Im Waschsalon von FlipFlops-Mausi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Rums..poch..rumms Genervt öffnete sie ihre Augen und blinzelte ein paar Mal, weil es so hell in ihrem Zimmer war. Vorsichtig nahm sie ihren Wecker vom Nachttisch und stöhnte als sie bemerkte, dass es gerade mal kurz nach halb neun war. Da heute Samstag war, hatte sie eigentlich gehofft ausschlafen zu können aber ihre Mutter meinte es wohl nicht allzu gut mit ihr. Sie werkelte an etwas herum, da es ständig rumpelte. Dazu vernahm sie die aufgebrachte Stimme ihrer Mutter, die irgendwelche Flüche von sich gab. Da sie jetzt schon wach war, konnte sie auch nachsehen, was sie denn so wütend machte. Mit langsamen Schritten stieg sie aus dem Bett und zog sich ihren Morgenmantel drüber. Vorsichtig lugte sie durch ihre Zimmertür Richtung Korridor. „So ein Mist hier“, hörte sie Ikukko sagen. Es kam aus dem Bad, wo sie sich ohne Umschweife hin begab. Dort angekommen staunte sie nicht schlecht. Vor der Waschmaschine stand ein Stapel von Wäsche, jede Menge Handtücher und ihre Mutter laut schniefend davor. Fragend sah sie zu ihr, die sie erst bemerkt hatte, als sie vor ihr stand. „Oh, Morgen Liebling, tut mir leid, wenn ich dich geweckt haben sollte“, murmelte sie. „Schon in Ordnung. Was ist denn los?“ Noch konnte sie gar kein Problem entdecken. Genervt rollte Ikuko mit den Augen und besah sich das Chaos. „Die Waschmaschine ist defekt und Wasser läuft aus. Dabei benötige ich unbedingt meine Bluse morgen für das Geschäftsessen.“ Sie ließ ein wenig den Kopf hängen. Verstehend nickte Usagi und legte eine Hand auf die Schulter ihrer Mum. „Wie wäre es, wenn ich in den nächsten Waschsalon gehe und einen Stapel der Wäsche mitnehme, um sie zu waschen“, bot sie ihr deshalb an. Dankbar umarmte sie ihre Tochter. „Das wäre wirklich sehr nett von dir. Dann könnte ich das Chaos hier bereinigen.“ „Klar, kein Problem. Ich frühstücke kurz und dann mache ich mich auf den Weg.“ „Gut. Ich fange schon mal an die Wäsche zu sortieren und dir in einem Beutel zu packen“, und ging in die Hocke, um nach den ersten Kleidungsstücken zu greifen. Nach diesem Worten ging Usagi in die Küche und bereitete sich ein Toast mit Schinken zu und einen Kakao. Den benötigte sie früh am Morgen, um über den Tag zu kommen. Hatte sie früh keine Zeit dafür, bestellte sie sich ab und zu einen in dem Cafe ihres besten Freundes. Er wusste genau, wie sie ihn liebte, nämlich mit einer ordentlichen Portion Schlagsahne und Schokostreuseln. Sie wusste, dass es nicht das gesündeste Getränk war, dennoch gönnte sie sich dieses jeden Tag. Mamoru meinte immer, dass sie deshalb irgendwann durch die Gegend rollen würde. Er hatte auch keine Ahnung dieser Baka. Ständig musste er sie ärgern, es war zum Haare raufen. Sie musste zwar zu geben, dass sie nicht besser war aber Mamoru fing immer an und sie wehrte sich nur. Dabei wünschte sie sich, dass er sie so nehmen würde, wie sie war und sie ohne Beleidigungen mal ein Gespräch führen konnten. Auch wenn sie es niemals zugeben würde, in Wirklichkeit mochte sie Mamoru mehr als gut für sie war. Ihr war klar, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Deshalb hatte sie ihre wahren Gefühle tief unter ihrem Herzen begraben und hoffte, dass sie irgendwann verschwinden würden. Sie wusste nur noch nicht, wann das sein würde. Sie versuchte mit anderen Jungs auszugehen, erst mit Diamond, dann mit Ail, nur um ihre Verliebtheit zu verdrängen, was schlicht weg nicht funktionierte, da sie Mamoru nicht aus dem Kopf bekam. Schlussendlich hatte sie es aufgegeben und vermied es im Crown auf ihn zu treffen. Ging dies mal nicht, bemühte sie sich ihm gegenüber sich normal zu verhalten. Obwohl es ihr immer schwerer fiel, ihre Fassade aufrecht zu erhalten. Besonders schwer fiel es ihr als er gestern mit seiner Studentenkollegin Saori ins Crown kam. Den Anblick konnte sie kaum ertragen und so hatte sie sich schnellst möglich von ihren Freundinnen verabschiedet, die sie verwundert anblickten aber nicht weiter nachfragten. Sie wollte so oft mit ihnen darüber reden aber jedes Mal wenn sie versucht hatte, ihnen sich anzuvertrauen, hatte sie gekniffen aus Angst, sie könnten sie auslachen. Schließlich hatte sie ihnen immer gesagt, wie sehr sie ihn hasste. Sie seufzte laut auf und erschrak als die Stimme ihrer Mutter ertönte. „Ist alles okay bei dir?“ Mit großen Augen sah sie ihre Tochter an. Sie hatte bemerkt, dass sie etwas in letzter Zeit bedrückte. Usagi vernahm die Sorge ihrer Mutter durchaus und sie wusste, dass sie immer da war, wenn sie reden wollte aber im Moment wollte sie das noch nicht. „Alles in Ordnung. Ich war gerade nur in Gedanken versunken“, meinte sie deshalb. Skeptisch betrachtete sie sie. Sie kannte ihre Tochter und wusste, dass sie sich öffnen würde, wenn sie bereit dazu war und beließ es dem zufolge dabei. Stattdessen zeigte sie auf den großen Sack, denn sie bereit gemacht hatte. „Es wäre gut, wenn du diese Sachen waschen könntest. Geld habe ich dir auf die Kommode gelegt und wenn du Fragen hast, kannst du mich gerne anrufen. Ich versuch jetzt noch ein wenig weiter Ordnung zu machen.“ „Danke. Ich denke, ich bekomme das hin“, lächelte sie zuversichtlich. „Okay, also ich bin dann wieder oben“, sprach Ikuko bevor sie wieder ins Bad lief. Nachdem Usa aufgeräumt hatte, huschte sie noch einmal in ihr Zimmer, um sich um zu ziehen. Sie zog eine sandfarbige Jeans, einen schwarzen Pulli an und verband ihre Haare zu einem Dutt. Da die Temperaturen mittlerweile wieder nach oben gestiegen waren, entschied sie sich für ein blaues Tuch und ihre schwarze Weste. Noch einmal glitt ihr Blick in den Spiegel. Sie sah hübsch aus, wie sie fand und machte sich deshalb auf den Weg. Die Sonne schob sich durch die Wolkenwand. Die ersten Frühblüher konnte man schon auf der Wiese blühen sehen. Seit langem war es das erste Mal, dass die Temperaturen weit über 10 Grad hinaus gingen und es nicht regnete. Auf den Straßen waren schon viele Menschen unterwegs. Der Waschsalon war nicht allzu weit von ihrem Wohnort entfernt und so war sie schon nach fünfzehn Minuten dort. Dieser war erst seit um zehn geöffnet, sodass sie die erste Kundin im Salon war. Zielstrebig las sie sich die Anleitung, die an der Wand war durch und ging dann zu einer der zehn Waschmaschinen. Sorgfältig legte sie ihre Wäsche in diese und stellte das Programm ein. Auf der Anzeige erschien, dass der Waschvorgang eine Stunde benötigte. Zum Glück hatte sie sich etwas zum Lesen mitgebracht sonst wäre es ziemlich langweilig geworden. Mit ihrer Zeitschrift setzte sie sich also auf die freie Couch, die im Laden stand. Je später es wurde, desto mehr Leute traten in diesen ein. Von alldem bekam Usagi nichts mit, war sie doch viel zu vertieft in ihre Zeitschrift. Er war wirklich angepisst. Nicht, dass er nicht so schon genervt war, weil seine Kommilitonin gemeint hätte, sie müssten mal wieder zusammen alle weggehen. Nein, dann waren sie so lange weg gewesen, dass er heute Morgen verschlafen hatte. Dabei hatte er sich fest vorgenommen, früh aufzustehen, bei Motoki einen Kaffee zu trinken und dann den ganzen Tag zu lernen. Zu seinem ganzen Unmut streikte ausgerechnet seine Waschmaschine noch. Dabei benötigte er sein Hemd in zwei Tagen, ging das Klinikpersonal schließlich zusammen essen. Also musste er seinen ganzen Plan umwerfen und in den Waschsalon, der bei ihm um die Ecke war, laufen. Innerlich stöhnte er. Konnte der Tag noch schlimmer werden? Er bezweifelte es. Schon vor dem Salon konnte er feststellen, dass in diesem viel Trubel herrschte. Kurz überlegte er, ob er es später lieber versuchte entschied sich dann aber dagegen, da er nun mal schon hier war. Neugierig betrat er den Laden und drängte sich an den Leuten vorbei. Er hatte Glück, denn es war noch genau eine Waschmaschine frei gewesen. Nachdem er alles verstaut hatte, nahm er sein Buch zur Hand und entdeckte eine Couch. Eine junge Frau saß auf dieser, die völlig in ihrer Zeitschrift versunken war. Da ihre Tasche auf der andere Seite stand, sprach er sie höflich an. „Ehm, Miss entschuldigen sie aber wäre es möglich, dass sie ihre Tasche herunter nehmen könnten?" Usagi hatte neben sich nichts mehr wahrgenommen und schaute erst nach oben, als sie jemand ansprach. Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch sie konnte sie noch nicht genau einordnen. Erst als sie aufsah und genau in zwei meeresblaue Augenpaare blickte, wusste sie er vor ihr stand. Sie war verwundert, dass er hier war. Sofort bekam sie bei seiner Anwesenheit Herzklopfen und sie hatte das Gefühl tausend Schmetterlinge würden in ihrem Magen herumschwirren. Innerlich zählte sie bis zehn, um sich zu beruhigen. „Baka, was machst du denn hier“, versuchte sie einigermaßen ihre Gefühle zu verstecken. Überrascht hob er eine Augenbraue. Er hatte sie nicht gleich erkannt gehabt, sah sie doch heute anders aus. Ihre übliche Frisur hatte sie gegen einen Dutt getauscht und ihre Schulklamotten gegen Freizeitsachen. Sie sah wirklich hübsch aus, wie er fand. Er hatte sie selten so gesehen, eigentlich wenn er zu gab noch nie. Wenn sie im Crown aufeinander trafen, hatte sie stets ihre Schuluniform an. Die ihr auch prima stand, aber so kam ihre Figur noch mehr zur Geltung. „Odango, dasselbe könnte ich dich fragen“, grinste er sie an. Sie hasste ihren Spitznamen, sagte aber nichts dazu. Stattdessen nahm sie ihre Tasche vom Sofa, sodass er sich neben sie setzen konnte. „Unsere Waschmaschine ist kaputt gegangen“, erwiderte sie nur. Dankbar setzte er sich neben sie und musste über den Zufall schmunzeln. „Dasselbe ist mir auch passiert“, antwortete er ihr und ging sich dabei durch die Haare. Zaghaft lächelte Usagi, konnte sie kaum glauben, dass ihn beide dasselbe passiert ist. Irgendwie verunsicherte sie seine Anwesenheit. Sie wusste nicht wie sie mit ihm umgehen sollte, was sie nun sagen sollte? Doch das brauchte sie auch nicht, denn Mamoru fuhr schon fort. „Hör mal Odango, ich versuche jetzt zu lernen. Also sei zur Abwechslung mal ruhig.“ „Wie bitte? Ich bin immer ruhig, Baka. Nur bei deinen Manieren kann ich nicht anders als laut zu werden und weißt du was, ich lese jetzt auch weiter“, erwiderte sie und griff demonstrativ nach ihrer Zeitschrift. „Da lies mal die“, brach er ab, sah zu der Zeitschrift und beendete seinen Satz: „News der Stars“, sagte er etwas abfällig. Usagi bemühte sich ihn einfach zu ignorieren. Sie hatte keine Lust sich auf einen Streit im Waschsalon verwickeln zu lassen. Beide saßen also lesend nebeneinander. Doch Usagi konnte sich einfach nicht auf ihre Zeitschrift konzentrieren. Seine Nähe und sein herber Duft brachten sie um den Verstand. Wie gern würde sie ihn berühren? Dabei saß er einfach nur neben ihr, doch seine Anwesenheit brachte sie jetzt schon aus dem Konzept. Sie fühlte sich unwohl und wäre am liebsten gegangen, doch das ging nicht, musste sie ja warten bis ihre Wäsche fertig gewaschen war und das würde mindestens noch 30 Minuten dauern. Kurz sah sie sich im Raum um. Es standen drei Mädchen, in der Ecke, die miteinander im Gespräch verwickelt waren, dann gab es noch zwei Männer, die gerade dabei waren, die Waschmaschinen zu verladen, ein Pärchen, was am Trockner stand und eine Oma, die auf einer Bank Nähe des Fensters saß. Sie alle wirkten zufrieden und fröhlich. Ihr Blick glitt sorgfältig zur Seite. Sie musterte ihn weiter. Er hatte ein blau kariertes Hemd und eine schwarze Hose an. Seine schwarzen Haare waren etwas strubbelig heute. Am liebsten wäre sie ihm einmal durch die Haare gefahren. In seinem Buch vertieft, wirkten seine Gesichtszüge völlig entspannt. Vorsichtig riskierte sie einen Blick hinein. Im Schaft von Röhrenknochen ist eine Markhöhle (Cavitas medullaris) ausgebildet. In der Markhöhle und in den Zwischenräumen der Spongiosa befindet sich das Knochenmark (Medulla ossium) Mehrere Fragezeichen taten sich bei ihr auf. Sie verstand nicht, um was es ging. Er hatte durchaus bemerkt, dass sie ihn gemustert hatte, hatte dabei aber nichts gesagt. Er war neugierig und beobachte sie viel lieber. Er musste sich allerdings zusammenreißen, um nicht laut los zu prusten, als sie in sein Buch sah. Ihr Gesicht sprach Bände. Sie verstand kein Wort von dem was in diesem stand und er fand es einfach zu niedlich. „Na, Odango, kannst du etwas damit anfangen?“ Ertappt sah sie zur Seite. Es war ihr unangenehm, dass er mitbekommen hatte, wie sie seine Lektüre las. „Natürlich“, versuchte sie ihre Verlegenheit zu überspielen. Skeptisch zog er seine Augenbraue hoch. Er wusste ganz genau, dass sie nichts davon verstand und dennoch wollte er sie aus der Reserve locken. „Dann erzähl mir doch einmal, um was es ging.“ Sie spielte nervös mit ihren Fingern und überlegte fieberhaft. „Naja, es geht um..Knochen..“ stotterte sie. „Achso und um welche?“, wollte er genauer wissen. „Na, um unsere?“, schloss sie ihre Augen. Es war mehr als eine Frage formuliert. Lachend klatschte er in die Hände. „Sicher Odango? Vielleicht geht es auch, um die Knochen eines Tieres?“ Wütend schlug sie in die Seite. „Baka“ „Hey, Odango, jetzt werde mal nicht übermütig.“ Sie steckte ihm die Zunge raus bevor sie wieder ernst wurde. „Du lernst für deine Prüfung oder? Motoki hat zumindest so etwas in der Richtung erwähnt. Das du im Moment viel zu tun hast mit Lernen und der Arbeit“, bemühte sie sich aus der Situation heraus zu kommen. Er nickte mit dem Kopf. „Ja, in nicht mal einen Monat habe ich meine Abschlussprüfung. Dann kann ich endlich als Arzt Menschen helfen. Durch meine viele Arbeit im Krankenhaus bin ich nicht viel zum Lernen gekommen, weshalb ich jetzt die Momente, in denen ich einmal Zeit habe, versuche dies nach zu holen“, antwortete er ihr. „Du hast ja einiges an Überstunden angespart. Konntest du die nicht absetzen?“ Mamoru lehnte sich ein wenig mehr in die Sofalehne hinein. „Naja eigentlich schon aber bei uns geht im Moment eine richtige Grippewelle herum, sodass ich die nicht viel eher absetzen konnte.“ Mitleidig sah sie ihn an. „Hast du denn jetzt wenigstens ein wenig mehr Zeit?“ Er nickte. „Ja ich habe jetzt erstmal eine Woche frei, um mir den fehlenden Lernstoff noch einzuprägen.“ Es überraschte ihn, dass sie so genau wusste, dass er viel Arbeiten war und für die anstehende Prüfung lernte. Eigentlich hatte er nicht erwartet, dass sie sich für ihn interessierte. Er war langweilig in seinen Augen und ließ sein Privatleben meist zuhause. Er war kein Mensch, der seine Probleme mit anderen besprach. Nur bei Motoki machte er eine Ausnahme. Er war sein bester Freund seit er ihn kannte und da er ihm vertraute, öffnete er sich bei ihm. Aber, dass sein bester Freund mit ihr über ihn sprach, wunderte ihn doch ein wenig. Ob er versuchte, dass sie sich etwas annäherten? Schon letztens hatte Motoki ihn nicht gefragt, ob er netter zu ihr sein könnte? Er hatte sich wirklich bemüht netter zu sein aber immer wenn er auf sie traf, war er so unbeholfen, dass er in sein altes Muster verfiel und sie beleidigte. Dabei sehnte er sich nach etwas ganz anderem. Doch, er war sich im Klaren, dass das niemals der Fall sein würde. Er konzentrierte sich wieder auf sie. Es hatte ihn eigentlich verwundert, sie hier anzutreffen. „Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du hier bist und nicht bei den Mädels an einem Samstag?“, wollte er deshalb wissen. „Ich habe doch gesagt, dass ich unsere Wäschen waschen musste und außerdem haben die Mädchen schon etwas vor“, klang sie etwas enttäuscht. Stutzig betrachte er sie. Irgendwie wirkte sie etwas traurig. „Und was?“ „Minako, Rei, Makoto, Ami sind mit Yaten, Yuchiro, Motoki und Taiki unterwegs nach Shibuya. Dort findet das Frühlingsfest statt“, äußerte sie und wand sich ab. „Wie kommt es denn das du da nicht mitfährst?“, wollte er wissen. Usagi war nie ohne ihre Mädels und gerade bei solchen Ausflügen war sie diejenige, die um jeden Preis mit wollte. Sie biss sich auf die Unterlippe. „weil ich einfach nicht das 9 Rad am Wagen sein wollte.“ „Also gefällt es dir nicht, dass die Mädchen jemanden gefunden haben?“ Abwehrend hob sie die Arme. „Nein, so ist es nicht. Ich freue mich für sie alle, dass sie jemanden gefunden haben. Aber dadurch dass alle einen Freund haben, fühl ich mich einsamer denn je. Jedes Mal wenn wir uns sehen, erzählen sie mir, wie glücklich sie sind und es gibt keine anderen Themen mehr. Ich wünschte einfach, ich hätte genauso jemanden an meiner Seite, an den ich mich lehnen könnte und der für mich da ist. Der mich so fühlen lässt, als wäre ich die einzigste für ihn“, sprudelte es aus ihr heraus. „Hast du nicht auch das Gefühl, dass dir etwas im Leben fehlt?“ Dabei sah sie ihm intensiv in seine Augen. Doch sie konnte nichts daran erkennen, er wirkte wie versteinert und seine Stirn war in Falten gelegt. Bestimmt würde er sie gleich wieder auslachen, dass sie solchen Unsinn von sich gab. Es tat ihm leid, dass sie so dachte. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen und ihr gesagt, dass sie was Besonderes sei. Doch er konnte nicht. Er war ein Feigling, das war ihm durchaus bewusst. Aber er konnte ihr dennoch zu verstehen geben, dass er wusste, wie sie fühlte. „Ich weiß was du meinst. Ich habe es erst seit Kurzem gemerkt. Liebe hielt ich stets für ein Mythos. Für etwas das Rational ist und was man nicht braucht. Vielleicht hatte ich auch einfach Angst davor, schließlich habe ich meine Eltern verloren und wollte niemals wieder so etwas empfinden, um nicht noch einmal jemanden verlieren zu müssen. Aber dann traf ich jemanden, der mich vom ersten Augenblick in eine andere Welt gezogen hat. Sie ist wie das Licht und ich wie die Nacht. Ich glaube wir könnten unterschiedlicher nicht sein und trotzdem fasziniert sie mich. Ich kann es nicht beschreiben, einfach alles an ihr ist unbeschreiblich. Ihre Art wie sie Menschen für sich gewinnen kann und ihr glockenhelles Lachen, lässt mich alle Sorgen vergessen.“, lies er sich von seinen Gefühlen leiten. Usagi hatte vor Staunen, die Luft angehalten. Da lag etwas in seinem Blick. Etwas Liebevolles und ein gewisses Funkeln. Nie hätte sie gedacht, dass er so etwas fühlen könnte und es brach ihr innerlich das Herz, dass diese Gefühle nicht ihr galten. Weshalb sie sich vom ihm abwand, damit er ihre Enttäuschung nicht mitbekam. „Weiß sie, dass du so empfindest?“ Er beugte sich auf seine Knie und suchte sich einen Punkt am Boden. „Ich habe mich noch nicht getraut, ihr all diese Dinge zu sagen. Immer wenn ich mich ihr erklären wollte, kam ein anderer Stuss von mir. Ich bin wie verändert, wenn ich in ihrer Nähe bin. Meine Hände schwitzen und mein Herz schlägt schneller, sodass ich das Gefühl bekomme, sie könne es hören. Ich fühl mich wie ein Vollidiot, weil mein Kopf wie leergefegt ist und ich sie deshalb von mir stoße, statt ihr zu sagen, was mein Herz ihr schon lange vermitteln möchte.“ Mit jedem weiteren Wort verkrampfte sie sich und es fiel ihr schwerer sich zu beherrschen. Ihr Gefühlsinneres glich einem Orkan, der alles in ihr zu einem Chaos geführt hatte. Auch wenn es ihr schwer fiel, wollte sie ihm helfen. Schließlich wollte sie ihm glücklich sehen und wenn es nicht mit ihr sein konnte, dann musste sie dies akzeptieren. Sie hoffte nur, dass die andere Frau zu schätzen wusste, was sie Besonderes bekam. Sie schloss ihre Augen, um sich zu beruhigen. „Wenn du ihr das nicht sagen kannst, dann zeig es ihr. Bring sie dazu, dich wahr zunehmen und ihr deine wahren Gefühle zu offenbaren. Wenn du es nicht tust, wird irgendwann jemand anderes sie dir wegnehmen und dann wirst du dich immer fragen, was gewesen wäre wenn.“ Aufmerksam hatte er ihr zugehört und ihre Worte gingen im durch Mark und Bein. Sie hatte Recht, irgendwann würde sie ihr Licht einen anderen Mann schenken und das machte ihm eine Heidenangst. Er konnte sich nicht vorstellen ohne sie zu sein. Er wollte ihr all das beichten, was ihn schon so lange auf der Seele lag und wenn er es jetzt nicht tat, dann würde er wohl ewig schweigen. Mamoru sprach sich innerlich selber Mut zu. Langsam wie in Zeitlupe nahm er Usagis Hand in seine und eine angenehme Wärme durch floss sein Körper. Ihre Hand war weich. Vorsichtig drehte er sich zu ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Er musste schwer schlucken, ihre ozeanblauen Augen nahmen ihn Gefangen. Sein Herz schlug unwillkürlich schneller und in seinem Magen rebellierte alles. Er spürte ihren unkontrollierten Atem mit jeder Bewegung die er näher kam und er spürte nur noch das Verlangen sie zu küssen. Usagi wusste nicht, wie ihr geschah, als Mamoru so nah bei ihr war. Wollte er sie küssen? Auf der einen Seite war sie aufgeregt und freute sich darüber auf der anderen Seite verstand sie nicht, was hier geschah. Aber es war ihr auch egal, nur einmal wollte sie wissen, wie es sich anfühlen würde, ihn zu küssen. Sie versank in seine meeresblauen Augen und vergaß alles um sie herum. Erwartungsvoll schloss sie ihre Augen. Wenige Zentimeter trennten sie. „Hallo, wem gehört hier denn die Wäsche? Es kann doch nicht sein, dass sich hier keiner drum kümmert. Seit zehn Minuten warte ich jetzt darauf, dass jemand kommt. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit darauf zu warten meine Wäschen waschen zu dürfen“, schrie eine ältere Frau im Waschsalon herum. Mamoru und Usagi fuhren vor Schreck auseinander. Der magische Moment war zerbrochen und beiden wurde bewusst, was fast geschehen war. Mamoru brachte etwas Abstand zwischen sich und ihr. Er war einfach überfordert mit der Situation. So sehr hatte er sich danach gesehnt und war enttäuscht, dass er in seinem Handeln unterbrochen wurde. Für einen Augenblick hatte er geglaubt Usagi hätte es sogar gewollt, doch jetzt war er sich gerade unsicher. Sie hatte sich umgedreht und von ihm abgewandt. „Usagi, es..es..tut..mirr..leid“, stammelte er. Sie schaffte es nicht ihm in die Augen zu sehen. Sie war viel zu aufgelöst. Wie konnte sie sich nur von ihrem Verlangen leiten lassen? Sein Herz gehörte doch schon jemand anderem und mit einmal stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie musste ganz schnell hier weg und als sie nach der Älteren Frau sah, stellte sie mit Schrecken fest, dass es ihre Waschmaschine war, die schon längst fertig war. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, stand sie auf. Sie hörte ihn sich entschuldigen und tief in ihr schmerzte es sie. Sie hatte gewusst, dass er den Fastkuss, wenn es einer gewesen wäre, bereuen würde und hier hatte sie die Bestätigung. Sie war so dumm. „Keine Sorge, es ist ja nichts passiert. Ich geh dann mal meine Wäsche holen.“, murmelte sie. Auf den Weg dorthin und mit dem sicheren Wissen, dass sie mit dem Rücken zu ihm stand, lies sie ihren Tränen freien Lauf. Sie bemühte sich die Tränen weg zu wischen, doch es war zwecklos. Die ältere Dame erblickte sie und sah sie mit einem seltsamen Ausdruck an. „Ich habe es nicht böse gemeint, tut mir leid, dass sie sich angegriffen fühlen. Bitte weinen sie nicht“, meinte sie versöhnlich und hielt ihr ein Taschentuch hin. Ein kleines Lächeln erschien auf ihr Gesicht. Die Frau dachte wohl, dass sie ihretwegen weinte. Schnell versuchte sie ihre Tränen weg zu wischen und nahm daher dankbar das Taschentuch an. „Vielen Dank, keine Sorge ich habe ihre Worte nicht ernst genommen. Ich hatte nur was im Auge. Ich beeil mich, dass sie heran können.“ „Das wäre sehr freundlich. Ich setzte mich derweil zu ihrem Freund“, zwinkerte die alte Dame. Neugierig betrachtete Usagi sie. „Er ist nicht mein Freund. Wie kommen sie denn darauf?“ Wissend grinste die Ältere. „Na, ihr Umgang miteinander ist sehr liebevoll. Ich habe sie schon länger beobachtet und ihre Blicke, die sie sich unbewusst schenken, sagen mehr als tausend Worte. „ „Da haben sie sich was eingebildet. Wir sind noch nicht mal Freunde“, hielt sie dagegen, obwohl es sie verunsicherte. Konnte man sie wirklich so leicht durchschauen? Selbst wenn, in Mamorus Fall lag sie auf jeden Fall falsch. Sie Schwenkte ihren Zeigefinger. „Liebes, glauben sie mir. Ich täusche mich niemals. Sie zwei haben starke Gefühle füreinander. Und jetzt entschuldigen sie mich. Ich muss mich setzen, mir fehlt das lange Stehen sehr schwer. Aber denken sie an meine Worte.“ Fassungslos sah Usagi ihr hinterher. Was für eine ulkige Person, auch wenn sie diese sehr sympathisch fand, konnte sie dem Gesagten nichts abgewinnen. Sie sollte sich lieber beeilen, damit sie so schnell wie möglich hier aus dem Waschsalon kam. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte sie die Klamotten in den Sack geräumt und nahm diesen auf, um sich auf dem Heimweg zu machen. An der Türklinge glitt ihr Blick noch ein letztes Mal zu Mamoru. Er war im Gespräch mit der Dame und beachtete sie schon gar nicht mehr. Mit der Gewissheit lief sie aus dem Salon heraus und trat an die frische Luft. Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. In fünf Minuten wäre sie Zuhause und konnte die Wäsche aufhängen. Er wirkte wie versteinert als sie einfach auf stand und ihn zurück lies. Sie wirkte gekränkt und er wusste nicht warum. Bedauerte sie etwa, dass es nicht zum Kuss kam. Es war wie verhext, da hatte er sich einmal getraut gehabt und dann wurde er jäh unterbrochen. Wie gern hätte er ihre Lippen berührt und gehofft zu erfahren, ob sie genauso weich waren, wie er es vermutete. Solange wartete er schon darauf und jetzt? Wie sollte er denn mit ihr umgehen? Er wusste es nicht, so mal sie sich nicht dazu geäußert hatte. Er sah ihr nach wie sie zu der Waschmaschine ging. Er hätte schwören können, dass er an ihrer Wange etwas glitzern hat, erkennen können. Aber wieso sollte sie weinen? Wegen ihm wohl kaum? Am liebsten wäre er ihr hinterher gelaufen, um zu sehen, ob er richtig lag aber seine Beine wirkten kraftlos und er wusste auch nicht, ob sie das überhaupt gewollt hätte. Deshalb blieb er sitzen und starrte vor sich hin. „Da haben Sie aber Mist gebaut, mein Freundchen“, hörte er eine Stimme sprechen. Irritiert sah er sich nach der passenden Frau um und fand sie neben sich auf dem Sofa. Sie wirkte leicht zerbrechlich und dennoch hatte sie etwas Magisches an sich. Sie bedachte ihn mit einem etwas bösen Blick. „Wovon sprechen sie bitte?“, harkte er deshalb nach. Sie zeigte auf Usagi. „Na ich rede von der jungen Dame. Ich weiß ja nicht, was sie getan haben aber es war anscheint nichts Gutes. Dieses wundervolle Fräulein ist völlig durch den Wind und ich sag ihnen, Tränen stehen ihr nicht“, dabei beugte sie sich etwas näher zu ihm. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Sie hatte also doch geweint und er war schuld? Das hatte er nicht gewollt und er überlegte fieberhaft, was er falsch gemacht haben könnte. Doch ihm fiel nichts außer seiner Entschuldigung ein. Er hatte sich entschuldigt aber wofür eigentlich? Dafür dass er sie liebte und sich nach ihr sehnte? Was wenn sie dachte, er hätte sich entschuldigt, weil es bedauerte? In seinem Kopf rasten die Gedanken und er versuchte sie zu ordnen. „Wenn sie sie mögen, sollten sie ihr nachlaufen“, gab sie ihm dem Rat. Eifrig nickte er, stand auf und bevor er los stürmte, gab er der alten Dame einen Kuss auf die Wange. „Danke ihnen“, mit diesen Worten lief er Usagi nach. Er hastete so schnell er konnte los und hatte keine Probleme sie ein zu holen. Sie war noch nicht allzu weit gekommen. Noch hatte sie ihn nicht entdeckt. Zaghaft griff er nach ihren Arm, zog sie zu sich ran und verschloss ihre Lippen mit seinen. Er legte all seine Liebe in den Kuss und hoffte, dass sie es fühlen konnte. Sie war perplex gewesen, als sie jemand am Arm packte und ließ vor Schreck den Wäschesack fallen. Alles ging so schnell, dass sie nicht wusste, wie ihr geschah. Ihre Knie fühlten sich wie Pudding an als sie seine warmen Lippen spürte. Ihr Herz machte einen Freudensprung. Genussvoll schloss sie ihre Augen und erwiderte den Kuss. Erst sanft, dann immer leidenschaftlicher. Sie vergrub ihre Finger in seinen Haaren. Während er seine Arme um ihren Rücken schlang und sie so noch ein wenig näher an sich zog. Für beide hielt die Welt für eine kurze Zeit still. Sekunden später mussten sie sich wegen Luftmangel trennen. Mamoru legte seine Stirn an ihre und strich ihr liebevoll mit dem Daumen über die Lippen. Unsicher sah sie in seine Augen, konnte darin ein gewisses Funkeln entdecken. „Mamoru, was?“, hauchte sie. Er erwiderte ihren Blick und genoss es sie im Arm zu halten. Er musste es ihr sagen. „Du bist mein Licht in der Dunkelheit. Du bist mein Halt, wenn ich nicht weiter weiß. Mit deinem Lachen berührst du mein tiefstes Inneres. Deine Art erhellt mein Leben auf jede erdenkliche Weise. Es gibt nichts, was ich nicht an dir liebe. Du bist für mich der einzige Mensch, der mich das fühlen lässt, was ich nie gedacht habe, dass es existiert. Ich möchte für dich der Prinz sein, der für dich da ist, der dich beschützt und der dich für immer halten darf. Ich liebe dich, Usako, schon so lange. Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, habe ich gespürt, dass du etwas ganz Besonderes bist.“ Gerührt liefen ihr Freudentränen über die Wangen. Noch nie hatte sie etwas Schöneres gehört. „ich liebe dich auch, mehr als ich dir sagen kann, Mamochan. Liebevoll verschloss sie ihre Lippen zu einem weiteren Kuss. Ikuko wartete gespannt auf ihre Tochter. Sie war jetzt schon eine Weile weg und langsam wunderte sie sich, wo sie denn blieb. Als ob Usagi ihre Sorge spürte, kam sie gerade durch die Eingangstür. Freudig umarmte sie ihre Mutter. „Hay, ich bin wieder da. Wir können die Wäsche dann aufhängen.“ Neugierig musterte sie ihre Tochter. Diese wirkte irgendwie verändert, verträumter und glücklicher, konnte aber nicht sagen, weshalb. „Sag mal, ist im Waschsalon irgendetwas passiert?“ Usagi tanzte vor ihrer Mutter glücklich herum. „Sagen mir mal so, ich habe mein Herz verschenkt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)