Bring you home von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: I'm the fury in your head ------------------------------------ „Und du bist sicher, dass du das machen willst?“, Roy war nicht gerade begeistert von dieser Idee. „Ja, ich bin mir sicher“, meinte die Blonde sanft und strich ihm zart über die Wange. Sie wusste, dass es im Augenblick nicht anders ging. Sie musste, gemeinsam mit Havoc, nach Briggs gehen und Armstrong dort helfen so gut es ging. Die Lage an der Grenze wurde brenzlig. Die Stimmung wurde immer brisanter und die Kämpfe häuften sich. Niemand in Drachma war damit einverstanden, dass noch immer das Militär an der Spitze des Landes stand, vor allem auch nicht mit der Tatsache, dass der „Held von Ishval“ dessen regierende Hand war und man hatte Bedenken, dass es zu einem erneuten Krieg kommen könnte. Doch dass es Zeit in Anspruch nahm, bis man dem Parlament seine eigentliche Macht wiedergeben konnte, das sah Drachma nicht. Es war viel zu übervorsichtig mit seinem Nachbarland. Roy jedoch wusste, dass es keine gute Idee sein konnte, sie dort hin zu schicken, auch wenn es notwendig war. Die Soldaten in Briggs brauchten kompetente Lehrer und Riza sowie Jean waren nun einmal die Besten in diesem Bereich. Hätte er gekonnt, dann hätte er ein klares Nein zu dieser – seiner Meinung nach – wahnwitzigen Idee geäußert. „Mach dir keine Sorgen. Es sind doch nur ein paar Monate“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Riza wusste, dass es ihm schwer fiel, sie gehen zu lassen und selbst wenn es nur ein paar Monate waren, so schmerzte es den Dunkelhaarigen, sie alleine losschicken zu müssen. Da half es nicht zu wissen, dass Jean an ihrer Seite war. Um Riza allerdings gebührend zu verabschieden, hatte sich der Alchemist etwas einfallen lassen. Er wollte sie nicht einfach so gehen lassen, ihr ganz steif, wie es die Militärordnung verlangte, auf Wiedersehen sagen. Er wollte sie an ihrem letzten gemeinsamen Abend noch ein wenig verwöhnen. So hatte er für sie gekocht, einen guten Wein gekauft und ihr angeboten, ihr ein schönes warmes Bad einzulassen, welches sie vielleicht gemeinsam genießen konnten, wenn Riza es denn so wollte. Mit einem charmanten Lächeln signalisierte die Blonde, während des Essens, dass sie nichts dagegen einzuwenden hätte und auf Roys Lippen zeichnete sich ein zufriedenes Grinsen ab. Der Dunkelhaarige war noch immer von der Tatsache überwältigt, dass sie als Paar zueinander gefunden hatten. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich, nach seinem Antrag, nur nach und nach gelockert. Im Büro war die Blonde noch immer übervorsichtig und ließ kein bisschen Romantik zu. Und sei es nur das leichte Berühren ihrer Hände oder ein sanfter, zärtlicher Blick, den Roy ihr schenkte. Nur wenn er ihr eine verschlüsselte Botschaft zukommen ließ während der Arbeit, sah er ein kurzes Funkeln in ihren Augen. Doch selbst das machte ihn schon wieder glücklich für den restlichen Tag, denn so wusste er, dass er sie mit seiner Nachricht ein wenig aufgeheitert hatte. Auch wenn sie bei ihm zu Hause waren, war sie zu Beginn zurückhaltend gewesen. Nur selten hatte sie ihm ein schüchternes Lächeln geschenkt und seine Berührungen zugelassen, jedoch nicht für lange. Er hatte sich immer wieder eingestehen müssen, dass es in einigen Momenten eine wahrliche Qual gewesen war, sie um sich herum zu haben und sie nicht so berühren zu können, wie er es gerne getan hätte. Es gab so viele Augenblicke, in denen er ihr einfach bedingungslos und ohne ein Widerwort von ihr zu akzeptieren, seine Liebe gezeigt hätte. Doch er akzeptierte ihre Grenzen und würde sich in Geduld üben, bis sie ihm ein Zeichen gab. Und an ihrem letzten gemeinsamen Abend gab sie ihm jenes Zeichen. Zwar hatte sie ihm in den letzten Jahren, die sie zusammen verbracht hatten und die für Roy oft genug schmerzhaft waren, weil sie ihm einfach nicht den Spielraum zugestand, den er sich gerne gewünscht hätte, die Chance gelassen, ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebte und wie sehr er sie vergötterte, doch mehr als einen romantischen Abend mit einem schönen Essen und anschließend etwas kuscheln, hatte sie noch nicht zugelassen. Roy verstand ihr Verhalten nur zu gut. Es war gefährlich in einer Zeit wie dieser, wenn jemand von ihrer Beziehung wusste. Sollte diese Information in falsche Hände gelangen, dann wäre wahrscheinlich vieles vernichtet, was der Alchemist gemeinsam mit seinen Freunden so mühsam aufgebaut hatte. Doch er wollte noch immer keine andere Frau an seiner Seite wissen, außer Riza. Nur wegen ihr blieb er standhaft und versuchte jede Hürde so gut zu meistern, wie es in seiner Macht stand. Und wenn einer dieser Hürden das Warten auf eine endlich ehrliche, offene Beziehung war, die sie nicht verstecken mussten, dann nahm er dieses Hindernis gerne auf sich. Nachdem angenehmen Essen ließ Roy Riza für einen Augenblick alleine, um in das Badezimmer zu gehen und das Bad vorzubereiten. Überall waren rote Rosen verteilt. Nachdem er wieder einige Informationen von der Blumendame der Armstrongs erhalten hatte, hatte er versehentlich wieder den ganzen Stand leer gekauft und einen ganzen Wagen voller Blumensträuße mit nach Hause gebracht. Es waren genügend rote Rosen darunter, um auch ein paar der schönen Blütenblätter in das Wasser zu geben und einige andere Sträuße... Nun ja, sie hatten ihren Weg in sein Schlafzimmer gefunden. Roy hatte sogar extra Rebecca angerufen, um in Erfahrung zu bringen, wie Riza zu duftenden Badeölen stand. Ihre Freundin schwärmte ihm von einem Lavendelöl vor, welches die Blonde wohl sehr zu mögen schien und meinte zu ihm, dass er doch unbedingt dieses eine holen sollte, dass es nur in dem schönen Geschäft in der fünften Straße gab. Als der Dunkelhaarige den Laden betrat, erschlug ihn regelrecht das Dufterlebnis. Es waren so viele verschiedene Düfte in diesem kleinen Laden ausgestellt, dass der Geruch alles andere als angenehm war. Ein kleiner Hund würde hier wohl seinem Exitus entgegen sehen. Er gab ein paar Tropfen zu dem einlaufenden, warmen Wasser hinzu, streute die Blütenblätter hinein und betrachtete noch einmal sein Kunstwerk. Der zarte, besinnliche Duft breitete sich im Badezimmer aus. Er konnte wirklich stolz auf sich sein. Roy hatte sich noch dazu entschieden ein paar Kerzen anzuzünden und ihr warmer Schimmer betonte noch einmal die entspannende Atmosphäre. Er holte die Blonde zu sich und als sie sah, was er für sie vorbereitet hatte, leuchteten ihre Augen. Sie war beeindruckt und wusste nichts zu sagen. Stattdessen biss sie sich leicht auf die Unterlippe und zeigte ihm damit, dass es ihr gefiel. Sehr gefiel. Nur wenn sie sich leicht auf die Lippe biss und ihre Augen dabei so schön glänzten, wusste er, dass es ihr besonders gut gefiel. Diese kleine und unauffällige Geste hatte sie sich erst in ihren gemeinsamen Jahren angewöhnt, wenn er sie mit kleinen romantischen Darbietungen überraschte. Riza stellte sich leicht auf ihre Fußspitzen und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Danke~“, hauchte sie sanft. Liebevoll legte er seinen Arm um sie und bettete seine Hand auf ihrer Hüfte. Für sie würde er alles tun. Egal was. Doch schließlich.... … musste sie gehen. Für immer? Das durfte nicht sein. „Uhg...“, Roy nahm sich das Buch vom Gesicht und setzte sich wieder richtig auf. Weshalb hatte er ausgerechnet nun von ihrem letzten Abend geträumt? Sie hatten ihn gemeinsam ausklingen lassen und der Dunkelhaarige würde lügen, würde er nicht dazu stehen, dass diese Nacht die schönste war, die er jemals erlebt hatte. „Ist alles in Ordnung, Chef?“, Breda sah ihn besorgt an, biss aber wieder von seinem Brot ab und machte es sich etwas gemütlicher. Die Bänke in den Zügen waren hart und unbequem und Roy hatte mit Sicherheit schon die halbe Zugfahrt in einer sehr ungesund aussehenden Position verbracht. Müde und erschöpft rieb er sich über sein Gesicht und legte das Buch neben sich auf den Sitz. Eigentlich hatte er sich über Drachma informieren wollen, doch wenig später, nachdem er begonnen hatte das Buch zu lesen, waren seine Lider so schwer, dass sie ihm einfach den Dienst versagten. Doch das war keine Überraschung für ihn. Er hatte die letzte Nacht nicht schlafen können. Seine Gedanken kreisten um den Angriff auf Rizas Team. Er wusste weder was vorgefallen war, noch wie der Zustand ihres Schützlings wirklich war. Konnte er ihm Informationen liefern? Konnte er sich überhaupt erinnern? Wusste er von wo genau die Angreifer kamen? Wie viele es waren? Roy schwirrten so unfassbar viele Fragen durch den Kopf und sie vermischten sich unaufhaltsam zu einem grauen, nicht mehr identifizierbaren Brei zusammen. Er bekam starke Kopfschmerzen und trank einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche. Das war im Augenblick doch etwas zu viel für ihn. In Amestris wartete zudem noch viel Arbeit auf ihn. Sie waren gerade dabei Verfassungen auszuarbeiten, die dem Parlament die Macht zurückgaben und bald sollten auch Wahlen anstehen, die einen geeigneten Präsidenten für das Land finden sollten. Auch Roy stand zur Auswahl. Seine Bemühungen, den Menschen zu zeigen, dass er keinen Krieg mehr für dieses Land wollte und er beim Aufbau von Ishval mithalf, schienen sich auszuzahlen. Die Menschen empfanden Respekt für ihn und würdigten ihn. Nur hier und da gab es noch einige Personen, die ihm misstrauisch gegenüber standen, doch damit konnte er leben. Roy wusste, dass er es nicht jedem Recht machen konnte. Das war einfach unmöglich. „General!“, Valman salutierte, als er den Dunkelhaarigen in Empfang nahm.“Wo ist General Major Armstrong?“, er hatte erwartet, dass sie ihn empfing und sie gleich miteinander reden konnten, doch stattdessen war es sein ehemaliger Untergebener, welcher ihm zunächst den Weg in seine Unterkunft weißen sollte. „General Major Armstrong befindet sich derzeit noch in einer Unterredung“, erklärte der Weißhaarige. Roy achtete gar nicht auf seine neue Unterkunft. Sie interessierte ihn schlichtweg nicht. Ihm lag nur etwas daran, gemeinsam mit Armstrong, einen Suchtrupp zusammenzustellen, der sich mit Rizas Verschwinden befassen sollte. „Sobald sie die Zeit hat, wird sie zu Ihnen kommen. Ich soll Ihnen solange das Fort zeigen“, erklärte Valman, doch Roy wank nur ab und erfragte Rizas Zimmer, welches ihm mit leichter Verwunderung gezeigt wurde. Es war gleich das neben seinem Raum. Als er sich umsah, konnte er nur feststellen, dass alles an Ort und Stelle war, wie er es von Riza nun einmal kannte. Nichts deutete darauf hin, dass sie vielleicht von einem bevorstehenden Angriff Kenntnis hatte. Sich ein Seufzen verkneifend, fuhr er sich mit der Hand über die Augen und kniff sie leicht zusammen. Es konnte nur ein Überraschungsangriff gewesen sein. Anders konnte es sich der Flame Alchemist nicht vorstellen. „Und Sie sind sich sicher?“, Roy wusste nicht, was er von dieser Aussage halten sollte. „Ja, Sir!“, die Stimme des jungen Kadetten war brüchig und leise. Sie zitterte vor Ehrfurcht und Schwäche. Er wurde schlimm zugerichtet. Ein dicker Verband lag um seinen Kopf, sein rechter Arm war gebrochen, ebenfalls einige Rippen, die Lippe aufgeplatzt, das Gedächtnis... Nun ja, Roy hatte kaum etwas von ihm in Erfahrung bringen können. Sie wurde aus heiterem Himmel angegriffen, keiner wusste, wo die Angreifer herkamen und wohin sie verschwunden waren. Ehe man die Spuren im Schnee hätte deuten können, wurden sie von einem schweren Schneesturm begraben. Der Kadett konnte nicht sicher sagen, ob Riza fliehen konnte oder ob man sie mitgenommen hatte. Er konnte nur noch sagen, dass sie nicht mehr bei ihnen war, als der Angriff endlich geendet hatte. „Wie ich sehen, haben Sie sich schon mit Stark unterhalten“, Armstrong betrat das Krankenzimmer. „Können wir reden?“, Roy ging nicht auf ihre rhetorische Frage ein. Er wollte gleich zur Sache kommen und mit ihr über de Vorfall sprechen. Sie nickte und wies ihm an, ihr zu folgen. Gemeinsam betraten sie ihr Büro und setzten sich. Breda blieb – anstelle Rizas – nun an der Seite des Dunkelhaarigen. Schweigend und die Arme hinter dem Rücken verschränkt, stellte er sich neben ihn. „Wie kann es sein, dass es zu einem solchen Ereignis kommt? Ich ging davon aus, dass ihre Kadetten alles andere als Nichtsnutze seien!“, äußerte sich Roy. Seine Stimme blieb ruhig, doch innerlich kochte er vor Wut. „Meine Leute sind alle hervorragend ausgebildet. Unterstellen Sie mir nicht, ich würde nichtsnutzige Soldaten ausbilden!“, entgegnete ihm Armstrong mit leicht bebender Stimme. „Und weshalb konnte man dann einen ganzen Trupp von ihnen niederschlagen? Ich habe Ihnen meine fähigsten Leute anvertraut, in dem Glauben, dass sie Ihnen eine Unterstützung bieten und nicht, um damit zu riskieren, dass einer meiner Männer dabei verschwindet! Weshalb war der Trupp in den Bergen?“, verlangte er zu erfahren. Armstrong schnaufte. Es kratzte an ihrem Ego, dass Roy in einem solchen Ton mit ihr sprach. „Das Ausrücken sollte als Übung dienen. Sie haben noch nicht genug Erfahrungen in den kalten, winterlichen Bergen gemacht“, verteidigte die blonde und erhabene Frau ihre Entscheidung. Jeder ihrer Männer musste ein solches Training absolvieren und da Riza zur Zeit ebenfalls unter ihrem Kommando stand, musste sie ebenfalls dieses Training in Anspruch nehmen. „Haben Sie sie alleine hinausgeschickt? Ohne einen erfahrenen Mann? Ich bin enttäuscht von Ihnen, General Major. Von Ihnen hatte ich mehr erwartet“, gab er zu. Sie war eine kluge, starke und selbstbewusste Frau, die wusste, wie sie zu handeln hatte und was zu tun war, in Situationen wie diesen. Doch ausgerechnet dann, wenn die wichtigste Person seines Lebens hier war – unter ihrem Kommando – machte Armstrong einen Fehler? Das war inakzeptabel. Das konnte Roy so nicht hinnehmen. Auch sie hatte Mustang mit gutem Gewissen einen ihrer Untergebenen anvertraut. Mit dem Wissen, dass Mustang sich dafür einsetzte, dass Miles nichts passieren würde, wenn er ihn in der neuen Ishval-Politik unterstützte. Und was war der Dank dafür? „Ich verlange, dass Sie einen Suchtrupp erstellen, der nach Captain Hawkeye und möglichen Überlebenden sucht. Dafür stellen Sie mir Ihre fähigsten Männer zur Verfügung!“, befahl er. Auch wenn Fort Briggs ihr Territorium war – so lange er sich hier aufhielt, hatte man nach seiner Pfeife zu tanzen und er würde keine Widerworte dulden! Nicht bis man wusste, wo Riza war und wie es ihr ging. Während Olivier einen Suchtrupp zusammenstellte, nahm Roy Kontakt mit Central auf, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkunden. Man erarbeite noch immer die Dokumente, die dem Parlament den Weg weisen würden. „Wir sind zu einigen Entschlüssen gekommen“, erklärte einer der Generäle. „Wie lauten diese?“, wollte Roy wissen. „Wir haben beschlossen, dass es eine verfassungsgebende Versammlung geben soll, welche eine föderalistische Regierungsform schaffen muss und die Rechte der Länder schützt. Zudem muss eine angemessene Zentralinstanz geschaffen werden, die die Garantie der individuellen Rechte und Freiheiten enthält.“ Roy überlegte einen Augenblick, um dann zustimmend zu summen. „Gut“, meinte er. „Ich verlasse mich darauf, dass Sie alle ihre Arbeit zu meiner Zufriedenheit erledigen. Wenn ich wieder im Hauptquartier angekommen bin, werden wir noch einmal gemeinsam darüber sprechen und ein weiteres Vorgehen planen“, beschloss er. Alles wichtige am Telefon zu besprechen war keine Option, zumal er sich im Moment nicht konzentrieren konnte. Er verabschiedete sich und legte den Hörer auf. Der Schwarzhaarige verschnaufte einen Augenblick. Seine Lider schlossen sich und er versuchte sich zu beruhigen. Er war noch immer wütend auf das Verhalten der Blonden. Wie konnte es sein, dass sie einen solchen Fehler beging? Ob es Möglicherweise Absicht war? Vielleicht war es weit an den Haaren herbeigezogen, doch konnte es nicht vorgekommen sein, dass das Fort infiltriert wurde? „General Major! Ich muss mit Ihnen unter vier Augen sprechen!“, Roy nickte der Blonden zu, welche gerade den Suchtrupp unterwiesen hatte und wies ihr so an, ihm in ihr Büro zu folgen. Es störte die Wächterin der Briggs-Berge, dass dieser arrogante Kerl glaubte, hier das Sagen zu haben und sie hier herumkommandieren zu können. Doch nichtsdestotrotz folgte sie ihm. „Was wollen Sie, Mustang?“, fragte sie sichtlich genervt. „Wie viele Leute haben Sie in den letzten Monaten hier aufgenommen?“ „Drei. Wieso?“ „Wer?“ „Ich will wissen wieso.“ „Ich gehe davon aus, dass sich möglicherweise Spione aus Drachma eingeschlichen haben und sie somit Bescheid wussten, wann und an welchen Punkt die Einheit ihre Übungen absolviert.“ „Das ist ausgeschlossen. Drachma ist sich viel zu fein, um Spione zu schicken. Das würde an ihrem Ego kratzen. Kleinere Gruppen durchforsten die Berge und finden sie eine feindliche, dann greifen sie sie ohne Vorwarnung und ohne Wissen, wie stark sie ist und welche Ausrüstung sie haben, an. Es ist also ausgeschlossen, dass sich jemand in das Fort geschlichen haben könnte.“ Roy sah sie skeptisch an. Sie erwiderte seinen Blick kalt. Sie starrten sich noch einige Sekunden an, ehe sie den Blick von einander lösten. Es dauerte seine Zeit, bis der Suchtrupp endlich wieder zurück in das Fort kam. Leider hatten die Männer keine guten Neuigkeiten. „Wir konnten nur noch die sterblichen Überreste unserer Kameraden ausfindig machen“, berichtete der Leiter der Gruppe. Roy verspannte sich. Ihm wurde schlecht und er konnte regelrecht spüren, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich und sich der weißen Wände anpasste. „Es wird noch Zeit in Anspruch nehmen, bis wir wissen, wie der Angriff möglicherweise abgelaufen ist, doch im Augenblick sieht es stark nach einem Überraschungsangriff aus“, erklärte der Leutnant weiter. „Die Zustände der Überreste kommen einem Massaker gleich. Sie wurden übel zugerichtet und es wird schwer sein zu identifizieren, um welche Personen es sich handelt.“ Mustang wollte das alles nicht mehr hören. Er wollte gar nichts mehr davon hören. Es war ihm unbegreiflich, wie es dazu kommen konnte. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, verkrampften sich seine Finger und er krallte sich stark in sein Fleisch. Es schmerzte, doch nicht so sehr, wie der Gedanke, Riza endgültig verloren zu haben. Er sollte sie nie wieder in seine Arme schließen können? Nie wieder würde er ihren sanften Duft einatmen können? Ihr Lachen, wenn sie beisammen waren, sollte für immer verstummt sein? Dann wandte sich Leutnant schließlich an Roy und sah ihn fast schon mitleidig an. „Leider haben wir keinerlei Spuren von Captain Hawkeye finden können. Möglicherweise hat sie es geschafft in eines der umliegenden Dörfer zu fliehen. Sobald wir die Leichen geborgen haben, werden wir jedes dieser Dörfer durchsuchen.“ Roy konnte gar nicht sagen, wie erleichtert er war. Sein Herz setzte für einen Moment aus und er schluckte etwas. Wenn sie sie nicht gefunden hatten, dann hieß es, dass sie noch am Leben sein musste. Ein wenig Hoffnung flackerte wieder in ihm auf. „Wo liegen diese Dörfer? Ich werde sie durchsuchen. Gemeinsam mit meinen Männern!“, forderte er zu erfahren. Armstrong rollte mit ihren Augen. „Für den heutigen Tag sollten Sie sich besser ausruhen. Ich werde Ihnen morgen eine Karte zukommen lassen und Ihnen einen meiner Männer zur Seite stellen, der sich in den Bergen auskennt. Sie verlaufen sich am Ende nur und werden von einem Schneesturm niedergestreckt. Da hilft nicht einmal Ihre Flammenalchemie“, arrogant sah sie von ihrem Stuhl aus, zu ihm hinauf. Roy gab es nicht gerne zu, aber er sollte sich wirklich ausruhen. Er war von der langen Reise erschöpft und der Schreck steckte ihm noch immer in den Knochen. Eine Pause war die einzig vernünftigste Option, die er jetzt hatte. Mit einem erschöpften Seufzen ließ sich Roy auf sein Bett sinken. Er stützte seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab und fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht. Er fühlte sich ausgelaugt, müde und der Schock saß noch immer tief. Besser er legte sich hin und schlief ein wenig. Die Zugfahrt war anstrengend gewesen und er war schon fast 24 Stunden auf den Beinen. Seine Jacke fand ihren Platz feinsäuberlich auf seinem Stuhl. Während er die ersten Knöpfe seines Hemdes öffnete sah er zu seinem Bettzeug. Rizas Zimmer war direkt neben seinem. Ein doch recht alberner Gedanke ergriff ihn. Roy nahm sein Kissen und seine Decke, öffnete die Zimmertür und sah auf den Gang. Niemand war in der Nähe, weswegen er aus seinem Raum trat und schnell den der Blonden betrat. Er sah zu ihrem Bett und schluckte etwas. Es würde sicher nach ihr duften. Sie war knapp zwei Monate hier gewesen. Eilig tauschte Roy das Bettzeug aus und ging mit dem seiner Partnerin wieder in sein Zimmer. Er würde besser schlafen können, würde er ihren Duft riechen können. So hatte er wenigstens das Gefühl, sie wäre bei ihm. Er fand dieses Handeln selbst albern, doch er konnte nicht leugnen, dass es ihm beim einschlafen half. Eng in ihre Decke gewickelt und den Kopf tief in ihrem Kissen vergraben, sank er schneller als erwartet in das Reich der Träume. Doch trotz dessen ihre Decke und ihr Kissen zu nutzen, wurde der Dunkelhaarige öfter munter. Alpträume plagten ihn. Der Gedanke, sie könnte wirklich bei dem Angriff gestorben sein, machte ihn rasend und unruhig. Wo war sie? War sie verletzt? Wie ging es ihr? Er musste sie finden. Sie retten. Eher würde er nicht mehr ruhen können ohne dass ihn diese Fragen jede Nacht quälten. Dachte er es sei schlimm gewesen, sie gehen zu lassen und zu wissen, dass er sie einige Wochen nicht sehen würde, so würden die kommenden Tage Folter werden. 30.01.2016 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)