Bloß nicht Slytherin! von SeKaYa (Löwen in der Schlangengrube) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Der Rest des Wochenendes verlief ruhig, sehr zu Harrys Erstaunen. Er hatte weitaus mehr Probleme erwartet, denn sie waren mit den Slytherins auf engstem Raum zusammengepfercht. Vielleicht war es nur die Ruhe vor dem Sturm. Immerhin, das Schuljahr war kaum ein paar Tage alt und noch gab es diese Zeit der Umstellung von Ferien auf Schule. Insbesondere, wenn man auch noch Snape im Nacken sitzen hatte. Snape schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, mindestens einmal stündlich nachzusehen, ob es bereits Tote zu beklagen gab – es war unheimlich, wie er immer wieder aus dem Nichts auftauchte, nur um zu schauen, ob sie sich benahmen. So oft, wie Harry Snape in den vergangenen Tagen gesehen hatte, hatte er ihn in zwei Schuljahren nicht zu Gesicht bekommen, abgesehen vom Unterricht.   Bisher sah es so aus, dass die Gryffindors unter sich blieben, sofern sie nicht dazu gezwungen waren, sich mit den Slytherins zusammenzusetzen. Die Slytherins ignorierten sie größtenteils, abgesehen von Zabinis spontanen Einmischungen, Malfoys Beleidigungen und Notts gelebtem Wahnsinn. Von den Mädchen bekam Harry kaum etwas mit, aber da Hermine sich nie beschwerte, schienen sie sich zurückzuhalten. Musste auch die Neuheit der Situation sein. Harry rechnete damit, dass sie spätestens nach der ersten Woche ihre Maske ablegten und zeigten, wie vorurteilsbehaftet sie wirklich waren.   Harry stellte auch fest, dass er die meiste Zeit mit Büchern verbrachte, und sei es nur, um Snapes Kommentaren zu entgehen. Snape hatte sich zur Genüge darüber ausgelassen, wie faul er und Ron eigentlich waren, dass sie sich keine Mühe gaben und ihre Zeit mit nutzlosem Herumgesitze verbrachten. Es hatte sich nicht viel geändert, außer dass Harry dazu übergegangen war, ein Buch als Alibi dabei zu haben.   Die Situation konnte nicht als optimal bezeichnet werden, aber sie war definitiv nicht schlecht. Und das war bereits mehr, als Harry erwartet hatte.   Erstaunlicherweise war es Hermine, die zwar keine persönlichen Anfeindungen bekam, aber mit der Grundsituation unzufrieden war. Harry wusste nicht, wo genau das Problem lag – Hermine gab dazu auch keine klaren Angaben. Es hatte nur mit Hermines Fächerwahl und Snapes Reaktion darauf zu tun. Harry war dabei gewesen, er wusste, dass Hermine wohl eins ihrer Fächer nicht belegen konnte, weil es mit etwas anderem kollidierte. Er wusste auch, dass Hermine Snape noch einmal allein darauf angesprochen hatte, wobei allein ein relativer Begriff war, denn scheinbar hatte Nott davon gehört.   Die Slytherins hatten ausgiebig im Schlafsaal darüber diskutiert. Es ging dabei vor allem darum, dass Hermine wohl eine Sonderregelung erwirkt hatte, um mehr Fächer belegen zu können – vielleicht war es auch nur eine besondere Fächerkombination. Harry wusste, dass ein paar wenige auch drei Fächer gewählt hatten, was kein Problem war, solange sie in unterschiedlichen Blöcken unterrichtet wurden. So fand der Unterricht in Arithmantik gleichzeitig mit Wahrsagen statt und Pflege magischer Geschöpfe wurde parallel zu Muggelkunde unterrichtet. Wer in dem Muggelkundekurs war, wusste Harry nicht, denn die Slytherins würden das Fach nicht mal mit einer Kneifzange anpacken.   Das Ergebnis am Ende des Tages war, dass Hermine sich darüber ärgerte, dass man ihr Muggelkunde gestrichen hatte, obwohl das Fach für sie komplett überflüssig war. Harry konnte durchaus nachvollziehen, warum Snape in diesem Fall sogar Recht hatte.   "Ernsthaft, Hermine, man sollte meinen, du hättest noch nicht genug Unterricht", grollte Ron. "Dein Stundenplan ist voller als voll, auch ohne Muggelkunde. Ich weiß gar nicht, wo du das noch unterbringen wolltest." Er versuchte, einen Blick auf Hermines Plan zu erhaschen, aber Hermine zog ihn schnell weg. "Außerdem, Snape hat Recht, um Muggelkunde zu belegen, müsstest du dich in Pflege magischer Geschöpfe zweiteilen, denn das Fach läuft parallel."   Hermine zögerte einen Augenblick. "Es gibt noch einen anderen Kurs", sagte sie dann und machte einen sichtlichen Haken an das Thema.   Harry verkniff sich die Frage, ob sie wirklich Interesse an dem Fach hatte oder diesen Feldzug rein aus Prinzip führte. Er wusste, dass er selbst dazu neigte, Snape allein wegen der Tatsache, dass er das Gegenteil sagte, Paroli zu bieten – oder zumindest sich darüber aufzuregen. Hermine mit ihrem gesteigerten Gerechtigkeitssinn schien da prädestiniert.   Es wurde Zeit für einen Themenwechsel. Harry wandte sich Ron zu, der immer noch versuchte, zu verstehen, wie man sich über eine verringerte Stundenzahl aufregen konnte.   "Hast du schon was wegen Quidditch gehört?"   Das war das eine Thema, bei dem Harry bisher noch nicht weitergekommen war. Er wusste, dass es eine konfliktgeladene Sache war – insbesondere jetzt, da sie im Haus des Erzrivalen untergebracht waren. Dumbledore hatte zwar gesagt, dass Quidditch von dem Hauswechsel nicht betroffen sein würde, aber Harry hatte da so seine Zweifel. Das Problem war, dass sie von den Gryffindors fast vollkommen abgeschottet waren. Harry wollte nicht unbedingt mit Snape im Nacken über Quidditch diskutieren, wer wusste, ob Snape das nicht zugunsten seines eigenen Teams ausnutzte.   Ron hatte da bessere Chancen, an Informationen zu kommen, immerhin waren zwei seiner Brüder im Team.    Ron schüttelte den Kopf. "Bisher nicht. Aber die neuen Auswahlspiele sind wohl nächstes Wochenende – samstags. Morgens. Wenn wir bei Snape diesen blöden Kurs haben."   Rons Stimme zeigte, dass er da eine Verschwörung witterte. Harry war sich da nicht so sicher, denn Oliver Wood war derjenige, der die Termine abklärte, und das mit Madam Hooch. Snape hatte darauf keinen Einfluss und er würde auch nur informiert, wenn die Slytherins zeitgleich das Feld haben wollten. Harry hatte eher den Verdacht, dass Oliver keine Ahnung hatte, dass sich die Stundenpläne der Slytherins von denen der Gryffindors unterschieden und Samstagsunterricht eingeplant war.   "… das heißt, ich sollte mit Oliver reden." Harry verzog das Gesicht. "Hoffentlich schmeißt er mich nicht aus dem Team, wenn ich ihm absagen muss."   Ron sah sich um und senkte die Stimme. "Und wenn du einfach krank feierst?"   Harry dachte darüber nach. Es war verlockend, aber wer wusste, ob Snape da nicht auch kontrollierte. Und wie sollte er es dann erklären? Zu krank, um in Snapes Zusatzkurs zu hocken, aber fidel genug, um Quidditch zu spielen. Snape würde dafür sorgen, dass Harry das Quidditchfeld nur noch aus der Ferne zu Gesicht bekam.   "Da habe ich vermutlich mehr Chancen, wenn ich auf Snapes Nachsicht baue." Harry seufzte schwer. "Der wittert garantiert die Möglichkeit, seinem Team einen Vorteil zu verschaffen, wenn er mich vom Spielen abhält. Ich sollte es Oliver schonend beibringen und sonst McGonagall drauf ansprechen."   Irgendwie hatte Harry nur Zweifel, dass selbst McGonagall Snape im Zweifelsfall umstimmen konnte. Sie hatte in der Vergangenheit bereits darauf hingewiesen, dass Harry ein Mitglied ihres Hauses war, so dass sie das letzte Wort hatte. Harry konnte sich gut vorstellen, dass Snape das nicht vergessen hatte und ihr ihre eigenen Argumente vorhalten würde. Laut Dumbledore war Harry ja für die Dauer dieser zwei Monate ein Mitglied des Hauses Slytherin in allen Punkten außer Quidditch. Solange Snape Harry vom Quidditch abhielt …   Vielleicht würde Oliver ja einem spontanen Wechsel nach den zwei Monaten zustimmen. Ab Halloween wäre Harry ein Hufflepuff und das erste Spiel war üblicherweise im November – praktischerweise gegen Slytherin.   ~*~*~   Harrys Kopf schwamm noch immer mit Gedanken zu Quidditch als sie sich am Montagmorgen auf den Weg zu Hagrids Hütte machten, um ihre erste Stunde Pflege magischer Geschöpfe zu haben. Harry hatte sich vorgenommen, am Nachmittag Oliver aufzusuchen, sofern Snape ihm in der letzten Stunde nicht noch eine Strafarbeit aufbrummte. Es war typisch für Harrys Glück, dass sie freitags und montags Zaubertränke hatten. Damit war die Woche bereits gelaufen.   "Was glaubt ihr, wie Hagrid sich anstellen wird?" Ron beäugte kritisch ihr Schulbuch. "Bei dem Buch rechne ich ja mit dem Schlimmsten, ohne ihm zu nahe treten zu wollen."   Harry nickte. "Vielleicht müssen wir nur das Buch zähmen", meinte er scherzhaft. "So zum Einstieg."   Wenn er darüber nachdachte, dann hatte er das Schlimmste sicherlich schon hinter sich. Hagrids Drache Norbert, sein Hund Fluffy, seine Monsterpinne Aragog und den Basilisken in der Kammer des Schreckens – viel schlimmer konnte es nicht kommen, oder? Harry kannte nicht allzu viele magische Geschöpfe, aber wenn er sich ansah, welche die Muggel kannten, dann hatte er einen Großteil bereits kennengelernt. Zentauren? Ja, er hatte sogar auf einem gesessen. Drachen? Er hatte zumindest ein Baby gesehen. Einhörner? Auch das, wenngleich nur ein totes. Er hatte auch die Tentakel eines gewaltigen Kraken gesehen. Phönix, Troll, Kobold, … alles dagewesen.   "Was glaubt ihr, was er uns zeigt?", fragte Harry. "Irgendwie fällt mir nichts ein."   Hermine sah nachdenklich drein. "Da gibt es eine Menge. Laut Plan fangen wir mit Flubberwürmern und ähnlichem an und arbeiten uns dann weiter vor. Ich schätze, er zeigt uns dieses Jahr auch schon Niffler und Kniesel und –"   "Ehrlich?" Ron schüttelte den Kopf. "Wir reden hier von Hagrid, dem Mann, der sich eine monströse Riesenspinne als Haustier gehalten hat und Fluffy für knuddelig hält." Er sah leidend zu Harry. "Ich rechne mit einem tollwütigen Mantikor zum Einstieg."   Am Ende hatte Hagrid keinen tollwütigen Mantikor. Stattdessen hatte er eine Herde Hippogreife.   "Uhm, Hagrid, ist das nicht etwas … fortgeschritten für eine erste Stunde?" Hermine sah unsicher zu den Wesen, halb Pferd, halb Greifvogel. "Und was ist mit der Theorie?"   Harry war kein Fan von Theoriestunden, aber ihm war ebenso mulmig zumute. Hagrids Begeisterung konnte nur darauf zurückzuführen sein, dass sie gefährlich waren. Hagrid winkte all ihre Bedenken ab. Er war wirklich der Ansicht, dass es eine gute Idee war, was wohl nur daran liegen konnte, dass jemandem von seiner Größe kaum etwas gefährlich werden konnte.   "Will der uns umbringen?", fragte Malfoy seine Slytherin-Kumpanen. Außer Greengrass hatten scheinbar alle Slytherins Pflege magischer Geschöpfe.   "Hattest du Zweifel?" Nott hielt sein Schulbuch hoch, das mit einer Kette versehen war. "Ernsthaft?"   Malfoy rümpfte die Nase. "Ich nahm an, es sei einfach ein Zeichen für seine Ungebildetheit."   Harry ballte die Hände zu Fäusten. Wenn es nicht ein schlechtes Licht auf Hagrid geworfen hätte, wenn in seinem Unterricht plötzlich eine Schlägerei ausbrach, hätte Harry sich auf Malfoy gestürzt. Die Versuchung war groß, aber er hielt sich mühsam zurück. Hagrid hatte entweder Malfoy nicht gehört oder er ignorierte ihn, denn er fuhr damit fort, ihnen zu erklären, was sie tun würden.   Es kam wie es kommen musste: Hagrid gab ihnen Anweisungen, die prima funktionierten, solange man sie befolgte. Malfoy tat es natürlich nicht, denn das letzte, was Malfoy tun würde, wäre, sich vor einem Tier zu verbeugen.   "… wisst ihr, ich bin gemischter Gefühle", sagte Ron und sah Hagrid nach, der den verletzten Malfoy zum Schloss trug. "Auf der einen Seite verdient Malfoy es, einfach weil er Malfoy ist – aber auf der anderen Seite …"   "Hagrid ist in Schwierigkeiten", fasste Harry die Situation zusammen. "Die Woche fängt wirklich gut an." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)