Ein verführerisches Geschenk von Lupus-in-Fabula ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Aufgeregt wuselte Nowi im Lager herum. Sie war fröhlicher als sonst. Kein Wunder, bald würde ein schönes Fest stattfinden. Kichernd sprang sie auf die Schulter von Stahl, der gerade ein Sack Gerste ins Vorratszelt trug. „Achtung! Pass auf Nowi. Fast hätte ich es fallen lassen.“ Mit grossen Augen blickte die Manakete den Mann an. Ihre Augen wurden verdächtig feucht. „Schau Nowi, ich kann gerade nicht mit dir spielen“, versuchte der Ritter das Manaketemädchen zu trösten. Jedoch nützte es nichts. Die ersten Tränen tropften dem Mädchen die Wangen hinunter. Verzweifelt versuchte Stahl Nowi zu beruhigen. Die restlichen Soldaten schmunzelten und riefen Stahl Ratschläge zu, die mehr oder weniger ernst gemeint waren. Endlich erbarmte sich Gregor und nahm sich Nowi an. Erleichtert lehnte sich Stahl an das Gemeinschaftszelt. Sully lachte und klopfte ihrem Kameraden auf die Schulter. „Was ist los? Ärger mit den Frauen?“, fragte sie grinsend. Henry hüpfte auf und ab. Grinsend betrachtete er die geflochtenen Kränze. „Was für ein schöner Brauch. Sowas gibt es nicht in Plegia. Oder? Es gibt dieses "Grima ist der Beste" Fest. Oder die alljährliche "Huldige den König" Feier. Und natürliche die Hinrichtungen und Auspeitschungen. Aber das sind keine Feierlichkeiten, oder?“ Genervt stand Tharja auf. Die Hexe hatte sich in das Gemeinschaftszelt zurückgezogen. Sie hatte keine Lust, bei Frederick ins Schwitzen zu geraten. Leider hatte Henry die gleiche Idee. Warum konnte er nicht wie Gaius sich davon schleichen und sie in Ruhe lassen? Die Hexe seufzte und schüttelte den Kopf. Sie betrachtete, wie der Schwarzmagier mit einer Kerze spielte. Seine Krähen schauten gespannt zu. „Du Tharja? Was schenkst du deinem Liebsten?“ Henry konnte knapp der Windmagie ausweichen. Die Banner zerrissen, die Kommode zerbarst. In Panik flogen laut krähend die Krähen davon. „Sprich mich nie wieder darauf an, sonst stirbst du“, zischte Tharja. Hochrot entfernte sie sich. Beinahe stiess die Hexe mit Kellam zusammen. Er liess sie vorbeilaufen. Ihre gemurmelten Worte schenkte der Mann in der übergrossen Rüstung keine Beachtung. Er wollte nicht verflucht werden. Henry grinste und verliess pfeifend das Zelt, seine Krähen folgten ihm. Lissa seufzte. Warum gab es Streit? Sie sass auf einer Kiste und sah den Soldaten zu, die aufräumten. Maribelle schnalzte mit der Zunge. Ungläubig blickte sie auf die Überreste ihres Teetischchens. „Ich werde höchstpersönlich Henry verhören. Für diese Tat wird er bezahlen.“ Lissa hob ihre Schultern. „Frederick hat es auch versucht. Vielleicht hast du mehr Erfolg“, sprach sie traurig. Ihr schöner Kranz war vollkommen zerstört. Genauso wie die restliche Dekoration. Maribelle hörte auf zu schimpfen und strich sanft über die Haare ihrer Freundin. „Keine Sorge, meine Liebe. Es wird alles gut werden.“ „Versprochen?“ „Natürlich. Aber zuerst wird Henry meinem Verhör unterzogen.“ Libra schüttelte den Kopf. Er konnte seine Verlobte nicht verstehen. Er hatte sie von dem zerstörten Zelt weggehen sehen. „Oh Naga, beschütze uns“, betete der Mann und blickte gegen den Himmel. Bald würde das Fest der Barmherzigkeit stattfinden. Warum also nur war sie so wütend? Trotzdem liebte Libra seine Tharja. Ja, sie war eine Hexe aus Plegia und er ein Diener Nagas. Doch seine Liebe zu ihr würde niemals erlöschen. Errötet dachte der Mann an die Stunden, die er alleine mit ihr verbrachte. Seine Gedanken wurden von Nowi gestört, die weinend zu ihm rannte und wimmerte: „Stimmt es, dass Monster unartige Mädchen im Schlaf zu sich holen?“ Müde rieb sich Libra die Augen. Das Fest war ein Erfolg. Alle haben sich gefreut und friedlich zusammen gefeiert. Und die Waisenkinder in der Stadt haben sich über die Geschenke gefreut. Lächelnd dachte der Kriegsheilige an Gaius. Obwohl der Dieb es nicht zugab, gab er freiwillig was von seinen Süssigkeiten ab. Gaius hatte Libra sogar begleitet. Libra dachte daran, wie Gaius mit den Kindern spielte. Der Dieb hatte die grössere Ehre als mancher Adeliger. Leise lief Libra durch das Lager. Einige Soldaten sassen noch zusammen. Sie spielten oder diskutierten. Einige schliefen. Ob es vor Müdigkeit oder Alkohol war? Libra wollte es nicht wissen. Stahl begrüsste Libra mit einem erschöpften Lächeln. „Stehst du Wache?“, fragte der Priester überrascht. „Nun, ich springe ein“, fing Stahl an und gähnte müde. „Verzeihung, das ist mir jetzt peinlich. Deine Rede war wunderschön. Alle haben sich auf den heutigen Tag gefreut.“ Der Priester nickte und klopfte dem Mann auf die Schulter. „Ruhe dich aus. Du hast in der letzten Zeit sehr viel gearbeitet. Ich werde einen Ersatz suchen.“ Dankbar nickte Stahl und gähnte nochmals. „Meinst du, dass er kommen wird?“ Tharja sass im dunkeln Gemeinschaftszelt. Ihre Krähen sassen um sie herum. „Ich hoffe, dass er kommt“, flüsterte die Magierin. Das Fest der Barmherzigkeit hatte sie nicht besucht. Sie war nicht so wie Henry, der sich unter die Leute gemischt hatte. Tharja konnte mit dieser geheuchelten Liebe nichts anfangen. Ihre Krähen krähten und plusterten sich auf. Man hörte Schritte, die sich nährten. „Meine Liebe, weshalb willst du mich hier treffen?“ „Brauche ich einen Grund? Komm oder lass es bleiben.“ Angestrengt versuchte Libra was zu erkennen. Er hörte nur die Krähen. Was war nur mit Tharja los? „Komm jetzt. Steh da nicht rum.“ Verwirrt trat Libra in das dunkle Zelt. Mit der Zeit konnte er was erkennen. „Tharja, das …“ Errötet schritt der Mann zurück. Die Krähen guckten zu ihm. Die Hexe erhob sich, lächelte verführerisch und legte den Kopf schief. „Willst du mein Geschenk nicht?“, fragte sie flüstert. Libra schloss die Augen. Er konnte sich ihrer Magie nicht entziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)