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Ein würdiger Traum

Der Preis des Vertrauens
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Start in die neue Woche.
Viel Spaß mit dem Ende vom Anfang ;-)
Liebe Grüße und Danke an LittleMarimo und Finny HiNoYume Komplett anzeigen

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Der Ausbruch - Teil 2

Der Ausbruch – Teil 2

 

Einen Moment sah er den anderen zu, wie sie zur Treppe stürmten, dann eilte er den Gang entlang. Betend, dass er nicht doch auf einen misstrauischen Soldaten traf, ging er weiter, zerstörte weiterhin Kisten und Fässer, die im Weg waren.

Endlich erreichte er eine Treppe. Er wusste nicht, ob es die gleiche war, die die anderen zwei Etagen unter ihm runter nehmen würden, aber er entschied, sie so schnell wie möglich hochzusteigen, ehe diese verfluchten Stufen wieder verschwinden konnten. Es war nicht sein mangelnder Orientierungssinn, wie die liebestolle Küchenschabe immer wieder behauptete, es war einfach so, dass Gegenstände und Wege sich bewegten oder einfach verschwanden. Er wusste genau, wo er hin musste.

Die Stufen hinauf gestalteten sich schwieriger als gedacht, an laufen war nicht zu denken. Fluchend hielt der Schwertkämpfer seine Seite, jeder Schritt brannte und riss an den kaputten Nähten. Ihm war wirklich nicht bewusst gewesen, dass es bereits so schlimm war. Der verdammte Koch hatte Recht, sobald er hier raus kam, musste er fachgemäß versorgt werden. Falls er hier raus kam, dachte er bitter. Er hatte solange gewartet, wie er nur konnte um so viele Informationen zu sammeln wie möglich, aber mehr Zeit hatten sie nicht, mehr Zeit hatte er nicht.

Und auch, wenn er es nie zugeben würde, Zorro war dankbar, dass der Koch entschieden hatte ihm bei der Befreiung der anderen zu helfen, das ersparte ihnen wichtige Minuten. Im Falle des Falles hatte er ihm aufgeschrieben was zu tun war. Im Falle des Falles würde er auf den Koch vertrauen müssen. Vielleicht würden sie es wirklich schaffen. Vielleicht würde sein Fluchtplan tatsächlich gelingen.

Schwitzend erreichte er das Erdgeschoss, zum ersten Mal seit Tagen konnte er Tageslicht durch die gesicherten Fenster erkennen. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt und der Himmel verdunkelte sich stetig.

Mit immer schlimmer pochender Seite lief der Schwertkämpfer den Flur hinunter, als dieser sich jedoch teilte blieb er planlos stehen. Damit hatte er nicht gerechnet. Niemand hatte erwähnt, dass es zwei Wege gab. Wütend blickte er sich um, der Gang hinter ihm war leer, bis auf die zum Meer gerichteten Fenster, der Gang vor ihm hatte zusätzlich einfache Holztüren zur anderen Seite. Der Weg zu seiner Rechten hatte auf beiden Seiten Türen, jedoch viel weniger. Hier hingen auch keine Kerzen, sondern moderne Lampen, wie in anderen Marinestützpunkt auch.

Gerade wollte er einfach loslaufen, als eine Tür vor ihm aufklappte. Eine üppig bestückte Soldatin betrat die Bildfläche. Ihr dunkelrotes Haar fiel in einem langen Pferdeschwanz über ihre Schulter, wie schimmerndes Blut bedeckte es ihre Brust. Ihre Uniform schien im Großen und Ganzen zu kurz und zu eng. Sie betrachtete ihn einen Moment, ein abfälliger Ausdruck auf ihrem Gesicht. Dann seufzte sie und schlug die Tür hinter sich zu.

„Wieder ein Neuling.“ Versteinert sah der verkleidete Pirat die Frau an.

„Ihr seht alle gleich aus, wenn ihr hier ankommt, verloren und verschwitzt. Seid weder die harte Arbeit noch die große Verantwortung gewohnt, die auf euren Schultern lastet.“

Langsam kam sie auf ihn zu während sie mit herablassender Stimme sprach.

„Du wirkst aber schon was alt um gerade erst bei der Marine anzufangen.“

Er schluckte ehe er eine entnervte Miene aufsetzte.  

„ Ich bin kein Neuling, allerdings bin ich erst vor wenigen Tagen hierhin versetzt worden. Und tut mir leid, dass ich mich beeile, wenn der Vizeadmiral mir einen Befehl gibt.“

Überrascht sah sie ihn einen Moment an.

„Ich hab das Gefühl, dich schon mal irgendwo gesehen zu haben.“ flüsterte sie beinahe. Ihre braunen Augen verengten sich als würde sie Gefahr wittern. Verflucht!

Natürlich war es ein Wunder, dass ihn noch niemand erkannt hatte, schließlich prangte sein Gesicht auf einem Steckbrief. Allmählich wurde es eng. Und das auch wortwörtlich, denn sie stand direkt vor ihm und blickte zu ihm herauf. Ihr Vorbau berührte beinahe seinen Bauch.

„Hast du mal auf der G5 gearbeitet?“

Er schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, nur in Navarone, tut mir leid.“

Sie betrachtete ihn immer noch so misstrauisch.

„Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich habe einen Auftrag.“

Er schritt, so zackig er konnte, an ihr vorbei.

„Warte mal.“

Seine rechte Hand klammerte sich um die verdammte Tasche. Was wollte diese blöde Kuh nur noch von ihm?

„Wo musst du denn überhaupt hin?“

Mit einem gezwungenen Lächeln drehte er sich um, ignorierte seine pulsierende Seite.

„Zum Waffenlager wo die Sachen der Strohhutpiraten und der Schmugglerbande verstaut sind.“

Ein neugieriges Blitzen erfüllte ihre Augen. „Ach, wozu das denn?“

Gereizt versuchte er ruhig zu bleiben.

„Ich soll etwas für den Vizeadmiral holen. Er will es bei der Gefangenenübergabe mitgeben. Kannst du mir zeigen wo ich lang muss?“

Plötzlich lächelte sie. Vielleicht weil er nun auch angefangen hatte sie zu duzen.

„Klar, einfach den Gang da runter, dritte Tür.“

„Danke.“

Damit eilte er den Gang hinunter.

„Warte! Hast du mir überhaupt zugehört? Das ist die falsche Richtung!“

Bevor er es überhaupt verhindern konnte, war sie neben ihm,  hatte seine freie Hand gepackt und stürmte den anderen Gang entlang. Er konnte kaum ein Grunzen verhindern, als der Ruck an seinem Arm die komplette Seite entlang riss, doch zu seinem Glück bemerkte sie es nicht. Sie schritt vor ihm her, voller Tatendrang.

„Ich bin echt froh, dass du kein Neuling bist. Die Anfänger sind oft so großspurig. Fangen hier an und denken, sie seien die Auserwählten, die die Welt verändern werden, zu gut für die niedere Arbeit eines Marinesoldaten. Aber so einer scheinst du nicht zu sein. Ach ich bin übrigens Yaone. Wie heißt du denn?“ Ihre Stimme war wie ein Wasserfall und es riss ihn regelrecht aus seinem Trott, als sie aufhörte zu sprechen. Verlegen warf er sich die Tasche über den Rücken.

„Ähm, mein Name ist Konzen.“

Sie lachte leise. „Sicher? Du hörst dich nicht sehr überzeugend an.“

Er lächelte schwach ohne darauf einzugehen. Langsam aber sicher überforderte ihn die Rolle des Kadetten.

„Ah, wir sind da. Bitteschön.“

Mit einem triumphalen Grinsen schleuderte sie die schwere Holztür vor ihnen auf und offenbarte ein beträchtliches Waffenarsenal.

„Danke.“ sagte er erneut und ging an ihr vorbei.

Sie folgte ihm zu seinem Missfallen in den Raum.

„Und was sollst du holen?“ fragte sie beinahe unschuldig während sie einzelne Schwerter vor sich genauer begutachtete.

„Darf ich nicht sagen, Geheimnis! Und Yaone…“

„Ja?“ sagte sie und richtete sich auf.

„Tut mir leid.“

Mit einem gezielten Schlag brachte er sie zu Boden, fing sie im letzten Moment auf. Einen Augenblick lang betrachtete er ihr ausdrucksloses Gesicht. Sie war jung, viel jünger als sie sich gab, sie wirkte so unschuldig. Er hatte keine Wahl. Mit einem Ruck stand er auf und hob sie hoch. Legte ihren schlappen Körper hinter einigen mit Gold gefüllten Säcken ab. Warf einen leeren Leinensack über sie. Das Gold hätte Nami gefreut, aber darüber dachte er nicht nach.

Es wurde unglaublich kalt um ihn, als er die Tasche vor sich auf einen Tisch stellte und mit schnellen Schritten die wertvollsten Schätze, die er kannte darin verpackte. Sie waren alle hier, seine drei Schwerter, die für ihn das Wichtigste waren auf der Welt, nun ja, das zweitwichtigste, Lyssops seltsame Waffe Kabuto, Namis Klima-Taktstock und Brooks Spazierstock mit der versteckten Schwertklinge. Zu seiner Überraschung fand er in einem Regal sogar Choppers Rucksack, Lyssops komische Brille, eine Geige, die möglicherweise auch dem Skelett gehörte und ein ihm nur zu gut bekannter Strohhut. Mit äußerster Vorsicht verstaute er alles zwischen den zerrissenen Lumpen, die bereits in der Tasche waren.

Entschieden schloss er den Reißverschluss und zog die nun gut gefüllte Tasche vom Tisch, dabei fiel ihm ein kleiner Gegenstand auf, den er zuvor übersehen hatte. Mit einem Grinsen steckte er den Gegenstand in die Hosentasche.

„Dämliche Kringelbraue.“

Erneut warf er einen Blick zu der versteckten Soldatin. Er würde in die Hölle kommen, davon war er schon immer ausgegangen. Wenn es tatsächlich einen Gott gab, dann hatte er, Lorenor Zorro, schon zu viele Menschen auf dem Gewissen um auf Vergebung hoffen zu können und es wurden gewiss nicht weniger. Er war kein guter Mensch, das war ihm bewusst. Er hatte zwar seine eigenen strengen Prinzipien, aber im Grunde war er nicht besser, als der Abschaum, für den ihn dieser Leutnant Sanzo hielt. Vielleicht hatte er nicht das Recht darauf glücklich zu werden, das konnte wahrlich sein, aber er würde alles dafür geben, dass die, die ihm wichtig waren, glücklich werden konnten und wenn er dafür ein Ungeheuer werden musste, dann war ihm das sowas von egal. Hauptsache er konnte sie beschützen.

Er biss die Zähne aufeinander und verließ das Waffenarsenal. Er musste sich beeilen, Lyssop und Nami fehlten noch. Er rannte los, die Tasche über der Schulter und die Hände zu Fäusten geballt. Nach wenigen Minuten wusste er jedoch nicht mehr wo er war, allerdings begegnete er auch niemandem. Plötzlich bebte die Erde unter ihm. Sekunden später konnte er ein anhaltendes Sirren vernehmen. Ein boshaftes Grinsen glitt über seine Züge.

Es hatte begonnen.

Eine Tür nach der anderen riss er auf, bis ihm bewusst wurde, dass er nicht in einem Zellen-Trakt war. Doch was er fand, war mindestens genauso gut. Mit eiligen Schritten durchquerte er den Raum.

„Ach Langnase, du hattest Recht. Ich verspreche, ich werde mich nie mehr über diesen langweiligen Mist beschweren, mit dem du uns immer nervst. Gib mir noch ein paar Minuten, dann hol ich dich und die Gewitterziege da raus.“

 

Mit zittrigen Händen öffnete er ihre Fesseln.

„Wie geht es dir Robin-Schätzchen?“ Sie lächelte leicht und rieb sich ihre Handgelenke.

„Jetzt, da du da bist, deutlich besser, Sanji. Ich hatte um ehrlich zu sein nicht mehr an einen Fluchtversuch geglaubt. Nicht nachdem ich gehört habe, dass nur vier von uns dem Hauptquartier übergeben werden.“

 „Woher weißt du das, Robin?“ murmelte der Koch, während er zum schlafenden Rentier hinüberglitt. Dass der Schwertkämpfer das aufgefangen hatte, war eine Sache, aber woher konnte sie diese Dinge erfahren haben? Mit vorsichtigen Bewegungen richtete sie sich auf, erst jetzt wurde dem Blondschopf bewusst, dass sie keine Schuhe mehr anhatte, die Art wie sie ihren linken Fuß entlastete, schien auch dieser verstaucht.

„Der Vizeadmiral hat es mir gesagt. Er kam nach wenigen Tagen bei uns vorbei für eine kleine Unterhaltung. Er wirkte sehr nett.“

Sanji nickte nur und rüttelte vorsichtig an den Schultern ihres jüngsten Crewmitgliedes.

„Hey, Chopper wach auf.“

Verschlafen öffneten sich die müden Knopfaugen, dann wurden sie groß.

„Lass mich in Ruhe, du fieser Marinesoldat!“

Mit beeindruckender Kraft stieß das kleine Geweih den vermeintlichen Feind von sich und der junge Arzt kam wenige Meter entfernt aufrecht zum stehen.

„Chopper, beruhig dich. Ich bin‘s, Sanji.“

Mit einem entschuldigenden Lächeln zog er die Kappe ab. Einen Moment lang wurde er einfach nur vom anderen angesehen.

„Sanji!“

Dann kam er schreiend auf ihn zugelaufen und sprang ihm in die Arme. Seine kleinen gefesselten Hufen drückten gegen seine Rippen, nahmen ihm die Luft, während er fast auf ihm saß.

„Chopper, geh runter von mir!“

Sekunden später löste er auch dem Rentier die Handschellen, wobei er zuerst den falschen Schlüssel benutzte. Der Doktor schien überglücklich, dass der Koch bei ihnen in der Zelle war, doch als dieser sich über ihren Kapitän beugte um auch dessen Hände zu befreien, wurde er wieder ernst.

„Seit wir hier sind, ist er nicht aufgewacht. Die Ärzte hier haben gute Arbeit geleistet, aber ich durfte ihn nicht versorgen und der Seestein schwächt ihn noch zusätzlich. Es ist ein Wunder, dass er noch lebt. Sie haben ihn zwei Mal operieren müssen“

Sanji nickte traurig.

„Der Mooskopf hat sowas in der Art erwähnt. Der Kampf scheint ziemlich heftig gewesen zu sein.“

Wieder verfluchte er sich, dass er sich so leicht hatte ausschalten lassen. Robin ließ sich neben ihm niedersinken, immer noch lächelte sie, aber diesmal war es nur eine Farce, selbst für den Koch offensichtlich.

„Es war wirklich schlimm. Unser Kapitän und der Schwertkämpfer haben bis zum Ende gekämpft, aber gegen diesen Vizeadmiral und seine Soldaten hatten selbst sie keine Chance.“

Es wurde ruhig um die Crewmitglieder. Alle waren sie einen Moment in ihre eigenen Gedanken versunken. Sanji hatte die Hände auf seinem Schoß zu Fäusten geballt. Die Wut über seine eigene Unfähigkeit war wie ein Fußtritt ins Gesicht.

„Du trägst keine Schuld, Küchenchef.“

Überrascht blickte er auf. Mitfühlend lag der Blick der Archäologin auf ihm.

„Wir alle waren machtlos. Es waren zu viele und sie waren zu stark.“

Er nickte erneut.  Dann atmete er tief durch.

„Nun gut, noch sind wir ja nicht verloren. Ruffy ist zwar zurzeit außer Gefecht, aber wohl nicht in Lebensgefahr, oder?“

Chopper nickte zuversichtlich.

„Ich denke, mit ein bisschen Medizin und etwas zu Essen sollte er bald wieder aufwachen:“

„Sehr gut.“

Sanji spürte neuen Mut in sich hochsteigen.

„Also, der Marimo und ich haben einen Plan.“

Alle Aufmerksamkeit lag auf ihm. Umsichtig zog er den kleinen Zettel hervor, den der Schwertkämpfer ihm in die Hand gedrückt hatte.

„nur für den Fall!“

Er fragte sich immer noch, was der Spinatschädel damit nur meinen konnte. Ein Blick auf die Zeilen bestätigte ihn nur in dem, was er schon wusste.

„Es ist überraschend simpel. Naja nicht wirklich, es war die Idee vom Säbelrassler. Franky und Brook sind dabei die Sunny zu holen. Wir müssen die nächste Treppe bis nach ganz unten in die Kanalisation nehmen, dort werden sie uns aufsammeln. Die anderen drei stoßen dann später zu uns, okay?“

Sie nickten zustimmend.

„Was ist, wenn die beiden es nicht schaffen sollten, unser Schiff sicher in die Kanalisation zu manövrieren?“

Die Frage der Schwarzhaarigen war berechtigt, doch sie brachte den Koch aus dem Konzept, denn soweit hatte er nicht nachgedacht. Eilig durchlas er die nächsten Zeilen auf dem Blatt.

„Wenn das wirklich der Fall sein sollte, sollen wir zu Fuß die Kanalisation durchqueren und uns in den angrenzenden Bergen verstecken und auf eine andere Möglichkeit warten.“

Robin lachte leise.

„Scheint nicht wirklich durchdacht zu sein.“

Panisch blickte der kleine Arzt zu ihr hinauf.

„Aber es scheint, als hätten wir keine Wahl. Uns bleibt nur diese Option. Alles oder nichts.“ fügte sie weiterhin lächelnd hinzu. Sanji nickte ernst.

„Wir haben nur diesen einen Versuch, das ist wahr. Auf den Weg nach unten sollen wir möglichst viele Kisten zerstören.“

„Kisten?“ fragte Chopper nach.

„Ja, irgendwelche Schmugglerware, was er damit bezweckt habe ich noch nicht ganz verstanden.“

„Dürfte ich den Zettel kurz haben?“

„Natürlich.“

Er reichte Robin den Papierfetzen und sah zu, wie sie schnell die Zeilen überflog. Offensichtlich hatte sie kein Problem damit, die Handschrift des Schwertkämpfers zu entziffern. Sie las anscheinend sogar das, was noch darunter stand, was Sanji selbst noch nicht geschafft hatte. Ihre Stirn zog sich in Falten und ihre Lippen bildeten eine dünne Linie. Der Koch wollte sie gerade fragen, was sie so beunruhigte, als ein Erdbeben die Zellenwände erschütterte.

„Was…?“ sprach die schöne Frau genau das aus, was sie alle dachten ohne ihre Frage zu beenden, doch der Koch war bereits aufgesprungen und zur Zellentür geeilt.

Nicht weit entfernt konnte er Stimmen und lautes Fußgetrampel hören, alles aus der Richtung, aus der er eben gekommen war. Doch die Soldaten kamen nicht näher und er konnte niemandem im Flur sehen. Und dann wurde es ihm bewusst. Was wenn auf Franky’s Zettel etwas anderes gestanden hatte als auf seinem? Was wenn dort gestanden hatte, dass sie ein Ablenkungsmanöver starten sollten, sobald sie auf der Sunny waren?

„Wir müssen jetzt los!“ rief er den anderen zu.

Mit einem Satz waren sie auf ihren Beinen und zu Sanjis Verwunderung veränderte der kleine Arzt seine Form zu der des beharrten Riesens und hob vorsichtig seinen Kapitän hoch. Erst jetzt konnte man wirklich erkennen, was Chopper alles abbekommen hatte. Doch er stand breitbeinig hinter Robin und nickte ernst.

„Wir sind startklar.“

Der Blondschopf nickte ebenfalls, zog sich die Kappe tief ins Gesicht und schloss die Tür auf. Mit einem dumpfen Knall stieß er sie auf. Jetzt waren die Soldaten besser zu hören, aber sie kamen immer noch nicht näher.

„Hier lang!“ befahl er und rannte den Gang hinunter, gefolgt von seinen Crewmitgliedern, fort von den Soldaten.

Zu ihrem Glück sollte der Schwertkämpfer wieder Recht behalten. Als der Koch um die nächste Ecke bog, konnte er am Ende eine kleine Tür sehen über der in verblassten roten Buchstaben das Wort EXIT prangte. Sie war nicht verschlossen. Sanji riss sie auf und ließ seine Kameraden vorbei. Das Treppenhaus war klein und im Gegensatz zum anderen nicht rund sondern eckig. Nur einzelne Öllampen spendeten hier noch Licht und der Stein von Stufen und Wänden schien abgewetzt und sehr alt. Doch entgegen der Voraussagungen des ehemaligen Piratenjägers war das Treppenhaus komplett leer. Wieder fragte er sich, was der Schwertkämpfer genau vorhatte, doch sein Körper war so voller Adrenalin, dass er gar nicht in Ruhe nachdenken konnte. Immer wieder sah er die Szenen der letzte Minuten, vielleicht konnten sie es wirklich alle hier raus schaffen, das war ja auch schließlich der Plan des Schwertkämpfers, oder nicht? Dann aber dachte er an die große Wunde, die dem anderen zugefügt wurde. Was wenn er sich selbst überschätzen würde? Was wenn er Hilfe brauchte um Nami, und auch um Lyssop, in Sicherheit zu bringen?

„Sanji, was ist denn?“

Überrascht blickte er zu Robin hinunter, ihm war gar nicht aufgefallen, dass er stehen geblieben war. Ernst sahen sie sich einen Moment an, dann nickte sie.

„Wir schaffen das schon.“

„Aber…“

„Tu, was du tun musst. Wir kümmern uns um den Rest!“

Mit diesen Worten rannte sie die Treppe hinunter, dem Doktor hinterher, der nicht einmal bemerkt hatte, dass die anderen zurückgefallen waren.

Sanj schluckte schwer.

„Danke Robin.“

Doch nur noch die kahlen Wände konnten ihn hören. Dann rannte er die Stufen hinauf.

Er wusste gar nicht genau, wohin er musste, aber er konnte sich fast denken, dass Nami und Lyssop nicht auf dem gleichen Flur gefangen waren, wie Franky, Brook, Zorro und er. Sonst hätten sie die beiden direkt auch befreit. Das bedeutete, dass sie mindestens eine Etage über ihnen gewesen sein mussten. Er spurtete die Treppe hinauf.

Auf einmal kamen ihm zwei Soldaten entgegen, doch sie schenkten ihm keine große Beachtung, zu eilig auf ihrem Weg nach unten. Sie hatten ihn kaum passiert, da wirbelte er herum und trat sie bewusstlos. Er hatte keine Möglichkeit sie zu verstecken, aber so konnte er wenigstens seinen drei Freunden etwas mehr Zeit verschaffen. Eine Etage später kamen ihm wieder Soldaten entgegen. Diesmal mehrere, zu viele, als dass er sie alle hätte aufhalten können. Wie eine einzige Welle stapften sie die steinernen Stufen hinunter. Einer mit besonders muskulösen Oberarmen blieb stehen und sah ihn wütend an.

„Soldat, du läufst in die falsche Richtung.“

Er schüttelte schnell den Kopf.

„Nein, Leutnat Sanzo hat mir aufgetragen, die Gefangenen zu überprüfen, meine Kollegen sichern in diesem Moment die Etage die ich gerade passiert habe.“

Der Soldat nickte nach einem Moment zustimmend ehe ein paar laute Stimmen von weiter unten ihn ablenkten. Abwesend nickte er erneut, sein Augenmerk lag jedoch längst nicht mehr auf dem verkleideten Piraten.

„Eine gute Idee, die Verbrecher im Erdgeschoss sind zwar nicht besonders gefährlich, aber nachdem der Alarm ausgelöst wurde, müssen wir besonders vorsichtig sein. Weitermachen!“

Sanji stimmte ihm kurz zu und rannte weiter. Wenigstens wusste er jetzt, wo er hin musste. Mit einem Satz sprang er die letzte Stufen hinauf, ignorierte wie immer seinen Knöchel und den Tumult der von den nach unten marschierenden Soldaten hoch wuchs, und stürzte ins Erdgeschoss. Für einen Atemzug stand er ruhig da. Ein leises Sirren erfüllte seine Ohren, vermutlich der Alarm. Der Gang vor ihm war verwüstet, die unverkennbare Spur des Schwertkämpfers. Im Lauftempo verfolgte er das Chaos.

Schließlich erreichte er eine Gabelung. Unschlüssig wägte er die beiden Möglichkeiten ab, beide Flure waren vollgestellt und in beiden Richtungen schien vorher ein Wirbelsturm gewütet zu haben. Doch dann nahm ein lauter Knall ihm die Entscheidung ab.

Er stürmte nach vorne. Er war noch nicht am Schauplatz angekommen, als er laute Stimmen hörte.

 „…dir ein mich so zu erschrecken?! Jetzt hilf mir gefälligst!“

Er bog um die nächste Ecke. Nur wenige Meter vor ihm war eine Tür aus der Verankerung gerissen und achtlos auf den Boden geschleudert. Ja, hier war er richtig.

„ Jetzt stell dich nicht so an, kannst froh sein, dass ich dich überhaupt hier raushole.“

hörte er die allzu bekannte murrende Stimme.

„Was soll das schon wieder bedeuten?“

„Nami, beruhige dich…“ erklang nun auch der Letzte im Bunde.

„Alles in Ordnung hier?“

Fast schon lässig lehnte er am Türrahmen und blickte seine übrigen Kameraden an.

Nami rieb sich gerade ihre wunden Handgelenke. Ihre Haare waren zerzaust, Rock und Top besudelt von Blut, doch es war offensichtlich nicht ihres. Ansonsten sah sie ziemlich unverletzt aus.

„Pass doch auf, du brichst mir die Arme!“

Sein Blick wanderte zum Lügenbaron, dessen Handfesseln vom Schwertkämpfer mangels Schlüssel einfach in zwei Hälften gerissen worden. Er sah schon deutlich mitgenommener aus. Die Nase war mit einem dicken Verband umwickelt, vermutlich gebrochen, er hatte viele kleine Schnittverletzungen am ganzen Körper, ähnlich wie Zorro. Ein besonders tiefer Krater lag direkt überm rechten Auge, quer durch die Augenbraue. Die beinahe schwarze Kruste warf einen dunklen Schatten über seinen Blick. Aber auch er wirkte noch sehr lebendig während er laut klagte.

„Stell dich doch nicht so an.“

Dann hatte der Grünschopf endlich die Fesseln durchrissen.

„Sanji!“ rief Nami freudig und auch Sanji war froh sie zu sehen. Ihnen ging es allen gut, ein verdammtes weiteres Mal hatte Zorro rechtbehalten. Dieser blickte ihn fast schon zornig an.

„Was tust du denn hier? Du solltest doch den anderen helfen?“

Er verschränkte die Arme.

„Und ich habe dir schon mal gesagt, ich gehe nicht, ohne zu wissen dass die graziösen Geschöpfe, über die ich zu wachen auserkoren wurde, in Sicherheit sind.“

Eine der beiden Grazien rollte mit den Augen. 

„Und was ist mir?“ rief Lyssop dazwischen.

„Ach du, ja du darfst auch mit.“

„Hey!“

„ Dazu haben wir jetzt echt keine Zeit!“ schritt der Schwertkämpfer dazwischen. Sanji fiel auf, dass der andere stark zu schwitzen schien. Atmete er nicht auch recht schwer?

„Zorro hat Recht.“ kam Nami nun auch dazu.

„Wir müssen hier weg und die anderen holen.“

Doch der Älteste von ihnen schüttelte den Kopf.

„Nein, die anderen sind hoffentlich schon in Sicherheit. Also kommt!“

Mit diesen Worten packte er die Tasche, die er neben dem Loch in der Wand abgestellt hatte und rannte los. Die anderen folgten ihm.

„Wo müssen wir hin?“ ächzte Lyssop hinter Sanji.

„Es gibt nur einen Weg.“ antwortete der Schwertkämpfer ohne ihnen wirklich eine Antwort zu liefern. Aber er schien die Wahrheit zu sagen, denn nach wenigen Minuten erreichten sie einen riesigen Innenhof.

Mittlerweile war es dunkel. Einzig und allein eine winzige Lampe in der Mitte des Platzes spendete etwas Licht, der Boden innerhalb der Lichtquelle schimmerte leicht, als hätte es bis vor kurzem noch geregnet.

„Hier nimm das!“ murrte der Grünspan und warf dem Koch die Tasche zu. Wütend fing dieser sie auf, doch dann stellte er erneut fest, wie blass der andere war und beschwerte sich nicht. Als sie über den Hof rannten schaute er sich wachsam um. Warum war niemand da?

Doch die Lösung bot sich schnell. Die Burg, die sich hinter ihnen auftat hatte nur drei Eingänge, einen Haupteingang, aus dem sie gerade gekommen waren, einer zu ihrer Rechten, wo eine lange Treppe einen Turm hinaufführte und einen zu ihrer linken, welcher vollgestellt war mit Kisten, Fässern und Säcken. Das offene Tor diente anscheinend nur noch als Abstellkammer. Dahinter konnte man laute Stimmen hören, von Soldaten, die sich gerade da durch kämpften. Die anderen stürmten vermutlich gerade aus den Kellern wieder empor, wo sie alle hingelockt worden waren.  Es gab nur ein Fenster, dass in den Innenhof blickte und dort, hinter diesem Fenster stand er und starrte sie direkt an. Der Vizeadmiral Hakkai!

Vor Ihnen lag nur noch ein riesiges stählernes Tor, welches nach oben gezogen werden musste und vermutlich mehrere Tonnen wog.  Während sie genau darauf zu rannten löste sich Zorro aus ihrer kleinen Gruppe und lief zu einem wuchtigen Koloss aus Stahl.

„Lauft durch das Tor und dann so schnell wie möglich zum Wasser. Die anderen werden euch da aufsammeln!“

Dann begann er das Ungetüm zu bewegen und das Tor ächzte unter der Last, als es einen kleinen Spalt unter sich frei gab. Hinter sich konnte Sanji Glas splittern hören und als er sich im Laufen umdrehte, sah er, wie der Vizeadmiral höchst persönlich aus dem Fenster gesprungen war, gefolgt von Leutnant Sanzo und noch zwei anderen Soldaten.

Die Lücke war nun knapp einen Meter hoch. Nami erreichte als erstes das Tor und rutschte drunter durch. Sanji war direkt hinter ihr, doch wieder zögerte er.

„Sanji, los mach schon!“

Für eine gefühlte Ewigkeit starrte er den Schwertkämpfer an, sah das Blut, dass an seiner Seite hinunter tropfte. Sah die Schweißtropfen auf seiner Stirn, das verzehrte Gesicht. Handelte bevor er nachdachte. Er ließ die Tasche fallen und rannte zum anderen.

„Lyssop!“ brüllte er. Der Angesprochene hob nur einen Daumen, packte im Laufen die Tasche vom Boden und folgte der Navigatorin.

„Was machst du da?!“ schrie der Schwertkämpfer ihn an.

„Ich kann es nicht mehr lange halten.“

„Ich weiß!“ antwortete er ebenso laut.“Ich lass dich nicht im Stich!“

Hinter ihnen konnte er immer mehr Soldaten laufen und rufen hören und auch der Vizeadmiral kam auf sie zu.

Das Tor knallte zu Boden. Keuchend ließ der Schwertkämpfer von der schweren Winde ab, die normalerweise von mehreren Dutzend Mann betrieben wurde.

„Hier.“ Überrascht blickte der Koch auf. Der andere hielt ihm fast schon wütend eine Zigarettenschachtel hin, während er schwer atmete und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Mit zitternden Händen nahm er sie entgegen. Alles andere war in diesem Moment plötzlich unwichtig geworden. Sie hatten die Crew gerettet, hoffentlich. Mussten nun nur noch irgendwie selber fliehen, hinter ihnen eine Horde von Marinesoldaten, die sie schon im letzten Kampf nicht hatten besiegen könne. Aber alles was in diesem Moment zählte, war der lang ersehnte erste Zug an seiner geliebten Zigarette. Augenblicklich entspannte er sich.

„Kann ich mal Feuer haben?“ fragte Zorro ihn überraschend. Er wusste gar nicht, dass die Moosbirne rauchte.

„Klar.“

Verwirrt reichte er ihm sein Feuerzeug aus der Schachtel und hielt ihm auch eine Zigarette hin, doch der Schwertkämpfer ging an ihm vorbei, direkt in Richtung der Soldaten.

„Mach das Tor dicht!“

Es war ein eindeutiger Befehl. Er ließ keinen Widerspruch zu. Sanji sah ihn einen Moment von hinten an.

„Vertrau mir.“

Die magischen Worte des Tages und somit sprang er in die Luft und rammte seinen gesunden Fuß mit aller Kraft in die Winde. Er vertraute darauf, dass der Schwertkämpfer einen Plan hatte, denn gerade hatte er ihre letzte Fluchtmöglichkeit zerstört.

Vor ihm hatte der andere das Feuerzeug entzündet und hielt es ausgestreckt vor sich. Sein kalter Blick war auf den Vizeadmiral vor ihm gerichtet, welcher nur noch wenige Meter entfernt war und mit seiner Lanze zum Angriff ausholte.

„ Möge Gott euch gnädig sein.“

Beinahe sanft flüsterte Zorro, sodass der Koch ihn kaum hören konnte, dann öffnete er seine Hand und das kleine metallene Ding viel zu Boden. Wie in Zeitlupe beobachtete Sanji, wie riesige Flammen aus dem Boden empor schossen, während der Schwertkämpfer sich umdrehte, ihm am Arm packte und zum einzigen Ort lief, der nicht innerhalb von Sekunden vom Feuer eingekesselt war. Die Treppe zum Turm.

Hinter sich konnte er Männer schreien hören, das Knistern der Flammen wurde immer lauter.

„ Bleib bloß nicht stehen! Sieh nicht zurück!“ Doch zu spät.

Der komplette Innenhof stand in Flammen, überall brannten Menschen, sie schrien und krächzten. Ganz vorne konnte er den Vizeadmiral mit seiner Lanze erkennen, der verzweifelt versuchte sie zu verfolgen obwohl er selbst bereits brannte. Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall und eine enorme Druckwelle stieß den Koch die Stufen hinauf, schmiss ihn und seinen Freund zu Boden. Ein hohes Piepsen rang in seinen Ohren, sein Körper war unsagbar schwer, alles schien ganz langsam.

Er merkte kaum, wie er angeschrien wurde, wie der Schwertkämpfer ihm am Arm packte, ihn auf die Füße zog, seine Beine taten ihm unsagbar weh. Als er an sich hinab blickte, stellte er fest, dass Splitter aus Stein und Metall sich in seine Unter- und Oberschenkel gebohrt hatten. Blut tropfte zu Boden. Die Stufe auf der er gerade noch gestanden hatte war verschwunden, ein leeres Loch klaffte vor ihm. Dann sah er auf.

Die ganze Festung stand in Flammen. Langsam sackte das Hauptgebäude in sich zusammen. Überall hörte er Menschen schreien, klagend, leidend, sterbend. Wie in Trance wanderte sein Blick zum Schwertkämpfer, er hatte seine Kappe verloren und eine Platzwunde zierte seine Stirn. Blut lief die Wange hinab. Seine Augen waren gerötet, vermutlich durch die höllische Hitze, die dem Koch erst so allmählich bewusst wurde. Auch er war von den Splittern getroffen geworden, doch anders als Sanji, hatte es ihn überall erwischt. Sein ganzer Körper zeigte Fleischwunden auf, der rechte Unterarm war nahezu durchbohrt. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der andere sich wahrscheinlich schützend über ihn geworfen hatte.

Mit einem Schlag kam er zurück.

„Was hast du getan?! Was passiert hier?! Was machen wir jetzt?!“

„Komm!“

War die einzige Antwort, die er erhielt. Eine Hand packte seinen Arm und zerrte ihn die Stufen hoch, soweit weg vom flammenden Inferno, wie nur irgendwie möglich, Blut tropfte seinen Arm hinab.

„Zorro?!“

Der andere sah ihn an.

„Später! Wir haben keine Zeit für Erklärungen!“

„Gibt es denn ein später?!“ schrie er, als sie das Ende der Treppe endlich erreicht hatten und auf die Plattform des Turmes eilten. Selbst hier leckten die Flammenzungen bereits an den Steinen. Der Schwertkämpfer sah ihn an.

„Ich habe getan was nötig war um alle zu beschützen.“ rechtfertigte er sich.

„Aber wie?!“

Der andere hetzte von einer Ecke des Turms zur anderen, hielt sich dabei die nun stark blutende Seite und hinkte mit jedem Schritt etwas mehr. Er amtete schwer, sein Brust hob und senkte sich zittrig.

„Du hast es doch gehört. Sie haben den Sprengstoff-Schmuggler höchstpersönlich gefangen genommen und alle Schmuggelware hier gelagert. Und rate mal woraus diese verdammte Burg besteht! Genau, aus Holz und Kalkstein, der Boden dieser Inseln ist voll davon.“

„Woher weißt du das alles?“

Doch der Schwertkämpfer reagierte nicht, er war stehen geblieben, hatte den Blick abgewandt und lächelte seltsam verträumt. Sanji eilte zu ihm und konnte durch den aufsteigenden Rauch ganz deutlich den Schatten eines kleinen Schiffs auf dem Meer erkennen.

„Sie haben es geschafft.“ flüsterte Zorro.

Der Koch sah ihn an.

„Und nun? Für uns ist es vorbei oder?“

Er meinte es so. Nicht vorwurfsvoll oder ängstlich, nein es war einfach nur eine Tatsache. Sie würden es nicht schaffen.

Langsam merkte er, wie das Adrenalin seinen Körper verließ und die Schmerzen seine Sinne berührten. Er hatte keine Ahnung, wie der Schwertkämpfer das alles angestellt hatte, aber er hatte es tatsächlich irgendwie geschafft die anderen zu befreien. Aber er hatte offensichtlich vergessen für sich selber einen Ausweg zu finden. Typisch für ihn, ganz typisch. Sie würden nicht fliehen, es war vorbei.

Der andere antwortete zunächst nicht, doch schließlich fragte er „Was ist dein Traum, Smutje?“

Verdutzt sah er den anderen an.

„Das weißt du doch, ich will den All Blue finden, aber warum…“

„Ein guter Traum. Wirklich ein wertvoller Traum. Ein Traum würdig um beschützt zu werden, ja würdig.“ murmelte der junge Mann nachdenklich. Im nächsten Moment packte der Ältere seinen Arm.

„Was tust du da?“

Der Schwertkämpfer grinste nur. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich alle hier raus holen werde.“

„Aber…“ 

„Vertraust du mir?“

Er nickte.

„Gut.“

Zorro zog ihn einen Moment ganz eng an sich. Es war fast, als würde er ihn in den Arm nehmen.

„Jetzt bist du an der Reihe. Beschützte sie! Aber werde kein Monster! Beschütze auch deinen Traum.“

Mit einem Ruck wurde Sanji herumgewirbelt. Einen Moment lang sah er nur das Gesicht des Schwertkämpfers, sah ein sanftes Lächeln auf den  blutigen Lippen, eine innere Ruhe in den strahlend grünen Augen. In diesem Moment war er wunderschön, verschwitzt und voller Blut. Der andere hatte ihm am Arm gepackt „Lebe, Sanji!“ und dann ließ er ihn los.

Die Luft um ihn herum war kalt und heiß. Dunkel und Grell. Immer wieder sah er Zorro, immer kleiner werdend und dann prallte er schließlich hart auf.

Doch der Untergrund ließ nach, langsam sank er ein. Es war kühl, fast schon kalt nach der Hitze des Feuers. Sein Körper brannte, Adrenalin durchpumpte seine Venen,  er wusste nicht, wo er war, doch er bekam keine Luft. Alles um ihn herum war dunkel und schwer. Jeder Muskel schrie und jede Wunde klagte. Wo war er?

 Wasser! Er musste unter Wasser sein! Er musste schwimmen! Starke Arme packten ihn, zerrten ihn nach oben. Er war also da, er war auch da. Ja, er hatte alle gerettet. Zum Glück.

Er durchbrach die Oberfläche. Kalte, reine Luft durchströmte seine Lunge. Er wurde getragen, konnte Stimmen hören und schließlich fiel er auf blankes Holz. Er hatte immer noch Wasser in der Lunge und hustete. Dann schaute er sich hastig um. Verschwommen nahm er war, wo er war. Es war eindeutig die Thousand Sunny und um ihn herum waren seine Freunde. 

„Wo ist er?“ fragte er gebrochen, während er immer noch Meerwasser aushustete.

„Da oben.“ hörte er eine ganz leise Stimme und dann sah er ihn. Er stand hoch oben auf dem Turm, einen Arm gen Himmel gestreckt, wie auch die zierliche Figur der Navigatorin. Beide grotesk entstellt vom Licht der Flammen.

„Nur für den Fall!“

„Das kannst du nicht tun!“ entkam es ihm, während er zur Rehling eilte, beinahe ins Wasser fiel.

 „Ein Traum würdig um beschützt zu werden.“

„Das kannst du doch nicht tun!“ schrie er. Seine eigene Stimme weit entfernt.

 „Beschütze sie!“  Er konnte das Lächeln immer noch vor sich sehen und dann zerbrach der Turm.

„Lebe, Sanji!“

Vor ihm zerfiel der Marinestützpunkt G6 und mit ihr starb er.

 

Er sah zu, wie der Koch im Meer nahe dem Piratenschiff einschlug. Er würde es schaffen, das wusste er, der andere musste es einfach schaffen. Um ihn herum wurde die Hitze immer unerträglicher. Langsam ging er zum Rand des Turmes, sah zu seinen Freunden hinab. Spürte wie sein Körper immer schwerer wurde und sich beißender Rauch in seine Wunden legte.

„Tut mir leid, Kuina. Ich konnte unseren Traum nicht verwirklichen. Aber was ist schon mein Traum im Verhältnis zu ihren?“

Es fiel ihm schwer zu atmen. Hinter sich konnte er Schreie hören. Sterbende Menschen. Ja er war ein Monster geworden. Um seine Freunde und deren Träume zu beschützen hatte er all das losgelassen, was aus ihm einen Menschen machte. Seine Ehre, seinen Stolz, seinen Traum. Er bereute es nicht, während er den Arm in den Himmel stieß, als Zeichen des Sieges, der Hoffnung, der Freundschaft.  Für sie würde er jederzeit zum Dämon werden. Um sie zu beschützen würde er alles geben, denn dies war seine Aufgabe als Crewmitglied.

Er wusste, dass er vielen guten, vielen unschuldigen Menschen gerade das Leben genommen hatte, wusste wie viel Leid es so vielen weiteren noch bereiten würde.

Er meinte die Schreie seiner Freunde zu hören, aber vielleicht war das auch nur Einbildung.

Er war nun ein Ungeheuer, er hatte das Recht verwirkt glücklich zu werden. Die Flammen leckten an seinen Schuhsohlen, umarmten seine Taille. Ein nie gefühlter Schmerz durchdrang seinen Körper, doch schreien konnte er nicht da die Hitze sich ihren Weg in seine Kehle bahnte, als plötzlich der Boden unter ihm nachgab.

Es war ein würdiger Tod für ihn, ja, nicht würdig dem eines Ehrenmannes, aber würdig eines Monsters, würdig eines Dämons. Vielleicht hätte er überlebt, wenn er nicht alles aufgegeben hätte, vielleicht wäre er dann noch er selbst, aber dann hätte er die anderen nicht beschützen können und wenn er ehrlich war, war genau das seine Pflicht geworden.

Den Aufprall auf dem Boden merkte er nicht mehr, seine eigenen Schreie und seine brennende Haut spürte er nicht mehr, die schmelzenden Ohrringe und das glühende Haar nahm er nicht mehr war.

Vor seinem inneren Auge sah er die Dinge, die ihm wichtig gewesen waren. Kein Gott konnte ihm gnädig sein, er würde nie in Frieden ruhen, aber das war egal.  Er hatte nie um Schutz gebeten, nie um Milde. Er wusste, dass er alles ertragen konnte, alles aushalten konnte, das war sein Weg gewesen. Aber sie lebten, das war alles was zählte.

Ach, was wäre gewesen, wenn…

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Toni221
2016-12-06T17:17:25+00:00 06.12.2016 18:17
wow ist ist ohne spaß so episch geschrieben
probs an dich;)
gg
Antwort von:  Sharry
07.12.2016 11:44
Danke dir^^
Freue mich total über deinen Kommi ;D
Von:  LittleMarimo
2016-03-14T20:04:51+00:00 14.03.2016 21:04
....... Ich hab grad echt Tränen in den augen.....
Ist das das ende?
Mir fehlen gerade alle worte.....
Sorry... Eigentlich wollte ich einen guten kommi schreiben... Aber... Mir fehlen einfach die worte.

Antwort von:  Sharry
22.03.2016 21:47
Dieser Kommi sagt mehr als tausend Worte ;-) Danke dir
Keine Sorge, jetzt geht's erst richtig los
LG


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