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Ein würdiger Traum

Der Preis des Vertrauens
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallo,

es ist Montag und schon geht es weiter... ja gut, ich weiß, ich bin eine Woche zu spät -.- Sorry
Hatte jetzt knapp 10 Tage kein Internet. Keine einzige Mail beantwortet, nix... meine Beta-Leserin dachte schon ich wäre verschollen (dabei verlauf ich mich nur halb so oft wie Zorro ;-P)
Ich danke euch für eure lieben Kommentare und dass ihr so schon treu wartet. Ihr seid die besten!
Dafür geht es jetzt endlich weiter und endlich finden wir heraus, wer unser armes Hawky so erschreckt hat ^^

liebe Grüße
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 17 - Die Einladung

Kapitel 17 – Die Einladung

 

-Mihawk-

„Was willst du hier?“

Ungläubig starrte er den unwillkommenen Gast an. Kaum in der Lage zu atmen.

Der Mann der Marine zog gerade seine schweren Stiefel aus. Den weißen Mantel trug er immer noch auf seinen stolzen Schultern.

„Dulacre“, antwortete der andere äußerst fröhlich. Als er sich aufrichtete, warf er elegant den langen dunkelblauen Pferdeschwanz zurück und grinste ihn an. „So begrüßt man doch nicht seinen Schwager.“

Er hasste diese Stimme, er hasste diesen Mann.

Mit verschränkten Armen sah er zu diesem Teil seiner Erinnerung hinab. Dankbar, dass er durch die Jahre nun erwachsen war und doch ein paar wenige Zentimeter größer war, als der andere, dessen Alter sich nur durch die ein oder andere silbrige Strähne verriet.

„Nataku, wir sind nicht verschwägert“, stellte er kühl fest, „Du bist weder meine Familie noch Sohn dieses Hauses. Also, was willst du hier?“

„Ganz schön unhöflich. Dabei dachte ich immer, dass wir trotzdem Brüder sind.“

Er ging auf diesen Satz nicht ein, konnte die Falle nur zu gut wittern.

„Ich habe nichts mit dir zu besprechen, also bitte geh wieder und stehl‘ mir nicht weiter meine Zeit.“

Nataku grinste immer noch, verschränkte nun ebenfalls die Arme, wobei seine linke Hand beinahe liebevoll an seinem so unscheinbaren Schwert vorbei strich.

„Jiroushin begrüßt mich nie so grob, wenn ich ihn treffe. Hat er dir erzählt, dass wir des Öfteren zusammen trainieren? Er ist wirklich gut geworden, auch wenn ich mir wünschen würde, dass er den Degen nicht so bevorzugen würde. Eine Verschwendung seines Talents, findest du nicht?“

Sein unwillkommener Gast redete mit ihm, wie mit einem alten Freund.

„Nataku. Ich habe keine Zeit um mit dir zu plaudern. Entweder du erklärst mir jetzt den Grund deines Besuches oder du gehst den Weg zurück, den du soeben gekommen bist.“

„Ich hab’s verstanden“, antwortete sein Gegenüber und hob beruhigend die Hände, „Du hast jetzt endlich eine Freundin und möchtest natürlich so viel Zeit mit ihr verbringen, wie möglich. Schon kapiert.“

„Deswegen bist du also hier, wegen einem Mädchen. Mein Vater schickt dich, nicht wahr? Ich habe seit knapp zwanzig Jahren mit keinem von euch beiden mehr geredet und nur wegen ein paar sinnfreier Zeitungsartikel stehst du jetzt plötzlich auf der Türschwelle? Dann kannst du auch gleich wieder gehen.“ Er wandte sich um. „Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Einen schönen Tag noch.“

„Dulacre, jetzt warte doch.“ Der andere war ihm hinterher gegangen. An der Treppe blieben sie stehen. „Ich bin nicht nur wegen diesem Mädchen hier.“

Seufzend drehte Falkenauge sich zu ihm um.

„Ein letztes Mal, was willst du hier?“

„Ich bin hier, weil du deinen Termin gestern auf Suzuno nicht wahrgenommen hast.“

Der Schwarzhaarige schnaubte.

„Ich habe meinen Termin nicht wahrgenommen? Ich war vorgestern zu vereinbarter Zeit da. Wenn die werten Herren dann keine Zeit haben, ist das nicht mein Problem.“

„Na, wie dem auch sei. Deswegen wurde ich vorbei geschickt.“

„Warum du und nicht Jiroushin? Er ist doch dort Festangestellter, im Gegensatz zu dir.“

„Es war Gats Vorschlag. Er bat mich, sicher zu gehen, dass diese Lady Loreen nicht wegen deinem Namen hinter dir her ist.“

Ein schauriges Lachen erfüllte das alte Herrenhaus.

„Ausgerechnet mein Vater? Also, nicht, dass es dich oder ihn in irgendeiner Form betreffen würde, aber ich kann euch beiden versichern, dass Loreen weder wegen meinem Namen noch wegen dem Geld der Familie hier anwesend ist, verstanden? Und jetzt, da wir das geklärt hätten, möchte ich gerne den offiziellen Grund deiner Anwesenheit erfahren.“

Für eine Sekunde starrten sich die beiden Männer an.

„Vielleicht sollten wir dafür den Flur ver…“

„Jetzt rede endlich oder ich werf‘ dich eigenhändig raus.“

Verwundert weiteten sich die silbernen Augen.

„Ich bin ganz überrascht. Du warst doch eigentlich nie der aufbrausende Typ Mensch, Dulacre.“

Der jüngere der beiden wollte schon etwas erwidern, da hob der Mann der Marine bereits beschwichtigend die Hände.

„Ist ja schon gut. Dann eben hier. Wie du ja weißt…“

„Homura?“

Dulacre wirbelte herum, während sein Herz einen Schlag aussetzte. Im Schatten der Treppe stand sein Wildfang. Die grünen Augen weit aufgerissen, in der einen Hand das Schwert seiner Schwester, die andere griff plötzlich krampfhaft nach dem Hemd an der Seite, der Mund ungläubig geöffnet und blanke Panik lag auf dem Gesicht, welches trotz des makelhaften, blutigen Schnitts an der Wange unschuldig rein wirkte.

Auch Nataku schien äußerst überrascht.

„Josei“, flüsterte er ungläubig, den Blick auf das Schwert in der Hand des Mädchens fixiert.

Das war’s!

Zu seiner Linken, sein verhasster beinahe Schwager, der ihm damals die Schuld am Tod seiner Schwester gegeben hatte.  

Zu seiner Rechten, der verfluchte Pirat, dem er sich angenommen hatte und dem er das Schwert seiner Schwester gegeben hatte.

Nur einer der beiden wusste, dass sich die ungleichen Schwertkämpfer bereits gegenüber gestanden hatten, in einem ungleichen Kampf, der schlussendlich darin endete, dass der Schwächere gestorben war. Zweifelsohne peitschen genau diese Gedanken durch den Starrkopf des Mädchens.

„Du hast ihr Sharaks Schwert gegeben?“ Es war eine einfache Frage, tonlos, emotionslos. Er erwartete keine Antwort auf das Offensichtliche. „Sie sind also eine Schwertkämpferin mit nicht zu verachtendem Talent, Lady Loreen?“, wandte er sich nun direkt an den Neuankömmling.

Doch Lorenor antwortete nicht. Gebannt starrte er den anderen an, unfähig zu reagieren. Der Samurai musste handeln. Wenn Nataku herausfinden sollte, wer das Mädchen in Wirklichkeit war, würde es wohl oder übel zum Kampf kommen. Einen Kampf, den der Pirat bereits verloren hatte. Einen Kampf, in den Dulacre nicht eingreifen konnte, ohne seinen Titel als Samurai aufzugeben. Einen Kampf in den er nicht eingreifen durfte. Er musste diesen Kampf verhindern.

„Du solltest die Antwort kennen“, antwortete er barsch auf die Frage des ungebetenen Gast, ehe er sich vor den Piraten stellte. Mit beiden Händen packte er die schmächtigen Schultern, hoffte dadurch seine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.

„Wir hatten doch abgesprochen, dass du die Übungen von gestern wiederholen sollst. Geh zurück in den Trainingsraum.“

Langsam sahen ihn die grünen Augen an, dann nickte sein Schüler sachte. Ein Glück, alles war noch einmal gut gegangen.

„Halt, einen Moment bitte. Ich bin wegen euch beiden hier.“

Oder auch nicht.

Seinen Schützling halb hinter seinem Rücken versteckend, wandte er sich erneut dem Eindringling entgegen.

„Wieso? Was könntest du schon von Loreen wollen?“

Die Worte waren drohender gewesen, als er beabsichtigt hatte, aber den Grund dafür würde der andere höchstwahrscheinlich missinterpretierten, so dass es ihn letzten Endes nicht interessierte.

„Schon gut. Ich fasse mich kurz.“ Zum wiederholten Male hatte Nataku beide Hände beruhigend erhoben, doch sein Blick lugte immer wieder zum vertrauten Schwert in der Hand des Mädchens hinab.

„Dein Vater ist gesundheitlich zurzeit ziemlich angeschlagen, deswegen kann er die lange Reise von der G2 bis hier zum Sabaody Archipel nicht durchführen. Darum soll ich dir diese Einladung übergeben.“ Er zog einen weißen Umschlag mit blauer Aufschrift aus den Tiefen seines Mantels. „Ich muss dir ja nicht erzählen, wie wichtig es für den Namen deiner Familie und den Schutz dieser Insel ist, dass ein Mihawk auf dieser Veranstaltung vertreten ist. Ebenso wäre es nicht gerade schädlich für deinen Titel als Samurai. “

Dulacres Augen weiteten sich eine Spur, als er den Umschlag betrachtete und die versteckte Mahnung des anderen vernahm. Doch Nataku sprach ungehindert weiter, während Wut und leichte Panik sich in ihm breit machten.

„Des Weiteren habe ich hier eine Einladung für die werte Lady Loreen.“

„Wie bitte?“ Der Samurai konnte seinen Zorn kaum verbergen, als sein Gegenüber einen zweiten Umschlag hervorholte. „Aus welchem Grund?“

„Nun ja, die Drahtzieher innerhalb der Marine scheinen zum einen sehr interessiert an der jungen Loreen seitdem ein gewisser Herr Eizen sie kennengelernt hat und zum anderen geht es ihnen natürlich darum, einen Samurai unter Kontrolle zu halten.“

„Unter Kontrolle zu halten?“ Zur Überraschung des Schwarzhaarigen mischte sich das Mädchen hinter ihm plötzlich ein. Der Blick war kalt und berechnend, doch die im Hemd verkrampfte Hand zitterte leicht, die Stimme kaum mehr als ein Hauch.

„Was hat das zu bedeuten?“

Nataku zuckte mit den Achseln.

„Die Kurzfassung ist, dass einige meiner Vorgesetzten nicht besonders amüsiert waren, über dein Fernbleiben zum vereinbarten Treffen. Dazu kommt, dass du der Bitte, schnellst möglichst nach Mary Joa zu reisen, nicht nachgekommen bist. Die obersten Bosse, sprich die fünf Weisen, haben die Sorge, dass ihr Vorzeigesamurai ihnen nicht mehr Folge leisten könnte. Und es scheint reiner Zufall zu sein, dass deine rebellische Haltung zeitgleich mit dem Erscheinen von dieser jungen Dame begonnen hat.“

„Loreen hat da nichts zu suchen.“

„Dulacre, du verstehst nicht.“ Die Stimme des Älteren wurde überraschend ernst. „Die Marine verliert ihr Vertrauen in dich. Alles was du aufgebaut hast, die vielen guten Worte, die dein Vater damals für dich und für Jiroushin eingelegt hat, alles verliert ihren Wert, wegen diesem Mädchen.“

Der Samurai spürte die Drohung, die hinter diesen Worten lag. Die Gerechtigkeit wollte ihn jetzt einfordern, nicht wegen einer drohenden Gefahr, sondern einfach nur, um ihre Macht zu demonstrieren.

„Loreen wird diese Einladung nicht annehmen.“ Die junge Frau hinter ihm atmete hörbar ein. Der ungebetene Gast seufzte.

„Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest, und nicht nur ich. Deswegen habe ich folgende Botschaft für dich von den fünf Weisen: Solltest du oder Lady Loreen nicht teilnehmen, wird dir der Titel als Samurai augenblicklich aberkannt und die Schutzwirkung deines Namens wird aufgehoben.“

Nun war die Drohung ausgesprochen, die eben nur angedeutet wurde.

Falkenauge konnte förmlich spüren, wie die Ketten an seinen Gliedern zogen.

Eigentlich hatte er keine Wahl, eigentlich musste er annehmen, warum also zögerte er? Warum also überlegte er ernsthaft, seinen Titel aufzugeben? Er wollte nicht kontrolliert werden, er wollte niemandem diese Macht geben. Damals hatte er keine Wahl gehabt, er hatte sie beschützen müssen, seine Crew, Jirou, Kanan. Aber gerade hatte er einen Hauch von Freiheit wieder kennen gelernt. Was wäre denn, wenn er kein Samurai mehr wäre? Was wäre, wenn er frei wäre? Wäre es wirklich so…

„Ich bedanke mich herzlich für diese Einladung, Herr Homura. Bitte übermitteln Sie Ihren Vorgesetzten meine Hochachtung und dass ich mich geehrt fühle eingeladen zu werden.“

Ein kleiner Schatten hatte sich an Dulacre vorbei geschlichen und verbeugte sich nun tief vor dem Fremden.
 

-Zorro-

Sein Herz raste. Sein Kopf war wie leergefegt, das Schwert in seiner Hand zitterte vor Anspannung.

Alles was er sah, waren seine eigenen nackten Füße. Alles, was er hörte, waren seine eigenen lauten Atemzüge. Ein einzelner Blutstropfen fiel von seiner Wange hinab auf den kalten Boden.

In seinem Hinterkopf hämmerte eine tobende Stimme auf ihn ein, wie er es wagen konnte, sich vor solch einem Mann zu verbeugen, wie er es wagen konnte, seinen Stolz und seine Ehre so zu verraten.

Doch die Stimme kam kaum gegen die Furcht in ihm an. Er wusste genau, wie stark der andere war und wie wenig nötig sein würde um ihn zu töten. Aber nicht der Mann vor ihm erfüllte ihn mit Furcht, sondern der Samurai in seinem Rücken. Zorro hatte das ungute Gefühl, dass Falkenauge die Beherrschung verlieren könnte.

Er musste überleben. Er musste alles tun, um zu seiner Crew zurück zu kommen. Eine Auseinandersetzung mit den fünf Weisen höchstpersönlich konnte er sich nicht leisten!

Er musste diese Situation so schnell wie möglich entschärfen, er musste handeln.

Doch er sah nur den dunklen Boden und hörte sein Blut durch seinen Körper rauschen.

Im nächsten Moment packte ihn eine Hand von hinten, doch Homura sprach zuerst.

„Mir scheint Dulacre, dass deine junge Freundin hier besser versteht, worum es geht, als du. Ich danke Ihnen, Lady Loreen, und freue mich schon darauf, Sie bald wieder zu sehen.“

„Nataku, warte!“, knurrte der Samurai in Zorros Rücken, „Du rennst mir jetzt nicht einfach davon.“

„Eben wolltest du noch, dass ich gehe, jetzt willst du, dass ich bleibe. Entscheide dich. Willst du ein Samurai bleiben oder nicht?“ Erst erfüllte unbeschwerte Heiterkeit die Stimme des Marinemannes, doch die letzte Frage wurde plötzlich kalt und ernst.

Falkenauge drückte sich an ihm vorbei, doch Zorro hielt ihn instinktiv am Unterarm fest, während Homura schon wieder auf dem Weg zur Tür war, die Einladungen in der Hand am hin und her wedeln.

„Dulacre und ich werden diese Einladungen annehmen, bitte richten Sie das den fünf Weisen aus.“

Wild starrten ihn plötzlich diese gelben Augen an, doch er ließ nicht los.

„Loreno…“

„Eine gute Entscheidung, Lady Loreen. Ich empfehle mich.“ Mit diesen Worten ließ der Mann der Marine die zwei Umschläge los. Sanft wie Federn segelten sie zu Boden.

„Nataku!“, murrte der Samurai und folgte dem anderen zur Tür, die Hand seines Gastes ignorierend. „Das hier ist meine Entscheidung und nicht ihre.“

Die silbernen Augen erwiderten den Blick des Samurais ernst. Dann zog sich der Fremde die Stiefel wieder an.

„Dulacre. Im besten Willen. Lady Loreen hat Recht. Diese Einladung auszuschlagen ist keine Option für dich und auch nicht für deinen Gast. Sieh‘ es ein, du hast dich damals der Marine verpflichtet um gewisse Vorteile zu erlangen, also trage nun auch die Konsequenzen.“ Einen Moment betrachtete er Zorro eingehend, erfasste jeden Winkel seines Körpers, von der geschnittenen Hand bis zu dem Riss in der Wange, ehe er erneut den Samurai ansah. „Außerdem rate ich dir, ein so hübsches Mädchen mit mehr Respekt zu behandeln. Solche Verletzungen sollten eine junge Dame nicht zieren. Wenn du nicht vorsichtig bist, könnte ein anderer deiner Blume einen schöneren Garten bieten.“ Er zwinkerte böse. „Bis bald.“ Damit ging er.

Im nächsten Moment packten zwei feste Hände Zorro an den Schultern und unglaublich nah war auf einmal das Gesicht des Samurais, während er selber noch versuchte die letzten Worte des ungebetenen Gastes zu verstehen.

„Was fällt dir ein, du arroganter Nichtsnutz?! Hast du eine Ahnung, was du gerade getan hast?!“ Mihawk brüllte ihn direkt an und schüttelte ihn dabei so fest, dass er den Halt unter den Füßen verlor. Was hasste er seine Schwäche.

Aber er sah den anderen einfach nur kühl an.

„Wer benutzt jetzt seine Gehirnzellen nicht? Du hast es doch gehört, sie wollen dir deinen Samurai-Titel aberkennen, nur weil du nicht auf so eine blöde Veranstaltung willst. Das ist ja wohl die unehrenhafteste Möglichkeit, die mir einfällt. Also gehen wir dahin, was ist schon dabei? Schlimmer als das Abendessen beim Bürgermeister wird’s schon nicht werden.“

Doch der Samurai schien wirklich wütend.

„Und woher nimmst du dir das Recht, solche Entscheidungen für mich zu treffen, du missratener Schüler?“

„Für einen Piraten kannst du wirklich nicht gut fluchen, weißt du das?“

„Lorenor, das hier ist ernst!“

Die Hände an seinen Schultern klammerten sich so fest, dass er förmlich spüren konnte, wie das Blut abgedrückt wurde. Wenn der andere das noch ein paar Minuten durchhalten würde, würde das Schwert halten ganz schön knifflig werden.

„Was stellst du dich so an? Es ist nur eine verfluchte Marineversammlung, was ist schon dabei? Willst du wirklich dafür deinen Titel aufgeben? Ob es dir nun passt oder nicht, Homura hat verdammt nochmal Recht. Du hast einen Vertrag mit der Marine und warum hast du überhaupt…“, Zorro stockte, „Hat Homura da die Wahrheit gesagt? Wegen mir?“

Er versuchte die Worte, denen er kaum zugehört hatte, zu begreifen. Warum sollte der Samurai wegen ihm seine Pflichten vernachlässigen?

Für eine gefühlte Ewigkeit starrte der andere ihn an, sein Griff immer noch fest genug, um seine Knochen brechen zu lassen. Dann erst schien er zu atmen und ließ ihn endlich los.

„Mach dich nicht lächerlich, Lorenor. Das hier hat kaum etwas mit dir zu tun. Du langweilst mich einfach weniger, als diese verkalkten Beamten. Ich bin ein Mihawk, ich tanze nach niemandes Pfeife und das sollten sich jene Herrschaften auch erst gar nicht einbilden.“

Zorro konnte ihm kaum zuhören. Das Blut pumpte so stark durch seine Adern, dass ihm die Hände zitternden. Laut hörte er seinen Herzschlag in seinen Ohren.

„Aber darum geht es hier gar nicht“, knurrte der andere plötzlich und packte ihn erneut genauso grob, wie vorher an den Schultern, nun tat es jedoch deutlich mehr weh. Klappernd viel das Schwert zu Boden.

„Hast du eine Ahnung, in was du uns da reingeritten hast?“

„Natürlich nicht!“, antwortete Zorro etwas lauter, „Woher denn auch? Du brüllst ja hier nur rum. Und jetzt lass mich verdammt nochmal los, oder willst du mir die Arme abreißen?“

Erst in diesem Augenblick schien der Ältere zu merken, was er da tat. Etwas überstürzt ließ er von ihm ab.

„Ich… Es tut mir leid“, stotterte Dulacre etwas untypisch für den sonst so redegewandten Schwertkämpfer, doch das konnte dem Grünschopf gerade nur sowas von so egal sein.

„Ja, lass stecken“, murmelte er und bückte sich nach dem Schwert. Seine Finger bebten immer noch. Wie sollte er mit dieser Zerbrechlichkeit je einen ernsthaften Kampf überstehen?

„Sag mir lieber, weswegen du dich so künstlich aufregst. Kanan hat nicht übertrieben, als sie sagte, dass du diesen Kerl nicht leiden kannst.“

Er konnte den Blick des anderen auf sich spüren, als dieser nachzudenken schien. Offensichtlich war er wieder mal in seiner eigenen Welt, sodass der Pirat sich seufzend an ihm vorbei drückte und die weißen Umschläge aufsammeln ging.

„Wo steckt Kanan überhaupt?“, fragte er eher sich selbst, als den anderen.

Hinter sich konnte er Fußtritte hören und es überraschte ihn nicht, dass der Samurai vor ihm stand, als er sich wieder aufrichtete.

„Du hast Recht“, sprach der Ältere aus.

„Ach, bitte sag das noch mal. Ich glaube ich habe dich nicht verstanden.“ Zorro konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während der Schwarzhaarige nur mit den Augen rollte.

„Die Dinge sind nun so, wie sie sind. Die fünf Weisen haben uns ja nicht wirklich eine Wahl gelassen.“

„Endlich hast du es auch verstanden.“

„Jetzt halt mal deinen vorlauten Mund und hör mir zu.“

Schon wieder lag ihm eine passende Antwort auf den Lippen, doch diesmal konnte er sie sich gerade noch schenken.

„Wir müssen sachlich bleiben und das Beste aus dieser Situation machen. Ich nehme an, du kannst tanzen.“

Etwas überrumpelt blieben ihm die Worte im Hals stecken.

„Was?“

Nun sah Dulacre ihn überaus herablassend an. Es war etwas schockierend, wie einfach er wieder zu diesem unnahbaren Samurai werden konnte, wo er doch noch vor wenigen Sekunden ihm beinahe die Schultern gebrochen hatte.

„Nun ja, du hast doch die Einladung angenommen. Und da du ja so auf deine gute Erziehung pochst, bin ich davon ausgegangen, dass du natürlich auch in der Lage bist, auf einem Ball die strenge Etikette zu wahren und sämtliche Standardtänze absolvieren kannst.“

Es dauerte gefühlte Stunden bis er verstand, was der andere sagte.

„Ein Ball?“, entkam es ihm ungläubig. Der Ältere nickte.

„Genau. Der alljährliche Marineball. Das größte Spektakel, was die Weltbühne zu bieten hat. Alles was Rang und Namen hat, oder sich wenigstens einbildet wichtig zu sein, versucht zu dieser Veranstaltung eingeladen zu werden. Weltaristokraten, Politiker, wichtige Adels- und Königsfamilien, sowie Abgeordnete und Vertreter der Marine machen sich an diesem einen Abend zum Affen. Berühmtheiten und Sternchen, alles kopflose Idioten, die glauben, dass diese Nacht ihr Leben verändern würde. Selbstredend zählen nur die feinsten und teuersten Gewänder als angemessene Garderobe und wen interessiert es, falls an diesem Abend der ein oder andere nicht ganz lupenreine Deal geschlossen wird? Schließlich ist es ja eine Feier unter Edelmännern.“

Zorro schluckte. Alleine bei der Vorstellung wurde ihm schon schlecht. „Vielleicht sollten wir einfach krankfeiern.“

Nun beugte sich der Samurai wieder so tief zu ihm hinab, dass er in sein bärtiges Kinn beißen konnte.

„Das hättest du dir vorher überlegen sollen, Lorenor. Sobald die Einladung einmal angenommen wurde, ist nur noch der Tod eine passable Entschuldigung zu fehlen. Der Hochadel lässt dich eigenhändig hinrichten, wenn du fehlen solltest.“

Zorro entkam ein zittriges Lachen. „Das ist ein Scherz oder? Nur weil man nicht auf so einen Ball geht? Die kennen vermutlich noch nicht einmal unsere Namen.“

Dulacre seufzte.

„Du kapierst es nicht. Diese Weltaristokraten finden solche Veranstaltungen wichtiger, als jeden Kriegsrat, und ihr Wort ist Gesetz in dieser Welt. Nicht jeder kann wie ein Pirat einfach die Autorität ignorieren.“

Er wusste gar nicht, was er darauf sagen sollte.

„Also, ich kann nicht tanzen“, meinte er schließlich.

„Das habe ich mir schon fast gedacht“, kommentierte der andere nur und lehnte sich wieder zurück.

„Aber deswegen regst du dich so auf? Dann ist es halt ein nerviger Ball, wo wir hin müssen. Wir haben auch diese Versammlung überlebt ohne groß in Schwierigkeiten zu kommen, das sollte auch schief gehen, oder?“

Falkenauge drehte sich von ihm weg.

„Oh ja, natürlich. Ich gehe mit einem verzauberten Piraten, der zurzeit vielleicht sogar der meist gehasste der gesamten Marine ist, auf einen Ball, wo es nur so von Soldaten und Admirälen wimmelt, die dir gerne das Herz aus der Brust reißen würden, wenn sie wüssten, dass du noch lebst. Hakkai wird höchstwahrscheinlich auch da sein, mal ganz nebenbei.“

Der andere hatte da einen guten Punk, das musste sich der Pirat eingestehen.

„Und wenn wir davon mal absehen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass niemand die Figur Lady Loreen hinterfragt, äußerst gering ist, müssen wir ja auch noch irgendwie diesen Abend überstehen. Dieser Ball dient schließlich nicht nur der Unterhaltung der Weltaristokraten. Ein falscher Tanzpartner könnte weitreichende Folgen haben.“

Nun schienen sie dem wahren Problem endlich näher zu kommen.

„Wie meinst du das?“ Langsam folgte er dem Älteren in die Küche, wo dieser sich seufzend auf einem Stuhl niederließ.

„Setzt dich, Lorenor. Ich werde dir alles in Ruhe erklären, lass mich nur vorher die Einladung lesen. Vielleicht kannst du noch Kanan holen. Wir werden viel besprechen müssen.“
 

Kurze Zeit später saßen alle drei Bewohner des Herrenhauses in der Küche und Kanan schenkte allen Tee ein. Sie schien als einzige freudig aufgeregt über diesen Ball. Mit blitzschnellen Fingern hatte sie sich die Einladung von Zorro geschnappt und sie eilig durchgelesen, bevor sie das hellblaue Kärtchen wieder im weißen Umschlag versteckte.

Das verzauberte Mädchen hockte auf seinem Schemel und hielt die Tasse fest umklammert.

„Also, was hat es jetzt auf sich mit diesem Ball?“

Der Samurai saß dem Mädchen gegenüber, seine eigene Einladung in der Hand.

„Der Ursprung dieses Balls liegt schon Ewigkeiten zurück. Es ging damals darum, würdige Partner für den Hochadel zu finden, als dessen Existenz durch einige Krankheiten und Seuchen bedroht wurde. Zu diesem Zwecke suchten sich die männlichen Weltaristokraten von allen anwesenden Frauen eine passende Braut.“

Die grünen Augen wurden tellergroß. „Nein?“

„Beruhige dich. Wie gesagt, das war der Ursprung von vor über hundert Jahren. Natürlich hat sich alles weiterentwickelt.“

Das Mädchen atmete langsam aus.

„Nun ja, trotzdem kann es gut sein, dass du am Ende dieses Abends verlobt sein wirst“, mischte sich Kanan ein, „Ich muss jetzt los. Es gibt so viel zu organisieren und ich muss sofort meine Schwester anrufen. Fangt schon mal ohne mich mit den Tanzstunden an, Kinder.“

Die beiden Schwertkämpfer sahen sich an.

„Das war ein Witz, oder?“

„Nein, absolut nicht. Aber du wolltest ja unbedingt diese Einladungen annehmen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Amaya19
2016-10-12T23:17:41+00:00 13.10.2016 01:17
Hi Sharry,

Wie immer klasse Kapitel!!
Soso...Lady Loreen lernt tanzen! Das kann ja was werden😂
Freu mich riesig aufs nächste Kapitel, wird bestimmt lustig, schreib bitte schnell weiter:D

LG Amaya19
Antwort von:  Sharry
22.10.2016 11:50
Hi,
ich danke dir ganz herzlich und keine Sorge es geht bald weiter
(wir wollen ja alle Zorro leiden sehen ;-))
Liebe Grüße
Sharry
Von:  blackholmes94
2016-10-10T21:14:54+00:00 10.10.2016 23:14
Oh mein Gott O.O
Also ich hatte schon fast mit Mihawks Vater gerechnet, aber sein beinahe Schwager ist auch nicht schlecht ^^
Oh oh eine Einladung von den fünf Weisen ... na klasse -.-'
Die Einladung allein war schon Drohung genug - ohne die offensichtliche hinter ...
Tja die ganze Presseaufmerksamkeit hat eben nen ziemlich miesen Rückstoß verursacht und unsere Lady Zoro in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestellt .... mäh
Ich fand es sehr interessant, dass Mihawk ernsthaft überlegt hat seinen Posten als Samurai zu riskieren ... ob es wohl wirklich nur an seinem starken Freiheitsverlangen lag ... ?
Zoro und Tanzen ... das wird lustig und chaotisch xD bin mal gespannt, wann Mihawk aufgibt :D :D :D
Das endet in einer Katastrophe, oder?
Wenn Mihawk am Ende dieses Abends noch seinen Titel als Samurai und Loreen nicht verlobt ist, kann man den Abend wohl als gut überstanden betrachten xD ^^'
Bin gespannt was du daraus machen wirst ; )
Liebe Grüße :**
Antwort von:  Sharry
22.10.2016 11:49
Hey,
boah vielen Dank für wieder so einen langen Kommi :-)
Also was das Tanzen angeht ist unser lieber Falkenauge eher etwas zurückhaltend, ganz anders als die liebe Kanan ;-P Also Zorro wird noch seinen Spaß haben.
Naja und was den Ball angeht, so wird der kleine Marimo noch in das ein oder andere Fettnäpfchen stolpern (und von Mihawk fang ich gar nicht erst an)
Danke dir nochmal und liebe Grüße
Sharry
Von:  LittleMarimo
2016-10-10T14:43:04+00:00 10.10.2016 16:43
XDD OH MEIN GOTT!
Zorro du reitest dich immer weiter in die pupu xDD
Am ende des Abends verlobt?
Oh gott im himmel xD ENEL HILF!

Antwort von:  Sharry
22.10.2016 11:45
Hi,
danke für deine Treue und deinen lieben Kommi^^
Tja, wer weiß, was Zorro noch so alles passiert, der Abend wird ja noch lang werden ;-)
Und ob Enel da noch helfen kann... Wir werden sehen
Liebe Grüße
Von:  Lexischlumpf183
2016-10-10T11:25:30+00:00 10.10.2016 13:25
😂😂😂 ich bin begeistert "Lady Zorro" lernt tanzen, willst du mich umbringen, is schonmal jemand an zu viel lachen gestorben? 😨😊 echt ich muss wissen wie das endet 😂 wenn möglich vorgestern
Antwort von:  Sharry
22.10.2016 11:42
Hey,
danke für deinen Kommi^^
Ja, der arme Kerl wird noch viel leiden müssen;-)
lG
Sharry


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