres Lebens stellen würde … Ein Kampf um Leben und Tod. Schon sehr bald. ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 1: ENTTÄUSCHUNG »Mal wieder hast du mich verlassen …« Weg war er. Schon wieder. Wieder hatte er sie verlassen. Dieser Vollidiot von einem Ehemann. Ist mit leuchtenden Augen zu seiner neuen Herausforderung geflitzt: Zu einem großen Kampf mit Oob, der Wiedergeburt von Boo. Und er hatte es noch nicht einmal für nötig gehalten, sich persönlich von ihr zu verabschieden. Er hatte sie noch nicht einmal angesehen, ihre Rufe gar nicht beachtet. Er war sogar gegangen, obwohl sie in Ohnmacht gefallen war für einige Minuten. Es hatte ihn überhaupt nicht gekümmert. Hatte er es denn überhaupt zur Kenntnis genommen? Er hatte doch sonst so feine Sinne - aber was sie oder einfach nur ihre Gefühlswelt anbelangte, war er blind wie ein Maulwurf. Um nicht zu sagen: Gefühlsresistent. So war er schon immer gewesen: Eine total unbekümmerte Seele, die ihr oft das Gefühl gegeben hatte, dass sie ihm total egal war. War es denn überhaupt noch lediglich ein Gefühl oder nicht schon längst traurige Gewissheit, diese Gleichgültigkeit ihr gegenüber? Wie sehr sie diese Sorglosigkeit an ihm auch schätzen und lieben gelernt hatte im Laufe der Jahre … In solchen Situationen könnte sie sie verfluchen. Schließlich war sie die Eigenschaft an ihm, die dafür verantwortlich war, dass er sie immer wieder verließ. Sie wusste eigentlich tief in ihrem Herzen, dass er sie liebte. Und doch fiel es ihr schwer, diese Liebe gerade in solchen Momenten nicht in Frage zu stellen. Durch seine Fortgänge gab er ihr unweigerlich das Gefühl, sie nicht zu brauchen. Doch … war es denn nicht auch so? Wie sollte sie das durch sein Verhalten anders verstehen oder deuten? Konnte man ihr ihre Gedanken wirklich übel nehmen? Waren sie wirklich so aus der Luft gegriffen? Alles, was er zum Leben brauchte, war das Kämpfen. Das war seine einzige große Leidenschaft, sein einziger wirklicher Lebensinhalt. Daneben gab es höchstens noch das Essen. Sie brauchte er doch nur, um jemanden zu haben, der ihm schön brav den Magen füllte und seinen enormen Hunger stillte. Doch anstatt dass sie endlich die Augen aufmachte und ihn verließ … wartete sie. Sie wartete stets brav auf seine Rückkehr wie eine liebeshungrige Idiotin. Bis er einmal auf den Gedanken kam, sich wieder für eine Zeit blicken zu lassen. Allerdings auch nur, um bald wieder das Weite zu suchen. War es ihm denn so zuwider, bei ihr zu sein? Und sie ließ alles mit sich machen. Ihr war doch wirklich nicht mehr zu helfen! Sie spürte das kalte Wasser auf ihrem Gesicht, mit dem sie sich gerade auf der Damentoilette wusch. Doch die erhoffte Erfrischung brachte es ihr nicht. Gedankenverloren blickte sie hoch in den Spiegel. Nasse Stirnfransen klebten auf ihrer Stirn. Sie sah erschreckend blass aus. Zu vergleichen mit einer leblosen Hülle. Wie der Geist einer einsamen, gebrochenen Frau. Er hatte sie doch echt einfach wieder verlassen. Immer noch konnte sie es nicht fassen. Dabei war sie sich doch so sicher, dass er diesmal wirklich bei ihr bleiben würde. So verdammt sicher. Er hatte es ihr schließlich versprochen, als er nach dem endlos langen Kampf gegen Boo endlich zu ihr zurückgekehrt war. »Ich war lange weg, und ich hoffe, ich habe euch genauso gefehlt wie ihr mir. Ich lebe wieder, weil mir der alte Kaioshin seine Lebenskraft übertragen hat.« Mit verdächtig glitzernden Augen konnte Chichi ihren geliebten Ehemann nur anstarren. Hatte sie richtig gehört? Nahm er sie gerade wirklich nicht auf den Arm? Das war viel zu schön, um wahr zu sein. »Du musst nicht mehr ins Jenseits? Du kannst wirklich mit uns nach Hause gehen? Dann versprich mir gefälligst, dass du uns nie wieder verlassen wirst.« Konnten sie nun wirklich wie eine richtige Familie weiterleben? Oh bitte … Seine Antwort ließ sie Hochgefühle erleben, auf die sie schon so lange verzichten musste. Wie sehr hatte er ihr doch gefehlt … »In Ordnung. Und du versprich mir, dass du immer was zu futtern für mich parat hast, wenn mein Magen knurrt.« Das war ihr Goku. Nun konnte sie ihre Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Mit einem lauten Schluchzer ließ sie ihnen freien Lauf und schmiss sich sofort an seine starke Brust. Ein herrliches Gefühl breitete sich in ihr aus, als er seine Arme zärtlich um sie legte. Endlich. Endlich durfte sie sich wieder in seinen Armen fallen lassen. All die Last der letzten Jahre schien sie mit einem Schlag zu verlassen. Zwar taten seine tröstenden Worte ihr unheimlich gut, dennoch konnten sie den Fluss ihrer salzigen Flüssigkeit nicht stoppen. »Ist ja gut. Hey, hör doch auf zu weinen. So sehr hast du doch bestimmt noch nicht mal geweint, als ich gestorben bin, oder? Keine Sorge: Ich werde nun für immer bei dir bleiben. Ich liebe dich.« Sie schlug ihre Augen auf und befand sich wieder auf der Damentoilette des Turniergebäudes. Wie konnte sie damals nur so blöd sein und seinen Worten tatsächlich Glauben schenken? Sie war doch nicht mehr die Jüngste und ging mit großen Schritten auf die 50 zu - war es wirklich zu viel verlangt, wenn sie sich wünschte, die bevorstehende nächste Lebenshälfte gemeinsam mit ihrem Ehemann zu verbringen? Wie jedes andere normale Ehepaar auch? Mal ganz abgesehen davon, dass er bestimmt viel älter als sie werden würde, da Saiyajins ohnehin eine viel höhere Lebenserwartung hatten als Menschen. Das sah man ja allein schon daran, dass er nach wie vor aussah wie Ende 20 oder höchstens Anfang 30 und sie eben ihrem Alter entsprechend: 47. Auch wenn sie nach wie vor Komplimente für ihr Aussehen bekam: Mit einer Jugendlichen konnte sie natürlich nicht mithalten. Sprich: Neben ihm fühlte sie sich mittlerweile wie eine alte Oma. Wer wusste, ob sie diesmal überhaupt so lange auf ihn warten konnte? Wenn ihm vielleicht erst in dreißig Jahren mal wieder einfiel, dass er ja noch Familie und Kinder hatte, die ihn auch mal gerne wieder zu Gesicht bekommen wollen? Wenn sie zuvor schon das Zeitliche segnen würde und er sie dann nur noch an ihrem Grab besuchen konnte? Man konnte es doch nie wissen: Jeder Abschied könnte für immer sein. Eine Garantie, sich wiederzusehen, gab es doch nie ... Chichi ballte ihre Hände wütend zu Fäuste, während die vertrauten Tränen sich weiter den Weg über ihre Wangen bahnten. Eine unbändige Wut ergriff sie plötzlich neben dem großen Loch, welches er mal wieder mit seinem Weggang in ihrem Herzen hinterlassen hatte. Noch nie in ihrem Leben war sie so wütend und enttäuscht gewesen wie jetzt, obwohl es nicht das erste Mal war, dass er sie verlassen hatte. So sehr, dass sie das Gefühl bekam, dass diese schrecklichen Empfindungen ihr die Kehle zuschnürten, ihr die Luft zum Atmen nahmen und sie ohne Erbarmen zu ersticken drohten. »Chichi?« Erschrocken schlug sie die Augen auf und erblickte im Spiegel ihre langjährige Freundin Bulma, die direkt hinter ihr stand und sie mitfühlend ansah. »Du … bist schon seit Ewigkeiten in der Toilette, da haben wir uns Sorgen um dich gemacht«, begann sie etwas zögernd und näherte sich ihr langsamen Schrittes, als würde sie sich einem scheuen Reh nähern und Angst haben, dass es jederzeit die Flucht ergreifen könnte. Obwohl die Schwarzhaarige wusste, dass es eigentlich zu spät war und die Ältere sie längst beim Trauern erwischt hatte, gab sie sich alle Mühe, um ihre starke Fassade aufrechtzuerhalten. Schnell formte sie mit ihren beiden Händen eine Schale, hielt sie unter dem Hahn, aus dem immer noch kaltes Wasser floss, und spritzte es sich wieder ins Gesicht, um ihr tränenbenetztes Antlitz wegzuspülen. »Das ist lieb von euch, aber ihr müsst euch keine Sorgen machen. Mir geht es gut. Ich bin schließlich nichts Anderes von meinem Göttergatten gewohnt, als ständig von ihm verlassen zu werden. Was ist denn schon dabei?« Chichi gelang es jedoch nicht, die Verbitterung in ihrem Tonfall zu verbergen. Dafür schwang zu viel übertriebene Theatralik in ihrer bebenden Stimme mit. Bulma, die inzwischen bei ihrer Freundin angekommen war, legte tröstend die Hände auf ihre Schultern und sah durch den Spiegel tief in die schwarzen Augen ihrer Freundin. »Son-Goku ist ein richtiger Volltrottel. Ich kann es einfach nicht fassen, wie er dich immer und immer wieder so eiskalt sitzen lassen kann. Zwar ist er ein toller Kerl und der Retter der Menschheit, aber als Ehemann versagt er jedes Mal auf ganzer Linie. Ich bewundere dich für deine Stärke. Ich hätte ihm schon längst den Laufpass gegeben. Und da wir schon dabei wären: Auch das finde ich einfach unmöglich von ihm, dass er dich überhaupt nicht zu schätzen weiß. Du bist die einzige Frau die ich kenne, die es ihn immer wieder durchgehen lässt – und das schon seit Ewigkeiten. Wie schaffst du das nur? Hast du nie auch nur einmal daran gedacht, ihn zu vergessen und dein Glück zu leben? Ohne ihn? Das macht er doch schließlich auch ständig! Er denkt immer nur an sich, dieser Egoist! Einfach unmöglich!« Die Kindheitsfreundin schimpfte sich in Rage, was sehr typisch für sie war. Doch ob der Verlassenen damit wirklich geholfen war? Chichi ließ deren Worte auf sich wirken. Auch wenn es ihr nicht gefiel, was sie da hörte, traf Bulma den Nagel auf den Kopf. Sie hatte mit allem Recht. Obwohl sie es nicht wahrhaben, es nicht einsehen wollte: Es war leider so. Allein sich diese Tatsache einzugestehen tat verdammt weh. Und dennoch … »Ich habe schon gewusst, auf was ich mich da einlasse, bevor wir überhaupt geheiratet haben. Ich wusste schon immer, dass er ein schwieriger Typ ist, der einem jederzeit entgleiten kann. Ich war aber stets zuversichtlich, dass ich es schaffen könnte, ihn für immer an mich zu binden. Mit dieser Zuversicht habe ich ihn schließlich auch geheiratet. Es ist in Ordnung, dass er wieder fort ist, ich meine … Ich kenne es ja nicht anders. In unserer Ehe war er mehr weg als da. Ich bin seine Abwesenheit mittlerweile gewohnt und komme ganz gut damit zurecht. Er hat mich ja nicht endgültig verlassen. Solange er eines Tages wieder zu mir zurückkehrt … kann ich diesen vorübergehenden Verlust ertragen. Bisher ist er immer zurückgekommen, und ich bin mir ganz sicher, dass er es auch diesmal tun wird. Er ist einfach ein Mann, der auf Dauer nicht glücklich sein kann in diesem Alltagstrott. Er braucht die Abwechslung, ein Ziel, eine Herausforderung vor Augen, nach der er streben kann. Ich als seine Ehefrau muss das akzeptieren. Inzwischen sind wir ein richtig eingespieltes Team geworden. Man könnte glatt meinen, dass wir eine neue Definition eines perfekten Paares darstellen. Diese Verbindung zwischen uns kann niemand verstehen. Und was das Vergessen betrifft: Ich … kann ihn nicht vergessen. Er ist nach wie vor mein Ehemann, der Vater meiner beiden wunderbaren Söhne und ich liebe diesen Vollidioten für alles, was er ist. Die Liebe wächst mit der Entfernung. Eigentlich tut dieser Abstand auch mal ganz gut. Ich würde wohl früher oder später total verblöden und ihn eigenhändig umbringen, wenn ich ihn so viele Jahre am Stück an der Backe hätte.« Chichi versuchte, die Situation ein wenig ins Lächerliche zu ziehen und gab sich jede erdenkliche Mühe, das auch überzeugend rüberzubringen. Und das, obwohl ihr wirklich nicht danach war. Doch mit derartigen Situationen war sie ja schon mehr als nur vertraut. Misstrauisch hob Bulma ihre Augenbraue. Sie kaufte ihr anscheinend kein Wort ab von dem Schwachsinn, den sie gerade von sich gab. Ihr konnte man so leicht keinen Bären aufbinden. Denn eines musste man Bulma aber auch lassen: Wenn sie eines garantiert nicht war, dann dumm. Seufzend ergab sich die Schwarzhaarige scheinbar doch. »Ich habe in der Vergangenheit schon über zehn Jahre auf ihn gewartet. Es macht mir nichts aus, weitere zehn Jahre oder noch länger zu warten.« Sie sprach diese Sätze mit so einer überzeugenden Bestimmtheit, dass sie selbst über ihre schauspielerische Leistung erschrak. Die Wahrheit war: Sie machte allen etwas vor. In erster Linie sich selbst. Und ob es ihr etwas ausmachte. Egal wie oft er ihr den Rücken kehrte: Es tat jedes Mal noch mehr weh, wurde immer schlimmer. Jedes Mal riss er ihr damit ein Stück ihres Herzens weg, welches sie mit der Zeit zwar wieder mühsam zusammenflickte und es mit seiner Rückkehr beinahe sogar heilte, doch die Narben platzten nach jedem Weggang immer schlimmer und schmerzhafter auf. Es war ein Schmerz, an den man sich nie wirklich gewöhnen konnte. Und dass er sie an diesem Tag wieder verlassen hatte, war einmal zu viel. Sie war an der Grenze ihrer Toleranz angelangt. Sie hatte ihr persönliches Limit erreicht. Sie wusste: Von diesem Schmerz würde sie sich nie wieder erholen können. Das redete sie sich nicht bloß ein: So würde es kommen. Definitiv. So sicher wie das Amen in der Kirche. Doch keiner außer sie durfte davon erfahren. Es reichte schon, wenn sie am Ende war – sie durfte nicht auch noch ihre Mitmenschen mit in ihre Misere hineinziehen. Sie durfte nicht zulassen, dass sich die anderen um sie sorgten. Das Letzte, was sie wollte, war Mitleid. Es brachte weder ihr noch ihrer Familie und ihren Freunden etwas. Zumindest nach außen hin musste sie stark sein. Wie immer. »Du hast meinen allergrößten Respekt, Chichi. Aber bitte hüte dich davor, dich selbst zu vergessen. Gib einfach dein Bestes und versuche, nicht mehr an ihn zu denken. Lebe und genieße das Leben. Es ist zu kurz und wertvoll, um ihn mit Dingen zu verschwenden, die dir nicht gut tun.« Gedankenverloren hob sie ihren Kopf und warf ihn nach hinten in Richtung ihres Nackens, während sie mit festem Blick einen folgenschweren Entschluss fasste. Ganz still und heimlich in ihren Gedanken. »Son-Goku … Du brauchst nicht mehr zurückzukehren. Bleib, wo du bist und lass mich endlich mein Glück leben.« Ausgerüstet mit einem reichlich befüllten Obstkorb war Son-Gohan auf dem Weg zu seiner Mutter. Nach dem Feierabend wollte er noch kurz bei ihr vorbeischauen, um zu sehen, wie es ihr ging. Zwar wohnte Son-Goten immer noch zu Hause, doch trotzdem wollte er sich jeden Tag selbst ein Bild machen über ihren Gemütszustand. Es war ja nicht so, als würde er sie nicht auch sehen wollen. Er liebte seine Mutter abgöttisch – daran hatten auch die vergangenen Jahrzehnte nichts ändern können. Seit sein Vater sie alle Hals über Kopf verlassen hatte, war seine Mutter nicht mehr wiederzuerkennen. Zwar bemühte sie sich, sich nichts anmerken zu lassen, aber ihm konnte sie nichts vormachen. Dafür kannte er seine Mutter einfach viel zu gut. Dass sie ihnen allen nur etwas vormachte, merkte er alleine schon daran, dass sie in scheinbar unbeobachteten Momenten nur deprimiert Löcher in die Luft starrte. Ein Anblick, der ihm immer wieder eine unbehagliche Gänsehaut bescherte. Eine Gänsehaut, die ihm bis jetzt noch tonnenschwer und spürbar in den Knochen lag, wann immer er auch daran dachte. Zwar war sie früher natürlich auch traurig gewesen, als er damals für sieben Jahre tot gewesen war. Doch diese Trauer hatte längst nicht solche Ausmaße angenommen, wie es diesmal der Fall war. Da hatte sein Vater sie in der Tat einmal zu viel verlassen. Auch wenn er ihn immer noch schätzte und zu ihm aufsah: Er konnte seine unbändige Wut auf ihn nicht in Worte fassen, dass er sie alle so im Stich gelassen hatte. Von seinem versprochenen Besuch war ja bisher auch nicht die geringste Spur gewesen – ein ganzes Jahr war für seinen alten Herrn ja keine besonders lange Zeit. In der Hinsicht hatte er schon immer ein ziemlich utopisches Zeitgefühl gehabt. Dabei wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, durch seine »Momentane Teleportation« nach wie vor am Leben seiner Familie teilzuhaben. Doch dafür musste er es natürlich auch wirklich wollen. Das war mal wieder ein untrügliches Indiz dafür, dass er sich einen Dreck darum scherte, wie es ihnen ging. Hauptsache, er konnte seinen Kopf durchsetzen – von Rücksicht oder Taktgefühl war nicht die geringste Spur. Mal ganz abgesehen davon, dass er selbst seinen Vater vermisste, fragte auch Pan nahezu jeden Tag, wann sie ihren über alles geliebten Großvater endlich mal wieder zu Gesicht bekommen würde. Sie hing doch so sehr an ihm. Für einen Vater war es der reinste Horror, die Tochter weinen zu sehen und nichts dagegen unternehmen zu können. Es verletzte ihn, dass sein Vater sich anscheinend gar keine Gedanken um sie machte. Hatte er erst einmal ein Ziel vor Augen, ging ihm alles Andere am Allerwertesten vorbei. Da war er wie ein kleines Kind. Damals und heute. Oft hatte er mit dem Gedanken gespielt, seinen Vater ausfindig zu machen und ihm zu sagen, dass er gefälligst nach Hause kommen sollte. Doch seine Mutter hatte ihn immer zuvor bereits durchschaut und ihn inständig darum gebeten, sich nicht auf die Suche nach ihm zu begeben. Er sollte aus freien Stücken kommen, sonst würde er nur aus Pflichtbewusstsein zu ihr zurückkehren – und das wollte sie auf gar keinen Fall. Er durfte sich nicht verpflichtet und unter Druck gesetzt fühlen. Dieser Weg versprach nämlich kein Glück. Immer noch dachte sie immer nur an sein Wohl, auch wenn sie dafür immer zurückstecken musste. Auch wenn es für sie schier unerträglich war. Sein Glück bedeutete auch ihr Glück, argumentierte sie jedes Mal am Ende eines derartigen Gesprächs. Es wäre für sie noch schlimmer, ihren Mann zum Bleiben zu zwingen und ihn gegen seinen Willen einzusperren. Ihn unglücklich zu machen wäre für sie das Allerschlimmste überhaupt. Da zog sie lieber die Variante vor, die ihm gut tat. Auch wenn das bedeutete, dass sie dafür auf ihn verzichten musste. Dass sie auf ihn warten durfte, bis sie schwarz wurde. Immer kümmerte sie sich an erster Stelle um das Wohlergehen ihrer Lieben, doch eine Person vergaß sie dabei jedes Mal zwangsläufig: Sich selbst. Sein Vater war dafür das komplette Gegenteil, machte ihre Selbstaufopferung und Selbstlosigkeit wett durch seinen grenzenlosen Egoismus. Und doch hatte Son-Gohan sich entschieden, den Wunsch seiner Mutter zu respektieren. Es hatte überhaupt nichts mit Stolz zu tun, dass er nicht sofort zu seinem Vater flog und ihn anbettelte, doch zu seiner Mutter zurückzukehren und endlich seiner eigentlichen Aufgabe als Ehemann nachzugehen: Nämlich für sie zu sorgen und sie glücklich zu machen. Und zwar nicht nur für ein paar Jährchen, sondern für immer. Schließlich hatte er es ihr versprochen, als sie sich das Ja-Wort gegeben hatten. Nein. Für das Glück seiner Mutter und seiner Tochter war er bereit, jeglichen Stolz über Bord zu werfen. Er beugte sich hier einzig und allein dem Wunsch seiner Mutter. Er wusste, dass sie ihm das niemals verzeihen würde. Jedes Mal, wenn er diesbezüglich seine Gedanken aussprach, hatte sie immer mit einem zuversichtlichen Lächeln folgenden weisen Spruch parat gehabt, den er sich immer wieder in Erinnerung rief, weil er seine eigene, tief verankerte Hoffnung aufkeimen ließ … »Er wird zurückkehren. Glaub mir, mein Sohn: Ich kenne euren Vater besser als jeden anderen. Eines Tages wird es ihn wieder zu uns ziehen.« »Eines Tages« also. Sie hatte den genauen Zeitpunkt nicht zufällig offen gelassen – da war er sich sicher. Denn die Wahrheit war doch: Kein Mensch konnte erahnen, wann seinem werten Herrn Vater danach zu Mute sein könnte, sich mal wieder zu melden. Es könnte sich dabei leicht um Jahrzehnte handeln, so wie er ihn kannte. Aber er beließ es dabei und trug weiter die kleine Hoffnung in sich, dass sein Vater von sich aus wieder zu ihnen zurückkehren würde. Eines Tages. Hoffentlich nicht erst in zwanzig Jahren. Als er das Haus betrat, bekam er eine heiße Diskussion zwischen seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder mit. »Jetzt leg dich endlich hin und lass mich das machen, Mama!« »Es ist schon in Ordnung, Son-Goten. Mir geht es gut; außerdem hinterlässt du in der Küche wieder so ein Chaos, dass du mir damit nur doppelte Arbeit bereitest!« »Ich gebe mir diesmal wirklich Mühe, versprochen! Also beweg endlich deine zwei Buchstaben von der Küche weg und leg dich hin!« »Son-Goten!« »Was ist denn hier los?«, fragte Son-Gohan, als er seinen Kopf in die Küche reinsteckte und sah, wie die beiden jeweils die andere Seite eines Tellers hielten und anscheinend darum rangen, während sie sich gegenseitig anherrschten. Es grenzte an ein Wunder, dass sie überhaupt noch die Kraft besaß, um gegen Son-Goten anzukämpfen. Sie hatte in den letzten Monaten stark abgenommen und sah noch mehr aus wie eine zerbrechliche Frau. Allein der Anblick schmerzte jedes Mal auf‘s Neueste. Vor allem, wenn man ihr früheres Ich kannte. Son-Goten, der erleichtert zu sein schien, seinen großen Bruder zu sehen, legte gleich energisch los. »Gott sei Dank bist du da, Son-Gohan! Vielleicht schaffst du es ja, Mama endlich zur Vernunft zu bringen. Ihr geht es seit heute Morgen nicht gut. Sie hat Husten und Fieber und will sich einfach nicht ausruhen und mich die Arbeit machen lassen!« Der Besucher sah zwischen den beiden Streithähnen hin und her. Seufzend versuchte er sich als Schlichter. »Son-Goten hat Recht, Mama. Lass uns abspülen und leg du dich hin.« Dabei ging er auf die beiden zu und legte seine Hand auf die Stirn der Frau. Erschrocken blickte er ihr ins Gesicht, als er merkte, wie glühend heiß sie bereits war. Ihre Backen waren schon ganz gerötet – dass sie in diesem Zustand tatsächlich noch die häusliche Arbeit verrichten wollte, konnte er absolut nicht nachvollziehen. Okay, so war sie eigentlich schon immer, dass sie sich nie Pausen gönnte, doch damit war nun ein für alle Mal Schluss. Vor allem in ihrer jetzigen Verfassung konnte er das nicht mehr länger zulassen. »Bitte hör einmal auf uns und ruh dich aus, Mama«, redete Son-Gohan sanft, aber bestimmend auf sie ein. Chichi sah ihn nur verwundert an. Doch bevor sie etwas dagegen einwenden konnte, wurde ihr mit einem Schlag schwarz vor Augen. Ihre Beine gaben nach und sie verlor den Halt auf dieser Welt. Das Letzte, was sie noch wahrnahm, war ein entsetztes Rufen ihrer beiden Söhne. »Mama!« Im nächsten Moment wurde alles um sie herum in tiefste Finsternis getaucht. Kapitel 2: Entsetzen -------------------- ******************************************Rückblick****************************************** Chichi sah ihn nur verwundert an. Doch bevor sie etwas dagegen einwenden konnte, wurde ihr mit einem Schlag schwarz vor Augen. Ihre Beine gaben nach und sie verlor den Halt auf dieser Welt. Das Letzte, was sie noch wahrnahm, war ein entsetztes Rufen ihrer beiden Söhne. »Mama!« Im nächsten Moment wurde alles um sie herum in tiefste Finsternis getaucht. ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 2: ENTSETZEN »Das kann unmöglich sein …« »Du vernachlässigst deine Deckung.« Kaum als es sich Oob versah, spürte er auch schon einen mächtigen Schlag gegen sein rechtes Schulterblatt. Er keuchte auf, als er drohte, direkt gegen einen Felsen zu knallen durch die Wucht des Schlags, konnte den Aufprall aber gerade noch so verhindern, indem er in der Luft abbremste. Atemlos drehte er sich zu seinem scheinbar übermächtigen Trainingspartner um. Haarknapp wich er seiner nächsten Attacke, einer blauen Energiekugel, aus. »Aufwärmrunde beendet - jetzt geht es richtig los!«, kündigte Son-Goku von oben herab an, sammelte seine Kräfte und wollte gerade weitere Energiebündel abfeuern, als er urplötzlich eine sehr vertraute Aura wahrnahm, die sich ihnen immer weiter näherte. Und das nicht gerade langsam. Mittendrin brach er seinen Angriff ab und wandte seinen Blick rechts gegen den Himmel. »Das ist … Son-Goten!«, stellte er überrascht fest. Was wollte denn sein Sohn hier? Spontaner Kurzbesuch? Na ja … Er hatte sich ja auch schon ein Jahr lang nicht mehr bei ihnen blicken lassen. Zerknirscht biss er sich bei dieser Erkenntnis auf die Lippen. Oh je. Warum verging die Zeit auch einfach immer so unfassbar schnell? So lange war ihm die Zeit hier bei Oob doch gar nicht vorgekommen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was ihn zu Hause wieder für ein Donnerwetter erwarten würde. Andererseits … eigentlich hatte Chichi ja das gute Recht, wütend auf ihn zu sein. Also würde er ihre Schimpftiraden wohl oder übel über sich ergehen lassen müssen. Wie immer halt. Doch er hatte es verdient – ohne Frage. Es dauerte nicht lange, bis Son-Goten in Sichtweite war und nun direkt vor ihm schwebte. »Hallo Sohnemann, was verschlägt dich denn hierher?«, begrüßte Son-Goku ihn fröhlich und musterte ihn kurz. Endlich hatte er seine Haare abgeschnitten; die neue Frisur stand ihm hervorragend. Sonst hatte er sich wenig verändert. Aus ihm war ein hübscher, junger Mann geworden. Erst nach wenigen Augenblicken merkte der Vater jedoch, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte. Die Wiedersehensfreude schien nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Son-Goten blickte nur finster drein und brachte kein Wort heraus. Untypisch für eine Frohnatur wie ihn, der normalerweise immer gut aufgelegt war. Nun ergriff Son-Goku die Skepsis. Fragend hob er seine linke Augenbraue hoch. »Son-Goten? Alles … in Ordnung?« Endlich kam wieder Leben in dessen Gesicht. Er regte sich langsam, schloss seine Augen und seufzte tief. »Leider nicht. Ganz im Gegenteil sogar, Papa. Deswegen bin ich hier. Bitte komm wieder nach Hause. Es ist wichtig.« Selbst bei Son-Goku läuteten bei diesem Tonfall sämtliche Alarmglocken. So niedergeschlagen kannte er seinen Sohn nicht. So hatte er ihn noch nie zuvor erlebt. Nervös sah er sein Gegenüber sichtlich verunsichert an. Seine Stimme war ungewohnt leise, als er folgende Frage aussprach: »Was … ist passiert?« »Das erzähle ich dir später. Lass uns schon mal losfliegen. Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Er sah zu Oob, der auf sie zugeflogen kam und bedeutete ihm mit einer kurzen Handbewegung, dass sie nicht viel Zeit hatten. »Oob, du entschuldigst uns bitte? Wir müssen jetzt nach Hause. Es handelt sich um einen Notfall.« Als er wieder einen Blick auf seinen Vater warf, um zu sehen, ob er startbereit war, musste er zur Kenntnis nehmen, dass dieser sich keinen Zentimeter gerührt hatte. Ihm lief es eiskalt den Rücken runter; so ernst hatte er seinen alten Herrn selten gesehen. Ein Knurren entrang seiner Kehle. »Geht es … um eure Mutter?« Son-Goku kannte den Grund nicht, doch seit dem Moment, als Son-Goten mit diesem Thema begonnen hatte, hatte ihn ein ganz ungutes Gefühl befallen. Auf einmal hatte er instinktiv gespürt, dass es mit Chichi zu tun haben musste. Etwas stimmte mit ihr nicht. Ihr ging es nicht gut. Er wusste selbst nicht, warum er sich dessen plötzlich so sicher war. Es war eine böse Vorahnung, die ihm mehr als nur Unbehagen bereitete. Erstaunt sah Son-Goten ihm in die Augen, bevor er traurig seinen Blick senkte und langsam nickte. Doch er blieb nicht lange nach unten gerichtet – in der nächsten Sekunde spürte er, wie er unsanft am Kragen gepackt wurde. »Raus mit der Sprache!«, forderte sein Vater ihn barsch auf und verlangte nach einer Aufklärung. »Was ist mit ihr?« So wollte er es ihm eigentlich nicht mitteilen. Streng genommen wollte er eigentlich gar nicht derjenige sein, der ihm diese furchtbare Nachricht überbrachte. Eine der schlimmsten Nachrichten, die man einem nahestehenden Angehörigen überhaupt mitteilen konnte. Erst recht, wenn man selbst ein Angehöriger war. »Ihr geht es nicht gut. Sie … ist krank. Sehr krank.« Das saß. Hatte er es doch geahnt. Schwach lockerte sich sein Griff, bevor der ältere Saiyajin eine Frage ansetzte, die er sich jedoch kaum zu stellen traute. Viel zu große Angst hatte er vor der womöglich niederschmetternden Antwort. Doch die Sorge um seine Frau setzte sich mühelos gegen die steigende Furcht durch. »Was genau hat sie?« Ängstlich sah der Zweitgeborene seinem Vater in die Augen. Auch er hatte Angst. Angst vor seiner Reaktion. Er konnte ihn in dieser Situation überhaupt nicht einschätzen – schließlich war keiner von ihnen jemals in einer vergleichbaren Situation gewesen. Doch es half alles nichts: Früher oder später musste er es ihm sagen. Er hatte das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Trotz des Risikos, dass er sie nicht verkraften oder nicht mit ihr umgehen konnte: Er hatte keine andere Wahl. Das war ihm doch schon klar gewesen, als er sich auf dem Weg gemacht hatte. Er hatte jedoch nicht erwartet, dass es so schwer werden würde. Er hatte es sich zwar schwer vorgestellt, aber die Realität war um ein Vielfaches härter. »Leukämie. Mama hat Leukämie.« Sofort ließ Son-Goku den Kragen seines 18-jährigen Sohnes los. Er blinzelte ungläubig. Sein Blick wurde leer. Starr. Glanzlos. Sein immer noch schlagendes Herz, sein ganzer Körper fühlte sich mit einem Mal gedämpft an. Alles um sich herum kam ihm so unwirklich vor. Die Umgebung, sein Sohn, er selbst. Die ganze Situation. Als würde das alles gar nicht ihm passieren. Als hätte er eine Hülle zurückgelassen und würde von Weitem dieser Tragödie nur tatenlos und erstarrt zuschauen. Er hatte dieses Wort schon einmal gehört. Er wusste, dass es sich dabei um eine tödliche Krankheit handelte. Er konnte sich noch dunkel daran erinnern, wo er zum ersten Mal von diesem Begriff gehört hatte. Er hatte es nebenbei kurz aufgeschnappt in einer Reportage im Fernsehen, vor vielen Jahren … Zwar hatte er nicht aufgepasst, doch hatte er genug mitbekommen, um zu wissen, was hier auf dem Spiel stand. Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. »Blutkrebs?« Mit schmerzerfüllter Miene bestätigte sein Gegenüber seine Frage mit einem Nicken. Leukämie. Blutkrebs. Er war nicht der gebildetste Mensch, aber er wusste, was das zu bedeuten hatte. Er wusste, dass sich hinter diesen Begriffen eine heimtückische Krankheit verbarg. Sein lückenhaftes Wissen reichte aus, um ihm den Rest zu geben. Nämlich, dass sie dem langsamen, qualvollen Tod näher als jemals zuvor war. Chichi. Seine geliebte Ehefrau. Mutlos starrte Chichi die unbefleckte, weiße Wand über ihr an. Sie nutzte diesen einen ruhigen Moment aus, wo sie für sich war, um ihre Gedanken schweifen zu lassen, solange sie noch klar denken konnte. Son-Gohan und seine Familie, Son-Goten und ihre Freunde ließen ihr mit ihrer permanenten Gesellschaft sonst kaum eine freie Minute, sodass sie die Gelegenheit sofort beim Schopf packen musste. Natürlich wusste sie es zu schätzen, dass sie so viel Zeit mit ihr verbringen wollten wie möglich – denn wer wusste, wie viel Zeit ihnen überhaupt noch dafür blieb? Und doch tat es sehr gut, einfach mal für einen Moment absolute Ruhe zu haben. Vor allem, wenn man die ganze Zeit so von einer Erschöpfung geplagt wurde wie sie. Sie war eben schwer krank. Vor einem Monat hatte sie vom Arzt die Diagnose erhalten: Leukämie. Schon seit einigen Tagen hatte sie sich nicht gut gefühlt. Fühlte sich noch schwächer als ohnehin schon. Seit Son-Goku sie verlassen hatte, hatte sie doch schon fast sämtliche Lebensenergie verloren. Zumindest war es ihr so vorgekommen. Doch in letzter Zeit war es ganz besonders schlimm gewesen. Ihr schlechter Zustand nahm bereits solche Ausmaße an, dass sie sich noch nicht einmal richtig auf den Beinen halten konnte. Immer wieder war ihr schwarz vor Augen geworden. Sie war nicht mehr Herrin über ihren Körper gewesen, und das verursachte eine schleichende Panik in ihr. Von den plötzlichen Fieberattacken ganz zu schweigen. Und zum Schluss war es sogar so weit gekommen, dass sie in Anwesenheit ihrer beiden Söhne in der Küche endgültig zusammengebrochen und komplett das Bewusstsein verloren hatte. Seit drei Tagen lag sie nun im Krankenhaus, hatte sich allen möglichen Untersuchungen unterziehen müssen und heute sollte sie endlich erfahren, was sie hatte. Sie hoffte natürlich inständig, dass es nichts Ernstes war. Und doch hatte sie ein verdammt ungutes Gefühl bei dieser Sache. Und ihre Vorahnung würde sich schon bald bestätigen … Mit einer Miene, die absolut nichts durchscheinen ließ, betrat Doktor Tanaka das Krankenzimmer. Aufgewühlt sahen Son-Gohan und Son-Goten auf und waren mindestens genauso angespannt wie sie, was das Testergebnis betraf. »Jetzt spannen Sie uns bitte nicht auf die Folter und sagen gleich, was Sache ist«, ließ Son-Goten ihm gar nicht erst die Möglichkeit, um den heißen Brei herum zu reden und unterstrich seine Bitte mit einer flehenden Miene. Lange sah er die beiden Söhne nacheinander mit einem undurchdringlichen Blick durch seine Brillengläser hindurch an, bevor er resigniert seufzte. Es fiel ihm sichtlich schwer, ihnen diese schreckliche Nachricht mitzuteilen. Mitfühlend widmete er sich seiner Patientin und hoffte inständig, dass sie diese Botschaft einigermaßen verkraften würde. »Es tut mir wirklich unendlich leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber … Sie haben Leukämie.« Das war der größte Schock ihres Lebens gewesen. Ihr war gewaltsam der Boden unter den Füßen gerissen geworden; sie hatte jeglichen Halt in ihrem Leben verloren. Noch nie hatte sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, eines Tages an so einer Krankheit zu leiden. Dass es sie einmal treffen könnte – welcher kerngesunde Mensch rechnete auch schon damit? War sie denn nicht eigentlich schon gestraft genug in ihrem Leben? Zum Beispiel, indem sie immer und immer wieder von ihrem Mann verlassen worden war und sie das Leben, welches sie sich gemeinsam aufgebaut hatten, alleine in den Griff kriegen musste? Dass sie sich die meiste Zeit ihres Lebens als alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern durch das Leben herumschlagen musste, obwohl sie weder getrennt noch geschieden waren? Obwohl sie eigentlich noch wahrhaftig zusammen und verheiratet waren? Aber … konnte von einer »Ehe« überhaupt noch die Rede sein? Verstand nicht jeder normale Mensch unter einer intakten Ehe, dass die Eheleute ein gemeinsames Leben führten? Dass sie jeden Tag zusammen verbringen oder zumindest nebeneinander aufwachen und einschlafen? Das war eigentlich selbstverständlich; das Natürlichste auf der Welt. Aber nicht für ihren Mann. Nicht für Son-Goku, den Retter der Welt. Für ihn war das Natürlichste der Welt das Kämpfen. Das war es schon immer gewesen. Eine Leidenschaft, gegen die sie nie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hatte. Eine kleine Träne verließ ihren Augenwinkel und bahnte sich den Weg zu ihren Wangen hinab. Mehr Tränenflüssigkeit konnte sie nicht mehr produzieren. Sie hatte alle Tränen ausgeweint, die sich in all den Jahren angesammelt hatten. Mehr gab es nicht mehr. Sie hatte keine Kraft mehr dazu, richtig zu weinen. Das Einzige, was ihr noch blieb, war stumm auf ihren Tod zu warten, der langsam aber sicher bald bei ihr anklopfen und sie aus dem Diesseits fortreißen würde. Sie bezweifelte, dass er überhaupt Gewalt anwenden müsste – sie würde sich wohl eher folgsam ihrem Schicksal beugen und es ohne Widerworte akzeptieren. Mittlerweile war sie nämlich schon kurz zuvor, den Tod als die rettende Erlösung anzusehen. Es war kein Geheimnis, dass die Schmerzen, die ihr diese Krankheit bereiteten, immer schlimmer wurden. Inzwischen waren sie schier unerträglich. Es fehlte nicht viel, um ehrlich sagen zu können, dass sie freiwillig sterben wollte und den Tod eher mit einem freudigen Jubelschrei willkommen heißen würde wie einen besten Freund, wenn es so weit war. Bereit, alles zu tun, um ihn sehen und begrüßen zu dürfen. Bereit, alles in Kauf zu nehmen, nur, damit diese qualvolle Tortur endlich ein Ende finden würde, ganz egal wie das auch aussehen mochte. Wirklich alles. Nur der allerletzte Funke fehlte noch. Etwas ganz Entscheidendes, das sie daran hinderte, sich und ihre ganze Welt komplett aufzugeben. Etwas, der sie dazu bewogen hatte, sich doch dieser Therapie zu unterziehen und sich nicht kampflos zu ergeben: Der Gedanke an ihren liebsten Menschen. Nur er hielt sie noch am Leben. Was würde aus ihnen werden, wenn sie nicht mehr unter ihnen weilen würde? Würden ihre beiden Söhne ohne ihre Mama zurechtkommen? Zwar waren aus ihnen zwei prächtige Burschen geworden und sie war sich sicher, dass sie sich gut um sich selbst kümmern konnten – dennoch machte sie sich große Sorgen um die beiden. Das ließ sich einfach nicht auf Knopfdruck abstellen. Das war aber auch nur natürlich: Einer Mutter fiel es bekanntermaßen immer schwer, ihre Kinder loszulassen. Ganz egal, wie alt sie schon waren: In den Augen einer Mutter würden die Kinder immer kleine Kinder bleiben. Da bildete sie garantiert keine Ausnahme. Wie und vor allem wann würden Son-Gohan und Son-Goten über sie hinwegkommen? Es war immer ein unvorstellbar schlimmes Schicksal für die Kinder, die Eltern oder ein Elternteil zu verlieren. Ihre eigene Mutter war direkt nach ihrer Geburt gestorben. Sie hatte sie nicht einmal kennenlernen dürfen. Man sollte meinen, dass sie es daher nicht so schwer gehabt hatte. Und doch hatte sie sich unbewusst immer damit gequält, mit dem Wissen leben zu müssen, nie erfahren zu dürfen, was ihre Mutter wohl für ein Mensch gewesen war … Na ja, dann hatte der Tod ja doch noch einen weiteren Vorteil: Im Jenseits würde sie wohl hoffentlich endlich die Möglichkeit haben, ihre Mutter kennenzulernen. Wie lange würde es dauern, bis sie diesen Verlust überwunden haben und glücklich ihr Leben weiterleben konnten? Es schmerzte sie zwar unheimlich, in Zukunft nicht mehr am Leben ihrer Familie teilnehmen zu können und nicht mehr auf ihre Söhne aufpassen zu können – vor allem auf Son-Goten, was seine Frauengeschichten betraf – oder auch nicht mehr ihrer Enkelin Pan beim Aufwachsen zusehen zu können. Gerade, weil das auch für sie eine völlig neue Erfahrung gewesen wäre – hatte sie selbst schließlich nur Jungs großgezogen. Trotzdem tat dies ihrem realistischen Wunsch, dass ihr Nachwuchs so schnell wie möglich über sie hinwegkommen sollte, keinen Abbruch. Das musste sie ihnen unbedingt noch mitgeben, bevor sie für immer aus ihrem Leben scheiden würde. Doch natürlich gab es neben ihren Sprösslingen auch noch andere wichtige Menschen in ihrem Leben: Zum Beispiel ihren Vater. Eltern überlebten ihre Kinder nicht. Das sollte normalerweise nicht sein. Für ihn würde es aus diesem Grund wohl fast noch schlimmer werden, wenn sie ihn endgültig verlassen würde, wo er doch schon vor so langer Zeit seine Frau verloren hatte. Und nicht zuletzt … was war mit ihrem Mann? Im Gegensatz zum letzten Mal war er ja nicht tot, sondern befand sich im Diesseits und lebte auf irgendeinem anderen Fleck auf der Erde sein eigenes Leben. Ein bitteres Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Um ihn musste sie sich wohl keine Sorgen machen. Er würde sehr gut ohne sie zurechtkommen. Das hatte er ohnehin schon immer getan. Er brauchte sie nicht, um glücklich zu sein. Und das war auch gut so. Er sollte einfach weiter sein Leben so unbeschwert leben wie bisher. Wenigstens ihm sollte es gut gehen, wenn es schon ihnen beiden nicht vergönnt war. Als Retter der Menschheit hatte er es sich auch verdient, ein schönes langes Leben zu führen. Mehr brauchte und wollte sie auch gar nicht. Dann war eben sie diejenige, die für sein Glück einbüßen musste. Dafür war sie bereit, jedes Opfer zu bringen und jeden Preis zu zahlen, solange es all ihren Lieben dafür gut ging. Müde fielen ihr die Augen zu. »Ich werde mit einem glücklichen Lächeln diese Welt verlassen, wenn ich mir sicher sein kann, dass ihr dafür noch ein schönes Leben vor euch haben werdet. Vater … Son-Gohan … Son-Goten … und auch du … Son-Goku …« Am liebsten hätte Son-Goku jetzt schallend losgelacht und Son-Goten gefragt, ob er gerade einfach nur einen schlechten Scherz gemacht hatte. Aber er war sich nur zu schmerzlich bewusst, dass er niemals über so etwas Witze reißen würde. »Das kann nicht sein. Nicht sie. Nicht meine Chichi …« Seine Worte waren nicht mehr als ein kaum hörbares Murmeln, während die Fassungslosigkeit ihm immer fester die Kehle zuschnürte. Er drohte, in ein tiefes Loch zu stürzen und nichts mehr wahrzunehmen, nichts mehr zu denken und nichts mehr zu spüren. Kurz vor der absoluten Dunkelheit kam er rechtzeitig wieder zu sich und griff sofort nach einem kleinen fiktiven Felsvorsprung. Nein, er durfte nicht hineinfallen. Nicht jetzt. Sein Blick wurde allmählich wieder durchsichtiger und klarer. Er gab sich jegliche Mühe, seine wirren Gedanken zu sortieren und zu sinnvollen Fragen zusammenzupuzzeln. »S- Seit wann wisst ihr es?« »Seit einem Monat.« Augenblicklich packte ihn die Wut bei dieser lapidaren Antwort. »Verdammt, warum hast du mir nicht schon früher Bescheid gegeben?«, brüllte er laut los und funkelte seinen Sohn zornentbrannt an. Er konnte sich kaum kontrollieren, ballte seine Hand fest zu einer zittrigen Faust zusammen, um sich unter Kontrolle zu halten. Er erkannte sich selbst nicht mehr wieder. So schnell fuhr er normalerweise nie aus der Haut – erst recht nicht bei seinen Angehörigen und Freunden. Doch auch die Situation war ja alles Andere als normal. Es war eine Situation, die niemals jemand in seinem Leben erleben wollte. Eine Situation, die er nicht einmal seinem allerschlimmsten Feind wünschte. »Weil sie es nicht wollte. Sie wollte nicht, dass du sie so siehst. Sie wollte dich nicht damit belasten. Du kennst sie doch …« Son-Goku spürte, wie ein imaginärer Energiestrahl sein Herz ohne ein Fünkchen Gnade durchbohrte. Keine Wunde, keine Verletzung, die äußerlich sichtbar war, war je so schmerzhaft gewesen. Natürlich kannte er sie. Er kannte sie jetzt seit mittlerweile fast vier Jahrzehnten. Fast das halbe Leben eines durchschnittlichen Menschen. Er war mit all ihren Facetten bestens vertraut. Sie war seine zweite Hälfte, seine bessere Hälfte, im wortwörtlichen Sinne. Eine aufopferungsvolle Frau, die ihr Wohl hinter allen stellte, die sie liebte. Eine Frau, deren Selbstlosigkeit nicht zu übertreffen war. Er liebte sie so, wie sie war. Auf abgöttische Art und Weise. Doch dies war eine der wenigen Momente, wo er sich aufrichtig wünschte, dass sie sich nicht so verhalten hätte, wie es ganz ihrer Art entsprach. Warum nur … Warum hatte sie nicht gleich alles in die Wege geleitet, um ihn über ihren Gesundheitszustand zu informieren? Wieso nur? Dachte sie dabei wirklich nur an sein Wohl? Obwohl er sie kannte, diese unvergleichliche Aufopferungsbereitschaft, konnte er sie trotzdem nicht fassen – wie so oft in der Vergangenheit. War sie wirklich so blind, um zu erkennen, dass sie ihm mit dieser Handlung eher mehr Schaden zufügte als guttat? Bevor er seine konfusen Gedankengänge fortführen konnte, wurde er wieder in die Realität befördert, die es locker mit der harten Aussichtslosigkeit seiner Gedankenwelt aufnehmen konnte. »Sei ein guter Ehemann und sei endlich für sie da. Sie braucht dich jetzt. Mehr als jemals zuvor.« Kapitel 3: Reue --------------- ******************************************Rückblick****************************************** Bevor er seine konfusen Gedankengänge fortführen konnte, wurde er wieder in die Realität befördert, die es locker mit der harten Aussichtslosigkeit seiner Gedankenwelt aufnehmen konnte. »Sei ein guter Ehemann und sei endlich für sie da. Sie braucht dich jetzt. Mehr als jemals zuvor.« ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 3: REUE »Erst jetzt begreife ich, was ich dir Schreckliches angetan habe …« Seit einer gefühlten Ewigkeit stand Son-Goku vor der Tür des Krankenzimmers, in der seine Frau lag, und fühlte sich gerade nicht wie der Retter der Menschheit, sondern wie der größte Feigling dieses Universums. Obwohl es ihm gar nicht schnell genug gehen konnte, herzukommen, war ihm immer mulmiger zu Mute geworden, je näher er diesem Ort gekommen war. Wie würde sie reagieren, wenn sie ihn sehen würde? Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie nicht besonders erfreut darüber sein würde, seine Visage zu sehen. Oder was hieß »Gefühl«: Er wusste definitiv, dass sie sich nicht freuen würde, ihn zu sehen. Oder treffender ausgedrückt: Selbst wenn sie erfreut darüber wäre, würde sie das niemals zeigen. Er kannte seine Frau nun einmal besser als jeder Andere sonst. Doch ihre Reaktion wäre auch mehr als verständlich: Schließlich war sie – er wagte kaum, es auch nur zu denken – sterbenskrank. Er hatte von den anderen noch niemanden getroffen. Er war sofort zu ihr gestürmt, weil er einzig und allein sie sehen wollte. Weil er mit eigenen Augen sehen wollte, in welchem Zustand sie sich befand. Trotz der Gewissheit, dass ihn allein ihr Anblick sicher das Herz herausreißen würde. Was sollte er sagen, wenn er vor ihr stand? Konnte man in so einer Situation überhaupt etwas Richtiges sagen? In Gedanken durchlief er bereits alle denkbaren Szenen von den schönsten Bildern, wie sie ihn freudestrahlend empfing bis hin zu den furchterregendsten Empfängen, wobei … Die wollte er sich nicht einmal ausmalen. Alleine die Vorstellungen waren schrecklich genug. Er konnte nicht einmal sagen, welches Szenario wirklich am schlimmsten für ihn wäre. Obwohl: Wäre sie richtig wütend auf ihn und würde ihm diverse Schimpftiraden an den Kopf werfen, wäre das für ihn wohl eher das geringere Übel. Er hatte es noch nie als schlimm empfunden, wenn sie ihn ausgeschimpft hatte. Im Gegenteil: Er hatte es sogar süß gefunden. Da hatten sich wirklich zwei Bekloppte gefunden – so musste das für Außenstehende aussehen. Doch wann hatte es sie, insbesondere ihn, jemals gekümmert, was andere Menschen von ihnen hielten? Eben. Außerdem … wollte sein Herz immer noch nicht einsehen, dass sie krank war. In ihn schlummerte immer noch die absurde Hoffnung, sie gesund und munter vorzufinden. Er wollte nichts von alledem glauben, bevor er es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. So war er schon immer gewesen. Auch wenn es in diesem Fall lächerlich war. Egal wie oft er das auch durchkaute – er kam immer zum gleichen Ergebnis: Es war ausgeschlossen, dass Son-Goten ihm eine Lüge aufgetischt hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab er sich endlich einen Ruck, griff nach der Türklinke und drückte sie wie in Zeitlupe runter. Der Anblick, der sich ihm im nächsten Moment bot, ließ das rasende Blut in seinen Adern mit einem Schlag gefrieren. Dort lag sie und schlief tief und fest. Sie war kahl. Das war das Erste, was ihm auffiel. Von ihren glänzend langen schwarzen Haaren war nicht mehr die geringste Spur übrig. Eine Erkenntnis, so schmerzhaft wie ein Schlag ins Gesicht. Und er bemerkte eine weitere Veränderung an ihr: Sie hatte immer einen extrem leichten Schlaf gehabt im Gegensatz zu ihm. Egal, wie sehr er sich immer um Lautlosigkeit bemüht hatte: Sie hatte ihn immer ausnahmslos bemerkt. Total auf sie fixiert näherte er sich ihr Schritt für Schritt. Sie war deutlich abgemagert; ihre Wangen waren eingefallen. Ihre Haut wirkte fahl, fast schon durchsichtig. Die Falten um ihre Augen und Mundwinkel hatten sich noch etwas vertieft. Dunkle Augenringe rundeten dieses Bild ab, welches ihm unsägliche Schmerzen bereitete. All diese Merkmale ließen sie älter aussehen, als sie war. Obwohl sie sich das letzte Mal vor einem Jahr gesehen hatten, kam es ihm so vor, als wäre sie schon mindestens um fünf Jahre gealtert. Daran war nur diese verdammte Krankheit schuld. Das … war nicht mehr seine Frau. Seine starke, dynamische Chichi gehörte der Vergangenheit an. Noch hatte er sie so zerbrechlich und schwach gesehen. Dieser Anblick tat ihm nun nicht mehr nur weh. Er bekam es regelrecht mit der Angst zu tun. Eine kalte, schauerartige Gänsehaut bildete sich auf jedem Fleck seiner straffen Haut. Es war, als wäre die Zeit um sie herum stehen geblieben. Als hätte er schon längst vergessen, wie es sich anfühlte, richtig zu leben. Als wäre die komplette jämmerliche Szene zugefroren. Alles war in ein tristes, farbloses Grau getaucht. In diesem einen Augenblick gab es für ihn nur Chichi. Dort existierte nicht einmal mehr er. Er nahm sich selbst nicht mehr wahr. Weder physisch noch mental. Er war wie zur Salzsäule erstarrt, als wäre er geistig schon lange über den Jordan geschwebt. Er war nicht zu mehr fähig, als sie nur anzustarren und zu versuchen zu begreifen, was geschehen war. Ihm wurde mit einem Mal etwas schier Auswegloses klar: Er war dabei, sie zu verlieren. Endgültig. Denn das wäre zwar ein tragischer, aber dennoch natürlicher Tod. Es gab Dinge, gegen die selbst Shenlong und Polunga machtlos waren. Schockiert blickte er zu seinen Füßen hinab. Instinktiv fasste er sich an die Brust, als er spürte, wie sich sein Herz auf das Schmerzhafteste zusammenzog. Dieser Schmerz, diese Vorstellung … Sie war unerträglich. Erst jetzt wurde ihm deutlich vor Augen geführt, was er ihr mit seinen Toden jedes Mal angetan hatte. Er spürte erstmals ihren Schmerz mit Leib, Herz und Seele. Warum war er nur so egoistisch gewesen? Er hätte sich selbst für diese Schande umbringen können. Zu allem Überfluss hatte er es ja noch bis vor einer Stunde gewagt, ihr die Schuld dafür zu geben. Ihr Vorwürfe zu machen, warum sie ihn in so einer Situation nicht kontaktiert hatte. Ausgerechnet er. Er, der am allerwenigsten das Recht dazu hatte. Dass er es überhaupt gewagt hatte, so etwas Unverzeihliches auch nur für eine Sekunde zu denken. Nicht einmal Vierteilen wäre eine gerechte Strafe dafür. Was war er nur für ein Unmensch? Was war er bloß für ein ichbezogener, ignoranter Egoist? Er war doch echt das Letzte. Das Allerletzte. Er hätte sie kontaktieren müssen! Wenn er schon Hals über Kopf zu seiner neuen Herausforderung losgeflitzt war, wäre es das Mindeste gewesen, regelmäßig nach ihr zu sehen. Es war seine Aufgabe und seine Pflicht gewesen, für sie da zu sein und auf sie aufzupassen – erst recht in solch einer schweren Zeit. Das gehörte zu seinen Aufgaben und nicht, Oob zu trainieren, nur um sich später mit ihm messen zu können und damit sein albernes Verlangen nach einem richtig guten Kampf zu befriedigen. Das war eine der äußerst seltenen Momente, wo er sich für sein saiyanisches Blut verachtete. Es hielt ihn von Chichi, seiner großen wahren Liebe, fern und distanzierte ihn immer weiter von ihr. Er hatte es ihr versprochen: In guten wie in schweren Tagen. So oft, wie er schon sein Wort allein ihr gegenüber nicht gehalten hatte, hatte er in den Jahren genug Schuld auf sich geladen, um bis zu seinem Lebensende und weit darüber hinaus dafür zu büßen. Denn seine Taten durften nicht ungesühnt bleiben. Vielleicht hatte er einige Male die Welt gerettet, aber als Ehemann hatte er haushoch versagt. Auf ganzer Linie. So etwas wie ihn hatte Chichi nicht verdient. Sie hatte etwas viel Besseres, jemand viel Fähigeren verdient. Keinen Beschützer der Erde, sondern einen liebenden Ehemann, der ihr jeden Wunsch von den Lippen ablas und nur für sie da war. Mehr wollte sie gar nicht. Das war der bescheidene Wunsch von jeder Ehefrau: Aufmerksamkeit von ihrem Ehemann. Und obwohl sie ihm das oft anvertraut hatte während ihrer vertrauten Gespräche, hatte er ihren Wunsch nicht ernst genommen und ihn ihr auf lange Sicht nicht erfüllen können. Was für ein »Held« er doch gewesen war … Warum hatte sie damals nur so sehr darauf bestanden, ihn zu heiraten? Was hatte sie nur an ihm gefunden? Damals schon? Obwohl er damals noch viel unwissender gewesen war als er es heute noch war? Sie hätte mit ihrer Schönheit und ihrem liebenswürdigen Charakter doch jedem Mann den Kopf verdrehen können, wenn sie es nur darauf angelegt hätte. Und trotzdem hatte sie nur ihn gewollt. Warum hatte sie sich freiwillig in ihr Unglück gestürzt? Scheinbar mit Wissen und Wollen, weil sie ihn doch damals schon gut genug gekannt hatte? Er zumindest hatte mit ihr das Glückslos gezogen. Er hatte wirklich mehr Glück als Verstand gehabt, als Chichi ihn nach Jahren aufgefunden hatte, um ihn an sein damaliges Versprechen aus Kindheitstagen zu erinnern. Zwar hatte er damals nicht den blassesten Schimmer gehabt, auf was er sich da eingelassen hatte, aber heute konnte er sagen, dass es die beste Entscheidung seines Lebens gewesen war, Chichi zu heiraten. Chichi war die wundervollste Ehefrau auf Erden und sie hatte ihm auch noch zwei wundervolle Söhne geschenkt. Umso mehr schmerzte es ihn, dass es bei Chichi nicht der Fall war. Es beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Mit ihm hatte sie kein Glück gehabt. Er war ihr Verderben gewesen. Da gab es nichts zu beschönigen. Dieser Tatsache musste er ins Auge sehen. Von allen Männern hatte er sich den unfähigsten Ehemann der Erde herausgepickt. Nie hatte er ihr das bieten können, was sie sich sehnlichst erwünscht oder erträumt hatte. Nichts konnte er ihr geben. Er war nicht einmal fähig gewesen, Geld zu verdienen, um seine Familie zu versorgen, wie es für jeden Mann üblich war. Außer vielleicht für Vegeta, doch die Briefs waren eine der reichsten Familien der Welt. Er selbst hatte nur durch das Preisgeld der großen Turniere Geld mit nach Hause nehmen können. Ansonsten hatte er noch nie gearbeitet – kein Wunder, warum Chichi immer so viel Wert darauf gelegt hatte, dass aus Son-Gohan etwas Anständiges werden sollte. Und er besaß noch nicht einmal einen Führerschein. Dinge, die für jeden anderen Menschen alltäglich waren und zur Selbstverständlichkeit gehörten, waren für ihn Fremdwörter, ja, fast schon absolutes Neuland. In ihm steckte immer noch der Hinterwäldler von damals. Er war geistig immer noch der kleine Junge mit dem Affenschwanz, der mit seinem Großvater und später ganz alleine fernab der Zivilisation in den Bergen lebte und von sozialer Kompetenz keinen blassen Dunst hatte. Ihm wurde nie beigebracht, wie man richtig mit einer Frau umgehen sollte. Erst durch Chichi hatte er es wahrhaftig gelernt. Sie hatte ihm Stück für Stück alles beigebracht und ihn zurechtgeschliffen. Wie hatte sie ihn immer liebevoll genannt? Ihren »Rohdiamanten« … Selbst bei so einem hoffnungslosen Fall wie ihn hatte sie immer das Positive in ihm gesehen. Dabei war doch bei ihm schon von Anfang an Hopfen und Malz verloren gewesen. Bevor er weiter in eher deprimierender Nostalgie verfallen und völlig in Selbstmitleid versinken konnte, stellte er alarmiert fest, dass Chichi sich plötzlich regte. Er hatte das Gefühl, als ob sein Herz gleich aus seiner Brust herausspringen könnte – so heftig schlug es gerade gegen seine Brust. Warum überfiel ihn plötzlich so etwas wie Panik? Warum hatte er das erbärmliche Bedürfnis, einfach ängstlich abzuhauen? Um Dendes willen – wie konnte er auch nur einen Moment mit diesem Gedanken spielen? Er war doch schließlich den weiten Weg hergekommen, um sie zu sehen und bei ihr zu sein. Nein, er durfte sie nicht wieder im Stich lassen. Außerdem gab es doch überhaupt keinen plausiblen Grund, um zu flüchten. Oder? Langsam schlug Chichi ihre Augen auf. Es dauerte nicht lange, bis sich ihre Blicke trafen und sich ihre schwarzen Pupillen fassungslos weiteten. Als würde sie ihr eigenes Sehvermögen ernsthaft in Frage stellen. Traurig genug, dass es für sie überhaupt so unglaublich war, ihren eigenen Mann wiederzusehen. Und welcher Vollidiot war dafür verantwortlich? Abermals spürte er einen kurzen, aber intensiven Stich in seinem Herzen, als er in ihre glanzlosen Augen sah. Er erkannte die Augen seiner eigenen Frau nicht mehr wieder. Einst so lebendig und voller Energie, wovon jetzt nur noch ein dunkler Schatten übrig war. Es war noch stiller als zuvor. Das erste Mal in seinem Leben machte er mit der ohrenbetäubenden Stille Bekanntschaft. Sie war so laut, dass es nahezu unerträglich wurde. Deswegen war es nur eine Frage der Zeit, bis Son-Goku endlich seine Lippen öffnete, um ein Gespräch einzuleiten. Doch seine Frau kam ihm zuvor. »Was hast du hier verloren?« Ein tiefer Schlag in die Magengrube. Schmerzhafter, als ein echter Schlag jemals sein könnte. Sie freute sich tatsächlich nicht, ihn zu sehen. Auch wenn er damit gerechnet hatte, war der Schmerz kaum zu ertragen. Was hatte er auch Anderes erwartet oder erhofft? Vor allem: Sie hatte jedes Recht dazu, wütend auf ihn zu sein. Daher fiel es ihm noch schwerer als sonst schon, irgendetwas dagegen einzuwenden. Seiner Schuld bewusst senkte er bedrückt den Blick und brachte kein Wort heraus. Denn er wusste: Egal was er sagen würde … Es wäre vergleichbar mit einer Rechtfertigung. Und er wiederum hatte nicht das Privileg dazu. Er würde alles über sich ergehen lassen. Wirklich alles. Zumindest dafür sollte er noch gut sein. Hoffentlich auch gut genug. »Warum bist du überhaupt hier, wenn du mir sowieso nichts zu sagen hast?«, donnerte die scharfe Stimme Chichis zischend in seine Ohren. Vorsichtig schaute er wieder auf. Ihre Mimik verriet nichts. Ihre Miene ließ nichts durchscheinen. Nicht einmal Wut oder Enttäuschung. Eigentlich nur … Leere. Leere und Gleichgültigkeit. Ihr Blick war glanzlos. Jeglicher Glanz, jegliche Lebensfreude waren aus ihren Augen gewichen. Selbst ihre Stimme hatte nicht mehr den Elan von früher, klang monoton, aber immer noch bestimmt. Verunsichert fing Son-Goku doch an, zu sprechen. Wobei: »Stottern« traf es viel eher. »D- Doch. Ich … habe mitbekommen, dass du … Na ja, also ich … ich wollte einfach nur sehen, wie es dir geht.« Er wurde immer leiser und unsicherer. Warum war er nur so nervös und kleinlaut? Zugegeben: Vor seiner Frau war er immer schon ganz klein gewesen. Aber diesmal war es anders. Diesmal war es viel schlimmer. Diesmal spürte er instinktiv, dass hier etwas weitaus Wichtigeres auf dem Spiel stand. Das war nicht bloß ein harmloser Krach. Sein Herz schrie es ihm förmlich entgegen, auch wenn er sich vehement gegen diesen Gedanken wehrte: Ihre Ehe war in Gefahr. Chichi wich seinem Blick aus und sah aus dem Fenster. »Du hast es also mitbekommen. Gut, jetzt hast du mich gesehen und weißt, wie es mir geht. Jetzt kannst du ja wieder gehen.« Allerspätestens jetzt verlor Son-Goku jegliche Zurückhaltung. Er sprang auf, stützte sich mit einer Hand auf das Bett ab und beugte sich verzweifelt über sie. »Chichi, bitte! Sei doch nicht so … Ich bin hergekommen, weil es dir schlecht geht. Ich bin doch dein Mann!« »Du bist also nur gekommen, weil es mir schlecht geht. Und dass du mein Mann sein sollst … Davon habe ich in letzter Zeit nicht viel mitbekommen.« Sie würdigte ihn keines Blickes, und auch ihre Stimme klang erschreckend emotionslos. Geschockt riss er seine Augen auf. Er ahnte, worauf sie hinauswollte. Er konnte und wollte es aber nicht wahrhaben. Nein, er wollte es gar nicht hören. Am liebsten wäre er davongerannt. Aber er konnte sich nicht bewegen. Als wäre er versteinert. Bitte nicht … »Du hast mich vor einem Jahr verlassen. Hast du allen Ernstes geglaubt, dass du einfach kommen und gehen kannst, wann es dir in den Kram passt und ich dich jedes Mal einfach so zurücknehme? Dir jedes Mal verzeihe? Dein letzter Weggang war für mich das endgültige Aus gewesen. Das war einmal zu viel. Ich habe mich entschieden, endlich mit dir abzuschließen. Ich möchte nur einmal an mich und mein eigenes Glück denken. Und glücklich konnte und kann ich nur sein, wenn ich dich endgültig aus meinem Leben banne. Genau so einfach, wie du mich nicht an deinem Leben teilnehmen hast lassen.« Protestierend wollte Son-Goku etwas einwenden, doch dann kamen die Sätze Chichis, die für ihn seinen persönlichen Weltuntergang bedeuteten. »Wir haben nichts mehr miteinander zu tun. Und jetzt geh bitte und lass mich die letzten paar Wochen meines Lebens in Frieden. Leb‘ wohl, Son-Goku.« Nun stand er da. Vor den Scherben seiner Ehe. Vor den Scherben seines Lebens. Ohne ein weiteres Wort zu sagen machte der Saiyajin kehrt, riss die Tür auf, stürzte aus dem Krankenzimmer und ließ seine einsame Frau zurück, die im gleichen Moment in Tränen ausbrach. »Es tut mir leid. Verzeih mir bitte, Son-Goku …« Kapitel 4: Hoffnungslosigkeit ----------------------------- ******************************************Rückblick****************************************** »Wir haben nichts mehr miteinander zu tun. Und jetzt geh bitte und lass mich die letzten paar Wochen meines Lebens in Frieden. Leb‘ wohl, Son-Goku.« Nun stand er da. Vor den Scherben seiner Ehe. Vor den Scherben seines Lebens. Ohne ein weiteres Wort zu sagen machte der Saiyajin kehrt, riss die Tür auf, stürzte aus dem Krankenzimmer und ließ seine einsame Frau zurück, die im gleichen Moment in Tränen ausbrach. »Es tut mir leid. Verzeih mir bitte, Son-Goku …« ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 4: HOFFNUNGSLOSIGKEIT »Bedeutet das wirklich das Ende?« Son-Goku war sich gar nicht bewusst, was er gerade tat, als er durch die gesamte Abteilung des Krankenhauses tobte. Als ihm ein Arzt entgegenschritt, kam er wieder zu sich und packte ihn sich etwas unsanfter als er es eigentlich beabsichtigt hatte. »Doktor, können Sie meiner Frau helfen?«, fragte er ihn voller Verzweiflung in der Stimme. Sichtlich erschrocken über diesen unerwarteten Überfall blinzelte der Oberarzt den schwarzhaarigen Mann erst einmal perplex an. »W- Wer sind Sie überhaupt?« Erst jetzt bemerkte Son-Goku sein äußerst unhöfliches Verhalten dem Arzt gegenüber und ermahnte sich, einen Gang zurückzuschalten. »I- Ich bin der Ehemann von Chichi Son.« In diesem Moment wurde ihm schmerzlich vor Augen geführt, dass er gar nicht als ihr Mann bekannt war. Wie denn auch? Schließlich war er doch nie an ihrer Seite gewesen. Seit Anbeginn dieser Krankheit war er kein einziges Mal bei ihr gewesen. Da war es nicht weiter verwunderlich, dass er gänzlich unbekannt und gar nicht als ihr Ehemann angesehen wurde. Da war er der Allerletzte, der sich über diese Tatsache beschweren durfte. Diese neue Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht. »Ah … Ich verstehe. Ich habe schon einiges von Ihnen gehört … Ihr Name ist Son-Goku, richtig?« Freundlich streckte er ihm seine große Hand entgegen, um sich vorzustellen, nachdem er sich seine rahmenlose Brille zurechtgerückt hatte. »Ich bin Doktor Tanaka. Ich betreue Ihre Frau und bin ihr zuständiger Oberarzt.« Ein einfühlsames Lächeln schlich sich auf seine Lippen. »Lassen Sie uns in mein Büro gehen. Dann können wir uns in Ruhe über den Zustand Ihrer Frau unterhalten.« Das klang ernst. Sehr ernst. Son-Goku rechnete nicht damit, allzu gute Neuigkeiten zu erfahren. Obwohl er der geborene Optimist war, hatte er das Gefühl, dass der Arzt ihm mit Sicherheit eine Hiobsbotschaft zu verkünden hatte. Auch, nachdem er auf dem Besucherstuhl des Doktors Platz genommen hatte, nun wie auf glühenden Kohlen dort saß und sein Gegenüber mit einer Mischung aus Angst und Ungewissheit fixierte, wollte diese ungute Vorahnung nicht schwinden. »Es fällt mir sehr schwer, Ihnen die Tatsachen vor Augen zu führen, Herr Son«, setzte der Arzt zögerlich an, nachdem er ihn durch die entspiegelten Gläser seiner Brille längere Zeit nur stumm und mitfühlend gemustert hatte. »Eines der Schattenseiten meines Berufsdaseins.« Nachdenklich legte er seine Stirn in noch tiefere Falten, grübelte, wie er dem Mann vor sich am schonendsten den Zustand seiner Ehefrau übermitteln konnte. Langsam nahm er seine Brille ab, legte sie auf dem Tisch ab und rieb sich die Augen. Untypischerweise riss Son-Goku bereits an dieser Stelle schon der Geduldsfaden. »Bitte reden Sie nicht um den heißen Brei herum und sagen Sie mir, was Sache ist!«, forderte er ihn etwas zu barsch auf. Durch die Sorge um Chichi vergaß er sämtliche förmliche Umgangsformen, die ironischerweise keine andere als sie ihm jahrelang eingetrichtert hatte. Es jedenfalls immer versucht hatte – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. »Ihre Frau … Sie hat Leukämie. Und momentan sieht es leider gar nicht gut aus.« Son-Goku atmete tief aus. Zugegebenermaßen wusste er immer noch nicht genau, was diese Leukämie genau war und was sie eigentlich konkret mit dem Körper anstellte. Nur, dass sie eine heimtückische Krankheit war, die sogar zum Tod führen konnte. Und dieses Wissen reichte ihm für’s Erste. Reichte dafür, diese Krankheit abgrundtief zu hassen, die ihm seine Frau wegnehmen wollte. Nun hatte er die bestätigende Gewissheit vom Arzt höchstpersönlich erhalten. Daran war nun nichts mehr zu rütteln. »U- Und was heißt das jetzt für meine Frau? W- Wird sie …« Er traute sich kaum, das Wort in den Mund zu nehmen. Niemals hätte er das je in Frage stellen wollen. Obwohl für ihn der Tod schon normal war, ja, fast sogar schon selbstverständlich, weil er selbst in der Vergangenheit doch schon öfter damit Bekanntschaft gemacht hatte. Trotz dieser Tatsache wollte er den Tod niemals mit Chichi in Verbindung bringen. Der bloße Gedanke bereitete ihm höllische Schmerzen. »… überleben?« Der Arzt schloss niedergeschlagen seine Augen, als ob dies die eine Frage war, die er erwartet und gleichzeitig am meisten befürchtet hatte. Obwohl er im Laufe der Jahrzehnte, in der er als Arzt tätig war, schon häufig Gespräche dieser Art hatte führen müssen, fiel es ihm in diesem Fall besonders schwer, darüber zu reden. Als er seine schokoladenfarbigen Augen öffnete und in die schwarzen Augen des Angehörigen sah, in der so viel Angst und Hoffnung zugleich lag, wurde ihm klar, dass er sofort mit einer ehrlichen Antwort rausrücken musste. Er hatte es verdient, die ganze Wahrheit zu erfahren, so bitter sie auch war. »Ob ein Patient eine schwere Krankheit besiegt, hängt zum großen Teil auch von dem Patienten selbst ab. Der Wille, der Kampfgeist und die Stärke spielen eine erhebliche Rolle dabei. Doch bereits an dieser Stelle sehe ich bei Ihrer Frau große Schwierigkeiten.« »Chichi ist die stärkste Frau dieses Universums!«, unterbrach Son-Goku ihn mit erhitztem Gemüt. »Wenn sie es nicht schafft, dann niemand!« Doktor Tanaka nickte verständnisvoll über den emotionsgeladenen Ausbruch des Ehemannes. »Das mag sein und das glaube ich Ihnen auch, aber … sie hat ganz offensichtlich keinen Überlebenswillen mehr. Das ist leider gar nicht zu übersehen. Sie … möchte gar nicht kämpfen. Hinzu kommt auch noch, dass sie sich bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befindet. Das geht mir ehrlich gesagt auch sehr nahe, denn ich habe so eine Gleichgültigkeit noch nie erlebt bei einer Patientin. Deswegen bin ich wirklich froh, dass Sie da sind. Bitte geben Sie Ihrer Frau Kraft, dies alles durchzustehen. Vielleicht … gibt es noch eine Chance. Sie selbst muss den Willen dafür aufbringen, am Leben bleiben zu wollen. Das ist meine Bitte an Sie, die von Herzen kommt.« »Son-Goku!« Erschrocken blickte Bulma in die Augen ihres langjährigen Freundes, der wie ein Häufchen Elend vor ihrer Tür angelehnt war und sich kaum auf den Beinen halten konnte. Ein Anblick, der sich für immer in ihr Gedächtnis einbrannte. So gebrochen hatte sie ihn noch nie gesehen - so lange sie sich schon kannten. Sie überwand jedoch relativ schnell ihren Schock, ergriff seinen Arm und zog ihn zu sich ins Innere des Anwesens. Sie hatte schon immer recht starke Nerven besessen. Aber als Mitglied von Son-Gokus Bande war man sowieso recht abgehärtet. So schnell haute einem dann nichts mehr um. »Komm erstmal rein, ich mache dir einen Tee.« Während sie das Heißgetränk aufsetzte, warf die Türkishaarige immer wieder einen Blick auf ihren Freund. Er hatte sich, seit er sich hingesetzt hatte, nicht vom Fleck gerührt. Sein Blick war immer noch starr auf den Esstisch aus weißem Marmor gerichtet. Er schien immer noch nicht ganz da zu sein und war wie gefangen in seiner eigenen Welt. Leise seufzte sie. Das war ja auch kein Wunder. Er hatte erfahren, dass seine Frau todkrank war. Wer wäre da nicht so neben der Spur? Und auch ihr ging es sehr nahe - schließlich gehörte Chichi auch zu ihren besten Freunden. Als der Tee fertig war, schenkte sie ihm eine Tasse ein, trug sie zum Tisch rüber und stellte sie ihm direkt vor die Nase. Seine Worte kamen so unerwartet, dass sie sich ziemlich erschrak und froh war, dass sie nichts verschüttet hatte. »Wird sie wieder gesund?« Um die Fassung zu wahren, nahm sie langsam neben ihm Platz und suchte fieberhaft nach den richtigen Worten, was sich jedoch als äußerst schwierig gestaltete. Die richtigen Worte hier zu finden erwies sich schwieriger als eine Nadel im Heuhaufen zu entdecken, denn: Sie existierten nicht. Für derartige Situationen gab es schlichtweg keine richtigen Worte. Aber trotzdem … Wie sollte sie bloß anfangen? Plötzlich fiel ihr wie aus heiterem Himmel die rettende Idee ein: Bevor sie sich dazu äußerte, war es doch ganz schlau, erst einmal zu fragen, was denn der Fachmann dazu gesagt hatte. Oder sich darüber zu informieren, in welchem Stand sich Son-Goku eigentlich befand. »Was … hast du denn vom Arzt gehört?« Den Tee nach wie vor nicht anrührend – sie war sich nicht einmal sicher, ob er ihn überhaupt zur Kenntnis genommen hatte – seufzte er schwer. »Er hat mir lang und breit erklärt, was eine Leukämie genau ist. Ich habe ehrlich gesagt leider nicht allzu viel verstanden, obwohl ich wirklich konzentriert zugehört habe. Ich weiß nur, dass sie eine lebensgefährliche Krankheit ist und dass Chichi nur durch eine Spende gerettet werden kann. Doch bisher haben sie noch keinen passenden Spender gefunden.« Ernst nickte Bulma. Sie wusste darüber bestens Bescheid, denn schließlich hatte auch sie selbst lange Gespräche mit dem Arzt geführt. Auch waren bereits seine Söhne bei ihr gewesen und hatten sie um Hilfe gebeten, da nicht einmal sie, ihre direkten Nachkommen, ihr das passende Blut und das passende Knochenmark spenden konnten, was ein Test ernüchternd gezeigt hatte. Daher hielt sie es für angebracht, Son-Goku erst einmal die Lage so zu schildern, damit selbst er einen Durchblick bekam. Sie konnte ihm ansehen, wie wichtig es ihm war, hier ausnahmsweise über alles genauestens Bescheid zu wissen. Es ging schließlich um keine Geringere als Chichi. Und doch verblüfte es sie etwas – wer hätte gedacht, dass Chichi ihm doch so wichtig sein könnte. Den Eindruck hatte er zumindest bei ihr nicht gemacht – so oft, wie er ständig verduftet war. »Ein anderes Wort für Leukämie ist, wie du ja sicher schon weißt, Blutkrebs. Das heißt, dass sich in ihrem Blut vermehrt unreife, funktionsuntüchtige weiße Blutkörperchen bilden, die die roten Blutkörperchen verdrängen.« Erst jetzt merkte sie, dass auch sie drohte, wieder zu stark ins Wissenschaftliche abzudriften. Da ging wieder die Forscherin mit ihr durch. »Jedenfalls befindet sie sich in einem Stadium, wo sie nur durch eine Knochenmarkspende gerettet werden kann. Allerdings muss jemand gefunden werden, dessen Stammzellen für sie geeignet sind. In der Regel haben häufig die Angehörigen die passenden Stammzellen, doch selbst Son-Gohan und Son-Goten können nicht Spender für sie sein. Ich gehe sehr stark davon aus, dass es an den Saiyajinzellen liegt. In ihnen fließt zum Teil doch ganz anderes Blut, und das Saiyajinblut ist gegenüber dem menschlichen Blut sehr dominant. Wir haben uns alle testen lassen. Leider ist kein Knochenmark von uns für sie passend. Und leider läuft uns die Zeit davon. Jeder Tag ist für sie von größter Bedeutung. Jeder Tag könnte über Leben und Tod entscheiden.« Hilflos blinzelte Son-Goku seine Freundin an. Zwar hatte ihr der Arzt schon das Meiste berichtet, aber es nun doch ziemlich eindeutig von Bulma zu hören, gab ihm irgendwie den letzten Rest. Dass selbst sie so hoffnungslos klang … Nein, das konnte er nicht ertragen. Er konnte und wollte es nicht wahrhaben. Chichi, seine Frau, kurz vor dem Ende? Das kam ihm so unrealistisch vor. Ja, nahezu lächerlich. Das konnte sich doch nur um einen furchtbaren Traum handeln. »Was redest du da für einen Unsinn, Bulma? Chichi schafft das doch. Sie ist die stärkste Frau, die ich kenne. Natürlich schafft sie das! W- Wenn nicht sie, wer dann?« Er wollte sich nicht eingestehen, dass diese Worte größtenteils lediglich dazu dienten, sich selbst etwas vorzumachen. »Das ist sie schon lange nicht mehr, Papa.« Erschrocken fuhr Son-Goku herum und sah in die strengen Augen seines ersten Sohnes. Direkt hinter ihm stand Son-Goten mit niedergeschlagenem Blick. Son-Gohan fixierte seinen Vater, musterte ihn beinahe schon abschätzend. Man sah ihm an, wie sehr er sich zusammenriss, um ihm nicht seine Meinung gnadenlos ins Gesicht zu klatschen. Seine geballten Fäuste zitterten vor grenzenloser Anspannung. Doch letzten Endes gewannen die Emotionen die Überhand. Von Wiedersehensfreude war nicht die geringste Spur. »Seit du sie vor einem Jahr verlassen hast, ist sie nicht mehr dieselbe. Ich habe Mama noch nie so … schwach gesehen. Deinetwegen hat sie ein gebrochenes Herz. Sie ist schon lange nicht mehr die starke Frau, die wir alle kennen. Sie hat noch nicht einmal mehr einen Überlebenswillen. Sie hat von Anfang an die Krankheit akzeptiert und hat sich aufgegeben. Sie will sich gar nicht mehr helfen lassen. Sie vegetiert nur noch vor sich hin und wartet auf ihren Tod. Und wir können nur herumsitzen und gar nichts tun! Es ist alles deine Schuld! Wenn sie stirbt, dann bist du schuld. In erster Linie wäre sie dann an gebrochenem Herzen gestorben und nicht an der Leukämie. Wenn das wirklich passiert … Ich schwöre dir bei Gott: Das werde ich dir niemals verzeihen.« Inzwischen hatten sich in den Augen Son-Gohans Tränen gebildet, die nun unaufhaltsam seine Wangen hinunterflossen. Er hatte es aufgegeben, sie zurückzuhalten. Er konnte nicht mehr. Genau wie auch Son-Goten, bei dem nun ebenfalls stumm die Tränen ihren Weg fanden. Seine beiden Söhne so zu sehen … Son-Goku konnte nicht beschreiben, wie er sich dabei fühlte. Immer wieder durchbohrte ein Dolch sein Herz. Immer und immer wieder, bis nur noch blutige Fetzen davon übrig blieben. Ihm wurde erkennbar vor Augen geführt, dass es keine Hoffnung mehr gab. Er konnte gar nichts tun. Er konnte nichts machen. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so dermaßen nutzlos gefühlt. Er konnte seiner eigenen Frau nicht helfen. Er konnte sie nicht vor dem Tod bewahren. Er war dazu fähig, die ganze Welt zu beschützen, aber seine Frau … Das bekam er nicht hin. Seine Frau vor dem Tod zu beschützen. Da er ein reinblütiger Saiyajin war, konnte auch sein Blut ihr logischerweise nicht helfen. Am Ende mit seiner Kraft sackte er auf die Knie, stützte sich mit den Armen auf dem Boden ab, bevor er sein Gesicht in den kalten Fließboden vergrub und nur noch leise wimmerte. Er konnte nicht mehr. Er hatte alles verloren. Alles. Denn Chichi … war sein Ein und Alles. Und nun würde sie es die längste Zeit gewesen sein. Das wurde ihm erst jetzt so richtig bewusst. Und er könnte sich selbst dafür verfluchen, dass es ihm erst jetzt klar wurde. Schon immer war er spät dran gewesen. Schon immer hatte er andere Leute ständig ewig auf ihn warten lassen. Dass er erst jetzt wirklich zu schätzen wusste, was er an seiner Frau gehabt hatte. Und jetzt, wo er es endlich eingesehen hatte, war es zu spät. Viel zu spät. Dass Son-Gohan ihm das niemals verzeihen würde, konnte er sogar sehr gut nachvollziehen. Denn er hatte mit allem Recht gehabt. Außerdem war er derjenige, der sich das selbst am allerwenigsten verzeihen können würde. Er war so sehr damit beschäftigt, sich in seinem selbst geschaffenen Meer aus Selbstmitleid und Selbsthass zu suhlen, dass er es kaum realisierte, wie er unsanft am Kragen gepackt wurde und im nächsten Moment einen Kinnhaken bekam, der ihn auf den Boden beförderte. Alle seine Sinneswahrnehmungen waren von Taubheit eingehüllt. Daher bemerkte er den Schmerz gar nicht – weder der des Aufpralls noch der des Schlags. Und das, obwohl der Haken es in sich hatte, denn er kam von einem Geringeren als Vegeta. »Du bist eine Schande für alle Saiyajins, Kakarott!«, schimpfte dieser schon los, bekam aber von der Seite gleich mächtigen Ärger von seiner Frau. »Wie kannst du nur so unsensibel sein, Vegeta! Du kennst doch die Geschichte!« Sofort sah Vegeta zur Seite und funkelte Bulma böse an. »Halt du dich da raus; du kannst das nicht verstehen!«, blaffte er zurück, schritt fast schon gemächlich auf Son-Goku zu und kniete sich zu ihm hinunter. »Wir Saiyajins geben niemals auf, hast du das etwa schon vergessen? Egal wie ausweglos die Situation auch aussieht – wir finden immer einen Weg! Merk dir das gefälligst und heul uns hier nicht die Bude voll! Das ist ja widerlich! Das kann man ja gar nicht mehr länger mitansehen!« Alle Augenpaare waren nun wie gebannt auf die beiden Saiyajins gerichtet, zwischen denen sich im Laufe der Jahre eine wahre Hassfreundschaft – oder viel eher Konkurrenzfreundschaft - entwickelt hatte, denn wirklich hassen tat Vegeta Son-Goku schon lange nicht mehr. »Deine Frau ist die Frau eines Saiyajins. Die sind alle hart im Nehmen und haben einen wahnsinnig starken Willen. Es liegt in unserer Natur, dass wir uns zu solch dominanten Frauen hingezogen fühlen. Also mach dir keine Sorgen und sieh zu, dass du ihr zur Seite stehst und hilfst, statt dich hier selbst zu bemitleiden, klar?« Bulma weitete ihre Augen und konnte kaum glauben, was ihr Mann da gerade von sich gab. Ihr wurde richtig warm ums Herz. Manchmal konnte selbst Vegeta ziemlich nett und weich sein. Ein glückliches Schmunzeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie war stolz, dass wohl auch sie einen Teil dazu beigetragen hatte, dass er mit der Zeit richtig menschlich geworden war. Ihr war das Unmögliche gelungen: Nämlich den wildesten und stolzesten aller Saiyajins zu zähmen. Auch Son-Goku sah durch seine Worte einen Lichtblick in seiner persönlichen Finsternis und schöpfte überraschenderweise neue Hoffnung. Wer hätte jemals gedacht, dass ausgerechnet sein ehemaliger Erzfeind es sein würde, der ihn aus seiner Verzweiflung herausholte? »Du hast Recht«, murmelte er leise und lächelte matt. Als dieser ihm mit dem Anflug eines Grinsens seine Hand anbot, um ihm aufzuhelfen, ergriff er sie bereitwillig. »Danke, Vegeta.« Kapitel 5: Verzweiflung ----------------------- ******************************************Rückblick****************************************** Auch Son-Goku sah durch seine Worte einen Lichtblick in seiner persönlichen Finsternis und schöpfte überraschenderweise neue Hoffnung. Wer hätte jemals gedacht, dass ausgerechnet sein ehemaliger Erzfeind es sein würde, der ihn aus seiner Verzweiflung herausholte? »Du hast Recht«, murmelte er leise und lächelte matt. Als dieser ihm mit dem Anflug eines Grinsens seine Hand anbot, um ihm aufzuhelfen, ergriff er sie bereitwillig. »Danke, Vegeta.« ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 5: VERZWEIFLUNG »Ich will nicht sterben!« Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Das wurde bei ihrem letzten Gespräch mit Doktor Tanaka mehr als deutlich. Und sie hatte in den letzten Wochen, wenn nicht sogar Tagen ihres Lebens nichts Besseres zu tun, als ihren geliebten Mann zu verscheuchen. Er würde nie wieder kommen. War es nicht genau das, was sie wollte? Zumindest hatte sie das behauptet und ihn in diesem Glauben gelassen. Und er nahm jedes Wort wortwörtlich, war viel zu einfach gestrickt, um hinter die wahre Bedeutung ihrer Aussage zu kommen. Warum musste sie auch so kompliziert sein und immer das Gegenteil von dem aussprechen, was sie eigentlich wirklich wollte und sich wünschte? Da konnte sie doch wirklich nicht von ihm erwarten, dass er verstand, was sie wollte. Sie verstand sich doch teilweise nicht einmal selbst. Über ihre eigene Widersprüchlichkeit den Kopf schüttelnd ließ sie sich zurück ins große, weiße Kissen fallen. Was sollte nur aus ihren Söhnen werden, wenn sie bald nicht mehr da war? Sie redete sich zwar vehement ein, dass sie beide schließlich bereits ihr eigenes Leben führten und es auch ohne sie schaffen würden, da sie dank ihrer strengen Erziehung zu zwei wahren Prachtburschen geworden waren, die nun mit beiden Beinen im Leben standen. Doch … was würde aus ihm werden? Son-Goku? Ihrem Ehemann? Obwohl sie sich immer wieder ermahnte, sich keine Sorgen um ihn zu machen, weil er doch bisher immer sehr gut ohne sie zurechtgekommen war, wollte es ihr einfach nicht gelingen. Lag es vielleicht nicht zuletzt auch daran, dass sie auf diesem Wege auseinandergehen würden? Der Gedanke, bis zum Schluss nicht ehrlich zu ihm gewesen zu sein, belastete sie sehr. Konnte sie das zulassen, dass ihre letzten Momente so ablaufen würden? Schließlich dachte sie dabei doch nur an ihn. Da sie so kalt zu ihm war, würde es ihm doch bestimmt leichter fallen, über sie hinwegzukommen und endgültig mit ihr abzuschließen. Zwar würde sie keinen ewigen Frieden finden, aber das war doch irrelevant. Es lag ihr nur am Herzen, dass es ihm gut ging. Egal was das auch bedeutete: Sie würde absolut alles dafür in Kauf nehmen. Und genau diese Tatsache musste sie sich immer und immer wieder vor Augen führen, da sie sonst wirklich niemals Ruhe finden würde. Nicht einmal im Tod. Es sollte doch ausreichen, dass sie sich schon mit ihrem schlechten Gewissen ihm gegenüber für immer herumplagen musste. Doch das würde sie auch anstandslos akzeptieren. Sie würde das als wohlverdiente Strafe dafür sehen, dass sie ihn zum Schluss noch so sehr verletzt hatte – und das auch noch mit voller Absicht. Das war unverzeihlich. Aber mit dem Wissen zu sterben, dass er für immer unglücklich werden könnte – das war zu viel für sie. Schließlich gab ihr doch der Glaube, die Zuversicht, dass er wieder glücklich werden würde, die Kraft, um mit ihrem schlechten Gewissen fertig zu werden. Allein dieser Glauben ermöglichte es ihr, diese Welt mit einem zufriedenen Lächeln zu verlassen. Ein Klopfen ließ sie aufschrecken und die Gedanken und Bilder vor ihren Augen schlagartig verblassen. »Ja?«, rief sie neugierig und setzte sich langsam auf. Zum Vorschein kamen ihre beiden Söhne. Erfreut schenkte sie ihren Sprösslingen ein liebevolles Lächeln. »Wie schön, dass ihr da seid.« Sie sahen gleichermaßen angeschlagen aus. Sie hatte sie auch schon lange nicht mehr lächeln sehen – um genau zu sein, seit ihrer Schockdiagnose von vor einigen Wochen. Nachdem beide stumm Platz genommen hatten, versuchte sie eine Konversation mit ihnen anzufangen. Auch wenn es anfangs nicht danach aussah, zeigten ihre Bemühungen allmählich Wirkung, sodass zumindest ein einigermaßen lebendiges Gespräch zu Stande kam. Sie gab sich auch alle Mühe, sich ihre Erschöpfung nicht anmerken zu lassen, versuchte ihnen immer wieder ein Lächeln zu entlocken und betont fröhlich zu wirken. Ob ihre Söhne diese aufgesetzte Fassade durchschauten oder nicht, konnte sie gar nicht sagen – zumindest ließen sie sich rein gar nichts anmerken. Waren ihre schauspielerischen Künste wirklich besser, als sie gedacht hätte? Oder sie wollten ihrer Mutter lediglich diesen kleinen Triumph gönnen und sie nicht zusätzlich frustrieren, indem sie ihr zeigten, dass ihre Bemühungen vielleicht doch nicht völlig umsonst waren. Sie redeten angeregt über alltägliche, belanglose Dinge. Nie wurde das männliche Familienoberhaupt erwähnt, bis es Chichi irgendwann doch nicht mehr aushielt und von sich aus begann, sich nach ihrem Mann zu erkundigen. »Wie geht es eigentlich eurem Vater?« Während Son-Gohan nur ausweichend zur Seite sah, blickte der Jüngere abermals traurig drein. »Ihm geht es ziemlich dreckig«, beantwortete er ihre Frage zögernd, aber ehrlich. Diese Antwort versetzte ihr einen gewaltigen Stich ins Herz. Sie hielt kurz inne. Mit schmerzverzerrter Miene kniff sie ihre Augen zusammen. Zwar hatte sie das natürlich geahnt, aber trotzdem tat es weh, es nun wirklich zu wissen. Da meldete sich Son-Gohan zu Wort. »Mach dir um ihn keine Sorgen. Er kommt schon damit klar! Du musst zusehen, wie du damit fertig wirst! Du musst dich um dich kümmern, bitte Mama! Bald wird es einen passenden Spender geben; du wirst das schaffen!« Deprimiert schüttelte die Mutter langsam den Kopf. Ihre eigene Wenigkeit war nun das Letzte, woran sie dachte und wofür sie sich interessierte, weshalb sie insbesondere von seinem letzten Satz keinerlei Notiz genommen hatte. »Du hast ja keine Ahnung, mein Sohn. Ich bin schuld, dass es ihm gerade so schlecht geht. Es ist alles meinetwegen.« Sie merkte gar nicht, dass sich eine kleine Träne in ihren Augenwinkeln bildete. »Er hat mich besucht und ich habe ihn hochkant rausgeschmissen. Ich habe ihm gesagt, dass er sich nie wieder bei mir blicken lassen soll.« Am Ende ihres Satzes versagte ihr die Stimme. Ihre Tränen flossen inzwischen wie Sturzbäche ihre Wangen hinab. Erschrocken starrten die beiden Männer ihre Mutter mit tiefer Betroffenheit an. Sie hatten sie noch nie so heftig weinen gesehen. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie hatte wirklich noch nie so geweint oder – und das war die wahrscheinlichere Option – sie hatte ihre Tränen immer vor ihnen unterdrückt. Es zerbrach ihnen das Herz in Millionen Splitter, sie so sehr leiden zu sehen. Sie waren sichtlich überfordert mit dieser neuen Situation und wussten nicht, was sie tun sollten. Bis sich Son-Goten aufgebracht erhob, sich verzweifelt auf das Krankenbett stützte und Chichi eindringlich ansah. »Mama, warum hast du das getan? Weißt du, was du Papa damit angetan hast? Ich habe ihn noch nie so fertig erlebt!« »Son-Goten, das reicht jetzt!«, herrschte Son-Gohan ihn an. Im Gegensatz zu seinem unerfahrenen Bruder konnte er sich denken, warum sie das getan hatte. Ganz bestimmt steckte dahinter kein purer Egoismus – dafür kannte er sie schon zu gut. Er kannte sich zwar auch nicht besonders gut aus mit Gefühlen, dennoch war er in der Hinsicht um einiges einfühlsamer und taktvoller als sein Vater und sein kleiner Bruder – was aber eigentlich zugegebenermaßen auch nicht wirklich eine große Herausforderung war. Gleichzeitig fiel ihm aber auch auf, dass sein Vater weder seinen Besuch bei ihr noch den traurigen Ausgang auch nur mit einer Silbe erwähnt hatte. War es vielleicht im Bereich des Möglichen, dass er ihre wahren Absichten durchschaut und deshalb nichts gesagt hatte? »Bitte tut mir den Gefallen und sagt ihm ja nicht, dass ich es keinesfalls so gemeint habe, wie ich es ihm vorgespielt habe. Glaubt mir: Es ist besser so. Ich möchte, dass euer Vater glücklich wird. Und das kann er nur, wenn er mich eines Tages vergessen kann. Deshalb darf er niemals die Wahrheit erfahren. Ich weiß, dass ich da sehr viel von euch verlange. Aber bitte … Bitte erfüllt eurer sterbenden Mutter diesen letzten Herzenswunsch …« In diesem Moment ging die Tür auf. Chichi musste nicht erst hinsehen, um zu wissen, dass Son-Goku an der Türschwelle stand. Zwar war sie nicht dazu fähig, Auren aufzuspüren, doch seine Anwesenheit spürte sie immer deutlich in ihrem Herzen. Starr war ihr Blick nach unten, zu ihren ineinander verschränkten Händen gerichtet, die auf ihrem Schoß ruhten. Natürlich hatte er alles gehört. Das stellte sie auch gar nicht erst in Frage. Stumm bedeutete Son-Goku seine Söhne mit einem einzigen Blick, ihn mit ihrer Mutter alleine zu lassen. Geräuschlos verließen sie das Krankenzimmer. Schweigen. Zunächst wagte es keiner, die Stille zu unterbrechen, obwohl sie mehr als unangenehm für beide war. Sie fühlte sich wie verpestete Luft an, die drohte, sie beide zu vergiften. Chichi traute sich nach geraumer Zeit immer noch nicht, zu ihm hochzusehen und widmete sich immer noch ihren Händen. Son-Goku sprang dann doch über seinen Schatten sprang, weil er endlich loswerden wollte, was ihm tonnenschwer auf der Seele lag. »Ich … habe gewusst, dass du es gestern nicht so gemeint hattest. Ich kenne dich besser, als du denkst, mein Liebling.« Ohne dass sich Chichi dabei kontrollieren konnte, zuckte sie zusammen. Liebling. Wann hatte sie dieses Wort das letzte Mal aus seinem Mund gehört? Sie konnte diese Frage nicht beantworten. Es war schon viel zu lange her. Ihr Herz überschlug sich mehrere Male hintereinander. Wer hätte gedacht, dass so ein simples Wort nach so vielen Ehejahren immer noch ein wahres Feuerwerk in ihr auslösen konnte? Seine Stimme klang sanft, kraftlos und zugleich aber auch … heiter. Ja, beinahe schon zuversichtlich, könnte man annehmen. Ein Gefüge, welches eigentlich gar nicht zusammenpassen wollte. Chichi war nicht fähig, irgendetwas dagegen einzuwenden. Sie hatte nicht mehr länger die Kraft, die Starke zu spielen. Nicht einmal mehr eine Sekunde länger. Nachdenklich schloss sie ihre Augen, atmete behutsam all die Luft aus ihren geschwächten Lungen heraus. Sie gab ihr Bestes, um ihre Fassung zu bewahren. Doch in dem Moment, als sie spürte, wie ihr Mann sich neben sie setzte, sie mit einem Ruck an sich drückte und ihr leise ins Ohr seine Liebe gestand, brachen in ihr alle Dämme. Sie schrie all ihren Schmerz aus der jüngsten Vergangenheit heraus, krallte sich an ihren starken Mann fest und weinte. Weinte wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Weinte ihr ganzes Leid heraus, das sie bis zu diesem Zeitpunkt verdrängt hatte. All die angestaute Last der letzten Zeit entlud sich in diesem Moment. Und während sie erstickt schluchzte, offenbarte sie ihm alles, was in ihr vorging und ließ kein Detail aus. All ihre Gefühle und Gedanken teilte sie ihm mit und gewährte ihm damit Einblick in ihr tiefstes Innerstes. Er war der Erste, dem sie sich wirklich komplett anvertraute. Und er würde auch der Einzige bleiben. »I- Ich kann nicht mehr, Son-Goku. Seit ich weiß, dass ich die Krankheit habe und bald sterben werde, denke ich nur noch an dich und unsere Söhne. U- Unsere S- Söhne werden bestimmt irgendwann damit klarkommen: Sie sind jetzt erwachsen u- und führen ihr eigenes Leben. Das Gleiche gilt für meinen Vater. Aber der Gedanke, dich allein zu lassen, frisst mich auf. Ich ertrage diese Vorstellung nicht, für immer v- von dir getrennt zu sein. I- Ich kann dir nicht den Rücken kehren und dich verlassen, dich h- hinter mir lassen. D- Das geht nicht. I- Ich kann das nicht so einfach. So sehr ich mir auch w- wünschte, dass es mir genauso l- leicht fallen könnte w- wie dir … E- Es geht einfach nicht. M- Mein Herz zerreißt in tausend St- Stücke, wenn ich nur daran denke, dich f- für immer zu verlassen. Ich möchte nicht sterben. Ich möchte am Leben bleiben. Für unsere Söhne. Aber vor allem: Für dich. Ich möchte für immer mit dir zusammen sein. A- Auch wenn du nie da bist … I- Ich möchte für dich da sein, wenn du w- wieder irgendwann z- zu mir zurückkehrst. E- Es tut so weh, nur herumzusitzen und nichts tun zu können. Nur herumzusitzen und … auf den Tod zu warten. Ich habe s- solche Angst. Der Arzt hat gesagt, d- dass ich innerhalb d- der nächsten Tage d- dringend eine Spende b- brauche, sonst ist es v- vorbei. I- Ich liebe dich. Ich liebe dich s- so sehr, dass es mir so sehr w- wehtut. Ich liebe dich mehr, a- als du es je verdient hättest, du verdammter Idiot!« Wäre die Situation nicht so schrecklich aussichtslos gewesen, hätte er beim letzten Satz fast schon geschmunzelt. Er nahm ihr diese Worte keineswegs übel, denn schließlich wusste er selbst am allerbesten, dass er ihre Liebe am allerwenigsten verdient hatte. Doch ein Fakt riss ihn den Boden unter den Füßen und ließ alles in den Hintergrund rücken: Nur noch ein paar Tage? Dann würde tatsächlich über Chichis Leben entschieden werden? Bevor er wieder in ein Loch fallen konnte und den gleichen Fehler wie gestern begehen konnte, fasste er einen Entschluss. Einen Entschluss, der ihr Leben für immer verändern würde. Zweifelsohne. Zärtlich strich er ihr als tröstende Geste über den schmalen Rücken, der unentwegt bebte. Besorgt musste er feststellen, dass er jeden einzelnen Wirbel ihrer Wirbelsäule spürte. Ihr Äußeres bestand wirklich nicht mehr als aus Haut und Knochen. Sanft flüsterte er ihr beruhigende Worte zu. »Pscht. Alles wird gut. Du wirst es schaffen. Du bist stark, schließlich bist du meine Frau.« Ihre Schultern zitterten nur noch mehr. Er konnte gar nicht mit Gewissheit sagen, ob sie ihn in ihrem Weinkrampf gerade gehört hatte oder nicht. Aber das war nun auch völlig unwichtig. Hingebungsvoll gab er seiner Frau einen Kuss auf die vom Schweiß durchnässte Stirn. »Ich werde dich nicht gehen lassen. Niemals. Verlass dich drauf.« Kapitel 6: Waghalsigkeit ------------------------ ******************************************Rückblick****************************************** Sanft flüsterte er ihr beruhigende Worte zu. »Pscht. Alles wird gut. Du wirst es schaffen. Du bist stark, schließlich bist du meine Frau.« Ihre Schultern zitterten nur noch mehr. Er konnte gar nicht mit Gewissheit sagen, ob sie ihn in ihrem Weinkrampf gerade gehört hatte oder nicht. Aber das war nun auch völlig unwichtig. Hingebungsvoll gab er seiner Frau einen Kuss auf die vom Schweiß durchnässte Stirn. »Ich werde dich nicht gehen lassen. Niemals. Verlass dich drauf.« ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 6: WAGHALSIGKEIT »Ich muss es wagen, denn es gibt keinen anderen Weg, um dich zu retten!« Es war mitten in der Nacht. Chichi hatte sich in seinen Armen in einen tiefen Schlaf geweint, nachdem sie ihm erstmals gänzlich ihr Herz ausgeschüttet hatte. Traurig genug, dass die Premiere erst jetzt stattgefunden hatte. Beschützend hatte er seinen Arm um ihren schmalen Körper gelegt und sie ganz dicht an sich gedrückt. Er genoss es in vollen Zügen, wieder so richtig bei ihr sein zu können; wieder ihre Nähe und Wärme spüren zu können. Gleichzeitig war er niedergeschlagener als jemals zuvor, weil es in den Sternen stand, wie lange sie ihm noch erhalten bleiben würde; wie lange er sie noch so in seinen Armen halten durfte. Die Worte, die sie vorhin gesagt hatte, lagen ihm wie Blei in den Knochen. Sie selbst hatte keinerlei Hoffnung mehr. Sie hatte sich aufgegeben. Ihr Kampfgeist war gebrochen. Wie hatte er das nur zulassen können? Doch eines war sicher: Er würde sie nicht mir nichts dir nichts einfach so gehen lassen. Niemals. Er musste alles riskieren, um sie zu retten. Und so sehr er es auch drehte und wendete: Ihm fiel nur ein einziger Weg ein. Er wusste selbst, dass es total hirnrissig war. Dass ihn jeder offiziell für gestört erklären und ihm gleich die Papiere für die Klapsmühle in die Hände drücken würde. Doch das war ihm sowas von egal, denn er erwartete nicht, dass man ihn verstand. Das hatte ihn noch nie gekümmert. Hauptsache, er konnte Chichi helfen. Hauptsache, er konnte sie am Leben erhalten. Egal mit welchen Mitteln! Auch, wenn die Chance noch so verschwindend gering war, dass er ihr damit tatsächlich helfen konnte – er musste es einfach wagen! Ihm blieb doch gar nichts Anderes übrig, wenn er seine Frau behalten wollte. Er setzte sich auf, warf die Decke zur Seite, schob seine freie Hand unter ihr Gesäß und hob sie mit Leichtigkeit hoch. Bekümmert musste er erneut feststellen, dass sie in der Tat etliche Pfunde verloren hatte und es nicht bloß so aussah, sodass er ihr Gewicht noch weniger wahrnahm als sonst. Leise seufzte er tief, bis er durch das offene Fenster in die Dunkelheit der Nacht sprang. Würde sie es nicht mit eigenen Augen sehen, würde Bulma Briefs nicht glauben, was sich direkt vor ihren Augen abspielte. Son-Goku hatte doch tatsächlich Chichi mit im Schlepptau. Es war wohl überflüssig, nachzufragen, ob diese Handlung vom Arzt abgesegnet worden war, denn das war garantiert nicht der Fall. Doch warum wunderte es sie überhaupt noch? Schließlich ging es hier um Son-Goku. In Verbindung mit ihm war nichts, aber auch absolut gar nichts, unmöglich. Doch auch wenn sie sich dessen durchaus bewusst war – das änderte nichts an der Tatsache, dass seine Aktion einfach nur verrückt war. »Son-Goku! Sag mal, bist du nun völlig übergeschnappt? Was fällt dir ein, Chichi einfach mitzunehmen? Wenn irgendetwas passiert … Sie braucht doch sofort ärztliche Versorgung!« Bulma konnte ihrem alten Freund im ersten Moment nur überfordert Vorwürfe machen. Denn egal, wie verrückt er auch sein mochte: Damit übertraf er sich selbst. Auf ganzer Linie. Doch sein ernster Ton ließ sie sofort runterkommen. »Die Ärzte können ihr auch nicht helfen. Es liegt allein in unserer Hand, Bulma.« Tief sah er seiner Kindheitsfreundin in die Augen, die sich nicht erinnern konnte, jemals so eine feste Entschlossenheit in ihnen gesehen zu haben. Kurz unterbrach er den Blickkontakt zwischen ihnen, um seine Frau sanft auf die Couch zu legen. Sie schlief nach wie vor tief und fest, bekam nichts von alldem mit. Irgendetwas hatte er geplant. Er hatte sie also nicht ohne Grund hierhergeschleppt. Darauf hätte sie auch gleich kommen können. Er lebte zwar häufig in den Tag hinein und traf seine Entscheidungen immer gerne aus dem Bauch heraus, doch wenn es um das Wohl seiner Familie, seiner Freunde und der Welt ging, oder sei es auch allein wenn es ums Kämpfen ging, war er ein nicht zu unterschätzender Stratege, der locker mithalten konnte mit Personen mit einem weitaus höheren Intelligenzquotienten. In der Hinsicht war er ein Naturtalent und stets allen einen Schritt voraus. Das musste selbst ihr Vegeta zugeben. Schlagartig wurde der Wissenschaftlerin klar, was er vorhatte. Aber … nein. Das war viel zu grotesk; selbst für seine Verhältnisse. Ungläubig schüttelte sie den Kopf; murmelte nur Unverständliches. »Du meinst doch nicht -« Ernst nickte er ihr als Bestätigung zu. »Ich meine genau das, was du denkst, Bulma. Ich bin zurzeit nicht zu Scherzen aufgelegt.« Er wandte den Blick von Chichi ab, stellte sich nun aufrecht hin und drehte sich zu ihr um, sodass sie sich nun direkt gegenüberstanden. Entschlossen blickte er ihr in die Augen. »Ich werde ihr mein Blut geben.« »Du hast echt den Verstand verloren!«, schimpfte die Türkishaarige fassungslos, fuchtelte wild mit ihren Händen herum und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Bist du dir überhaupt im Klaren, was du da von dir gibst? Wenn selbst eure Söhne ihr nicht helfen können, wirst du es als reinblütiger Saiyajin erst recht nicht können! Dein Blut wird sie umbringen, ist dir das überhaupt klar?!« Im nächsten Moment biss sie sich erschrocken auf die Lippen. War sie zu weit gegangen? Wenige Minuten des bedrückenden Schweigens verstrichen, bevor sie langsam auf ihren Freund zuging, einfühlsam ihre Hand auf seine Schulter legte und sie leicht drückte. »Ich weiß, es fällt dir schwer, das zu akzeptieren, aber … du kannst ihr nicht helfen.« Son-Goku wäre nicht Son-Goku, wenn er dieses Faktum einfach so akzeptiert hätte. »Nein, Bulma. Ich bin ihr Mann. Es ist meine Aufgabe, sie zu beschützen. Nur ich kann ihr helfen. Es mag sein, dass wir nicht vom gleichen Volk stammen: Sie ist ein Mensch und ich bin ein Saiyajin. Das tut jedoch nichts zur Sache: Wir sind trotzdem füreinander bestimmt, gehören zusammen und sind eins. Sowohl unsere Geister als auch unsere Körper haben eine ganz besondere Verbindung zueinander. Ich bin mir ganz sicher, dass sie mein Blut annehmen wird.« Es war nahezu utopisch, was er von sich gab. Für jeden Realisten, der nur an wissenschaftliche Fakten glaubte, die sich auch nachweislich belegen ließen, wäre das, was er da faselte, komplett sinnloses Geschwafel gewesen. Und eigentlich gehörte auch sie, Bulma, zu solchen Realisten - hätte sie nicht vor gut vierzig Jahren mit Son-Goku Bekanntschaft gemacht und wäre dadurch nicht mehrfach eines Besseren belehrt worden. Die Vernunft in ihr geriet gefährlich ins Wanken. An den letzten Funken Sachlichkeit klammerte sie sich wie eine Ertrinkende an einem Rettungsring. »Sogar du müsstest wissen, dass die Ärzte bei diesem Wahnsinn nicht mitmachen werden!« Gleich nachdem sie dieses schwache Argument genannt hatte, wurde ihr dessen Überflüssigkeit klar. Es war so leicht zu durchschauen, was er vorhatte. Warum war er sonst ausgerechnet bei ihr aufgetaucht? Und trotzdem wollte sie es einfach einmal angesprochen haben. »Deswegen bin ich hier, Bulma. Du bist ein Genie; in vielerlei Hinsicht. Du hast es sogar fertiggebracht, C18 wieder zu einem Menschen umzubauen. Es wird für dich doch ein Leichtes sein, ihr mein Blut einzuflößen, oder?« Plötzlich begann Bulma wie Espenlaub am ganzen Körper zu zittern. Nun war es nicht mehr nur die bloße Sorge um ihre beste Freundin, die mit ihr durchging. Nun kam auch noch Panik hinzu. Riesengroße Panik, der sie kaum standhalten konnte. Und deren Ursache kannte sie genau. Was konnte man in so einer Situation auch tun? Es gab hier weder Richtig noch Falsch. Doch in einem Punkt war sie sich sicher – zumindest glaubte sie das. Und das teilte sie ihm auch gleich mit. »Es tut mir wirklich leid, Son-Goku, aber … das Risiko ist leider viel höher, dass etwas schiefgehen könnte. Und diese Verantwortung kann ich nicht auf mich nehmen, so gerne ich euch auch helfen möchte: Wenn es doch nicht klappt, kann ich unmöglich mit diesem Schuldgefühl weiterleben, sie auf dem Gewissen zu haben! Ich kann das einfach nicht; das darfst du nicht von mir verlangen!« Nun begann auch Son-Gokus coole Fassade, die er seit Chichis Weinkrampf aufrechterhalten konnte, zu bröckeln. Ihm kam wieder hoch, wie sie ihm unter Tränen offenbart hatte, dass sie nur noch wenige Tage Zeit hätte. Es war ihm selbst ein Rätsel, warum er es so gut wegstecken konnte Bis jetzt. Verzweifelt fuhr er sich durch das Haar und sah Bulma flehend an. »Sie wird sowieso sterben, wenn wir nichts unternehmen! Sie hat nur noch wenige Tage! Bitte lass mich nicht im Stich!« Dieser Fakt traf die Türkishaarige wie eine schallende Ohrfeige. »Nur noch wenige Tage?« Völlig am Ende mit seinen Nerven hielt sich Son-Goku den Kopf, während seine Knie unkontrolliert zusammensackten. »Ja, das hat sie mir heute erzählt.« Die Augen des Schwarzhaarigen verloren für wenige Sekunden wieder an Glanz. »Der Arzt gibt ihr nicht mehr als einige Tage Zeit«, wimmerte er so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. Bulma ging ebenfalls auf die Knie, legte ihre Arme tröstend um den geschwächten Saiyajin und drückte ihn sanft an sich. Nun benetzten auch ihr Gesicht warme, salzige Tränen. »Und weißt du, was fast schon das Schlimmste daran ist? Es wäre ein natürlicher Tod. Sie kann nicht einmal mit den Dragonballs zurückgeholt werden. Es wäre ein für alle Mal vorbei. Aber wenn es wirklich soweit kommen sollte … werde ich ihr folgen. Das schwöre ich dir.« »So weit wird es nicht kommen.« Beide sahen sich überrascht an. Ja, auch sie selbst wunderte sich, was sie gerade von sich gegeben hatte. Wer hätte gedacht, dass sie sich eines Tages mit solch ethnischen, moralischen Fragestellungen auseinandersetzen müsste. Na ja, irgendwann war immer das erste Mal. Plötzlich war sie sich sicher, dass sie es wagen wollte. Lieber etwas bereuen, was man getan hat, als etwas zu bereuen, weil man es gar nicht erst gewagt hat. Außerdem hatte sie in diesem Moment unerklärlicherweise solch ein starkes Vertrauen in Son-Goku, dass sie sich sicher war, dass egal wie es ausgehen würde, es nur besser werden konnte. Er schenkte ihr den Mut, die Zuversicht, um diesen Schritt mit ihm zu wagen. Er würde so etwas doch nie vorschlagen, wenn es seiner geliebten Frau schaden könnte. Auch wenn er oft selbst nicht wusste, was er tat. Er hatte schon immer das Talent gehabt, instinktiv immer das Richtige zu tun, ohne sich dem überhaupt richtig bewusst zu sein. Das beste Beispiel war die Vermählung mit Chichi gewesen. Obwohl er damals nicht den blassesten Schimmer gehabt hatte, auf was er sich da einließ, konnte man jetzt, mehrere Jahrzehnte später, definitiv sagen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Sie waren das süßeste Paar, das sie kannte. Auch wenn seine permanente Abwesenheit gegenteilige Schlüsse zulassen könnte: Er liebte sie so sehr wie sie ihn liebte. Schon als Kinder hatten sich ihre Wege gekreuzt; früh hatte das Schicksal sie zusammengeführt. Genau so früh hatte sie erkannt, dass die beiden zusammengehörten und ihre Liebe die Zeit überdauern würde. Andere hatten das nicht gesehen, doch sie als Frau war insoweit sensibilisiert, dass sie in den sehnsüchtigen Augen Gokus stets die tiefe Zuneigung entdeckte, wann immer er Chichi ansah. Zugegebenermaßen war sie ab und zu sogar neidisch, wenn er sie ständig »Liebling« oder »Schatz« nannte – bis Vegeta auch nur ansatzweise einmal so etwas über die Lippen kam, konnte sie warten, bis sie schwarz wurde. Dennoch freute sie sich aufrichtig für ihre engsten Freunde und gönnte ihnen dieses Glück von Herzen. Optimistisch lächelte sie ihm schließlich augenzwinkernd zu, nachdem sie sich beide fast minutenlang nur unverwandt angesehen hatten. »Alles wird gut. Ganz bestimmt.« Kapitel 7: Wiederauferstehung ----------------------------- ******************************************Rückblick****************************************** Zugegebenermaßen war sie ab und zu sogar neidisch, wenn er sie ständig »Liebling« oder »Schatz« nannte – bis Vegeta auch nur ansatzweise einmal so etwas über die Lippen kam, konnte sie warten, bis sie schwarz wurde. Dennoch freute sie sich aufrichtig für ihre engsten Freunde und gönnte ihnen dieses Glück von Herzen. Optimistisch lächelte sie ihm schließlich augenzwinkernd zu, nachdem sie sich beide fast minutenlang nur unverwandt angesehen hatten. »Alles wird gut. Ganz bestimmt.« ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 7: WIEDERAUFERSTEHUNG »Bin ich wirklich wieder gesund?« rgendetwas war anders. Sie konnte im ersten Moment diese Empfindung jedoch nicht genau zuordnen. Sie fühlte sich … besser. Richtig … gut? Erstmals seit … Wochen? Alarmiert schlug sie ihre Augen auf, wurde jedoch sofort wieder milde gestimmt, als sie direkt in das friedliche, schlafende Gesicht ihres Ehemannes blickte. Kein Wunder, warum sie sich so gut fühlte. Das war das erste Mal seit einer Ewigkeit gewesen, wo sie in den Armen ihres Mannes geschlafen hatte. Nirgendwo konnte sie besser schlafen. An Schlaf war jetzt allerdings nicht mehr zu denken. Dafür war sie viel zu glücklich, ihn zu sehen und viel zu sehr damit beschäftigt, ihn zu beobachten. Verliebt wie ein kleines Mädchen betrachtete sie seine Gesichtszüge mit solch einer Faszination, als würde sie dies das erste Mal in ihrem Leben tun. In all den Jahren hatten sie sich kaum verändert. Er war in den letzten Jahrzehnten so gut wie gar nicht gealtert. Er war immer noch so hübsch - fast noch hübscher als früher, weil sich die Erfahrung und die neu gewonnene Weisheit in seinem Gesicht eingegraben hatte. Gerade das machte ihn in ihren Augen noch attraktiver und unwiderstehlicher. Ein glücklicher Seufzer entfuhr ihr. Am liebsten würde sie ewig in seinen Armen liegen bleiben und ihn weiter mustern, aber da hatte sie die Rechnung ohne ihre Blase gemacht, die sich in diesem Moment zu Wort meldete. Zu allem Überfluss so lautstark, dass sie es nicht mehr länger ignorieren oder verdrängen konnte. So blieb ihr keine andere Wahl als widerwillig aus seiner festen Umarmung zu schlüpfen – so vorsichtig wie möglich, um ihn nicht aufzuwecken. Es erwartete sie gleich die nächste Überraschung, als sie sich erhob. Warum fiel ihr diese Bewegung plötzlich so leicht? Mehr noch: Sie fühlte sich wirklich topfit wie ein Turnschuh, obwohl sie doch bereits todgeweiht war. Erst jetzt fiel ihr auch auf, dass sie sich gar nicht mehr im Krankenhaus, sondern zu Hause befanden. Wieso hatte er sie hergebracht? Nachdenklich schritt sie zur Toilette, verrichtete ihr kleines Geschäft, ging weiter zum Waschbecken und cremte sich stumm ihre Hände mit Seife ein. Während sie ihre Finger aneinander rieb, blickte sie hoch in den Spiegel und bekam den Schock ihres Lebens. Fassungslos starrte sie in ihr eigenes Spiegelbild. Schlief sie noch? Träumte sie etwa? Hatte sie bereits Halluzinationen? Alles, absolut alles war wahrscheinlicher als das, was sie gerade mit ihren eigenen Augen sah. Sie hielt sich beide Hände unter den laufenden Wasserhahn und fasste sich sofort an die Wange. Wo waren ihre ganzen Falten? Woher hatte sie plötzlich wieder diese glänzende, schwarze Haarpracht? Es kam ihr vor, als wäre sie gute dreißig Jahre in die Vergangenheit gereist. Sie sah aus wie 25! Ungläubig kniff sie sich in ihre Backe. Aua! Leichter Schmerz war zu spüren. Wie … war das nur möglich? Perplex rannte sie zurück ins Schlafzimmer – sie war so aufgeregt, dass sie gar nicht mitbekam, wie schnell sie eigentlich war – und rüttelte an ihrem Ehemann. »Son-Goku! Schatz, wach auf!« Schlaftrunken öffnete er seinen Augen und rieb sich den imaginären Sand aus den Augen. »Was ist denn l-«, murmelte er gähnend, brach aber mitten im Satz ab, als er seine um Jahre verjüngte Frau erblickte. Ihm blieb verdattert der Mund offen stehen. Sie … war wunderschön. Und sie sah richtig gesund und fit aus. Besser als jemals zuvor. Hatte es wirklich geklappt? Sofort sprang er hellwach aus dem Bett. »Moment, ich muss Bulma und den Doktor benachrichtigen. Danach erkläre ich dir alles.« »Ich weiß zwar nicht, wie und warum, aber … sie ist geheilt. Es ist wirklich ein Wunder, das habe ich so in der Form auch noch nie erlebt.« Nach dieser freudigen Feststellung schloss Doktor Tanaka die Untersuchung ab und packte seinen Ärztekoffer zusammen. Mit einem Lächeln hielt er anschließend Chichi seine Hand entgegen. »Meinen Glückwunsch! Ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder über den Weg laufen - aber nicht mehr im Krankenhaus«, verabschiedete er sich mit einem Augenzwinkern. Natürlich wunderte es ihn sehr, warum die ehemalige Krebspatientin plötzlich um Jahre verjüngt war, doch er wollte das auch gar nicht hinterfragen. In dieser Familie schien alles möglich zu sein, denn sie war im Krankenhaus bereits bekannt wie ein bunter Hund. Er war einfach nur froh, dass sie das Schlimmste überstanden hatte. Darüber freute er sich aufrichtig. Chichi verstand nicht mehr als Bahnhof; wusste gar nicht, wie ihr geschah. Wie war das möglich? Als sie eingeschlafen war, hatte sie noch Leukämie gehabt, die so gut wie unheilbar gewesen war, und jetzt sollte sie auf einmal quasi im Schlaf geheilt worden sein? Und dann hatte sich ihr Alter auch noch halbiert und dementsprechend fühlte sie sich auch. Das war doch … utopisch; selbst für ihre Verhältnisse! Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Das war viel zu … verrückt und absurd und was es nicht noch alles für Begriffe gab, die diese Situation treffend bezeichnen könnten. Die Dragonballs konnten nicht im Spiel gewesen ein – sie waren ja zu dem Schluss gekommen, dass selbst Shenlong nichts gegen einen nahenden natürlichen Tod ausrichten konnte. Son-Goku stellte dies, wie der Arzt, ebenfalls gar nicht erst in Frage. Er war einfach viel zu glücklich; eine Welle der Erleichterung fiel über ihn und nahm ihn mit zum Meer der Sorglosigkeit. Obwohl er tief im Herzen gewusst hatte, dass sein Vorhaben klappen würde: Es vom Doktor quasi schwarz auf weiß bestätigt zu bekommen, dass sie nun wirklich wahrhaftig gesund war, war ein unbeschreibliches Gefühl. Ein befreiendes Gefühl der Gewissheit. Sie war wirklich gesund. Sie war dem Tode nun ferner als sie alle. Seine Chichi war wieder gesund und bei ihm. Alles Andere interessierte ihn nicht. Alles Andere war schlichtweg unwichtig. Alles Andere … würde sich schon irgendwie ergeben. Er hatte sich in seinem Leben noch nie leichter gefühlt. »Die Entwicklung, die Ihre Frau durchlaufen hat, ist wirklich beeindruckend - das hätte sonst niemand geschafft. Meinen Glückwunsch! Ich freue mich wirklich ehrlich von Herzen, dass Sie es am Ende doch gemeinsam geschafft haben, dem Schicksal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sie beweisen immer wieder, dass selbst in der Medizin auch Unmögliches möglich werden kann. Passen Sie gut auf Ihre Frau auf und lassen Sie sie bitte nicht wieder alleine.« Das gab Doktor Tanaka dem Ehemann noch mit auf den Weg, bevor er das Haus verließ. Son-Goku lächelte nur in sich hinein. »Das müssen Sie mir nicht sagen. Ich werde sie nie wieder verlassen. Darauf können Sie sich verlassen.« Er schloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zu Chichi, die noch ganz benommen seit Minuten in derselben Position verharrte. Sie nahm jedoch zumindest Notiz davon, dass sich ihr Mann wieder in ihrer unmittelbaren Nähe befand, blickte in Zeitlupe zu ihm hinauf und sah ihn bloß ratlos an. »Sag mir: Was ist passiert? Ich … kann es nicht glauben, dass das alles wirklich geschehen ist. Dass ich wirklich … geheilt bin. Ich habe Angst davor, das zu glauben, nur um am Ende aufzuwachen und erfahren zu müssen, dass alles nur ein Traum gewesen war. Denn alles ist wahrscheinlicher als das, was gerade vor sich geht. Das kann doch alles nicht mit rechten Dingen zugehen, oder?« Aufmunternd lächelte Son-Goku seine geliebte Frau an. Es war völlig verständlich, dass sie Angst davor hatte, das Unfassbare zu glauben, nur um danach in ein riesiges Loch der Enttäuschung zu fallen, aus dem sie sich nie wieder befreien können würde. »Es ist alles wahr.« Schmunzelnd ging er auf sie zu, legte seine Arme um ihren schmalen Körper und drückte sie an sich. »Der Albtraum ist vorbei, Liebste«, hauchte er ihr zärtlich ins Ohr. »Aber … wie ist das möglich?« Immer noch sah er unzählige Fragezeichen über ihrem Kopf schweben. Er fand es ziemlich süß, denn so hilflos bekam er sie wirklich nicht oft zu sehen – dafür war sie sonst viel zu tough. »Ich … sah keinen anderen Ausweg und entschied kurzerhand, dir mein Blut zu spenden. Mein Blut nahmst du auch ohne Komplikationen an, wie ich es erwartet hatte. Laut Bulma war es ziemlich riskant, weil ich sicher nicht der passende Spender für dich bin, wenn es noch nicht mal unsere Söhne sind aufgrund des Saiyajinblutes, das in ihren Adern fließt. Aber irgendwie hatte ich es im Gefühl gehabt, dass du mein Blut nicht abwehren würdest. Ich war mir so sicher, dass es klappen würde. Ich hörte wie immer auf meinen Instinkt. In Bezug auf dich lag ich bisher schließlich immer richtig; meine Bauchentscheidungen stellten sich immer als richtig heraus. Schon allein, dass ich dich damals geheiratet hatte, war eine reine Instinktentscheidung gewesen. Obwohl ich damals keinen blassen Schimmer gehabt hatte, was es bedeutete, jemanden zur Frau zu nehmen und eine Ehe zu führen und somit auch keine Ahnung gehabt hatte, auf was ich mich da einließ, so war das doch die beste Entscheidung meines Lebens gewesen, die ich noch nie auch nur für eine Sekunde bereut habe.« An dieser Stelle plagte Chichi unerwarteterweise das schlechte Gewissen. Im Gegensatz zu ihm hatte es bei ihr durchaus Momente gegeben, wo sie von Reue erfüllt gewesen war. Wo sie es sogar bereut hatte, ihn überhaupt kennengelernt zu haben. Okay, diese Momente waren zwar immer von kurzer Dauer gewesen, und doch hatte es sie gegeben. Und zwar jedes Mal, wenn er sie verlassen hatte. Denn es hatte jedes verdammte Mal so sehr wehgetan, vergleichbar damit, als hätte er ihr mit jedem Weggang mit Gewalt ein Stück ihres Herzens herausgerissen. Am Ende war von dem Herzen nicht mehr als ein blutiger Fetzen übrig geblieben, sodass sie sogar begonnen hatte, ihn dafür zu hassen, was er ihr all die Jahre mit seiner Abwesenheit angetan hatte. Es hieß, dass eine Frau jemanden nur richtig hassen konnte, wenn sie ihn mit Leib und Seele liebte, weil allein derjenige dazu fähig war, sie ernsthaft und tief zu verletzen. Das traf in ihrem Fall hundertprozentig zu. Diese Hypothese konnte sie nur bestätigen. Letzten Endes konnte sie doch nicht abstreiten, dass sie ihn nach wie vor abgöttisch liebte wie keinen anderen. Aber zurück zur Gegenwart: Das schlechte Gewissen zerfraß sie beinahe, da er kein einziges Mal an seiner Liebe zu ihr gezweifelt und nie derartige Gedanken besessen hatte. Sie war sich auch absolut sicher, dass er da die Wahrheit sagte, denn wenn Son-Goku einer Kunst überhaupt nicht mächtig war, dann war es das Lügen. Schuldbewusst biss sie sich auf die Unterlippe, war sich jedoch nicht sicher, ob er von ihren Zweifeln überhaupt Kenntnis genommen hatte, denn er fuhr unbeirrt fort mit seiner Rede. »Bulma schob zunächst natürlich gleich Panik, da doch realistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit, dass du meine Spende nicht aufnehmen kannst, sehr viel höher war und im Vergleich dazu die Chance, dass meine Stammzellen passen, so ziemlich gleich Null waren. Aber trotzdem habe ich sie am Ende doch überreden können, mir zu helfen. Denn sonst … hättest du es wohl nicht geschafft, schließlich hattest du ja nur noch ein paar Tage Zeit gehabt. Ich musste einfach irgendetwas unternehmen. Und wie man sieht, habe ich Recht gehabt. Dir scheint es besser zu gehen als jemals zuvor. Mein Knochenmark und mein Blut bekommen dir anscheinend ganz gut.« Fröhlich gab er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich darüber bin. Vor allem, dass ich derjenige sein durfte, der dich retten konnte. Es ist ein noch überwältigenderes Gefühl als die ganze Welt zu retten. So etwas habe ich noch nie erlebt.« Auch wenn das weit hergeholt klang, war sie sich bewusst, dass er es vollkommen ernst meinte. Sie kaufte ihm jedes Wort ab, das er von sich gab. Und für sie war es mindestens genauso überwältigend, solche Worte aus seinen Lippen zu hören, von denen sie niemals geglaubt hatte, sie jemals zu hören zu bekommen. Denn seit wann sprach Son-Goku so romantisch und einfühlsam? Seit wann war er so gesprächig, was seine Gefühle betraf? So taktvoll? Was war mit ihrem gefühlsdusseligen Son-Goku passiert? Normalerweise zeigte er ihr seine Liebe nur durch Taten, Mimiken und Gesten, aber kaum durch tiefgründige Worte. Er war doch immer für eine Überraschung gut. Doch gleichzeitig war sie viel zu glücklich, um sich darüber einen Kopf zu machen. Denn in diesem Augenblick fiel jeglicher Ballast, die mit ihrer Krankheit verbunden gewesen war, von ihr ab. Sie fühlte sich plötzlich so leicht, als wäre sie ein Gewicht von zig Tonnen losgeworden. Als würde sie wahrhaftig schweben. Wie Diamantenstaub. In ihr floss das kräftige Blut ihres Göttergatten, das den Kampf gegen die Leukämie haushoch gewonnen hatte. Entlastet schloss sie ihre Augen, während die Tränen der glücklichen Erleichterung in ihnen schossen. »Ich danke dir«, schluchzte sie nur noch erstickt, bevor sie sich in seinen Armen fallen und ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Son-Goku ließ es mit einem glücklichen Schmunzeln zu und strich ihr zärtlich durch das Haar. Kapitel 8: Neue Kräfte ---------------------- ******************************************Rückblick****************************************** Entlastet schloss sie ihre Augen, während die Tränen der glücklichen Erleichterung in ihnen schossen. »Ich danke dir«, schluchzte sie nur noch erstickt, bevor sie sich in seinen Armen fallen und ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Son-Goku ließ es mit einem glücklichen Schmunzeln zu und strich ihr zärtlich durch das Haar. ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 8: NEUE KRÄFTE »Was ist mit mir passiert?« Seit Chichis wundersamen »Wiederauferstehung« waren drei Tage verstrichen. Inzwischen hatten sie bereits alle Freunde besucht. Jeder war natürlich erstaunt, dass sie auf einmal um so viel jünger aussah, waren aber gleichzeitig auch heilfroh, dass sie die Krankheit besiegt hatte und sie kerngesund war. Die Freude überwog natürlich bei allen, sodass sie das Glück gar nicht in Frage stellten. Bulma war sich sicher, dass die Ursache dieser ominösen Verjüngung in der Knochenmarkspende Son-Gokus lag. Saiyajinblut war selbstverständlich um ein Vielfaches stärker als menschliches Blut. Deswegen fühlte sie sich auch so fit, und da Saiyajinzellen ewig jung blieben, durfte nun wohl auch Chichi den Luxus der ewigen Jugend genießen. »Ich lasse mir auch mal von meinem Mann Blut spenden, dann sehe ich endlich auch wieder aus wie eine zwanzigjährige Frau«, beneidete Bulma ihre Freundin mit einem Augenzwinkern und schielte kurz zu Vegeta rüber, der nur genervt seine Augen verdrehte und ein abfälliges Grummeln von sich gab. Sie kam offenbar öfters auf dieses Thema zu sprechen. Typisch Bulma. Dezent ignorierte sie seinen wortlosen Kommentar. »Du hast aber auch verdammtes Glück gehabt, dass dein System keine Antikörper gegen dieses fremde Blut gebildet hat. Du hast die Spende wirklich sehr gut aufgenommen; ich bin begeistert!« »Habe ich es dir nicht gesagt, Bulma?«, meinte Son-Goku mit einem selbstbewussten Grinsen und legte liebevoll seinen Arm um Chichi. »Meine Frau blockt mein Blut ganz sicher nicht ab. Wir kennen uns einfach. In jeder Hinsicht – das gilt sogar für unser Blut.« Chichi wurde rot bei dem Gedanken, als sie sich wieder bewusst wurde, dass er sie tatsächlich in- und auswendig kannte. Sowohl ihren Charakter, ihren Geist, als auch ihren Körper … Sie war nun wirklich … glücklich. Sie hatte schließlich alles, was sie zum Glücklichsein brauchte. Sie war gesund; ihre Familie und ihre Freunde waren bei ihr und vor allem hatte sie ihn wieder. Das war das Allerwichtigste. Und diesmal sollte es auch für immer sein. Das hatte er ihr hoch und heilig geschworen am späten Abend jenes Tages, an dem sie wieder gesund erwacht war. Und sie wusste, dass er es diesmal wirklich ernst gemeint hatte. Son-Goku hatte sich stark verändert seit ihrer Krankheit, soweit man das nach drei Tagen behaupten konnte. So kurz davor zu sein, sie für immer zu verlieren, schien wirklich etwas in ihm bewegt zu haben. Er war sehr viel zärtlicher und einfühlsamer als früher. Er zeigte ihr bei jeder Gelegenheit, wie sehr er sie liebte und begehrte. Auch, wenn er in den letzten gemeinsamen Nächten im alles entscheidenden Moment immer kurz zuvor doch einen Rückzieher gemacht hatte mit der Begründung, dass sie sich lieber noch einige Tage erholen sollte. Obwohl sie sich beide so sehr wollten nach so langer Zeit, sah sie ein, dass er Recht behielt. Doch die Vorfreude darauf wuchs. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Stunde für Stunde. Minute für Minute. Sogar Sekunde für Sekunde … Doch irgendetwas hinderte auch sie daran, sich vollends ihrem Glück hinzugeben. Es handelte sich gewiss nicht um die ungestillte, unbändige Sehnsucht und das Verlangen. Es war tief in ihrem Kopf verankert und weit hinter einem abgelegenen Winkel versteckt, doch es machte sich immer wieder dezent bemerkbar: ihr schlechtes Gewissen. Damit unweigerlich verbunden die Frage in ihrem Kopf, ob ihr Mann auf diesem Wege wirklich dauerhaft glücklich werden konnte. Er war schließlich ein Krieger – ein friedliches, sesshaftes Leben passte doch gar nicht zu ihm. Er hatte durchaus seine Gründe gehabt, warum er in der Vergangenheit sie und ihr gemeinsames Leben immer wieder hinter sich gelassen hatte. Er konnte so auf Dauer einfach nicht glücklich werden. Er war schon immer jemand, der nach neuen Herausforderungen suchte; der sich immer wieder beweisen musste; der immer der Allerstärkste von allen sein wollte. Was konnte sie nur tun, um ihn wahrhaftig glücklich zu machen? Wenige Tage später, als sie friedlich auf der Wiese vor ihrem Haus saßen bei hochsommerlichen Temperaturen – sie sitzend und lehnend an einen Apfelbaum, während er sein Kopf auf ihren Schoß gebettet hatte – entschied sich Chichi, ihn auf ihre Bedenken anzusprechen. »Liebling?« Zärtlich strich sie mit ihren Fingerspitzen durch sein widerspenstiges Haar. Schmunzelnd hörte sie sein zufriedenes Schnurren. Sie wusste natürlich ganz genau, dass er es liebte, wenn sie ihm so durch das Haar fuhr. »Hm?« »Bist du … glücklich? So, wie es jetzt gerade ist?« Son-Goku öffnete verwundert ein Auge und sah zu ihr hoch. »Wie kommst du jetzt auf einmal darauf? Natürlich bin ich glücklich. Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist und ich bei dir sein kann.« Ein kleiner Stich machte sich in ihrem Herzen bemerkbar. So sehr würde sie ihm gerne galuben. So sehr … Das würde so vieles erleichtern. Aber vor allem würde es sie erleichtern. Und das wäre mehr als nur egoistisch. »Aber ist es dir nicht zu … friedlich? Zu starr? Zu langweilig? So ganz ohne Herausforderung?« Letzten Endes sprach sie ihre Zweifel doch komplett aus und sah ihm unsicher in die schwarzen Augen. Son-Goku schenkte ihr nur ein liebevolles Lächeln, bevor er sich langsam aufsetzte und ihrem Gesicht gefährlich nahe kam. Chichi war einfach eine unglaubliche Frau. Statt einfach nur ihr Glück in vollen Zügen zu genießen, dachte sie in erster Linie immer noch über sein Wohl nach. Womit hatte er sie nur verdient? »Ich habe doch eine Herausforderung. Die größte und schwierigste Herausforderung, die es für mich gibt, ist es, dich glücklich zu machen. Wenn ich das schaffe, bin ich der glücklichste Mann auf diesem Universum.« Leicht küsste er sie auf die Nasenspitze, nachdem er ihr diese Worte zärtlich zugehaucht hatte. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie war von seinen Worten so gerührt, dass sie ihn im ersten Moment nur fassungslos anstarren konnte. Bis sie endlich die richtigen Worte fand, die seinen auch nur annähernd gerecht werden konnten. »Du machst mich doch schon glücklich. Mit jeder Sekunde, in der du bei mir bist. Mehr brauchst du gar nicht zu tun. Das ist gar keine Herausforderung. Es ist für dich so leicht, mich glücklich zu machen. Du bist der Einzige, dem das gelingt. Weil du dafür überhaupt nichts tun musst.« Sie schloss ihre Augen und berührte zärtlich seine weichen Lippen. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch schwirrten wie verrückt umher, als ihr Kuss leidenschaftlicher wurde und auch ihre heißen Zungen ins Spiel kamen. Es war, als ob nicht nur ihre Erscheinigung jünger geworden war, sondern auch ihre Hormone … Nach wundervollen Minuten lösten sie sich voneinander, sahen sich mit leicht geröteten Wangen tief in die Augen. Es war wundervoll, dieses Knistern zwischen ihnen wahrzunehmen. Allerdings gab es da noch etwas, was sie beschäftigte: Seit ihrem Erwachen spürte sie einen gewissen Drang neben dem Verlangen, endlich wieder mit ihrem Mann zu verschmelzen. Einen Drang, den sie längst für vergessen geglaubt hatte … »Lass uns kämpfen!« Son-Goku fiel aus allen Wolken und blinzelte seine Frau mit so großen Augen an, als hätte sie gerade ihren Verstand verloren. Hatte er richtig verstanden? Das letzte Mal, wo sie wahrhaftig miteinander trainiert hatten, war, bevor sie erfahren hatte, dass sie mit Son-Gohan schwanger war. Sprich: Es war also schon eine ganze Ewigkeit her. Sie waren ja nicht mehr die Jüngsten. Daher brachte er auch nicht mehr als ein verdattertes »Bitte was?« heraus. »Ich weiß nicht warum, aber ich möchte unbedingt kämpfen – ehrlich gesagt juckt es mich schon die ganze Zeit so richtig in den Fingern«, offenbarte Chichi ihrem verblüfften Ehemann grinsend und steckte ihre Haare zu einem lockeren Dutt hoch, weil sie sie bis eben noch offen getragen hatte. Immer noch völlig perplex von ihrem plötzlichen Sinneswandel erhob sich der Saiyajin, stand nun direkt vor ihr und bot ihm seine Hilfe beim Aufstehen an, die sie dankend annahm. Dabei konnte er seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie trug ein ziemlich kurzes Kleid im chinesischen Stil und in einem verführerischen Magentaton, welches ihre langen elfenfeinfarbigen Beine noch mehr zur Geltung brachte. Dadurch, dass sie nun auch noch aussah wie Mitte Zwanzig, sah sie so attraktiv aus, dass es eigentlich schon verboten gehörte. Lange würde er es nicht aushalten können. Nun war sie ja eigentlich schon einige Tage aus dem Krankenhaus entlassen - bald würde sie bestimmt wieder soweit fit sein, um endlich eine leidenschaftliche Nacht mit ihm zu verbringen. Darauf freute er sich schon wie ein kleines Kind. Denn wenn sie sogar schon in der Verfassung war, zu kämpfen … Daher hatte er auch starke Zweifel, ob er sich so überhaupt auf den kleinen Kampf konzentrieren konnte. Und jeder, der ihn auch nur ansatzweise kannte, wusste, dass das bei ihm schon etwas hieß. Wenige Augenblicke später standen sie sich einige Meter voneinander entfernt gegenüber in Kampfstellung. Ohne Vorwarnung rannte Chichi schon auf Son-Goku zu und griff ihn an. Noch wich er mühelos aus, musste aber überrascht zugeben, dass sie wirklich ziemlich schnell war. Die Geschwindigkeit hatte schon immer zu ihren Stärken gehört – genau wie ihre Wendigkeit. Langsam kam auch Son-Goku in Fahrt, grinste seine Frau mit einer Mischung aus Kampfeslust und Zärtlichkeit herausfordernd an. »Zeig schon, was du draufhast, Liebling!« Das spornte sie an. Aus Chichis Kehle kam ein lauter Kampfschrei, und Son-Goku blieb es natürlich nicht verborgen, dass sich ihre Aura veränderte. Plötzlich schoss ihre Kampfkraft blitzartig in die Höhe. Darüber war er so verblüfft, dass er gar nicht bemerkte, dass sie wieder direkt vor ihm auftauchte und ihm diesmal eine Backpfeife verpasste, die ihr Ziel nicht verfehlte. »Aber aber, mein Schatz«, provozierte sie ihn selbstsicher und gab ihm einen Luftkuss, bevor sie akrobatisch mit einem Flickflack wieder einige Meter vor ihm zum Stehen kam. «Nur, weil ich deine Frau bin, darfst du doch deine Deckung nicht vernachlässigen.« Seine Mundwinkel formten sich zu seinem typischen Grinsen. Das versprach, lustig zu werden. »Dann mal los!«, rief er freudig, flitzte auf sie zu und lieferte sich mit ihr ein leidenschaftliches Gefecht aus Schlägen und Tritten. Sie waren total darin vertieft, und selbst Son-Goku fühlte sich keineswegs unterfordert. Im Gegenteil: Es machte ihm richtig Spaß, gegen seine Frau so spielerisch zu kämpfen. Auch Chichi konnte kaum glauben, dass sie Son-Goku tatsächlich nicht langweilte und ihn forderte – genau danach sah es jedenfalls aus. Seine immer wiederkehrenden verwunderten Blicke verrieten es ihr. Er war einfach so leicht zu durchschauen. Schon immer. So vergaßen beide komplett die Zeit. Erst, als plötzlich eine violette Energiekugel haarscharf direkt neben seinem Ohr vorbeiflog, unterbrachen sie den Trainingskampf keuchend. Son-Goku sah der Kugel ungläubig hinterher, bevor er seinen Blick hinunter zu Chichi gleiten ließ. »Was … war das?«, fragte er sie erschrocken. Auch Chichi war nicht weniger überrascht über die Attacke, die aus ihren eigenen Händen gekommen war. »Ich … weiß es nicht«, antwortete sie wahrheitsgetreu und sah ihn mit großen, ratlosen Augen an. »Kannst du das wiederholen?«, bat er sie. Chichi nickte kurz, streckte beide Hände aus und konzentrierte all ihre Energie auf ihre Hände – diesmal bewusst. Wieder bildete sich eine Kugel, jedoch war sie noch größer als die vorherige. Mit einem kurzen Schrei ließ sie los und der Energiebündel schoss mit solch einer Wucht geradewegs auf einen Felsen zu, so dass er kurz darauf in tausend Teile zerbrach. »Wahnsinn!«, stieß Son-Goku nur hervor und sah seine Frau fassungslos an, die seinen Blick mit der gleichen Mimik erwiderte. »Wow, das kommt bestimmt von deinem Blut!«, sprach Chichi das Offensichtliche aus. »Hm, anders kann ich es mir auch nicht erklären«, stimmte er mit ihrer Meinung überein. Im nächsten Moment kam ihm eine blendende Idee. »Ich möchte mal etwas testen.« Er verließ den Boden unter seinen Füßen schwebend. »Schieße eine Kugel ab und bündele darin all die Energie, die du zur Verfügung hast. Gib alles und ziele dabei direkt auf mich.« Jede normale Frau hätte Angst, damit den eigenen Mann schwer zu verletzen, doch bei Son-Goku konnte sie sich sicher sein, dass er ihren Angriff leicht abwehren oder überstehen konnte. Er war schließlich der stärkste Mann des Universums. Ihr Mann. Daher stimmte sie mit einem selbstsicheren »In Ordnung!« zu. Sie fühlte sich irgendwie richtig gut und kam sich wahnsinnig stark vor. Als könnte sie Bäume ausreißen. Diese neu gewonnene Stärke tat ihrem Selbstbewusstsein, der die letzten Jahre etwas gelitten hatte, mehr als nur gut, und sie war selbst mehr als gespannt, welche Kräfte in ihr schlummerten durch das Blut Son-Gokus, welches nun in ihren Adern floss. Die Neugier, sich selbst neu zu entdecken, hatte sie nun vollends gepackt. Erwartungsvoll schwebte Son-Goku gute fünfzig Meter vor ihr. Sein Gefühl verriet ihm, dass er jetzt noch einmal richtig überrascht werden würde. Und bisher hatte er die Erfahrung gemacht, dass auf dieses Gefühl immer Verlass war. Bei so etwas hatte es sich noch nie geirrt. Er verfolgte jede ihrer Bewegungen mit Argusaugen, und als sie plötzlich eine ihm nur allzu bekannte Kampfposition annahm, verschlug es ihm tatsächlich die Sprache trotz Vorahnung: Sie hatte ihre Beine leicht auseinander gespreizt und formte ihre Hände zu einem Ball. »Kame- …« Chichi konzentrierte all ihre Energie auf den Punkt zwischen ihren Händen, eine kleine hellblaue Kugel entstand dazwischen. »Hame- …« Nach dem ersten Schockmoment bildete sich ein Lächeln auf den Lippen des Saiyajins. Warum hatte es ihn überhaupt verwundert, dass sie diese Technik offenbar beherrschte? Schließlich hatte er sie auch vor ihr nicht selten vorgeführt. Oft genug hatte sie diese Technik von ihm zu sehen bekommen. Seine Frau hatte eben doch ein verborgenes Talent in sich. Sein Stolz konnte er in diesem Moment gar nicht in Worte fassen. Grinsend macht er sich für ihre Attacke bereit. Die Kugel zwischen ihren Händen wurde immer größer. Sie bündelte die Energie und ließ sie schließlich mit einem lauten »Ha!« los, während ihre Hände nach vorne schossen. Eine gigantische Schockwelle stürmte direkt auf Son-Goku zu, der den Angriff lächelnd und scheinbar mühelos auswich. »Nicht schlecht!«, dachte er sich. Und doch wollte er sehen, was sie wirklich noch draufhatte. Er wollte alle ihre verborgenen Kräfte aus ihr herauskitzeln. Im Gegensatz zu seinen anderen Trainingspartnern konnte er allerdings nicht fies und provozierend gegenüber seiner Frau sein. Das könnte er nicht über das Herz bringen. Da bevorzugte er eher die sanfte Tour und war sich sicher, dass das auch ausreichen würde. »Weiter, mein Schatz!«, rief er ihr aufmunternd zu. »Halt dich nicht zurück und lass all deine Energie frei! Zeig mir, was du kannst, Liebling!« Seine Worte halfen merklich. Chichi mobilisierte all ihre Energiereserven, die sie noch zur Verfügung hatte, und schrie alles aus sich heraus. Und mit einem Mal spürte sie in sich eine gigantische Explosion. Eine neuartige Kraft floss durch ihre Adern. Sie fühlte sich stärker als jemals zuvor. Wie neu geboren. Aus dieser neuen Quelle setzte sie in ihr Mega-Kamehameha ein, das damit die maximale Kraft erreichte, die sie aufbringen konnte. Überrumpelt über diesen plötzlichen Energieschub weiteten sich Son-Goku Pupillen fasziniert. Die Kampfkraft Chichis stieg bis ins Unermessliche! Doch er hatte gar keine Zeit, sich darüber zu wundern – schließlich hatte er noch ihr Kamehameha am Hals. Er sah keine andere Wahl, als sich in einen Super-Saiyajin zu verwandeln, da er sonst nicht in der Lage gewesen wäre, ihre Attacke abzuwehren. Als die blaue Energiewelle zwischen ihnen verpuffte, traute Son-Goku seinen eigenen Augen nicht, als er seine Frau erblickte. Langsam landete er direkt vor ihr. Er öffnete seine Lippen, doch wollte kein Ton seine Kehle verlassen. Ehrfurcht überkam ihn, jedoch auf andere Art und Weise als gewohnt. Anders als sonst fürchtete er sich nämlich nicht vor ihrem Temperament, sondern vor ihrer Kampfkraft. Chichi umgab eine starke, goldene Aura. Ihre Haare hatten sich von ihrem Dutt gelöst, flogen in alle Richtungen und waren … blond. Ihre Augen waren auch nicht mehr schwarz, sondern hatten einen ihm nur allzu vertrauten Türkiston angenommen. Die Augenfarbe, die er eigentlich nur von Son-Gohan, Son-Goten, Vegeta und Trunks kannte. Und von sich selbst. Nur von den Super-Saiyajins. Und das ließ nur noch einen Schluss zu: Chichi, seine Frau, hatte sich gerade vor seinen Augen in einen Super-Saiyajin verwandelt. Kapitel 9: Lebenssinn --------------------- ******************************************Rückblick****************************************** Chichi umgab eine starke, goldene Aura. Ihre Haare hatten sich von ihrem Dutt gelöst, flogen in alle Richtungen und waren … blond. Ihre Augen waren auch nicht mehr schwarz, sondern hatten einen ihm nur allzu vertrauten Türkiston angenommen. Die Augenfarbe, die er eigentlich nur von Son-Gohan, Son-Goten, Vegeta und Trunks kannte. Und von sich selbst. Nur von den Super-Saiyajins. Und das ließ nur noch einen Schluss zu: Chichi, seine Frau, hatte sich gerade vor seinen Augen in einen Super-Saiyajin verwandelt. ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 9: LEBENSSINN »Endlich haben wir wieder ein klares Ziel vor Augen …« »Wie … hast du das angestellt?«, fand Son-Goku nach etlichen Minuten endlich seine Stimme wieder. Chichi sah überrascht zu sich herunter, konnte selbst kaum begreifen, was sie da eigentlich getan hatte oder was mit ihr geschehen war. Getan hatte sie gar nichts. Zumindest nicht bewusst. »Ich … weiß es nicht«, antwortete sie abermals wahrheitsgemäß und musterte ihren Mann nun mit fragendem Blick. Es klang seltsam, doch sie konnte sich wirklich nicht erklären, wie sie das angestellt hatte. Ja, was genau hatte sie eigentlich überhaupt angestellt? Nicht einmal darüber war sie sich im Klaren. Nach ihrer Verwandlung schien sie kaum Kraft zu verlieren; blieb im Super-Saiyajin-Modus, und das scheinbar mühelos. Gerade diese Tatsache verblüffte Son-Goku sogar noch mehr als die Tatsache, dass sie sich verwandelt hatte, denn als sich damals Son-Gohan das erste Mal in einen Super-Saiyajin verwandelt hatte, hatte er diesen Status nicht allzu lange beibehalten können und hatte sich innerhalb weniger Sekunden zurückverwandelt. Doch bei ihr war nicht die geringste Anstrengung zu erkennen. Behutsam schritt er auf seine Frau zu, kam direkt vor ihr zum Stehen und streichelte zärtlich ihre Wange. Sie war es wirklich. Sie war Chichi. Seine Chichi. Er ließ von ihrer Wange ab, nahm eine fliegende Haarsträhne und ließ sie durch seine Finger hindurchgleiten. Erschrocken sah Chichi zu der besagten Strähne. Sofort entfuhr es ihr überrascht: »Ich bin … blond?« Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Sie war offensichtlich um ein Vielfaches stärker geworden und sah anders aus – genau wie er, wenn er in seiner verwandelten Form war. Dennoch war und blieb sie seine Frau. Genau das hauchte er ihr auch verliebt zu, bevor er sich zu ihr herunterbeugte und ihr einen zärtlichen Kuss gab, der sie wieder alles um sich herum vergessen ließ … »So wie ich es vermutet habe: Durch die Spende Son-Gokus bist du nun auch zu einem vollwertigen Saiyajin geworden. Sein Blut, das nun durch deine Adern fließt, ist nämlich eindeutig dominant und hat all das menschliche Blut absorbiert und ein völlig neues Blut gebildet. In dir ist kein einziger Tropfen menschliches Blut mehr zu finden. In dir schlummert nun ein waschechter Saiyajin, Chichi. Das ist das Resultat, nachdem dein Körper seine Blutspende anstandslos angenommen hat.« Das war Bulmas nüchterne Feststellung, nachdem sie ihr eine Blutprobe entnommen und diese genauestens untersucht hatte. »Damit ist sie die letzte reinblütige Saiyajinfrau, die noch existiert«, gab Vegeta seinen Senf dazu, der sich bis zu diesem Zeitpunkt an diesem Nachmittag stets im Hintergrund gehalten hatte. »Wer hätte das gedacht.« Den schleichenden Stolz in seiner Stimme konnte er allerdings kaum verbergen. Zwar hatten sie natürlich schon so etwas in der Richtung vermutet – allerspätestens nach ihrer beeindruckenden Verwandlung vorhin – aber es nun von Bulma zu wissen, war doch ein völlig anderes Kaliber. Stutzig starrte Chichi zu ihren eigenen Händen hinab, als würde sie sie zum ersten Mal in ihrem Leben so richtig begutachten. Sie war … ein Saiyajin? Genau wie Son-Goku? Allein der Gedanke war völlig abwegig. All die Jahre hatte sie über diesen Saiyajin-Mist geschimpft, weil es schließlich hauptsächlich auf diese Wurzeln zurückzuführen war, dass ihr Mann so vernarrt in das Kämpfen war. Dass sie ihn immer mit seiner Kampfleidenschaft teilen musste. Zwar war sie selbst eine Kampfsportlerin gewesen, doch hatte ihre Liebe zu dieser Sportart nie so weit gereicht wie es bei Son-Goku schon immer der Fall gewesen war. Eine Liebe für das Kämpfen, wozu nur die Saiyajins fähig waren. Eine Liebe, mit der sie geboren wurden. Genau diese Leidenschaft hatte sie vorhin während des kleinen Kampfes gegen Son-Goku am eigenen Leibe gespürt. Es war wie ein Rausch. Ein Rausch, den man nicht mehr missen möchte. Niemals. Nun verstand sie endlich, wie es ihrem Mann all die Jahre ergangen war. Warum er immer seine Kräfte mit übermächtigen Gegnern messen wollte. Warum ihm das Kämpfen allein solche Freude und derartige Glücksgefühle bescherte. Sie verstand ihn fast mehr, als ihr lieb war, denn: Sie empfand gerade nämlich genau dieselben Gefühle. Sein Blut floss nun durch ihren Körper und erhielt sie am Leben. Sie war kein schwacher Mensch mehr. Sie war stark. So stark wie noch nie zuvor. Son-Goku konnte seinen Blick kaum von seiner Frau abwenden. Sie hatte sich wirklich verändert. Sowohl äußerlich als auch innerlich. Ihre Zellen waren nun ebenso jung wie seine eigenen und sie strotzte nur so vor Kraft, Dynamik und Energie. Nicht, dass es bisher nicht so gewesen wäre, denn wenn sie etwas tat, dann stets mit all der Leidenschaft und Hingabe, die sie dafür aufbringen konnte. Das war eine der vielen Gründe, warum er sie so abgöttisch liebte. Doch diesmal beeindruckte sie ihn noch mehr. Eine ganz besondere Leidenschaft loderte in ihren Augen auf, die er bisher noch nie in so ausgeprägter Form in ihnen gesehen hatte: Kampfeslust. Als würde er geradewegs in seine eigene Seele blicken, wenn er in ihre Augen sah. Und trotzdem war sie immer noch Chichi. Die Frau, die er über alles liebte und begehrte. Daher fand er ihr nächstes kleinlautes Geständnis ziemlich amüsant. »Das erklärt natürlich auch, warum ich beim Spülen versehentlich einige Geschirrteile zerschmettert habe.« Ein gefundenes Fressen für ihn, um sie ein wenig damit aufzuziehen, wie er fand. Mit gespielten Entsetzen sah er sie an. »Wie bitte? Du hast etwas kaputt gemacht? Dass ich davon nichts mitgekriegt habe …« »Ich habe es ja auch nicht an die große Glocke gehängt.« Augenverdrehend fügte sie widerwillig hinzu: »Es war mir peinlich, weil ich euch doch immer gerade deswegen getadelt habe …« Und ihr fiel noch etwas Neues erst jetzt so richtig auf. »Ich nehme die ganze Umgebung viel intensiver und klarer wahr. Ich höre, sehe und rieche viel besser und intensiver. Ich habe es eigentlich eher darauf geschoben, dass es wohl mit meiner Verjüngung zu tun hat. Dass ich einfach die Sicht meiner alten Augen noch so gewohnt war und mir deshalb der Unterschied so deutlich auffällt …« »Selbstverständlich haben wir feinere Sinne als die der Menschen; schließlich sind wir das stärkste Volk des ganzen Universums. Jeder Einzelne von uns ist eine wahre Kampfmaschine.« Vegeta ließ es sich natürlich nicht nehmen, von seinem Volk zu schwärmen und mit deren besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten zu prahlen. Es schien ihm nicht so ganz in den Kram zu passen, dass diese Frau es bisher anscheinend noch gar nicht gewürdigt hatte, dass sie nun tatsächlich zu einem echten Saiyajin mutiert war. Darauf sollte sie verdammt nochmal viel stolzer und dankbarer sein! In diesem Moment stießen sowohl Son-Gohan als auch Son-Goten zu der Gruppe. »Was ist hier los?«, fragte sich Son-Gohan, der lediglich die letzten Gesprächsfetzen mitbekommen hatte. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, anschließend von ihrer neuesten Entdeckung zu berichten. »Papa, vorhin haben wir eine unbekannte, neue Aura gespürt. Die Aura eines Super-Saiyajins.« Aufgeregt brachte auch Son-Goten sich ins Gespräch ein. »Sie war ganz in deiner Nähe … Wer war das? Es gibt doch weit und breit keine Saiyajins mehr außer uns.« Son-Goku grinste jedoch nur geheimnisvoll in sich hinein, gab allein mit dieser Geste schon zu verstehen, dass er über alles Bescheid wusste, oder zumindest mehr Ahnung hatte als seine zwei Söhne und nur nicht sofort mit der Sprache herausrücken wollte. Durchschaubarer hätte seine Miene gar nicht sein können. »Du weißt, wer es war, also spann uns nicht weiter auf die Folter, Papa«, forderte der Jüngere ihn mit vor Neugier glühenden Augen an. Bis über beide Ohren grinsend kostete er ihren Moment der Ungewissheit noch aus und verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Tja, wer könnte denn dieser ominöse Saiyajin sein? Ihr wisst, dass Vegeta und ich die letzten reinblütigen Saiyajins dieses Universums sind.« Chichi, die nur stumm neben ihrem Mann stand und ihre Söhne beäugte, konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen. Wie würden sie wohl reagieren, sobald sie erfahren würden, dass sie diejenige war, deren Aura sie vorhin gespürt hatten? Sie konnte es kaum erwarten, in ihre überraschten, fassungslosen Gesichter zu blicken. »Wer ist es denn nun?«, flehte Son-Goten schon fast, tippte schon nervös von einem Bein zum anderen. »Der Saiyajin steht vor euch«, beantwortete Son-Goku seinem Sohn die Frage letztendlich wahrheitsgemäß mit einem verschmitzten Lächeln. Die beiden starrten ihn an, als wäre er nun endgültig reif für die Klapse. Ratlos blickten sie drein, sahen sich dann gegenseitig an und wurden einfach nicht schlau aus der Aussage ihres Vaters. »Haha, sehr witzig Papa - wir wissen, dass du ein Saiyajin bist, kennen deine Aura und wissen, dass nicht du es warst«, kommentierte Son-Gohan dessen Aussage trocken, doch als er dem Blick seines Vaters folgte, der zu seiner Mutter rübersah, verlor er nach und nach die Farbe im Gesicht. Wie versteinert starrte er seine Mutter an und fasste Eins und Eins zusammen. Und da traf es ihn wie ein Schlag: »Die Blutspende.« Allerspätestens in diesem Moment fiel es auch Son-Goten wie Schuppen von den Augen, während es in seinem Hirn knarzte und ratterte. »Mama, b- bist du der Super-Saiyajin gewesen?«, stieß er nur entgeistert hervor und blickte sie an, als wäre sie von einem anderen Stern. Na ja, so weit hergeholt war das in gewisser Hinsicht ja eigentlich gar nicht: Die Saiyajins stammten ursprünglich schließlich auch nicht von der Erde. Chichi fasste für ihre Söhne in aller Kürze zusammen, was geschehen war. »Es sieht fast danach aus, meine Lieben. Durch die Blutspende eures Vaters wurde mein menschliches Blut gänzlich absorbiert und es ist völlig neues Saiyajinblut entstanden. Ein neuer Saiyajin ist geboren worden.« »Also bist du jetzt tatsächlich ein«, ihm blieb das Wort beinahe im Halse stecken, »ein Saiyajin?« Das letzte Wort betonte er, als wäre dies etwas komplett Unmögliches. Son-Gohan konnte es einfach nicht glauben. Und er setzte noch einen obendrauf: »Und du konntest dich eben sogar in einen Super-Saiyajin verwandeln?« Allein die Vorstellung war bereits viel zu abstrus, um wahr zu sein. Auf der anderen Seite: Gab es überhaupt etwas in ihrer Welt, was nicht möglich war? Chichi strahlte über das ganze Gesicht. Sie kam sich selbst so mächtig und stark vor. Es tat ihr so gut. Es tat ihr und ihrem Selbstwertgefühl einfach so wahnsinnig gut. »Wollt ihr eine kleine Kostprobe?«, fragte sie sie mit einem herausfordernden Augenzwinkern. Wenige Minuten später befanden sie sich in dem Gravitationsraum Vegetas, denn wollte Chichi sich so richtig austoben, und das konnten sie mitten im Zentrum der Stadt, wo sich die Capsule Corporation nun einmal befand, nicht. So hatten sich alle im Trainingsraum versammelt, etwas weiter abseits von Chichi zu ihrer eigenen Sicherheit. Chichi schloss ihre Augen, konzentrierte sämtliche Kräfte und bündelte all ihre Energie zusammen. Die Zuschauer staunten nicht schlecht, als sie merkten, wie ihre Kampfkraft immer weiter anstieg. Selbst Bulma bemerkte die Veränderung ihrer züngelnden Aura. Ihre Beine und Beine fuhren etwas auseinander, ihre Fäuste ballten sich fest zu zwei Fäusten zusammen und Chichi begann zu schreien. Augenblicklich nahmen ihre Augen eine türkise Färbung an, während der kräftige Wind, der sich um sie bildete, mit ihren Haaren spielte. Es dauerte nicht lange, bis ihre Haare sich gold färbten und eine gleichfarbige Aura sie umhüllte. Ihre langen Haare wedelten in dem Wind weit nach oben. Als Chichi die teilweise offenstehenden Münder ihrer Zuschauer erblickte, umspielte ein selbstsicheres Grinsen ihre Lippen. Oh ja, und wie gut das tat. »Abgefahren!«, kam es von Son-Goten, der wie alle anderen seinen eigenen Augen nicht trauen konnte. »Kommt mal jemand her und kneift mich bitte?« Son-Gohan, der die rhetorische Frage seines Bruders ignorierte, konnte ebenfalls nicht die Augen von seiner Mutter lassen. Sie war fast kaum wiederzuerkennen – und trotzdem immer noch die Frau, die ihn und seinen Bruder auf die Welt gebracht hatte. »Würde ich das nicht mit eigenen Augen sehen, würde ich das nicht glauben«, stammelte er murmelnd, fand keine richtigen Worte für diesen Moment. Auch Vegeta und Bulma waren bei diesem Anblick sprachlos. Zwar wussten sie über alle Fakten Bescheid, aber dieses Schauspiel nun doch wahrhaftig zu sehen, war natürlich wieder etwas völlig Anderes und haute sie richtig um. So sah also ein weiblicher Super-Saiyajin aus. Son-Goku, der natürlich weniger überrascht war als anderen, strahlte sie stolz an. Obwohl er dieses Spektakel bereits erlebt hatte, war ihre Verwandlung dennoch beeindruckend. Sie sah wunderschön aus. Nicht, dass er auf Blondinen stand; Chichi sah einfach immer blendend aus. Egal ob sie sich zurechtmachte oder nicht, egal wie sie die Haare trug, egal welche Haarfarbe sie auch hatte, egal ob sie älter oder jünger war: Für ihn war sie immer die schönste Frau auf diesem Universum. Wenige Stunden später machte sich das Ehepaar Son wieder auf dem Weg nach Hause. Wie sollte es auch anders sein, hatte sich Son-Gokus knurrender Magen bereits gemeldet, der nach den wunderbaren Kochkünsten seiner Frau lechzte. Son-Goten war mit Palace verabredet, sodass sie heute nur zu zweit zu Abend essen würden. Im trauten Heim angekommen machte sich Chichi also gleich auf dem Weg in die Küche, um ihrem Mann das Essen zuzubereiten. Son-Goku half ihr tatkräftig dabei, wo er nur konnte, und obwohl er es in der Vergangenheit noch nie getan hatte, erwies er sich entgegen ihrer Befürchtung als gar nicht mal so schlechte Unterstützung. Diese besagte Unterstützung gelang jedoch natürlich nicht ohne, dass er sich nebenbei immer wieder etwas Leckeres in den Mund schob. Chichi machte noch mehr Portionen als üblich, weil sie selbst irgendwie auch einen ziemlich großen Hunger verspürte, der sich schließlich beim Essen deutlich bemerkbar machte. Davon nahm auch Son-Goku Kenntnis, als er beobachtete, wie Chichi das Essen nur so in sich hineinschaufelte. Er hatte sie noch nie in seinem Leben so schnell und so viel essen gesehen. Nicht einmal, als sie mit Son-Gohan schwanger war, obwohl sie auch damals schon einen ordentlichen Appetit gehabt hatte – zumindest für ihre Verhältnisse. Die Schwangerschaft mit Son-Goten hatte er zwar bedauerlicherweise nicht miterlebt, aber da wusste er durch ihre Erzählungen, dass es damals ähnlich abgelaufen war mit dem einzigen Unterschied, dass sie nicht ihn als Stütze gehabt hatte, sondern Son-Gohan. »Da hat aber jemand Hunger«, unterstrich er seine Erkenntnis mit einem belustigten Grinsen. Es war eine ziemlich witzige Situation, denn es kam ihm so vor, als würde er tatsächlich gegenüber seinem weiblichen Ebenbild sitzen. Chichi lächelte keck zurück und brach dabei sogar das Essen für wenige Sekunden ab. »Die Verwandlungen machen irgendwie hungrig«, erklärte sie mit einem verschwörerischen Unterton. Ein heiteres Lachen verließ die Kehle des Saiyajins. »Glaube ich auch, aber bestimmt sind meine Zellen in erster Linie für deinen gesunden Appetit verantwortlich.« Auch Chichi kicherte. »Jetzt verstehe ich endlich, wie in euren Mägen nur so viel reinpassen kann: alles schwarze Löcher.« Sie aßen weiter, unterhielten sich noch eine Zeit lang über Gott und die Welt, bis sie endlich beide satt waren und noch weitersprachen. Gab es eine nettere Beschäftigung während der Verdauung? Als sie nach einer Zeit aufstanden, um abzuräumen, passierte es Chichi wieder, dass ihr beim Abwasch unabsichtlich ein Teller zerbrach. Diesmal bekam es jedoch Son-Goku mit, da er direkt neben ihr stand, um das Geschirr abzutrocknen. Als sie darauf begann, leise zu fluchen, versuchte er sie zu beruhigen, indem er ihr einen Kuss auf die Schläfe gab und auf sie einredete. »Du musst einfach nur lernen, deine Kräfte zu kontrollieren. Vor allem jetzt, nachdem deine Quelle aktiviert worden ist, wird es dir noch schwerer fallen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede, habe schließlich das Gleiche auch schon durchgemacht. Aber du wirst das schon schaffen. Ich bin ja da.« Die frischgebackene Saiyajinfrau sah gleich mit leuchtenden Augen zu ihm hoch. »Bringst du es mir dann bei, wie man seine Kräfte kontrolliert? Trainierst du mich auch richtig? Ich … möchte stärker werden. Ich habe solche Lust zu kämpfen, das kannst du dir gar nicht vorstellen!« Mal wieder schaffte diese Frau es, ihn völlig aus dem Konzept zu bringen. Er konnte sie erst einmal nur stumm anstarren. In seinem Gehirn arbeitete es. Er wusste im ersten Moment gar nicht, was er denken sollte; was er davon halten sollte. Schock, Überraschung, Ungläubigkeit oder doch eher Freude, Glück und unendlicher Stolz? »Und ob ich mir das vorstellen kann!« Schlagartig wurde beiden klar, dass nun alles einen Sinn ergab. Da sie sich dabei in die Augen sahen, mussten sie auch nicht lang und breit erklären, was im Kopf des anderen vorging. Sie verstanden sich auch ohne Worte. Jetzt erst recht. Sein Fortgang. Die Leukämie. Die Spende. Einfach alles fügte sich zu einem logischen Puzzle zusammen. Es sollte alles so kommen. Sie hatten nun beide wieder ein wahres Ziel vor Augen. Chichi hatte als Mutter sowieso als oberstes Ziel gehabt, für ihre Familie zu sorgen, doch da Son-Gohan schon längst mit Videl eine eigene Familie gegründet hatte und auch Son-Goten langsam aber sicher das Nest verlassen würde, hätte sie ihre Aufgabe getan. Natürlich würde sie als Mutter immer für ihre Söhne sorgen und ihnen bei Bedarf unter die Arme greifen, aber nicht mehr so beherzt wie früher, als beide noch kleine Kinder waren, die sie vor der großen weiten Welt beschützen wollte. Ansonsten hatte sie nur noch für den Haushalt gelebt. Und natürlich für Son-Goku, der nun endlich bei ihr bleiben würde. Diesmal konnte sie sich dessen sogar sicher sein, denn nun stellte auch sie eine wahre Herausforderung für ihn dar. Genau so schätzte auch er die Sache ein: Nun hatte er auch ein klares Ziel vor Augen, was Chichi anging. Er durfte sie nicht nur glücklich machen, sondern nun sogar trainieren. Ähnlich wie bei Oob war er sich sicher, dass sie ihm bestimmt ebenbürtig werden könnte. Immerhin war sie nun ein Saiyajin mit seinem Blut – da konnte doch nur etwas Megastarkes dabei herauskommen! Der beste Beweis waren doch ihre Söhne. Sie konnten ihr Leben wie bisher leben, was sowieso schon zufriedenstellend war, aber dass sie dann auch noch jeden Tag gemeinsam trainieren und somit viel Spaß zusammen haben konnten, war ja der Jackpot schlechthin. Ein absoluter Traum. Für ihn ging damit wahrhaftig ein heimlicher Traum in Erfüllung, den er nie auszusprechen gewagt hätte. Den er sich aber auch noch nie konkret ausgemalt hatte, weil er viel zu schön war. Viel zu schön, so dass seine Vorstellungskraft gar nicht dafür ausreichte. »Und natürlich werde ich dich trainieren. Mit dem allergrößten Vergnügen.« Da er sich jetzt sicher sein konnte, dass sich seine Ehefrau nun endgültig von ihrer Krankheit erholt hatte, packte ihn in diesem Moment abermals etwas. Etwas, was er sich schon so lange gewünscht und herbeigesehnt hatte. Tief sah er Chichi in die Augen, ließ immer wieder seinen Blick über ihren wunderschönen, jungen Körper schweifen. Chichi sah in seinen Augen die unbändige Liebe aufglühen. Und das Verlangen. Sie wusste sofort, wonach ihm gerade war; schließlich kannte sie ihn schon lange genug, um seine Körpersprache richtig deuten zu können. Anders als bei allen anderen Männern konnte man diese lodernde Lust in seinen Augen jedoch auch mit Unschuld verbinden. Oh Gott, wie sehr sie ihn doch liebte. Prompt verspürte auch sie den Durst nach ihm. Es war schon so viele Jahre her. Sie wunderte sich sowieso, warum sie nicht schon längst übereinander hergefallen waren, aber sie wusste, dass Son-Goku nur auf sie Rücksicht nehmen wollte nach der Leukämie. Nur ihretwegen hatte er sich immer zurückgehalten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt. Heute Nacht … würde es endlich wieder soweit sein. Eine Frage seinerseits leitete diese Nacht der Nächte auf äußerst einladende Weise ein: »Soll … ich uns ein Bad einlassen?« Verlegen lächelte Chichi ihren Mann wie ein frisch verliebtes Mädchen an und antwortete nur mit einem leisen Hauchen. »Gerne.« Kapitel 10: Liebe ----------------- ******************************************Rückblick****************************************** Heute Nacht … würde es endlich wieder soweit sein. Eine Frage seinerseits leitete diese Nacht der Nächte auf äußerst einladende Weise ein: »Soll … ich uns ein Bad einlassen?« Verlegen lächelte Chichi ihren Mann wie ein frisch verliebtes Mädchen an und antwortete nur mit einem leisen Hauchen. »Gerne.« ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 10: LIEBE »Verzeih mir, dass ich so dumm gewesen bin …« Während Chichi noch die letzten Flecke der Küche putzte, ließ Son-Goku voller Vorfreude das Bad ein. Er konnte es kaum noch abwarten, seiner Frau wieder so richtig nahe sein zu dürfen. Kein Wunder: Das letzte Mal, wo sie sich so nahe waren, war ja nun auch schon ein ganzes Jahr her. Heute jedoch verspürte er sogar einen noch viel stärkeren Drang als sonst. Während sich das Bad langsam mit heißem Wasser füllte, entledigte er sich seines Kampfanzuges. Dank seiner scharfen Sinne hörte er Chichi schon von Weitem an ihn heranschleichen, ließ ihr jedoch den Spaß und drehte sich nicht zu ihr um. Im nächsten Moment spürte er, wie sich zwei schlanke Arme um seinen Oberkörper legten. Er nahm ihre weiche, nackte Haut an seiner wahr, was ihn schier wahnsinnig machte. Sein Herz klopfte heftig gegen seinen muskulösen Brustkorb. Heftiger als jemals zuvor. Chichi genoss diese neu entdeckte Nähe nicht weniger. Wohlig seufzend schloss sie ihre Augen und lehnte ihre Wange an seinem definierten Rücken. »Es ist so lange her, seit wir uns das letzte Mal so nahe waren«, hauchte sie anzüglich. Son-Goku schloss ebenfalls seine Augen, um diesen Moment so gut es ging auszukosten. Gedankenverloren gab er sich ihrer trauten Zweisamkeit hin. »Da hast du Recht …« Mit einem Ruck löste er sich sanft aus ihrer Umklammerung und drehte sich zu ihr um. Zärtlich blickte er in ihre Augen, bevor er seinen Blick über ihren wohl geformten Körper schweifen ließ. Sie war so … perfekt. Ihre Schönheit blendete ihn, ließ sich nicht in weltliche Worte beschreiben. Vorsichtig strich er ihr ein paar Haarsträhnen zur Seite und klemmte sie ihr hinter das Ohr, um seine Hand auf ihre nun freie linke Wange legen zu können. Mit vor Gier glühenden Augen beugte er sich zu ihr herunter und hauchte ihr einen hauchenden Kuss auf die Lippen, bevor er spielerisch anfing, zärtlich an ihrer Unterlippe zu knabbern. Kichernd schob sie ihn kurz weg, da sie rein zufällig bemerkt hatte, dass die Wanne bereits kurz davor war, überzulaufen. Schnell drehte sie den Hahn zu und stieg behutsam in die Wanne, damit das Wasser ja nicht nach draußen überschwappte. Son-Goku ließ keine weitere Sekunde verstreichen und folgte ihr sofort. Bereitwillig machte sie hinter sich Platz und bedeutete ihm, sich dort niederzulassen. Diese Position hatte sich im Laufe der Ehejahre bei ihnen eingebürgert. Glücklich legte er seine Arme um sie und drückte sie fest an sich, während er sein Kinn auf ihr linkes Schulterblatt bettete und darauf leichte Küsse verteilte. Ihretwegen durfte die Zeit still stehen. as würde nichts daran ändern, dass sie die zwei glücklichsten Menschen dieses Universums waren. »Wie konnte ich nur so blöd sein und auf das alles freiwillig verzichten? Für so lange Zeit?« Erstaunt schlug Chichi ihre Augen auf und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Sie drehte ihn so hin, dass sie ihm direkt in seine schwarzen Augen sehen konnte. Neugierig wartete sie, bis er fortfuhr. »Ich weiß wirklich nicht, was mich da geritten hat, Liebling. Warum ich dich … immer wieder verlassen habe. Mir war gar nicht bewusst, dass ich dich überhaupt verlasse in diesem Sinne. So habe ich es gar nicht gesehen. Ich hatte einfach immer nur …« »… das Kämpfen im Kopf gehabt. Ich weiß.« Gelassen strich sie ihm unter Wasser über das Bein. In ihrer Stimme war nicht die geringste Spur von Wut oder Sarkasmus vorzufinden. Sie hatte eigentlich immer gewusst, was in ihm vorging. Und sie war sich auch immer bewusst, dass er sie niemals mit voller Absicht verlassen hatte. Er war eben einfach von Natur aus zu einfach gestrickt und war sich über den Folgen, die sein Handeln mit sich brachte, gar nicht im Klaren. Außerdem waren für ihn mehrere Jahre eine ziemlich kurze Zeitspanne. Fünf Jahre waren aus seiner Sicht vergleichbar mit höchstens fünf Wochen. Da hatte er ein komplett anderes Empfinden als die restliche Menschheit. Er musste sich ja auch immer vor der Menge abheben – wenn auch komplett unbewusst. Leise lachte Son-Goku darauf. »Jetzt hast du ja auch Bekanntschaft gemacht mit dem Rausch, der einem widerfährt, wenn man nur so von Kampfeslust strotzt. Willkommen in meiner Welt, Liebste.« Tief sog er den verführerischen Duft ihrer Haare ein. »Aber egal, wie stark dieser Rausch, dieses Glücksgefühl auch sein mag: Mit meiner Liebe zu dir kann selbst diese größte Leidenschaft es nicht aufnehmen. Ich habe sie dir nur nie so gezeigt, wie ich es eigentlich sollte. Das möchte ich wiedergutmachen. Bitte gib mir dafür Zeit, ja?« Dabei drückte er ihr einen Kuss auf die Wange. »Und wie viel Zeit brauchst du?« Sie hob eine Augenbraue, konnte sich ein Grinsen allerdings nicht verkneifen, sodass sie an ihrem Versuch, ernst zu bleiben und ihm damit ein wenig Angst einzujagen, kläglich scheiterte. »Hmm …« Son-Goku tat so, als würde er angestrengt überlegen. »Lass mich überlegen … Vielleicht … unser ganzes restliches Leben?« Chichis Gesichtszüge wurden weich. Sie verstand die Bedeutung hinter diesen scheinbar schlichten Worten. Er hatte ihr gerade offenbart, dass er nun tatsächlich den Rest seines Lebens an ihrer Seite bleiben wollte. Das hatte er zwar in den letzten Tagen häufig betont, doch sie konnte diese Versprechungen gar nicht oft genug hören; konnte nicht genug davon bekommen. Jedes Mal versetzten sie sie in einen Zustand völliger Glückseligkeit. Ein Gefühl, welches sie nie mehr in ihrem Leben missen wollte. Und selbst für den Fall, dass er wieder neue Herausforderungen brauchte: Sie würde ihn oft genug fordern. Und sie würde ihm nun überallhin folgen. Diese Macht hatte sie nun. Sie würde sich alles, was er konnte, von ihm beibringen lassen und ihm, wenn es sein musste, bis ans Ende der Welt folgen. Daher war sie sich diesmal nun endgültig sicher, dass nichts und niemand sie jemals wieder trennen würde. Sie würden für immer zusammen bleiben. Eine Vorstellung, die sie mehr als einfach nur glücklich machte. So sehr, dass es ihr die Luft zum Atmen raubte. Sie drehte sich um hundertachtzig Grad, um nun ihm direkt gegenüber zu sitzen. Tief sahen sie sich in die Augen. Das Feuer loderte zwischen ihnen, es knisterte gewaltig. Die elektrisierende Spannung war nicht mehr zu ertragen. Kaum, als sie es sich versahen, lagen sie sich schon wieder in den Armen und verschmolzen zu einem immer leidenschaftlicher werdenden Kuss. Die Zeit der Zurückhaltung war nun endgültig vorbei und sie gaben sich vollends ihrem gegenseitigen Verlangen hin … Kapitel 11: Leidenschaft ------------------------ ******************************************Rückblick****************************************** Sie drehte sich um hundertachtzig Grad, um nun ihm direkt gegenüber zu sitzen. Tief sahen sie sich in die Augen. Das Feuer loderte zwischen ihnen, es knisterte gewaltig. Die elektrisierende Spannung war nicht mehr zu ertragen. Kaum, als sie es sich versahen, lagen sie sich schon wieder in den Armen und verschmolzen zu einem immer leidenschaftlicher werdenden Kuss. Die Zeit der Zurückhaltung war nun endgültig vorbei und sie gaben sich vollends ihrem gegenseitigen Verlangen hin … ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 11: LEIDENSCHAFT »Niemals hätte ich gedacht, dass ich dich so sehr lieben kann …« Keuchend legte Son-Goku seine Frau sanft auf das Ehebett, ohne sich von dem Kuss zu lösen, den sie gerade voller Hingabe miteinander teilten. Er kniete sich auf das Bett, stützte sich mit einem Arm ab und streichelte zärtlich über ihren Oberarm, während sie seinen Nacken mit beiden Armen umschlang. Sie schaffte es mit spielender Leichtigkeit, ihn zu sich runterzudrücken. Irgendetwas war anders als sonst. Sie war so … stürmisch. So animalisch und zügellos. Und das törnte ihn ziemlich an. Allerspätestens, als sie ihre beiden Körper ruckartig wendete, sodass sie sich nun oben auf ihm befand. Oh ja, und wie heiß ihn das machte. »Wow«, entfuhr es ihm anerkennend, als er sie atemlos betrachtete. Er ließ es sich nicht nehmen, sie ein wenig zu necken, nachdem sie sich kurz von dem Kuss gelöst hatten und sich tief in die Augen sahen. Ihre Augen glühten vor Lust und Leidenschaft. »Seit wann so stürmisch, mein Schatz?« Chichi grinste nur zurück, warf ihr langes Haar zurück und baute sich etwas aufrechter auf. Wie sie in ihrer vollen Schönheit so auf ihm saß … Das machte ihn nahezu verrückt. Er war ihr total ausgeliefert. »Ich würde sagen, seit deine Zellen in mir leben«, war sie um keine kecke Antwort verlegen. »Ich liebe dich so sehr«, seufzte er schnell, bevor er sich ebenfalls aufsetzte und ihre Lippen wieder mit seinen versiegelte. Er hielt sich da jedoch nicht lange auf und wanderte hinunter zu ihren Ohrläppchen – ihrem persönlichen Schwachpunkt. Fast schon triumphierend nahm er zur Kenntnis, wie sie unter dieser Berührung merklich zusammenzuckte. Auch wenn sie sich stark verändert hatte: Es war immer noch Chichi. Sie war immer noch dieselbe. Mit all ihren Vorlieben, die sie hatte. Und er war verdammt stolz darauf, alle zu kennen. Wenigstens eine Sache, die ihn als ihr Ehemann durchgehen ließ trotz seiner jahrelangen Abwesenheiten. Im nächsten Moment machte er sich an ihrem Hals zu schaffen, bevor er weiter runterwanderte und begann, ganz langsam über ihre Brustwarzen zu lecken. Immer und immer wieder, was Chichi beinahe um den Verstand brachte. Oft entfuhren ihr glückliche Seufzer. Immer wieder hörte er seinen Namen, und er liebte es, wenn sie in diesem Zustand stöhnte. Als er dann eine ganze Brustwarze in den Mund nahm, liebevoll daran saugte und die andere Brust mit seinen großen Händen massierte, krallte sie sich haltsuchend in seine widerspenstigen Haare fest. Kam es ihr nur so vor oder schien sie all die Empfindungen noch deutlicher als früher wahrzunehmen? Das konnte gut möglich sein, denn schließlich hatten Saiyajins viel ausgeprägtere Sinne als Menschen. Davon hatte sie sich doch selbst schon ein Bild machen dürfen. Seit der Saiyajin in ihr erweckt worden war, nahm sie ihre ganze Umwelt völlig anders war. Viel intensiver und klarer. Dafür war sie unendlich dankbar. Wenn nicht schon vorher, dann allerspätestens in diesem einen Moment, wo sie das Gefühl bekam, vor lauter Glückshormonen noch vollkommen durchzudrehen. Und dabei war das doch gerade erst der Anfang. Berauscht von diesen neuen und dennoch allzu vertrauten Empfindungen griff sie nach seinem Glied, umfasste ihn zärtlich und bewegte ihn vor und zurück. Nun entfuhr auch Son-Goku ein leiser Ächzer, doch das brachte ihn nicht davon ab, mit seiner Liebesarbeit weiterzumachen. Er drückte sie ans Bett, da sie bis zu diesem Zeitpunkt immer noch auf ihm gesessen hatte, und liebkoste ihre Rippen, ihren Bauch, ihren Nabel bis hin zu … »Warte kurz«, keuchte Chichi leise, und kaum als Son-Goku auch nur aufschauen konnte, hatte sich Chichi so gedreht, dass er nun direkte Sicht auf ihren Venushügel hatte und sie auf seine empfindlichste Körperstelle. Es war so wunderbar, dass sie wieder so wendig und sich so sehr verrenken konnte. Zwar war sie auch vor der Verjüngung für ihr Alter noch sehr fit gewesen, doch das konnte man natürlich nicht mit diesem jungen Körper vergleichen, den er ihr geschenkt hatte. »Hmm« Genüsslich nahm Chichi mit einem glücklichen Brummen die Männlichkeit Son-Gokus tief in den Mund und saugte leidenschaftlich daran. Nebenbei massierte sie sanft seine Hoden. Zufrieden merkte sie, wie er immer größer und steifer wurde … Son-Goku war völlig benebelt von diesem Gefühl, wusste kaum noch, wo oben und unten war; seine Lider flatterten vor Verlangen wie Schmetterlingsflügel. Doch während er es genoss, fing nun auch er damit an, sie unten zu verwöhnen. Küsste ihre Weiblichkeit, schmeckte die leicht salzige Flüssigkeit ihrer wachsenden Lust. Während er ihren Verführungskünsten erlag, stupste er immer wieder mit seiner warmen Zunge an ihrem Kitzler, was Chichi am Rande des Wahnsinns trieb. Als er auch noch begann, an ihm zu saugen, war es endgültig um sie geschehen. Schnell riss sie sich von dieser Stellung los und setzte sich abermals mit gespreizten auf ihren Mann. Um Atem ringend lächelte sie sie ihn mit leuchtenden Augen an. »Ich kann nicht mehr länger warten, Schatz«, gab sie mit seinem Anflug von Verlegenheit zu, nahm sein Glied in ihre Hand und führte ihn in sich ein. Ein unkontrolliertes Stöhnen verließ die Kehle beider, als er sie Stück für Stück ausfüllte. Wie von selbst begannen ihre Körper, sich aufeinander einzustimmen und sich rhythmisch in jeweils entgegengesetzter Richtung zu bewegen. Son-Goku merkte, dass sie immer fester zustieß. Und es fühlte sich … gut an. Nein: Selbst »wahnsinnig gut« war noch stark untertrieben und reichte nicht ansatzweise an das heran, was sie beide in diesem Moment durchflutete. »Lass alles raus. Du … musst dich nicht mehr meinetwegen zurückhalten. Lass alles aus dir heraus …« Sie war völlig außer Atem durch die Emotionen, die sie zu überschwemmen drohten. Das aufflammende Verlangen in ihren Augen unterstrich diese Bitte, und Son-Goku wurde klar, dass das die allererste Nacht in ihrem Leben sein würde, wo er sich wirklich nicht mehr zurückhalten musste. Wo er seine wildeste Seite ausleben konnte, ohne Angst zu haben, sie dabei unabsichtlich zu verletzen. Wo er seinen Urinstinkten erliegen und einfach nur abschalten konnte. Sofort leistete er ihrem Wunsch Folge und stieß sogleich kräftiger zu, was Chichi freudig mit einem lauteren Stöhnen zur Kenntnis nahm. »Ja … weiter so, mein Liebling …«, zischte sie ihm heiß und innig aus zusammengebissenen Zähnen ins Ohr und drückte sich noch fester gegen ihn, was ihn nur noch mehr dazu animierte, sämtliche Grenzen zu sprengen, die er sich in all den Jahren unbewusst selbst aufgebaut hatte. Das erste Mal überhaupt fühlten sie sich wahrhaftig wie zu einer Einheit verschmolzen. Es war unbeschreiblich. Ihre Bewegungen, ihre Küsse, ihre Berührungen und Liebkosungen wurden immer leidenschaftlicher, immer fordernder, bis sie gemeinsam den absoluten Gipfel ihrer Liebe erreichten. Eine Welle des vollkommenen Glücks brach über sie herein und sie ließen es zu, sich von ihr fortschwemmen zu lassen. Weit weg in eine Traumwelt, wo nur sie beide existierten. In ihr selbst geschaffenes Paradies. Epilog: Neues Leben ------------------- ******************************************Rückblick****************************************** Es war unbeschreiblich. Ihre Bewegungen, ihre Küsse, ihre Berührungen und Liebkosungen wurden immer leidenschaftlicher, immer fordernder, bis sie gemeinsam den absoluten Gipfel ihrer Liebe erreichten. Eine Welle des vollkommenen Glücks brach über sie herein und sie ließen es zu, sich von ihr fortschwemmen zu lassen. Weit weg in eine Traumwelt, wo nur sie beide existierten. In ihr selbst geschaffenes Paradies. ******************************************Rückblick****************************************** EPILOG: NEUES LEBEN »Niemals hätte ich gedacht, dass ich dich so sehr lieben kann …« Nach Luft ringend ließ sich Chichi rücklings auf das Gras fallen und schnaufte müde, aber unendlich glücklich. Kurz darauf ließ sich Son-Goku direkt neben ihr nieder, war immer noch sichtlich angetan von dem großen Fortschritt, den sie gerade gemacht hatte. »Ich kann es immer noch nicht fassen: Du hast es doch tatsächlich innerhalb kürzester Zeit geschafft, dich zu einem dreifachen Super-Saiyajin zu verwandeln! Dafür habe ich Jahre gebraucht im Jenseits!« Zufrieden grinste Chichi ihn breit an. Doch für sie war es dennoch kein Grund, überheblich zu werden – die Bescheidenheit war ihr immerhin in die Wiege gelegt worden. Chichi hatte nämlich bereits eine schlichte Erklärung dafür in petto. »Das liegt sicherlich daran, weil deine Zellen eben schon in so einem fortgeschrittenen Stadium waren, als sie mir eingeflößt worden sind. Deshalb ist es mir so leichtgefallen, dieses Level zu erreichen. Mit unseren Söhnen war es doch genauso: Sie haben sich auch viel früher in einen Super-Saiyajin verwanden können als du und waren immer um ein Vielfaches stärker als du es in ihrem Alter gewesen bist.« Schmunzelnd legte sich Son-Goku nun ebenfalls seitwärts hin, seinen Kopf auf die angewinkelte Hand gestützt und sie verliebt anblickend, während er vereinzelte Haarsträhnen von ihr zwischen seine Finger nahm und sie leicht in ihnen drehte. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie glücklich ich bin und wie sehr ich dich liebe?« Leise kicherte Chichi in sich hinein, da sie es nicht unterdrücken konnte. Daher war auch ihr Versuch, ernster zu klingen, eher ein Griff ins Klo. »Lass mich mal überlegen …« Sie warf ihrem Mann aus den Augenwinkeln einen auffälligen Seitenblick zu. »Heute war es glaube ich das sechste Mal.« Gespielt beleidigt sah er zur Seite. »Tse, dann sage ich es halt nicht mehr so oft, wenn es dich stört.« Schon in der nächsten Sekunde spürte er einen Schlag in die Seite. »Wehe!«, drohte sie ihm gleich mit funkelnden Augen, worauf der Saiyajin nur lachend abwinkte. Ihr Leben hatte nun einen komplett neuen Lauf genommen. Eine wunderbar glückliche Wendung. Statt dass sich Chichi permanent auf die häuslichen Pflichten stürzte, verbrachte sie sehr viel Zeit mit ihrem Mann, indem sie unter anderem jeden Tag stundenlang trainierten. Und auch Son-Goku war nun nicht mehr länger nur auf sich und seine eigenen Kräfte fixiert, sondern spannte auch seine Frau komplett mit in sein Training ein. Gegenseitig verlangten sie sich alles ab und wurden gemeinsam immer stärker, sodass sie zweifellos das stärkste Paar des Universums waren. Sollte ein Pärchen anderer Meinung sein, möge es ruhig vortreten und sie zum Kampf herausfordern. Eins war sicher: So einfach würden sie sich nicht vom gemeinsamen Thron stoßen lassen. Selbst für ihn war Chichi eine richtig harte Nuss. Vor allem, wenn sie richtig wütend war oder ähnliche Gefühlsausbrüche hatte, mobilisierte sie Kräfte in sich, von denen er nicht einmal etwas geahnt hatte. Er konnte sogar behaupten, dass sie ganz kurz davor war, genauso stark zu sein zu er. Eine bessere Trainingspartnerin hätte er sich nicht wünschen können. Würde er nicht aufpassen, würde sie ihn bestimmt noch glatt übertreffen. So und nicht anders konnte es bis in alle Ewigkeit weitergehen: ihr neu entdecktes Leben. »Ich liebe dich. Mehr als alles Andere auf dieser Welt …« Daraufhin schenkte seine Frau ihm ihr glücklichstes Lächeln und gab ihm als Dank einen zärtlichen Kuss, nachdem sie sich zu ihm herübergebeugt hatte. »Zum siebten Mal …« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)