Anne im Traumhaus von steffinudel ================================================================================ Kapitel 16: Susan kommt ins Spiel --------------------------------- Als sie bei den Barrys ankamen, war dort schon eine Menge los. "Anne", rief Diana , als sie die Freundin erblickte. "Wie schön, dass ihr gekommen seid. Oh, ihr müsst euch unbedingt, dass neue Sofa meiner Eltern ansehen, es ist gestern erst aus Halifax eingetroffen. Der neueste Schick. Fred und ich überlegen uns auch schon, ob wir uns eins kaufen sollen", munter plappernd zog sie Anne mit sich, während Fred und Gilbert ihnen folgten. Das Sofa war wirklich sehr hübsch und es sah einladend weich aus. Anne setzte sich in die weichen Kissen und blieb dort während der ganzen Unterhaltung sitzen. Dann sah Diana aus dem Fenster und rief: "Oh, seht nur sie fangen gleich mit dem Drei-Bein-Rennen an. Wollen wir uns das ansehen?" "Sicher," antwortete Anne "geht schon vor, Gil und ich kommen gleich nach." "Ich dachte du wolltest das Rennen unbedingt sehen?", fragte Gilbert verwundert nachdem Diana und Fred gegangen waren. "Oh, Gil", jammerte Anne und streckte ihm die Hände entgegen "hilf mir bitte von diesem fürchterlichen Sofa hoch." Gilbert sah sie einen Moment lang an und brach dann in schallendes Gelächter aus. Er griff dabei nach ihren Händen und half ihr hoch. "Das ist gar nicht lustig, Gilbert Blythe. Lach nicht über mich“, Anne sah ihn mit funkelnden Augen an. "In dem Moment, als ich mich hingesetzt hatte, wusste ich, dass es ein Fehler gewesen war. Die ganze Zeit über habe ich krampfhaft überlegt, wie ich hier wieder hoch komme, ohne dass es vor Fred und Diana peinlich wird. Ich kam mir vor wie eine Schildkröte die auf dem Rücken liegt. Hör endlich auf zu lachen, Gil. Ich finde das ganz und gar nicht komisch." "Oh, Anne du bist einfach süß, ganz besonders, wenn du dich aufregst." Er küsste sie und Anne lächelte wieder. Gilbert konnte sie zwar manchmal in Rage versetzen, aber er wusste auch, wie er sie wieder beruhigen konnte. Das Drei-Bein-Rennen war wirklich ein Spaß! Anne fühlte sich zurück versetzt in die Zeit, als sie gemeinsam mit Diana Barry das Rennen gewonnen hatte und ein frecher, fremder Junge ihr zugeblinzelt hatte. Sie lächelte in Gedanken daran. "Woran denkst du?", fragte Gilbert, der ihren träumerischen Blick und das Lächeln bemerkt hatte. "An einen frechen Jungen, der mir einfach zugeblinzelt hat, obwohl er mir völlig fremd war. Der aber unheimlich gut aussah", sagte sie und grinste Gilbert an. "Diese rothaarige Mädchen, war einfach so hübsch, dass ich nicht anders konnte", erwiderte er lächelnd und drückte Annes Hand. "Ihr schwelgt doch nicht etwa gerade in Erinnerungen", unterbrach Diana ihr Gespräch. "Ein bisschen liebste Diana. Schade, dass wir zwei heute nicht am Rennen teilnehmen konnten. Aber im Moment hättest du keine Chance mit mir zu gewinnen. Selbst dann nicht, wenn Charlie Sloan stürzen würde", sagte Anne und lächelte Diana an. Dann kam Moody Spuergoon auf die Gruppe zu und grüßte herzlich. Josie stellte sich neben ihn. "Schön, euch alle mal wieder zu sehen", sagte Moody und schüttelte allen die Hand. "Anne, ich habe dein neues Buch gelesen, es ist wirklich gut", lobte Moody sie. Josie sah ihren Mann mit funkelnden Augen an. "Vielen Dank, Moody", antwortete Anne. "Na ja", mischte sie Josie ein "ich finde es etwas rührselig. Es ist so schrecklich romantisch, aber du hast ja schon immer etwas für rührselige Geschichten übrig gehabt. Man muss ja nur an diese Backpulverwerbung denken", hochnäsig hielt Josie ihre Nase hoch. In Anne kochte es förmlich, Josie konnte es einfach nicht lassen. Jedes mal wenn sie sich begegneten ließ sie irgendeine spitze Bemerkung fallen. Gilbert und Diana sahen, wie es in Annes Augen blitzte und das ließ nichts Gutes ahnen. "Ach, weißt du Josie", sagte Anne so gelassen wie möglich "ich kann verstehen, dass du das nicht begreifen kannst. Es gibt nun mal Mensch, die ihre ganzes Leben lang so sauertöpfisch sind, das sie keinen Sinn für Romantik haben. Was allerdings schade ist, denn sie wissen gar nicht was ihnen entgeht. Ich bin dir nicht böse, Josie, du kannst nun mal einfach nicht anders. Und nun sollte ich mal zu Marilla hinüber gehen, sie will schon den ganzen Tag mit mir reden." Mit diesen Worten schritt sie davon. Josies Gesicht wurde ganz rot vor Wut. "Ich kann dich nur bedauern, Gilbert Blythe, dass du so etwas geheiratet hast", sagte Josie mit aller Arroganz in der Stimme, die sie aufbringen konnte. "Wenn du meinst, Josie. Ich jedoch denke, dass mir nichts Besseres hätte passieren können", sagte Gilbert, bevor auch er davon ging. Anne hatten ihren Ärger über Josie schnell wieder vergessen und genoss das Fest. Dr. Blair hatte Anne entdeckt und ging auf sie zu. "Mrs. Blythe, wie schön sie zu sehen, wie geht es ihnen." "Guten Tag, Dr. Blair." "Es dauert nicht mehr lange, oder?" fragte er und deutete auf Annes Bauch. "Nein, noch ungefähr vier Wochen. Gilbert möchte mir unbedingt eine Hilfe suchen, die mir im Haushalt hilft und bei mir ist, wenn er weg." "Na, das klingt doch ziemlich vernünftig. Ich habe übrigens erst letzte Woche mit ihrem Mann gesprochen. Er hat mich nämlich gebeten vorbeizukommen, wenn es soweit ist." "Ich weiß er hat es mir gesagt, er hat Angst bei der Geburt zu nervös zu sein und nicht mehr die Objektivität zu besitzen, die er als Arzt braucht." "Ja, da hat er auch ganz recht. Alle sind in solchen Moment nur werdende Väter und nichts weiter. Mir fällt da übrigens gerade etwas ein Mrs. Blythe. Wegen der Hilfe, die sie angesprochen haben. Ich glaube ich wüsste da jemanden für sie", er kratzte sich seinen Bart und sprach weiter "Eine Cousine von mir ist gerade zu besuch bei mir. Sie heißt Susan Baker, sie hat früher als Hebamme in Nova Scotia gearbeitet. Ihr gefällt es sehr gut hier auf der Insel und sie würde gern ganz hier herziehen. Im Moment jedoch hat sie noch keine Unterkunft gefunden und lebt bei uns. Aber Susan Baker ist ein sehr selbstständiger Mensch und sie möchte uns nicht zu Last fallen, was sie zwar nicht tut, aber sie glaubt es. Wenn sie also in den nächsten Wochen bei ihnen arbeiten könnte, dann hätte sie Zeit sich eine Bleibe zu suchen und sie wäre auch beschäftigt." "Das ist ein sehr nettes Angebot, Dr. Blair, aber..." "Liebe Mrs. Blythe, ich will ihnen ja nichts aufzwingen aber vielleicht sollten sie Susan einfach mal kennen lernen, dann können sie sich immer noch entscheiden." "Nun gut, ich werde sie mir mal ansehen." "Wunderbar, da kommt übrigens ihr Mann, kommen sie, wir werden ihm mal alles erzählen." Zwei Tage später lernte Anne, Miss Susan Baker kennen. Susan Baker war 50 Jahre alt und trug ihr Haar zu einem strengen Knoten gebunden (fast so wie Marilla), aber ihr Gesicht strahlte eine Milde und Fröhlichkeit aus. Anne erkannte sie von Anfang an als eine verwandte Seele und auch Gilbert mochte Susan Baker gleich. "Ich bin das, was man eine alte Jungfer nennt", sprach sie sogleich offen aus "es ist nicht so, dass ich nie hätte heiraten wollen, aber es wollte mich einfach nie einer haben." "Was ich überhaupt nicht verstehen kann, Miss Baker", wand Anne ein. Susan lachte: "Ah, machen wir uns nichts vor liebe Frau Doktor, ich bin und war noch nie eine Schönheit. Aber was solls der Zug ist sozusagen abgefahren. Ach um eines möchte ich sie bitten, nennen sie mich doch einfach Susan. Mit Miss Baker kann ich nicht viel anfangen. Keiner der mich kennt nennt mich Miss Baker." Da Anne und Gilbert sofort entschieden hatten, dass sie Susan einstellen wollten wurde abgemacht, dass sie bereits in der nächsten Woche zu ihnen kommen sollte. Das kleine Zimmer unten neben der Küche wurde für sie hergerichtet. "Ich brauche nicht viel", hatte Susan gesagt "ein Bett und ein Schrank reichen vollkommen." Selbst Mrs. Lynde konnte Susan Baker von Anfang an leiden und das wo Mrs. Lynde meist nicht viel für Fremde übrige hatte. Gilbert war froh, dass Anne nun nicht mehr alleine war, wenn er fort ging. Susan war ein richtiger Goldschatz. Das einzige was Anne manchmal störte, war wenn sie sie zu sehr betüttlte. Dauernd riet sie Anne sie solle sich lieber hinsetzen, sie, Susan Baker werde schon für alles sorgen. Doch allmählich war Anne froh über Susans Zuvorkommenheit, denn sie merkte wie ihr alles immer schwerer fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)