Broken Wings von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Am nächsten Morgen erwachte Riven ausgeruht, aber mit schmerzenden Gliedern. Ihre Huckepack-Tour von vergangener Nacht zollte ihren Tribut. Gähnend streckte sie sich und rieb sich verschlafen die Augen. Sie blickte zum Fenster. Sie hatte letzte Nacht vergessen die Gardinen zuzuziehen. Die Sonne stand schon ziemlich hell, was bedeutete, dass sie den Morgen verschlafen hatte. „Kein Wunder nach gestern Abend“, nörgelte sie mehr zu sich selbst. „Hm?“ , kam es von der anderen Seite des Bettes. Riven hatte schon fast wieder vergessen, dass sie die Nacht nicht allein verbracht hatte. Sie wurde rot. „Ach nichts, soll ich uns was zum Frühstück hoch holen?“ Die andere Frau grummelte etwas unverständliches als Antwort. „Die pennt ja noch..“, murmelte sie etwas enttäuscht. Riven wusste nicht, was sie erwartet hatte. Dass Ahri ihr um den Hals fiel und sie als ihre edle Ritterin ansah? Und wieso zur Hölle sollte sie das überhaupt wollen? Um ihren Gedanken zu entfliehen stand Riven auf, warf sich ihren Umhang über und marschierte aus dem Zimmer. Als sie nach etwa zehn Minuten wiederkam, beladen mit einem Tablett mit frischen Brötchen, Saft und Marmelade, saß das Fuchsmädchen bereits aufrecht im Bett. „Na du bist ja doch schon wach“; lächelte Riven ihr entgegen. Die junge Frau erwiderte das Lächeln schüchtern. „Ja ich..“ Sie errötete leicht. „Es war nicht mehr so warm im Bett, als du aufgestanden bist, das hat mich wohl geweckt.“ Peinlich berührt schaute Ahri zu Boden. Das kam Riven ganz gelegen, denn so merkte sie nicht, dass auch sie auf der Stelle rot wurde. Riven räusperte sich. „Ich hab uns was zu Essen besorgt, hast du Hunger?“ Dankbar über den Themenwechsel nickte Ahri eifrig. Riven stellte das Tablett auf den Tisch und setzte sich. Ahri gesellte sich zu ihr, schweigend aßen sie. Irgendwann ergriff Riven das Wort. „Sag mal, gestern meintest du es gäbe etwas, was ich für dich tun könnte. Was wäre das denn?“ Verlegen kratzte sich Ahri am Kopf. „Naja, wie soll ich sagen... Ich hab derzeit keine Ahnung, was ich als Nächstes tun soll und da hab ich mich gefragt..“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „..ob du vielleicht Gesellschaft auf deiner Reise haben möchtest?“ Riven war für einen Moment sprachlos. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Sie hatte die junge Frau eher als Einzelgängerin eingeschätzt und bis jetzt schien dies auch der Wahrheit entsprochen zu haben. Warum also wollte sie sie nun begleiten? Riven hatte sich angewöhnt Leuten nicht allzu sehr zu vertrauen, deswegen war sie wegen des Angebots eher skeptisch als freudig. Natürlich wäre es schön nicht mehr allein unterwegs sein zu müssen. Vor allem weil sie nicht wusste, ob ihre Reise gefährlich werden würde. Andererseits kannte sie Ahri überhaupt nicht und ihre Vergangenheit sprach nicht gerade für sie. In Gedanken versunken bemerkte sie nicht, dass Ahri sie erwartungsvoll ansah. Mit jeder Sekunde, die verstrich ohne dass Riven etwas sagte, verdunkelte sich ihre Mine mehr. „Ich versteh schon. Du möchtest nicht und überlegst gerade, wie du es mir sagst..“,deutete sie Rivens Stille vollkommen falsch. Sofort fiel Riven ihr ins Wort. „Nein, das ist es nicht.“, sagte sie bestimmt. „Ich habe in der Vergangenheit nur ziemlich schlechte Erfahrungen mit Gesellschaft gemacht. Bis jetzt habe ich einzig den Leuten meiner ehemaligen Einheit vertraut und die haben mich ziemlich hintergangen.“ Das war zwar nicht die komplette Wahrheit, aber richtig gelogen war es auch nicht. Riven war einfach noch nicht bereit sich ihrem Gegenüber komplett zu öffnen. „Wieso eigentlich nicht“, beantwortete sie schließlich Ahris Frage. „Wir können es ja ausprobieren und sehen, wie wir miteinander klar kommen.“ Riven lächelte zaghaft. An Ahris Gesicht konnte sie ablesen, dass dies nicht unbedingt eine Antwort war, die sie gänzlich zufriedenstellte. Dennoch willigte sie ein. „Also gut, was hast du also vor? Willst du noch länger hier bleiben?“ Riven überlegte. „Nein, eigentlich nicht. Ich bin mir nur nicht sicher, wohin es als Nächstes geht.Es gibt einige Orte, die ich fürs Erste meiden sollte. Ich hatte mir überlegt einen alten Freund aufzusuchen. Ich muss ihn etwas fragen. Ich weiß nur nicht genau, wo ich ihn finden kann.“ „Wie heißt denn dein Freund?“, fragte Ahri neugierig. „Er heißt Twisted Fate. Allerdings ist er Glücksspieler und Nomade, man trifft ihn selten länger als eine Woche an einem Ort an.“ „Ich glaube ich habe von ihm schon mal gehört. Er ist ziemlich bekannt bei dem einfachen Volk. Ich habe mehr als ein Mal einen Mann getroffen, der von seinen Künsten schwärmte, oder aber von ihm ausgenommen wurde.“ Riven nickte, das klang ganz nach Twisted. Wahrscheinlich kam sie nur so gut mit ihm klar, weil sein Reichtum sie nicht interessierte und sie nie auch nur auf die Idee kam gegen ihn zu spielen. Ahri unterbrach ihre Gedanken. „Wir sollten ein wenig rum fragen. Wenn er in Ilonia ist, wird es Jemand wissen. Und wenn nicht sehen wir einfach, dass wir mit einem Schiff zum Festland kommen und versuchen da unser Glück.“ Dafür, dass sie die Nadel im Heuhaufen suchten, klang Ahri ausgesprochen optimistisch. „Was willst du ihn denn fragen?“ Riven hatte befürchtet, dass diese Frage nicht lange auf sich warten lassen würde. „Das.. erzähl ich dir , wenn es soweit ist, okay?“, startete sie einen Versuch die Antwort hinauszuzögern. Ihre Rachepläne galten zu den Themen, die sie Fremden nicht unter die Nase reiben wollte. Ahri schnaubte beleidigt. „ Du sagst du weißt nicht, ob du mir vertrauen kannst. Aber ich soll mit dir durchs halbe Land reisen, damit du Jemanden findest, den du etwas fragen kannst, von dem du mir nicht mal sagst was es ist? Das klingt für mich aber ziemlich nach Doppelmoral, Liebes.“ „Ich habe nie von dir verlangt mich zu begleiten, du kannst jederzeit gehen.“ Ahri verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. „Das hättest du wohl gern. Ich begleite dich. Allerdings nur, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll. Außerdem, vielleicht ist dein Freund ja ganz süß.“ Verstohlen lächelte Ahri. Sofort bemerkte Riven wie Eifersucht in ihr aufquoll. Trotzig schnaubte sie. „Versuch doch dein Glück, aber Twisted ist zu intelligent, um auf deine billige Masche reinzufallen.“ Ahris Augen funkelten zornig. „Na bei dir hat es ja auch funktioniert“; erwiderte sie schnippisch. „Sonst wäre ich ja wohl kaum neben dir aufgewacht, oder?“ Riven schoss die Röte ins Gesicht. „Überhaupt nicht! Man nennt es auch Nächstenliebe. Von dir würde ich mich nie im Leben um den Finger wickeln lassen.“ Eine Stille trat ein, in der beide Frauen wütend in eine jeweils andere Ecke des Zimmers blickten. Nach ein paar Minuten hatte Riven genug. Es war albern zu schmollen und sich wegen so einer Kleinigkeit zu streiten. Sie erhob sich. "Also dann. Wollen wir los?“ Ahri nickte zustimmend. „Ich werde eben meine Sachen zusammenpacken. Hast du auch irgendwo noch Habseligkeiten, die du mitnehmen möchtest?“ Riven sah an Ahri herab. Sie hatte nicht mal eine Tasche dabei. Sie musste die Sachen irgendwo gelagert haben. „Ja.. Bei einem Mann. Er wohnt.. wohnte ein paar Straßen entfernt. Ich musste übereilt aufbrechen und hatte keine Möglichkeit meine Sachen mitzunehmen.“ Dieses Thema wird uns wohl noch eine Zeitlang begleiten , dachte Riven bitter. Sie versuchte die Tatsache, dass Ahri ihn getötet hatte zu überspielen. „Was ist passiert? Ist seine Frau aufgetaucht?“, startete sie einen Versuch die Sache mit Humor zu nehmen. Dies scheiterte kläglich daran, dass Ahri diese Frage bejahte. „Oh“, war alles, was Riven dazu einfiel. „Sind dir die Sachen, die du dort gelassen hast wichtig?“, fragte Riven nach einem Moment des Schweigens. „Ja, also nicht alles.. Aber eine Kette, die bedeutet mir sehr viel.“ Ahris bedrücktem Gesicht nach zu urteilen musste dieses Schmuckstück ihr wirklich unheimlich wichtig sein. Riven fasste einen Entschluss. „Gut, also es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder sind die Sachen noch bei ihr oder sie hat sie weggeschmissen. In beiden Fällen haben wir eine gute Chance sie zu finden.“ Riven lächelte aufmunternd. Auch wenn Ahri noch nicht überzeugt schien nickte sie. „Dann wird es höchste Zeit aufzubrechen!“ Riven hoffte Ahri mit ihrem Enthusiasmus anstecken zu können. Sie zog die Kapuze ihres Umhang über und reichte Ahri auch einen, damit sie nicht Gefahr lief erkannt zu werden.. Ihre Sachen waren schnell gepackt und so machten sie sich auf den Weg zu dem Haus, in dem sie hoffentlich keine rachsüchtige Witwe erwartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)