Heimliche Hoffnung von Varlet ================================================================================ Kapitel 15: Ausbruch -------------------- Wütend und aufgebracht stampfte Anne in die Wohnung von Jodie. Es schien fast so, als wohnte sie dort. „Anne“, begann Jodie ruhig und ließ sich nicht anmerken, dass sie auf den Besuch einer anderen Person hoffte. Innerlich seufzte sie. Warum musste Anne auch nur so hartnäckig sein und sich an ihrer Wade festbeißen, wie ein wilder Hund? Warum sie überhaupt noch befreundet waren? Manchmal wusste Jodie es selber nicht. Es hatte sich so viel geändert und Anne war ein Teil ihrer Vergangenheit. Damals, als alles noch besser war. Als sie glücklich war. Jodie konnte diesen Teil ihres Lebens nicht hinter sich lassen. Noch immer hing sie an Shu, an ihrem Vater und an dem, was Vermouth ihr antat. Aber alles änderte sich. Anne blieb immer noch die Person, die sie in ihrer Jugend war und je mehr Zeit sie mit ihr verbrachte, umso mehr wusste Jodie, dass die Freundschaft vorbei war. Sie waren viel eher gute Bekannte. Mehr nicht. Und was war jetzt? Jodie konnte es sich sehr gut vorstellen. Anne war ihr gefolgt, beobachtete das Treffen mit Shiro und bekam wohl mit, dass sie diesen nicht wieder sehen wollte. Und nun war sie hier und würde Jodie eine Szene machen. So als hinge ihr Leben von Jodies Gefühlen ab. Warum wollte Anne auch über alles Bescheid wissen? Warum konnte sie die Situation nicht einfach so lassen wie sie war? Jodie war glücklich. Sie brauchte keinen Mann. Keinen anderen Mann. Nur weil Anne Shiro gut fand, musste es Jodie nicht auch tun. Und wer wusste schon, welche Hintergedanken die junge Frau hatte. Shiro arbeitet in einem Restaurant und lieferte auch das Essen aus. Wollte Anne einfach nur billig an ihr Mittag kommen? War Jodie nur das Mittel zum Zweck? „Ich bin so wütend“, fing Anne an und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Man merkte, dass sie ihre Wut loswerden wollte. Jodie verdrehte die Augen. Hatte sie wirklich etwas Anderes gehofft? Natürlich war Anne nach dem Treffen mit Shiro zu diesem gelaufen und wollte von ihm alles in Erfahrung bringen. Sie kannte Jodie gut genug um zu wissen, dass sich diese bedeckt halten würde. Und jetzt schien Anne ihre Wut über Jodies Entscheidung freien Lauf zu lassen. Anne ging einfach so an Jodie vorbei und kam ins Wohnzimmer. „Hast du was Starkes da?“, rief sie und ließ sich auf das Sofa fallen. Jodie folgte ihr und sah sie fragend an. „Seit wann trinkst du Alkohol?“, wollte Jodie wissen und fragte lieber nicht, wie Anne auf die Idee kam, dass sie in der Wohnung tun und lassen konnte was sie wollte. Anne seufzte. „Manchmal reicht ein Latte Macchiato eben nicht aus“, antwortete sie. „Aha“, gab Jodie trocken von sich. Es reichte ihr. Es war genug. Anne mischte sich schon viel zu oft in ihr Leben ein. Und nun war der Knoten geplatzt. „Du bist also wirklich sauer, weil es zwischen Shiro und mir nicht gefunkt hat.“ Man merkte, dass Jodie keinerlei Interesse an diesem Gespräch hatte. Warum sollte sie sich rechtfertigen? „Was?“ Anne funkelte sie an. „Mit dir und ihm lief doch alles Bestens.“ „Hast du uns beobachtet?“ „Natürlich“, entgegnete Anne, als wäre es das normalste auf dieser Welt. Und langsam schien sie sich zu beruhigen. „Ich muss doch sehen, was sich zwischen euch entwickelt. Außerdem saht ihr als Paar so gut aus. Und ich glaube, er mag Reiji. Du kannst dich ja noch einmal mit ihm treffen. Er ist der Richtige für dich. Das hab ich im Gefühl. Du solltest wirklich auf mich hören, ehe du einen Fehler begehst.“ „Fehler…“, brachte Jodie heraus. „Du denkst, dass alles in meinem Leben ein Fehler war, was? Die Sache mit Shu und dann die Schwangerschaft…“ Anne zuckte mit den Schultern. „Du weißt, wie ich dazu steh“, kam es von ihr. „Jetzt muss ich das Beste aus der Situation machen und dir jemanden suchen, damit du nicht für immer alleine bist. Also, wann denkst du, kannst du dich wieder mit Shiro treffen?“ „Gar nicht.“ „Ach komm, Jodie. Gib ihm noch eine Chance.“ „Nein.“ „Jetzt sei nicht kindisch.“ „Ich bin kindisch?“ Jodie stemmte die Hände in die Seiten. „Wenn, dann bist du diejenige, die kindisch ist. Du lebst immer noch in der Vergangenheit und denkst, dass sich rein gar nichts geändert hat. Du denkst, ich bin immer noch das Mädchen von damals, dass sich von dir alles sagen lässt. Dir hat es doch noch nie gefallen, dass ich meinen eigenen Weg gegangen bin…“ „Was daraus geworden ist, haben wir ja gesehen“, entgegnete Anne. „Ich bin nicht diejenige, die ihrem Ex-Freund wie ein räudiger Hund hinterher läuft. Und ich ließ mich auch nicht von einem daher gelaufenen Japaner schwängern.“ Jodie verengte die Augen. „Genau, ich bin die Böse. Und aus dem Grund willst du wohl auch, dass ich mich jetzt jedem Mann an den Hals werfe. Ach nein, stimmt gar nicht. Ich soll mich nur denen an den Hals werfen, die du für mich aussuchst. Dass ich keinen anderen Mann kennen lernen will, ist dir ja egal. Du setzt dich doch eh über meine Wünsche hinweg. Und jetzt reicht es mir.“ „Gott…jetzt reg dich doch nicht wegen nichts und wieder nichts auf. Wir sind schließlich Freundinnen und da passt man eben auf die Andere auf. Ich will nur dein Bestes. Und genau deswegen ist es eben für dich wichtig, dass du einen neuen Mann kennen lernst. Vor allem jetzt, wo dieses Arschloch wieder da ist…“ „An…“ Jodie stockte. „Wer ist wieder da?“ Anne seufzte. „Warum war mir nur klar, dass du gleich wieder darauf anspringst?“, gab sie wütend von sich. „Dein Ex ist in der Stadt. Ich dachte, er versauert sonst wo. Warum hast du mir eigentlich nicht gesagt, dass er wieder da ist?“, fragte Anne sofort. „Meinst du wirklich, ich hätte nicht gemerkt, wenn du dich wieder mit ihm triffst?“ Jodie verstand nur Bahnhof. Langsam aber lichtete sich der Nebel. Allerdings war Anne gerade erst richtig in Fahrt gekommen. „Ach, jetzt willst du nichts davon gewusst haben? Der Kerl lungert mal wieder in deiner Nähe und wartet doch nur darauf, dass er dir das Herz brechen kann. Aber diesmal nicht. Dem hab ich ordentlich die Meinung gegeigt. Ich hoffe, er lässt dich und Reiji nun in Ruhe.“ Anne sah Jodie an. „Ich geb dir einen guten Rat, Jodie. Sei nicht dumm und lass dich nicht wieder auf ihn ein. Er ist nicht mehr der, der er damals war. Er ist gewalttätigt.“ Jodie sah sie schockiert an. „Der Kerl hat mich wegen nichts und wieder nichts einfach so zu Boden geworfen. Und weißt du, was dann war? Er hat sich nicht einmal entschuldigt. Dieser Kerl ist so ein…“, zischte Anne und zum ersten Mal in ihrem Leben, hörte Jodie so viele Schimpfwörter nacheinander. Nicht einmal die Verbrecher, mit denen sie es in ihrer FBI-Laufbahn zu tun hatte, führten sich so auf. „Und dann guckt er auch noch so selbstgefällig und denkt, dass er alles haben kann. Aber nicht mit mir. Wenn er sich mit mir anlegen will, dann soll er doch. Er wird schon sehen, was er davon hat. Aber ich brauch dafür deine Hilfe, Jodie. Du musst bestätigen, dass er seine Wut nicht unter Kontrolle hat. Dann kriegen wir ihn dran.“ „Was…“ „Ein Bekannter meiner Eltern ist Anwalt. Wir können nachher zu ihm und uns beraten lassen. Danach erstatten wir Anzeige und er kriegt sein Fett weg.“ Anne kicherte ein wenig. „Er hat es ja nicht anders gewollt. Ich hetz ihm die Polizei auf den Hals und er kann seinen Job beim FBI vergessen. Du kannst von Glück reden, dass ihr nicht mehr zusammen seid.“ Das war Anne. Sobald sie der Meinung war, dass man ihr Unrecht tat, fing sie an Rachepläne zu schmieden. Früher fing es mit Fake-Accounts auf irgendwelchen Plattformen an. Und das nur, um dem vermeidlichen Täter ordentlich die Meinung zu geigen. „Stop!“ Anne sah zu Jodie. „Jetzt mal langsam, Anne. Du willst mir gerade sagen, dass du Shu getroffen hast?“ „Hast du mir nicht zugehört? Ich hab ihn nicht nur getroffen, er hat mich verletzt. Das ist Körperverletzung.“ „Anne, jetzt reiß dich mal zusammen. Ich kenne Shu und er würde so etwas nie grundlos tun. Wahrscheinlich wolltest du ihn festhalten und er stieß dich oder du bist über deine eigene Beine gefallen.“ Anne schnaubte. „Das war ja so klar, dass du ihn verteidigst. Weißt du eigentlich, wie ich mich dabei gefühlt hab?“ „Du tust so, als hätte er dich vergewaltigt.“ „Wer weiß, vielleicht hat er sowas vor.“ Jodie rollte die Augen. „Als ob Shu das täte.“ „Wahrscheinlich nicht im Park.“ „Im Park? Shu hat…er hat mich und Shiro gesehen? Zusammen mit Reiji…?“ „Ja, das hat er“, kam es von Anne. „Und wenn schon, soll er doch denken, was er will. Wahrscheinlich ärgert es ihn mittlerweile, dass du ein Kind von einem anderen Mann hast. Geschieht ihm recht“, giftete sie. „Halt den Mund.“ „Sag mal, wie redest du mit mir?“, wollte Anne verärgert wissen. „Du stellst dich doch nicht wirklich auf seine Seite. Dieser Kerl ist nicht gut für dich, Jodie. Denk doch an deinen Sohn.“ „Jetzt tu nicht so scheinheilig. Du verurteilst mich doch dafür, dass ich ein Kind bekommen hab“, meinte Jodie. „Dabei weißt du gar nichts, Anne. Soll ich dir mal was verraten? Reijis Vater ist Shuichi.“ Anne blickte sie schockiert an. Der Mund stand ihr offen. „Was? Er? Du…du…warum zum Teufel hast du mich angelegen? Für wenn hältst du dich eigentlich? Dir scheint unsere Freundschaft ja wirklich gar nichts zu bedeuten.“ Anne stand auf, zog an Jodie vorbei und riss die Haustür auf. „Dann kann ich ja gehen.“ Jodie musste sich am Riemen reißen um nicht zu brüllen. Sie wollte Anne noch so viel an den Kopf werfen, ihrer Wut freien Lauf lassen, die Last los werden. „Du hast Recht, Anne“, fing Jodie ruhig an. „Es ist wirklich besser, wenn du nun gehst und mich in Ruhe lässt. Wir sind schon lange nicht mehr Freundinnen. Und das weißt du auch. Trotzdem hältst du daran fest. Aber ich hab mich verändert und unter den Umständen ist es wirklich besser, wenn wir diese einseitige Freundschaft beenden.“ Anne schluckte. Ihre Drohung sollte das Gegenteil erzielen. Sie sollte Jodie zeigen, dass kein Mann es wert war, sich zu streiten. Aber was machte Jodie? Sie beendete die Freundschaft. Und das nur wegen ihm. „Das ist nicht dein ernst, Jodie“, raunte Anne. „Du wirst in paar Wochen vor meiner Tür stehen und mich als Freundin zurück wollen.“ „Das glaub ich weniger“, antwortete Jodie. „Und jetzt geh bitte. Es tut mir leid, wie es dazu gekommen ist, aber halte dich aus meinem Leben raus.“ „Das glaub ich jetzt nicht“, zischte Anne. „Du wirfst mich raus?“ Jodie seufzte. „Du bist doch selbst zur Tür. Und nun geh.“ Anne funkelte sie böse an. „Du weißt, dass er dir nicht gut tut. Und trotzdem ist er dir wichtiger, als ich. Du tust mir wirklich leid, Jodie. Du läufst einen Mann hinterher, der dich nicht will.“ Und da war sie auch schon. Jodies Hand auf Annes Wange. Sie schlug zu. Es war genug. Jodie zog die Hand zurück, ihre Finger zeichneten sich auf Annes Haut ab. Anne rieb sich über die Stelle. „Du…du hast…du hast mich geschlagen…“ „Du hast mich provoziert“, kam es von Jodie. „Und es tut mir leid dafür, aber das hast du dir selbst zuzuschreiben.“ Jodie sah Anne in die Augen und schloss die Tür. Sie lehnte sich gegen diese und schloss ihre Augen. „Jodie“, hörte sie von draußen und schüttelte den Kopf. Dann ging sie in ihr Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Ihr Herz schlug schneller. Shu wusste von dem Baby. Und dank Anne dachte er, dass es einen neuen Mann in ihrem Leben gab. Das war nicht fair. Es war einfach nicht fair. Und warum kam er nicht zu ihr? Warum nahm er den fremden Mann und das Baby einfach so hin? Erst jetzt realisierte Jodie, welche Konsequenzen die Einmischungen von Anne hatten und, dass es besser war, dieser für immer aus dem Weg zu gehen. Mit zittrigen Händen zog Jodie ihr Handy hervor. „War ja klar…“, murmelte Jodie leise. Die ersten beiden Kurznachrichten von Anne hatten sie bereits erreicht. Anne wollte erneut mit ihr reden und bat sie, der Freundschaft eine weitere Chance zu geben. Jodie seufzte und löschte die Mitteilungen. Es war zu spät. Sie hatte sich entschieden. Jodie öffnete das Textfeld für eine neue Kurznachricht. Langsam begann sie zu schreiben. Können wir bitte reden? Jodie legte das Handy auf den Tisch. Sie wusste, dass sie keine Antwort bekommen würde. Shuichi gehörte nicht zu diesen Personen. Er war jemand, der einfach auftauchte…und genau so schnell wieder verschwand. Jodie lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. Sie döste…bis es erneut an der Haustür klingelte. Jodie öffnete schlagartig die Augen und ging mit schnellen Schritten an die Haustür. Anne war es definitiv nicht. Wäre sie es gewesen, gäbe es einen Klingelsturm. Jodie atmete tief durch. Nur er konnte es sein. Shuichi. Jodie öffnete die Tür. „Oh.“ Trotzdem lächelte Jodie. Ernüchternd, aber sie lächelte. „James.“ Sofort umarmte sie ihren Ziehvater. Es tat gut ihn wiederzusehen. Zu lange war es her. Zu lange. „Warum hast du nicht angerufen?“, wollte sie von ihm wissen. „Ich wollte euch überraschen“, antwortete der FBI-Agent und trat ein. In seiner linken Hand hielt er eine Einkaufstüte. „Das ist für den kleinen Mann“, sprach er und reichte Jodie die Geschenke. „Ach James…das war doch nicht nötig.“ „Das weiß ich doch“, sprach er. „Aber ich hab so viel verpasst und jetzt möchte ich ihm einfach was Gutes. Es sind auch nur einige Kleinigkeiten.“ Jodie brachte ihn ins Wohnzimmer. Die Tüte legte sie auf den Tisch und zog die Sachen heraus. Zu Vorschein kam ein kleines, weißes und plüschiges Schaf. „Ich dachte mir, dass Reiji bereits genug Kuscheltiere hat, aber als ich das Schaf im Schaufenster sah, konnte ich nicht anders.“ Jodie schmunzelte. „Er hat einige Teddybären. Das wird sein erstes Kuschelschaf sein“, entgegnete sie. „Und wer weiß, vielleicht wird er es am Ende am Meisten mögen.“ Jodie zog die nächsten Sachen aus der Tüte. Strampler. Socken. Mützen. Alle in Babygröße. „Wahrscheinlich hast du davon schon genug“, kam es von James. „Man kann nie genug haben. Ich zieh ihn immer um, wenn ich seine Windeln wechseln muss. Manchmal auch nach jeder Mahlzeit, wenn er sich dabei schmutzig macht und sabbert. Du glaubst ja gar nicht, wie viel Wäsche sich dabei ansammelt. Was meinst du, wie froh ich bin, dass es diese Wegwerf-Windeln gibt. Wenn ich noch Stoffwindeln waschen müsste…“ James schmunzelte. „Wo ist denn der kleine Mann?“, wollte er wissen. „Ich hab ihn vorhin hingelegt. Wir können ja mal nach ihm sehen. Vielleicht ist er ja auch schon wieder wach.“ James nickte und folgte Jodie. „Hey, mein Süßer.“ Reiji lag in seinem Babybettchen und strampelte. James sah über das Bettchen und beobachtete den Kleinen. Reiji war nicht nur süß. Er war einfach nur Zucker und ließ das Herz jeder Person sofort aufgehen. James mochte den Kleinen auf Anhieb. Er war so klein, so zerbrechlich und so unschuldig. Jodie hob ihn heraus und blickte zu James. „Und, was sagst du?“, wollte sie wissen. „Er ist wunderbar“, antwortete dieser und strich Reiji über die Wange. „Und er sieht Akai so ähnlich. Das habt ihr Beiden wirklich gut gemacht.“ „Ja, das haben wir.“ Sie lächelte. „Willst du ihn mal halten?“ „Gerne.“ James nahm Reiji zu sich. „Hallo kleiner Mann, ich bin der Opa James“, sprach er. Jodie schmunzelte und ging mit James zurück ins Wohnzimmer. Sie setzte sich und reichte Reiji seinen Schnuller. „Er weiß es immer noch nicht, nicht wahr?“ Jodie seufzte. „Am Telefon ist es einfach kein guter Moment“, gab se von sich. „Allerdings…hat er uns wohl im Park gesehen.“ „Und er ist nicht zu euch gegangen?“ Jodie sah ihn traurig an. „Ich hab es vorhin von Anne erfahren. Du weißt doch noch wer Anne ist?“ James nickte. Anne…ja, er konnte sich zu gut an sie erinnern. Damals stand sie in seinem Büro und wollte um jeden Preis, dass Jodie aus dem FBI-Dienst entlassen wird. Sie gab einfach keine Ruhe, weswegen James ihr ein Hausverbot erteilen musste. „Anne hat für mich ein Date organisiert und ich dumme Kuh bin hingegangen. Da ich Reiji nicht bei irgendwem lassen wollte, kam er eben mit. Scheinbar hat Shu uns zu dritt gesehen und denkt nun, dass ich einen anderen Mann hab…und dass Reiji dessen Kind ist“, erzählte Jodie. „Er glaubt, ich bin glücklich…“ „Oh.“ „Ja…oh…“, murmelte Jodie. „Ich weiß nicht einmal, ob Shu mich nach allem noch sehen will. Vielleicht verzeiht er es mir nicht, dass ich ihm nie von Reiji erzählte…“ „Das glaub ich nicht, Jodie. Er hat sich die ganze Zeit Sorgen um dich gemacht“, antwortete James. „Deswegen ist er in den Staaten auch nicht zu seinem Arzttermin gegangen. Stattdessen kam er hier her und kümmerte sich um die Sache mit Vermouth. Du bedeutest ihm immer noch viel. Das seh ich ihm an.“ James lächelte aufmunternd. „Lass nicht zu, dass sich Anne zwischen euch stellt und euer Glück zerstört. Rede mit Akai.“ Jodie nickte. „Ich wünschte, ich hätte sie hier nicht getroffen. Wir haben uns Jahre nicht mehr gesehen und dann bin ich wieder hier und treffe sie als erstes“, seufzte Jodie. „Ich war damals so verzweifelt, dass ich sie wieder in mein Leben ließ…ich brauchte einfach jemanden zum reden…Es war so dumm von mir zu denken, dass sie sich geändert hat und wir wieder Freunde sein könnten.“ „Du wolltest eben das Gute in ihr sehen. Ein Teil von dir hält immer noch an der Vergangenheit fest.“ „Leider…“ Jodie schluckte. „Und jetzt weiß auch noch Vermouth von Reiji.“ „Sie ist keine Gefahr mehr.“ Jodie sah ihn überrascht an. „Das weißt du noch gar nicht? Es ist bereits in den Medien.“ „Hatte noch keine Zeit.“ „Oh…wie es scheint, wollte sich Akai mit ihr treffen. Dabei kam es scheinbar mit dem CIA zum Schusswechsel, indessen Folge Vermouth verstarb. Wir haben den Bericht des Gerichtsmediziners“, erklärte James. „Sie ist…sie ist wirklich…“ „Es scheint so. Aber ich denke, Akai kann dir deine Fragen eher beantworten. Frag ihn einfach, wenn er her kommt.“ „Du scheinst dir ja sicher zu sein, dass er hier her kommt.“ „Ich kenn ihn, Jodie, er wird kommen.“ Ach James…“, murmelte Jodie leise. „Mach dir nicht so viel Gedanken. Du wirst sehen, es wird alles gut werden.“ Sie nickte. „Ich bin froh, dass ich dich hab.“ „Und du kannst immer zu mir kommen, wenn etwas ist.“ „Das weiß ich doch“, lächelte sie. „Das werde ich auch sicher machen, wenn ich später mal einen Babysitter für Reiji brauch.“ James schmunzelte. „Gern.“ Er sah zu Reiji. „Ich wäre auch beleidigt, wenn ich nicht die erste Wahl dafür bin.“ Jodie kicherte. *** Shuichi saß alleine in seinem Büro. Sein Kollege war bereits bei seiner Verlobten und auch die anderen Agenten machten sich auf den Weg nach Hause. Manche zu ihren Freunden, andere zu ihren Familien. Und wo sollte er hin? Shuichi war alleine. Seine Familie, die er sowieso so gut wie nie sah, befand sich in Japan. Und Jodie war mit einem anderen Mann glücklich. Außerdem war da das Bay. Jodies Baby. Da war kein Platz mehr für ihn. Es war seine eigene Schuld. Es lief so viel schief. Shuichis Smartphone vibrierte auf dem Tisch. Er beobachtete dieses einen Moment lang und sah zu, wie sich das Handy zum Rand bewegte. Hatte er bald das nächste Smartphone auf dem Gewissen? Das Handy verstummte und Akai nahm es in die Hand. Er strich über das Display und las die Kurznachricht. Können wir bitte reden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)