Treat [him] von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 7: Streit ----------------- Eigentlich hätte er schon anhand der Kälte ahnen können, dass er alleine im Bett lag. Und wenn er sich etwas wünschen könnte, dann würde Tony sich wünschen, dass Bruce nur nebenan im Badezimmer unter der Dusche stand, oder bereits vorgegangen war, um ihnen ein opulentes Frühstück vorzubereiten. Doch Tony wusste genau, wo sein Kollege herum lungerte. Und so lange er selbst es nicht ein mal schaffte, diesen Mann aus dem Labor heraus zu bekommen, wenn es nichts höchst Wichtiges war, so würde er sich sicher nicht auf seine KI verlassen, dass sie es schaffte. Also musste Tony sich wohl selbst zu einem ausgeladenen Frühstück verhelfen. Mit einer missgelaunten Mischung aus Grummeln und Gähnen kämpfte er sich aus der Bettdecke und rümpfte die Nase, als er feststellen musste, dass er komplett nackt war. Dies gefiel ihm jedoch nur nicht, weil er gestern Abend dafür keine Belohnung gekriegt hatte. Dieser Gedanke steigerte seine Laune nicht unbedingt und mit einem Gesicht, welches auch schon mal fröhlichere Ausdrücke hingelegt hatte, begab er sich unter die Dusche und suchte sich danach ein paar frische Sachen zusammen. Er würde nun sicher nicht direkt Hals über Kopf ins Labor rennen und Bruce dazu überreden, wieder mit ihm zurück ins Bett zu kriechen und sei es dieses Mal auch einfach nur dazu, um seine Wärme zu genießen. Aber er zweifelte bereits, ob das jemals wieder passieren würde, immerhin war es keine große Kunst, zu erkennen, dass Bruce wieder auf Abstand ging. Also begnügte er sich erstmal mit den Gedanken an ein Frühstück und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter zu den Essensräumen. Als die Türen lautlos auf glitten, schlug ihm der Geruch von frisch gebratenem Bacon und Ei entgegen. Außerdem das leise Summen einer weiblichen Stimme. Pepper sang selten, wenn sie selbst dabei war Essen zu zubereiten, doch immerhin steigerte dieser Zustand Tonys Laune ein wenig und wenn er sie gerade in einer so guten Stimmung erwischte, wer weiß, vielleicht konnte er mit ihr auch über sein Problem reden. „Morgen“, grüßte er trocken und zog sich einen Stuhl heran, damit er sich setzen konnte. Pepper ihrerseits trällerte fast schon ein: „Guten Morgen“, und sah kurz zu Tony auf, ehe sie sich wieder den Pfannen widmete. „So gute Laune am Morgen?“, fragte er und erntete daraufhin ein Schulterzucken, gefolgt von den Worten: „Nun wo du wieder auf den Beinen zu sein scheinst, werde ich mir endlich ein wenig Urlaub gönnen.“ Tony ließ eine Hand auf die Tischfläche fallen und wollte am liebsten sofort anfangen seine Sorgen und Probleme loszuwerden, damit er einen Rat von Pepper kassieren konnte, doch hielt er die Klappe und sah stillschweigend zu der Rothaarigen auf. Diese bemerkte sehr wohl seinen Blick, ignorierte ihn aber gekonnt und fing an, dass Frühstück anzurichten. Als sie jedoch nicht von selbst das Wort an ihn wandte, kam ein theatralisches Seufzen über seine Lippen, bis mit einem lauten Poltern die Pfannen und das Anrichtebesteck in der Spüle landeten. „Was, Tony?“ „Hiiiiilf mir!“, kam es mit einem scheinbar gequältem Unterton aus dem Milliardär heraus und er streckte sich über den Tisch, die Griffel in der Luft, als wäre er ein Kind, das nach seiner Mutter verlangte. Trotz hochgezogener Augenbraue reichte sie ihm einen Teller und Besteck, bevor sie sich einen Stuhl schnappte und sich ihm gegenüber niederließ. Abermals fragte sie, was mit ihm los sei und begann dann mit ihrem eigenen Frühstück. „Es ist wegen Bruce.“ Man sah es ihr vielleicht nicht sofort an – zumindest nicht, wenn man sie nicht gut kannte – aber an dem Winkel, wie sie ihren Kopf neigte, hatte er nun ihre volle Aufmerksamkeit. „Was ist mit ihm?“ Ihre Worte sprühten nicht sonderlich vor Begeisterung, immerhin lag es ihr selbst noch schwer auf dem Magen, dass es Bruce war, der ihren Ex-Freund verletzt hatte. Trotzdem war Pepper doch eine tolerante Frau und konnte akzeptieren, was dort zwischen Tony und dem Doktor lief, vor allem, nachdem sie sich von Ersterem getrennt hatte. „Wir waren gestern Abend aus und heute hat er sich wieder ins Labor verkrochen“, er beugte sich fast quer über den Tisch und hoffte beinahe schon, dass Pepper seine Hände nehmen und ihm gut zusprechen würde. Doch genau das tat sie nicht und würde sie vermutlich auch nie tun. „Sei ehrlich zu dir selbst, Tony. Wie aufdringlich warst du?“, sie machte sich nicht ein mal die Mühe, von ihrem Terminplaner auf zu sehen - den sie dreister Weise hervorgeholt hatte - noch ihr Frühstück für eine Sekunde zu ignorieren. „Ich war überhaupt nicht aufdringlich, Pepper, ich bitte dich, du kennst mich“, erst nach diesen Worten seinerseits sah sie mit hochgezogener Augenbraue auf und musterte ihn skeptisch. „Na ja, ich wollte halt-“ „Genau und jetzt denk noch ein mal darüber nach, was du getan hast“, Pepper aß unbekümmert weiter, während Tony bereits zu schmollen begann, denn er hatte weder eine genaue Tatsache genannt, warum Bruce sauer sein könnte, noch hatte er das Gefühl, dass Pepper ihm wirklich zugehört hatte, dafür aber anscheinend umso besser Bescheid wusste. Es war auf der einen Seite ein wenig unangenehm, dass Pepper immer mehr über ihn wusste, als er selbst, auf der Anderen war es zugegebenermaßen auch ein wenig beruhigend, denn so schien die Rothaarige immer alles unter Kontrolle zu haben. „Ich sollte mich wohl entschuldigen, huh?“ „Ich denke, du solltest ihm erst ein mal ein wenig Raum zum Atmen geben.“ Ein leises Jammern seitens Tony folgte. Er wollte Bruce keinen Freiraum geben. Er wollte wissen, was mit ihm los war, sicher gehen, dass es ihm gut ging und das er das gleiche fühlte, wie er selbst. Manches Mal, so musste Tony sich eingestehen, wollte er diesen Doktor sogar einfach nur verhätscheln und umarmen, denn so intelligent und brilliant er auch war, so war Bruce ebenso socially awkward, was ihn nicht minder liebenswert machte. Und in Tony eben den Drang danach weckte, zu kontrollieren, ob es ihm auch wirklich gut ging. Er schmollte weiter, doch Pepper ließ sich davon weder einschüchtern, noch wich sie von ihrer Meinung ab, Bruce ein wenig Freiraum zu gönnen. Im Nachhinein würde Tony sicher erfahren, was für ein Fehler es war, wenn er es ihm nicht gönnte. Genauso, wie er immer erst im Nachhinein aus seinen Fehlern lernte, auch wenn das Ergebnis schon von vorne herein absehbar war. „Brucey.“ Der Angesprochene blickte nicht ein mal von seiner Arbeit auf, als Tony sich quer über dessen Arbeitsplatz legte und verheißungsvoll mit den Augenbrauen wackelte. „Ja?“, Bruce tippte auf der Tastatur herum und zog dann einen der Holoscreens näher zu sich, damit er dort die Daten abgleichen konnte. „Kommst du wieder mit ins Bett?“, mal ganz davon abgesehen, dass Tony es vermeintlich mit ein paar Tricks, wie zum Beispiel das vergessene Oberteil versuchte, fragte er so liebenswürdig, wie er nur konnte. Es war vermutlich das erste und letzte Mal, dass der Doktor sich mit einem leichten Lächeln zu ihm wandte und die Brille von seiner Nase zog. Fast hätte Tony gehofft, dass er sich vorbeugen und ihn küssen würde, doch er regte sich nicht weiter. Er machte nicht ein mal die Anstalten, mit den Fingerspitzen über seinen Arc Reaktor zu streichen, wie er es sonst immer tat. „Ich würde lieber noch ein wenig weiter arbeiten.“ Tony konnte nicht verhindern, dass ihm ein Laut über die Lippen kam, der sofort klar machte, dass er damit nicht einverstanden war. Im Gegenzug seufzte Banner und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Wenn ich fertig bin, werde ich kommen. Lass mich einfach nur in Ruhe zu Ende arbeiten. Bitte.“ „Und wann bist du fertig?“, Tony richtete sich auf und rutschte ein wenig näher an den Rand, damit er sehen konnte, woran Bruce schon wieder arbeitete, doch kaum hatte er einen guten Winkel erreicht, öffnete Bruce ein weiteres Fenster, als wolle er nicht, dass Tony sah, was er da machte. Missmutig senkten sich seine Mundwinkel und er stierte das silberne Magnetbändchen an, welches sich um das Handgelenk seines Freundes wickelte. „Ich meine, wir könnten ein wenig kuscheln?“, er rutschte von dem Tisch und ging an Bruce vorbei. Der Gedanke, einfach auf dessen Schoß Platz zu nehmen und in seinen persönlichen Raum einzudringen, machte sich in seinem Kopf breit. Doch er erinnerte sich noch gut an die vergangene Nacht, in der er auch auf Bruce' Schoß Platz genommen hatte. Und an der Art und Weise, wie Bruce kurzzeitig die Schultern straffte, als er an ihm vorbei ging, merkte er schon, dass er lieber ein wenig Abstand halten sollte. „Morgen vielleicht. Ich denke ich bin zu müde, wenn ich hier raus komme.“ „Immer morgen“, grummelte Stark leise und suchte sich durch die Regale nach einem alten Top, das er sich überziehen konnte. „Stell dich nicht so an, ich denke du hast in letzter Zeit schon genug von dem gekriegt, was du immer haben wolltest. Und deine Arbeit hast du auch noch nicht wieder so aufgeholt, wie es sein sollte.“ Hinter ihm war ein aufgebrachtes Schnaufen zu hören: „Ich hab schon genug aufgearbeitet, ich will jetzt meine Belohnung.“ „Tony, bitte“, man hörte zu gut den genervten Tonfall und Bruce war sicher nicht gewillt sich dieses Mal auf einen Streit einzulassen, doch Tony schien es förmlich zu provozieren. „Nichts Tony bitte, was ist denn los? Du hast dich hier eingeschlossen, dann waren wir aus und jetzt hockst du wieder die ganze Zeit hier?“ „Ich arbeite ja auch.“ „Du arbeitest die ganze Zeit, nicht ein mal ich arbeite so viel!“ „Ja, das merkt man“, Bruce hatte seine Brille noch immer nicht aufgesetzt, als hätte er Angst, dass das hier weiter ausarten würde und sie währenddessen kaputt ging. „Kannst du vielleicht mal aufhören-“ „Nein, kann ich nicht! Ich arbeite an einem verdammt wichtigen Projekt und ich hab keinen Nerv dazu, mich ständig von dir unterbrechen und herumkommandieren zu lassen, dass ich aufhören soll.“ Tony machte sogar vorsichtshalber einen Schritt zurück, als würde er fast erwarten, dass, als Bruce sich umdrehte, er ihn aus stechend grünen Augen heraus anstarrte. Er war wütend, doch seine Augen wiesen das angenehme Braun auf, das sie immer hatten. „Dann arbeite halt weiter“, Tony schmollte- nein, er schmollte nicht nur, er war sauer. Es war, als würde er gegen eine Wand reden und diese Wand schien keine Einsicht zu zeigen, auch wenn Bruce am vorigen Tag noch einigermaßen zugänglich war, war er nun wieder so verschlossen, wie zuvor. Tony hätte gedacht, dass der Doktor nicht so nachtragend war, vor allem nicht bei Sachen, die für ihn schon selbst Ewigkeiten zurück lagen. Andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, dass seine Stimmung noch immer von dem Unfall so herunter gezogen wurde. Es musste an etwas anderem liegen. Doch das war etwas, womit er sich nicht jetzt beschäftigen wollte. Tony würde einfach zurück in sein Zimmer gehen und dort auf seinem Bett weiter schmollen. Oder sauer sein. Alleine. Kaum schloss sich die Tür hinter ihm, stieß Bruce einen langen Seufzer aus und versuchte seine Herzrate wieder auf einen normalen Level zu kriegen. Nicht nur, dass er immer so knapp davor war, so schien es ihm, am Tage in Tonys Gegenwart einen Ausbruch zu kriegen, umso nervenaufreibender fand er es auch die Nächte bei diesem zu verbringen. Es war nicht so, dass er Tony nicht mehr mochte, gar liebte, aber sein Verhalten in letzter Zeit trieb es beinahe auf die Spitze und er wusste nicht genau, woran es lag, doch seine Albträume hatten wieder eingesetzt, wobei er dachte er hätte sie besiegt, in dem er die Nächte mit diesem Mann verbrachte. Doch auch an diesem Morgen war er mit Herzklopfen aufgewacht und wollte nur schnell weg. Weit weg, bevor etwas Schlimmeres hätte passieren können. Und er wollte das Leben seines Freundes nicht aufs Spiel setzen, in dem er ihm gab, was dieser verlangte. Er fuhr sich durch seine Locken und war am überlegen, ob es überhaupt noch Sinn machte an diesem Projekt weiter zu arbeiten. Seine Hände zitterten. Er hatte jede Simulation laufen lassen. Sie waren alle positiv ausgefallen. Je nachdem, wer von ihnen diesen Test als positiv ansehen konnte. „Daten speichern und herunterfahren“, nach und nach schlossen sich die Fenster und Bruce erhob sich schließlich von seinem Stuhl, damit er das Labor verlassen konnte. „Sir, wenn ich es anmerken darf: Sie sollten nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Mister Stark möchte nur das Beste für Sie“, JARVIS meldete sich zu Wort und schaltete nach und nach die Gerätschaften und Lichter aus, als Banner das Labor verließ. „Ich weiß und ich will das Beste für ihn, deswegen-“, er selbst konnte den Satz nicht zu Ende bringen und schwieg auch weiterhin, als er den Fahrstuhl rief und zu seiner eigenen Etage fuhr. JARVIS antwortete ihm nicht mehr und wenn sich eine KI mit menschlichen Problemen abfinden konnte, dann hatte diese es vermutlich gerade getan und Bruce hoffte inständig, dass weder sie, noch Tony ihn für seine Entscheidungen verurteilen würden, sondern erkannten, dass er nur helfen wollte. Seine eigene Etage bestand abgesehen von den Möbeln nur noch aus dem Nötigsten. Er hatte kaum mehr Klamotten hier oben, bis auf die wenigen, die er selbst einst mitbrachte, als er hier einzog. Tony hatte ihm alles gegeben, was er brauchte und alles was er hatte, befand sich bei ihm auf der Etage. Bruce würde das Beste daraus machen und nicht weiter darüber nachdenken, sondern sich bettfertig machen und schließlich versuchen zu schlafen, in der Hoffnung, dass ihn nicht wieder diese Albträume plagten. Er konnte den heißen Atem auf seiner Haut spüren, die rauen Finger, die über seinen Rücken rannten und das leise Lachen, das an sein Ohr drang, gebrochen von leisem, zufriedenen Stöhnen. „Wie kommt es, dass du dich umentschieden hast?“, Tonys Stimme war neckend, aber nicht weniger zufrieden mit sich selbst. Er konnte spüren, wie seine Knie sich in seine Flanke bohrten und ihn dazu bewegen sollten, dass er sich verdammt noch mal beeilte. Doch Bruce antwortete nicht, er machte einfach mit seinem langsamen, rücksichtsvollem Rhythmus weiter, ließ sich nicht aus der Bahn bringen, als er über Tonys Hals hinunter küsste und an dessen Schlüsselbein knabberte. „Also, wenn du dich nicht langsam ein wenig beeilst, schlaf ich hier noch ein“, sein Lachen wurde dreckiger und er konnte den leichten Biss an seiner Schulter zu gut spüren, ebenso den Stich in seiner Brust, den Galopp, den sein Herz anstrebte. Er blieb weiterhin ruhig, in der Hoffnung, Tony würde verstehen, doch er tat es nicht. Mit aller Macht kämpfte er sich nach oben und begann selbst das Tempo zu bestimmen. Es brauchte nicht lange, bis in dieser umgekehrten Position Bruce das Herz bis zum Hals schlug. All sein Betteln und Flehen, die Versuche Tony mit seinen Händen weg zu drücken, brachten nichts, als dieser sich selbst in Ekstase ritt und nicht bemerkte, wie sich die Muskeln und Knochen unter ihm verschoben, wie der Körper anschwoll und das nahezu verzweifelte Stöhnen sich in ein furchteinflößendes Grollen wandelte. Er tat sein Bestes, um Tony von seinem Tun abzubringen, doch der Mann wollte nicht auf ihn hören. Wie so oft. Und ehe er es sich versah, ehe er die Kontrolle über seinen Körper wiedererlangen konnte, gar über seine Gedanken, war alles bis zur letzten Zelle mit Wut gefüllt. In seinem Kopf hallten die Schreie von Tony nach, der nun panisch versuchte, ihn zu beruhigen, ihn wieder zu Verstand zu bringen, doch alles was er erreichte, war die Bestie noch wütender zu machen. Holz splitterte unter den grünen Fäusten, die Erde bebte unter den animalischen Schreien, vermengten sich mit dem Betteln Tonys, den er sofort ins Auge fasste, als dieser versuchte energischer zu werden. Noch immer war Tony nackt, er hätte ihn so einfach zermalmen können. Er war eine Puppe in seinen Händen, hilflos der Macht seiner Unberrechenbarkeit ausgeliefert, ohne sein Anzug ein Nichts im Gegensatz zu der Kraft, die ihn beherrschen würde, wie eine Marionette. Ein Schmerz durchzog seinen Rücken, als etwas unter seinem unkontrollierten Getöse zu Bruch ging. Ein Zustand, der ihn nur noch wütender machte. Er schnappte um sich, schüttelte sich, fasste das Nächstbeste, das er kriegen konnte. Tony. Der Mann in seiner Hand, so winzig, trommelte auf die Finger, japste nach Luft und Tränen quollen aus seinen Augen. JARVIS versuchte den Notgenerator zum Laufen zu bringen. Die Lichter flackerten, blendeten den Koloss und er versuchte sich zu schützen, als wenn Gefahr auf ihn einprasseln würde. Dann war es still. Für einen Moment. Hitze wich Kälte, Bewegungen verebbten, das Grün wich und er schrumpfte. Was genau seine Rückwandlung in Gang gesetzt hatte, konnte er nicht sagen, er wand sich unter den Schmerzen die die Transformation verursachte und versuchte zu erklären, was geschehen war. Doch die Stille war zu viel für ihn. Er blickte sich um und konnte spüren, wie ihm die Kehle zuschnürte. Er sah das Rot an seinen Händen, gemischt mit den letzten Sprenkeln Grün. Es war zu still an diesem Tag. Zu dunkel. Das Licht des Arc Reaktor flackerte ein letztes Mal, Glieder in unmenschlichen Winkeln verbogen, Blut das über seinen leblosen Körper ran. Tony Stark war tot. Getötet durch seine eigene Hand. Sofort saß er kerzengerade im Bett. Das Shirt klebte an seinem Körper, seine Gedanken wirbelten durcheinander und sein Herz schlug so schnell und hart in seiner Brust, dass es schmerzte. Er brauchte kein Licht um zu wissen, dass sich das Grün auf seiner Haut langsam zurück zog. Wäre er nicht so schnell aus diesem Albtraum erwacht, wäre die Realität diesem bald sehr nahe gekommen. Bruce musste tief durch atmen und versuchen seine Gedanken zu ordnen. Nicht gerade einfach, wenn noch immer die Angst über seinen Rücken kroch, dass er einem Ausbruch erneut so nahe gekommen war. Träge lehnte er sich über den Bettrand und knipste das Nachtlicht an. Sein Bett war vollkommen zerwühlt, die Kissen lagen auf dem Boden verstreut. „JARVIS?“ „Doktor Banner?“ „Wie spät ist es?“ „Es ist vier Uhr morgens. Mister Stark schläft noch, falls Sie es wissen wollten.“ Bruce nickte, sagte jedoch eine Zeit lang nichts mehr, ehe er sich aus dem Bett kämpfte und überlegte, was er als nächstes tun sollte: „Aber ihm geht es gut, oder?“ „Natürlich. Was haben Sie nun als nächstes vor, Doktor Banner?“, die KI klang ein wenig skeptisch, doch warum sollte sie auch nicht? Es brauchte nicht viel, um Bruce auf diesen Gedanken zu bringen, den er schon öfters gefasst hatte. Und nun, da er in letzter Zeit immer und immer wieder kurz davor war, dem Hulk seinen Spielraum zu lassen, war es sicher an der Zeit, seinem Plan vollends nachzugehen. Bruce streunte zum Kleiderschrank und fand in der hintersten Ecke die Tasche, die er einst mitgebracht hatte. Viel Zeit brauchte er nicht, um diese zu packen. Er hatte ja nicht viel. „Sir?“, JARVIS Stimme klang mehr als besorgt, doch Bruce versicherte ihm immer und immer wieder, dass er nicht allzu weit weggehen würde. Er musste sich nur einiger Sachen klar werden und hoffte selbst, dass ihm dies so schnell wie möglich gelingen würde. Doch vermutlich waren diese Gedanken auch umsonst. Er nahm nicht ein mal Abschied, oder hinterließ eine Nachricht, nicht für Tony, nicht für Pepper. Er verschwand einfach leise und fast unbemerkt. So wie er es sein Leben lang nach dem Unfall getan hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)