Organized Chaos von Aley (The Next Generation) ================================================================================ Prolog: And tomorrow everything will change ------------------------------------------- And tomorrow everything will change So ist das nicht geplant gewesen. Es hätte anders ablaufen sollen, doch das Schicksal hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gezogen. Morgen würden die Drittklässler abgehen und ab morgen läge all die Verantwortung, die sein extravaganter Captain all die Jahre auf sich trug, auf seinen Schultern. Der Captain, der einen Club mit über 200 Mitgliedern führte, würde morgen verabschiedet werden und im neuen Schuljahr würde er, Atobe Keigo, die Hyoutei High School besuchen. Sein Nachfolger Hiyoshi Wakashi, seine Wenigkeit, wird in seine Fußstapfen treten und erneut nach dem ersten Platz in ganz Japan streben. Wakashi hat sich seit dem Match gegen Atobe im U17-Camp den Kopf darüber zerbrochen. Und bis heute weiß er nicht, was er davon halten soll. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass er momentan einer noch viel höheren Hürde gegenübersteht? Mit einem Seufzen legt er das Buch eines bekannten, deutschen Philosophen namens Immanuel Kant – Wakashi ist sich absolut sicher, dass Atobe ihn wegen der falschen Aussprache verbessern würde, weswegen er den Namen nur denkt – zurück ins ebenholzfarbene Regal. Was zum Teufel soll er seinen Senpaitachi zum Abschluss schenken? Für Oshitari-san hätte er vielleicht eine Idee. Der liest doch gerne diese Romanzen, bloß stellt sich erneut die Frage, was er denn schon hat und was nicht? Der braunhaarige Zweitklässler würde am liebsten verzweifelt seine Haare raufen, aber so etwas macht er nicht, weshalb er einfach nur kurz seinen Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger massiert, ehe er den Antiquitätenladen verlässt und schließlich doch zu seiner ersten Geschenkidee zurückgreift: ein Bild des Teams mit einem hübschen Bilderrahmen und hinten einfach ein Spruch. Ja, das wird wohl reichen. Etwas Besseres fällt ihm sowieso nicht ein. -- „Ich wünsche allen Abgängern viel Erfolg und Glück auf ihrem weiteren Weg!“, endet der Direktor Rikkaidais seine Rede und lautes Klatschen ertönt; nur einer sitzt reglos da und kämpft mit seinen Tränen. Seine Senpaitachi verlassen ihn jetzt. Er muss alleine hier bleiben. Wie soll er das nur überleben? Und jetzt wird er Captain, was echt cool ist, aber Yukimura-buchou war ein so guter Captain. Wie soll er ihn nur übertreffen? Und wieso denkt er schon in der Vergangenheitsform, schließlich ist Yukimura immer noch ein guter Captain! Akaya heftet seine apfelgrünen Augen an den Boden und inspiziert die hellen Mamorfliesen ausgiebig, während er versucht, die Tränen aus seinen Augen wegzublinzeln. Wieso musste er ein Jahr zu spät geboren werden? Alle würden sie gehen. Sein Buchou, sein Fukubuchou, Yanagi-senpai … alle, sogar Niou-senpai würde ihm fehlen. Der schwarzhaarige Lockenkopf muss sich auf die Unterlippe beißen, um nicht gleich loszuheulen, denn die Tränen bilden sich wieder in seinen Augen. „Akaya“, ertönt es vor ihm und er atmet tief durch, um sich zu beruhigen. Vorsichtig hebt er seinen Blick und erkennt noch gerade so durch den Tränenschleier die verschwommene Silhouette Yukimura Seiichis, den Captain des Tennisteams. Den Ex-Captain des Tennisteams. „Wir sind immer da, Akaya. Nächstes Jahr wirst du zu uns zurückkehren, nur musst du Geduld haben. Jetzt hast du die Chance, zu glänzen und dich zu entwickeln. Vergiss nicht, dass du die Nummer Eins in ganz Japan werden möchtest“, muntert der Blauhaarige ihn mit einem leisen Lachen auf und legt ihm behutsam eine Hand auf die Schulter. Auch die anderen Drittklässler kommen nun zu ihm und trösten ihn. Der Trickser klopft ihm ein paar Mal gegen den Rücken, dann verwuschelt er seine sowieso schon wilden Haare. „Übernächstes Jahr werde ich dir doppelt so viele Streiche spielen, schließlich wirst du nächstes Jahr verschont, Akaya!“, lacht der Silberhaarige, dann macht er Platz für Marui und Jackal, die ihm einen Korb mit vielen Kleinigkeiten in die Hand drücken. „Das sind ein paar Sachen von uns allen, damit du immer etwas von uns da hast. Wir kommen dich sicher besuchen („Zu hundertprozentiger Chance, dass wir nach dem ersten Schultag nach dir schauen werden“, von Yanagi natürlich) um zu checken, wie du dich denn als Captain tust.“ Jackal klopft ihm auf die Schulter, während Marui ihm grinsend gegen die Rippe boxt. „Und sei doch ein bisschen froh, schließlich wirst du keine berüchtigten Sanada-Bitchslaps mehr abbekommen“, flüstert Marui leise, ehe er einen Blick zu Sanada wagt und dann hinzufügt: „Zumindest für ein Jahr.“ Eben Genannter kommt tritt nun auch zu Akaya vor und drückt ihm ein Stück Papier in die Hand, welches der zukünftige Buchou als Kalligraphie identifiziert. „Rikkaidai kämpft und siegt. Immer“, liest er erst etwas verwirrt vor, ehe sich tatsächlich ein winziges Grinsen auf seine Lippen stehlt. „Danke, Leute! Ihr habt Recht … übernächstes Jahr komme ich wieder.“ „Natürlich haben wir Recht. Ist ja nicht so, dass wir ab morgen tot sind oder so. Die High School ist außerdem nicht so weit weg, also kannst du uns auch immer besuchen kommen“, lacht der Rotschopf leise und steckt sich dann einen Kaugummi in den Mund, da er die ganze Abschiedsfeier lang keinen kauen durfte. „Wir werden uns sehen, Akaya-kun. Gib dein Bestes und viel Glück und Erfolg auch auf deinem Weg. Vergiss nicht, dass du auch noch Schule hast“, erinnert ihn der Gentleman von Rikkaidai mit einem Schmunzeln und schiebt seine Brille wieder zurecht. „Und komm am ersten Schultag nicht zu spät. Geh am Vortrag früh genug schlafen und sperr am besten all deine Konsolen weg. Obwohl … ich werde deine Mutter wissen lassen, dass sie dich aus dem Bett scheuchen und sämtliche Ablenkungen wegräumen soll.“ Akaya rollt gespielt genervt seine Augen, als er Yanagis Kommentar hört, dennoch kann er nichts anderes tun, als trotzdem zu grinsen. Dieser Haufen wird ihm fehlen. Wirklich. Aber er weiß, dass er immer ein Teil vom Tennisclubs sein wird, egal wo er ist und wo die anderen sind. -- Eine „After Graduation Party“? Welcher Idiot das auch immer erfunden hat, Zaizen ist sich sicher, dass diese Person aus Shitenhouji stammt. Um genau zu sein kennt der Zweitklässler den Erfinder dieser sogenannten „After Graduation Party“. Es ist tatsächlich jemand aus Shitenhouji. Kurz und bündig zusammengefasst, nennt sich diese Person Oshitari Kenya, falsche Blondine und gut in Englisch, dafür aber die wohl schlechteste Aussprache und das akzentreichste Englisch in ganz Japan. Hikaru weiß nicht, wie man bitteschön auf die Idee kommt, nach der Abschiedsfeier noch eine Party zu schmeißen, auf welcher schlechte Musik gespielt wird und das ein oder andere Paar – Konjiki-senpai und Hitouji-senpai – amateurhafte Standardtänze versuchen, zu tanzen, es aber nicht hinbekommen und über die Füße des jeweils anderen und seine eigenen zu stolpern, um seine Gehirnzellen abzutöten, als der Kopf mit dem Boden kollidiert. Okay. Hikaru will nicht weiter versuchen, herauszufinden, was sich Oshitari-senpai eigentlich dabei gedacht hat und wendet sich nun lieber anderen zu, die einigermaßen bei Verstand sind. „Buchou“, murmelt er und läuft auf den hellblonden Drittklässler zu, welcher gerade ein brüllendes, rotes Bündel an seinen Beinen klammern hat. Mit der bandagierten Hand streichelt er Kintarou über sein Haar und versucht, ihn zu beruhigen. „Nicht weinen, Kin-chan. Hikaru ist doch noch bei dir und er wird ganz gut auf dich aufpassen, nicht wahr, Hikaru?“ Erwartungsvoll sieht Shiraishi seinen Nachfolger an, welcher irritiert eine Augenbraue in die Höhe zieht, um schließlich zu nicken. „Ja“, gibt er dann etwas monoton von sich und blickt auf das rothaarige Energiebündel herab, welches alles andere als hyperaktiv ist. Nun ja, wenn man mal vom Fakt absieht, dass Kintarou sich mit vollem Herzblut an Shiraishis Bein ranmacht, dann ist er nicht hyperaktiv. Ehe er sich versieht, wird er von eben genannten Rotschopf angesprungen und umklammert. „Zaizen-senpai! Verlass mich nie! Niemals, versprich es!“, jammert der Erstklässler und erdrückt ihn beinahe. Noch immer etwas aus der Fassung klopft er ihm mit der flachen Hand beschwichtigend auf den Rücken. „Ich bleibe auf Shitenhouji.“ Zumindest nächstes Jahr noch, danach wechsele ich auf eine Schule, die normal ist, fügt er in Gedanken hinzu. Doch dann wird dem Schwarzhaarigen schmerzlich bewusst, dass er jetzt schon auf einer normalen Schule ist. Jetzt, da seine Senpaitachi gehen. Sie sind schließlich der Wahnsinn in dem Leben des Genies. Er blinzelt ein wenig, als ihn die Realität trifft. Die Drittklässler lassen Kintarou und ihn zurück. Der Wahnsinn verlässt die Irrenanstalt. Ist die Irrenanstalt dann normal? Bevor Hikaru seinen eigenartigen Gedankengang jedoch vertiefen kann, wird er hart gegen die Schulter geboxt. Ein wenig verärgert blickt er dem Verursacher dieser verrückten Fete ins Gesicht, welcher ihn ein wenig wütend anstiert. „Ignorier mich nicht, Zaizen! Da will ich einmal ein toller, netter Senpai sein und dir Glückwünsche entgegenbringen, dich aufmuntern, trösten, dass du uns nicht vermissen sollst, da wir immer für dich da sind … da ignorierst du mich einfach! Du bist echt ein Freak.“ Irritiert blinzelt der Zweitklässler erneut und betrachtet den Cappuccinohaarigen eine Weile, während er vor sich hin schimpft und seine „gute Senpaitaten“ eher zu „schlechte Senpaitaten“ umwandelt, indem er ihn beleidigt, schlägt und böse anschaut. „Okay“, kommentiert Hikaru sein Geschimpfe schlussendlich, woraufhin Oshitari ihm einen weiteren Todesblick schickt. „Welcher Volltrottel hat dich zum Genie ernannt? Suizidgefährdet würde besser passen!“, schnaubt er aufgebracht. Nun ja, das ist nun mal Oshitari Kenya. Wenn man ihn mal nicht beachtet und er sauer wird, dann wird er einen bis auf sein Lebensende hassen. Oder auch nicht. „Der, der mein IQ getestet hat, hat gesagt, ich wäre hochbegabt und ein Genie. Und nein, ich bin nicht suizidgefährdet. Wieso, Oshitari-senpai?“, möchte der Schwarzhaarige wissen – schon längst wieder vergessen, dass er gerade als Affenmutter und Kopfkissen missbraucht wird. „Ich frage mich ehrlich, wie dumm manche Genies sein können. Was auch immer, ich wollte eigentlich nur sagen, dass du dein Team nicht in den Abgrund stürzen sollst mit deinem pessimistischen Gehabe. Und mache nicht zu viele Witze, sonst sterben sie noch an einem Lachtod“, kommentiert der Speedstar mit leicht sarkastischem Unterton, ehe sich ein belustigtes Grinsen auf sein Gesicht schleicht. „Wow, Oshitari-senpai. Ich bin stolz auf dich, dass du gelernt hast, mit Sarkasmus umzugehen. Ich bin richtig begeistert von dir“, erwidert Hikaru darauf trocken und als sein Gegenüber sich mit einem genervten Schnauben und einem Augenrollen von ihm abwendet, um wieder mit seinen anderen Teamkollegen weiter zu feiern, umspielt die Lippen des Genies ein kleines, so seltenes Lächeln. -- Die Verabschiedung der Drittklässler war sicher schon seit einigen Stunden vorbei, dennoch spukt genau dieses Thema noch immer in seinem Kopf herum. Wie werden die neuen Teammitglieder sein? Wen wird er ins Team holen? Werden sie ihren Titel verteidigen können? Es sind lauter Gedanken über das nächste Jahr, die ihn schon seit Tagen verfolgen. Die nach der Abschiedsfeier Party hat Kaidou frühzeitig verlassen. Er hätte es dort nicht ausgehalten. Nicht, dass er seine Senpaitachi nicht mag, aber er muss seinen Kopf erst mal frei bekommen, ansonsten wird er noch wahnsinnig. Während er joggt, wirft er einen Blick auf die Uhr, welche am Bahnhof hängt, als er an diesem vorbeiläuft. Er ist bereits eine Stunde lang gelaufen. Vielleicht sollte er sich langsam zurück begeben, nicht, dass sich seine Senpaitachi Sorgen um ihn machen, wobei er Momo – seinem Vizecaptain – gesagt hat, dass er kurz mal raus müsse. Es wird schon passen. Die Viper war im U17-Camp schon ganz verwundert, dass er zum nächsten Captain ernannt wurde. Damit hatte er nicht gerechnet; gewünscht ja. Es war nicht nur ein Wettbewerb zwischen Momoshiro und ihm. Er wollte es. Er wollte das Team anführen, aber nun, da er Captain ist, weiß er nicht, wie. Was er tun soll. Wie genau das funktioniert. Glücklicherweise wissen aber auch die anderen Captains nicht, wie das so abläuft. Alle anderen Teams haben auch Captains und Vizecaptains, die das noch nie gemacht haben – bis auf Kamio von Fudoumine, aber das interessiert jetzt keinen. Hiyoshi Wakashi ist ein Name, den man in der Tenniswelt bisher nicht so kennt, ebenso wie Fuji Yuuta oder Zaizen Hikaru. Er ist dafür bekannt, dass er im Team von Seigaku ist, welche die momentanen Titelverteidiger der Regionalen und Nationalen sind. Aber bedeutet das nicht auch, dass er deswegen eine größere Bürde tragen muss als die anderen, weil er – verdammt noch mal – die Titel verteidigen möchte? Die anderen … sie haben nichts zu verlieren, außer Rikkaidai vielleicht, schließlich sind sie Vizemeister. Kaoru wischt sich den Schweiß von der Stirn und steuert schließlich sein Zuhause an, um kurz zu duschen und dann zurück zur Seigakufeier zu gehen. Darüber kann er sich auch ein anderes Mal den Kopf zerbrechen. Jetzt will er doch lieber den letzten Tag mit ihrem diesjährigen Team verbringen als alleine durch die Gegend zu rennen. Das hat alles noch nächstes Jahr Zeit und Seigaku ist stark. Darum werden sich Momoshiro, Echizen, Arai, die Ichinen und auch er sich schon kümmern. Sie werden gute Spieler aus den zukünftigen Regulars machen. Kurz bevor er an seinem Haus ankommt, zieht er sein Handy aus seiner Hosentasche und tippt an die anderen Captains in späteren Tagen eine Nachricht. Anfang des nächsten Jahres ein Trainingswochenende mit Seigaku? – Kaidou Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)