Wedding Dress von Lina_Kudo (»Hochzeitskleid« (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 7: Determination ------------------------ ******************************************Rückblick****************************************** Blinzelnd vor Schmerz wandte ich mich von ihm ab und sah zu Mamoru, der mittlerweile gemerkt haben musste, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich konnte das aus seiner irritierten Miene herauslesen. Fragend sah er mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich öffnete meine Lippen, doch es verließ nicht mehr als ein Hauchen meine Kehle. Doch der entsetzte Ausdruck in seinen Augen verriet mir, dass er mich richtig verstanden hatte. Dass er meine Worte korrekt von den Lippen abgelesen hatte. »Es tut mir leid, Mamoru. Vergib mir bitte …« Überfordert riss ich mich von meinem Vater los, machte kehrt und rannte aus der Kirche. Raus in das Ungewisse. Raus in die Freiheit … Mir gar nicht bewusst, dass ich damit alles unwiederbringlich zerstörte … An die möglichen Folgen verschwendete ich keinen einzigen Gedanken. Ich wollte einfach nur noch weg. Weg von allen … … und ließ dabei eine fassungslose Menschenmenge zurück. ******************************************Rückblick****************************************** KAPITEL 7: DETERMINATION »Ich habe mich entschieden.« Was hatte ich bloß getan? Ich hatte meinen über alles geliebten Mamoru vor dem Altar sitzen lassen! Mir wurde erst jetzt wahrhaftig klar, dass ich mit meiner Kurzschlussreaktion alles zerstört hatte. Nicht nur unsere Vergangenheit, sondern auch unsere ganze Zukunft. Und nun saß ich hier wie ein Häufchen Elend auf der Bank und heulte mir die Augen aus dem Kopf. Es verließen so viele Tränen meine Augen, dass ich schon Kopfschmerzen davon bekam. Erbärmlich. Mir war doch echt nicht mehr zu helfen! Warum heulte ich überhaupt? Schließlich war doch Mamoru das Opfer. Er wurde eiskalt von seiner Verlobten sitzen gelassen. Ich war doch die selbstsüchtige Braut, die vor ihrer eigenen Trauung abgehauen ist. Warum also spielte ich mich jetzt als die Leidtragende auf? Aber was viel wichtiger war: Warum hatte ich das nur getan? Warum hatte ich in diesem Moment nur an Seiya denken können? Warum nur war der Gedanke so unerträglich, ihn nie wieder zu sehen? Viel schlimmer als der Gedanke, Mamoru den Rücken zu kehren und ihn damit zutiefst zu verletzen? Ob er sich jemals von diesem Schock erholen würde? Warum kam mir der Gedanke erst jetzt? Nun war es doch schon viel zu spät, um irgendetwas zu bereuen. Warum nur …? »Usagi …« Erschrocken fuhr ich hoch und sah direkt in die saphirblauen Augen Seiyas, der vor mir stand. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören; war viel zu sehr in meiner eigenen Gefühlswelt gefangen gewesen. »Was machst du bloß für verrückte Sachen …« Er zog sich seufzend seine schwarze Jacke aus und legte sie mir fürsorglich über die Schultern. Dabei sah er mich eindringlich an. »Warum bist du vor deiner eigenen Hochzeit davongelaufen? Was hast du dir dabei eigentlich gedacht?« Das wüsste ich selbst nur zu gern … »Ich … weiß es nicht. Ich musste einfach weg.« Seiya schüttelte kaum merklich seinen Kopf. »Das war verantwortungslos von dir. Weißt du nicht, dass du eine Mission zu erfüllen hast? Was du damit … angerichtet hast? Du bist Prinzessin Serenity, die Herrscherin des Silberkönigreichs. Jedes Handeln könnte Folgen für das gesamte Universum haben. Und was heißt ›könnte‹ – es hat Folgen.« Es klang, als wäre dies Satze, die er immer und immer wieder runterleierte und selbst gar nicht mehr hören konnte, weil er dies mit solch einer Abneigung sagte, die nicht zu überhören war. Schuldbewusst sah ich zu Boden. Warum klang es nur so entsetzlich falsch, diese Worte ausgerechnet aus seinen Lippen zu hören? »Du bist doch nicht etwa … meinetwegen abgehauen?« Ertappt zuckte ich zusammen und sah geradewegs in sein wunderschönes Gesicht, welches mich gerade missbilligend und gleichgültig betrachtete. »Du brauchst mir gegenüber aber kein schlechtes Gewissen zu haben. Das bringt nämlich auch mich in eine unangenehme Lage.« Tief getroffen blickte ich ihn an. Wieso verletzten mich seine Worte so sehr? Stöhnend machte er eine kurze Pause und fuhr sich überfordert durch das Haar. »Haruka wird mir dafür den Kopf abreißen. Wie schaut das denn auch bitte für die anderen aus, wenn du deine eigene Hochzeit abbläst, um mir damit einen Gefallen zu tun? Aber glaub mir: Den tust du mir damit nicht. Es bringt alles nichts. Du verzögerst damit nur das Unvermeidliche. Damit ist keinem geholfen auf langfristige Sicht.« Ich bekam kein einziges Wort heraus. Lag es vielleicht daran, dass er mit allem, was er sagte, Recht hatte? Die vorherbestimmte Zukunft ließ sich nicht ändern. Das Gleiche galt für die Vergangenheit. Doch warum fiel es mir nur so schwer, das einzusehen? Warum wollte mein Herz es nicht begreifen und weiterhin blind durch die Gegend laufen, so uneinsichtig, wie es war? »Na komm. Die anderen suchen dich auch schon überall und machen sich Sorgen, was ja auch verständlich ist. Ich bringe dich zurück.« Alarmiert schreckte ich aus meiner Trance hoch. Alles, nur nicht das. »Aber … ich möchte nicht mehr zurück«, flüsterte ich kleinlaut und war für kurze Zeit selbst verwundert darüber, dass ich doch noch eine Stimme besaß. Doch meine Muskeln waren weiterhin wie gelähmt. Als wären sie festgefroren, hielten sie ihre Starre unnachgiebig aufrecht. Ich sah in seinen Augen die aufsteigende Verzweiflung. Und noch etwas … Einen vorsichtigen Hoffnungsschimmer? »W- Was meinst du damit? Weißt du eigentlich, was du da redest?« Er packte mich an den Schultern und sah mir intensiv in die Augen. »Bist du noch bei klarem Verstand?« Ich konnte Angst, Verzweiflung und Hoffnung in diesen ausdrucksstarken Augen erkennen. Als würde sein ganzes Leben von meiner Antwort abhängen. Hilfesuchend klammerte er sich an mich, als wäre ich ein Rettungsring und er ein Nichtschwimmer im riesigen, kalten Ozean, der kurz davor war, zu ertrinken. In diesem Moment wurde es mir schlagartig bewusst. Ich … wollte diesen Mann beschützen. Ich … brauchte diesen Mann. Um zu überleben. Mehr als jeden anderen auf dieser Welt. »Nein, das weiß ich nicht. Ich bin schon lange nicht mehr bei klarem Verstand.« Ich sah, wie seine Augen stumpfer wurden. Wie er Stück für Stück sämtlichen Lebensmut verlor. Wie dieses unsagbare Blau immer dunkler und trüber wurde … Hastig ergriff ich wieder das Wort, bevor es zu spät werden konnte. Ich wollte ihn dadurch aus diesem Loch befreien, in dem er vollends zu fallen drohte. Dabei legte ich beide Hände um seine Wangen, näherte mich seinem makellosen Gesicht und sprach auf ihn ein. »Aber dafür weiß ich was Anderes, Seiya: Und zwar, dass ich dich nicht verlieren möchte. Das könnte ich nicht überleben. Ich brauche dich so sehr. Du … bist der wichtigste Mensch in meinem Leben!« Voller Erleichterung sah ich, wie der Glanz allmählich in seine Augen zurückkehrte. Er legte seine glatte Stirn in Falten; musterte mich zweifelnd. Er schien nicht ganz zu begreifen - was ich ihm auch nicht übel nehmen konnte, da auch ich erst jetzt verstand, was sich in meinem Inneren die ganze Zeit abgespielt hatte. »Ich … liebe dich.« Nun hatte ich es ausgesprochen. Zwischen uns würde es nun nie wieder so sein wie früher. Er starrte mich schockiert an; schien nicht zu glauben, was er gerade mit seinen eigenen Ohren gehört hatte. Als würde er sich ernsthaft fragen, ob sein Gehör noch einwandfrei funktionierte. »Aber … das geht doch nicht …? Sag, dass ich mich gerade verhört habe und bereits unter Halluzinationen leide. Bin ich jetzt tatsächlich … verrückt geworden?« Okay, es war sogar noch eine ganze Stufe schlimmer, als ich ursprünglich vermutet hatte: Er zweifelte nicht nur an seinem Gehör, sondern sogar schon an seiner Geisteskraft. Ich biss mir auf die Lippen. Nein, in diesem Glauben durfte ich ihn nicht lassen. Sanft und zugleich energisch redete ich auf ihn ein, sprach zum ersten Mal in meinem Leben meine tiefsten Gefühle aus, die sich in den hintersten Kammern meines Herzens versteckt hatten. Bis jetzt. »Nein, Seiya, du träumst nicht. Ich liebe dich wirklich. Das ist mir jetzt erst klar geworden … Mir ist klar geworden, dass ich ohne dich nicht leben kann. Dich zu verlieren ist das Schlimmste, was mir passieren kann. Diesen Gedanken ertrage ich einfach nicht …« Sein Blick wurde zärtlich. Auch er legte nun eine Hand auf meine Wange. »Schätzchen …« Sofort wurde mir warm ums Herz. Endlich dieses kleine Wort aus seinen Lippen. Ich liebte es, wenn er mich so nannte. Ich hatte es schon immer geliebt, habe es mir aber nie selbst eingestehen können. Wie lange musste ich darauf warten …? Wie lange hatte ich mich unbewusst danach gesehnt? Dieses Verlangen merkte ich erst jetzt, als es gerade gestillt worden war. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Glücklich nahm ich zur Kenntnis, dass er es mir gleichtat. Es war ganz anders als gestern. Diese Umarmung fühlte sich so warm und erfüllend an. Diesmal konnte ich mich wirklich in seinen Armen fallen lassen. Ohne schlechtes Gewissen. Ohne eine Resonanz des Lebewohls. Ich war angekommen. Am Ziel meiner Träume. »Wie hast du mich eigentlich gefunden?« »Ich habe es gespürt … dass du bestimmt an dem Ort gehen wirst, der für uns mit einer wunderbaren Erinnerung verbunden ist.« Sanft tätschelte er mir dabei den Kopf. »Keine Ahnung, warum ich mir da so sicher war …« Ich lächelte. Meine Beine hatten mich instinktiv zu der Bank geführt, wo er damals vor vielen Jahren gesessen ist. Zu dem Ort, wo wir uns kennengelernt hatten. Und dass er – oder besser gesagt sein Herz – gleich wusste, wo er mich finden konnte, war der beste Beweis dafür, dass wir tief miteinander verbunden waren. Dass wir füreinander bestimmt waren. Dass wir seelenverwandt waren. Dass unsere Herzen im gleichen Takt schlugen. Die wunderschönen Augen, die ich so sehr begehrte, strahlten mich an. Ich ließ mich nur zu gerne von ihnen blenden; ließ mich verzaubern von den Untiefen dieses Blaus, von denen ich mich auch nicht losreißen konnte, als er sich Stück für Stück meinem Gesicht näherte. Ich spürte ein angenehmes Prickeln an den Stellen, wo mich sein warmer, süßlicher Atem streifte. In meinem Körper warteten Dutzende von Feuerwerkskörper ungeduldig darauf, angezündet zu werden und mit einer märchenhaften Explosion den bisher tristen Himmel meines Herzens zu schmücken und für immer zu erleuchten. Doch als ich seine Lippen im nächsten Moment wirklich auf meinen spürte, war die innere Explosion noch viel heftiger, als ich es mir je hätte erträumen lassen. Mein Herz zersprang in Millionen Teile, weil es schier überfordert war mit all den Glückshormonen, die in dieser einzigen Sekunde mit einem Mal durch meinen gesamten Körper schossen und sich zu einem spektakulären Feuerwerk zusammenbündelten. Es war nicht nur irgendein Kuss. Es war ein Kuss, der die Zeit anhielt und für immer veränderte … Mir war klar, dass wir damit einen Weg beschritten, der weitreichende Folgen mit sich ziehen würde. Folgen, die die altbekannte Zukunft aller für immer und unwiderruflich zum absoluten Einsturz bringen würde. Doch ich war zuversichtlich, dass wir das gemeinsam schafften würden. So lange er an meiner Seite war, würde ich alles schaffen. Ganz bestimmt … »Keine Angst, Schätzchen: Ich werde immer bei dir sein.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)